Zwei mäch­tige Symbole der Hoffnung

Zwei mäch­tige Symbole der Hoffnung

Daniel Merdes, Geschäfts­führer BOS Deutsch­land, blickt auf seine persön­li­chen Höhe­punkte des Jahres zurück:

Das sich verab­schie­dende Jahr war sicher­lich alles andere als ereig­nisarm. Die spek­ta­ku­läre Taymur Rettung – nur möglich  durch den Einsatz der BOS Foun­da­tion und der zahl­rei­chen Spender aus Deutsch­land — oder das bis heute unge­klärte Wunder, dass Alba ihren Weg in unsere Rettungs­sta­tion fand, haben Menschen welt­weit berührt. So auch mich. Aber zwei weitere Ereig­nisse  möchte ich gerne mit Ihnen teilen, da sie mich beson­ders gefreut haben, nicht zuletzt weil sie – im wahrsten Sinne des Wortes – große und mäch­tige Symbole der Hoff­nung sind.

Nach 24 Jahren die lang­ersehnte Frei­heit für Romeo

Im Juni dieses Jahr wurde Romeo nach über 24 Jahren im Rettungs­zen­trum auf „seine“ Voraus­wil­de­rungs­insel gebracht. Noch gut kann ich mich an Romeos resi­gnierten Blick in seinem Käfig erin­nern, als ich ihn das erste Mal vor drei Jahren in Samboja Lestari begegnen durfte. Seine Augen waren ohne Glanz und voller Hoff­nungs­lo­sig­keit. Von uns Menschen erwar­tete er außer seiner tägli­chen Nahrung nichts Gutes mehr. Wie auch. Orang-Utans können trotz ihrer Intel­li­genz nicht zwischen Helfern und Frei­heit­neh­mern diffe­ren­zieren. Wie kann Romeo auch wissen, dass ihm das blanke Leben gerettet wurde und sein vermisster Lebens­raum nicht mehr exis­tiert. Was bleibt ist Wut aufgrund der Gefan­gen­schaft. Diese Begeg­nung hat mich doch sehr betroffen. Kurz davor hatte ich noch die neugie­rigen Augen der jungen Orang-Utans im Baby­haus als krassen Gegen­satz gesehen. Auch die Haupt­pro­ble­matik war mir natür­lich in diesem Moment bekannt: Es fehlen geeig­nete Auswil­de­rungs­flä­chen für domi­nante männ­liche Orang-Utans, denn sie benö­tigen riesige Terri­to­rien und die Abwe­sen­heit konkur­rie­render Orang-Utan-Männ­chen, beson­ders aus der wilden Popu­la­tion. Im Gegen­satz dazu lassen sich weib­liche Orang-Utans wesent­lich einfa­cher in ein neues Habitat integrieren.

Dieses Jahr kam nun endlich die erlö­sende Nach­richt: Für Romeo wurde eine „eigene“ Voraus­wil­de­rungs­insel geschaffen. Nach über 24 Jahren im Käfig konnte er wieder auf einen Baum steigen und die warme Erde unter sich fühlen, die Nase voller mit fast verges­senen Düften aus dem Wald. Und plötz­lich war da ein anderer Blick in seinen Augen, erste Verwirrt­heit machten einer entschlos­senen Wild­heit Platz: Romeo ist zurück!

 

Doch Romeo ist kein Einzelfall

In diesem Monat durfte dieses Erlebnis auch vom vor 23 Jahren einge­sperrten Orang-Utan Papa geteilt werden.  Nie wieder Einzel­haft für diese majes­tä­ti­schen Geschöpfe, statt­dessen Hoff­nung und Aufbruch. 

Und genau diese Nach­richt wünsche ich mir für alle verblei­benden Orang-Utans in unseren Rettungs­sta­tionen. Im Jahr 2018 wollen wir weiterhin unser beson­deres Augen­merk darauf richten. Alles andere als einfach mit begrenzten Ressourcen an Geld­mit­teln und Auswil­de­rungs­flä­chen. Wir nehmen aber die Heraus­for­de­rung an, denn Orang-Utan-Schutz hört nicht bei den Orang-Utan-Babies auf, sondern beginnt da, wo es weh tut. Leider wollen viele nicht die ganze Geschichte hören, aber BOS wird sie auch im nächsten Jahr nicht von der Wahr­heit verschonen können. Es gibt noch zu viele Romeos hinter Gittern, auch in diesem Augen­blick wird Regen­wald unwie­der­bring­lich zerstört. Pro Sekunde global ein halbes Fußball­feld. Ein fast nicht zu ertra­gender Gedanke. Die Zeit­fenster zur jewei­ligen Rettung werden täglich kleiner. Auch zwischen den Jahren haben wir zwei weitere Orang-Utan-Babys gerettet. Deswegen müssen wir noch viel mehr mit allen lösungs­ori­en­tierten Orga­ni­sa­tionen, Regie­rungen und Unter­nehmen zusammenarbeiten.

Nur gemeinsam haben wir über­haupt eine Chance und nur so hat der Orang-Utan eine Chance!

Bitte schreiben sie mir, wenn sie Fragen, Anmer­kungen oder Ideen haben. Auch im nächsten Jahr werde ich jede Zuschrift persön­lich beant­worten. Ihre Rück­mel­dungen geben mir und meinem Team die Kraft weiterzumachen!

Vielen Dank für Ihre Acht­sam­keit und Unterstützung!

 

Daniel Merdes

 

Unseren geret­teten Orang-Utan-Babys geht es jeden Tag besser!

Unseren geret­teten Orang-Utan-Babys geht es jeden Tag besser!

Eine Woche nach der Rettung – Alejandra und Rachel geht es gut!

Wir freuen uns kurz vor dem Jahres­wechsel noch einmal eine posi­tive Nach­richt mit Ihnen teilen zu können: Die beiden weib­li­chen Baby-Orang-Utans, die wir kurz vor Weih­nachten retten konnten, erholen sich gut und werden mit jeden Tag wider­stand­fä­higer und kräftiger!

Am 22. Dezember konnte eine kleine Orang-Utan-Dame von uns in Sicher­heit gebracht werden. Wir schätzen, dass sie drei bis vier Monate alt ist. Etwas geschwächt kam sie in unserem Rettungs­zen­trum in Nyaru Menteng an und nach einigen medi­zi­ni­sche Unter­su­chungen war klar, dass sie zwar viel Nähe und Wärme brau­chen wird, um sich voll­ständig zu erholen, aber ihr Gesund­heits­zu­stand ansonsten unbe­denk­lich scheint.

Einen Namen hat die Kleine nun auch schon: ALEJANDRA. Bei ihrer Ankunft war sie noch nicht in der Lage zu sitzen — mit viel Geduld, Liebe und der Hilfe ihrer Baby­sit­terin, wird sie dies in den kommenden Wochen ebenso erlernen, wie andere lebens­not­wen­dige Fähig­keiten. Zur Erin­ne­rung: In der Wildnis leben Orang-Utan-Junge bis zu acht Jahren mit ihren Müttern zusammen und werden, ergän­zend zur Pflanzen- und Obst­nah­rung, teils auch bis zu diesem Alter zusätz­lich mit Mutter­milch versorgt .…

Unsere Baby­sit­te­rinnen ersetzten den Neuan­kömm­lingen im Baby­haus die Mutter, spenden Wärme, Zunei­gung und vermit­teln, was sonst die Orang-Utan-Mütter ihrem Nach­wuchs beigebracht hätten.
Und bei der kleinen Alejandra haben diese Bemü­hungen bereits Früchte getragen: Sie hat sich gut in ihrer neuen Umge­bung einge­lebt, wiegt nun immerhin schon etwas über zwei Kilo­gramm, liebt es Milch zu trinken und hat begonnen, weiche Früchte zu essen. Insge­samt macht sie uns einen zufrie­denen Eindruck. Wenn sie sich so gut weiter­ent­wi­ckelt, wird die Waage bald noch ganz andere Zahlen anzeigen.

Kurz vor Weih­nachten: Weiterer Zuwachs im Babyhaus

Einen Tag vor Weih­nachten wurde ein weiteres Orang-Utan-Baby, von einem Dorf­be­wohner aus der Umge­bung, an unser Team in Nyaru Menteng über­geben. Die Kleine wurde uns in einer Holz­kiste ausge­hän­digt, nachdem man sie nicht weit von der Stelle entfernt gefunden hatte, an welcher bereits Alejandra einen Tag zuvor gerettet worden war. Auch dieses, auf 12 bis 18 Monate alt geschätztes Orang-Utan-Weib­chen, sollte nicht namenlos bleiben. Wir stellen vor: RACHEL. Bei ihrer Ankunft war sie anfäng­lich von all den neuen Gesich­tern etwas einge­schüch­tert. Doch inner­halb der letzten Woche hat sich Rachel sehr gut einge­lebt und arbeitet nun sehr erfolg­ver­spre­chend mit ihrer Ersatz­mutter, einer unserer liebe­vollen und enga­gierten Baby­sit­te­rinnen, zusammen um sich fit für die nächste Stufe, den Wald­kin­der­garten zu machen. Sie wiegt knapp acht Kilo­gramm, liebt Obst und Milch und hat bereits einige der Lern­spiel­zeuge im Baby­haus auspro­biert — wagt sich sogar schon auf nicht all zu hohe Bäume!

Mit Alejandra und Rachel werden nun derzeit im BOSF Nyaru Menteng-Baby­haus 24 Orang-Utans betreut. 
Bevor die beiden Neuan­kömm­linge Teil der Kinder­gar­ten­gruppe werden können, müssen sie eine zwei­mo­na­tige Quaran­täne-Phase durchlaufen.
Aber auch diese Zeit werden sie durch das bereits gewon­nene Vertrauen zu unserem Team meis­tern und in wenigen Wochen werden dann auch Alejandra und Rachel den Wald­kin­der­garten aufmischen.

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Nur echtes Team­work führt zu erfolg­rei­cher Auswilderung!

Nur echtes Team­work führt zu erfolg­rei­cher Auswilderung!

Menschen­affen + Regen­wald = glück­li­ches Leben. Damit diese Glei­chung aufgeht, bedarf es mehr als ein paar Hand­griffe. Hinter jeder erfolg­rei­chen Lebens­ge­schichte eines von BOS reso­zia­li­sierten Orang-Utans stecken komplexe, oft schwie­rige Abläufe, die unsere Mitar­beiter in ihre Arbeit einkal­ku­lieren müssen. Wie aber sieht das konkret aus?

Bevor Menschen­affen wieder in ihren natür­li­chen Lebens­raum entlassen werden können, durch­laufen sie einen langen, inten­siven Reso­zia­li­sie­rungs­pro­zess. Warum? Nun, sie benö­tigen eine gute gesund­heit­liche Verfas­sung. Außerdem sollen sie ein entspre­chendes Alter erreicht haben und ange­mes­senes natür­li­ches Verhalten zeigen. Nicht zuletzt müssen sie viele verschie­dene Fertig­keiten erlernt haben, die ihr Über­leben in freier Wild­bahn sichern.

An der Vorbe­rei­tung zu einer Auswil­de­rung ist das gesamte indo­ne­si­sche BOS-Team betei­ligt: im Auswil­de­rungs­camp, in den Reso­zia­li­sie­rungs­zen­tren, aber auch im Haupt­quar­tier in Bogor. Die Mitar­beiter stellen mit sorg­fäl­tiger Planung sicher, dass bei der Frei­las­sung unserer Artver­wandten alles reibungslos abläuft.

Jeder Schritt in die Frei­heit wird mit Span­nung erwartet

Ende November regnete es jeden Tag im Schutz­wald von Kehje Sewen. Pflanzen wuchsen und gediehen zu über­hän­genden Büschen entlang des gekenn­zeich­neten Pfades. Die Flüsse schwollen an, und die Luft war nach jedem Platz­regen kalt und feucht. Das Wetter konnte unser Auswil­de­rungs­team nicht entmu­tigen. Statt­dessen wurde dieser Dezember im Nles Mamse Camp herz­lich will­kommen geheißen, versprach er doch eine weitere Orang-Utan-Auswilderung.

Diese sollte die mitt­ler­weile 14. In Kehje Sewen sein. Schon fünf Monate vorher wurde hier am 12. Juli einigen Kandi­daten die Frei­heit geschenkt. Jetzt waren fünf weitere an der Reihe. Unser Auswil­de­rungs­team begann damit, den genauen Platz für die Frei­las­sung zu bestimmen. Dieser ist von verschie­denen Faktoren abhängig, wie etwa den indi­vi­du­ellen Vorlieben unserer Schütz­linge, ihrem Verhältnis unter­ein­ander oder aber dem zur Verfü­gung stehenden Nahrungs­an­gebot. Das Mutter-Kind-Gespann Ingrid und Ivan sollte auch nach der Auswil­de­rung zusammen bleiben, da Ivan immer noch stark an seiner Mutter hängt. Für die anderen drei Kandi­daten wurden unter­schied­liche Stellen im Wald gefunden.

Während der Vorbe­rei­tungs­zeit besuchte unser Team außerdem regel­mäßig Mugi. Er ist der Boots­bauer vor Ort und fertigt geeig­nete Trans­port­mittel, die für die Auswil­de­rungs­teams und Orang-Utan-Käfige zur Über­que­rung des Flusses Telen benö­tigt werden.

Und schließ­lich war das Team stark damit beschäf­tigt, das Dock zu reinigen, neue Geländer zu instal­lieren und weitere Sicher­heits­vor­keh­rungen zu treffen. Ja, auch das gehört zum Alltag!

Vor dem großen Tag

Jeder Ankunft der Auswil­de­rungs­kan­di­daten geht ein wahrer Putz­ma­ra­thon voraus. Das Camp und die angren­zende Umge­bung werden von Grund auf gereinigt.

Außerdem werden jede Menge logis­ti­sche Vorkeh­rungen getroffen. Dass solch Fleiß sich auszahlt, merkt unser Team spätes­tens, wenn wieder eine Auswil­de­rung reibungslos über die Bühne gegangen ist. Wie jetzt im Fall von Kehje Sewen. Dank des fantas­ti­schen Zusam­men­spiels aller Team­mit­glieder dürfen fünf weitere Orang-Utans den Rest ihres Lebens in Frei­heit verbringen. Wie sie ihr neues Zuhause erkunden und sich im Regen­wald einleben? Bleiben Sie dran, wir beob­achten und berichten!

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Tschüß 2017! Will­kommen Freiheit!

Tschüß 2017! Will­kommen Freiheit!

Das Beste kommt zum Schluss, auch bei uns. Nach einem ereig­nis­rei­chen Jahr mit drama­ti­schen Rettungen, erfolg­rei­chen Auswil­de­rungen und jeder Menge anderer Projekte, auf die wir mit Recht stolz sein können, setzt BOS jetzt noch einen drauf:
Pünkt­lich zum Jahres­ende beginnt für acht unserer Schütz­linge ein neues Leben. Im Schutz­wald von Bukit Batikap wurden sie jetzt von unseren lokalen Part­nern, der BOS Foun­da­tion und dem Arten­schutz­di­rek­torat des Umwelt­mi­nis­te­riums, in die Frei­heit entlassen.

Damit erhöht sich die Zahl der in dieses Gebiet ausge­wil­derten Tiere auf 167. Ein riesiger Erfolg für BOS und Grund dafür, warum BOS Foun­da­tion zu einem der Gewinner des dies­jäh­rigen „World Bran­ding Award Animalis Edition“ gekürt wurde.

Heli­ko­pter fliegt Menschen­affen nach Bukit Batikap 

Die letzte Auswil­de­rung für 2017 wurde mit einem Hubschrauber durch­ge­führt, zur Verfü­gung gestellt vom Wald­brand­kon­troll­di­rek­torat des Umwelt­mi­nis­te­riums. „Orang-Utans in die Tiefen des Waldes von Batikap zu bringen, ist ohne dieses Hilfs­mittel eine Tortur“, weiß  Dr. Ir. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion. „Wir benö­tigen meist drei ganze Tage und Nächte zu Land und zu Wasser. Dank des Hubschrau­bers dauert die gesamte Auswil­de­rung nur wenige Stunden.“

 

Sieben männ­liche Orang-Utans und ein Weib­chen, alle im Alter von 16 bis 26 Jahren, dürfen jetzt den Schutz­wald von Bukit Batikap ihr Zuhause nennen. Damit leben jetzt noch mehr potente männ­liche Tiere in dem Areal. Ein ausge­wach­sener Orang-Utan-Mann bean­sprucht mehr als 3.000 Hektar Wald. Eine enorme Reich­weite, die der Schutz­wald momentan in der Lage ist, abzufangen.

Jamartin Sihite: „Diese Möglich­keit hatten wir nicht immer. Einige der Tiere warten schon viel zu lange im Reso­zia­li­sie­rungs­kom­plex. Es gab in der Vergan­gen­heit nicht genü­gend geeig­nete Wald­flä­chen für die Auswil­de­rung. Heute sind wir dank der Zusam­men­ar­beit mit lokalen und zentralen Behörden endlich imstande, diesen Orang-Utans eine Chance zum freien Leben im Wald zu geben.“

Für den jetzigen Erfolg ist vorallem die groß­ar­tige BOS-Kampagne #Oran­gut­an­Freedom verant­wort­lich. Im Rahmen dieser konnten bei neun Auswil­de­rungen insge­samt 75 Menschen­affen in die Frei­heit entlassen werden. Weitere 43 leben nun auf Voraus­wil­de­rungs­in­seln und haben beste Chancen, demnächst ausge­wil­dert zu werden. Und elf Orang-Utans im Alter von zwei bis 25 Jahren konnte unser Team Anfang März erfolg­reich in ein sicheres Gebiet umsiedeln.

Die jetzt ausge­wil­derten Orang-Utans kamen in zwei Gruppen mit jeweils vier Tieren in ihr künf­tiges Lebens­areal. Der erste Trupp verließ bereits am Dienstag, den 12. Dezember Nyaru Menteng. Der zweite folgte am Tag darauf. Von Nyaru Menteng ging die Fahrt per Auto nach Kuala Kurun. Von dort flog der zur Verfü­gung gestellte Hubschrauber die Trans­port­kä­fige und Team­mit­glieder direkt ins Herz von Bukit Batikap. 

Hier soll jetzt laut des Brand­schutz­di­rek­tors des Umwelt­amtes, Ir. Raffles Brotestes Panja­itan, eine beson­ders strenge Kontrolle der Neuzu­gänge erfolgen: „Wir werden streng über­wa­chen um sicher­zu­stellen, dass dieses Jahr keine Wald­brände entstehen. Die aktu­elle Situa­tion ist recht stabil. Daher können wir mehr Wild­tier­schutz betreiben. Dazu gehört auch, unseren Hubschrauber für Auswil­de­rungen zur Verfü­gung zu stellen.“

Er ergänzt: Der Schutz dieser Spezies wird helfen, die Qualität unserer Wälder zu erhalten. Wir hoffen, dass eine wach­sende Orang-Utan-Popu­la­tion in Bukit Batikap und anderen Wäldern Kali­mantans uns erfolg­reich helfen wird, sowohl die Spezies als auch unsere Wälder zu bewahren.“ 

Auch Arten­schutz­di­rektor Ir. Bambang Dahono Adji sieht die Auswil­de­rung als wich­tiges Ziel zum Schutz der verblei­benden wilden Lebens­räume. „Wir wissen, dass der Orang-Utan eine Art Wahr­zei­chen ist, jemand, der dabei hilft, Wald­qua­lität zu sichern. Menschen­affen aus den Reso­zia­li­sie­rungs­zen­tren auszu­wil­dern, ist ein wich­tiger Schritt im Schutz dieser Spezies und ihrer Lebensräume.“

Der Experte betont zugleich die abso­lute Notwen­dig­keit der Auswil­de­rungen. „Wald­schutz hängt von einem erfolg­rei­chen Reso­zia­li­sie­rungs­pro­gramm ab. Das ist für uns alle von Vorteil.“

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#Oran­gut­an­Freedom — das war unser Jahr im Rückblick

#Oran­gut­an­Freedom — das war unser Jahr im Rückblick

Tradi­tio­nell blicken wir zum Jahres­ende auf die vergan­genen zwölf Monate zurück. Für BOS Deutsch­land war 2017 unter dem Motto #Oran­gut­an­Freedom ein erfolg­rei­ches Jahr. Bei neun Auswil­de­rungen konnten wir insge­samt 75 Menschen­affen die Frei­heit schenken. Weitere 43 leben auf Voraus­wil­de­rungs­in­seln und haben beste Chancen, demnächst ausge­wil­dert zu werden. Elf Orang-Utans im Alter von zwei bis 25 Jahren konnte unser Team Anfang März erfolg­reich in ein sicheres Gebiet umsie­deln, darunter zwei Mütter mit ihren Kindern.

Trotz vieler posi­tiver Meldungen sehen wir aber auch, wie notwendig unser Einsatz gerade jetzt ist. Die Beispiele in unserem kurzen Jahres­rück­blick zeigen Ihnen warum.

 

Der Fall Taymur 

 

Immer wieder werden wir mit dem Schicksal illegal gehan­delter Orang-Utans konfron­tiert. Ein lukra­tives Geschäft, bei dem Menschen­affen-Babys verkauft werden, um als pres­ti­ge­träch­tige „Haus­tiere“ unter übelsten Bedin­gungen zu enden. 

Trau­rige Berühmt­heit erlangte 2017 die Geschichte des kleinen Taymur. Aus Indo­ne­sien geschmug­gelt, gequält und mit Drogen voll­ge­pumpt, bewegte sein Schicksal Tier­schützer auf der ganzen Welt. Der Fall führte sogar zu diplo­ma­ti­schen Verstim­mungen zwischen Taymurs Heimat­land und Kuweit, wohin das Orang-Utan-Baby verkauft wurde. Vor allem dem Einsatz der BOS Foun­da­tion und zahl­rei­cher Spender aus Deutsch­land war es zu verdanken, dass der Kleine im September endgültig nach Borneo zurück­ge­bracht werden konnte.

Endlich darf Taymur wieder in seiner Heimat leben“, sagt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V. „Gemeinsam mit unseren indo­ne­si­schen Part­nern haben wir hart­nä­ckig daran gear­beitet, ihn aus seinem Marty­rium zu befreien. In unserem Schutz­zen­trum in Nyaru Menteng bekommt er jetzt die Pflege und Fürsorge, die er braucht, um ein artge­rechtes Leben zu führen.”

 

Alba, die weiß­haa­rige Lady 

 

Auf ganz andere Weise drama­tisch und spek­ta­kulär ist die Geschichte des jungen Orang-Utan-Weib­chens, die im Zuge eines inter­na­tio­nalen Namens­wett­be­werbs Alba genannt wurde. Alba ist ein Albino, etwas gerade bei Orang-Utans extrem Seltenes. 

Die junge Dame konnte im April 2017 aus kurzer Gefan­gen­schaft befreit und unseren Part­nern bei der BOS Foun­da­tion über­geben werden. Das Schicksal ihrer Mutter ist unbekannt. 

Aufgrund ihres Albi­nismus ist Alba haut­krebs­ge­fährdet und zudem sehbe­hin­dert, so dass sie wohl niemals ausge­wil­dert werden kann. Statt­dessen wird sie auf einer kleinen Insel mit drei anderen, normal rotbraun gefärbten, Artge­nos­sinnen ein behü­tetes Leben führen. Die Sorge, dass die „normalen Orang-Utans“ Alba wegen ihrer Anders­ar­tig­keit mobben würden, hat sich nicht bestä­tigt. Im Gegen­teil, wie es aussieht, gibt Alba laut ihren Beschüt­zern den Ton an.

 

Baby­häuser

Unsere Pfle­ge­sta­tionen für die Jüngsten in Samboja Lestari und Nyaru Menteng waren schon lange über­füllt. Kein Wunder, allein 2017 konnten wir 20 verwaisten Babys retten, die ein neues Domizil brauchten. Unter­stützt wird dies seit Sommer 2017 durch jeweils ein neues Baby­haus in den beiden Stationen. Dort dürfen Taymur und alle seine Freunde jetzt in Sicher­heit und Gebor­gen­heit toben und spielen. Beide Unter­künfte wären aller­dings ohne beson­deres inter­na­tio­nales Spender-Enga­ge­ment nicht möglich gewesen, wobei das Baby­haus in Nyaru Menteng ganz maßgeb­lich von BOS Deutsch­land finan­ziert werden konnte. Das freut uns natürlich. 

 

Immer wieder reif für die Insel(n)

Die von BOS reha­bi­li­tierten Orang-Utans brau­chen natur­nahe und dennoch geschützte Areale, um ihren Fähig­keiten den letzten Schliff für ein erneutes Leben in der Wildnis zu verleihen. Dafür ziehen sie eine Zeit lang auf soge­nannte Vor-Auswil­de­rungs­in­seln. Eine von ihnen ist Salat Island in Zentral-Kalimantan. 

Dieses Fluss­ge­biet zu erwerben, stellte BOS vor große Heraus­for­de­rungen. Letzt­end­lich konnten jedoch 600 Hektar der insge­samt 3.400 Hektar großen Insel gesi­chert werden. Anfang 2017 dann ein noch größerer Erfolg: Weitere 1.400 Hektar kamen hinzu, so dass nunmehr über 2.000 Hektar Land, 20 Quadrat­ki­lo­meter, für die Arbeit der BOS Foun­da­tion auf Salat Island zur Verfü­gung stehen. 

Diese Fläche ist einer­seits ein extrem wich­tiges Stand­bein für die Auswil­de­rungen aus der Station Nyaru Menteng, darüber hinaus aber auch ein würdiges Refu­gium für Orang-Utans, die aus Alters- oder Krank­heits­gründen nicht mehr ausge­wil­dert werden können. 

Juq Kehje Sewen - Drohnenaufnahme
Juq Kehje Swen — Drohnenaufnahme

Im Juli 2017 konnte in Ost-Kali­mantan die Insel Nr. 8 erworben werden. Mit ihren gerade einmal drei Hektar ist sie zwar klein, verbes­sert aber als Vor-Auswil­de­rungs­insel dennoch die Auswil­de­rungs­mög­lich­keiten der Station Samboja Lestari. Daneben sollen die schon lange exis­tie­renden künst­lich ange­legten Inseln auf dem Areal von Samboja Lestari baulich verbes­sert werden. 

Eben­falls in Ost-Kali­mantan gelegen ist die 83 Hektar große Insel Juq Kehje Swen, was in der Dayak-Sprache ganz prag­ma­tisch Orang-Utan-Insel bedeutet. Sie wird seit September 2017 als Vor-Auswil­de­rungs­insel für Samboja Lestari bezie­hungs­weise das Auswil­de­rungs­ge­biet Kehje Sewen genutzt. 

 

Wald und Leute 

BOS ist an der Entwick­lung, besser gesagt, der Rena­tu­rie­rung des Mawas-Gebietes betei­ligt. In diesem über 300.000 Hektar großen Torf­wald­ge­biet in Zentral-Kali­mantan dreht sich alles um Wieder­auf­fors­tung und Blockade früher, im Rahmen eines geschei­terten Reis­an­bau­pro­jekts, ange­legter Drai­na­ge­ka­näle. Ziel ist es, durch Wieder­vernäs­sung die ursprüng­liche Torf­wald­öko­logie wieder herzu­stellen. In diesem Zusam­men­hang koope­riert BOS mit anderen Orga­ni­sa­tionen im Rahmen des SOS Borneo Projekts z. B. mit der Borneo Nature Foundation. 

Seit Beginn gehört es zum Selbst­ver­ständnis von BOS, mit der orts­an­säs­sigen Bevöl­ke­rung zusam­men­zu­ar­beiten. In Koope­ra­tion mit BOS Deutsch­land setzt die BOS Foun­da­tion auch Gemein­de­ent­wick­lungs­pro­jekte um. Derzeit ist dies das durch das Bundes­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit (BMZ) geför­derte Projekt „Nach­hal­tige Gemein­de­ent­wick­lung in Mang­katip”. Dessen Ziel ist es, diese Gemeinde in die Lage zu versetzen, ihre eigenen sozialen, wirt­schaft­li­chen und ökolo­gi­schen Entwick­lungs­prio­ri­täten zu defi­nieren und ihre Inter­essen vor staat­li­chen Behörden adäquat zu vertreten.

Zu diesem Komplex gehört zum Beispiel auch die Kartie­rung von Land, um Ansprüche der Gemein­de­mit­glieder gegen­über dem Staat zu unter­mauern. Konflikte um die Nutzung von Land, das tradi­tio­nell von den Menschen vor Ort genutzt wird, dieses Recht aber formal­recht­lich nur schwer nach­weisbar ist, gehören in Indo­ne­sien zur Tagesordnung. 

 

Palmöl gehört nicht in den Tank

Im April hat das EU-Parla­ment eine Reso­lu­tion zum Thema Palmöl und Schutz der Regen­wälder verab­schiedet. Darin wird die Euro­päi­sche Kommis­sion aufge­for­dert, entspre­chende EU-weite Gesetz­ge­bungs­ver­fahren einzu­leiten. BOS Deutsch­land lehnt die Nutzung von Palmöl für soge­nannten Biosprit klar ab. Sie können unsere Bemü­hungen mit dem Unter­schreiben der Peti­tion “Kein Palmöl in den Tank” an dieser Stelle unterstützen. 

Politik und Wirt­schaft müssen dafür sorgen, dass die Produk­tion sämt­li­chen Palmöls über die gesamte Wert­schöp­fungs­kette über­prüfbar nach­haltig erfolgt. 

 

Unsere nächsten Ziele

 

Wir wollen mit natio­nalen und inter­na­tio­nalen Part­nern insbe­son­dere zum groß­räu­migen Wald­schutz noch inten­siver zusam­men­ar­beiten, vor allem was die Schaf­fung von groß­räu­migen Biotop­ver­bund-Korri­doren angeht. Nicht zuletzt dafür wollen wir die Unter­stüt­zung aus Zivil­ge­sell­schaft und Politik ausbauen und auch auf die einschlä­gige Wirt­schaft einwirken. 

Der Orang-Utan muss in der Öffent­lich­keit noch mehr als bisher als das Gesicht des Regen­waldes wahr­ge­nommen werden.

Dank an alle Unter­stüt­ze­rinnen und Unterstützer 

An dieser Stelle möchten wir uns wieder bei all unseren Spen­dern und allen ehren­amt­li­chen Helfern von ganzem Herzen bedanken. Ohne diese Menschen wäre unsere Arbeit unmög­lich. Wir wünschen allen eine frohe Weih­nachts­zeit und einen hervor­ra­genden Jahreswechsel! 

Herz­lichst, Ihr BOS-Team 

 

Können Orang-Utans dankbar sein?

Können Orang-Utans dankbar sein?

Am Ende eines Jahres, wenn Zeit und Muße uns zur Ruhe kommen lassen, ist klas­si­scher­weise die Zeit „Danke“ zu sagen. Im Job bedanken wir uns für die gute Zusam­men­ar­beit, bei den Nach­barn für das Blumen­gießen während der Ferien. Ganz beson­dere Dank­bar­keit bringen wir jedoch denen entgegen, mit denen wir über­durch­schnitt­lich eng verbunden sind.

In der Regel ist das die Familie. Es kann jedoch auch der Erst­helfer nach einem Unfall sein oder die Hebamme, die unser Baby auf die Welt gebracht hat. Dank­bar­keit ist einfach tierisch mensch­lich. Oder? Lange Zeit haben Wissen­schaftler die These vertreten, dass nur der Mensch allein sich dank­er­füllt zeigen kann. Anderen Lebe­wesen wurde Empa­thie gänz­lich abgesprochen.

Nun, einige Beob­ach­tungen und Studien später, revi­dieren Forscher diese lange verfoch­tene Meinung. Eine aktu­elle Veröf­fent­li­chung des Max-Planck-Insti­tuts für evolu­tio­näre Anthro­po­logie (MPI) sagt: Menschen­affen verhalten sich weit weniger egois­tisch als bisher ange­nommen. Sie lassen sogar eine Form von Dank­bar­keit erkennen.

Menschen­affen belohnen Gefälligkeiten

Für ihre Erkennt­nisse führten die MPI-Mitar­beiter Martin Schmelz und Sebas­tian Grün­eisen einen spezi­ellen Test mit Schim­pansen durch. Die Frage­stel­lung: Verhält sich ein Menschen­affe anders bei der Auftei­lung von Futter oder koope­riert er gar, wenn ihm ein Artge­nosse vorher geholfen hat? Zeigt er sich in gewisser Hinsicht also dankbar?

Hilf­reich bei diesem Expe­ri­ment war den Forschern die Tatsache, dass Schim­pansen, wie andere große Menschen­affen auch (z.B. die Orang-Utans), sehr sozial sind. Im Versuch ging es um Futter. Hört da nicht die Freund­schaft auf? Im Gegen­teil. Die Expe­ri­men­tier­an­ord­nung bot zwei Möglich­keiten: Option eins beschaffte nur dem Probanden Futter, Option zwei sowohl Proband als auch seinem Partner. Dem voraus ging jeweils ein Versuch, bei dem der Partner am Zug war. Auch dieser konnte die Futter­ver­tei­lung selbst bestimmen.

Span­nend für die Forscher war zu beob­achten, ob sich das Verhalten des einen auf das folgende Verhalten des anderen Schim­pansen auswirken würde. Tatsäch­lich merkten sich die Tiere, wie der jeweils andere das Futter aufge­teilt hatte. War er frei­giebig, waren sie im Anschluss eben­falls koope­rativ, belohnten ihren Partner mit mehr Futter.

„Am meisten über­raschte uns, dass die Schim­pansen sogar Kosten auf sich nehmen und auf zusätz­li­ches Futter verzichten, um einen Artge­nossen für dessen Unter­stüt­zung zu belohnen”, sagt Martin Schmelz. „Bisher galt es als sicher, dass Schim­pansen in Situa­tionen wie diesen nur ihren eigenen Vorteil im Blick haben.”

Selbst die Höhe der Beloh­nung war variabel, je nachdem, wie spen­dabel der Partner vorher war. Je mehr Futter verschenkt wurde, desto mehr kam auch zurück. „Die Ergeb­nisse legen nahe, dass die Schim­pansen nicht nur die Hand­lungen, sondern auch die koope­ra­tiven Absichten ihres Versuchs­part­ners in Betracht ziehen und unei­gen­nüt­ziges von poten­tiell eigen­nüt­zigem Verhalten unter­scheiden”, sagt Sebas­tian Grüneisen.

Inso­fern lässt sich vermuten, dass auch andere Menschen­affen wie unsere Orang-Utans Gefäl­lig­keiten belohnen. Sie zeigen also eine Art Dank­bar­keit, ähnlich wie wir Menschen es tun.
 

Hier können Sie die Veröf­fent­li­chung des Max-Planck-Insti­tuts für evolu­tio­näre Anthro­po­logie zum Thema nach­lesen.