Soziale Gemein­schaften und Frem­den­feind­lich­keit unter weib­li­chen Orang-Utans

Soziale Gemein­schaften und Frem­den­feind­lich­keit unter weib­li­chen Orang-Utans

Im Mawas-Gebiet auf Borneo in der Provinz Zentral­ka­li­mantan lebt mit unge­fähr 3.000 Indi­vi­duen eine der letzten größeren wilden Orang-Utan-Popu­la­tionen. Dort unter­nimmt die indo­ne­si­sche BOS Foun­da­tion neben Rena­tu­rie­rungs­ar­beiten auch Neuan­sied­lungen von Orang-Utans. Letz­tere werden im Rahmen des Tuanan-Oran­gutan-Rese­arch-Projektes der Univer­sität Zürich erforscht.

Für diese große Lang­zeit­auf­gabe erhebt ein inter­na­tio­nales Forscher­team aus verschie­denen Diszi­plinen seit 16 Jahren möglichst viele Daten über altein­ge­ses­sene und neu ange­sie­delte Orang-Utans. Wert­volle Erkennt­nisse zum Schutz der bedrohten Menschen­affen sollen so gewonnen werden. Dr. Maria A. van Noor­dwijk unter­sucht vor allem die Entwick­lung und das Verhalten weib­li­cher Orang-Utans im Schutz­ge­biet. Vor Kurzem refe­rierte sie auf einer Veran­stal­tung über ihre neuesten Forschungsergebnisse.

Weib­liche Orang-Utans sind gesel­liger als Männchen

Gerade in ihrer Forschungs­do­mäne ist es bemer­kens­wert, wenn neues Wissen gene­riert wird. Schließ­lich ist die möglichst lücken­lose Daten­ge­win­nung über die Entwick­lung von Orang-Utans allge­mein eine schwie­rige Aufgabe, da die Menschen­affen nicht selten mehrere Jahr­zehnte leben. Daher sind Lang­zeit­daten beson­ders wichtig, jedoch auch knapp. Van Noor­dwijk berichtet, dass die Orang-Utans in ihren ersten sechs oder sieben Jahren mit der Mutter zusam­men­leben und in dieser Zeit auch gesäugt werden. Mit 15 Jahren sind weib­liche Orang-Utans ausge­wachsen. Im Unter­schied zu den männ­li­chen Artge­nossen, leben weib­liche Orang-Utans in den ersten 15 Jahren sehr eng mit der Mutter zusammen. Viele von ihnen werden über 50 Jahre alt. Während ihres kompletten Lebens haben Mütter und Töchter eine Bezie­hung zuein­ander und leben in der Nähe zuein­ander. Auch Schwes­tern haben weiterhin unter­ein­ander Kontakt. Obwohl sie auch viel Zeit jeweils alleine verbringen, halten sie durch regel­mä­ßige soziale Events ein stabiles gemein­schaft­li­ches Netz­werk aufrecht. Diese Gemein­schaft scheint gerade für weib­liche Orang-Utans sehr wichtig zu sein.

Im Gegen­satz zu Orang-Utan-Weib­chen halten sich männ­liche Vertreter dieser Menschen­affen nur kurze Zeit (ein paar Monate oder wenige Jahre) im Forschungs­ge­biet auf, kehren jedoch manchmal auch wieder zurück. Einige Orang-Utan-Männ­chen konnte van Noor­dwijk nach einigen Jahren Abwe­sen­heit wieder beob­achten. Dies spricht dafür, dass männ­liche Orang-Utans ein größeres Gebiet benö­tigen, in dem sie sich bewegen. Ein abschlie­ßendes Urteil könne sie sich auf dem Stand der heutigen Daten leider noch nicht erlauben. Nach van Noor­dwijk wäre es aber für den Schutz der Orang-Utans sehr wichtig, gerade auch Fragen des Wander- und Revier­ver­hal­tens klären zu können.
 

Frem­den­feind­lich­keit unter Orang-Utans?

Da die Anzahl der Orang-Utans im Forschungs­ge­biet während der letzten Jahre stark zuge­nommen hat, stellte sich für die Forscherin eine neue inter­es­sante Frage: Was passiert mit Orang-Utans, die neu in das Gebiet kommen? Werden sie freudig aufge­nommen oder stoßen sie auf Ableh­nung? Die Ergeb­nisse sind eindeutig. Wenn neue weib­liche Orang-Utans in das Forschungs­ge­biet kommen, beob­achtet Dr. Maria A. van Noor­dwijk, dass die altein­ge­ses­senen Weib­chen die Neuan­kömm­linge regel­recht jagen und atta­ckieren. Aber auch Indi­vi­duen inner­halb der altein­ge­ses­senen Popu­la­tion zeigen sich dann unter­ein­ander vermehrt aggressiv. Die Neuan­sied­lung weib­li­cher Orang-Utans ist also mit enormen Problemen verbunden. Beide Seiten, die Neuan­kömm­linge wie die Altein­ge­ses­senen, stehen offenbar unter beson­derem Stress. Die Neuen erleiden Atta­cken durch Indi­vi­duen der bestehenden Popu­la­tion, bei letz­teren wird das soziale Netz­werk durch­ein­ander gebracht.

Inter­es­sant wäre es, für die Zukunft Paral­lelen zum Menschen zu ziehen. Schließ­lich ist eine Ableh­nung oder Angst vor fremden Vertre­tern der eigenen Art, die neu in das eigene Gebiet kommen, nichts Unbe­kanntes beim Menschen. Im Fach­jargon wird so ein Phänomen „Xeno­phobie“, also Frem­den­feind­lich­keit, genannt. Viel­leicht gewähren uns Dr. Maria van Noor­dwijks Ergeb­nisse einen evolu­tionär-psycho­lo­gi­schen Einblick in die Ursa­chen von Xeno­phobie. Bei unseren Verwandten scheint Stress durch die Belas­tung bestehender sozialer Struk­turen, Aggres­sionen gegen Fremde enorm zu fördern. Weitere Lang­zeit­daten könnten auch Infor­ma­tionen darüber liefern, wie einige der altein­ge­ses­senen Orang-Utan-Popu­la­tionen diese Heraus­for­de­rung durchaus meis­tern und es schaffen, neuan­ge­sie­delte Artge­nossen zu inte­grieren. Auch aus diesem Wissen könnten wir als Menschen viel­leicht wert­volle Tipps für unsere sozialen Gruppen und Gemein­schaften ableiten. Aller­dings sind Schlüsse aus tieri­schem Verhalten, selbst wenn es um die uns so nah verwandten Primaten geht, immer mit großer Vorsicht zu ziehen. Mensch­liche Gesell­schaften sind dann doch deut­lich komplexer als Menschenaffenpopulationen.

Schlüs­sel­pro­blem: Der Verlust an Lebensraum

Neben diesen Aspekten drängt sich noch eine weitere Frage auf: Warum gab es ausge­rechnet in den vergan­genen Jahren einen rasanten Anstieg der Zahl weib­li­cher Orang-Utans im Tuanan-Areal? Dies hängt, so die Wissen­schaft­lerin, mit den starken Wald­bränden von 2015 zusammen, wodurch es zu einem großen Verlust an Lebens­raum für die Menschen­affen auf Borneo gekommen ist. Weniger Habi­tate und mehr Aggres­sionen und Stress scheinen so einen fatalen Teufels­kreis zu bilden.

 

Aus den Forschungs­er­geb­nissen könne man folgendes ableiten: Der Lebens­raum der Orang-Utans müsse verstärkt geschützt werden. Der Habi­tats­ver­lust ist die Wurzel des Problems. Ohne ihn würde keine Unruhe in die bestehenden Popu­la­tionen kommen. Männ­chen scheinen deut­lich größere Habi­tate zu benö­tigen. Dies und auch die bestehenden sozialen Struk­turen sollten in der Zukunft bei der Neuan­sied­lung verstärkt berück­sich­tigt werden. Gleich­zeitig wären weitere Lang­zeit­daten über das Sozi­al­leben gerade weib­li­cher Orang-Utans sehr bedeu­tend, um ein größeres Verständnis von Aggres­sionen, Stress und „Frem­den­feind­lich­keit“ unserer gene­ti­schen Verwandten und damit mögli­cher­weise auch bei uns zu bekommen. Die nächsten Jahre werden also wahr­schein­lich weitere inter­es­sante und vor allem wissen­schaft­lich fundierte Neuig­keiten aus dem Tuanan-Oran­gutan-Forschungs-Projekt hervorbringen.

Gast­bei­trag: Jan Mücher

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Albino-Orang-Utan Alba ist Zuhause

Albino-Orang-Utan Alba ist Zuhause

Albino-Orang-Utan Alba ist ausge­wil­dert worden. Am Vormittag des 19. Dezember ging ihre Trans­portbox tief im Regen­wald des Bukit Baka Bukit Raja (BBBR) Natio­nal­parks auf. Die rund 20-stün­dige Anreise im Jeep auf schlam­migen Urwald­straßen und auf Motor­booten über den Fluss, hat das sechs­jäh­rige Weib­chen gut überstanden. 

Der lange Weg in die Freiheit

Vom Boot aus wurden Albas und Kikas (das sieben­jäh­rige Orang-Utan-Weib­chen, mit dem Alba ausge­wil­dert wurde) Trans­port­boxen wie Sänften in den Regen­wald getragen. Kaum an der Auswil­de­rungs­stelle ange­kommen durften die Tiere endlich in die Freiheit.

Alba in ihrem Transportbox / Bildrechte BOSF
Alba in ihrer Trans­portbox / Bild­rechte BOSF

Die Ehre Albas Trans­portbox zu öffnen, wurde dem CEO der BOS Foun­da­tion, Dr. Jamartin Sihite, zuteil. Es ist jedes Mal span­nend zu sehen, wie die Orang-Utans ihre ersten Schritte im Regen­wald unter­nehmen. Manche kommen nicht schnell genug auf den nächsten Baum, andere verweilen noch ein paar Momente in der Box, ehe sie ihr Leben in Frei­heit angehen. Alba war sehr ruhig und bedächtig, ging aber ziel­strebig tiefer in den Wald, hinauf auf einen Hügel. Als sie den für sie passenden Baum gefunden hatte, klet­terte sie sicher nach oben. Das Beob­ach­tungs­team, das ihr auch die kommenden Wochen von früh bis spät folgen wird, konnte berichten, dass sie Nahrung gefunden und ihre erste Nacht weit oben in einem Baum verbracht hat. Am nächsten Morgen hat sie ihren Streifzug fortgesetzt.

Albas erste Momente in der Freiheit / Bildrechte BOSF
Albas erste Momente in der Frei­heit / Bild­rechte BOSF

 

Dr. Jamartin Sihite ist sehr zufrieden mit dem Verlauf der Auswil­de­rung: „Alles verlief nach Plan“, berichtet er. „Vor allem möchte ich mich bei allen Unter­stüt­zern von BOS bedanken. Ohne deren Hilfe könnten wir weder Alba noch all die anderen Orang-Utans retten und in sichere Regen­wald­ge­biete auswildern.“ 

Am 29. April 2017 hatte die BOS Foun­da­tion Alba aus der Gefan­gen­schaft in einem Dorf in Zentral-Kali­mantan befreit. Seither lebt sie im BOS-Schutz­zen­trum Nyaru Menteng, wo sich Experten um das außer­ge­wöhn­liche Tier geküm­mert haben. Lange war nicht klar, ob Albas körper­liche Verfas­sung eine Rück­kehr in die Frei­heit des Regen­waldes zulassen würde. 
 

Das Beob­ach­tungs­team hat sich sofort auf die Arbeit gemacht

 

Das Beob­ach­tungs­team wird Alba mit der soge­nannten Nest-zu-Nest-Methode intensiv im Auge behalten. Das heißt, man folgt ihr, bis sie sich in ihrem Schlaf­nest zur Ruhe begibt und startet am nächsten Morgen mit ihr, wenn sie sich im Regen­wald auf Futter­suche begibt. Die Kunst für die erfah­renen Beob­achter besteht darin, Alba im unweg­samen Gelände auf der Spur zu bleiben, ohne sie durch die mensch­liche Präsenz aufzu­regen oder – schlimmer noch – sie daran zu gewöhnen. Denn nur, wenn sie sich von Menschen fern­hält, hat sie eine sichere Zukunft im Regenwald.

Albas erste Momente in der Freiheit / Bildrechte BOSF
Albas erste Momente in der Frei­heit / Bild­rechte BOSF

Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V.: „Wir von BOS Deutsch­land freuen uns für Alba, die nun die Chance erhält, ihr weiteres Leben in ihrem natür­li­chen Habitat zu verbringen. Sie ist somit nicht nur ein Symbol für die Über­le­bens­fä­hig­keit ihrer Art geworden, sondern auch das schönste Weih­nachts­ge­schenk für alle, denen das Schicksal der Wald­men­schen am Herzen liegt.“ 

Vielen Dank an alle Partner und Unter­stützer, die das möglich gemacht haben. 

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Albino-Orang-Utan Alba darf zurück in den Regenwald

Albino-Orang-Utan Alba darf zurück in den Regenwald

Der welt­weit einzige bekannte Albino-Orang-Utan Alba darf zurück in den Regen­wald. Am 18. Dezember macht sich das sechs­jäh­rige Weib­chen auf den Weg zu ihrem Auswil­de­rungsort im Bukit Baka Bukit Raja (BBBR) Nationalpark. 

Am 29. April 2017 hatte die BOS Foun­da­tion Alba aus der Gefan­gen­schaft in einem Dorf in Zentral-Kali­mantan befreit. Seither lebt sie im BOS-Schutz­zen­trum Nyaru Menteng, wo sich Experten um das außer­ge­wöhn­liche Tier geküm­mert haben. Lange war nicht klar, ob Albas körper­liche Verfas­sung eine Rück­kehr in die Frei­heit des Regen­waldes zulassen würde.
Doch Alba hat – wieder einmal – alle über­rascht: Auch nach der Zeit im BOS-Rettungs­zen­trum zeigt sie noch immer ausge­prägtes wildes Verhalten. Inner­halb der Gruppe Orang-Utans, mit denen Alba das vergan­gene Jahr zusam­men­lebte, nahm das Albino-Mädchen die domi­nante Posi­tion ein. Ihr Gesund­heits­zu­stand ist sehr gut. Selbst ihre Sehschwäche aufgrund ihres Albi­nismus behin­dert sie, soweit wir fest­stellen konnten, nicht beim Klet­tern. Immerhin verbrachte Alba die ersten fünf Jahre ihres Lebens im Regen­wald, ehe sie für zwei Tage in mensch­liche Gefan­gen­schaft geraten war. „Seit Alba ins BOS-Schutz­zen­trum Nyaru Menteng kam, hat sich ihre körper­liche Verfas­sung deut­lich verbes­sert“, berichtet Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion. „Sie beweist erfreu­liche Klet­ter­fä­hig­keiten und bewegt sich mühelos in den Bäumen, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass Alba bereit ist, in freier Wild­bahn zu leben.“

 

Die Entschei­dung

Albas Auswil­de­rung in den Regen­wald wird von der indo­ne­si­schen Regie­rung unter­stützt und geför­dert. „Die Entschei­dung, Alba wieder in den Wald zurück­zu­bringen, fiel im Rahmen des Enga­ge­ments der Regie­rung — in diesem Fall des Minis­te­riums für Umwelt und Forst­wirt­schaft — für den Schutz aller Wild­tiere Indo­ne­siens, einschließ­lich der Orang-Utans und ihres Lebens­raums. Als ausfüh­render Partner der Auswil­de­rung bemüht sich die BOS Foun­da­tion mit all ihrer Exper­tise und jahr­zehn­te­langen Erfah­rung die Pläne der Regie­rung zu unter­stützen und diese Auswil­de­rung so erfolg­reich wie möglich zu gestalten“, erklärt Dr. Jamartin Sihite.

So schätzt auch Indra Explo­tasia, ein hoher Vertreter des indo­ne­si­schen Umwelt und Forst­mi­nis­te­riums, diese Auswil­de­rung: „Die Regie­rung hat die Verpflich­tung, die Wild­tier­be­stände in ihren natür­li­chen Lebens­räumen zu erhöhen. Nach den geltenden Vorschriften können Tiere in ihren natür­li­chen Lebens­raum entlassen werden, sofern sie sich in guter körper­li­cher Verfas­sung befinden. Unter­su­chungen haben gezeigt, dass Orang-Utans einst im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park heimisch waren. Jede Auswil­de­rung erhöht die gene­ti­sche Vielfalt.“

Alba kommt in die Transportbox - Copyright BOSF
Alba kommt in die Trans­portbox — Copy­right BOSF

 

Nicht allein

In ihr neues Leben in Frei­heit wird Alba gemeinsam mit ihrer besten Freundin Kika starten. Kika wurde im Februar 2017 in einem Dorf in Zentral-Kali­mantan beschlag­nahmt, wo sie illegal als Haus­tier gehalten worden war. Das heute sieben Jahre alte Weib­chen zeigte seit ihrer Rettung sehr deut­lich wildes Verhalten. Auf die Gegen­wart von Menschen reagiert sie, wie Alba auch, instinktiv mit Flucht. Eine gute Voraus­set­zung für ihr künf­tiges Leben in Freiheit.

Kika kommt in die Transportbox - Copyright BOSF
Kika kommt in die Trans­portbox — Copy­right BOSF

Albas und Kikas Käfige werden voraus­sicht­lich im Laufe des 19. Dezember im Regen­wald geöffnet werden. Infor­ma­tionen darüber, wie den beiden Orang-Utans ihre neue Heimat gefällt, erhalten wir erst, wenn das Auswil­de­rungs­team der BOS Foun­da­tion wieder zurück in der Zivi­li­sa­tion ist. 

 

Immer im Blick

Im Regen­wald wird Alba sich selbst­ver­ständ­lich nicht selbst über­lassen. Das erfah­rene Team der BOS Foun­da­tion wird durch extra geschultes Personal der regio­nalen Natur­schutz­be­hörde (BKSDA) und Rangern des Natio­nal­parks BBBR verstärkt. Über einen implan­tierten Peil­sender kann das Beob­ach­tungs­team Albas Aufent­haltsort im Regen­wald loka­li­sieren. So kann das Team Alba intensiv beob­achten und sicher­stellen, dass sie in ihrem neuen Leben zurechtkommt. 

„Abge­sehen von ihrer Sehstö­rung aufgrund ihres Albi­nismus, ist Alba in guter körper­li­cher Verfas­sung“, erklärt Dr. Agus Fahroni, Chef­tier­arzt der BOS Foun­da­tion in Nyaru Menteng mit über zehn Jahren Erfah­rung als Orang-Utan-Vete­rinär. „Aufgrund ihrer Sehbe­hin­de­rung werden wir ihre Fähig­keit, sich sicher durch den Regen­wald zu bewegen und genü­gend Nahrung zu finden, nach ihrer Frei­las­sung sehr sorg­fältig über­wa­chen. Wir haben in der Vergan­gen­heit bereits Orang-Utans mit Sehstö­rungen frei­ge­lassen, aber erst wenn wir Alba im Wald sehen, können wir sicher wissen, wie sehr sich dies auf ihr tägli­ches Leben auswirkt. Aufgrund des Mela­nin­man­gels in der Haut von Albinos sind diese beson­ders anfällig für Haut­schäden durch die UV-Strah­lung der Sonne. Wir müssen daher auch Albas Haut genau beob­achten. Und auch, ob sie sich eher dem Sonnen­licht aussetzen wird oder Schutz unter dem dichten Blät­ter­dach der Bäume sucht.“

Das Beob­ach­tungs­team wird Alba mit der soge­nannten Nest-zu-Nest-Methode intensiv im Auge behalten. Das heißt, man folgt ihr, bis sie sich in ihrem Schlaf­nest zur Ruhe begibt und startet am nächsten Morgen mit ihr, wenn sie sich im Regen­wald auf Futter­suche begibt. Die Kunst für die erfah­renen Beob­achter besteht darin, Alba im unweg­samen Gelände auf der Spur zu bleiben, ohne sie durch die mensch­liche Präsenz aufzu­regen oder – schlimmer noch – sie daran zu gewöhnen. Denn nur, wenn sie sich von Menschen fern­hält, hat sie eine sichere Zukunft im Regenwald.

Alba ist bereit für die Reise in den Regenwald - Copyright BOSF
Alba ist bereit für die Reise in den Regen­wald — Copy­right BOSF

Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V.: „Wir von BOS Deutsch­land freuen uns für Alba, die nun die Chance erhält, ihr weiteres Leben in ihrem natür­li­chen Habitat zu verbringen. Sie ist somit nicht nur ein Symbol für die Über­le­bens­fä­hig­keit ihrer Art geworden, sondern auch das schönste Weih­nachts­ge­schenk für alle, denen das Schicksal der Wald­men­schen am Herzen liegt.“

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2018 Rück­blick und Ausblick

2018 Rück­blick und Ausblick

Die vergan­genen zwölf Monate haben wieder einmal gezeigt, dass unsere Arbeit Früchte trägt. Neun neuge­bo­rene Orang-Utan-Babys in unseren Schutz­ge­bieten: Eine Rekord­zahl. Das Jüngste sogar in der zweiten Gene­ra­tion! Und seit letzter Woche schwingt sich der 384. ausge­wil­derte  Orang-Utan durch unsere Schutzgebiete. 

Das sind gute Nach­richten. Aller­dings müssen sie vor dem Hinter­grund betrachtet werden, dass Orang-Utans weiterhin akut vom Aussterben bedroht sind. Daran ändert leider auch die Erkenntnis einer neuen Studie der indo­ne­si­schen Regie­rung nichts, nach der eine gewisse Erhö­hung der Zahl der Borneo-Orang-Utans zu konsta­tieren sei. Tatsäch­lich gilt das sogar nur für unsere Auswilderungsgebiete!

Sayang und ihr Baby

Auch 2018 meldeten die zustän­digen indo­ne­si­schen Behörden wieder mehrere grau­same Orang-Utan-Tötungen. Doch immerhin, 21 junge Orang-Utans wurden durch unsere Teams gerettet und zogen neu in die Rettungs­zen­tren ein. 

Die BOS Foun­da­tion verfolgt weiterhin einen holis­ti­schen Ansatz. Neben den reha­bi­li­tierten und ausge­wil­derten Tieren tragen wir in unseren Stationen auch für solche Orang-Utans Sorge, die aus verschie­denen Gründen nicht mehr ausge­wil­dert werden können. Dazu gehören kranke oder zu alte Tiere, aber auch solche, die einfach zu spät aus Gefan­gen­schaft befreit wurden und nicht mehr allein im Regen­wald über­leben würden. 2018 war auch in dieser Hinsicht ein ganz beson­deres Jahr. 

Eine welt­weit einzig­ar­tige Schutzinsel

Mit Badak Kecil wurde die welt­weit erste größere Schutz­insel für Orang-Utans eröffnet, die nicht mehr ausge­wil­dert werden können. Auf der 104 Hektar großen Insel werden solche Orang-Utans ohne Gitter­stäbe in natur­nahem Wald, aber unter der Obhut unserer Fach­kräfte artge­recht leben — betreutes Wohnen für Orang-Utans sozu­sagen. Das ist ein bisher einma­liges Projekt im Orang-Utan-Schutz! Als erste durften im November 2018 sechs der Menschen­affen dorthin über­sie­deln. Etwa 40 weitere werden in nächster Zeit folgen. Unsere Arbeit für nicht mehr auswil­de­rungs­fä­hige Orang-Utans hört damit aller­dings nicht auf, da noch weitere Kandi­daten auf ihren Platz für eine würdige Exis­tenz warten. Deswegen werden wir uns auch 2019 mit dem Bau weiterer Schutz­in­seln befassen müssen. 

Badak Kecil Schutzinsel

Mawas: Orang-Utans-Schutz ist auch Menschen­schutz — durch Klimaschutz 

BOS ist an der Entwick­lung oder besser gesagt der Rena­tu­rie­rung weiter Teile des Mawas-Gebiets betei­ligt. In diesem über 300.000 Hektar großen Torf­wald­ge­biet in Zentral-Kali­mantan geht es sowohl um Wieder­auf­fors­tung als auch darum, Entwäs­se­rungs­ka­näle zu blockieren, die im Rahmen eines geschei­terten Reis­an­bau­pro­jekts ange­legt wurden. Ziel ist es, durch Wieder­vernäs­sung die ursprüng­liche Torf­wald­öko­logie wieder herzustellen. 

Seit Beginn gehört es zum Selbst­ver­ständnis von BOS, mit der orts­an­säs­sigen Bevöl­ke­rung zusam­men­zu­ar­beiten. In Koope­ra­tion mit BOS Deutsch­land hat die BOS Foun­da­tion ein 2017 durch das Bundes­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit (BMZ) geför­dertes lokales Entwick­lungs­pro­jekt umge­setzt. Bestand­teil der „nach­hal­tigen Gemein­de­ent­wick­lung in Mang­katip” war neben anderen wich­tigen Maßnahmen auch Ausbil­dung und Ausrüs­tung zweier Feuer­wehr­teams. Diese kamen schon im Sommer 2018 wirksam zum Einsatz, als in Mawas wieder einmal Feuers­brünste zu bekämpfen waren. 

Mawas­brände im Juli 2018

Poli­ti­sches Engagement

Im vergan­genen Jahr ist schon einiges Uner­freu­li­ches im Bereich „Palmöl im ‚Bio‘-Sprit“ passiert. Die Euro­päi­sche Kommis­sion hat die eindeu­tige Empfeh­lung des EU-Parla­ments igno­riert, schon ab 2021 kein Palmöl mehr als Biokraft­stoff­bei­mi­schung zu verwenden. Jetzt darf Palmöl noch bis 2030 im Tank sein. BOS Deutsch­land setzt sich weiter mit verschie­denen Part­nern für einen früheren Ausstieg ein – möglichst ab 2021, wie vom EU-Parla­ment empfohlen. Eine vom Markt­for­schungs­in­stitut IPSOS erstellte aktu­elle Studie zeigt übri­gens, dass sieben von zehn Euro­päern gegen Palmöl im Tank sind. 

 

Urwald­scho­ko­lade

Urwald­scho­ko­lade / Copy­right: Fairventures

Kurz vor Weih­nachten 2018 ist auch der Prototyp eines ganz beson­deren Produkts zur Welt gekommen: Die „Urwald­scho­ko­lade“. In Koope­ra­tion mit Fair Ventures und der Scho­ko­la­den­firma Schell wollen wir lang­fristig nach­hal­tige Alter­na­tiven zu Raubbau für die lokale Bevöl­ke­rung auf Borneo erschließen, diese also am Gewinn des Projektes betei­ligen. So wird in Zukunft der Kakao für die Scho­ko­lade aus den Grenz­ge­bieten unserer betreuten Regen­wälder stammen. Durch sinn­volles Agro­fo­res­ting sollen die Menschen vor Ort zu Wald­schüt­zern werden. Somit wird Orang-Utan Schutz auch für sie zu einer lukra­tiven Einnahmequelle. 

Und zu guter Letzt: Taymur ist jetzt Filmstar

Nach seiner drama­ti­schen Vorge­schichte ist der junge Orang-Utan Taymur nun einer der Stars der neuen TV-Serie Oran­gutan Jungle School. Die erste Staffel lief schon sehr erfolg­reich in Neusee­land und Groß­bri­tan­nien. Wir hoffen, dass die Serie nächstes Jahr auch in Deutsch­land Furore machen wird. 

Auch im zu Ende gehenden Jahr 2018 waren alle Erfolge wieder nur durch die tatkräf­tige Unter­stüt­zung aller unserer Unter­stützer möglich! Dafür danken wir Ihnen Allen sehr! 

 

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Neue Stars im Regenwald

Neue Stars im Regenwald

Es ist voll­bracht! Grendon darf nach zwölf Jahren der Reha­bi­li­ta­tion endlich als freier Orang-Utan-Mann durch die Wipfel des Bukit Baka Bukit Raja (BBBR) Natio­nal­parks schwingen. Der 14-jährige Menschen­affe ist kein Unbe­kannter: 2009 war er einer der Stars der BBC-Serie „Tage­buch der Orang-Utans“ und gewann dabei die Herzen vieler Paten, die sein Schicksal über die vergan­genen Jahren mit großer Anteil­nahme verfolgten.

Am zweiten Advents­wo­chen­ende wurde Grendon, gemeinsam mit Orang-Utan-Männ­chen Sepang (15) und den vier Weib­chen Ranger (16), Mary (17), Gaia (13) und Ramin (15) ausge­wil­dert. 

                                              

Ein aufre­gender Road­trip in die Freiheit

 

Neun Stunden wurden die sechs Wald­men­schen auf den Prit­schen der BOS-Jeeps ordent­lich durch­ge­schüt­telt. Denn aufgrund der aktuell heftigen Regen­güsse in Zentral-Kali­mantan, hatten sich die unbe­fes­tigten Straßen durch den Dschungel in gefähr­liche Schlamm­pisten verwan­delt. Mehr­fach versanken die Gelän­de­wagen so tief im Matsch, dass sie nur mit Hilfe von Seil­winden befreit werden konnten. Auf die anstren­gende Auto­fahrt folgte eine vier­stün­dige Reise in schmalen Motor­booten durch die para­die­si­schen Wälder des BBBR Natio­nal­parks. Doch schließ­lich erreichte unser Team die Auswil­de­rungs­stelle – und die Käfige konnten für unsere sechs neuen Wilden endgültig aufgehen.

 
 

Will­kommen zu Hause, Grendon

 

Das Beob­ach­tungs­team stand schon in den Start­lö­chern und machte sich auch gleich an die Arbeit. Zunächst etwas zöger­lich machte sich Grendon auf seine erste Entde­ckungs­tour durch den Wald. Er kostete ein paar Wald­früchte und schaute sich in seinem neuen Zuhause neugierig um. Schon im Schutz­zen­trum war Grendon als guter Futter­su­cher bekannt. Dieses Talent bewies er nun auch in der Wildnis, in dem er in seinen ersten 24 Stunden in Frei­heit gleich verschie­denste Frucht­sorten verspeist hatte. Damit war Fein­schme­cker Grendon der Orang-Utan, der sich am schnellsten in der neuen Umge­bung zurecht­ge­funden hat. 

 

2018 hat die BOS Foun­da­tion somit 58 Orang-Utans ausge­wil­dert, 26 Tiere konnten auf eine Voraus­wil­de­rungs­insel umziehen. Doch 21 neue Orang-Utans wurden durch unsere Teams gerettet und zogen neu in unsere Schutz­zen­tren ein.

 

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Umwelt­bil­dung fängt bei den Kleinsten an

Umwelt­bil­dung fängt bei den Kleinsten an

Umwelt­bil­dung ist ein wich­tiger Bestand­teil unserer Arbeit. Dazu gehört auch, im Rahmen der Gemein­de­ent­wick­lung Grund­la­gen­wissen und Bewusst­sein über Orang-Utans und ihren Lebens­raum zu vermit­teln. Im Zuge dessen hat unser Team aus Nyaru Menteng die Schulen in drei Dörfern aus dem Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya besucht. 

Die invol­vierten Schüler schlossen sich der BOS Kids Commu­nity an. Lieder, Spiele und Bilder und Geschichten von Orang-Utans leiteten den Unter­richt ein. 

Danach bekam jedes Kind die Skizze eines Tieres oder einer Pflanze zum Ausmalen. Sobald die Schüler mit ihren Meis­ter­werken zufrieden waren, erzählten unsere BOS-Mitar­beiter ihnen span­nende Infor­ma­tionen und Geschichten über die abge­bil­deten Tiere und Pflanzen. Im Verlauf des Unter­richts wurde schnell klar, dass die meisten Schüler wenig über die Bedro­hung Regen­wälder wussten und was dies für ihre Zukunft bedeuten könnte.

 

 

Zur Auflo­cke­rung nahm unser Team die BOS-Kids mit nach draußen. Die Aufgabe bestand darin, vorbe­rei­teten Boden mit Bohnen und Chili zu bepflanzen. Die Kinder sollten dazu ermu­tigt werden, sinn­liche und prak­ti­sche Erfah­rungen darüber zu sammeln, wie Pflanzen wachsen und sich über­haupt um Pflanzen, Boden und Natur zu kümmern. Tatsäch­lich mochten sie diese prak­ti­schen Aspekte am meisten. 

 

Wir hoffen, dass die Kinder ihr neu erwor­benes Wissen mit ihren Fami­lien und Freunden teilen und umwelt­freund­liche Garten­ar­beit auch zu Hause prak­ti­zieren. Schließ­lich sind diese Kinder in Zukunft für unseren Planeten verantwortlich! 

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