BOS rettet verletzte und halb verhun­gerte Orang-Utan-Mutter und ihr Baby

BOS rettet verletzte und halb verhun­gerte Orang-Utan-Mutter und ihr Baby

Sie sind dem Tod gerade noch so von der Schippe gesprungen – die 20 Jahre alte Orang-Utan-Mutter und ihr zwei­jäh­riger Sohn, die BOS jetzt gemeinsam mit der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA in der Nähe eines Dorfes in Ost-Kali­mantan retten konnte. Die beiden Orang-Utans wurden zur medi­zi­ni­schen Behand­lung und inten­siven Pflege ins BOS-Rettungs­zen­trum Samboja Lestari gebracht, wo sich ein Team aus Spezia­listen nun rund um die Uhr um die beiden kümmert.

Als das BOS-Rettungs­team einem Notruf folgend bei Mutter und Kind eintraf, ahnten die Retter noch nicht, welch ein trau­riges Schicksal sie erwarten würde. Hoch im Baum, nicht weit entfernt von einer Dorf­ge­mein­schaft, saß ein abge­ma­gertes Orang-Utan-Weib­chen, ihren kleinen Sohn fest an sich gedrückt. Die beiden hatten sich weit vom dichten Regen­wald entfernt. Sollte mit ihnen alles in Ordnung sein, würden unsere Mitar­beiter sie direkt in ein geschütztes Wald­ge­biet umsiedeln. 

Mit letzter Kraft hält sich die Mutter mit ihrem Baby im Baum
Mit letzter Kraft hält sich die Mutter mit ihrem Baby im Baum

Nun mussten wir schnell handeln, um die Tiere nicht unnötig zu stressen. Sofort wurde das Betäu­bungs­ge­wehr geladen und nach einem gezielten Schuss landete das Weib­chen glück­li­cher­weise sicher in unseren Auffang­netzen – immer der heikelste Moment bei einer Orang-Utan-Rettungsaktion. 

Die Betäubungsspritze wird vorbereitet
Die Betäu­bungs­spritze wird vorbereitet
Ein heikler Moment
Ein heikler Moment
Die abgemagerte Mutter ist sicher gelandet
Die abge­ma­gerte Mutter ist sicher gelandet
Das Baby ist zum Glück wohlauf
Das Baby ist zum Glück wohlauf

Schon die erste Unter­su­chung der Mutter durch unsere Tier­ärzte vor Ort ließ unsere schlimmsten Befürch­tungen wahr werden: Dieser Menschen­affe brauchte drin­gend Hilfe! An eine direkte Umsied­lung in ein Schutz­ge­biet war nicht zu denken. Mit nur 25 Kilo­gramm Körper­ge­wicht war die Orang-Utan-Mutter stark unter­ge­wichtig (normal für einen gesunden, ausge­wach­senen Orang-Utan wären über 40 Kilo).

Die Orang-Utan-Mutter ist in einem erbärmlichen Zustand
Die Orang-Utan-Mutter ist in einem erbärm­li­chen Zustand

An Kopf und Händen entdeckten die Tier­ärzte schwere Schnitt­ver­let­zungen. Der Zeige­finger der rechten Hand ist abge­trennt. Diese Orang-Utan-Mutter war defi­nitiv mit Waffen ange­griffen worden. Höchste Zeit, sie und ihr Baby in Sicher­heit zu bringen.

Der abgetrennte Zeigefinger
Der abge­trennte Zeigefinger

 

Die Experten von BOS geben ihr Bestes

Die Experten von BOS geben ihr Bestes

 
Die Schnittwunde am Kopf
Die Schnitt­wunde am Kopf
Bereit für den Transport nach Samboja Lestari
Bereit für den Trans­port nach Samboja Lestari
Mutter und Tochter sind in Sicherheit

In Sicher­heit

 

Die Dorfbewohner begleiten die Retter neugierig
Die Dorf­be­wohner begleiten die Retter neugierig

In der Klinik des BOS-Rettungs­zen­trums Samboja Lestari bestä­tigte sich der grau­same Verdacht, dass Jubaedah, wie wir das Weib­chen genannt haben, von Menschen mit Waffen­ge­walt ange­griffen worden war: Fünf Kugeln wurden in ihrem Körper gefunden – in Kinn, Brust, Achsel und in beiden Beinen. Auf diese Mutter war geschossen und vermut­lich mit einer Machete einge­schlagen worden. „Glück­li­cher­weise war ihr Sohn, wir nennen ihn Jubaedi, unver­letzt und gesund“, berichtet unserer Tier­ärztin Agnes. „Seine Mutter hat ihn fast unter Einsatz ihres Lebens beschützt und genährt.“ Mit zwei Jahren ist Jubaedi noch ein Orang-Utan-Baby, wird von seiner Mutter gesäugt. Hätten wir seine Mutter und ihn nicht recht­zeitig retten können, hätte er allein keine Chance gehabt zu über­leben. Denn sechs bis acht Jahre sind Orang-Utan-Kinder komplett auf die Mutter angewiesen. 

Eine tapfere Orang-Utan-Mutter

Wie aufop­fe­rungs­voll sich Jubaedah um ihren kleinen Sohn geküm­mert hat, zeigten die genaueren medi­zi­ni­schen Tests: Die Orang-Utan-Mutter litt unter einer ausge­prägten Anämie, war stark dehy­driert und hatte einen extrem nied­rigen Blut­zu­cker­spiegel. Dass sie sich über­haupt noch in einem Baum halten konnte, grenzt an ein Wunder. Vermut­lich war sie aufgrund ihres körper­li­chen Zustands schon längere nicht in der Lage, allein in den Regen­wald zurück­zu­finden, wo sie Nahrung und Schutz gefunden hätte. So blieb ihr nichts anderes übrig, als in der Nähe von Menschen nach Nahrung zu suchen – eine lebens­ge­fähr­liche Situation.

Erst diese Woche veröf­fent­lichte der Welt­bio­di­ver­si­tätsrat IPBES erschre­ckende Zahlen zum Arten­sterben. Einer der Haupt­gründe ist der Verlust von Lebens­räumen. So wurden von 1980 bis 2000 rund 100 Millionen Hektar intakter Regen­wald gerodet– unter anderem um Ölpalm­plan­tagen in Südost­asien (7,5 Millionen Hektar) oder Vieh­weiden in Latein­ame­rika (rund 42 Millionen Hektar) anzu­legen. Weiterhin wurden zwischen 2010 und 2015 in den Tropen mit ihrem hohen Arten­reichtum 32 Millionen Hektar Primär­wald zerstört. Mit jedem Hektar zerstörtem Regen­wald wird der Lebens­raum für die vom Aussterben bedrohten Orang-Utans immer kleiner und Konflikte zwischen Tier und Mensch häufen sich. So wie auch in diesem Fall. 

Jetzt dürfen sich Mutter und Kind aber erstmal im BOS-Rettungs­zen­trum Samboja Lestari erholen. Hier werden die körper­li­chen Wunden heilen. Und die tapfere Orang-Utan-Mutter kann Kraft sammeln, bevor sie mit ihrem Sohn in einem geschützten Regen­wald einen Neuan­fang starten darf.

Auch Sie können das Über­leben dieser Art sichern, indem Sie unsere wich­tige Arbeit unter­stützen. Bevor es zu spät ist.

Eine Millionen Tier- und Pflan­zen­arten vom Aussterben bedroht

Eine Millionen Tier- und Pflan­zen­arten vom Aussterben bedroht

Die Zeit der Ausreden und des Aussit­zens muss endlich vorbei sein, denn um die Zukunft unseres Planeten sieht es so drama­tisch aus, wie noch nie: Etwa eine Million Tier- und Pflan­zen­arten könnten in den kommenden Jahr­zehnten für immer verschwunden sein – wenn wir nicht schnell und konse­quent handeln. 

Diese Zahl des Grauens veröf­fent­lichten nun Wissen­schaftler des Welt­bio­di­ver­si­tätsrat IPBES (Inter­go­vern­mental Science-Policy Plat­form on Biodi­ver­sity and Ecosystem Services) in ihrem ersten globalen Bericht zum Zustand der Arten­viel­falt. Danach sind von den geschätzt acht Millionen Tier- und Pflan­zen­arten die es auf der Welt gibt, rund eine Million vom Aussterben bedroht – der Orang-Utan ist eine davon. Und lang­fristig kann auch der Mensch nicht überleben.

Noch nie zuvor sei das Ausmaß des Arten­ster­bens so groß gewesen wie heute. Und Schuld hat der Mensch, der gerade in den vergan­genen 50 Jahren immer mehr Flächen für sich bean­sprucht, die anderen Lebe­wesen fehlen. So sind inzwi­schen 75 Prozent der Land­flä­chen stark verän­dert, 66 Prozent der Meere belastet, über 85 Prozent der Feucht­ge­biete zerstört.

Der Welt­bio­di­ver­si­tätsrat hat ermit­telt, dass 100 Millionen Hektar intakter Regen­wald in den Jahren von 1980 bis 2000 gerodet wurde – unter anderem um Ölpalm­plan­tagen in Südost­asien (7,5 Millionen Hektar) oder Vieh­weiden in Latein­ame­rika (rund 42 Millionen Hektar) anzulegen.

Die Ölpalme als Regenwaldvernichter
Die Ölpalme als Regenwaldvernichter

 

Zwischen 2010 und 2015 wurden in den Tropen mit ihrem hohen Arten­reichtum 32 Millionen Hektar Primär­wald zerstört. Mit der Zerstö­rung der Lebens­räume sank die Zahl natür­lich vorkom­mender Arten um mindes­tens 20 Prozent, so die Wissen­schaftler in ihrem Bericht. Den größten Einfluss auf das Sterben der Arten haben neben der verän­derten Nutzung von Land und Meer die direkte Ausbeu­tung von Lebe­wesen, der Klima­wandel und die Umwelt­ver­schmut­zung. Dabei wird die Rolle des Klima­wan­dels in den kommenden Jahr­zehnten immer größer werden.

Die Regenwälder gehören noch zu den artenreichsten Lebensräumen
Regen­wälder gehören noch zu den arten­reichsten Lebensräumen

 

Auch unser Über­leben ist gefährdet

Der Welt­bio­di­ver­si­tätsrat IPBES ist eine UN-Orga­ni­sa­tion mit aktuell 132 Mitglieds­staaten. Seine Aufgabe ist es, im Bereich biolo­gi­scher Viel­falt und Ökosys­tem­leis­tungen (Vorteile, die Menschen von Ökosys­temen beziehen) wissen­schaft­lich zu beraten. Für den Bericht haben mehr als 150 Wissen­schaftler und Experten drei Jahre lang 15.000 Quellen ausge­wertet. Die Forscher und der Welt­bio­di­ver­si­tätsrat hoffen, dass aus diesem Bericht bis 2020 ein gemein­sames, poli­tisch bindendes Abkommen zum Schutz der Arten­viel­falt entsteht. Denn 2020 findet die 15. Welt­na­tur­schutz­kon­fe­renz in China statt.

Die Wissen­schaftler des IPBES haben nicht nur Daten ausge­wertet, sondern auch sechs mögliche Hand­lungs­sze­na­rien von „Weiter wie bisher“ bis zu „lokaler Nach­hal­tig­keit“ entwi­ckelt und vorge­stellt. Ein Über­leben der Mensch­heit über die nächsten 100 Jahre hinaus sehen die Wissen­schaftler nur in den drei nach­hal­tigen Szena­rien – und die bedürfen eines tief­grei­fenden System­wech­sels. „Wir zerstören die Basis unserer Wirt­schaft, Lebens­grund­lage, Nahrungs­si­cher­heit, Gesund­heit und Lebens­qua­lität welt­weit“, sagt Robert Watson, Vorsit­zender des Welt­bio­di­ver­si­täts­rates. „Nur mit einem tief­grei­fenden Wandel können wir die Natur noch erhalten, wieder­her­stellen und nach­haltig nutzen. Es ist noch nicht zu spät, um einen Unter­schied zu machen – aber nur wenn wir jetzt anfangen, jeden Bereich lokal und global zu verändern.“

Akut vom Aussterben bedroht
Akut vom Aussterben bedroht

Die Aufgabe ist klar: Alle Bereiche in Politik und Wirt­schaft müssen zusam­men­ar­beiten. Und der Erhalt der biolo­gi­schen Viel­falt muss als Über­schrift über allen Beschlüssen, Abkommen, Gesetzen, Abspra­chen stehen. Es fängt beim Konsum jedes einzelnen an und hört bei einem gerechten und nach­hal­tigen Welt­handel nicht auf. Denn wenn auf Borneo die Regen­wälder brennen, damit auf noch mehr Flächen Palmöl für Biosprit in Europa ange­baut werden kann, dann wird auf kurze oder lange Sicht nicht nur die Zukunft des Orang-Utans zerstört. Sondern auch unsere. Und zwar weltweit.

 

Helfen Sie uns, den Lebens­raum und die Arten­viel­falt der Regen­wälder zu schützen. Ihre Spende hilft!

Myste­riöse Begeg­nung im Regen­wald (Teil 1)

Myste­riöse Begeg­nung im Regen­wald (Teil 1)

In unseren Schutz­ge­bieten im Regen­wald Borneos gleicht kein Tag dem anderen. Selbst lang­jäh­rige Mitar­beiter werden immer wieder über­rascht, wie dieser Bericht unseres Post-Moni­to­ring-Teams aus dem Bukit Batikap-Schutz­wald zeigt.

An einem Diens­tag­nach­mittag relaxte unser Team im Camp Totat Jalu und genoss die kühle Brise, die durch die Räume zog. Die Ruhe wurde jäh durch ein verdäch­tiges Knacken unweit des Camps unter­bro­chen. „Ada oran­gutan!“, rief eine der Mitar­bei­te­rinnen. Das ist indo­ne­sisch für „Da ist ein Orang-Utan!“ Und tatsäch­lich bewegte sich ein rothaa­riger Menschen­affe durch die Bäume. 

Solch eine Sich­tung ist für unsere Teams das Signal zum schnellen Aufbruch, schließ­lich wollen wir bei BOS so viel wie möglich über das Leben unserer ausge­wil­derten Schütz­linge wissen. Mithilfe von Peil­sen­dern versuchte das Team heraus­zu­finden, welcher Orang-Utan in der Nähe war. Die Verblüf­fung war groß, denn der Menschen­affe, den unsere Mitar­beiter zu Gesicht bekamen, war ihnen voll­kommen unbe­kannt. Und er war nicht allein: Ihm folgte eine Mutter mit ihrem Kind!

Kurze Zeit später näherte sich den dreien ein weiteres Mutter-Kind-Duo: Cindy und ihre Tochter Riwut.

Riwut und das Kind der unbekannten Mutter
Riwut und das Kind der unbe­kannten Mutter

Während das unbe­kannte Orang-Utan-Kind mit Riwut und dem ersten, unbe­kannten Orang-Utan spielte, entspann sich zwischen den zwei Müttern ein Streit. Auf Kuss-Schmatz-Geräu­sche, die abschre­ckend wirken sollen, folgte eine hand­feste Rangelei zwischen den Damen, aus der Cindy zwar als Verlie­rerin, aber ohne Verlet­zungen, hervorging. 

Das andere unbekannte Weibchen
Das andere unbe­kannte Weibchen

Sie trollte sich mit ihrem Nach­wuchs in die Tiefen des Waldes, während unser Team weiterhin versuchte, so viele Fotos wie möglich zu schießen. Schließ­lich galt es immer noch heraus­zu­finden, wer das unbe­kannte Trio war. Als der Abend nahte, wurden die Posi­tionen der Schlaf­nester notiert mit der Hoff­nung, die Menschen­affen am nächsten Tag weiter beob­achten zu können.

Das mysteriöse Mutter-Kind-Pärchen
Das myste­riöse Mutter-Kind-Pärchen

Nach starken Regen­fällen am anderen Morgen ging es zurück in den Wald. Die drei Orang-Utans waren noch am selben Ort. Aber wer waren sie? 

Fort­set­zung folgt! Die Auflö­sung lesen Sie in unserem nächsten Bericht!

 

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Große Fort­schritte für die kleine Greta

Große Fort­schritte für die kleine Greta

Jeder Orang-Utan ist einzig­artig, genau wie sein Schicksal. An dieser Stelle möchten wir Sie auf dieje­nigen unserer Schütz­linge aufmerksam machen, die uns derzeit ganz beson­ders bewegen.

Orang-Utan des Monats Mai: Greta

Sie ist eine Kämp­ferin. Das war den Mitar­bei­tern des BOS-Rettungs­teams sofort klar, als sie die kleine Greta Mitte Februar allein umher irrend in Zentral­ka­li­mantan aufgriffen. Völlig erschöpft und geschwächt machte das mutter­lose Orang-Utan-Mädchen trotz seines schlechten Gesund­heits­zu­stands nicht den Eindruck aufgeben zu wollen. Im Gegen­teil: Die Kleine wollte um jeden Preis leben. Kein Wunder daher, dass Menschen welt­weit ihr bei einem Namens­wett­be­werb den Namen Greta (in Anleh­nung an die schwe­di­sche Umwelt­ak­ti­vistin) gaben.

Heute ist Greta bereits seit über zwei Monaten im Rettungs­zen­trum in Nyaru Menteng. Ein diagnos­ti­zierter früherer Armbruch macht ihr bei ihren ersten Kletter- und Hangel­übungen nicht zu schaffen. Im Gegen­teil: Sie kann sich dank der Lehr­stunden bei ihren Baby­sit­tern schon richtig gut an Ästen fest­halten. Und sie hat die Vorzüge frischer Blätter, Beeren und leckerer Baby­milch entdeckt. Kleine Greta, mach weiter so!

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Bäume pflanzen für die Zukunft

Bäume pflanzen für die Zukunft

Wie wirkt sich der Klima­wandel auf Pflanzen in Indo­ne­siens Regen­wäl­dern aus? Und was bedeutet das für die Orang-Utans? Die Welt­na­tur­schutz­union, kurz IUCN, hat mit Unter­stüt­zung der India­na­polis Zoolo­gical Society im Kutai-Natio­nal­park (Ostka­li­mantan) geforscht .

Orang-Utans ernähren sich ganz über­wie­gend pflanz­lich. Doch auch an ihrer Nahrungs­grund­lage macht sich der Klima­wandel bemerkbar. Vor allem junge Bäume werden in den voraus­sicht­lich nächsten hundert Jahren erheb­li­chen Klima­ver­än­de­rungen ausge­setzt sein. Wenn wir heute aufforsten, müssen wir beachten, dass die Bäume dem zukünftig verän­derten Klima stand­halten können. Die Studie analy­siert entspre­chende Eigen­schaften von rund 250 Pflan­zen­arten. Sie müssen Brände und Dürren über­stehen sowie stei­genden Tempe­ra­turen gegen­über resis­tent sein. Das beson­dere Augen­merk der Forscher galt Pflanzen, die für Orang-Utans als Nahrung oder als Lebens­raum beson­ders wichtig sind. 

 

Die besten Kandi­daten finden 

„Dürren, Brände und der allge­meine Tempe­ra­tur­an­stieg sind die größten Bedro­hungen für arten­reiche Gebiete wie dem Kutai-Natio­nal­park“, warnt Alan Lee, Haupt­autor der Studie, „Um den Wald und die Orang-Utans besser schützen zu können, sind klima­re­sis­tente Baum­be­stände beson­ders hilf­reich und nötig.“

Als klima­re­sis­tent gelten hierbei Baum­arten, welche wenig empfind­lich auf Verän­de­rungen reagieren bzw. entspre­chend anpas­sungs­fähig sind. Eine der Arten, die diese Bedin­gungen erfüllen, ist der Boras­so­den­dron. Dies ist eine unter anderem auf Borneo heimi­sche Palmenart, deren Früchte und junge Blätter gerne von Orang-Utans verzehrt werden. Wahr­schein­lich tragen Orang-Utans, wie auch bei anderen Pflanzen, zur Ausbrei­tung dieser Art bei. 

Eine weitere wich­tige Baumart ist der Ulin-Baum (Eusi­de­r­oxylon zwageri). Beide Arten sollten laut der Forscher beson­ders in Puffer­zonen gepflanzt werden. 

 

Der ganze Planet braucht seine Wälder 

Eine immerhin gute Nach­richt für die Orang-Utans ist, dass mindes­tens sieben Pflan­zen­arten ihres Spei­se­plans wohl klima­be­ständig sind. Sie sollen neben Bäumen und Lianen wachsen, welche den Menschen­affen zum Klet­tern dienen. Wir Menschen sind direkt und indi­rekt die größte Bedro­hung für Orang-Utans. Aber auch wir brau­chen intakte Wälder, denn die Verschlech­te­rung der aktu­ellen Situa­tion hat welt­kli­ma­ti­sche Auswir­kungen. Die Biodi­ver­sität des Regen­waldes wird durch Bevöl­ke­rungs­wachstum im Schutz­ge­biet, Jagd, Rodung, Feuer, Kohle­bergbau und dem globalen Klima­wandel stark gefährdet. 

 

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Der König des Waldes

Der König des Waldes

Der soge­nannte Long Call ist der weithin schal­lende, charak­te­ris­ti­sche Terri­to­rial-Ruf eines domi­nanten Orang-Utan-Männ­chens. Das sind die mit den dicken Backen­wülsten. Männ­liche Orang-Utans können nämlich zwei Entwick­lungs­phasen durch­laufen: Zunächst werden sie ganz normal geschlechts­reif und unter­scheiden sich äußer­lich nur wenig von den Weib­chen. Manche bleiben ihr ganzes rest­li­ches Leben in diesem Stadium, manche aber erfahren eine Art zweiten Schub. 

Dann wachsen sie noch einmal ein gutes Stück und entwi­ckeln die charak­te­ris­ti­schen Backen­wülste. Nur solche Männ­chen besitzen ein eigenes Revier mit eigenen Weib­chen, und wehe, ein konkur­rie­rendes Männ­chen sieht das anders. 

Um die Verhält­nisse aus seiner Sicht klar­zu­stellen und seine Damen zu beein­dru­cken, lässt ein Orang-Utan-Mann eben den Long Call ertönen. Für die Frauen sind nur solche Männer rich­tige Kerle. 

Manchmal bringen die Orang-Utan-Männ­chen mit ihrem Ruf auch Unmut gegen­über mensch­li­cher Anwe­sen­heit zum Ausdruck. Ertönt der Long Call, kann das für unser Post-Release-Moni­to­ring-Team aus dem Süden des Kehje Sewen-Waldes nur eines heißen: Rafli, der König des Waldes, ist in der Nähe!

Rafli, der König des Waldes, ist zurück

Zuletzt konnte man Rafli im Sommer 2018 beob­achten. Er ist für seine Größe und Domi­nanz bekannt. In Kehje-Sewen lebt Rafli seit Oktober 2016. Das damals 24 Jährige Männ­chen wog 75 Kilo­gramm und hatte bereits ausge­prägte Backen­wülste. Niemand käme auf die Idee, sich mit ihm anzu­legen. Wenn Rafli kommt, ziehen sich andere Männ­chen lieber zurück, bevor sie einen unglei­chen Kampf provozieren. 

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Rafli, der König des Waldes, ist zurück

Vor einigen Tagen ertönte während einer Mittags­pause im Camp ein vertrauter Long Call. „Er ist zurück!“, vermu­tete ein Team­mit­glied. Nachdem die Gruppe so schnell wie möglich alles Nötige zusam­men­ge­packt hatte, versuchte sie heraus­zu­finden, aus welcher Rich­tung der Ruf kam. Rund 500 Meter weiter bestä­tigte sich, dass sie mit ihrer Vermu­tung richtig lagen. Rafli saß hinter einigen Büschen auf dem Boden und aß saftige Triebe. In dem Bewusst­sein, dass Rafli ein aufmerk­samer Beob­achter ist, bewegte sich unser Team von nun an stets vorsichtig und leise. Sie folgten Rafli und machten sich Notizen. Er saß stun­den­lang in den Baum­kronen und aß Früchte, Lianen und Blätter. 

Der große Orang-Utan-Mann machte einen gesunden Eindruck und verschwand am Nach­mittag wieder in den Weiten von Kehje Sewen. 

Rafli ist ein echter wilder Orang-Utan geworden, der sich in seinem neuen Zuhause wunderbar einge­lebt hat. Er ist nicht nur ein guter Futter­sammler, sondern kann auch wirksam sein Terri­to­rium vertei­digen. Bei den Orang-Utan-Frauen steht er hoch im Kurs. Rafli ist sozu­sagen der König von Kehje Sewen! 

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