Drei neue Babys in Nyaru Menteng

Drei neue Babys in Nyaru Menteng

Drei geret­tete Babys musste unser Schutz­zen­trum in Zentral-Kali­mantan vor einigen Monaten aufnehmen. Drei Orang-Utan-Kinder, die ihre Mutter verloren haben. Drei Waisen­kinder, die nun ganz am Anfang ihrer lang­jäh­rigen Reha­bi­li­ta­tion bei BOS stehen. 

Nach den heftigen Bränden, die im vergan­genen Spät­sommer vor allem auch in Zentral-Kali­mantan wüteten, war es nur eine Frage der Zeit, bis BOS zu Orang-Utan-Rettungen gerufen werden würde. Im November meldete sich die Natur­schutz­be­hörde BKSDA dann gleich drei Mal bei uns. Und drei Mal waren es nur wenige Monate alte Babys, die unserer Hilfe bedurften. Seither kümmern wir uns um Monyo, Niniek und Hanua, die im Kinder­garten von Nyaru Menteng Freund­schaft geschlossen haben und sich gegen­seitig auch ein biss­chen Halt und Trost schenken.
Heute wollen wir die drei Kleinen vorstellen:

Monyo, der Selbstbewusste

Monyo retteten wir gemeinsam mit einem Team der Natur­schutz­be­hörde BKSDA aus dem Dorf Petuk Liti (Bezirk Pulang Pisau, Zentral-Kali­mantan). Ein Dorf­be­wohner gab bei der Befra­gung durch die Beamten an, den sechs Monate alten Monyo erst eine Woche zuvor mutter­see­len­al­lein gefunden zu haben. Am 14. November 2019 kam der kleine Orang-Utan-Junge in Nyaru Menteng an.

Monyo
Monyo

Zunächst musste Monyo bei BOS für drei Monate in Quaran­täne leben, um sicher zu gehen, dass er keine anste­ckenden Krank­heiten in unser Schutz­zen­trum einschleppt. Erst danach durfte er zu den anderen Babys in den Wald­kin­der­garten. Unsere Baby­sitter berichten uns, dass Monyo während seiner Zeit in der Gruppe selbst­be­wusster geworden ist. Auch sein Gesund­heits­zu­stand hat sich deut­lich verbes­sert. Beim Klet­ter­un­ter­richt in den Bäumen beweist er Mut und Geschick – solange es nicht höher als ein, maximal zwei Meter geht. Seine Baby­sitter sind bisher sehr zufrieden mit Monyos Entwicklung.

Niniek, die Einzelgängerin

Ein Bewohner des Bezirks Gunung Mas (Zentral-Kali­mantan) entdeckte Niniek in einem Sand­ab­bau­ge­biet, wo sie angeb­lich allein umher­streifte. Er fing das Orang-Utan-Baby ein und hielt es vier Tage in Gefan­gen­schaft, ehe die Natur­schutz­be­hörde BKSDA es am 1. November 2019 gemeinsam mit BOS befreien und nach Nyaru Menteng bringen konnte.

Monyo
Niniek

Nach der drei­mo­na­tigen Quaran­täne durfte auch Niniek in den Wald­kin­der­garten. Niniek ist nicht nur das jüngste Mitglied der Gruppe sondern auch das einzige Mädchen. Mit den Jungs in ihrer Gruppe hat sie sich noch nicht so wirk­lich ange­freundet. Lieber spielt sie allein und erkundet neugierig ihre Umge­bung. Aber nie wagt sie sich allzu weit von ihren Baby­sit­tern weg. Wir sind uns aller­dings sicher, dass auch Niniek langsam immer mehr Selbst­ver­trauen entwi­ckeln wird.

Hanua, der sanfte Unabhängige

In einem körper­lich und seelisch sehr schlechten Zustand kam Hanua am 14. November 2019 nach Nyaru Menteng. Ein Dorf­be­wohner, der ihn als Haus­tier gehalten hatte, gab ihn bei uns ab. Hanuas Körper zeich­neten mehrere offenen Schnitte an den Zehen, der Stirn und seinen Augen­li­dern. Auch litt er an einem psychi­schen Trauma, war extrem nervös und schrie manchmal ohne ersicht­li­chen Grund auf. Im Rettungs­zen­trum wurde Hanua direkt inten­siv­me­di­zi­nisch von unserem Ärzte­team behan­delt und erhielt liebe­volle Fürsorge von unseren erfah­renen Babysittern.
Nachdem sein Zustand nicht mehr kritisch war, begann auch er seine drei­mo­na­tige Quarantänezeit.

Hanua

Hanua

Seit er den Wald­kin­der­garten besu­chen darf, zeigt Hanua immer deut­li­cher einen sanften aber unab­hän­gigen Charakter. Vorsichtig beginnt er auch schon mit ersten Klet­ter­übungen im Baum. Doch seine Arme und Beine scheinen immer noch etwas steif zu sein. Wir hoffen, dass er sich in naher Zukunft voll­ständig von seinem Marty­rium erholen wird und er sich bald freier bewegen kann.

Wir wissen nicht genau, welch trau­riges Schicksal diese drei Orang-Utan-Babys erfahren mussten, ehe sie von BOS gerettet wurden. Aber eines ist klar: Ihre Mütter haben sie gewiss nicht frei­willig zurück­ge­lassen. Diese drei Babys bedeuten drei tote Orang-Utan-Mütter. 

Wir bei BOS werden uns alle Mühe geben, die drei Waisen­kinder best­mög­lich zu versorgen und sie während ihres langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zesses tatkräftig zu unter­stützen. Damit sie alle eines Tages die Chance bekommen, frei im Regen­wald zu leben.

Helfen Sie uns dabei. Gerade jetzt! Jeder Beitrag hilft.

Sie brau­chen uns!

Sie brau­chen uns!

Orang-Utan-Schutz in Zeiten des Corona-Virus — diese  Ausnah­me­si­tua­tion stellt auch uns bei BOS vor bislang nie da gewe­sene Heraus­for­de­rungen. Gerade jetzt benö­tigen die mehr als 500 unter unserem Schutz stehenden rothaa­rigen Menschen­affen in den zwei Rettungs­zen­tren Nyaru Menteng und Samboja Lestari unsere beson­dere Fürsorge.

Doch damit allein ist es nicht getan: Mit unseren Part­ner­or­ga­ni­sa­tionen auf mehreren Konti­nenten unter­stützen und unter­halten wir drei Auswil­de­rungs­areale auf Borneo, dazu Gebiete mit zwei groß ange­legten Wieder­auf­fors­tungs- und unzäh­ligen Gemein­de­ent­wick­lungs­pro­jekten. Insge­samt beschäf­tigt die Borneo Oran­gutan Survival Foun­da­tion allein in Indo­ne­sien mehr als 400 Mitar­beiter. Sie und unsere Artver­wandten gilt es jetzt mehr denn je vor dem bislang unbe­kannten Krank­heits­er­reger zu schützen!

Aufgrund ihrer engen Bezie­hung zum Menschen ist die Über­tra­gung von Krank­heiten vom Menschen auf Orang-Utans ein Risiko, an dessen Mini­mie­rung wir durch regel­mä­ßige Gesund­heits­checks des Perso­nals und strenge Test­an­for­de­rungen für Besu­cher gene­rell konti­nu­ier­lich arbeiten. Derzeit gibt es keine Fälle von Über­tra­gung von COVID-19 vom Menschen auf Menschen­affen. Die Gefahr einer Infek­tion ist jedoch real! Wir wissen nicht, welche Auswir­kungen eine Anste­ckung für Orang-Utans haben könnte. Um sie und alle Mitar­beiter noch mehr als sonst zu schützen, haben wir uns zu dras­ti­schen Maßnahmen entschlossen.

Aktu­elle Maßnahmen

Ab dem 17. März 2020 sind alle BOS-Zentren für die Öffent­lich­keit geschlossen. Das gilt sowohl für das Infor­ma­ti­ons­zen­trum in Nyaru Menteng als auch für die Lodge in Samboja Lestari. Weder Frei­wil­ligen noch Besu­chern ist der Zutritt gestattet. Darüber hinaus werden an den Auswil­de­rungs- und Forschungs­stand­orten, einschließ­lich unserer Lager im Bukit Batikap-Schutz­wald, im Bukit Baka Bukit Raya-Natio­nal­park, im Kehje Sewen-Wald und im Tuanan-Forschungs­ge­biet, auf unab­seh­bare Zeit keine neuen Frei­wil­ligen oder Forscher mehr aufgenommen.

Unsere Mitar­beiter in den Büros arbeiten von Zuhause aus. Sämt­liche Reisen in die Schutz­zen­tren, zu Meetings o.ä. wurden eingestellt.

So werden die Orang-Utans versorgt

Da unsere Orang-Utans nicht voll­ständig vom mensch­li­chen Kontakt abge­schnitten werden können, da sie immer noch tägliche Nahrung, Beschäf­ti­gung und Pflege benö­tigen, haben wir über die tägli­chen Hygie­ne­maß­nahmen hinaus weitere Maßnahmen ergriffen: Mehr­fach täglich wird Tempe­ratur gemessen. Wasch­rou­tinen, Masken- und Hand­schuh­ge­brauch wurden deut­lich erhöht. Alle Einweg­ar­tikel werden am Ende eines jeden Tages verbrannt.

Notfall­plan bei COVID-19-Verdacht

Zum jetzigen Zeit­punkt sind wir dankbar, dass in und um unsere Tier­pfle­ge­zen­tren keine COVID-19-Fälle bestä­tigt wurden. Für den Fall, dass es dennoch dazu kommt, sind wir vorbe­reitet. Ein Notfall­plan sieht vor, dass dann nur das notwen­digste Personal täglich arbeiten wird. 

Alle Orang-Utans, bei denen der Verdacht auf COVID-19 oder die Expo­si­tion gegen­über der Krank­heit besteht, werden dann sofort von unserem COVID-19-Reak­ti­ons­team, einer bestimmten Gruppe von Tier­ärzten und Tier­pfle­ge­tech­ni­kern, die nur für die Dauer der Behand­lung mit den betrof­fenen Tieren arbeiten, unter Quaran­täne gestellt und betreut. Alle von ihnen verwen­deten Werk­zeuge werden zerstört und das Zentrum gründ­lich und regel­mäßig steri­li­siert, bis der Ausbruch behoben ist.

Wie Sie helfen können

Gerade jetzt sind wir auf Arbeits­mittel wie Masken, Hand­schuhe oder Desin­fek­ti­ons­mittel ange­wiesen. Inner­halb eines durch­schnitt­li­chen Jahres verwenden wir allein etwa 75.000 chir­ur­gi­sche Masken. Diese sind für die Bekämp­fung von Zoono­se­er­kran­kungen von entschei­dender Bedeu­tung, insbe­son­dere für Tiere mit chro­ni­schen Atem­wegs­er­kran­kungen, die sich lebens­lang in den Schutz­ge­bieten voll­ständig auf uns verlassen.

Panik­käufe haben auch in Indo­ne­sien zu gestie­genen Preisen für medi­zi­ni­sche Ausrüs­tung geführt. Zudem merken wir schon jetzt einen Rück­gang finan­zi­eller Zuwen­dungen, da sich die Welt vor einer finan­zi­ellen Krise sieht.

Dennoch: Gerade jetzt brau­chen uns die Orang-Utans. Sie sind in den Zentren komplett von uns abhängig, werden ohne unsere Hilfe nicht über­leben. Wir sind entschlossen weiter­zu­ma­chen. Dazu zählt auch die Weiter­be­schäf­ti­gung derje­nigen Mitar­beiter, lokalen Gemein­schaften und Produ­zenten, die viel­leicht gerade nicht für uns arbeiten können, weil wir die Über­tra­gungs­ri­siken für Krank­heiten mini­mieren wollen.

Das Wich­tigste derzeit ist, dass Sie alle und Ihre Fami­lien gesund bleiben und wir gemeinsam der bitteren Situa­tion trotzen. Wenn Sie können, denken Sie bitte auch an die Orang-Utans und setzen Sie sich weiterhin für das Über­leben ihrer Spezies ein!

Aber nur aus der Sicher­heit Ihres Zuhauses, durch die Macht des Inter­nets und gern durch Spenden.

Wärmste Grüße,

Dr. Jamartin Sihite, CEO BOS Foundation

 

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Kürbisse und Konflikte

Kürbisse und Konflikte

Orang-Utans und Bananen – für viele bildet das eine Symbiose. Doch in unseren Schutz­zen­tren konnten wir beob­achten, dass bei weitem nicht alle unserer Schütz­linge die gelbe Frucht mögen.

Klar gibt es kleine Viel­fraße wie Valen­tino, die von nichts genug bekommen, auch nicht von Bananen. Doch erst kürz­lich berich­teten wir von Hamzah, der lieber Mangos verspeist. Und auch anderen Orang-Utans scheint es so zu gehen, dass sie hin und wieder ihre Spei­se­karte erwei­tern. Das zumin­dest kann unser Moni­to­ring-Team aus Camp Lasik berichten.

Die Mitar­beiter hier hoch im Norden des Kehje Sewen-Schutz­waldes waren unlängst bei der Vorbe­rei­tung für eine ihrer Beob­ach­tungs­touren, als sie eine unge­wöhn­liche Unruhe in der unmit­tel­baren Nähe einer Farm fest­stellten, die direkt hinter dem Camp liegt.

Sayang und Padma im Regenwald
Sayang und Padma im Regenwald

Wie gut, dass es Fern­gläser gibt! Denn dadurch konnte das Team unser Mutter-Kind-Gespann Sayang und Padma erspähen. Sayang labte sich genüss­lich an den Früchten rund­herum. Tatsäch­lich stellen diese neben Blät­tern und ähnli­chem mit etwa 60 Prozent den größten Bestand­teil der Orang-Utan-Mahl­zeiten dar.  Diesmal jedoch bemerkten unsere Mitar­beiter noch etwas anderes: Sayang verließ die hohen Baum­kronen, um sich ein paar Kürbisse auf der Farm zu pflücken. 

Unge­wöhn­lich, aber auch gefähr­lich, zumal sich jetzt noch ein weiteres Duo der Farm näherte: Teresa und Berani hatten die Kürbisse eben­falls entdeckt und machten sich daran zu schaffen. Natür­lich freute sich unser Team über den Appetit dieser ausge­wil­derten Menschen­affen. Gleich­zeitig berei­tete ihnen die Situa­tion auch Sorgen.

Suche nach Nahrung birgt Konflikte zwischen Mensch und Tier

Der Grund: Wann immer Orang-Utans auf Nahrungs­suche in von Menschen besie­delte Bereiche eindringen, kann es zu Problemen kommen. Der Kehje Sewen Forest ist ein von der BOS Foun­da­tion gepach­tetes und somit geschütztes Gebiet. Hier leben Orang-Utans und andere bedrohte Arten ihr Leben ohne große Bedro­hung wie etwa Wilderer.

Dennoch gibt es auch angren­zende Wald­be­reiche, die eben nicht unter Natur­schutz stehen. Gerade in solchen nicht geschützten Wäldern wird oft massive Rodung betrieben, um die Palm­öl­wirt­schaft Indo­ne­siens weiter voran zu treiben. Die Folge ist, dass Orang-Utans keine Nahrung mehr finden und gezwungen sind, auf die Anpflan­zungen einhei­mi­scher Bauern zurückzugreifen.

Padma ganz entspannt in Freiheit
Padma ganz entspannt in Freiheit

Dabei können Konflikte entstehen, bei denen es ums Über­leben geht, beispiels­weise wenn ein verängs­tigter Bauer mit seiner Schrot­flinte dem fried­li­chen Orang-Utan gegen­über­steht. Ein Mensch, der sich selbst und sein Hab und Gut bedroht fühlt, handelt manchmal aus Angst und oft auch aus Unwissen zum Nach­teil unserer Schützlinge.

Unser Ziel bei BOS ist ein fried­li­ches Zusam­men­leben zwischen Mensch und Tier. Dazu bedarf es einer guten Aufklä­rungs­ar­beit und der Schaf­fung eines nach­hal­tigen Bewusst­seins für Arten­schutz in der Bevöl­ke­rung ebenso wie dem Schaffen beruf­li­cher Perspek­tiven für die Einhei­mi­schen. Diese Probleme sind nicht von heute auf morgen lösbar. Wir tun aber alles, auch und gerade jetzt in der welt­weiten Corona-Krise, um unsere Arbeit in den Schutz­wäl­dern ohne Unter­bre­chung weiterzuführen.

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Titons erster Longcall

Titons erster Longcall

Wie auch wir Menschen müssen Orang-Utans spre­chen lernen. Natür­lich unter­scheidet sich ihre Sprache von der unseren. Dennoch, über verschie­dene Laute verstän­digen unsere Artver­wandten sich exzel­lent untereinander. 

Während bei Menschen das erste Wort ein Meilen­stein in der sprach­li­chen Entwick­lung darstellt, ist bei Orang-Utans der soge­nannte Longcall etwas ganz Beson­deres. Dieser charak­te­ris­ti­sche Ruf ist nicht nur eindrucks­voll wahr­nehmbar, er zeigt auch die Domi­nanz der Männ­chen in einem Revier an. 

Bei solch einem wunder­baren Ereignis konnte kürz­lich auch unser Moni­to­ring-Team vom Camp Nles Mamse in Ost-Kali­mantan dabei sein. Früh morgens machten sich die Team­mit­glieder auf, um Titon, ein Männ­chen mit mitt­ler­weile eindrucks­vollen Backen­wülsten, zu suchen. Er war erst im November 2019 ausge­wil­dert worden. Nun sollte über­prüft werden, wie er sich im Regen­wald einge­lebt hatte.

Unser Team machte sich also mit Hilfe seiner tech­ni­schen Ausrüs­tung (Peil­sender & Co.) auf in die Rich­tung, wo Titon zuletzt gesichtet wurde. Relativ bald drangen lange, laute Rufe durch den Schutz­wald. Offen­sicht­lich war ein domi­nanter Orang-Utan in der Nähe. Denn unsere Mitar­beiter iden­ti­fi­zierten den typi­schen Longcall eines solchen.

Dominante Orang-Utan-Männchen nutzen laute Rufe zur Reviermakierung
Domi­nante Orang-Utan-Männ­chen nutzen laute Rufe zur Reviermakierung

Da Longcalls über sehr weite Distanzen zu hören sind und auch von dichtem Baum­be­stand nicht aufge­halten werden, kann es schwierig sein, den Verur­sa­cher zu finden. Kein Hindernis für unsere erfah­renen Mitar­beiter, denn sie sich­teten schon bald Titon. Und waren über­rascht: Denn der noch relativ junge Orang-Utan wurde zwar aufgrund seiner großen Backen­wülste und seiner kräf­tigen Statur schon als domi­nantes Männ­chen kate­go­ri­siert. Bislang hatte man bei ihm jedoch noch nie einen Longcall gehört oder gar aufgezeichnet.

Diese Premiere war also gelungen. Und auch sonst zeigte Titon sich in präch­tiger Verfas­sung: Er verschlang unfassbar große Mengen an jungen Blät­ter­trieben, während er sich durch den Dschungel von Ast zu Ast schwang. Seine Beob­achter ließ er lässig links liegen, ab und an gönnte sich der junge Mann eine Pause auf geeig­neten Ästen.

Titons Schlafnest in den Baumwipfeln
Titons Schlaf­nest in den Baumwipfeln

Am Nach­mittag fand Titon ein bereits benutztes Nest, für das er sich bren­nend inter­es­sierte. Nach den Aufzeich­nungen unseres Teams war das Nest von Mori, einem anderen Orang-Utan, gebaut worden. Titon recy­celte kurzer­hand die vorhan­dene Schlaf­stätte und peppte sie mit einem Haufen frischer Blätter auf. Fertig war der Second-Hand-Schlafplatz!

Diese Beob­ach­tung war für unser Team ein groß­ar­tiger Beweis, wie sehr sich die zurück liegenden Jahre der Reha­bi­li­ta­tion für Titon gelohnt haben. Jetzt, nachdem er ein “echter Mann” geworden ist, können wir viel­leicht auch damit rechnen, dass er demnächst nach weib­li­cher Beglei­tung Ausschau hält. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

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Tiere aus Kali­mantan: der Malaien-Hornvogel

Tiere aus Kali­mantan: der Malaien-Hornvogel

Kali­mantan ist der indo­ne­si­sche Name für die Insel Borneo, der dritt­größten der Welt nach Grön­land und Neuguinea. Kali­mantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natür­lich mit unzäh­ligen anderen Tier­arten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaa­rigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihen­folge immer mal wieder einige dieser faszi­nie­renden Geschöpfe vorstellen. 

Malaien-Horn­vogel (Anthr­a­co­ceros malayanus) 

Malaien-Horn­vögel haben ein schwärz­li­ches Gefieder und werden zwischen 60 und 65 Zenti­meter groß, wovon über 18 cm auf den Schnabel entfallen können. Die Weib­chen bleiben etwas kleiner. Ihr Schnabel und das „Horn“ sind kürzer und weniger hell gefärbt als beim Männ­chen. A. mala­yanus gehört zur Familie der etwa 50 Arten umfas­senden Nashorn­vögel, deren Verbrei­tungs­ge­biet sich über weite Gebiete Afrikas und des tropi­schen Asiens erstreckt. Allen gemein ist, dass Wälder ihren Lebens­raum darstellen. Entspre­chend bedroht sind sie, wenn an diesen Wäldern Raubbau betrieben wird. Ihre großen, gebo­genen Schnäbel mit den charak­te­ris­ti­schen, namens­ge­benden Aufsätzen machen ihre Erschei­nung auffällig und promi­nent, so dass sie für manche mitt­ler­weile fast so etwas wie eine Ikone des Regen­wald­schutzes darstellen. 

Vor Fress­feinden eingemauert 

Das bekann­teste Gesicht der Regen­wälder Borneos ist natür­lich der Orang-Utan. Doch gerade auf dieser Insel gibt es auch die meisten Arten von Nashorn­vö­geln. Der Malaien-Horn­vogel ist davon eine der weniger bekannten. So ist zum Beispiel noch nicht viel über die Einzel­heiten seines Fort­pflan­zungs­ver­halten bekannt, außer dass er in Baum­höhlen brütet und seine Jungen dort aufzieht. Das hat er aber mit den anderen Vertre­tern seiner Familie gemeinsam. Das Weib­chen mauert die Kinder­stube seiner zukünf­tigen zwei bis drei Küken bis auf einen kleinen Spalt zu – unter anderem mit seinem eigenen Kot – und verbringt dort wahr­schein­lich (genau weiß man es nicht) 80 Tage mit Brüten und Jungen­auf­zucht. Das Futter wird jeden Tag vom Männ­chen gebracht. Es besteht zum größten Teil aus Früchten und Samen, zum gerin­geren Teil aber auch aus Insekten, Spinnen und kleinen Wirbeltieren. 

Die Jungen werden nach dem Verlassen ihrer Schlupf­höhle noch etwa ein halbes Jahr lang gefüt­tert. Das heißt, meis­tens wurde nur ein Jung­tier pro Eltern­teil beob­achtet, aller­dings ist nicht bekannt, ob in der Regel nur ein Junges über­lebt oder beide Eltern­vögel jeweils ein Junges führen. Noch nicht geschlechts­reife Vögel ziehen oft in Trupps von bis zu einigen Dutzend Indi­vi­duen umher, während Brut­paare ein eigenes Revier vertei­digen. Gene­rell ist der Malaien-Horn­vogel recht standorttreu. 

Malaienvogel Männchen
 

Und wieder ist Wald das Thema 

Wie der Name andeutet, kommt der Malaien-Horn­vogel außer auf Borneo und Sumatra auch auf der malai­ischen Halb­insel vor. Seine bevor­zugten Habi­tate sind Flach­land­re­gen­wälder und dicht bewal­dete Fluss­läufe. Der Vogel spielt dort – ganz ähnlich wie die Orang-Utans – eine wich­tige Rolle bei der Samen­ver­brei­tung. Dabei benö­tigt er Primär­wälder mit hohen, alten Bäumen oder zumin­dest ältere Sekun­där­wälder. Es wundert daher nicht, dass auch diese Spezies mitt­ler­weile auf der Liste der bedrohten Arten gelandet ist. Die IUCN stuft Anthr­a­co­ceros mala­yanus seit August 2018 als vulnerable – gefährdet – ein. Der Grund ist ein rapider Verlust an Lebens­raum durch Entwal­dung. https://www.iucnredlist.org/species/22682441/132372259  

Medi­zi­ni­sches Wunder Jeffrey?

Medi­zi­ni­sches Wunder Jeffrey?

Hüft­dys­plasie – so lautete die Schock­dia­gnose für Orang-Utan Jeffrey vor einigen Monaten. Aufgrund dieser schmerz­haften Fehl­stel­lung im Hüft­ge­lenk wurde das statt­liche Männ­chen sofort von der Voraus­wil­de­rungs­insel in den BOS-Klinik­kom­plex von Samboja Lestari gebracht.

Aus gutem Grund, denn unbe­han­delt führt diese Erkran­kung über anfäng­li­ches Hinken und Gang­stö­rungen bis hin zu Arthrose. Für frei­le­bende Orang-Utans eine Kata­strophe! Denn um ein unab­hän­giges Leben zu führen, müssen sie körper­lich absolut fit sein.

Wie aber behan­delt man einen Orang-Utan mit HD? Nun, ganz ähnlich wie einen Menschen auch. Für Jeffrey bedeu­tete dies eine Opera­tion. Dazu holte sich unser Tier­arzt­team im Oktober 2019 einen erfah­renen „Menschen-Ortho­päden“ zu Hilfe. Dieser posi­tio­nierte in der OP mit Hilfe eines Glas­fa­ser­gusses den Becken­kno­chen des Männ­chens neu.

Die Operation an der Hüfte ist gut verlaufen
Die Opera­tion an der Hüfte ist gut verlaufen

Ein kompli­ziertes Unter­fangen. Und für Jeffrey ein langer Gene­sungs­pro­zess. Bis zu drei Monate setzten die Ärzte für seine Wieder­her­stel­lung an. Dann aber eine kleine Sensa­tion: Nach nur einem Monat war der statt­liche Orang-Utan wieder­her­ge­stellt! Ein medi­zi­ni­sches Wunder? 

Anschei­nend hat Jeffrey beson­ders gute Gene. Die gute Fürsorge unseres Ärzte-Teams und der Pfleger trug ihr Übriges zur schnellen Heilung bei. Während seiner Zeit im Kran­ken­kom­plex hatte er stets einen gesunden Appetit, futterte alle ange­bo­tenen Lebens­mittel. Somit blieb Jeffreys Gewicht relativ stabil.

Mit einem Boot und unter Narkose wird Jeffrey in den Krankenkomplex gebracht
Mit einem Boot und unter Narkose wird Jeffrey in den Kran­ken­kom­plex gebracht

Um eine wirk­lich komplette Heilung zu garan­tieren, blieb unser Schütz­ling dennoch ganze sechs Monate in der Reha. Heute endlich der Abschluss­be­fund von Dr. Agnes, Koor­di­na­torin des Samboja Lestari Vete­ri­nary Teams: “Es ist sechs Monate her, seit Jeffrey in die Behand­lungs­an­lage gekommen ist. Jetzt kann er zurück auf die Voraus­wil­de­rungs­insel. Sein Fuß ist belastbar, und er läuft ohne zu hinken. Seine Beine sind stark genug, um seinen Körper zu stützen. “

Ein posi­tives Vorzei­chen. Hoffen wir, dass Jeffrey keine weiteren Verlet­zungen oder Rück­schläge erleidet und in Zukunft gesund bleibt!

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