Klaus kommt bald in die Schule

Klaus kommt bald in die Schule

Seit dem 23. Mai 2018 lebt der kleine Orang-Utan-Waise Klaus in unserem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari. Ein Team der örtli­chen Natur­schutz­be­hörde BKSDA und der BOS Foun­da­tion fand den damals drei­jäh­rigen Orang-Utan-Jungen in Mentoko (Ost-Kali­mantan), wo er allein und verloren herumirrte. 

Das Rettungs­team hatte einen Verdacht: Nur wenige Tage zuvor hatten Forscher des Kutai-Natio­nal­parks einen verwe­senden Orang-Utan-Körper gefunden – vermut­lich die Mutter von Klaus. 

Als der junge Waise in Samboja Lestari ankam, war er extrem unter­ge­wichtig und trau­ma­ti­siert vom Verlust seiner Mutter. Meist saß er ganz still und zurück­ge­zogen am Rand und hielt sich von allen Akti­vi­täten seiner Orang-Utan-Kollegen fern.

Heute, acht Monate später, wiegt er gesunde 14 Kilo­gramm. Die Quaran­täne hat er hinter sich gebracht und im Baby­haus, wo er inzwi­schen lebt, wächst sein Selbst­ver­trauen stetig. Menschen mag Klaus nicht so sehr – ein gutes Zeichen, dass er noch einige wilde Verhal­tens­weisen in sich trägt. 

Der junge Orang-Utan spielt und klet­tert am liebsten allein. Gele­gent­lich kann ihn seine Freundin Ecky zu einem gemein­samen Spiel animieren. Dann ärgert sie ihn, wenn er sich gerade im Nestbau übt, indem sie sein Schlaf­nest zerstört. Manchmal spielt er dann tatsäch­lich mit ihr, manchmal zeigt er ihr die kalte Schulter und zieht sich von ihr zurück.

Wenn Klaus den nächsten Gesund­heits­check besteht, kann er endlich die Wald­schule besu­chen. Dort wird er alles lernen, um in später frei und wild im Regen­wald zu leben. 

 

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Mang­katip – Eine starke Gemeinde für einen starken Regenwald

Mang­katip – Eine starke Gemeinde für einen starken Regenwald

Getreu dem Motto von Jamartin Sihite, CEO BOS Foun­da­tion „Never talk about conser­va­tion with hungry people!” haben wir 2017 in Mang­katip, Mawas unser Pilot­pro­jekt zur Entwick­lungs­hilfe gestartet.

Die Torf­moor­wälder von Mawas sind von einem fatalen Teufels­kreis aus unter­schied­li­chen Faktoren, bedroht. Nachdem dieses jahr­tau­sende alte Habitat durch das Mega-Rice-Projekt mit Hilfe von Entwäs­se­rungs­ka­nälen in den 1990er Jahren trocken­ge­legt wurde, ist es extrem leicht entflammbar und anfällig für Wald­brände. Flora, Fauna und die dort lebenden indi­genen Völker sind den Flammen und giftigen Rauch­schwaden jedes Jahr aufs Neue schutzlos ausge­lie­fert. Hinzu kommt die verhee­rende Armut der ansäs­sigen Bewohner, die ihr Über­leben oft nur mit Wilderei und ille­galen Holz­fäl­lungen sichern können. Aus diesem Grund ist auch wichtig, dass die Entwäs­se­rungs­ka­näle geschlossen werden. Sonst dienen diese weiterhin als Trans­portweg für die illegal abge­holzten Bäume.

Um Mawas, Lebens­raum von nahezu 3.000 wild­le­benden Orang-Utans, nach­haltig zu retten, unter­stützen wir mit unserem Pilot­pro­jekt, geför­dert vom BMZ im Rahmen eines Bengo-Projekts (2331) das Dorf: Mang­katip. Denn nur wenn die indi­gene Bevöl­ke­rung vor Ort sozial und wirt­schaft­lich gestärkt wird, kann sie auch das grüne Zuhause, in dem sie lebt, pflegen und beschützen. 

 

 

Wich­tiger Start: Grund­lagen schaffen

Im ersten Schritt halfen wir der Gemeinde von Mang­katip, ihre Ortschaft inklu­sive ihrer natür­li­chen Ressourcen offi­ziell kartieren und eintragen zu lassen. Das ist wichtig, des es stärkt ihre Verhand­lungs­po­si­tion gegen­über Behörden und anderen Regie­rungs­au­tori­täten. Ist ihr Dorf offi­ziell als Ortschaft aner­kannt, können sie Förder­gelder und anderen sozi­al­öko­no­mi­sche Maßnahmen einfordern. 

Im zweiten Schritt fanden erste land­wirt­schaft­liche Schu­lungen statt. So wurde den Menschen von Mang­katip bspw. gezeigt, wie man richtig kompos­tiert oder nach­haltig Reis­anbau betreibt.

In einem dritten Schritt wurden zwei Feuer­wehr-Teams ausge­bildet und ausge­stattet. Sie kamen bereits im Sommer zum Einsatz, als erneut Wald­brände in Mawas wüteten. Dank dem uner­müd­li­chen Einsatz konnte schlim­meres verhin­dert werden.

Jetzt geht es erst richtig los

Das Pilot­pro­jekt ist mit vollem Erfolg gestartet und wir freuen uns auf ein 2019 in dem wir die Entwick­lungs­hilfe vor Ort auf zwei weitere Dörfer ausweiten wollen. Darüber hinaus planen wir, die Menschen weiter auszu­bilden, alter­na­tive Einkom­mens­quellen und Mikro­kre­dite anzu­bieten. Wich­tige Stütz­pfeiler, die es ihnen ermög­li­chen, eine Exis­tenz­grund­lage zu schaffen um gut und sicher zu leben. Gut für die Menschen, gut für ihre Umwelt und gut für ihre Nach­barn, den Orang-Utans.

Regen­wald­schutz und Regenwaldbedrohung

Regen­wald­schutz und Regenwaldbedrohung

Welt­weit war 2018 kein gutes Jahr für die tropi­schen Regen­wälder. So gab es harte Rück­schritte im Regen­wald­schutz in Brasi­lien, in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo, auf Mada­gaskar und in den USA – zusätz­lich zu den ohnehin hohen Wald­ver­lusten rund um den Globus. Doch wie wird es 2019 weitergehen? 

Von zentraler Bedeu­tung für den Wald­schutz werden sicher­lich die folgenden Themen­felder sein, auf die wir hier ein kleines Spot­light setzen wollen: die Zusam­men­set­zung von Biokraft­stoffen in Europa und den Anbau­län­dern, die Präsi­dent­schafts­wahlen in Indo­ne­sien, die globale Wirt­schafts­ent­wick­lung, Brasi­liens Wald­po­litik unter dem neuen Präsi­denten Bolso­naro, die US Politik, die Abstim­mung über eine neue kali­for­ni­sche Klima­kom­pen­sa­ti­ons­norm, die Demo­kra­ti­sche Repu­blik Kongo nach den Wahlen, die poli­ti­schen Entschei­dungen bezüg­lich der Arten­viel­falt, eine Verpflich­tung zur Senkung der welt­weiten Abhol­zung und neue tech­ni­sche Entwick­lungen in der Waldüberwachung.

 

Palmöl in Biokraftstoffen

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Der Preis für Palmöl ist so niedrig wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Deshalb versu­chen die Regie­rungen Palmöl produ­zie­render Länder, mit allen Mitteln die Nach­frage nach Palmöl zu stei­gern. So plant Indo­ne­sien selbst eine B30-Bio-Diesel-Verord­nung, wonach Diesel­kraft­stoff im Land zu 30 Prozent aus biolo­gi­schen Rohstoffen, also Palmöl bestehen muss. Geforscht wird aktuell an einem Kraft­stoff, der zu 100 Prozent aus Palmöl besteht. Malaysia hat kürz­lich die Quote von sieben auf zehn Prozent erhöht. Die Umwelt­schutz­stan­dards für den Anbau von Palmöl das als Treib­stoff genutzt wird, sind aktuell minimal und vergrö­ßern so den Markt­an­teil für Palmöl, das nicht zumin­dest nach RSPO-Richt­li­nien gewonnen wurde.
Auch außer­halb der Produk­ti­ons­länder geht die Debatte über die Verwen­dung weiter. Die EU beschloss eine Ober­grenze für Palmöl in Kraft­stoffen, die eine Redu­zie­rung auf Null bis zum Jahr 2030 vorsieht. Im ursprüng­li­chen Gesetz­ent­wurf wurde Palmöl explizit erwähnt, doch inzwi­schen wurde der Absatz umfor­mu­liert. Nun muss die EU-Kommis­sion bis voraus­sicht­lich Anfang Februar defi­nieren, welche Rohstoffe ein hohes Risiko einer soge­nannten indi­rekten Land­nut­zungs­än­de­rung (indi­rect Land Use Change, kurz iLUC) beinhalten und damit nicht mehr in Biodiesel enthalten sein dürfen – oder sehr verkürzt: ob und wie Palmöl und andere Lebens­mittel ab 2023 bis 2030 in Kraft­stoffen verwendet werden dürfen. Dagegen wehren sich die Palmöl-Anbau­länder Indo­ne­sien und Malaysia aktuell mit aggres­siver Lobby­ar­beit und drohen gar mit einer Klage bei der Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­tion, falls die EU Palmöl tatsäch­lich als Pflanze mit einem hohen iLUC-Risiko einstuft.
Norwegen ist bereits einen großen Schritt weiter: ab 2020 wird hier im Biodiesel kein Palmöl mehr enthalten sein.

 

Die Wahlen in Indonesien

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Im April 2019 finden in Indo­ne­sien Präsi­dent­schafts­wahlen statt. Die Entschei­dung fällt zwischen dem Amts­in­haber Joko „Jokowi“ Widodo und seinem Heraus­for­derer Prabowo Subi­anto, einem ehema­ligen General. Jokowi gilt in Bezug auf Regen­wald­schutz und die nach­hal­tige Entwick­lung seines Landes als fort­schritt­lich und positiv, während Prabowo ein Vertreter der „alten Garde“ ist, der deut­lich auf Seiten der Indus­trie und nicht auf Seiten des Natur­schutzes steht.

Aller­dings hat sich insbe­son­dere die Allianz der indi­genen Völker dieser Insel­gruppe (AMAN), die für die Rechte der Urein­wohner eintritt, dazu entschlossen, keinen der beiden Kandi­daten zu unter­stützen. Damit wollen sie ihre Unzu­frie­den­heit in Bezug auf die schlep­pende Umset­zung eines Urteils über die Land­rechte der Urein­wohner aus dem Jahr 2013 kundtun. 

 

Mögliche Auswir­kungen durch die Weltwirtschaftsentwicklung

Eine sich lang­samer entwi­ckelnde Welt­wirt­schaft kann sowohl Vor- als auch Nach­teile für den Regen­wald haben. Auf der einen Seite könnte dann weniger Geld für Schutz- und Wieder­auf­fors­tungs­pro­jekte zur Verfü­gung stehen. Ande­rer­seits kann bei einer Wirt­schafts­krise die Nach­frage nach gewissen Rohstoffen sinken und so der Anbau zulasten von Regen­wald­flä­chen wirt­schafts­be­dingt redu­ziert werden. Der Rohstoff­markt von Palmöl musste zuletzt aufgrund von härteren Zerti­fi­zie­rungs­stan­dards wie der Einfüh­rung eines Abhol­zungs­ver­botes von Regen­wald durch den RSPO einige Rück­schläge hinnehmen.

 

Kehrt­wende im Natur- und Regen­wald­schutz unter Brasi­liens neuem Präsi­denten Bolsonaro

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Jair Bolso­n­aros Wahl­kampf basierte auf Verspre­chen, die zum Beispiel auch eine Redu­zie­rung des Regen­wald­schutzes, eine Einschrän­kung der Rechte der indi­genen Bevöl­ke­rung sowie ein Austreten Brasi­liens aus dem Pariser Klima­schutz­ab­kommen enthielt. All das sind schlechte Nach­richten für den bereits jetzt sehr in Mitlei­den­schaft gezo­genen Amazonas-Regen­wald und seine Rolle im inter­na­tio­nalen Klima­schutz. Schon heute leidet der Amazonas unter stei­genden Abhol­zungen, einer durch den Klima­wandel hervor­ge­ru­fenen Häufung von Trocken­heit und Wald­bränden und einer durch den von der US-Regie­rung ange­zet­telten Handels­krieg gestei­gerten Nach­frage Chinas nach brasi­lia­ni­schen Agrar­gü­tern. Unter Bolso­naro, seiner neuen Minis­terin für Land­wirt­schaft Tereza Cris­tina und seinem neuen Umwelt­mi­nister Ricardo Salles, ist zu befürchten, dass Brasi­lien Umwelt­schutz­be­stim­mungen für Infra­struk­tur­pro­jekte aufhebt, ein Mega-Stau­damm-Projekt am Amazonas wieder­auf­leben lässt, die Forst­ge­setze lockert, Schutz­flä­chen verklei­nert, Wald­über­wa­chungs- und Umwelt­schutz­kon­trollen redu­ziert und die Strafen für ille­galen Holz­ein­schlag redu­ziert. Die Gefahr für Umwelt­schutz­ak­ti­visten, Jour­na­listen und Stam­mes­führer der indi­genen Bevöl­ke­rung könnte auf Grund des neuen poli­ti­schen Diskurses und stei­gendem Popu­lismus ansteigen.

 

Die US Politik

Noch ist unge­wiss, ob die Tatsache, dass nun die Demo­kraten die Mehr­heit im Reprä­sen­tan­ten­haus über­nommen haben, zu einer Ände­rung der Klima­po­litik in den USA führen wird. Die Bemü­hungen der Trump-Regie­rung, inter­na­tio­nale Umwelt­schutz­pro­jekte nicht mehr zu fördern bzw. einzu­stellen, wurden zum Teil vorher schon vom Kongress aufge­halten. Der Präsi­dent ist aller­dings ein laut­starker Gegner von Klima­schutz­pro­jekten und anderen Initia­tiven zum Schutz des Regen­waldes. Ob es in der aktuell ange­spannten und zerris­senen poli­ti­schen Situa­tion beispiels­weise möglich sein wird, ein Gesetz zur Einfüh­rung einer CO₂-Steuer durch­zu­kriegen, ist eine der wich­tigsten klima­po­li­ti­schen Fragen bezüg­lich der Entwick­lungen in den USA.

 

Kali­for­niens neue Wege im Emissionshandel

Im April wird Kali­for­nien über den „Tropical Forest Stan­dard“ (TFS) abstimmen. Dies könnte den Weg bereiten, um inter­na­tio­nale Wald­schutz­pro­jekt (z. B. REDD+) in den kali­for­ni­schen Emis­si­ons­handel aufzu­nehmen. Sollte TFS wie geplant ange­nommen werden, kann dies den Schutz von Wäldern und deren nach­hal­tige Bewirt­schaf­tung fördern. Mit diesen CO₂-Kompen­sa­tionen wird Wald­ge­bieten, bezie­hungs­weise dem darin gespei­cherten Kohlen­stoff, ein mone­tärer Wert zuge­wiesen. So sollen Wälder als Kohlen­stoff­spei­cher finan­ziell attrak­tiver gegen­über einer Abhol­zung gemacht werden. TFS ist aller­dings sehr umstritten. Vor allem die indi­gene Bevöl­ke­rung Ecua­dors, Brasi­liens und Mexikos fürchten, TFS würde die Rechte der Regen­wald­be­wohner verletzen.

 

Gefahr für den Regen­wald im Kongo

Nach den chao­ti­schen Präsi­dent­schafts- und Parla­ments­wahlen in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo am 30. Dezember 2018, bestehen nach wie vor Zweifel an der Recht­mä­ßig­keit des Wahl­siegs von Oppo­si­ti­ons­kan­didat Felix Tshise­kedi. Es mehren sich Hinweise auf Mani­pu­la­tionen, die zu Unruhen in der Bevöl­ke­rung führen könnten. Dies könnte auch Nach­teile für Afrikas größten Regen­wald mit sich bringen, der schon jetzt von immer stärker werdender Abhol­zung bedroht ist. Im Kongo­be­cken (erstreckt sich über sechs Länder) befindet sich eines der groß­flä­chigsten Torf­moor­ge­biete der Welt, das fast ein Drittel des gesamten in tropi­schen Mooren gespei­cherten Kohlen­stoffs enthält. Sollte das Torf­moor­wald im Kongo­be­cken zerstört werden, könnten Milli­arden Tonnen CO₂ frei­ge­setzt werden.

 

Poli­ti­sche Entwick­lung hin zu mehr Artenvielfalt

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Die Konfe­renz der Unter­zeichner der Biodi­ver­si­täts­kon­ven­tion (Confe­rence of the Parties of the Conven­tion on Biolo­gical Diver­sity, CBD) entwi­ckelte die Aichi Arten­schutz­ziele im Jahr 2009 als Start­punkt für ein UN-Zeit­alter der biolo­gi­schen Viel­falt. Weniger als zwei Jahre verbleiben den Unter­zeich­nern der Konven­tion, um die gesteckten Ziele zu errei­chen. Inter­es­sen­ver­treter denken bereits darüber nach, die ange­strebten Ziele auf der Konfe­renz in China (2020) weiter zu verbessern.
Natur­schützer sehen 2019 als wich­tigen Zeit­punkt, um das globale Bewusst­sein für die Bedro­hung der Arten­viel­falt zu schärfen.
Auch die im Mai anste­henden EU-Wahlen sind in diesem Zusam­men­hang entschei­dend, da das EU-Parla­ment eine wich­tige Rolle bei der Entwick­lung einer neuen Biodi­ver­si­täts­stra­tegie bis 2030 spielt.

 

Verpflich­tung zur Senkung der welt­weiten Abholzung

40 Regie­rungen, 20 nach­ge­ord­nete Behörden, 57 multi­na­tio­nale Konzerne, 16 Verei­ni­gungen indi­gener Völker sowie 58 Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tionen hatten sich 2014 beim infor­mellen Sonder­gipfel zum Klima­schutz in New Yorker dazu bereit­erklärt, die globale Abhol­zung bis zum Jahr 2020 zu halbieren. Noch sind wir davon ein ganzes Stück entfernt. 2019 könnte also ein Jahr der gestei­gerten Akti­vi­täten für den Wald­schutz werden, um die gesteckten Ziele noch zu erreichen.

 

Wald­über­wa­chungs­tech­no­logie

Die satel­li­ten­ge­stützte Über­wa­chung von Wald­ge­bieten zur schnellen Entde­ckung von Wald­bränden oder ille­galer Abhol­zung, wird immer leis­tungs­fä­higer. Probleme gibt es aller­dings noch in der Über­wa­chung und dem Schutz der Arten­viel­falt, die via Satel­liten nicht wirk­lich möglich ist. Doch es gibt Fort­schritte im Bereich bioakus­ti­scher Systeme (die Tier­arten anhand ihrer Laute erkennen), bei Foto­fallen und anderen in Boden­nähe ange­brachter Systeme. Auch die Nutzung von künst­li­cher Intel­li­genz rückt mehr und mehr in den Fokus, um den Heraus­for­de­rungen des Arten­schutzes zu begegnen.

 

Quellen:

https://news.mongabay.com/2019/01/rainforests-storylines-to-watch-in-2019/

https://www.euractiv.com/section/agriculture-food/news/palm-oil-ban-on-the-ropes-as-commission-weighs-options/?fbclid=IwAR0C8MrEEh5IibuV7P4ytHHaMq4hFTTiwMVcGesuB-osxl8yuwmHV8G2zpY

https://www.euractiv.com/section/agriculture-food/news/time-is-running-out-for-biofuels-sustainability-criteria/

https://www.reuters.com/article/us-california-climatechange-carbon-fores/california-split-over-carbon-trading-plan-for-tropical-forests-idUSKCN1P31OP

https://www.tagesschau.de/ausland/wahlen-kongo-101.html

https://www.dw.com/de/tv-duell-im-indonesischen-wahlkampf/a‑47127656

https://www.dw.com/de/bolsonaro-nimmt-den-regenwald-ins-visier/a‑46969378

https://www.nature.com/articles/nature21048

Alba und ihr neues Zuhause

Alba und ihr neues Zuhause

Einen Monat ist die Auswil­de­rung Albas nun her. Die welt­weit berühmte Orang-Utan-Dame hat sich im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park in Zentral­ka­li­mantan gut eingelebt.

Den Beob­ach­tungen unseres Post-Release-Moni­to­ring-Teams und Tier­arztes zufolge, gewöhnt sich Alba immer mehr an ein unab­hän­giges Leben. Seit ihrer Auswil­de­rung am 19. Dezember 2018 haben wir Alba bei ihrer Futter­suche und dem Nestbau beob­achten können. Die junge Orang-Utan-Dame ist sehr aktiv unter­wegs. Sie klet­tert in den Baum­kronen herum und kommt nur selten für Pflan­zen­triebe auf den Wald­boden. All dies sind wilde Verhal­tens­weisen, welche Alba immer weiter­ent­wi­ckelt. Über diesen Verlauf ihrer ersten Zeit zurück in der Wildnis sind wir sehr erfreut. Auch darüber, dass wir nicht eingreifen oder helfen mussten.

Alba fühlt sich Zuhause im Regenwald

Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, sagte: „Die ersten vier Wochen, in denen wir Alba nun schon seit ihrer Auswil­de­rung beob­achten durften, zeigen,  dass sie gesund ist und sich gut an das Leben in den Wäldern des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks einlebt. Albas Anpas­sungs­fä­hig­keit ist beein­dru­ckend, aber nicht völlig über­ra­schend. Wir gehen davon aus, dass sie bereits vier bis fünf Jahre in freier Wild­bahn verbracht hatte, bevor wir sie gerettet haben, und es scheint, als würde sie sich gut an die Lektionen ihrer Mutter erin­nern. Dennoch werden wir sie weiter genau beob­achten. Sie ist ein Profil bei der Futter­suche, isst gut, baut Nester und versteht sich mit anderen Orang-Utans. In dieser Zeit hat sie eine beein­dru­ckende Entfer­nung von vier Kilo­me­tern von dem Ort ihrer Auswil­de­rung zurückgelegt!

Keine einfache Aufgabe

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Unser tägli­ches Moni­to­ring von Alba findet von Sonnen­auf­gang bis Sonnen­un­ter­gang statt. Das ist ein Prozess, den wir ‚Nest-to-Nest-obser­va­tions‘ nennen. Unser Plan ist es, diesen Prozess für die nächsten fünf Monate fort­zu­setzen. Das bedeutet, dass wir nach diesem Zeit­raum ausführ­liche Daten haben werden und analy­sieren können, wie gut sich Alba den neuen, wilden Umständen anpasst.  Auch danach wird sie in natür­lich weiterhin in größeren Abständen beob­achtet. Alba lebt nun in einem 128.000 Hektar großen Gebiet, so dass unser Moni­to­ring-Team beim Folgen von Alba ganz schön ins Schwitzen gerät. Doch die Kollegen sind zuver­sicht­lich, dass sie Alba auch weiterhin auf Schritt und Tritt folgen können. Natür­lich ist das lang­fris­tige, nach­hal­tige und enga­gierte Manage­ment des Natio­nal­parks der Schlüssel zum Wohl von Alba und den vielen anderen Orang-Utans, die dort frei­ge­lassen wurden.”

Alba und ihre Freunde

In ihrem ersten Monat in Frei­heit verbrachte Alba viel Zeit mit ihrer Freundin Kika. Kika ist eine sechs­jäh­rige Orang-Utan-Dame, die zusammen mit ihr ausge­wil­dert wurde. Auch mit den 2016 ausge­wil­derten Weib­chen Miri und Winda wurde Alba gesehen. Wir hoffen, dass sie von ihnen lernt, was es heißt ein erwach­sener Orang-Utan zu sein.

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Die BOS Foun­da­tion wird weiterhin mit allen rele­vanten Inter­es­sen­gruppen zusam­men­ar­beiten, dem Minis­te­rium für Umwelt und Forst­wirt­schaft (KLHK), der Central Kali­mantan BKSDA, der TNBBBR-Behörde, der Zentral­re­gie­rung von Kali­mantan, der Regie­rung des Distrikts Katingan und den lokalen Gemein­schaften — um Alba zu beob­achten, zu schützen und zu unter­stützen, so oft sie es braucht.

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Findige Angler

Findige Angler

Orang-Utans nutzen Werk­zeuge, ganz ähnlich wie Bonobos und Schim­pansen. Das ist im Prinzip nichts Neues, wurde bisher aber selten syste­ma­tisch erforscht. Die Wiener Biologin Dr. Isabelle Laumer hat nun Orang-Utans vor die vorder­gründig simple Aufgabe gestellt, Futter­körb­chen aus durch­sich­tigen senk­rechten und waag­rechten Röhren zu holen.

Nur mit den Fingern konnten die Menschen­affen das Futter nicht errei­chen, wohl aber mit einem mitge­lie­ferten Draht. Dieser Draht war aber nur das Rohma­te­rial: Im Fall der senk­rechten Röhre mussten die Orang-Utans einen Haken in den Draht biegen, um die Körb­chen heraus zu angeln. Das Futter in der waag­rechten Röhre war dagegen nur mit Hilfe eines geraden Drahtes heraus­zu­schieben, der aus einem vorher gebo­genen Stück extra zu begra­digen war. 

Die Orang-Utans bewäl­tigten diese Aufgaben, auf die sie nicht vorbe­reitet waren, schnell und wie selbst­ver­ständ­lich. „Der Haken­biege-Test“ ist zu einem Vergleichs­maß­stab geworden, um in der verglei­chenden Psycho­logie die Fähig­keit zu testen, Werk­zeuge inno­vativ einzu­setzen, so die Co-Autorin der Studie, Dr. Alice Auer­sperg. Kinder können das Problem oft erst ab dem achten Lebens­jahr lösen. Das soll daran liegen, dass zur Lösung komplexer Probleme mehrere unbe­lohnte Teil­schritte nötig sind, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Die Fähig­keit dazu würde im mensch­li­chen Hirn erst relativ spät reifen, so Dr. Laumer.

 

 

Der intel­li­gente Einsatz von Werk­zeugen und über­haupt von Gege­ben­heiten der Umwelt ist bei frei­le­benden Orang-Utans aller­dings schon öfter beob­achtet worden. So nutzen sie beispiels­weise nicht nur breite Blätter als Regen­schirme, sondern wählen bei diversen Erkran­kungen mitunter Heil­pflanzen aus. So etwas ist nicht ange­boren, sondern muss entweder durch Erfah­rung gelernt oder aber sozu­sagen kultu­rell tradiert werden. Die Menschen­affen schauen sich solche Fertig­keiten und Kennt­nisse von ihren Müttern oder anderen Artge­nossen ab. Nicht zuletzt deswegen kommt es gerade bei Menschen­affen auf jedes einzelne Indi­vi­duum an. Man weiß nie, was ein einzelner Affe an indi­vi­du­ellen Tech­niken weiter­geben kann und so unter Umständen die Über­le­bens- und Repro­duk­ti­ons­fä­hig­keit einer Popu­la­tion verbessert. 

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Quelle:

https://medienportal.univie.ac.at/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/artikel/den-haken-neu-erfinden/?fbclid=IwAR0k3XunEfiDpYLqV13TleVfFk-2lyYMyZLTEjZSkcUHNsT5O1AK1iexb_o

Zum Jahres­wechsel: Ein weiteres Baby im Regenwald

Zum Jahres­wechsel: Ein weiteres Baby im Regenwald

Jede Geburt im Bukit-Batikap-Schutz­wald ist für uns mit unbän­diger Freude verbunden. So auch bei dem jüngsten Wald­be­wohner, dessen Start ins Leben ein wenig holprig verlief.

Bereits im Juni war die Freude groß, als unser Post-Release-Moni­to­ring-Team die schwan­gere Compost entdeckte. Seit 2015 lebt sie in Frei­heit und hatte in dieser Zeit einige gesund­heit­liche Probleme. Viele aus unserem Team glaubten, dass sie für eine Schwan­ger­schaft zu schwach sei. Doch Compost hat uns eines Besseren belehrt.

Unser Post-Release-Moni­to­ring-Team (PRM) aus dem Camp Totat Jalu beob­ach­tete sie regel­mäßig und wurde unruhig, als der errech­nete Zeit­punkt für die Geburt näher rückte. Denn Compost wirkte sehr lethar­gisch und ihr Bauch wurde kleiner. Wir befürch­teten schon, dass sie ihr Baby verloren hätte.

Wir behielten Compost genau­es­tens im Auge. Am dritten Dezember fanden wir sie — wie meist — in einem Nest ruhend vor. Als sie hinaus­klet­terte, erwar­tete das Team schon das Schlimmste. Doch an ihrer Brust hing ein kleines Fell­knäuel! Ein leben­diges Orang-Utan-Baby, noch an der Nabel­schnur! Compost war Mutter geworden — wie es scheint von einem kleinen Mädchen. Unserem Team kamen Tränen der Freude.

Als Compost zu Boden stieg, bemerkten unsere Tier­ärzte die Nach­ge­burt. Ein Zeichen dafür, dass die Geburt nur wenige Stunden her war. Die junge Mutter schützte ihr Baby vor neugie­rigen Blicken und zeigte uns somit, wie sehr sie um ihre Tochter besorgt ist.

 

 

Als das Neuge­bo­rene anfing zu weinen, verschlech­terte sich die Lage, denn Compost wusste nicht, was sie tun sollte. Sie nahm sie auf ihre Schulter, anstatt sie zu stillen. Schnell wurde uns klar, dass Compost keine Ahnung hatte, was eine Mutter machen muss. Sie selbst war ohne Mutter aufge­wachsen. Man fand sie als Baby in einer Palm­öl­plan­tage und sie wurde bis zu ihrer Rettung illegal von Menschen gehalten. Wir ließen die beiden für den Abend erstmal allein, in der Hoff­nung, dass Compost schon heraus­finden würde, wie sie ihr Baby versorgen muss.

Heftige Regen­fälle hinderten unser Team einige Tage daran, die Beob­ach­tung fort­zu­setzen — der Fluss war über die Ufer getreten und schnitt uns den Weg ab. Wir hofften, dass Mutter und Tochter auch ohne uns zurecht­kommen würden.

 

 

Sobald wir konnten, machten wir uns wieder auf den Weg zu Compost und ihrer Tochter. Sie hatte ihr Baby endlich an ihre Brust genommen. Das Team freute sich, dass Mutter und Kind alle Widrig­keiten über­standen hatten. Compost hatte ihre Mutter verloren, musste in Gefan­gen­schaft leben und lernte dann bei BOS, was es heißt, ein rich­tiger Orang-Utan zu sein. Nun, zurück im Dschungel, kann sie als Orang-Utan-Mutter ihrem Kind ein leich­teres Leben ermög­li­chen, als sie selbst es hatte.

Glück­wunsch Compost, das hast du gut gemacht! 

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