Wer erinnert sich nicht an Kopral, unseren ganz besonderen Schützling? Obwohl ihm seine Arme fehlen, war er lange Zeit unangefochtener Herrscher über die Waldgruppe 2 in Samboja Lestari.
Seit Ende Februar lebt das mittlerweile stattliche Männchen nun jedoch auf einer Insel. Grund dafür ist ein kleiner Revierkampf, wie er zwischen dominanten Männchen nicht selten ist. Mit Jahresbeginn stießen zu Koprals Waldschulgruppe nämlich einige Neulinge hinzu: Leann, Mayer und Andreas.
Andreas war Kopral von Beginn an ein Dorn im Auge. Wollte dieser ebenfalls dominante Orang-Utan ihm etwa seinen Platz auf dem Herrscherthron streitig machen? Keine Frage: Das musste ausdiskutiert werden! Die zwei Männchen trafen sich also auf ein intensives, ernstes Wrestling-Match. Keine gute Idee, befanden unsere Tiermediziner und Pfleger. Was jetzt noch halbwegs harmlos vonstatten ging, könnte irgendwann richtig ins Auge gehen. Also beschlossen unsere Teams, Kopral eine neue Wohnmöglichkeit bei seinem früheren Kumpel Lesley zu verschaffen. Dieser lebt mittlerweile auf Insel Nr. 3.
Die Entscheidung kam gerade zur rechten Zeit, denn genau am Tag der Verlegung biss Kopral seinem Rivalen in den Finger. Ein eindeutiger Abschiedsgruß an den Widersacher! Wie bei jeder Verlegung eines Orang-Utans wurde auch Kopral leicht sediert, um ohne Aufregung mit dem Auto transportiert werden zu können. Die Fahrt zum Inselkomplex dauerte etwa 15 Minuten, bevor hier mit dem Boot übergesetzt wurde. Im neuen Zuhause angekommen, kam er schnell wieder zu sich.
Kopral ist jetzt 14 Jahre alt. Als er einst mit dem Taxi von Samarinda nach Samboja Lestari gebracht wurde, waren beide Arme schwer verletzt und fast verfault, weil sie einen Stromschlag erlitten hatten. Ohne eine andere Wahl beschloss das medizinische Team damals die Gliedmaßen zu amputieren, um sein Leben zu retten. Mit Erfolg!
Das Leben auf Insel Nr. 3 bietet Kopral die Möglichkeit, Freiräume in einer Umgebung zu genießen, die dem natürlichen Lebensraum eines Orang-Utans ähneln. Sein körperliches Handycap bedeutet jedoch auch, dass er zu seiner eigenen Sicherheit niemals in den Wald ausgewildert werden kann. Dennoch hat sich das stattliche Männchen mittlerweile gut damit arrangiert. Wie seine Artgenossen auch kann er Bäume besteigen und allein mit seinen Beinen nach natürlicher Nahrung suchen.
Schön zu sehen, dass auch er ein relativ unabhängiges Leben führt. Wir sind überzeugt, dass Kopral seinen Alltag auf der Insel problemlos meistern kann. Alles Gute, du einzigartiger Mann!
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Vor zwei Monaten beschloss die indonesische Regierung umfassende Regeln zur Bekämpfung des COVID-19-Ausbruchs. Die BOS Foundation reagierte sofort darauf, indem sie alle ihre Programme für Besucher, Freiwillige und Forscher schloss.
Diese vorbeugende Maßnahme bedeutete auch die Schließung unserer beiden Orang-Utan-Rehabilitationszentren in Ost- und Zentralkalimantan sowie drei zugehöriger Auswilderungsplätze – die Schutzwälder von Kehje Sewen, Bukit Batikap und Bukit Baka Bukit Raya.
Die globale Pandemie hat sich allerdings auch auf die Aktivitäten zur Gemeindeentwicklung (Comdev) ausgewirkt, die wir in den lokalen Dörfern durchführen. Wie bei unserem Team, das im Unterbezirk Muara Wahau im Bezirk East Kutai, Ostkalimantan, arbeitet.
In den letzten Wochen wurden unsere drei Zieldörfer in dieser Region, Bea Nehas, Deaq Lay und Dea Beq, für Besucher geschlossen, nachdem Fälle von COVID-19 in den umliegenden Gebieten identifiziert wurden. Nach offiziellen Angaben des Bezirks East Kutai wurden im Mai 2020 in der Gegend um Muara Wahau 18 Personen vorsorglich beobachtet, es gab sechs bestätigte Fälle der Infektion. Um die Verbreitung von COVID-19 zu verhindern, hat unser Comdev-Team seine Arbeitsprogramme in den drei Dörfern angepasst.
Unterstützung der lokalen Bevölkerung
Eine der ersten Maßnahmen, die wir ergriffen haben, war der Beitritt zur COVID-19-Task Force des Unterbezirks. Diese setzt sich aus Dorfbeamten und Vertretern von in Muara Wahau tätigen Unternehmen zusammen. In dieser Rolle haben wir den Wachhäusern in jedem Dorf geholfen und Essen für andere Teams, die in verschiedenen Schichten arbeiten, bereitgestellt. Im Wachhaus arbeitet das Task Force-Team, um zu verhindern, dass Menschen das Dorf betreten oder verlassen.
Wir haben auch dabei geholfen, Gesichtsmasken, Handseife und Desinfektionsmittel an die Gemeinden zu verteilen. Insgesamt wurden 312 Einheiten Schutzmittel gleichmäßig auf die drei Dörfer verteilt.
Viele Menschen arbeiten derzeit während dieser Kontaktbeschränkungen von zu Hause aus, um die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen. Wir setzen uns jedoch weiterhin für unser Hauptziel, unsere Umweltschutzbemühungen, ein. Wir helfen den lokalen Gemeinschaften in unserem Arbeitsbereich, die Teil unserer Arbeit und Geschichte sind. Denken Sie daran, dass unsere Aufgaben trotz der weltweiten Pandemie stetig andauern. Die Tiere und die Natur brauchen uns. Und wir brauchen weiterhin Ihre Hilfe und Unterstützung, um Orang-Utans und ihre Lebensräume zu schützen!
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Seit Sommer 2018 lebt die 15-jährige Vista gemeinsam mit ihrem inzwischen drei Jahre alten Sohn Vee im dichten Regenwald des Nationalparks Bukit Baka Bukit Raya. Vor kurzem gab es ein Wiedersehen mit den beiden – unter erschwerten Bedingungen.
Bevor die Corona-Pandemie unsere Mitarbeiter zwang, den Kontakt zu unseren Orang-Utans auf ein notwendiges Minimum zu beschränken, hatte Vivi Dwi Santi, eine unserer Tierärztinnen im Rettungszentrum Nyaru Menteng, die Gelegenheit, gemeinsam mit dem Beobachtungsteam aus dem Camp Lewun Kahiyo auf der Suche nach ausgewilderten Orang-Utans den Nationalpark zu durchstreifen.
Konkret waren sie auf der Suche nach Vista, die im Juli 2018 mit ihrem Sohn Vee ausgewildert wurde. Gerade rehabilitierte Orang-Utan-Mütter haben wir beim Monitoring besonders im Fokus: Wie kommen sie mit der Situation zurecht, die sie selbst nie am eigenen Leib erleben durften? Bringen sie ihrem Nachwuchs alles bei, was auch eine „wilde“ Mutter lehren würde? Sind sie umsichtig, verantwortungsvoll, fürsorglich und liebevoll im Umgang mit ihrem Kind? All dies ist bei Orang-Utans essenziell, denn das Kind bleibt bis zu acht Jahre nur mit seiner Mutter zusammen. Und ohne ihre Fürsorge und Unterweisung kann es nicht überleben.
Regelmäßig begleiten auch Tierärzte die Monitoringteams in unseren Auswilderungswäldern, um sicherzustellen, dass die neuen Wilden gesundheitlich wohlauf sind.
Die Wälder von Bemban im Nationalpark, in denen Vista und Vee zuletzt gesehen wurden, sind extrem hügelig und erstrecken sich über unzählige steile Hänge. Die Pfade der Monitoringteams waren an diesen Tagen nutzlos, da aufgrund der fruchtbaren Regenzeit das Unterholz dicht zugewuchert war. Jeder Schritt war mühselig, ständig ging es bergauf und bergab – und die Orang-Utans waren unauffindbar.
Erst kurz vor Mittag wurde all die Plackerei belohnt: Vista und Vee waren aufgespürt worden. Schnell wurde die Beobachtungsausrüstung eingerichtet und das Datensammeln konnte beginnen. Die beiden saßen gut versteckt auf einem hohen Matoa-Baum (Pometia pinnata). So gut versteckt, dass wir sie kaum richtig fotografieren konnten. Die beiden genossen die Früchte des Baumes, die lokal als Rosciu bekannt sind. Im Verlauf unserer Beobachtungen entfernte sich der dreijährige Vee ein wenig von seiner Mutter, blieb aber in sicherer Entfernung. Er sah uns gelegentlich an, während er mit jungen Blättern spielte und daran knabberte.
Einige der Rosciu-Früchte plumsten Vista und Vee während der Mahlzeit auf den Boden. Aus Neugier entschieden sich unsere Tierärztin und ihre Kollegen dazu, auch mal zu kosten. Und sie stellten fest, dass die Frucht einmalig süß war! Vielen Dank, Vista und Vee, dass ihr dieses Wissen mit uns geteilt habt!
Nachdem Vista ihren ersten Hunger mit den Früchten gestillt hatte, kletterte sie auf der Suche nach Termiten auf den Boden. Vee klammerte sich fest an ihren Bauch. In einem faulen Baumstamm fand Vista ein Termitennest und machte sich sofort darüber her. Vee schien nicht daran interessiert zu sein, auch von den proteinreichen Termiten zu kosten. Aber er hat noch viel Zeit, um sich auch diese Nahrungsquelle von seiner Mutter schmackhaft machen zu lassen.
Am nächsten Tag setzte das Team seine Beobachtungen von Vista und Vee fort. Das Wetter war jedoch nicht so schön wie am Vortag und bald verdunkelte sich der Himmel. Während wir Mutter und Sohn beobachteten, kam es plötzlich zu einem heftigen Regenguss. Vista griff schnell nach dem Blatt einer großen Palmyrapalme (Borassus flabellifer), die vor Ort als Silar bekannt ist, um es schützend über sich und ihr Kind zu halten. Das Paar suchte schnell Zuflucht unter dichterem Blätterdach und verschwand bald außer Sichtweite.
Auch wenn Vista und Vee es unseren Mitarbeitern nicht leicht gemacht haben, sie aufzuspüren und mit der Kamera festzuhalten, sind wir doch sehr glücklich mit dem Ergebnis. Vista beweist großes Wissen über ein gutes Leben im Regenwald, findet abwechslungsreiche Nahrungsquellen und nutzt Werkzeuge – und Pflanzen als Regenschirm. Vee hat großes Glück, eine so kluge Mutter zu haben, die ihm alles über das Leben im Wald beibringen kann!
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Die derzeitige Corona-Krise zwingt die meisten Menschen dazu, konsequent zu Hause zu bleiben. Neben Home-Office, Home-Schooling und anderen Pflichten, die erledigt werden wollen, bleibt da so manche freie Stunde, die sinnvoll genutzt werden kann.
Wie wäre es damit, gemeinsam Filme über Orang-Utans zu schauen, Bücher mit Geschichten aus dem fernen Asien zu lesen oder auch mal einem Hörspiel mit Geräuschen aus dem Regenwald zu lauschen? Das bringt der ganzen Familie Spaß, und alle können etwas dabei lernen. Wir wollen an dieser Stelle in loser Reihenfolge Tipps für eine abwechslungsreiche Freizeit während und auch nach der Krise geben.
Übrigens, wer in den Online-Shops, die wir an manchen Stellen als Einkaufshilfe angeben, bestellt, kann damit sogar noch unsere Arbeit für die Orang-Utans unterstützen. Ein Teil des Verkaufserlöses wird dann nämlich direkt an BOS weitergeleitet. Und es kostet keinen Cent mehr! Wie es funktioniert, erklären wir HIER.
Affenstarke Blockbuster
Klar, diese Filme möchten wir am liebsten wieder und wieder im Kino sehen. In Krisenzeiten tut´s aber auch das Heimkino. Ob Filmklassiker aus Hollywood oder beeindruckende Doku — diese Streifen sind für die Ewigkeit.
Planet der Affen
Der Science-Fiction-Klassiker “Planet der Affen” basiert auf dem gleichnamigen Roman des französischen Autors Pierre Boulle aus dem Jahr 1963. Insgesamt wurden seit 1968 neun Filme in diesem Universum angesiedelt, darunter ein Remake und eine Reboot-Reihe. Hier empfehlen wir die Trilogie. Sie besteht aus den Teilen “Prevolution”, “Revolution” und “Survival” und beschäftigt sich u.a. mit einem derzeit sehr aktuellen Thema: einem Virus und dem Kampf ums Überleben.
(u.a. bei buecher.de)
King Kong
Skull Island ist einer Legende nach der Ort, an dem der Riesengorilla Kong sein Zuhause hat. Einige Entdecker und Dokumentarfilmer reisen auf die Insel um sich von der Wahrheit zu überzeugen. Auf der Insel finden sie tatsächlich eine Reihe prähistorischer Tiere und auch deren größten Feind Kong, der sich in die schöne Schauspielerin Ann verliebt. Hollywood-Blockbuster von Oscar-Preisträger Peter Jackson.
(z.B. bei thalia.de)
Tarzan — Die besten Abenteuer
Der größte Held des Dschungels ist zurück! Tarzan wuchs im Urwald auf und wurde von Affen großgezogen. Er kennt die Tierwelt und die Wildnis genau. Von der attraktiven Jane lernte er seine ersten Worte. Die hübsche junge Frau steht ihm seitdem in allen Abenteuern bei. Natürlich kann sich der Held aber auch auf seinen Tierfreund Cheeta verlassen, wenn es darum geht, sich für Recht und Gerechtigkeit im Dschungel einzusetzen. Acht Filme in einer Sammlung.
Filme: 1. Tarzan wird gejagt (Johnny Weissmüller) / 2. Tarzan in Gefahr (Johnny Weissmüller) / 3. Tarzan und das Sklavenmädchen (Lex Barker) / 4. Tarzan und die Dschungelkönigin (Lex Barker) / 5. Tarzan und der schwarze Dämon (Gordon Scott ) / 6. Tarzan und die verschollene Safari (Gordon Scott ) / 7. Tarzan erobert Indien (Jock Mahoney) / 8. Tarzan und die goldene Stadt (Mike Henry)
(z.B. bei saturn.de)
Jane
“Nach Afrika gehen, mit Tieren leben. Das ist alles, worüber ich je nachgedacht habe.“ – Jane Goodall. Der Oscar- und Emmy-nominierte Regisseur Brett Morgen nutzt einen Fundus von nie zuvor gesehenem 16mm-Filmmaterial, das nach 50 Jahren aus den Archiven des National Geographic gegraben wurde, um ein neues Licht auf die bahnbrechende Umweltschützerin Jane Goodall zu werfen. Morgen, der vom Wall Street Journal als “der führende Revolutionär des Amerikanischen Dokumentarfilms“ beschrieben wurde, erzählt Goodalls Geschichte ab 1960, als die 26-jährige Britin in einem entlegenen Gebiet des nordwestlichen Tansania ankommt, um Schimpansen zu studieren. Ein Muss für Fans von Menschenaffen!
(u.a. bei amazon.de, auch als Stream bei Amazon Prime)
Jane´s Journey — Die Lebensreise der Jane Goodall
Und noch einmal Jane Goodall. Mehr als 300 Tage im Jahr auf Reisen, fast jeden Tag an einem anderen Ort. Seit beinahe 25 Jahren ist dies das Leben der Jane Goodall. Von Afrika nach Nordamerika, Europa bis hin zu den schmelzenden Eiswüsten von Grönland begleitet die Dokumentation diese außergewöhnliche Frau, deren Ziel es ist, unser Denken und Handeln nachhaltig zu verändern.
(u.a. bei mediamarkt.de)
Wer durch unsere Freizeittipps auf den Geschmack gekommen ist, kein Problem. Jeder kann Orang-Utan-Unterstützer werden! Mit einer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regenwald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.
Heute erzählen wir die Geschichte eines weiteren Orang-Utan-Warriors. Diesmal aus unserem Rettungszentrum Samboja Lestari in Ost-Kalimantan. Imam Ghozali, ein beharrlicher Mann, hat sein Leben den Orang-Utans in diesem Anfang der 90er Jahre gegründeten Schutzzentrum gewidmet.
Imam Ghozali wurde am 27. August 1970 in Lumajang, Ost-Java, geboren. Bei BOS kennt man den Koordinator der Waldschule 2 und der Vorauswilderungsinseln von Samboja Lestari vor allem unter seinem Spitznamen Pak Cik. Er ist verantwortlich für alle Babysitter und Techniker in Waldschule 2, wo unsere halbstarken Orang-Utans die grundlegenden Überlebensfähigkeiten lernen und für die Pflege und den Unterhalt unserer künstlichen Orang-Utan-Inseln, auf denen Orang-Utans vor ihrer Auswilderung die letzte Phase der Rehabilitation durchlaufen.
1997 entschloss sich Pak Cik, seine Heimatstadt Lumajang zu verlassen, um in Kalimantan Arbeit zu finden. Als er in Ost-Kalimantan ankam, wurde ihm direkt eine Stelle bei der BOS Foundation angeboten, die sich damals noch in Wanariset Samboja befand. Zu seinen ersten Job-Erfahrungen gehörte die Teilnahme an der allerersten Orang-Utan-Auswilderung im Gunung Beratus Schutzwald im Bezirk West Kutai. Zu diesem Zeitpunkt hatte Pak Cik noch keinerlei Erfahrung im Umgang mit Orang-Utans gehabt.
Für einige Zeit verließ Pak Cik die BOS Foundation, doch 1999 kam er zurück. Nun arbeitete er zwei Jahre im Herbarium, wo er viel über Orang-Utan-Nahrung und das Identifizieren von Proben im Wald lernte.
Danach arbeitete Pak Cik als Techniker im Orang-Utan-Pflegekomplex. Dort kam er den Orang-Utans in seiner Obhut noch näher. Die langjährige Arbeit mit Hunderten von Orang-Utans brachten ihn letztlich in seine derzeitige Position als Koordinator der Waldschule 2 und unserer Vorauswilderungsinseln. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Leitung des Teams, das für Orang-Utan-Beobachtungen in Waldschule 2 und auf den Inseln verantwortlich ist. Die Beobachtungsdaten, die dieses Team sammelt, entscheiden letztlich darüber, welche Orang-Utans in die nächste Rehabilitationsphase gelangen und welche Tiere tatsächlich im Regenwald ausgewildert werden.
Das aufregendste Erlebnis, an das Pak Cik sich nach seinen vielen Jahren bei der BOS Foundation erinnern kann, war, als er und sein Team einen großen ausgewachsenen Orang-Utan umsiedeln mussten. Dazu muss man wissen, dass das Gewicht und der körperliche Allgemeinzustand eines Orang-Utans ausschlaggebend sind, wie lange die Betäubungsmittel tatsächlich wirken. In diesem speziellen Fall erwachte das massive Orang-Utan-Männchen plötzlich aus der Anästhesie, noch bevor das Team sein Ziel erreicht hatte. Jetzt war schnelles und vorsichtiges Arbeiten erforderlich. Pak Cik nutzte seine Erfahrung und Führungsposition, um seine Teammitglieder besonnen anzuleiten und eine Panik zu verhindern, während sie den gerade erwachenden Orang-Utan schnell und sicher in einen Käfig betteten. Pak Cik gibt zu, dass der Job manchmal riskant sein kann. Deshalb ist es ihm immer ein Anliegen, seine Kollegen daran zu erinnern, besonders vorsichtig zu sein und ihre Arbeit so professionell wie möglich zu machen.
Pak Cik ist mit seiner über 20-jährigen Berufserfahrung unser ranghöchster Techniker, der sich intensiv im Rehabilitationszentrum engagiert und sich mit großem Einsatz um das Wiederaufforstungsprojekt auf den 1.800 Hektar Land in Samboja Lestari kümmert. Er hofft, dass dieses Juwel trotz der vielen Minen und Plantagen in der Umgebung weiterhin ungestört erhalten werden kann und wünscht sich, dass auch künftige Generationen die Wälder genießen können und sie ihre Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts unserer Erde fortsetzen werden.
„Ich hoffe, dass jeder unserer Orang-Utans in Samboja Lestari, eines Tages ausgewildert werden wird. Aber wir wissen, dass es einige Tiere gibt, bei denen das nicht möglich sein wird. Darum wünsche ich mir, dass wir für all diese nicht auswilderbaren Orang-Utans hier in Samboja Lestari noch weitere Inseln bauen können.“
Die Vielfalt der Pflanzenarten in und um Samboja Lestari seien mehr als ausreichend, um Orang-Utans zu ernähren, ist Pak Cik überzeugt. Auch ist er sich sicher, dass die nicht auswilderbaren Orang-Utans auf künstlich angelegten Inseln zumindest eine bestmögliche Freiheit und ein gutes Leben genießen können.
Danke Pak Cik, Du bist ein echter Orang-Utan-Warrior!
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Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir stellen hier in loser Reihenfolge immer wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vor.
Der Fleckenmusang (Paradoxurus hermaphroditus)
Fleckenmusangs gehören zur Raubtierfamilie der Schleichkatzen, die zwar keine eigentlichen Katzen darstellen, aber mit diesen sowie unter anderem den Hyänen und Mangusten (z.B. Mungos) zur Überfamilie der Katzenartigen gehören. Die etwa hauskatzengroßen Tiere sind über weite Teile Südostasiens verbreitet und gehören in Borneo seit jeher zur einheimischen Tierwelt. Die IUCN stuft sie als least concern, nicht gefährdet ein. Allerdings stammt diese Einschätzung von 2015. Die Tendenz der Bestandsentwicklung ist durchaus negativ. Bedrohungsfaktoren sind, wie so oft, in erster Linie Habitatsverlust und Wilderei. Seinen Beinahmen hermaphroditus trägt der Fleckenmusang übrigens nicht etwa, weil er tatsächlich hermaphroditisch (zwittrig) wäre, sondern weil seine Duftsekret-Drüsen, die beide Geschlechter unter dem Schwanz tragen, an Hoden erinnern.
Ein nächtlicher Waldbewohner
Fleckenmusangs leben bevorzugt auf Bäumen, wo sie in der Nacht nach Früchten, Wirbellosen und kleinen Wirbeltieren suchen. Sie beziehen aber auch den Waldboden in ihre Nahrungssuche mit ein. Ähnlich wie Orang-Utans tragen möglicherweise auch Fleckenmusangs zur Samenverbreitung im Regenwald bei, sind also sozusagen Gärtner des Regenwaldes. Den Tag verschlafen sie gerne in Baumhöhlen oder dicht belaubten Astgabeln. Vergleichbar mit unseren Steinmardern scheuen sie aber auch nicht die Nähe menschlicher Siedlungen, wo sie als Allesfresser vom reichhaltigen Nahrungsangebot profitieren. Außer während der kurzen Paarungszeit leben Fleckenmusangs einzelgängerisch. Trotz ihrer relativen Häufigkeit ist über die Einzelheiten ihres Verhaltens aber nur wenig bekannt — als ausgesprochen nachtaktive Tiere sind sie nur schwer zu beobachten.
Die „Kaffeekatze“
Fleckenmusangs sind vor allem wegen eines Phänomens bekannt: Sie sind die Quelle des berühmten Kopi Luwak,fälschlicherweise auch „Katzenkaffee“ genannt. Mit der Einführung des ursprünglich afrikanischen Kaffeestrauchs nach Borneo erschloss sich mit dessen Früchten für den Fleckenmusang eine weitere Nahrungsquelle. Die rohen Kaffeebohnen werden dabei fast unverdaut wieder ausgeschieden, haben aber einen Fermentationsprozess durchlaufen, der den Bohnen, wenn man sie röstet, ein besonderes Aroma verleiht. Echter Kopi Luwak kostet als Endprodukt mehrere hundert Euro oder Dollar pro Kilo. Das war nicht immer so; zu Kolonialzeiten wurden die vorverdauten Bohnen größtenteils von ärmeren Leuten gesammelt und zu Kaffee verarbeitet. Der normale Bohnenkaffee hingegen war sehr teuer und ging in den Export oder wurde nur von den europäischen Kolonialherren und anderen Wohlhabenden getrunken.
Kopi Luwak — verhängnisvoll für den Fleckenmusang
Seit der vormalige Arme-Leute-Kaffee aber seinerseits zum exquisiten Luxusprodukt avancierte, reichte das bloße Sammeln der zufällig ausgeschiedenen Bohnen natürlich nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken. Neben diversen Fälschungen kam farmmäßig produzierter Kopi Luwak auf den Markt. Gefangene Fleckenmusangs werden dafür in extrem engen Käfigen gehalten und fast ausschließlich mit Kaffeefrüchten gefüttert, um möglichst viel der fermentierten Bohnen zu erhalten. Durch diese tierquälerische Art der Produktion ist Kopi Luwak sehr zu Recht in Verruf geraten. Mittlerweile soll es Farmen geben, auf denen die Tiere mehr Auslauf haben und abwechslungsreicher gefüttert werden. Vielleicht aber kann man auch weiterhin mit normalem Kaffee glücklich werden (bei dem man übrigens auch auf Fair Trade und ökologische Kriterien achten sollte). Auf jeden Fall sollte man den Fleckenmusang auch ohne seinen speziellen Nutzen als Teil der Fauna von Borneo wertschätzen.
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