Die sozialen Netz­werke der Tiere

Die Einwir­kung der Menschen, Krank­heiten und der Klima­wandel stellen die Tier­welt vor unge­kannte Heraus­for­de­rungen. Wie auch beim Menschen trägt das Sozi­al­leben der Tiere zur Resi­lienz der Gruppe und somit zu ihrem Fort­be­stand bei. Dies ist insbe­son­dere ange­sichts enorm unter Druck stehender Ökosys­teme von Bedeu­tung: Eine hohe Resi­lienz ermög­licht der Gemein­schaft, sich an die verän­derten Bedin­gungen anzu­passen und so auch widrigen Umständen zu trotzen.

In dieser Folge erklären Forscher, wie Tiere mit Hilfe sozialer Netz­werke die Heraus­for­de­rungen des Lebens meis­tern. Die West­liche Honig­biene, die zur Bestäu­bung der kali­for­ni­schen Mand­el­felder einge­setzt wird, muss gegen Para­siten und Krank­heits­er­reger ankämpfen, um ihre Kolo­nien zu erhalten. Das letzte Rudel Afri­ka­ni­scher Wild­hunde ist auf dem Laikipia-Plateau in Kenia zuhause. Nach einer verhee­renden Epidemie müssen die seltenen Tiere ums Über­leben der Gruppe kämpfen. Der Hurrikan Maria hat Spuren auf der Insel Cayo Sant­iago in Puerto Rico hinter­lassen. Die dort lebenden Rhesus­affen passen ihre sozialen Bezie­hungen auf faszi­nie­rende Art und Weise an das verän­derte Ökosystem an. Fort Collins, Colo­rado: Nachdem eine Krank­heit vom Menschen auf den Schwarz­schwanz-Prärie­hund über­tragen wurde, werden mögli­cher­weise die weniger sozialen Tiere das Über­leben der Gruppe sichern.

Hidden King­doms

Im tropi­schen Regen­wald auf Borneo tobt das Leben. Nicht nur am Boden, auch in den Baum­wip­feln herrscht ein reges Treiben. Dort wohnt das Spitz­hörn­chen, das sich seine Nahrung im Mangost­an­baum sucht. Auf der anderen Seite der Welt, in Brasi­lien, lebt das Büschel­äff­chen. Das kleine Tier passt in eine Menschen­hand. Es hat seinen Lebens­raum von Urwald an den Rand der Städte verlegt, wo es von dem lebt, was die Menschen wegwerfen.

Kleine Tiere wie sie brau­chen aufgrund ihres Stoff­wech­sels alle zwei bis drei Stunden Nahrung. Entgegen der Annahme ist Futter für die kleinen Pelz­tiere in Wäldern jedoch knapp und die Beschaf­fung gefähr­lich. Während Spitz­hörn­chen in Indo­ne­siens Urwäl­dern mit gefrä­ßigen Bart­schweinen und Orang Utans um die reifen Früchte des Mango­stan-Baums konkur­rieren, müssen Strei­fen­hörn­chen in den Weiten Nord­ame­rikas mindes­tens hundert Eicheln sammeln, um den Winter zu überstehen.Während manche Hörn­chen auf dem ehrli­chen Weg versu­chen, ihre unter­ir­di­sche Spei­se­kammer aufzu­füllen, haben sich andere auf das Plün­dern der Depots ihres Nach­barn spezia­li­siert. Das bleibt nicht unge­straft. Wird der Dieb entdeckt, kommt es zum Kampf. Die wilden ober- und unter­ir­di­schen Verfol­gungs­jagden können sogar tödlich enden. Spitz­hörn­chen im indo­ne­si­schen Dschungel müssen zwar nicht über den Winter kommen, haben aber trotzdem lange Durst­stre­cken zu bewäl­tigen. Denn die Bäume tragen nur saisonal Früchte und werden pünkt­lich zur Ernte­zeit von anderen Wald­tieren abge­erntet. Leer­ge­fres­sene Bäume zwingen die winzigen Baum-Bewohner zu gefähr­li­chen Expe­di­tionen mit unge­wissem Ausgang.

Borneos geheime Wildnis

Während die Kroko­dile in den Gewäs­sern des Kina­ba­tangan nach Beute jagt, streifen Nebel­parder durch das undurch­dring­liche Wald­reich. Die akro­ba­ti­schen Raub­katzen bewohnen vorwie­gend Bäume. Der Kina­ba­tangan fließt mitten durch Borneo und dient den verschie­densten Spezies als unver­sieg­bare Lebens­ader. Fast so alt wie der Fluss selbst ist das Krokodil — ein Reptil, dessen Gestalt sich in über 100 Millionen Jahren kaum verän­dert hat.

Während die Urzeit­echse in den Gewäs­sern des Kina­ba­tangan nach Beute jagt, streifen Nebel­parder durch das undurch­dring­liche Wald­reich. Die akro­ba­ti­schen Raub­katzen bewohnen vorwie­gend Bäume und sind stets auf der Suche nach Nahrung. Vögel, Hörn­chen und Nasen­affen zählen ebenso zu ihren Opfern wie junge Borneo-Orang-Utans.

Im Herzen von Sabah, dem malay­si­schen Bundes­staat auf der südost­asia­ti­schen Insel Borneo, entspringt ein wahrer Quell des Lebens: der Kina­ba­tangan. Über eine Strecke von rund 600 Kilo­me­tern schlän­gelt sich der Fluss aus dem Hoch­land bis zur Mündung in die Sulusee und bietet einer Arten­viel­falt ein Zuhause, wie sie auf der Erde kaum irgendwo sonst zu finden ist. Die einma­lige Tier- und Pflan­zen­welt des Kina­ba­tangan steht im Fokus der Serie „Borneo‘s Secret Kingdom“ — ange­fangen bei einer Urzeit­echse: Das Krokodil ist fast so alt wie der Fluss selbst und hat sich in den letzten 100 Millionen Jahren kaum verän­dert. Während das gefürch­tete Reptil an den Ufern und im Wasser seinen Opfern auflauert, durch­streifen Raub­katzen und Elefanten das Land rund um den magi­schen Strom. Die umlie­genden Regen­wälder sind außerdem Heimat eines der nächsten Verwandten des Menschen, des Oran-Utans. Hier, auf Borneo, befindet sich einer der letzten Rück­zugs­räume der akut vom Aussterben bedrohten Primaten. „Borneo‘s Secret Kingdom“ zeigt, wie sich die verschie­denen Tiere des Kina­ba­tangan tagtäg­lich aufs Neue dem Kampf ums Über­leben stellen — und dabei dem Natur­phä­nomen El Niño ebenso wie dem globalen Klima­wandel und der fort­schrei­tenden Urwald­ro­dung trotzen müssen. Jede einzelne Folge erzählt in bril­lanten Bildern eine neue Geschichte von einem der aufre­gendsten Natur­schau­plätze des Planeten.

SOS TV

Es ist jeden Tag aufs Neue ein Kampf mit unsi­cherem Ausgang. Wenn die Flut kommt, wissen die Menschen in Desa Sayung nicht, wie lange sie dort noch leben können. SOS steht den Menschen dort bei. Im SOS-Kinder­dorf finden Mädchen und Jungen, die nicht in ihrem eigenen Eltern­haus aufwachsen können, ein neues Zuhause und lang­fris­tige Unter­stüt­zung bis zur Selbständigkeit.

Leschs Kosmos

Während der Mensch noch debat­tiert, ist die Natur schon mitten­drin: im Wandel durch den Klima­wandel. Und die Folgen sieht man nicht nur in der Arktis, sondern auch direkt vor der Haustür. Der Faktor Klima ist entschei­dend im Spiel des Lebens. Ändert er sich, werden die Karten neu gemischt. Doch wer verliert, wer gewinnt — und wo steht der Mensch? Harald Lesch geht dieser Frage nach und zeigt, warum keiner für sich allein stirbt.

Ganz deut­lich zeigt sich der Einfluss des Klima­wan­dels bei den Zugvö­geln. Sie verab­schieden sich im Herbst später und kehren im Früh­jahr eher zurück. Die Winter werden immer kürzer, sodass Vögel im Vergleich zu früher bereits schon Tage und Wochen eher einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Manche Zugvögel fliegen inzwi­schen sogar gar nicht mehr gen Süden, sondern bleiben das ganze Jahr über in Deutsch­land. Doch es gibt nicht nur Gewinner: Die Brut­kästen des Trau­er­schnäp­pers beispiels­weise bleiben immer häufiger leer. Denn er kommt zu spät, obwohl er — nach dem früher geltenden Jahres­zeit­plan — pünkt­lich kommt. Warum passt er sich nicht den neuen Bedin­gungen an? Auch der Kuckuck gerät in Bedrängnis: Wenn er aus Afrika zurück­kehrt, sind einige seiner Wirts­vögel schon längst da. Das bringt ihn aus dem Rhythmus — und in Bedrängnis. Ist bald schon sein „kuckuck“ nicht mehr zu hören? Narwale fühlen sich in der Arktis beson­ders wohl. Sie sind bestens an das Leben in der Kälte ange­passt. Doch jetzt zieht sich das Eis immer weiter zurück, sodass ihre Feinde, die immer Abstand zum Meereis halten, in ihren Lebens­raum vordringen können. Ein Drama für die Narwale. Die Klima­ver­än­de­rungen beein­flussen das Wetter: Hitze­pe­ri­oden oder Dauer­regen im Sommer, Schnee­chaos und extreme Kälte im Winter. Experten prognos­ti­zieren, dass globale Wetter­phä­no­mene für vermehrte Extrem­ereig­nisse auch in Deutsch­land sorgen werden. Hitze­re­korde wurden inzwi­schen auch in Sibi­rien erreicht. Was dort geschieht, betrifft auch uns. Das Auftauen des Perma­f­rost­bo­dens könnte die globalen Verän­de­rungen stark beschleu­nigen und die globale Erwär­mung unwi­der­ruf­lich befeuern. Harald Lesch verfolgt die schon erkenn­baren Spuren der Klima­ver­än­de­rung und zeigt die Auswir­kungen auf das komplexe Netz­werk der Natur.

Unsere Wälder

Die Deut­schen lieben den Wald. Kein anderes Land Europas hat eine derart tiefe Verbin­dung zur Heimat der Bäume. Ein Drittel des Landes ist mit Wald bedeckt — 90 Milli­arden Bäume insgesamt.Und kein Natur­raum ist so stark mit der Iden­tität der Deut­schen verbunden wie der Wald. Nicht das Watten­meer, nicht die Berge spie­geln die Seele und die Befind­lich­keiten der Deut­schen, sondern — die Wälder.Wälder sind die größten Süßwas­ser­spei­cher — denn alles im Wald ist darauf ausge­legt, Wasser für schlechte Zeiten zu bunkern.

Die Baum­kronen fangen einen Groß­teil des Nieder­schlages auf, bevor er zu Boden fällt, wo der humus­reiche Unter­grund ihn aufsaugt wie ein Schwamm. Baum­wur­zeln, die von ihren Pilz­freunden in einen zarten Filz gehüllt werden, spei­chern das kost­bare Nass. Und wie durch ein Wunder gelangt es von den Wurzeln wieder hinauf in die Krone — ganz ohne Motorpumpen.Hier oben wird es gebraucht für die Photo­syn­these. Denn ohne Wasser kommt die Zucker­pro­duk­tion in den Blät­tern zum Still­stand, und dem ganzen Wald knurrt der Magen. Während die Blätter oben die Energie der Sonne einfangen, sorgt das geschlos­sene Kronen­dach für grünes Dämmer­licht unter den Bäumen — und für ein gleich­mäßig kühles, feuchtes Klima im Waldinneren.Zu viel Wasser aller­dings lässt viele Bäume ertrinken. Wie ein Mensch erliegen sie dabei einem Ersti­ckungstod. Auen­wälder sind deswegen das Terrain der Spezia­lis­ten­bäume — und Heimat der Biber, der einzigen tieri­schen Wald­be­wohner, die Bäume fällen. Doch egal, wo ein Wald wächst: Jeder Wald ist ein gigan­ti­scher „Wasser­eimer“ in einer globalen Kette von Pump­sta­tionen. Wälder pumpen den Wasser­dampf von den Meeren ins Landes­in­nere. Ohne sie würden die großen Konti­nente im Inneren austrocknen. Nicht nur deswegen sind Wälder die wich­tigsten Verbün­deten im Kampf gegen den Klima­wandel. Und so forschen Wissen­schaftler mit Klima­türmen und Kronen-Kränen am Wunder­werk Wald.