Drei gerettete Babys musste unser Schutzzentrum in Zentral-Kalimantan vor einigen Monaten aufnehmen. Drei Orang-Utan-Kinder, die ihre Mutter verloren haben. Drei Waisenkinder, die nun ganz am Anfang ihrer langjährigen Rehabilitation bei BOS stehen.
Nach den heftigen Bränden, die im vergangenen Spätsommer vor allem auch in Zentral-Kalimantan wüteten, war es nur eine Frage der Zeit, bis BOS zu Orang-Utan-Rettungen gerufen werden würde. Im November meldete sich die Naturschutzbehörde BKSDA dann gleich drei Mal bei uns. Und drei Mal waren es nur wenige Monate alte Babys, die unserer Hilfe bedurften. Seither kümmern wir uns um Monyo, Niniek und Hanua, die im Kindergarten von Nyaru Menteng Freundschaft geschlossen haben und sich gegenseitig auch ein bisschen Halt und Trost schenken.
Heute wollen wir die drei Kleinen vorstellen:
Monyo, der Selbstbewusste
Monyo retteten wir gemeinsam mit einem Team der Naturschutzbehörde BKSDA aus dem Dorf Petuk Liti (Bezirk Pulang Pisau, Zentral-Kalimantan). Ein Dorfbewohner gab bei der Befragung durch die Beamten an, den sechs Monate alten Monyo erst eine Woche zuvor mutterseelenallein gefunden zu haben. Am 14. November 2019 kam der kleine Orang-Utan-Junge in Nyaru Menteng an.
Zunächst musste Monyo bei BOS für drei Monate in Quarantäne leben, um sicher zu gehen, dass er keine ansteckenden Krankheiten in unser Schutzzentrum einschleppt. Erst danach durfte er zu den anderen Babys in den Waldkindergarten. Unsere Babysitter berichten uns, dass Monyo während seiner Zeit in der Gruppe selbstbewusster geworden ist. Auch sein Gesundheitszustand hat sich deutlich verbessert. Beim Kletterunterricht in den Bäumen beweist er Mut und Geschick – solange es nicht höher als ein, maximal zwei Meter geht. Seine Babysitter sind bisher sehr zufrieden mit Monyos Entwicklung.
Niniek, die Einzelgängerin
Ein Bewohner des Bezirks Gunung Mas (Zentral-Kalimantan) entdeckte Niniek in einem Sandabbaugebiet, wo sie angeblich allein umherstreifte. Er fing das Orang-Utan-Baby ein und hielt es vier Tage in Gefangenschaft, ehe die Naturschutzbehörde BKSDA es am 1. November 2019 gemeinsam mit BOS befreien und nach Nyaru Menteng bringen konnte.
Nach der dreimonatigen Quarantäne durfte auch Niniek in den Waldkindergarten. Niniek ist nicht nur das jüngste Mitglied der Gruppe sondern auch das einzige Mädchen. Mit den Jungs in ihrer Gruppe hat sie sich noch nicht so wirklich angefreundet. Lieber spielt sie allein und erkundet neugierig ihre Umgebung. Aber nie wagt sie sich allzu weit von ihren Babysittern weg. Wir sind uns allerdings sicher, dass auch Niniek langsam immer mehr Selbstvertrauen entwickeln wird.
Hanua, der sanfte Unabhängige
In einem körperlich und seelisch sehr schlechten Zustand kam Hanua am 14. November 2019 nach Nyaru Menteng. Ein Dorfbewohner, der ihn als Haustier gehalten hatte, gab ihn bei uns ab. Hanuas Körper zeichneten mehrere offenen Schnitte an den Zehen, der Stirn und seinen Augenlidern. Auch litt er an einem psychischen Trauma, war extrem nervös und schrie manchmal ohne ersichtlichen Grund auf. Im Rettungszentrum wurde Hanua direkt intensivmedizinisch von unserem Ärzteteam behandelt und erhielt liebevolle Fürsorge von unseren erfahrenen Babysittern.
Nachdem sein Zustand nicht mehr kritisch war, begann auch er seine dreimonatige Quarantänezeit.
Seit er den Waldkindergarten besuchen darf, zeigt Hanua immer deutlicher einen sanften aber unabhängigen Charakter. Vorsichtig beginnt er auch schon mit ersten Kletterübungen im Baum. Doch seine Arme und Beine scheinen immer noch etwas steif zu sein. Wir hoffen, dass er sich in naher Zukunft vollständig von seinem Martyrium erholen wird und er sich bald freier bewegen kann.
Wir wissen nicht genau, welch trauriges Schicksal diese drei Orang-Utan-Babys erfahren mussten, ehe sie von BOS gerettet wurden. Aber eines ist klar: Ihre Mütter haben sie gewiss nicht freiwillig zurückgelassen. Diese drei Babys bedeuten drei tote Orang-Utan-Mütter.
Wir bei BOS werden uns alle Mühe geben, die drei Waisenkinder bestmöglich zu versorgen und sie während ihres langen Rehabilitationsprozesses tatkräftig zu unterstützen. Damit sie alle eines Tages die Chance bekommen, frei im Regenwald zu leben.
Orang-Utan-Schutz in Zeiten des Corona-Virus — diese Ausnahmesituation stellt auch uns bei BOS vor bislang nie da gewesene Herausforderungen. Gerade jetzt benötigen die mehr als 500 unter unserem Schutz stehenden rothaarigen Menschenaffen in den zwei Rettungszentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari unsere besondere Fürsorge.
Doch damit allein ist es nicht getan: Mit unseren Partnerorganisationen auf mehreren Kontinenten unterstützen und unterhalten wir drei Auswilderungsareale auf Borneo, dazu Gebiete mit zwei groß angelegten Wiederaufforstungs- und unzähligen Gemeindeentwicklungsprojekten. Insgesamt beschäftigt die Borneo Orangutan Survival Foundation allein in Indonesien mehr als 400 Mitarbeiter. Sie und unsere Artverwandten gilt es jetzt mehr denn je vor dem bislang unbekannten Krankheitserreger zu schützen!
Aufgrund ihrer engen Beziehung zum Menschen ist die Übertragung von Krankheiten vom Menschen auf Orang-Utans ein Risiko, an dessen Minimierung wir durch regelmäßige Gesundheitschecks des Personals und strenge Testanforderungen für Besucher generell kontinuierlich arbeiten. Derzeit gibt es keine Fälle von Übertragung von COVID-19 vom Menschen auf Menschenaffen. Die Gefahr einer Infektion ist jedoch real! Wir wissen nicht, welche Auswirkungen eine Ansteckung für Orang-Utans haben könnte. Um sie und alle Mitarbeiter noch mehr als sonst zu schützen, haben wir uns zu drastischen Maßnahmen entschlossen.
Aktuelle Maßnahmen
Ab dem 17. März 2020 sind alle BOS-Zentren für die Öffentlichkeit geschlossen. Das gilt sowohl für das Informationszentrum in Nyaru Menteng als auch für die Lodge in Samboja Lestari. Weder Freiwilligen noch Besuchern ist der Zutritt gestattet. Darüber hinaus werden an den Auswilderungs- und Forschungsstandorten, einschließlich unserer Lager im Bukit Batikap-Schutzwald, im Bukit Baka Bukit Raya-Nationalpark, im Kehje Sewen-Wald und im Tuanan-Forschungsgebiet, auf unabsehbare Zeit keine neuen Freiwilligen oder Forscher mehr aufgenommen.
Unsere Mitarbeiter in den Büros arbeiten von Zuhause aus. Sämtliche Reisen in die Schutzzentren, zu Meetings o.ä. wurden eingestellt.
So werden die Orang-Utans versorgt
Da unsere Orang-Utans nicht vollständig vom menschlichen Kontakt abgeschnitten werden können, da sie immer noch tägliche Nahrung, Beschäftigung und Pflege benötigen, haben wir über die täglichen Hygienemaßnahmen hinaus weitere Maßnahmen ergriffen: Mehrfach täglich wird Temperatur gemessen. Waschroutinen, Masken- und Handschuhgebrauch wurden deutlich erhöht. Alle Einwegartikel werden am Ende eines jeden Tages verbrannt.
Notfallplan bei COVID-19-Verdacht
Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir dankbar, dass in und um unsere Tierpflegezentren keine COVID-19-Fälle bestätigt wurden. Für den Fall, dass es dennoch dazu kommt, sind wir vorbereitet. Ein Notfallplan sieht vor, dass dann nur das notwendigste Personal täglich arbeiten wird.
Alle Orang-Utans, bei denen der Verdacht auf COVID-19 oder die Exposition gegenüber der Krankheit besteht, werden dann sofort von unserem COVID-19-Reaktionsteam, einer bestimmten Gruppe von Tierärzten und Tierpflegetechnikern, die nur für die Dauer der Behandlung mit den betroffenen Tieren arbeiten, unter Quarantäne gestellt und betreut. Alle von ihnen verwendeten Werkzeuge werden zerstört und das Zentrum gründlich und regelmäßig sterilisiert, bis der Ausbruch behoben ist.
Wie Sie helfen können
Gerade jetzt sind wir auf Arbeitsmittel wie Masken, Handschuhe oder Desinfektionsmittel angewiesen. Innerhalb eines durchschnittlichen Jahres verwenden wir allein etwa 75.000 chirurgische Masken. Diese sind für die Bekämpfung von Zoonoseerkrankungen von entscheidender Bedeutung, insbesondere für Tiere mit chronischen Atemwegserkrankungen, die sich lebenslang in den Schutzgebieten vollständig auf uns verlassen.
Panikkäufe haben auch in Indonesien zu gestiegenen Preisen für medizinische Ausrüstung geführt. Zudem merken wir schon jetzt einen Rückgang finanzieller Zuwendungen, da sich die Welt vor einer finanziellen Krise sieht.
Dennoch: Gerade jetzt brauchen uns die Orang-Utans. Sie sind in den Zentren komplett von uns abhängig, werden ohne unsere Hilfe nicht überleben. Wir sind entschlossen weiterzumachen. Dazu zählt auch die Weiterbeschäftigung derjenigen Mitarbeiter, lokalen Gemeinschaften und Produzenten, die vielleicht gerade nicht für uns arbeiten können, weil wir die Übertragungsrisiken für Krankheiten minimieren wollen.
Das Wichtigste derzeit ist, dass Sie alle und Ihre Familien gesund bleiben und wir gemeinsam der bitteren Situation trotzen. Wenn Sie können, denken Sie bitte auch an die Orang-Utans und setzen Sie sich weiterhin für das Überleben ihrer Spezies ein!
Aber nur aus der Sicherheit Ihres Zuhauses, durch die Macht des Internets und gern durch Spenden.
Wärmste Grüße,
Dr. Jamartin Sihite, CEO BOS Foundation
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Orang-Utans und Bananen – für viele bildet das eine Symbiose. Doch in unseren Schutzzentren konnten wir beobachten, dass bei weitem nicht alle unserer Schützlinge die gelbe Frucht mögen.
Klar gibt es kleine Vielfraße wie Valentino, die von nichts genug bekommen, auch nicht von Bananen. Doch erst kürzlich berichteten wir von Hamzah, der lieber Mangos verspeist. Und auch anderen Orang-Utans scheint es so zu gehen, dass sie hin und wieder ihre Speisekarte erweitern. Das zumindest kann unser Monitoring-Team aus Camp Lasik berichten.
Die Mitarbeiter hier hoch im Norden des Kehje Sewen-Schutzwaldes waren unlängst bei der Vorbereitung für eine ihrer Beobachtungstouren, als sie eine ungewöhnliche Unruhe in der unmittelbaren Nähe einer Farm feststellten, die direkt hinter dem Camp liegt.
Wie gut, dass es Ferngläser gibt! Denn dadurch konnte das Team unser Mutter-Kind-Gespann Sayang und Padma erspähen. Sayang labte sich genüsslich an den Früchten rundherum. Tatsächlich stellen diese neben Blättern und ähnlichem mit etwa 60 Prozent den größten Bestandteil der Orang-Utan-Mahlzeiten dar. Diesmal jedoch bemerkten unsere Mitarbeiter noch etwas anderes: Sayang verließ die hohen Baumkronen, um sich ein paar Kürbisse auf der Farm zu pflücken.
Ungewöhnlich, aber auch gefährlich, zumal sich jetzt noch ein weiteres Duo der Farm näherte: Teresa und Berani hatten die Kürbisse ebenfalls entdeckt und machten sich daran zu schaffen. Natürlich freute sich unser Team über den Appetit dieser ausgewilderten Menschenaffen. Gleichzeitig bereitete ihnen die Situation auch Sorgen.
Suche nach Nahrung birgt Konflikte zwischen Mensch und Tier
Der Grund: Wann immer Orang-Utans auf Nahrungssuche in von Menschen besiedelte Bereiche eindringen, kann es zu Problemen kommen. Der Kehje Sewen Forest ist ein von der BOS Foundation gepachtetes und somit geschütztes Gebiet. Hier leben Orang-Utans und andere bedrohte Arten ihr Leben ohne große Bedrohung wie etwa Wilderer.
Dennoch gibt es auch angrenzende Waldbereiche, die eben nicht unter Naturschutz stehen. Gerade in solchen nicht geschützten Wäldern wird oft massive Rodung betrieben, um die Palmölwirtschaft Indonesiens weiter voran zu treiben. Die Folge ist, dass Orang-Utans keine Nahrung mehr finden und gezwungen sind, auf die Anpflanzungen einheimischer Bauern zurückzugreifen.
Dabei können Konflikte entstehen, bei denen es ums Überleben geht, beispielsweise wenn ein verängstigter Bauer mit seiner Schrotflinte dem friedlichen Orang-Utan gegenübersteht. Ein Mensch, der sich selbst und sein Hab und Gut bedroht fühlt, handelt manchmal aus Angst und oft auch aus Unwissen zum Nachteil unserer Schützlinge.
Unser Ziel bei BOS ist ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier. Dazu bedarf es einer guten Aufklärungsarbeit und der Schaffung eines nachhaltigen Bewusstseins für Artenschutz in der Bevölkerung ebenso wie dem Schaffen beruflicher Perspektiven für die Einheimischen. Diese Probleme sind nicht von heute auf morgen lösbar. Wir tun aber alles, auch und gerade jetzt in der weltweiten Corona-Krise, um unsere Arbeit in den Schutzwäldern ohne Unterbrechung weiterzuführen.
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Wie auch wir Menschen müssen Orang-Utans sprechen lernen. Natürlich unterscheidet sich ihre Sprache von der unseren. Dennoch, über verschiedene Laute verständigen unsere Artverwandten sich exzellent untereinander.
Während bei Menschen das erste Wort ein Meilenstein in der sprachlichen Entwicklung darstellt, ist bei Orang-Utans der sogenannte Longcall etwas ganz Besonderes. Dieser charakteristische Ruf ist nicht nur eindrucksvoll wahrnehmbar, er zeigt auch die Dominanz der Männchen in einem Revier an.
Bei solch einem wunderbaren Ereignis konnte kürzlich auch unser Monitoring-Team vom Camp Nles Mamse in Ost-Kalimantan dabei sein. Früh morgens machten sich die Teammitglieder auf, um Titon, ein Männchen mit mittlerweile eindrucksvollen Backenwülsten, zu suchen. Er war erst im November 2019 ausgewildert worden. Nun sollte überprüft werden, wie er sich im Regenwald eingelebt hatte.
Unser Team machte sich also mit Hilfe seiner technischen Ausrüstung (Peilsender & Co.) auf in die Richtung, wo Titon zuletzt gesichtet wurde. Relativ bald drangen lange, laute Rufe durch den Schutzwald. Offensichtlich war ein dominanter Orang-Utan in der Nähe. Denn unsere Mitarbeiter identifizierten den typischen Longcall eines solchen.
Da Longcalls über sehr weite Distanzen zu hören sind und auch von dichtem Baumbestand nicht aufgehalten werden, kann es schwierig sein, den Verursacher zu finden. Kein Hindernis für unsere erfahrenen Mitarbeiter, denn sie sichteten schon bald Titon. Und waren überrascht: Denn der noch relativ junge Orang-Utan wurde zwar aufgrund seiner großen Backenwülste und seiner kräftigen Statur schon als dominantes Männchen kategorisiert. Bislang hatte man bei ihm jedoch noch nie einen Longcall gehört oder gar aufgezeichnet.
Diese Premiere war also gelungen. Und auch sonst zeigte Titon sich in prächtiger Verfassung: Er verschlang unfassbar große Mengen an jungen Blättertrieben, während er sich durch den Dschungel von Ast zu Ast schwang. Seine Beobachter ließ er lässig links liegen, ab und an gönnte sich der junge Mann eine Pause auf geeigneten Ästen.
Am Nachmittag fand Titon ein bereits benutztes Nest, für das er sich brennend interessierte. Nach den Aufzeichnungen unseres Teams war das Nest von Mori, einem anderen Orang-Utan, gebaut worden. Titon recycelte kurzerhand die vorhandene Schlafstätte und peppte sie mit einem Haufen frischer Blätter auf. Fertig war der Second-Hand-Schlafplatz!
Diese Beobachtung war für unser Team ein großartiger Beweis, wie sehr sich die zurück liegenden Jahre der Rehabilitation für Titon gelohnt haben. Jetzt, nachdem er ein “echter Mann” geworden ist, können wir vielleicht auch damit rechnen, dass er demnächst nach weiblicher Begleitung Ausschau hält. Wir halten Sie auf dem Laufenden!
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Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natürlich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihenfolge immer mal wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vorstellen.
Malaien-Hornvogel (Anthracoceros malayanus)
Malaien-Hornvögel haben ein schwärzliches Gefieder und werden zwischen 60 und 65 Zentimeter groß, wovon über 18 cm auf den Schnabel entfallen können. Die Weibchen bleiben etwas kleiner. Ihr Schnabel und das „Horn“ sind kürzer und weniger hell gefärbt als beim Männchen. A. malayanus gehört zur Familie der etwa 50 Arten umfassenden Nashornvögel, deren Verbreitungsgebiet sich über weite Gebiete Afrikas und des tropischen Asiens erstreckt. Allen gemein ist, dass Wälder ihren Lebensraum darstellen. Entsprechend bedroht sind sie, wenn an diesen Wäldern Raubbau betrieben wird. Ihre großen, gebogenen Schnäbel mit den charakteristischen, namensgebenden Aufsätzen machen ihre Erscheinung auffällig und prominent, so dass sie für manche mittlerweile fast so etwas wie eine Ikone des Regenwaldschutzes darstellen.
Vor Fressfeinden eingemauert
Das bekannteste Gesicht der Regenwälder Borneos ist natürlich der Orang-Utan. Doch gerade auf dieser Insel gibt es auch die meisten Arten von Nashornvögeln. Der Malaien-Hornvogel ist davon eine der weniger bekannten. So ist zum Beispiel noch nicht viel über die Einzelheiten seines Fortpflanzungsverhalten bekannt, außer dass er in Baumhöhlen brütet und seine Jungen dort aufzieht. Das hat er aber mit den anderen Vertretern seiner Familie gemeinsam. Das Weibchen mauert die Kinderstube seiner zukünftigen zwei bis drei Küken bis auf einen kleinen Spalt zu – unter anderem mit seinem eigenen Kot – und verbringt dort wahrscheinlich (genau weiß man es nicht) 80 Tage mit Brüten und Jungenaufzucht. Das Futter wird jeden Tag vom Männchen gebracht. Es besteht zum größten Teil aus Früchten und Samen, zum geringeren Teil aber auch aus Insekten, Spinnen und kleinen Wirbeltieren.
Die Jungen werden nach dem Verlassen ihrer Schlupfhöhle noch etwa ein halbes Jahr lang gefüttert. Das heißt, meistens wurde nur ein Jungtier pro Elternteil beobachtet, allerdings ist nicht bekannt, ob in der Regel nur ein Junges überlebt oder beide Elternvögel jeweils ein Junges führen. Noch nicht geschlechtsreife Vögel ziehen oft in Trupps von bis zu einigen Dutzend Individuen umher, während Brutpaare ein eigenes Revier verteidigen. Generell ist der Malaien-Hornvogel recht standorttreu.
Und wieder ist Wald das Thema
Wie der Name andeutet, kommt der Malaien-Hornvogel außer auf Borneo und Sumatra auch auf der malaiischen Halbinsel vor. Seine bevorzugten Habitate sind Flachlandregenwälder und dicht bewaldete Flussläufe. Der Vogel spielt dort – ganz ähnlich wie die Orang-Utans – eine wichtige Rolle bei der Samenverbreitung. Dabei benötigt er Primärwälder mit hohen, alten Bäumen oder zumindest ältere Sekundärwälder. Es wundert daher nicht, dass auch diese Spezies mittlerweile auf der Liste der bedrohten Arten gelandet ist. Die IUCN stuft Anthracoceros malayanus seit August 2018 als vulnerable – gefährdet – ein. Der Grund ist ein rapider Verlust an Lebensraum durch Entwaldung. https://www.iucnredlist.org/species/22682441/132372259
Hüftdysplasie – so lautete die Schockdiagnose für Orang-Utan Jeffrey vor einigen Monaten. Aufgrund dieser schmerzhaften Fehlstellung im Hüftgelenk wurde das stattliche Männchen sofort von der Vorauswilderungsinsel in den BOS-Klinikkomplex von Samboja Lestari gebracht.
Aus gutem Grund, denn unbehandelt führt diese Erkrankung über anfängliches Hinken und Gangstörungen bis hin zu Arthrose. Für freilebende Orang-Utans eine Katastrophe! Denn um ein unabhängiges Leben zu führen, müssen sie körperlich absolut fit sein.
Wie aber behandelt man einen Orang-Utan mit HD? Nun, ganz ähnlich wie einen Menschen auch. Für Jeffrey bedeutete dies eine Operation. Dazu holte sich unser Tierarztteam im Oktober 2019 einen erfahrenen „Menschen-Orthopäden“ zu Hilfe. Dieser positionierte in der OP mit Hilfe eines Glasfasergusses den Beckenknochen des Männchens neu.
Ein kompliziertes Unterfangen. Und für Jeffrey ein langer Genesungsprozess. Bis zu drei Monate setzten die Ärzte für seine Wiederherstellung an. Dann aber eine kleine Sensation: Nach nur einem Monat war der stattliche Orang-Utan wiederhergestellt! Ein medizinisches Wunder?
Anscheinend hat Jeffrey besonders gute Gene. Die gute Fürsorge unseres Ärzte-Teams und der Pfleger trug ihr Übriges zur schnellen Heilung bei. Während seiner Zeit im Krankenkomplex hatte er stets einen gesunden Appetit, futterte alle angebotenen Lebensmittel. Somit blieb Jeffreys Gewicht relativ stabil.
Um eine wirklich komplette Heilung zu garantieren, blieb unser Schützling dennoch ganze sechs Monate in der Reha. Heute endlich der Abschlussbefund von Dr. Agnes, Koordinatorin des Samboja Lestari Veterinary Teams: “Es ist sechs Monate her, seit Jeffrey in die Behandlungsanlage gekommen ist. Jetzt kann er zurück auf die Vorauswilderungsinsel. Sein Fuß ist belastbar, und er läuft ohne zu hinken. Seine Beine sind stark genug, um seinen Körper zu stützen. “
Ein positives Vorzeichen. Hoffen wir, dass Jeffrey keine weiteren Verletzungen oder Rückschläge erleidet und in Zukunft gesund bleibt!
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