Hati – kleines Herz im jungen Jahr

Hati – kleines Herz im jungen Jahr

Das Jahr ist noch jung. Doch schon haben wir das vierte Orang-Utan-Baby gerettet. Wir schätzen das kleine Menschen­af­fen­baby auf etwa zwei­ein­halb Jahre.

Die Mitar­beiter der regio­nalen Natur­schutz­be­hörde und einige Poli­zisten retteten die Kleine gemeinsam und brachten sie am 11. Februar zu uns ins Schutz­zen­trum nach Nyaru Menteng. Mitglieder des Nyaru Menteng Commu­nity-Empower­ment-Teams hatten es zur Anzeige gebracht, nachdem sie das kleine rotbraune Fell­knäuel in einem kleinen Holz­käfig gesehen hatten. Wir haben dieses süße Affen­kind „Hati“ getauft. Es ist das indo­ne­si­sche Wort für „Herz“. Und dieser Name passt wirk­lich perfekt zu ihr! Hati war sehr verängs­tigt. Später erfuhren wir von anderen Dorf­be­woh­nern, dass sie schon über ein Jahr lang in diesem Käfig ihr Dasein fristen musste.

Nächste Station für Hati: Die Quaran­täne-Station unseres Babyhauses

Hati wird von unserem Tierarzt untersucht
Hati wird von unserem Tier­arzt untersucht

Als Hati zu uns kam, war sie trau­ma­ti­siert. Auch zeigte sie keinerlei wildes Verhalten. Für uns ist das ein guter Indi­kator dafür, wie lange sie schon in mensch­li­cher Gefan­gen­schaft war. Glück­li­cher­weise konnte unser Tier­arzt bei einer gründ­li­chen Eingangs­un­ter­su­chung fest­stellen, dass Hati in guter körper­li­cher Verfas­sung war. Gesund­heit­lich gab es keine Bedenken.

Natür­lich zog Hati erst einmal in die Quaran­täne-Station unseres Baby­hauses. Dort ist sie jetzt aber nicht mehr alleine. Rachel, Alejandra und Bravis, die eben­falls erst kürz­lich zu uns kamen, leisten unserem Neuzu­gang Gesellschaft.

Doch Hati war nicht alleine in ihrer Gefangenschaft

Traurig genug, dass es wieder einmal notwendig wurde, ein Orang-Utan-Baby zu retten. Doch aus dem glei­chen Dorf musste das Team auch einen erst drei Monate alten Malai­en­bären und zwei Gibbons befreien. Die beiden Gibbons werden demnächst einer Einrich­tung der Natur­schutz­be­hörde übergeben.

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Stirbt der Borneo-Orang-Utan aus?

Stirbt der Borneo-Orang-Utan aus?

Die welt­weite Nach­frage nach natür­li­chen Ressourcen hat die Zahl der Orang-Utans zwischen 1999 und 2015 um mehr als 100.000 Tiere redu­ziert. Dies belegt die jetzt veröf­fent­lichte Lang­zeit­studie eines Teams aus 38 inter­na­tio­nalen Insti­tu­tionen unter Führung von Forschern des Max-Planck-Insti­tuts für evolu­tio­näre Anthro­po­logie in Leipzig, dem Deut­schen Zentrum für Inte­gra­tive Biodi­ver­si­täts­for­schung (iDiv) und der Liver­pooler John Moores Univer­sity in Großbritannien.

Demnach verrin­gerte sich der Orang-Utan-Bestand auf Borneo inner­halb von 16 Jahren um insge­samt 148.500 Tiere. Die Forscher befürchten, dass bis zum Jahr 2050 noch­mals 50.000 der Menschen­affen verschwinden.

„Diese Studie scho­ckiert uns zutiefst und bestä­tigt unsere schlimmsten Befürch­tungen. Dezi­miert sich der Bestand an Orang-Utans in den nächsten 30 Jahren tatsäch­lich noch­mals um 50.000 Tiere, bedeutet dies aller Wahr­schein­lich­keit nach das Ende dieser Art“, warnt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland.

Damit nicht genug: Das Aussterben der rothaa­rigen Menschen­affen wäre die Ankün­di­gung weiterer, immer größerer Kata­stro­phen. Der Fort­be­stand dieser Primaten und der Erde, so wie wir sie kennen, hängt ganz exis­ten­tiell mit ihrem Lebens­raum, dem Regen­wald, und dessen Auswir­kungen auf unser Klima zusammen. „Darum ist die Politik welt­weit, insbe­son­dere aber auch unsere künf­tige Bundes­re­gie­rung gefor­dert, endlich etwas zu unter­nehmen“, appel­liert Merdes weiter. „Klima­ziele dürfen nicht aufge­schoben oder gar aufge­hoben werden, sondern müssen von den poli­tisch Verant­wort­li­chen, insbe­son­dere in Bezug auf die inter­na­tio­nale Palm­öl­po­litik, mit allen Anstren­gungen zum Wohle der Tiere und des Klimas verbind­lich beschlossen und vor allem auch umge­setzt werden!“

 

Wilderei und Palmöl Hauptverursacher

„Der Rück­gang der Orang-Utan-Popu­la­tion hat vor allem nicht natür­liche Ursa­chen“, sagt Maria Voigt vom Deut­schen Zentrum für inte­gra­tive Biodi­ver­si­täts­for­schung in Leipzig. „Das sind beispiels­weise Wilderei oder Regenwaldrodung.“

Ein Hoff­nungs­schimmer: Orang-Utans sind anpas­sungs­fä­higer als gedacht. So bewegen sie sich beispiels­weise öfter auf dem Boden fort. Außerdem können sie sich von Pflanzen ernähren, die ursprüng­lich nicht zu ihren natür­li­chen Nahrungs­quellen gehörten, wie etwa Akazie oder Ölpalme. Das ermög­licht ihnen ein Über­leben in zerklüf­teten Land­schaften und viel klei­neren Wald­ge­bieten als bislang von Wissen­schaft­lern vermutet.

Die ganze Studie lesen Sie hier.

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Bauern­opfer für den Regenwald?

Bauern­opfer für den Regenwald?

Am 17. Januar dieses Jahres empfahl das Euro­päi­sche Parla­ment dem Rat und der Euro­päi­schen Kommis­sion, ab 2021 keine Entwal­dung verur­sa­chenden Rohstoffe im Agro-Sprit zuzu­lassen, was beson­ders Palmöl betrifft. Schon lange im Vorfeld dieser Empfeh­lung trieb das beson­ders die Regie­rungen Malay­sias und Indo­ne­siens mit Palmöl-Werbe­ver­an­stal­tungen und voll­mun­digen Verlaut­ba­rungen auf die Barrikaden.

Vom Boykott deut­scher Autos, von Handels­krieg, Verschwö­rung und „Ernte-Apart­heid“ war die Rede. Sind beide Länder mit zusammen ca. 85 Prozent der Welt­pro­duk­tion doch die beiden größten Palmölexporteure.

 

Ein Minister meldet sich zu Wort

 

Im deut­schen Handels­blatt kam am 17. Dezember 2017 der malay­si­sche Minister für Handel und Plan­tagen, Datuk Seri Mah Siew Keong, mit einem Artikel zu Wort, in dem er den aus seiner Sicht zutiefst unge­rechten Bann von Palmöl im Sprit geißelte. Er stellte vor allem darauf ab, dass immerhin 39 Prozent der malay­si­schen Anbau­fläche für Palmöl im Besitz von Klein­bauern seien (in Indo­ne­sien sind die Verhält­nisse ähnlich).

Es sei völlig inak­zep­tabel, diesen Klein­bauern den Weg zu Wohl­stand zu verbauen, indem man ihnen uner­füll­bare Zerti­fi­zie­rungs­pflichten aufer­lege. Der Minister beklagt, dass die Stan­dards inter­na­tio­naler Siegel wie die des RSPO (Round Table of Sustainable Palmoil) von Klein­bauern prak­tisch nicht einzu­halten seien, ihr Bildungs­stand und ihre Möglich­keiten seien dafür einfach zu gering. Dagegen sei für sie einzig das malay­si­sche Zerti­fi­zie­rungs­system MSPO (Malay­sian Sustainable Palm Oil) praktikabel.

Unbe­stritten haben Malaysia und Indo­ne­sien – aus dem ähnliche Töne zu hören sind — ein Recht auf wirt­schaft­liche Entwick­lung. Dass Palmöl auch in Zukunft Bestand­teil und Motor dieser Entwick­lung sein wird, kann man ohne prophe­ti­sche Gabe voraus­sehen. Umso besser, wenn dann auch Klein­bauern davon profi­tieren. Aller­dings ist auch der rela­tive Wohl­stand der Palmöl-Klein­bauern oft genug mit der gewalt­samen und rechts­wid­rigen Enteig­nung und Vertrei­bung anderer Armer sowie der rück­sichts­losen Vernich­tung riesiger Wald­ge­biete erkauft.

Durch das malay­si­sche MSPO-Label soll das alles anders und besser werden, ähnlich wie durch das in Indo­ne­sien regie­rungs­amt­lich propa­gierte ISPO-Zerti­fikat (Indo­ne­sian Sustainable Palm Oil), das noch schwä­cher ist als das unter Natur­schüt­zern ohnehin schon hoch strit­tige Siegel des RSPO. Inter­na­tio­nale Experten verweisen auf die mangelnde Trans­pa­renz des MSPO. Ob über­haupt und wenn ja, in welchem Ausmaß das MSPO Entwal­dung verhin­dern kann, ist reine Speku­la­tion. Die Regie­rung hat bisher keine aussa­ge­kräf­tigen Daten veröf­fent­licht oder viel­leicht auch noch gar keine erhoben. Im Prinzip das Gleiche gilt für die behaup­teten posi­tiven sozialen Auswir­kungen des MSPO. Auch dafür gibt es bis auf Weiteres keine nach­prüf­baren Belege.

 

Darf Europa Länder wie Malaysia und Indo­ne­sien so scharf kritisieren?

Schließ­lich haben wir unsere Urwälder schon vor Jahr­hun­derten verbaut und verfeuert. Dass wir heute immerhin so etwas wie eine gere­gelte Wald­wirt­schaft haben, verdanken wir unter anderem unserem gemä­ßigten Klima, das – anders als in den Tropen – eine stabile Humus­schicht der Wälder ermög­licht. Und was Lobby­ismus angeht, kann das der deut­sche Außen­mi­nister im Notfall genau so gut wie seine Kollegen aus anderen Ländern. Als beispiels­weise China letztes Jahr ankün­digte, in Zukunft stärker auf Elektro-Autos zu setzen, war Sigmar Gabriel sogleich zur Stelle, um Schlim­meres für die deut­sche Auto­in­dus­trie zu verhüten.

Da wir alle uns aber nur einen einzigen Planeten teilen, ist es nicht die allei­nige Sache einiger Staaten, was sie mit „ihren“ Regen­wäl­dern machen – es betrifft das Welt­klima und das Leben der ganzen Erde. Zudem stehen die Abneh­mer­länder des Palmöls in der Mitver­ant­wor­tung, da sie ja erst die Nach­frage erzeugen. So gesehen ist der Beschluss des Euro­päi­schen Parla­ments zur Palm­öl­pro­ble­matik kein Ergebnis „poli­ti­scher Machen­schaften“, wie es der malay­si­sche Minister glaubte nennen zu müssen, sondern verant­wort­li­ches und in der Sache rich­tiges Handeln.

 

Die Produ­zen­ten­länder haben es auch in den eigenen Händen

Es liegt an den Produ­zen­ten­län­dern selbst, eine Regie­rungs­praxis zu verwirk­li­chen, in der die Worte wirk­lich von Taten und nach­prüf­baren Ergeb­nissen gedeckt sind und es weder zu weiteren Entwal­dungen noch zu Menschen­rechts­ver­let­zungen kommt. Den Palmöl-Klein­bauern vorzu­schieben, ist dagegen wenig hilf­reich, zumal der Löwen­an­teil am Palm­öl­profit durchaus eher großen Global Players als kleinen Bauern zukommt.

Malaysia und Indo­ne­sien sind keine armen Länder. Ginge es ihren Regie­rungen wirk­lich in erster Linie um Armuts­be­kämp­fung, hätten sie viele Möglich­keiten, auch und gerade außer­halb von Palmöl. Aber selbst die Palmöl-Klein­bauern bräuchten bessere Unter­stüt­zung. Wenn der malay­si­sche Handels­mi­nister selbst auf den Mangel an Fertig­keiten bei den Klein­bauern in seinem Land hinweist, zeigt das die Notwen­dig­keit entspre­chender Bildungs­po­litik. Und zumin­dest in Indo­ne­sien liegen die Erträge der Small­holder um bis zu zwei Drit­teln unter denen der Groß­pro­du­zenten. Der Grund dafür ist vor allem Unkenntnis der ertrag­reichsten Sorten und der besten Anbau­me­thoden. Könnten die Klein­pro­du­zenten durch eine entspre­chende Ausbil­dung ihre Möglich­keiten voll ausschöpfen, bedeu­tete dies eine wesent­liche Ertrags­stei­ge­rung auf bestehenden Anbau­flä­chen, das heißt, ohne weitere Wald­ge­biete in Mono­kul­turen verwan­deln zu müssen.

Malaysia und Indo­ne­sien können selbst dafür sorgen, dass auch ihre Palmöl-Klein­bauern eine globale Nach­hal­tig­keits­po­litik, wie sie im Beschluss des EU-Parla­ments zum Ausdruck kommt, nicht als Opfer erfahren.

 

 

Dicke Backen und Vielweiberei

Dicke Backen und Vielweiberei

14. Februar, Valen­tinstag, Tag der Liebenden und der Geschenk­e­indus­trie. Ein guter Anlass, sich zu fragen, wie das eigent­lich unsere rothaa­rigen Vettern halten. Gibt es die große Liebe unter Orang-Utans? Irgend­etwas muss bei ihnen doch auch laufen? Um es gleich zu sagen, wir wissen es nicht genau, können aber annehmen, dass weder roman­ti­sche Eska­paden noch stabile Zwei­er­be­zie­hungen die Sache der Gattung Pongo sind.

Orang-Utan-Männ­chen durch­laufen oft eine unter Primaten einzig­ar­tige Entwick­lung: Nach der eigent­li­chen Geschlechts­reife sind sie nur wenig größer als die Weib­chen, eher große Jungs als ausge­wach­sene Männer. Manchmal bleiben sie ihr Leben lang in diesem Stadium und müssen sehen, wie sie hinsicht­lich Sex und Fort­pflan­zung auf ihre Kosten kommen. Wenn sie indes Glück haben, können sie buch­stäb­lich auf richtig dicke Backen machen. Dann erfahren sie hormo­nell gesteuert noch einmal ein deut­li­ches Größen­wachstum und bekommen ihre so charak­te­ris­ti­schen mäch­tigen Backenwülste.

Die heißesten Typen haben die größten Reviere

Dies geschieht vor allem dann, wenn es ihnen gelingt, ein eigenes Revier zu etablieren. So ein Revier kann in der Größe sehr vari­ieren und bis zu 5.000 Hektar umfassen. Die Anwe­sen­heit anderer domi­nanter Männ­chen mit ihrem kilo­me­ter­weit zu hörendem, soge­nannten Long Call scheint dagegen die Entwick­lung zum rich­tigen Kerl zu bremsen.

Sein Areal teilt sich ein domi­nantes Männ­chen in der Regel mit zwei bis vier Weib­chen, die dann den Harem des Patri­ar­chen bilden. Im Unter­schied zu nahezu allen anderen Primaten bilden Orang-Utans jedoch keine festen Sozi­al­ver­bände, sondern leben einzeln. Ledig­lich die Bindung zwischen Mutter und Kind ist dauer­hafter. Ande­rer­seits sind Orang-Utans aber auch nicht streng solitär, sondern kommu­ni­zieren durchaus über die Entfer­nung mitein­ander. Wie sie das im Einzelnen tun, ist noch weit­ge­hend ungeklärt.

 

Kleine Futter­ge­schenke erhalten die „Romantik“

Aber anders als zum Beispiel ein Gorilla-Silber­rü­cken hat ein revier­be­sit­zender Orang-Utan seine Frauen nicht ständig im Blick. Wenn sie allein bzw. mit ihrem Kind, für dessen Aufzucht sie übri­gens allein zuständig sind, umher­streifen, können sie „Wande­rern“ und „Pend­lern“ begegnen.  Das sind nicht-domi­nante Männ­chen ohne Revier und Backen­wülste. Sie heißen so, weil sie einfach umher­wan­dern oder zwischen verschie­denen Revieren hin und her pendeln. Auf Weib­chen wirken sie nicht beson­ders attraktiv, so dass ein solches Männ­chen sein Glück durch Bestechung, sprich kleine Essens­ge­schenke versu­chen muss. Viel­leicht ist das noch das Valent­in­haf­tigste an Orang-Utan-Zwei­sam­keit. Oder aber er erzwingt sich eine Begat­tung mit Gewalt. Das wiederum ist die defi­nitiv unro­man­ti­sche Seite des Orang-Utan-Verhaltens.

Vor dem legi­timen Revier­in­haber muss sich der junge Unhold natür­lich in Acht nehmen. Aller­dings werden nicht-domi­nante Männ­chen von den Paschas oft nicht ernst­ge­nommen, wahr­schein­lich, weil sie eher wie Weib­chen aussehen. So bringen die Weib­chen oft auch Junge zur Welt, die nicht den Patri­ar­chen zum Vater haben, eine bei Säuge­tieren mit domi­nanten Männ­chen unge­wöhn­liche Konstellation.

Ob sich unterm Blät­ter­dach bei Orang-Utans außer nackter fleisch­li­cher Begierde nicht doch auch zartere Empfin­dungen entfalten, können wir natür­lich letzt­lich nicht wissen. Und wenn, dann geht es uns viel­leicht gar nichts an.

In diesem Sinne wünschen wir allen Freunden der Orang-Utans einen schönen Valen­tinstag mit nach­hal­tigen Geschenken.

Eine weitere Baby­ret­tung in Nyaru Menteng

Eine weitere Baby­ret­tung in Nyaru Menteng

Unwetter lassen oft jede Menge Zerstö­rung zurück. Manchmal haben sie eine beson­ders verhee­rende Wirkung. Wie im Dörf­chen Lapetan in Zentral-Kalimantan. 

Hier tobte vor zwei Monaten ein extrem starker Sturm. Als dieser vorüber­ge­zogen war, machte ein Dorf­be­wohner eine trau­rige Entde­ckung: Am Rand des zerstörten Waldes fand er ein Orang-Utan-Junges. Verlassen saß es da und war ohne seine Mutter völlig hilflos. Der Mann nahm den kleinen Jungen mit nach Hause, wollte ihn nach eigener Aussage pflegen.

Aufmerk­same Dorf­be­wohner hatten den Verdacht, dass der kleine Menschen­affe als Haus­tier gehalten werden sollte und meldeten dies unserem Team vor Ort. Gemeinsam mit der Umwelt­schutz­be­hörde BKSDA konnten ihn BOS-Mitar­beiter am 26. Januar sicherstellen.

 

Schwach und kränklich

Im Schutz­zen­trum Nyaru Menteng wurde der Kleine von unserem Arzt Mariyos V. Tandang unter­sucht. Sein Fazit: Der Junge ist etwa 2,5 Jahre alt und mit nur 3,3 Kilo Körper­ge­wicht viel zu leicht für sein Alter. Bei seiner Ankunft war er außerdem dehy­driert und sehr schwach. Als ob das noch nicht genug wäre, diagnos­ti­zierte unser Arzt auch noch eine Wurm­in­fek­tion. Diese wurde sofort behan­delt, der Kleine wurde zudem intra­venös medi­zi­nisch versorgt. 

 

Orang-Utan-Baby Bravis

Auf der Quaran­tä­ne­sta­tion kommt unser kleiner Menschen­affe jetzt endlich zur Ruhe. Mitt­ler­weile nimmt er Nahrung an und ist schon deut­lich aktiver. Unsere Pfleger tun alles dafür, dass er das Tren­nungs­drama von seiner Mama gut verar­beitet. Einen Namen hat er auch schon: Unsere Mitar­beiter vor Ort haben ihn Bravis getauft.

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Palmöl im Tank: Einen Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück

Palmöl im Tank: Einen Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück

Gerade erst konnten wir einen ersten Erfolg im Kampf gegen Palmöl in Kraft­stoffen erzielen, schon folgen aus Brüssel sehr beun­ru­hi­gende Nach­richten: Am 22. Januar 2018 zog der Euro­päi­sche Rat sechs Einsprüche gegen Import­zölle von Biodie­sel­roh­stoffen aus Argen­ti­nien und Indo­ne­sien beim Euro­päi­schen Gerichtshof zurück. Somit werden die Anti­dum­ping­zölle prak­tisch abgeschafft.

Noch jetzt wandert knapp die Hälfte des nach Deutsch­land impor­tierten Palmöls in Biosprit. Eine trau­rige Bilanz. Die Aufhe­bung der Anti­dum­ping­zölle wird ihren Beitrag dazu leisten, diese Zahl weiter zu stei­gern, da der Preis des Rohstoffs dadurch noch güns­tiger wird.

“BOS Deutsch­land kriti­siert diese Entschei­dung des Euro­päi­schen Rats scharf”, sagt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land. “Wir sehen in der Aufhe­bung dieser Zölle ein reales Risiko, den EU-Biodie­sel­markt mit noch billi­gerem Palmöl aus Indo­ne­sien zu über­fluten. Diese Entschei­dung steht über­haupt nicht im Einklang mit dem Vorschlag für eine Richt­linie des Euro­päi­schen Parla­ments, ab 2021 kein Palmöl mehr als Biokraft­stoff­bei­mi­schung zu verwenden.”