Im Wald wird es bald eng!

Im Wald wird es bald eng!

Diese Woche hat die BOS Foun­da­tion in Zusam­men­ar­beit mit der Natur­schutz­be­hörde Ost-Kali­mantans fünf weitere Orang-Utans in den Kehje Sewen-Wald gebracht. Damit wuchs die Zahl der Orang-Utans, die in den 86.450 Hektar großen Schutz­wald ausge­wil­dert wurden, auf 91 und die Gesamt­zahl der Orang-Utans, die seit 2012 von der BOS Foun­da­tion in die Frei­heit entlassen wurden, auf 345 Individuen! 

Das ist groß­artig! Auf der anderen Seite nähern wir uns damit auch der Aufnah­me­ka­pa­zität des Auswil­de­rungs­ge­biets. Unter­su­chungen zeigen, dass der Kehje-Sewen-Wald nur rund 150 Orang-Utans aufnehmen kann. Die Anzahl der dort behei­ma­teten Menschen­affen wird nach dieser Auswil­de­rung 91 errei­chen. Daher sucht die BOS Foun­da­tion derzeit nach geeig­neten und nach­hal­tigen Wald­ge­bieten für zukünf­tige Auswil­de­rungen. Die letzte Gruppe, die in den Wald zurück­kehrte, war der sieben­jäh­rige Orang-Utan-Mann Julien und vier Weib­chen: die sieben­jäh­rigen Affen­la­dies Choki und Cheryl, die acht­jäh­rige Erina, sowie die 13-jährige Nicola. 

 

Auswil­de­rung nach einem beson­deren Feiertag

Die dunklen Wolken verweilten am Morgen des 25. Juni, als wir anfingen, die Auswil­de­rungs­kan­di­daten zur Vorbe­rei­tung ihrer letzten Reise in die Frei­heit zu sedieren. Das uner­wartet schlechte Wetter konnte unsere Stim­mung aller­dings nicht trüben, da sich viele der Mitar­beiter der BOS Foun­da­tion nach dem musli­mi­schen Feiertag Eid al-Fitr letzte Woche erholt fühlten. 

Nachdem das Team alle fünf Orang-Utans sediert hatte, wurden sie vorsichtig in einzelne Trans­port­kä­fige gebracht. Das Auswil­de­rungs-Team verließ Samboja Lestari kurz vor 14 Uhr und fuhr direkt zum Büro der Natur­schutz­be­hörde in Ost-Kali­mantan, um eine Pres­se­kon­fe­renz abzu­halten und um eine offi­zi­elle Geneh­mi­gung der Regie­rung für die Auswil­de­rung zu erhalten. Orang-Utans sind offi­ziell Eigentum der Regie­rung. Deshalb müssen alle Anstren­gungen im Zusam­men­hang mit der Erhal­tung dieser wich­tigen Art mit der Zustim­mung der Regie­rung durch­ge­führt werden.

Der Road­trip dauerte etwa 12 Stunden, mit regel­mä­ßigen Stopps alle zwei Stunden, um sicher­zu­stellen, dass mit den Menschen­affen alles in Ordnung war. 

Das Team erreichte Muara Wahau in den frühen Morgen­stunden des folgenden Tages. Muara Wahau, die Stadt, die dem Kehje Sewen-Wald am nächsten liegt, beher­bergt ein kleines Studen­ten­wohn­heim, das von der BOS Foun­da­tion und PT RHOI gebaut wurde. Das Team blieb im Büro, um ein paar Stunden auszu­ruhen und auf den Sonnen­auf­gang zu warten. Bei Tages­an­bruch machte sich die Auswil­de­rungs­gruppe auf den Weg zum letzten mit dem Fahr­zeug erreich­baren Punkt. Nach einer langen, 17-stün­digen Auto­fahrt wurden die Käfige mit einem Ces (einer Art lokalem Motor­boot) über den Telen-Fluss transportiert.

 

Der Fluss fungiert als natür­liche Grenze zwischen dem Kehje Sewen-Wald und angren­zenden Gebieten.

Auf der anderen Seite des Flusses standen Träger und weitere Mitar­beiter bereit, um die Käfige direkt zu den Auswil­de­rungs­stellen zu tragen.

Choki kehrt nach Hause zurück!

Für Choki, ein sieben­jäh­riges Orang-Utan-Mädchen in der Auswil­de­rungs­gruppe, wäre dies die Frei­heit, auf die sie lange gewartet hatte. Choki wurde Anfang 2016 gerettet, als sie im Samboja Lestari Rettungs- und Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum in extrem schlechten Zustand ankam. 

 

Sie war so stark unter­ernährt, dass sie auf unge­fähr ein oder zwei Jahre geschätzt wurde. Nach einer gründ­li­chen Eingangs­un­ter­su­chung unseres Tier­arztes stellte sich aber heraus, dass die Kleine bereits fünf Jahre alt war. Zu der Unter­ent­wick­lung kam noch hinzu, dass das Affen­mäd­chen von Würmern befallen war, diverse gebro­chene Knochen und eine schwere Mache­ten­wunde auf der Stirn hatte. Unser Tier­arzt musste eine Not-OP durch­führen. Ihre Wunde ist der Grund, warum sie später den Namen Choki erhielt — vom indo­ne­si­schen Wort bacok, was “hacken” bedeutet. Unsere Baby­sit­te­rinnen und das medi­zi­ni­sche Team sorgten rund um die Uhr für Pflege und Behand­lung, um sicher­zu­stellen, dass sich Choki voll­ständig erholt hat. Wieder gesund und munter wech­selte sie aufgrund ihres wilden Verhal­tens jedoch nicht in die Wald­schule. Als halb­wilde Orang-Utan-Dame wurde sie im Sozia­li­sie­rungs­kom­plex unter­ge­bracht. Nach zwei Jahren Reha­bi­li­ta­tion war Choki mehr als bereit, in die Wildnis zurückzukehren.

 

Am 26. Juni, gegen Mittag, erhielt das Haupt­quar­tier der BOS Foun­da­tion die Nach­richt, auf die alle gewartet hatten: alle fünf Orang-Utans sind erfolg­reich in die Wildnis entlassen worden und waren endlich frei!

Unser Post-Release-Moni­to­ring-Team steht im Wald schon bereit, um in den kommenden Wochen tägliche Beob­ach­tungen an diesen frei­ge­las­senen Orang-Utans durch­zu­führen. Alle fünf Orang-Utans werden täglich beob­achtet; von dem Moment an, an dem sie morgens ihre Schlaf­nester verlassen, bis zum Sonnen­un­ter­gang, wenn sie sich zur Ruhe begeben. Dies soll noch einmal sicher­stellen, dass unsere frei­ge­las­senen Orang-Utans tatsäch­lich alle Verhal­tens­weisen beherr­schen, die sie im wilden Kehje Sewen-Wald brauchen.

Bleiben Sie dran — wir werden bald mit Geschichten über Chokis Fort­schritte zurückkehren!

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Brände schaden dem Orang-Utan auch langfristig

Brände schaden dem Orang-Utan auch langfristig

Wenn in Indo­ne­sien, wie zuletzt 2015, über Monate verhee­rende Wald­brände wüten, bleibt das auch lang­fristig nicht folgenlos. Was einem direkt ins Auge springt, ist das Offen­sicht­liche: der Verlust von mehreren Tausend Hektar Wald, in diesem Fall haupt­säch­lich Torf­moor­wäl­dern, die den Feuern zum Opfer fielen.

In den Medien wurde auch ausführ­lich über die Auswir­kungen der extremen Rauch­ent­wick­lung durch die Brände berichtet, die über Länder­grenzen hinweg für 100.000 Todes­fälle und Atem­wegs­er­kran­kungen bei weiteren 500.000 Menschen sorgten. Von dem daraus resul­tie­renden immensen CO2 Ausstoß mal ganz abge­sehen, der Indo­ne­sien auf den dritten Platz der Welt­rang­liste aller Treib­haus­gas­ver­ur­sa­cher kata­pul­tierte. Zum Vergleich: In wenigen Wochen wurden durch die Feuer in Indo­ne­sien mehr Treib­haus­gase ausge­stoßen, als in Deutsch­land in einem ganzen Jahr.

Nicht nur Menschen leiden an Folgen der Waldbrände

Doch was bislang nur wenige wissen ist, dass auch der Regen­wald, der nicht vom Feuer verschluckt wird, lang­fris­tige Schäden davon trägt. Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, und sein Team konnten beob­achten, dass nahezu alle Bäume noch Jahre später erheb­lich weniger Früchte tragen, als vor dem Feuer. Ein Erklä­rungs­an­satz dafür könnte sein, dass im Feuer und Rauch auch große Teile der Bienen­völker getötet oder zumin­dest in ihrem übli­chen Bestäu­bungs­ver­halten gestört werden. So kommt es auch in intakten Regen­wäl­dern zu dras­ti­schen Einschnitten für die Regen­wald­be­wohner mit teil­weise lebens­be­droh­li­chen Konsequenzen.

 

Anfang des Jahres wurde im Nature Magazin eine Studie veröf­fent­licht, die eine weitere Auswir­kung der verhee­renden Wald­brände in Indo­ne­sien beleuchtet. Das Team um die Anthro­po­login Wendy Erb der Rutgers Univer­sity, unter­suchte die Auswir­kungen des durch das Feuer entstan­denen Rauchs auf die Orang-Utans in den Torf­moor­wäl­dern nahe der Tuanan Forschungs­sta­tion in Zentral-Kali­mantan. Dabei sammelten die Forscher zwischen März 2015 und Januar 2016 Daten, also vor, während und nach den Wald­bränden. Im Visier der Forscher standen vier ausge­wach­sene Orang-Utan Männ­chen. Zu beob­achten war, dass die Tiere während und nach dem hohen Rauch­vor­kommen deut­lich längere Ruhe­phasen einlegten, als zuvor. Im Urin konnte nach­ge­wiesen werden, dass der Fett­stoff­wechsel anstieg, was jedoch nicht darauf zurück zu führen ist, dass sie mehr Kalo­rien aufnahmen, sondern daran lag, dass der Ener­gie­auf­wand für die Immun­ab­wehr in dieser Zeit ange­stiegen ist. Mit anderen Worten hatten die Orang-Utans einen höheren Ener­gie­ver­brauch, obwohl sie sich weniger bewegten, weil ihre Körper u.a. so viel damit zu tun hatten, sich vor der hohen Fein­staub­kon­zen­tra­tion in der Luft zu schützen. So zeigt die Studie also auf, dass der Rauch nicht nur den Menschen erheb­li­chen gesund­heit­li­chen Schaden zufügt, sondern auch den Orang-Utans und mit ihnen sicher­lich auch allen anderen Regenwaldbewohnern.

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Rück­blick auf die BOS-Mitgliederversammlung

Rück­blick auf die BOS-Mitgliederversammlung

Am 9. Juni 2018 fand unter reger Betei­li­gung und bei gutem Wetter die Mitglie­der­ver­samm­lung von BOS Deutsch­land e.V. im Kultur­zen­trum Rumah Budaya Indo­nesia statt, wo wir gast­freund­lich aufge­nommen wurden. Der amtie­rende erste Vorsit­zende Leon­hard „Löwe“ Graf Roth­kirch begrüßte 38 Mitglieder sowie Gäste, darunter als beson­derer Gast Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion Indonesien.

Anschlie­ßend berich­teten er und Schatz­meister Chris­tian Lich­tenau den Mitglie­dern über das erfolg­reich abge­schlos­sene Jahr 2017. Die beharr­liche und harte Arbeit der BOS Foun­da­tion und die im Jahr 2017 beson­ders berüh­renden Schick­sale der geret­teten Orang-Utans Taymur und Alba sowie die Eröff­nung des neuen Baby­hauses in Nyaru Menteng fanden dank der guten Mitar­beit unseres Berliner Teams ein großes Medien-Echo. Nach­rich­ten­agen­turen wie die dpa sowie deut­sche Leit­me­dien wie Spiegel, Stern, Focus, die Süddeut­sche Zeitung, ZDF, RTL oder Deutsch­land­funk widmeten sich dem Thema.

Nach­haltig im Gedächtnis blieb auch der Welt-Orang-Utan-Tag am 19. August 2017. Das Berliner „Brau­haus am Südstern“ nahm diesen Tag zum Anlass, ein spezi­elles und stark nach­ge­fragtes Orang-Utan-Ale zu brauen. Pro verkauftem Liter wurde ein Euro für die Menschen­affen gespendet. Eine Aktion, die sich 2018 wieder­holen soll. Bemer­kens­wert, kreativ und einzig­artig war auch das Enga­ge­ment unserer Regio­nal­gruppen sowie vieler frei­wil­liger BOS-Unter­stützer. Stell­ver­tre­tend für viele Ehren­amt­liche steht die Künst­lerin Stefanie Klymant, die mit ihren Gemälden bei Ausstel­lungen, Verstei­ge­rungen und Veran­stal­tungen auf das Schicksal der Orang-Utans aufmerksam macht. 

2017 finan­ziell erfolgreich

2017 war auch in finan­zi­eller Hinsicht ein erfolg­rei­ches Jahr. Wie Chris­tian Lich­tenau vortrug, konnten wir mehr als eine Million Euro einnehmen. Beson­ders positiv zu Buche schlugen das neue Fund­rai­sing-Instru­ment „Schutz­pa­tron“ und die stei­gende Summe an gericht­li­chen Zuwen­dungen aus Geld­auf­lagen (Zahlung für einen guten Zweck statt Straf­gelder). Ausbau­fähig ist unser Lebens­wald-Projekt. Unsere Verwal­tungs­kosten haben sich im Verhältnis zu den Gesamt­ein­nahmen verringert. 

Auch das Bestreben, uns weiter gut zu vernetzten, war erfolg­reich. Zusammen mit der Deut­schen Umwelt­hilfe konnte BOS Deutsch­land bislang etwa 140.000 Unter­schriften gegen Palmöl als „Bio“-Sprit sammeln. Ein wert­voller Beitrag zu den Entschei­dungen des EU-Parlaments.

Zusam­men­fas­send stellte der erste Vorsit­zende fest, dass es gelungen ist, die 2014 vom dama­ligen Vorstand für in fünf Jahren gesetzten Ziele bereits im Jahr 2017 erreicht zu haben: BOS hat ein hoch moti­viertes Team, pflegt eine hervor­ra­gende Part­ner­schaft mit der BOS Foun­da­tion, wird in der breiten Öffent­lich­keit positiv wahr­ge­nommen, ist gut vernetzt und kann mit einem Spen­den­vo­lumen von mehr als einer Million Euro wirkungs­volle und nach­hal­tige Unter­stüt­zung für den Orang-Utan-Schutz leisten. Vor allem der Schutz der Menschen­affen findet verstärkt in den Medien Beachtung. 

Der erste Vorsit­zende dankte dem anwe­senden CEO der BOS Foun­da­tion Dr. Jamartin Sihite für die die harte, uner­müd­liche Arbeit für die Orang-Utans in Borneo, dem Berliner Team für die erfolg­rei­chen Leis­tungen und den ausschei­denden Vorstands­mit­glie­dern für ihre ehren­amt­liche Mitar­beit. Nachdem die Kassen­prüfer Tanya Lenn und Karl Enk die Kassen­füh­rung 2017 als tadellos beschei­nigt hatten, wurden dem Vorstand Entlas­tung erteilt und die Vorstands­wahlen vorgenommen.

Weib­liche Verstär­kung für den Vorstand

Neben Leon­hard Graf Roth­kirch als erstem Vorsit­zenden und Chris­tian Lich­tenau als Schatz­meister wurden neu in den Vorstand gewählt: Nanett Trau als stell­ver­tre­tende Vorsit­zende sowie Yuliana Irav­arti Guber­nath und Susann Ehmke als Beisit­ze­rinnen. Als neues Mitglied für den Beson­deren Ausschuss wurde Sebas­tian Wolf gewählt, als Kassen­prüfer erneut Tanya Lenn. Neu kam Burk­hard Bröker hinzu.

Im Anschluss an die Mittags­pause mit köst­li­cher indo­ne­si­scher Küche berich­tete Daniel Erle­meier über die Möglich­keiten von BOS-Unter­stüt­zern, eigene Spenden-Aktionen bei Anlässen wie Geburts­tagen, Hoch­zeiten oder sons­tigen Feiern durch­zu­führen. Hoch inter­es­sant war auch der Bericht von Jens Herrn­berger über Erfah­rungen und Chancen von Regio­nal­gruppen. Die inter­es­santen Anre­gungen wollen wir in den nächsten Jahren verstärkt aufnehmen.

Leon­hard Graf Roth­kirch als alter und neuer erster Vorsit­zender dankte den Mitglie­dern für ihre Teil­nahme an dieser Mitglie­der­ver­samm­lung und versprach, mit dem wieder als Schatz­meister gewählten Chris­tian Lich­tenau und den neuen Vorstands­mit­glie­dern Nanett Trau, Yuliana Guber­nath und Susann Ehmke die erfolg­reiche  Arbeit zusammen mit dem Team in der Pots­damer Straße  fort­zu­setzen und auszubauen.

Als inhalt­li­cher Schluss- und Höhe­punkt erläu­terte der CEO der BOS Foun­da­tion Dr. Jamartin Sihite detail­liert die Arbeit der 430 Mitar­beiter der BOS Foun­da­tion vor Ort in den Rettungs­sta­tionen  und den Auswil­de­rungs­ge­bieten,  grund­le­gende Aspekte des Orang-Utan-Schutzes, die Heraus­for­de­rungen, aber auch die Chancen und Hoff­nungen für das Über­leben der Orang-Utans und den Erhalt des Regenwalds. 

So war diese Mitglie­der­ver­samm­lung ein gelun­gener Abschluss eines beson­deren Jahres. 

 

Palmöl erst ab 2030 nicht mehr im Tank

Palmöl erst ab 2030 nicht mehr im Tank

Vor ein paar Stunden ist die Nach­richt aus den Trilog-Verhand­lungen (EU-Rat, EU-Parla­ment und EU-Kommis­sion) zur Erneu­er­bare-Ener­gien-Richt­linie einge­troffen: Palmöl und Soja dürfen ab 2030 nicht mehr in Biosprit einge­setzt werden. Wir lehnen die Auswei­tung der Fristen strikt ab. Immerhin geht es um weitere neun Jahre, in denen unzäh­lige Orang-Utans und ihr Lebens­raum der Palm­öl­pro­duk­tion zum Opfer fallen. 

Am 17.01.2018 stimmte das EU-Parla­ment dem Entwurf einer Richt­linie zur Förde­rung der Nutzung von Energie aus erneu­er­baren Quellen zu. Danach sollte ab 2021 kein Palmöl mehr als Biokraft­stoff­bei­mi­schung verwendet werden. Heute früh war das Ergebnis doch wesent­lich anders: Palmöl und Soja sollen erst ab 2030 aus der Biokraft­stoff­bei­mi­schung verschwinden. Die Euro­päi­sche Kommis­sion hat sich einen stufen­weisen Rückzug über­legt. Danach darf sich die Menge an Palmöl und Soja, die bis dahin Biokraft­stoffen beigemischt wurden, nicht weiter erhöhen. Ab 2023 muss der Einsatz von beiden Pflan­zen­arten sukzes­sive redu­ziert werden.

„Wir sind enttäuscht über die Frist­ver­län­ge­rung bis 2030 und appel­lieren eindring­lich an alle EU-Staaten und die Verant­wort­li­chen in Politik und Wirt­schaft, nicht bis zur letzten Frist zu warten“, sagt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V. „Palmöl muss schon vorher aus den Tanks verschwinden. Kein Euro­päer darf gezwungen sein, Palmöl oder Nahrung in seinem Tank zu verbrennen und damit wissent­lich zur Zerstö­rung des Regen­walds beizutragen.“

Allein, aber glücklich

Allein, aber glücklich

Arthur Scho­pen­hauer hat einmal gesagt „Der wahre, tiefe Friede des Herzens und die voll­kom­mene Gemüts­ruhe sind allein in der Einsam­keit zu finden.“ Diesen Eindruck hinter­ließen vor kurzem an einem einzigen Tag gleich zwei unserer ausge­wil­derten Orang-Utans. 

Es war ein kalter Morgen, als unsere Mitar­beiter im inmitten des Kehje Sewen-Schutz­waldes gele­genen Nles Mamse-Camp aufbra­chen, um bereits in der Morgen­däm­me­rung mit ihren Beob­ach­tungen zu beginnen. 

Sie fuhren den Telensee hinunter, um Totti zu obser­vieren. Er ist einer von sechs Wald­men­schen, die Anfang Mai in den Kehje Sewen-Wald gebracht wurden. Im frühen Morgen­licht wurde die einzig­ar­tige Biodi­ver­sität des Kehje Sewen für die Team­mit­glieder offenbar, die strom­ab­wärts mit dem Boot unter­wegs waren. Hier und dort sah man die unter­schied­lichsten Vögel herum­fliegen. Von den Bäumen baumelten Gibbons und hinter den Büschen spähten scheue Hirsche hervor.

Ein alter Bekannter

Gegen 5:30 Uhr hatte das Team Tottis Nest erreicht und fand ihn noch immer schla­fend. Doch es dauerte nicht lange, bis er sich erhob und zum nächsten Ficus­baum ging, um in der Wärme der Morgen­sonne ein Früh­stück mit reifen Ficus­früchten zu genießen.

Nur Ficus­früchte waren Totti aber zu einseitig. Um an weitere Nahrungs­viel­falt wie Liane, Melastoma und Syzy­gium zu gelangen, klet­terte der Affen­mann in die Baum­wipfel und von Baum zu Baum. Wie immer entschied er sich, in der Nähe des Fluss­ufers zu bleiben und nach den geschmack­li­chen Genüssen des Waldes  zu suchen.

Inter­es­san­ter­weise zeigten die Beob­ach­tungen dieses Tages ein etwas anderes Verhalten Tottis: Wo er sonst nach dem Essen tief in den Wald ging, schien er jetzt zufrieden zu sein, einfach auf einem Baum zu sitzen und auf den Fluss zu starren. Es störte ihn nicht einmal, dass das Team ihn aus mehreren Metern Entfer­nung beob­ach­tete. Totti achtete auch nicht auf die knackenden Geräu­sche, die von den Büschen kamen, hinter denen sich das Team versteckte. Er schien sich in der Ruhe des Waldes voll­kommen wohl zu fühlen.

Der Orang-Utan-Mann blieb während der Beob­ach­tungen in der Nähe des Flusses und schien sich nicht entfernen zu wollen. Das Team verließ ihn, damit er seine fried­liche Umge­bung genießen konnte und stellte fest, dass das Fluss­ufer der Ort war, an dem man Totti das nächste Mal suchen sollte.

Bitte nicht stören

Eine zweite Moni­to­ring-Gruppe aus dem glei­chen Lager traf auf Agus, ein Männ­chen, das im Oktober 2013 frei­ge­lassen wurde. Nachdem er die Anwe­sen­heit des Teams bemerkt hatte, unter­brach Agus schnell seine Akti­vi­täten und fing an, sein Miss­fallen über diese unhöf­liche Unter­bre­chung seines ansonsten voll­kommen fried­li­chen Tages mit dem so genannten Kuss­schmatzen zu äußern.

Unser Moni­to­ring-Team zog sich vorsichtig zurück, um ihn aus sicherer Entfer­nung zu beob­achten. Der Nach­mittag brachte ungüns­tiges Wetter mit sich, und der Himmel wurde schnell dunkel. Das machte es schwierig, die Beob­ach­tungen fort­zu­setzen. Bevor es zum Camp zurück­kehrte, nahm das Team den GPS-Standort von Agus auf und versuchte, so viele Verhal­tens­daten wie möglich zu notieren, um seine Bewe­gungs­muster im Wald fest­zu­halten. Auch hier zogen sich unsere Mitar­beiter zurück, damit Agus die Stille und den Frieden seines schönen Wald­zu­hauses genießen konnte.

 

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Orang-Utans — so fern und doch so nah am Herzen

Orang-Utans — so fern und doch so nah am Herzen

Faszi­na­tion Orang-Utan — ihr sind viele Menschen erlegen. Auch Malerin und BOS-Unter­stüt­zerin Stefanie Klymant schwärmt seit einer Indo­ne­si­en­reise von den rothaa­rigen Riesen. Doch dabei ist es nicht geblieben. Die Künst­lerin aus Soltau hat es sich zur Lebens­auf­gabe gemacht, vom Aussterben bedrohte Tiere zu malen. Ihre Werke stellt sie sowohl deutsch­land­weit als auch inter­na­tional aus.

Bis zum 19. August 2018 können auch Besu­cher des Rosto­cker Zoos Klymants Ölge­mälde bewun­dern. Und ganz nebenbei etwas über den Schutz der Menschen­affen und ihres Lebens­raums lernen. Unter dem Titel „Orang-Utans – so fern und doch so nah am Herzen“ wurde im Spie­gel­saal des Darwi­neums ihre neue, farben­präch­tige Ausstel­lung eröffnet. Die Motive: bunt, wild, teils humor­voll. Diese sollen aber nicht nur Besu­cher erfreuen, sondern in erster Linie auch gekauft werden. “Einen Teil der Erlöse spende ich wie immer an BOS”, erklärt Stefanie Klymant. “Damit unter­stütze ich die Projekte vor Ort auf Borneo.”

Mit ihrem Einsatz für die Orang-Utan-Waisen steht die Künst­lerin und Patin von Valen­tino stell­ver­tre­tend für viele krea­tive BOS-Unter­stützer, ohne die Rettungs­ak­tionen, Auswil­de­rungen oder Wieder­auf­fors­tung gar nicht möglich wäre. “Dieser Support auf allen Ebenen kann gar nicht hoch genug geschätzt werden”, sagt BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes. “Egal, ob Fitness- oder Tattoo­stu­dios, Samm­lungen auf Hoch­zeits- oder Firmen­feiern, jeder Einzelne leistet einen enormen Beitrag zum Über­leben der Menschen­affen und des Regen­walds. Dafür ein großes Danke!”

 

 

Auf Stefanie Klymant wartete zur Ausstel­lungs­er­öff­nung noch ein ganz beson­deres Danke­schön: Im Anschluss an die Vernis­sage durfte sie in der Tropen­halle des Zoos die echten Orang-Utans bewun­dern. Die jüngsten, Surya, Niah, LinTang sowie Mayang, Spröss­ling von Orang-Utan-Dame Miri, sorgen hier immer noch für Begeis­te­rung. Die Malerin: “Umso wich­tiger, dass wir mit allen Mitteln helfen, diese einma­lige Art zu erhalten.” 

Fotos: Kloock/Klymant