Tiere aus Kali­mantan: Der Sunda-Nebelparder

Tiere aus Kali­mantan: Der Sunda-Nebelparder

Kali­mantan ist der indo­ne­si­sche Name für die Insel Borneo, der dritt­größten der Welt nach Grön­land und Neuguinea. Kali­mantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natür­lich mit unzäh­ligen anderen Tier­arten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaa­rigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihen­folge immer mal wieder einige dieser faszi­nie­renden Geschöpfe vorstellen. 

Sunda-Nebel­parder (Neofelis diardi)

Nebel­parder gehören zu den wohl schönsten Katzen der Welt. Ihr Fell macht gera­dezu den Eindruck, sorg­fältig gemalt zu sein, und den wolken­ar­tigen Struk­turen ihrer Fell­zeich­nung verdanken die Tiere auch ihren Namen. Auf Englisch werden sie clouded leopard genannt, obwohl sie keines­wegs Leoparden sind. Es gibt sie in zwei eng mitein­ander verwandten Arten: Neofelis nebu­losa auf dem asia­ti­schen Fest­land und Neofelis diardi auf Sumatra und Borneo. Erst seit kurzem sieht man sie nicht mehr als Unter­arten einer Spezies an, sondern als getrennte Spezies, ähnlich wie Sumatra- und Borneo-Orang-Utans. 

Nebel­parder werden ohne Schwanz 75 Zenti­meter bis gut einen Meter lang und elf bis 25 kg schwer. Obwohl sie damit etwas kleiner und leichter bleiben als beispiels­weise euro­päi­sche Luchse (die zoolo­gisch zu den Klein­katzen zählen), gehören sie zu den Groß­katzen. Ihre Schwes­ter­gat­tung sind die eigent­li­chen Groß­katzen (Panthera — Löwe, Tiger, Leopard, Jaguar und Schneeleopard). 

Sie können ganz hervor­ra­gend klet­tern und leben einzel­gän­ge­risch und über­wie­gend nacht­aktiv in Regen­wäl­dern, wo sie sich haupt­säch­lich von Vögeln, kleinen bis mittel­großen Säuge­tieren und mitunter Fischen ernähren. Inwie­weit dem Sunda-Nebel­parder auch Orang-Utans zum Opfer fallen, ist nicht ganz geklärt. Eigent­lich sind die erwach­senen Menschen­affen zu groß für sie, ande­rer­seits hat man einmal Reste eines weib­li­chen Orang-Utans gefunden, der wahr­schein­lich von einem Nebel­parder gerissen wurde. Auf Borneo sind sie die größten Beute­greifer, sieht man einmal von Kroko­dilen in einigen Flüssen ab. 

Die IUCN stuft ihren Status als vulnerable – bedroht – ein. Die Gründe liegen wie nahezu immer in Wilderei und Habi­tats­ver­lust. Über die Lebens­weise der Nebel­parder und die Anfor­de­rungen an ihre Umwelt ist noch vieles unbe­kannt. Um dem abzu­helfen, gibt es im malai­ischen Bundes­staat Sabah (Nordost-Borneo) seit einigen Jahren Forschungs­pro­jekte zu Nebel­par­dern und anderen auf Borneo heimi­schen Katzen­arten. Tatsäch­lich konnten Sunda-Nebel­parder erst­malig 2009 gefilmt werden (Dr. Andreas Wilting, einer der daran betei­ligten Forscher, war von 2016–18 auch Vorstands­mit­glied von BOS-Deutschland). 

BOS schützt Orang-Utans, aber damit auch die ganze Fülle des Regen­waldes auf Borneo. Der Sunda Nebel­parder gehört zwei­fellos dazu. 

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Foto: Wiki Commons

Des einen Freud, des anderen Leid

Des einen Freud, des anderen Leid

Bei der Duri­an­frucht scheiden sich die Geister — oder auch die Geschmä­cker. Von den einen als „Königin aller Früchte“ geehrt, wird sie von anderen gera­dezu verteu­felt. Der Grund dafür ist neben dem Geschmack auch ihr inten­siver Geruch.

Die Frucht, welche in der Vergan­gen­heit bereits für den verspä­teten Abflug einer indo­ne­si­schen Flug­ge­sell­schaft verant­wort­lich war und deren Verzehr an einigen Orten sogar verboten und mit Bußgel­dern belegt ist, wird selbst von einigen ihrer Lieb­haber „Stin­ke­frucht“ genannt. 

Unserem Moni­to­ring Team jeden­falls kam sie bei einem seiner Streif­züge sehr zu Gute. 

Die starke Anzie­hungs­kraft der Durian gab unseren indo­ne­si­schen Kollegen nämlich die Möglich­keit, die schon lange nicht mehr gesich­tete Orang-Utan Dame Elder wieder einmal ausführ­lich zu beobachten.

Das im September 2011 in unserem Schutz­zen­trum Samboja Lestari gebo­rene Orang-Utan-Baby wurde nur wenige Wochen nach seiner Geburt zur Waise. In Obhut unserer Baby­sitter entwi­ckelte sie sich in kurzer Zeit prächtig und konnte mit nur sieben Jahren ausge­wil­dert werden. 

Elder im Juli 2019 kurz nach ihrer Freilassung

Elder im Juli 2019 kurz nach ihrer Freilassung

Mona­te­lang verschwunden

Nach ihrer Auswil­de­rung Ende Juli 2019 blieb Elder in der Nähe ihres Frei­las­sungs­ortes. Aber nach einiger Zeit verschwand sie in den Tiefen des Waldes und konnte nicht mehr aufge­spürt werden.

Unser Moni­to­ring Team versucht bei seinen regel­mä­ßigen Streif­zügen stets, möglichst viele unter­schied­liche Orang-Utans zu beob­achten. Weil jeder Menschen­affe seinen indi­vi­du­ellen Bewe­gungs­ra­dius und eigene Fort­be­we­gungs­ge­wohn­heiten hat, werden einige öfter als andere ange­troffen. Aus diesem Grund war unser Team sehr erfreut, nach längerer Zeit wieder auf Elder zu stoßen.

Sie saß gerade auf einem Ast und beob­ach­tete ihre Umge­bung, bevor sie auf den Boden hinab klet­terte und Termiten aus einem morschen Stamm vernaschte. 

Die Durian ist Leibspeise vieler Orang-Utans

Die Durian ist Leib­speise vieler Orang-Utans

Nächster Stop: Durianbaum

Zufrieden mit ihrem prote­in­rei­chen Appe­tizer klet­terte sie zurück in die Baum­kronen und schwing­han­gelte sich durch den Wald. Erst ein Duri­an­baum moti­vierte Elder zum abrupten Anhalten. Allem Anschein nach pflegte sie ein inniges Verhältnis zu den Früchten des Baumes.

Zu ihrem Glück war das Obst zu dieser Zeit ernte­reif und dadurch zahl­reich vorhanden. Während das Öffnen der Frucht sehr mühsam und kompli­ziert ist, scheint die Orang-Utan-Dame mit ihren starken Händen das stache­lige Äußere mit einer bemer­kens­werten einge­übten Leich­tig­keit zu entfernen. 

Elder zele­brierte die Verkos­tung der Frucht so, wie einige hier­zu­lande Wein­proben lobpreisen und dehnte den Verzehr der Durian genüss­lich über eine ganze Stunde in die Länge. 

Mit vollem Bauch klet­terte sie auf den Boden, legte ihn mit Zweigen und Blät­tern aus und machte darauf ein halb­stün­diges Verdau­ung­schläf­chen, bevor sie den Wald weiter erkun­dete. Mit ihrem großen Verbrauch wird Elder sicher­lich dafür sorgen, dass die Samen der Frucht gut verbreitet werden, sodass hoffent­lich auch ihre Nach­kommen noch ihre Vorliebe dafür teilen können. 

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(Fotos: Commons WikiMedia)

Unser größtes Weih­nachts­ge­schenk: Elf Orang-Utans ausgewildert

Unser größtes Weih­nachts­ge­schenk: Elf Orang-Utans ausgewildert

Ein größeres Weih­nachts­ge­schenk kann es wohl kaum geben. Pünkt­lich zum Jahres­ende konnte die BOS Foun­da­tion elf Orang-Utans in den Regen­wald Borneos entlassen. Unter den Glück­li­chen: die aus Thai­land geret­teten Orang-Utan-Damen Suja und Warna mit ihren Töch­tern sowie der im September 2019 schwer verletzt aufge­fun­dene Sapat.

Die elf teils reha­bi­li­tierten und teils wilden Menschen­affen bezogen nach einer langen Reise ihr neues Domizil: das Schutz­ge­biet des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks (TNBBBR) im Bezirk Katingan im Zentrum von Kali­mantan. Ihre Über­füh­rung aus dem Rettungs­zen­trum in Nyaru Menteng erfolgte in zwei Gruppen am 13. Und 15. Dezember.

Hilda und Hadijah
Hilda und Hadijah

Der erste Tag

Vor der Abfahrt wurden alle Kandi­daten einem obli­ga­to­ri­schen Gesund­heits­check unter­zogen, bevor es in auf Autos gela­dene Trans­port­kä­fige auf die Reise ging. Alle zwei Stunden wurde der körper­liche Zustand der Tiere über­prüft, Nahrung und Wasser gereicht. Die erste Etappe der Über­füh­rung endete gegen Mitter­nacht im Dorf Tumbang Melawan.

Hier erfolgte der Umstieg aufs Boot. Dank der jüngsten Regen­fälle, die den Wasser­pegel steigen ließen, war die Fahrt strom­auf­wärts zwar reibungslos, aber dennoch nicht unge­fähr­lich: Die sichersten Wald­ge­biete für Frei­set­zungen befinden sich fast immer fluss­auf­wärts, daher standen unsere Mitar­beiter mit der Navi­ga­tion durch die diesmal unge­wöhn­lich starken Fluss­strö­mungen des Hiran-Flusses vor einer beson­ders großen Heraus­for­de­rung. Schon klei­nere Strudel konnten hier die Boote leicht kentern lassen.

Umstieg aufs Boot
Umstieg aufs Boot

Elf Orang-Utans erobern den Nationalpark!

Sechs Stunden Boots­fahrt später war das Ziel der Reise erreicht. Und elf Orang-Utans standen kurz vor dem Schritt in die Frei­heit. Der erste Konvoi hatte die Männ­chen Fungky und Baim, das Mutter-Kind-Duo Suja und Bella sowie den erst im November 2019 geret­teten, wilden Sidomulyo an Bord. Konvoi zwei kam kurze Zeit später mit den Weib­chen Malee, Warna, Hilda und ihrer Tochter Hadijah sowie den Männ­chen Franky und Sapat an.

Für einige unserer Auswil­de­rungs­kan­di­daten endete mit der nun folgenden Öffnung der Käfig­türen eine beson­ders drama­ti­sche Geschichte. So zählen Suja und Warna zu den von BOS in der Vergan­gen­heit aus Thai­land geret­teten Orang-Utans. Beide Mütter konnten gemeinsam mit ihrem Nach­wuchs in den Natio­nal­park TNBBBR ziehen.

Tragi­sches Schicksal, glück­li­ches Ende

Sidomulyo und Sapat gehören zu den soge­nannten wilden Menschen­affen, die relativ schnell wieder ausge­wil­dert werden können. Sie sind in Frei­heit groß­ge­worden, benö­tigen dann jedoch durch Verlet­zung oder Lebens­raum­ver­lust kurz­fristig die medi­zi­ni­sche Hilfe unserer Rettungs­zen­tren, um wieder selb­ständig leben zu können.

Sapatgeht in die Freiheit
Sapat­geht in die Freiheit

Beson­ders tragisch war dabei das Schicksal von Sapat: Das Orang-Utan-Männ­chen war von 67 Geschossen durch­siebt von BOS gerettet worden. Sein körper­li­cher Zustand war mehr als desolat.

Sapat bei seiner Rettung
Sapat bei seiner Rettung

Sein Über­leben grenzt an ein Wunder, ebenso wie die schnelle Gene­sung des tapferen Orang-Utans. Nur drei Monate nach seinem Auffinden und einer lebens­ret­tenden Opera­tion unseres heraus­ra­genden Medi­zi­ner­teams darf Sapat jetzt wieder in den Regen­wald zurückkehren.

Damit zählen er und die anderen zehn zu nunmehr 462 Orang-Utans, die von der BOS Foun­da­tion seit 2012 in Wäldern Zentral- und Ost-Kali­mantans frei­ge­lassen wurden. Insge­samt werden derzeit noch 457 Orang-Utans in unseren Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren Nyaru Menteng und Samboja Lestari betreut.

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Küss mich! Lass das! Hau doch ab! Orang-Utans reden Tacheles

Küss mich! Lass das! Hau doch ab! Orang-Utans reden Tacheles

Orang-Utans können nicht spre­chen wie Menschen. Dennoch sind sie in der Lage, recht komplex mitein­ander zu kommu­ni­zieren. Sie bedienen sich dabei einer Reihe von Lauten und Gesten. Von afri­ka­ni­schen Menschen­affen war das schon länger bekannt. Von Orang-Utans dagegen hatte man es zunächst nur vermutet. 

Mitt­ler­weile konnten Forscher aber auch bei einigen wild­le­benden Orang-Utans solche Verstän­di­gungs­mittel nach­weisen, die einem Artge­nossen eindeu­tige Botschaften über­mit­teln. Das belegt eine neue Studie, die gerade im Inter­na­tional Journal of Prima­to­logy veröf­fent­licht wurde. Dabei zeich­neten Forscher etwa 1.000 Signale im Torf­wald von Sabangau in Südwest-Borneo auf, die zwischen 16 Indi­vi­duen der Unterart Pongo pygmaeus wurmbii ausge­tauscht wurden. Beob­achtet wurden elf verschie­dene Laut­äu­ße­rungen und 21 Gesten. Dabei benutzten die erwach­senen Tiere Laute und Gesten etwa gleich häufig, während sich die jüngeren über­wie­gend auf Gesten verließen. 

Viele Stunden Material 

Ausge­wertet wurden fast 700 Stunden Video- und Audio­ma­te­rial, die das Kommu­ni­ka­ti­ons­ver­halten der Orang-Utans doku­men­tieren. Dabei wurden zahl­reiche Einzel­heiten fest­ge­stellt, die so vorher noch nicht bekannt waren. Zum Beispiel agierten die Signal gebenden Tiere deut­lich inten­siver, wenn sie bemerkten, dass der Empfänger sie tatsäch­lich wahr­nahm. Dabei gesti­ku­lierten sie eher mit Armen und Händen als mit ihren Beinen und Füßen, waren aber in der Wahl der Glied­maßen flexi­bler als beispiels­weise Schim­pansen in den glei­chen Kommunikationssituationen. 

Orang-Utans äußern sich 

Die Laut­äu­ße­rungen reichten von verschie­denen Kuss- oder Schmatz­ge­räu­schen bis hin zu dumpfen, guttu­ralen oder auch höheren Tönen. Ein rauhes, sich rasch wieder­ho­lendes Geräusch erin­nerte die Forscher sogar an eine star­tende Maschine. Ein auch den Mitar­bei­tern der BOS Foun­da­tion bekannter Laut ist beispiels­weise ein spezi­fi­sches Kuss­ge­räusch, der soge­nannte Kiss Squeak, das Abnei­gung (z.B. gegen mensch­liche Anwe­sen­heit) ausdrückt. Der weithin schal­lende, unver­we­chel­bare „Long Call“ eines revier­be­an­spru­chenden domi­nanten Männ­chens war jedoch nicht Teil der Studie. Diese umfasste ledig­lich Weib­chen mit ihren Jung­tieren sowie halb­erwach­sene Orang-Utans.

 

Die Bedeu­tungen der verschie­denen Laute und Gesten reichte von „Küss mich!“ über „Lass mich in Ruhe!“, „Spiel doch weiter mit mir!“, „Komm jetzt mit!“ (Mutter zu Kind), „Gib das her!“, „Hör auf damit!“ bis hin zu „Ok, kletter hier vorbei!“ oder schlicht „Geh weg!“. 

Weiterhin viel Forschungsbedarf 

Die Studie umfasste nur wenige Tiere und war, was das Kommu­ni­ka­ti­ons­ver­halten wild­le­bender Orang-Utans angeht, zunächst nur ein Anfang. Orang-Utans syste­ma­tisch zu beob­achten ist schwie­riger als bei afri­ka­ni­schen Menschen­affen, da Orang-Utans nicht in festen Gruppen, sondern mehr oder weniger solitär leben. Außerdem halten sie sich viel seltener am Boden auf als Schim­pansen, Bonobos oder Gorillas. „Die Erfor­schung der Kommu­ni­ka­tion wilder Orang-Utans ist nicht einfach. Orang-Utans erfahren weniger soziale Inter­ak­tionen als andere nicht­mensch­liche Menschen­af­fen­spe­zies“ heißt es in der Studie. Daher gibt es noch viel Forschungs­be­darf, sicher auch, inwie­weit die kommu­ni­ka­tiven Laute und Gesten ange­boren sind oder erlernt werden, also mögli­cher­weise Teil einer Art Kultur­bil­dung darstellen. 

Quelle: Inter­na­tional Journal of Prima­to­logy (2019) 40:393416

https://doi.org/10.1007/s10764-019–00095‑w

Hier gibt es weitere inter­es­sante Stories: Orang-Utans reden über die Vergan­gen­heit und Lachen Menschen­affen?

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Mütter­aus­flug in Kehje Sewen

Mütter­aus­flug in Kehje Sewen

Bei Orang-Utans ist es oftmals nicht anders als bei uns Menschen: Viele frisch geba­ckene Mütter reali­sieren recht schnell, dass sie nur noch wenig Zeit für sich selbst oder soziale Akti­vi­täten haben.

So ein Treffen mit Bekannten gibt es dann nur noch zu ganz beson­deren Gele­gen­heiten. Bei unseren Artver­wandten ist dies die Zeit, wenn Pflanzen Früchte tragen. 

Erst vor Kurzem konnte unser Post-Release Moni­to­ring (PRM)-Team eine Gruppe von drei Orang-Utan Müttern bei solch einem Aufein­an­der­treffen beobachten. 

Sayang-Padma, Teresa-Berani und Lesan-Ayu
Sayang-Padma, Teresa-Berani und Lesan-Ayu

Für das PRM Team war es ein typi­scher Morgen im nörd­li­chen Teil des Kehje Sewen Schutz­walds. Es machte sich schon am frühen Morgen auf, seiner tägli­chen Obser­va­ti­ons­route nach­zu­gehen. Schon kurz nach dem Aufbruch  zeigten sich unserem Team drei Orang-Utan- Mütter. Es waren Lesan, Sayang und Teresa mit ihren Babys Ayu, Padma und Berani.

Sie waren ganz relaxed, selbst als sie reali­sierten, dass sie beob­achtet werden. Obwohl die Damen zu ganz unter­schied­li­chen Zeit­punkten in den Jahren 2012, 2013 und 2015 ausge­wil­dert worden waren, schienen sie zu einem einge­schwo­renen Trio zusam­men­ge­wachsen zu sein.
 

In dieser entspannten Atmo­sphäre machten unsere Mitar­beiter ganz groß­ar­tige Beob­ach­tungen. So ließ Teresa beispiels­weise ihren Sohn Berani ganz allein in den Bäumen herum­klet­tern, während sich die jüngste der sechs­köp­figen Gruppe, die kleine Padma, eher zurück­hal­tend beim Erkunden des Blatt­werkes zeigte. Statt­dessen genoss sie es viel mehr, Berani bei seinen Klet­te­reien zuzuschauen.

Sayang und Padma
Sayang und Padma

Padma gehört übri­gens zur zweiten Gene­ra­tion der unter der Obhut der BOS Foun­da­tion wild gebo­renen Orang-Utans. Denn schon ihre Mutter, Sayang, wurde von ihrer Mutter, Yayang, im Regen­wald geboren.

Während die anderen beiden Mutter-Kind-Paare die Wildnis auf ihre ganz eigene Art genossen, blieb das dritte Paar, Lesan und Ayu, lieber hoch oben in den Bäumen.

Lesan und Ayu
Lesan und Ayu

Lesan war einer der ersten Orang-Utan-Damen, die 2012 in den Kehje Sewen Forest ausge­wil­dert wurden. Sie lebte sich exzel­lent in der Wildnis ein und verstand sich wunderbar darin, ihrer Tochter die Über­le­bens­fä­hig­keiten für das freie Leben im Regen­wald beizubringen.

Während das PRM-Team sich am Spek­takel um die roten Wald­men­schen erfreute, schien die Zeit davon­zu­fliegen. So dauerte es nicht lange, bis sich das Mütter-Trio dazu entschloss, weitere Gebiete des Waldes zu erkunden und unsere Mitar­beiter zu verlassen.

Kein Problem für unser Obser­va­ti­ons­team: Dieses hatte bereits genug Aufzeich­nungen gemacht und ausrei­chend Forschungs­ma­te­rial gesam­melt So konnte es die Gruppe weiter ziehen lassen und nach den anderen Wilden im Dschungel suchen.

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Betten­suche – Wo ein Schlaf­nest ist, war auch ein Orang-Utan

Betten­suche – Wo ein Schlaf­nest ist, war auch ein Orang-Utan

Schlaf­nester unserer ausge­wil­derten Orang-Utans aufzu­spüren, ist für unsere Moni­to­ring-Teams in etwa so leicht wie eine Oster­ei­er­suche. Eine wahre Sisy­phus-Arbeit! Die Nester müssen gefunden werden, um Rück­schlüsse über den Verbleib und die Bewe­gungen der Wald­be­wohner ziehen zu können. Diese halten sich nämlich gerne versteckt. Sie sind sogar echte Meister im Verbergen.

Beob­ach­tung der neuen Waldbewohner

Um heraus­zu­finden, wie die erst frisch in die Frei­heit entlas­senen Orang-Utans im Wald zurecht­kommen, über­wacht unser Post-Release-Moni­to­ring-Team (PRM) die Neuan­kömm­linge in der ersten Zeit täglich. So soll sicher­ge­stellt werden, dass sich die ehema­ligen Schütz­linge an ihre Umge­bung anpassen und in freier Wild­bahn prächtig entwickeln.

Große Bäume und ein Über­fluss an natür­li­cher Nahrung im üppigen Regen­wald sind die ideale Umge­bung für die “Wald­men­schen”, welche ihr neues Zuhause meist erst einmal ausgiebig erkunden. Während wir es sehr begrüßen, dass die neuen Wald­be­wohner ihr neues Terri­to­rium gründ­lich inspi­zieren und erfor­schen, stellt es uns dennoch vor große Heraus­for­de­rungen. Denn um die neugie­rigen Orang-Utans mit ihrem uner­müd­li­chen Bewe­gungs­drang ausrei­chend über­wa­chen zu können, müssen unsere Mitar­beiter perma­nent durch den Wald streifen, um sie zu orten.

Nester­suche als manu­elle Trackingmethode

Unsere ausge­wil­derten Orang-Utans tragen in die Haut implan­tierte winzige Trans­mitter, die das Auffinden erheb­lich verein­fa­chen. Wenn nach unge­fähr einem Jahr die Batte­rien leer sind, muss unser Team auf andere Methoden zurück­greifen, um die Tiere aufzuspüren.

Eine davon ist das Finden und Zuordnen von Nestern. Für geübte Augen sind diese wie Fußspuren. Aber da unsere Artver­wandten innner­halb kürzester Zeit weite Stre­cken zurück­legen können, muss das Team die Gegend meist trotzdem für einige Tage durch­forsten, bis es ein Nest findet. Und selbst dann sind häufig noch keine Orang-Utans zu sehen.

Eintau­chen in die Wissen­schaft der Nester

Das Aussehen der Nester sagt eine Menge über den Bewe­gungs­ra­dius der Orang-Utans aus. Der Zustand des Blät­ter­ge­flechts lässt auf den Zeit­punkt schließen, an dem sich der rothaa­rige Wald­be­wohner hier zum Ausruhen nieder­ge­lassen hat.

Orang-Utan-Nest Typ A

Orang-Utan-Nest Typ A

Orang-Utan-Nest Typ B

Orang-Utan-Nest Typ B

Orang-Utan-Nest Typ C

Orang-Utan-Nest Typ C

Orang-Utan-Nest Typ D

Orang-Utan-Nest Typ D

Wenn die Blätter des Nests noch grün und nicht verwelkt aussehen, wird das Nest als Typ A klas­si­fi­ziert. Bei dieser Art Nest wird davon ausge­gangen, dass es vor weniger als drei Tagen gebaut wurde. Darüber hinaus gibt es noch die Klas­si­fi­zie­rungen des Typs B, C oder D, je nachdem wie alt das jewei­lige Nest ist. Wenn wir zwei oder mehr Nester desselben Typs und damit unge­fähr desselben Alters finden und diese nicht allzu weit vonein­ander entfernt sind, können wir in der Regel die Fort­be­we­gung eines bestimmten Orang-Utans abschätzen. Leider passiert das nicht allzu oft.

In der Wildnis sind Orang-Utans von den vorhan­denen Mate­ria­lien abhängig, welche in der Gegend auffindbar sind, in der sie ihre Schlaf­nester bauen wollen. Häufig finden wir mehr als nur ein Nest in Bäumen, die gerade Früchte tragen. Manche Primaten mögen es, alte Nester erneut zu nutzen oder zu repa­rieren, beson­ders wenn sie relativ frisch gebaut worden sind.

Es gab Zeiten, in denen wir inner­halb eines Tages mehrere Nester fanden, aber trotz alledem keinen einzigen Orang-Utan sich­teten. Doch die Tatsache, dass die gefun­denen Nester als Typ A klas­si­fi­ziert wurden, lässt immerhin darauf schließen, dass die in dieser Gegend umher­strei­fenden Orang-Utans gesund­heit­lich fit waren. Und das ist für uns das Wich­tigste, dass unsere ausge­wil­derten Schütz­linge ihr Leben gesund in Frei­heit verbringen können.

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