Feuers­brünste wüten in Mawas

Feuers­brünste wüten in Mawas

Erneut haben verhee­rende Brände Torf­wälder in Zentral-Kali­mantan verwüstet. Es handelt sich um die schlimmsten Brände seit 2015. Unsere Mitar­beiter des Mawas Rena­tu­rie­rungs- und Auffors­tungs­pro­gramms in Zentral-Kali­mantan kämpften wieder einmal an vorderster Front unter größter Lebens­ge­fahr, um die Kontrolle über die tosende Feuers­brunst zu erlangen.

Die ersten Flammen wurden am 11. Juli auf einer Palm­öl­plan­tage von PT. Kali­mantan Lestari Mandiri (KLM) im Distrikt von Kapuas entdeckt. Die Plan­tage grenzt an unser Wieder­auf­fors­tungs- und Schutz­ge­biet von Mawas. Schnell schickten Mitar­beiter eine Feuer­wehr­pa­trouille an den Brandherd. 

 
 

Aber das Feuer fraß sich trotzdem immer näher an unser „Camp Release“, einem einsam gele­genen Stütz­punkt im Mawas-Gebiet, von dem aus früher auch ausge­wil­dert wurde. Trotz aller Anstren­gungen hatten die Flammen am 14. Juli das Camp fast erreicht.

Unsere Mitar­beiter, die am Boden gegen die Brände kämpften, erhielten sogar Unter­stüt­zung aus der Luft: Ein Heli­ko­pter des Kata­stro­phen­schutzes von Zentral-Kali­mantan kam zum Einsatz.

13.000 Fußball­felder Torf­wald verbrannt

 

Nach drei Tagen, an denen unser Team bis an den Rand der Erschöp­fung gegen die Feuer gekämpft hatte, konnte es endlich gelöscht werden. Nur 300 Meter vom „Camp Release“ entfernt. Unsere Brand­ex­perten haben inzwi­schen fest­ge­stellt, dass in diesen wenigen Tagen 12.926 Hektar Torf­wald verbrannt sind. Das entspricht etwa 13.000 Fußballfeldern!

Unser Team in Mawas besteht aktuell aus 15 Mitar­bei­tern, die in Wech­sel­schichten Kontroll­gänge durch das Gebiet machen, um nach Bränden Ausschau zu halten. Im Gebiet der PT. KLM ist auch am 17. Juli noch immer dichter Rauch zu sehen.

 

Vermut­lich von Menschen gelegt

 

Außerdem haben unsere Patrouillen gemeldet, dass auf den Kanälen im Mawas-Gebiet Baum­stämme strom­ab­wärts trans­por­tiert werden. Ein Zeichen dafür, dass ille­galer Holz­ein­schlag statt­findet – und der Wald­brand mit Absicht gelegt wurde! Denn, wie Mawas-Programm-Manager Jhanson Regalino erklärt, ist der Wasser­stand in den Kanälen derzeit so niedrig, dass die krimi­nellen Holz­fäller dazu gezwungen sind, andere Wege für den Abtrans­port der Stämme zu finden. Darum verbrennen sie heim­lich Rasau, eine Schrau­ben­baumart, die an Fluss­ufern wuchert, um so die Wasser­wege zu erweitern.

BOS Deutsch­land e.V. bedankt sich beim BMZ  für die Finan­zie­rung der Feuer­be­kämp­fungs­aus­rüs­tung für unser Team im Rahmen des  Bengo-Projekts „Nach­hal­tige Gemein­de­ent­wick­lung in Mangkatip“.

Bitte helft uns dabei die verbrannten Flächen wieder zu einem atmenden Regen­wald zu machen!

Neues Glück für die wilde(n) Dreizehn

Neues Glück für die wilde(n) Dreizehn

Es ist voll­bracht – drei­zehn Orang-Utans haben nach dem langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess in unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng nun ihr neues Leben in der Frei­heit des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks begonnen. 

Dies war unsere zehnte Orang-Utan-Auswil­de­rung in den Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park (Taman Nasional Bukit Baka Bukit Raya; TNBBBR), durch­ge­führt von der Natur­schutz­be­hörde Zentral-Kali­mantans (BKSDA) in Zusam­men­ar­beit mit dem TNBBBR und der BOS Foun­da­tion, finan­ziert auch mit Spen­den­gel­dern von BOS Deutsch­land e.V.. Für vier Männ­chen und neun Weib­chen, darunter zwei Mutter-Kind-Paare, ging somit endgültig die Käfigtür im Dschungel auf. Nun leben insge­samt 92 reha­bi­li­tierte Orang-Utans im BBBR-Nationalpark.

 

 

Die drei­zehn Wald­men­schen machten sich in zwei Gruppen von Nyaru Menteng aus auf den Weg.
Terang, Indi, Nanda mit ihrem Sohn Ananda, Zazu, Kenya und China reisten am 12. Juli als erste Gruppe ab und wurden am folgenden Tag ausge­wil­dert. Vista und ihr Sohn Vee, Bulan, Suma, Kadek und Coklat bildeten die zweite Gruppe, die am 14. Juli Nyaru Menteng verließ, um am nächsten Tag in die verdiente Frei­heit entlassen zu werden.

Eine entspannte Reise

Das BOS-Team aus Tier­ärzten und erfah­renen Mitar­bei­tern begann am Nach­mittag mit der Sedie­rung der Tiere im Quaran­täne-Komplex von Nyaru Menteng 3. Inner­halb weniger Stunden waren die Arbeiten abge­schlossen, die Tiere in ihren Trans­port­boxen auf den Jeeps fest­ge­schnallt und das Auswil­de­rungs-Team bereit, direkt nach Sonnen­un­ter­gang auf die Reise zu gehen. Das kühlere Klima nach Einbruch der Dunkel­heit hilft Tieren und Menschen – die Orang-Utans bleiben ruhiger, die Menschen konzen­trierter, wenn die Sonne nicht über ihnen brennt.

Die Konvois stoppten regel­mäßig alle zwei Stunden, damit der Tier­arzt die Orang-Utans kurz unter­su­chen konnte. Außerdem bekamen die Menschen­affen während dieser Pausen kleine Snacks und genü­gend Erfri­schungen gereicht, damit die Reise für die Tiere so stress­frei wie möglich verlief. 

Nach der zehn­stün­digen Auto­fahrt wech­selten die Auswil­de­rungs­gruppen in moto­ri­sierte Boote, auf denen es weitere fünf Stunden strom­auf­wärts auf dem Fluss tief hinein in den geschützten Regen­wald ging. Sobald die Teams die vorher fest­ge­legten Orte im Natio­nal­park erreicht hatten, wurden die Orang-Utans schnell in ihren Boxen an Land getragen und nach­ein­ander in den Wald entlassen. Genau in diesem Moment begann für sie ihr neues Leben als freie Orang-Utans.

Frei aber nicht allein

Für BOS ist die Arbeit dann aber noch nicht erle­digt. Sobald die Trans­port­boxen geöffnet werden, beginnt für das bereit­ste­hende Moni­to­ring-Team der Einsatz: beob­achten und doku­men­tieren der Akti­vi­täten der ausge­wil­derten Orang-Utans. 

 

30 Tage werden die neuen Wilden engma­schig über­wacht, um sicher zu gehen, dass sich die Tiere in ihrem neuen Lebens­raum und in der neuen Selb­stän­dig­keit zurecht finden. In der soge­nannten Nest-zu-Nest-Beob­ach­tung begleiten BOS-Mitar­beiter die drei­zehn Orang-Utans unauf­fällig vom frühen Morgen, wenn sie ihre Schlaf­nester verlassen, bis zum Abend, wenn sie sich in ihrem neuen Nest schlafen legen. Die gesam­melten Daten sind über­le­bens­wichtig, da sie uns zeigen, wie sich die Orang-Utans in ihrem neuen Zuhause zurecht finden – ob sie genug Nahrung sammeln, ihr Gewicht halten, es keine gravie­renden Revier­strei­tig­keiten gibt und sie täglich ein neues Schlaf­nest errichten.

Orang-Utans retten Menschen

Seit 2012 hat die BOS Foun­da­tion damit 358 reha­bi­li­tierte Orang-Utans in gesi­cherte Regen­wald­ge­biete ausge­wil­dert. Doch die Arbeit geht weiter. „Wir haben dieses Jahr allein in Nyaru Menteng vier geret­tete Baby-Orang-Utans aufge­nommen. Auf den ersten Blick sind das nicht viele, doch sie kommen zu den mehr als 400 Orang-Utans, die derzeit in diesem größten BOS-Rettungs­zen­trum in unserer Obhut sind“, erläu­tert Dr. Ir. Jamarin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion. In der Entwal­dung und unserem über­mä­ßigen Verbrauch von Ressourcen, um unsere gierigen Wünsche zu erfüllen, sieht Dr. Sihite die Haupt­ur­sa­chen, die wild lebende Tiere an den Rand des Ausster­bens bringen. „Wir alle tragen daher die volle Verant­wor­tung dafür, die verblei­benden Wälder zu schützen. Lasst uns zusammen die letzten Orang-Utans Borneos bewahren und alles tun, damit ihre Anzahl in der Wildnis wieder ansteigt. Orang-Utans, unsere nächsten lebenden Verwandten, spielen eine bedeu­tende Rolle bei der Rege­ne­ra­tion des Waldes. Nach­hal­tige Wälder sind der Schlüssel zur Verbes­se­rung der Lebens­qua­lität für jeden Menschen auf diesem Planeten. Genau deshalb brau­chen wir im Wald lebende Orang-Utans. Indem wir sie retten, retten wir auch uns.“

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Ajeng erobert die Herzen

Ajeng erobert die Herzen

Es ist noch kein halbes Jahr her, da haben wir über die Romanze zwischen Ajeng und Tiny berichtet. Leider hat es bei Ajeng mit dem erhofften Nach­wuchs wieder nicht geklappt. Doch sie ist kein Kind von Trau­rig­keit. Das konnten unsere Mitar­beiter erst vor wenigen Tagen feststellen.

Unser Moni­to­ring-Team vom Nles Mamse Camp, das tief im Wald von Kehje Sewen liegt, begeg­nete zwei Orang-Utans, die schon seit einigen Jahren in Kehje Sewen leben: Rafli und Ajeng. Die BOS-Mitar­beiter waren mit routi­ne­mä­ßigen phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen beschäf­tigt, bei denen Bäume und Pflanzen über­prüft werden, die auf dem Spei­se­plan der Orang-Utans stehen. Da bemerkten sie Ajeng, die sich hoch oben in einem Urwald­riesen entspannte. Plötz­lich vernahmen sie lautes Krachen und Knacken aus den umlie­genden Bäumen. Ein riesiger Orang-Utan-Mann mit ausge­prägten Backen­wülsten erschien und steu­erte Ajeng direkt an. Es war niemand Gerin­geres als Rafli, der Herr­scher über Kehje Sewen! Dieses domi­nante Männ­chen ist der Chef eines sehr großen Terri­to­riums – und er hat eine starke Abnei­gung gegen­über Menschen.

 
Rafli
Rafli

Ajeng schien Raflis Anwe­sen­heit nicht unan­ge­nehm zu sein. Doch Rafli störte sich sehr an der Gegen­wart unseres Teams! Aufgrund seiner hier­ar­chi­schen Posi­tion ist Rafli ohnehin immer in erhöhter Alarm­be­reit­schaft. So ließ er sofort laute Kuss­ge­räu­sche hören, als er unser Team in den Büschen entdeckte. Es war ein so unge­wöhn­lich lautes Warn­ge­räusch, dass das ganze Team sofort Gänse­haut bekam! Auch Raflis Haare standen zu Berge und ließen diesen Riesen gleich noch größer und eindrucks­voller erscheinen. Zügig trat das Moni­to­ring-Team den Rückzug an, um den großen Kerl nicht noch weiter zu verär­gern. Die weiteren Beob­ach­tungen wollten sie doch lieber mit ange­mes­senem Abstand durchführen. 

Ein biss­chen Diskre­tion war auch durchaus ange­messen, denn Rafli und Ajeng schienen sich zu paaren. Er folgte ihr auf Schritt und Tritt. Die beiden teilten ihr Essen und hielten sich sogar gele­gent­lich an den Händen. Rafli schien von Ajengs Schön­heit voll­kommen verzau­bert zu sein. Er kaute auf Etlin­gera-Sprossen herum, ohne auch nur auf sein Essen zu achten – er hatte nur noch Augen für Ajeng.

Ajeng
Ajeng

Die Romantik war jedoch wie wegge­blasen, als sich Ajeng wieder auf das Moni­to­ring-Team zu bewegte. Rafli folgte ihr, bis er die Menschen entdeckte. Da stieß er ein weiteres lautes Kuss­ge­räusch aus, um das Team zu vertreiben. Da nun klar war, dass es wohl keine Möglich­keit mehr geben würde, die phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen an diesem Tag durch­zu­führen, ohne die beiden Turtel­täub­chen zu stören, beschlossen unsere Mitar­beiter, ins Lager zurück­zu­kehren. Und der Liebe eine Chance zu geben. Wir sind gespannt…

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Rück­blick auf den Regen­wald­schutz. Neuan­fang 2.0.

Rück­blick auf den Regen­wald­schutz. Neuan­fang 2.0.

In den letzten Jahren wurde sehr viel Geld und Mühe in den Erhalt der Regen­wälder dieser Welt gesteckt. Es konnte vieles erreicht werden, doch am Ende sind alleine 2017, laut einer Studie der Mary­land Univer­sity, 158.000 km² tropi­schen Regen­waldes verloren gegangen. Das entspricht unge­fähr der Größe Grie­chen­lands. Eine unge­heuer hohe Zahl. Die zweit­höchste seit Anfang der Daten­er­he­bung im Jahr 2001, um genau zu sein. Doch was genau läuft eigent­lich schief? Wo muss ange­setzt werden um tatsäch­lich den Verlust von Regen­wald zu stoppen?

Um diese Frage zu klären trafen sich wich­tige Entschei­dungs­träger und Natur­schützer in Oslo und fassten zusammen was bisher für den Regen­wald­schutz getan wurde und was zukünftig passieren muss um die Situa­tion zu verbes­sern. Im Bericht „Saving the rain­fo­rest 2.0“, der Ende Juni von der Rain­fo­rest Foun­da­tion Norway veröf­fent­licht wurde, werden diese Fragen besprochen.

 

Die vorhan­denen Kohlen­stoff­spei­cher sollen erhalten bleiben

Der Groß­teil der gero­deten Regen­wälder fiel der land­wirt­schaft­li­chen Nutzung zum Opfer. Laut Dr. Chris Malins, ein Polit-Experte für Kohlen­stoff und saubere Kraft­stoffe und Mitwir­kender am Bericht, sollten wir daher in Zukunft, anstatt nur weniger Kohlen­stoff­emis­sionen zu erzeugen, vor allem die vorhan­denen Kohlen­stoff­spei­cher der Erde erhalten. Dazu gehören Wälder. So wurde zum Beispiel mit dem Gesetz der EU zur Beimi­schung von erneu­er­baren Ener­gien in Biosprit eigent­lich eine Verrin­ge­rung der CO2 Emis­sionen erwartet. Jedoch ist genau das Gegen­teil passiert. Durch die Nach­frage nach Palmöl als güns­tigstes Pflan­zenöl, wichen riesige Flächen Regen­wald für Palm­öl­plan­tagen. So wurde das Feuer, welches man anfangs versuchte zu löschen, erst richtig entfacht.

Daher beinhaltet der Bericht haupt­säch­lich Vorschläge zur Verbes­se­rung der vorherr­schenden Situa­tion. Zum Beispiel findet Anders Haug Larsen, Mitautor des Berichts, dass Regie­rungen den Markt besser regu­lieren müssen. Produkte, welche die Abhol­zung von Regen­wald nach sich ziehen sollten vom Markt genommen werden, während andere, die dem entge­gen­wirken geför­dert werden sollten.

 

Ähnli­ches gilt für die Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit. So wird in dem Bericht gesagt, dass der Anteil inter­na­tio­naler Hilfe, der einen poten­tiell nega­tiven Einfluss auf den Regen­wald ausübt, 3,5 mal höher ist, als der Anteil, welcher den Regen­wald­schutz und die Wieder­auf­fors­tung unter­stützt. Daher wird Regie­rungen der Geber­länder geraten, als Bedin­gung für eine finan­zi­elle Unter­stüt­zung, Verträge mit ‚Regen­wald­län­dern‘ abzu­schließen. Diese dürften dann keine Regie­rungs­sub­ven­tionen mehr vergeben, die mit der Regen­wald­ro­dung ihr Geld verdienen.

 

Kartie­rung des Landes soll Prio­rität werden

Wie auch in anderen Studien erwähnt, sollte ein Haupt­au­gen­merk auf der Kartie­rung des Landes für dessen zukünf­tige Nutzung liegen. Denn schon oft fiel Regen­wald falscher Planung und falschem Manage­ment zum Opfer. Auch sollte der wirt­schaft­liche Vorteil von Regen­wald­schutz für die indi­gene Bevöl­ke­rung mehr im Fokus stehen. Es sollte klar­ge­stellt werden, dass nach­hal­tige Regen­wald­be­wirt­schaf­tung lang­fristig besser für den Lebens­un­ter­halt der Bevöl­ke­rung sorgt als z.B. Mono­kul­turen, die den Boden auslaugen und zerstören. Hier könnten Geber­länder zum Beispiel solche Ideen vermehrt fördern, die sich mit Land­nut­zungs­pla­nung oder Bildung vor Ort beschäf­tigen. Insge­samt ist diese Art der Einfluss­nahme ein sehr effek­tives Instrument.

Der Bericht richtet sich aber auch an die Privat­wirt­schaft, einer der Haupt­ver­ur­sa­cher von Entwal­dung in den Tropen. Genau diese Unter­nehmen spielen bei der Lösung des Problems eine erheb­liche Rolle. Laut Glenn Huro­witz (Geschäfts­führer bei Mighty Earth) brau­chen wir wahr­schein­lich genau sie, um aus dem Schla­massel, in das sie uns gebracht haben, wieder herauszukommen.

Trautes Heim, Glück allein?

Trautes Heim, Glück allein?

Wie mag es sich wohl für einen Orang-Utan anfühlen, nach einem Leben in Gefan­gen­schaft und  jahre­langem Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess endlich in die Frei­heit entlassen zu werden? Klar, erst einmal ist das Gefühl der neu gewon­nenen Unab­hän­gig­keit über­wäl­ti­gend. So erging es auch Gina. 

Gina ist eine von zwölf Menschen­affen, die wir im April 2016 in den Bukit-Batikap-Schutz­wald in Zentral-Kali­mantan gebracht haben. Die muntere Orang-Utan-Dame wandte sich schnell ihrer neuen Umge­bung zu. Erkun­dungs­freudig wie sie ist, eroberte sie rasch ein enorm großes Wald­ge­biet für sich. Unter anderem darum war es unserem Moni­to­ring-Team in diesem Jahr noch nicht möglich, Gina zu sichten. Aber so schnell gibt ein BOS-Team nicht auf.

Vor kurzem wurde sie hoch in den Bäumen sitzend gefunden. Sie knab­berte Rinde, als unsere Mitar­beiter sie entdeckten. Gina verbrachte den Morgen damit, das Angebot an Wald­früchten zu genießen, bevor sie den Fluss durch das Blät­ter­dach des Waldes über­querte und ihre Beob­achter zurück­ließ. Unser Team konnte nicht dasselbe tun und musste einen Weg finden, den Fluss zu über­queren, um Gina zu folgen. Unglück­li­cher­weise war dies genau der Zeit­punkt, an dem das Tele­me­trie­system auto­ma­tisch ausge­schaltet wurde, um die Batterie zu schonen. Gina war wieder einmal verschwunden!

Was ist bloß mit Gina los?

Im Herzen eines Primär­waldes gelegen, ist das Totat-Jalu-Camp ein idealer Ort für die Beob­ach­tung und Erfor­schung von Orang-Utans, da das Gebiet rund um das Camp regel­mäßig von ihnen besucht wird.

Am Tag nachdem das Team Gina aus den Augen verloren hatte, wurde sie in der Nähe des Camps entdeckt. Wahr­schein­lich würde sie dem Team nur einen kurzen Besuch abstatten. So etwas ist bei einigen unserer frei­ge­las­senen Orang-Utans immer mal wieder der Fall. Aber nach ein paar Tagen saß sie immer in der Nähe herum. Das beun­ru­higte unsere Mitar­beiter, denn es war kein typi­sches Gina-Verhalten. Bei näherer Betrach­tung zeigte sich, dass Gina an Gewicht verloren hatte und nicht mehr so ​​aktiv war wie zuvor.

Längere Zeit in der Nähe des Lager­ge­ländes zu verbringen, ist kein gutes Zeichen für frei­ge­las­sene Orang-Utans. Idea­ler­weise sollten sie frei im Wald umher­wan­dern und auf eigene Faust das Leben gestalten. Gina schien nicht verletzt zu sein. Unser Tier­arzt konnte dies bestä­tigen. Meist ist das der Haupt­grund, warum ein Orang-Utan vorüber­ge­hend nicht in der Lage ist, sich Nahrung zu suchen. In der Vergan­gen­heit wurden frei­ge­las­sene Orang-Utans, die sich in der Nähe des Camp-Bereichs „zu Hause” fühlten und nicht wegziehen wollten, evaku­iert und in ein anderes Gebiet in Bukit Batikap gebracht. Das sollte auch in diesem Fall so sein.

Gina wurde vorsichtig in den Joloi Bawah (Lower Joloi) Bereich gebracht, der eine Fülle von verschie­denen Wald­früchten bietet. Dieser Ort wird selten von anderen Orang-Utans besucht. Das hatten Beob­ach­tungen gezeigt. Gina schien anfangs etwas zöger­lich zu sein, weil sie sich an einem unbe­kannten Ort aufhielt. Langsam, aber sicher fing sie an, nach Nahrung zu suchen und ging ein wenig tiefer in den Wald, um ein Nacht­nest zu bauen.

Am nächsten Tag ging unser Moni­to­ring-Team zurück, um nach Gina zu sehen. Sie war ganz in ihrem Element! Dieser neue Ort bot ein schönes Sammel­su­rium von Trieben und Wald­früchten, und Gina verbrachte den ganzen Tag damit, all die herr­li­chen Nahrungs­mög­lich­keiten zu probieren, auf die sie gestoßen war. Als der Abend anbrach, fing eine endlich zufrie­dene Gina an, sich ein bequemes Nacht­nest zu bauen. Es war ein viel besseres als das in der Nacht zuvor. Sie schien entspannt zu sein und sich wieder wie zu Hause zu fühlen!

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Ein neues Baby

Ein neues Baby

Es ist immer herz­zer­rei­ßend, zu sehen, wenn Baby-Orang-Utans von ihren Müttern getrennt werden und ihr Recht verlieren, von ihnen zu lernen, wie sie in der Wildnis über­leben können. So ist es auch diesmal wieder.

Mitte Mai hat unser Rettungs­team aus Nyaru Menteng, zusammen mit der Natur­schutz­be­hörde Zentral-Kali­mantans, ein weib­li­ches Orang-Utan-Baby aus dem Dorf Pangkoh retten können. Das Baby wurde mehrere Tage von einem Dorf­be­wohner gehalten, bevor es der Natur­schutz­be­hörde gemeldet wurde. Der Dorf­be­wohner behaup­tete, das Baby allein in einem Wald­ge­biet in der Nähe einer Palm­öl­plan­tage gefunden zu haben und hatte beschlossen, es mit nach Hause zu nehmen. Während der Gefan­gen­schaft wurde das Orang-Utan-Kind wie ein mensch­li­ches Baby behan­delt: Die Kleine wurde gebadet und in Baby­klei­dung gesteckt.

 

Nach dem Erhalt der Anzeige und der erfolg­rei­chen Rettung, wurde die Kleine ins Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum in Nyaru Menteng gebracht. Eine erste Gesund­heits­un­ter­su­chung durch unseren behan­delnden Tier­arzt ergab, dass sie keine Verlet­zungen erlitten hat und sich in guter körper­li­cher Verfas­sung befand.

Es geht voran

Heute, fast einen Monat nach der Rettung, befindet sich der Neuzu­wachs, dessen Alter auf drei Monate geschätzt wird, immer noch in Quaran­täne. Man kann aber schon deut­liche Fort­schritte erkennen. Der Winz­ling hat zuge­nommen und wiegt jetzt fast drei Kilo­gramm. Sie trinkt fleißig ihre Milch und probiert auch schon zerdrückte Früchte. Zudem liebt sie es, mit den von Baby­sit­te­rinnen zur Verfü­gung gestellten Blät­tern oder ihrer Decke zu spielen. Verständ­li­cher­weise ist es immer noch stark auf unsere Baby­sit­te­rinnen ange­wiesen und braucht viele beru­hi­gende Umar­mungen und Wärme: In der Wildnis würde sich ein Baby-Orang-Utan in diesem Alter an seine Mutter klam­mern, um gestillt zu werden und sich zu wärmen.

 

Wir werden, wie bei allen anderen Orang-Utans, die in unserer Obhut sind, dafür sorgen, dass dieses Baby eine zweite Chance bekommt, eines Tages in die Wildnis zurück­kehren und ein artge­rechtes Leben zu führen. 

 

Diese Wildnis jedoch ist bedroht. Wenn es uns nicht gelingt, die Entwal­dung aufzu­halten, die die Orang-Utan-Lebens­räume in einem alar­mie­renden Tempo zerstört und die Gesetze, die die Tier­welt schützen, nicht durch­zu­setzen, werden die Orang-Utans aussterben. Das können wir einfach nicht zulassen!

 

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