Orang-Utan-Rettung in Zeiten von Corona

Orang-Utan-Rettung in Zeiten von Corona

Orang-Utans und deren Lebens­raum zu schützen ist in den Zeiten einer welt­weiten Pandemie beson­ders heraus­for­dernd. Für die Rettung von in Not gera­tenen Tieren gibt es keinen Lock­down. Ihnen muss – unter Berück­sich­ti­gung aller notwen­digen Hygie­ne­maß­nahmen – sofort geholfen werden. So waren auch unsere Teams in den vergan­genen Monaten mehr­fach auf Rettungs­mis­sion unterwegs.

Seit März war BOS an der Seite der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA an der Rettung von sieben Orang-Utans betei­ligt. Darunter waren zwei Babys, die wir zunächst in die neu ange­legten COVID-19-Quaran­täne-Stationen unserer Schutz­zen­tren aufge­nommen haben. Fünf erwach­sene Orang-Utans wurden in sichere, entle­gene Wald­ge­biete umgesiedelt.

Erst­kon­takt nur in voller Schutzausrüstung

Cova vor der Umsiedlung nach Sebangau
Cova vor der Umsied­lung nach Sebangau

Einer dieser umge­sie­delten Orang-Utans ist Cova. Das erwach­sene Männ­chen war einem Dorf zu nahe gekommen. Die Dorf­be­wohner hatten die BKSDA infor­miert, die den Orang-Utan gemeinsam mit uns in ein sicheres Regen­wald­ge­biet umsie­deln sollte. Cova saß ganz oben in einem Baum, als das Rettungs­team ihn aufspürte. Die Männer näherten sich ihm in voller Schutz­aus­rüs­tung – seit COVID müssen alle Teams zusätz­lich zu Maske und Hand­schuhen während der gesamten Rettungs­ak­tion undurch­läs­sige Ganz­körper-Anzüge tragen. Das gesamte Equip­ment wird häufiger als sonst komplett desin­fi­ziert, und die Teams werden so klein wie möglich gehalten.

Cova bei der Untersuchung

Diese Vorsichts­maß­nahme bringt für jeden einzelnen mehr Aufgaben mit sich, so auch bei der Rettung von Cova. Nach einem einge­henden Check des sedierten Männ­chens, durch­ge­führt von unserem Tier­arzt Dr. Agus Fachroni und seinem Mitar­beiter Dedi Badas, war klar: Cova war gesund und konnte von der BKSDA in den Natio­nal­park Sebangau umge­sie­delt werden.

Es mussten weniger Tiere gerettet werden

Insge­samt haben in diesem Jahr bis jetzt deut­lich weniger Rettungen statt­ge­funden als in den vergan­genen Jahren. Das liegt unter anderem daran, dass es 2020 in Indo­ne­sien seltener gebrannt hat als in manch anderen Jahren. Bisher musste von uns kein Orang-Utan gerettet werden, der wegen eines Feuers in Not geraten war. Die meisten Tiere wurden von Plan­tagen oder aus der Nähe von Dörfern geholt, wo die Orang-Utans auf ihrer Suche nach Nahrung zu dicht an den Lebens­raum der Menschen gekommen waren.

Bisher kein Fall von COVID-19 bei Menschen­affen bekannt

Die gute Nach­richt: Bis heute gibt es keinen einzigen Fall von COVID-19 in unseren Schutz­zen­tren – weder bei den Orang-Utans noch bei den Menschen (ACHTUNG, neuer Stand Januar 2021) Trotzdem sind wir gut vorbe­reitet: Seit Beginn des Lock­downs haben wir eine zusätz­liche Quaran­täne-Abtei­lung für mögliche Corona-Fälle einge­richtet. Die Vorbe­rei­tungen haben einige Zeit gedauert, weil die Auflagen noch strikter sind als sowieso schon, und wir jede Infek­ti­ons­ge­fahr für unsere über 400 Tiere ausschließen wollen. Bis alles soweit einsatz­be­reit war, konnten wir keine neuen Orang-Utans aufnehmen. Statt­dessen wurden sie in anderen Einrich­tungen, die schon über ausrei­chend Quaran­täne-Areale verfügten, unter­ge­bracht. Seit gut drei Monaten haben wir ausrei­chend Platz, sowohl für Neuan­kömm­linge als auch für mögliche Infek­ti­ons­fälle. Und so haben bereits zwei während des Lock­downs geret­tete Babys das gesamte Quaran­täne-Proze­dere erfolg­reich durch­laufen und sind jetzt im Wald­kin­der­garten aufge­nommen worden.

Strikte Hygie­ne­auf­lagen halten Tier und Mensch gesund

Strikte Hygieneauflagen

Auch in den anderen Berei­chen der Rettungs­zen­tren geht der Betrieb unter Berück­sich­ti­gung hoher Hygie­ne­stan­dards weiter. Der Alltag hat sich seit Ausbruch der Pandemie jedoch sehr verän­dert: Seit März finden keine Auswil­de­rungen mehr statt, um ganz sicher auszu­schließen, dass das womög­lich Virus zu den bereits ausge­wil­derten und wilden Tieren im Regen­wald getragen wird. Auch sind in den Schutz­zen­tren keine Besu­cher oder Forschungs­gruppen mehr zuge­lassen, und es wird komplett auf die Hilfe der zahl­rei­chen Frei­wil­ligen verzichtet, die sonst die Arbeit unserer Teams in den Zentren und außer­halb tatkräftig unter­stützen. Alle Beschäf­tigten arbeiten in vonein­ander getrennten Arbeits­be­rei­chen und in festen Teams. Regel­mä­ßige Check-Ups und von der Regie­rung bereit gestellte Covid19-Schnell­tests runden die Routinen ab. Sicher ist sicher.

Regel­mä­ßige Check-Ups

Wer davon kaum etwas mitbe­kommt, sind unsere Orang-Utans. Alle Tiere in den Rettungs­zen­tren sind gesund und tun das, was sie immer tun: Sie tollen herum, spielen und lernen jeden Tag etwas Neues in der Wald­schule. Andere warten geduldig auf den Tag ihrer Auswil­de­rung. Bis es soweit ist, halten wir zusammen und tun alles, was notwendig ist, um den Orang-Utans eine sichere Zukunft zu ermöglichen.

Unter­stützen Sie die Arbeit in unseren Rettungs­zen­tren in Corona-Zeiten.

 

Orang-Utan-Beob­ach­tung für Einsteiger

Orang-Utan-Beob­ach­tung für Einsteiger

Wer sich auf Dschun­gel­ex­pe­di­tion begibt, der braucht eine ordent­liche Ausrüs­tung. Täglich wandern unsere Beob­ach­tungs­teams durch unsere viele tausend Hektar großen Auswil­de­rungs­wälder, um sicher­zu­stellen, dass es unseren „Neuen Wilden“ gut geht. Außerdem sammeln sie wich­tige Daten, mit deren Hilfe wir auch die Ausbil­dung unserer Schütz­linge in den Rettungs­zen­tren immer weiter verbes­sern. Heute packen wir einmal gemeinsam die Ausrüs­tung für einen Arbeitstag im Regen­wald zusammen. Auf geht’s!

Regel­mäßig berichten wir über die Arbeit der Beob­ach­tungs­teams in unseren drei Schutz­wäl­dern. Erzählen davon, wie unsere Mitar­beiter sich im tiefsten Dschungel auf die Lauer legen, um die ausge­wil­derten Orang-Utans aufzu­spüren. Manchmal sind sie Tage, manchmal für einige Wochen immer wieder unter­wegs, um nach einem bestimmten Tier zu suchen. Denn in den dicht bewach­senen Regen­wäl­dern ist die Suche nach einem Orang-Utan oftmals wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Die zwölf Must-haves für Orang-Utan-Beobachter

1. Funkt­e­le­me­trie-Empfänger

Funktelemetrie-Empfänger
Funktelemetrie-Empfänger

Dieser Empfänger ist ein Muss für jedes Orang-Utan-Auswil­de­rungs­pro­gramm. Vor der Auswil­de­rung wird jedem Orang-Utan ein kleiner Funk­sender in den Rücken implan­tiert, der sie in ihrer Bewe­gung nicht einschränkt (externe Sender, wie sie z. B. bei Vögeln oder Wölfen verwendet werden, sind bei Orang-Utans unge­eignet, da die Gefahr besteht, dass sie beim Klet­tern in den Bäumen daran hängen bleiben). Jedes Implantat sendet ein indi­vi­du­elles Signal aus, das vom Empfänger gelesen werden kann. So können wir Orang-Utans loka­li­sieren und iden­ti­fi­zieren. Während die Beob­ach­tungs­teams durch den Dschungel wandern, halten sie regel­mäßig an, um nach den verschie­denen Signalen zu suchen. Wenn ein Signal erkannt wird, piept der Empfänger wieder­holt. Je geringer der Abstand zu einem Orang-Utan wird, desto lauter wird das Piepen.

2. Digi­tal­ka­mera

Digitalkamera
Digitalkamera

Auch auf Digi­tal­ka­meras sind wir drin­gend ange­wiesen, vor allem auf solche mit einem leis­tungs­starken Zoom. So können wir Fotos und Videos der von uns über­wachten Orang-Utans und der Arten­viel­falt des Waldes aufnehmen. Da Orang-Utans den größten Teil ihres Lebens hoch oben in den Bäumen verbringen, ist Kamera umso nütz­li­cher, je stärker der Zoom ist.

3. Trag­bares GPS-Gerät

Tragbares GPS-Gerät
Trag­bares GPS-Gerät

Wenn man nicht aufpasst – und kein GPS-Gerät dabeihat, kann man sich im Dschungel leicht verirren.  Für unsere Beob­ach­tungs­touren ist es wichtig, dass wir genau aufzeichnen können, wo sich die Orang-Utans befinden. Und wenn wir eine Nest-zu-Nest-Beob­ach­tung durch­führen, müssen wir in der Lage sein, die genauen Koor­di­naten des Schlaf­nestes aufzu­zeichnen, damit das nächste Über­wa­chungs­team dieses am nächsten Morgen auch im Dunkeln loka­li­sieren und die Beob­ach­tung des Orang-Utans fort­setzen kann.

4. Trag­bares Funkgerät

Walkie-Talkie
Walkie-Talkie

Da es im Regen­wald keinen Handy­emp­fang gibt, sind trag­bare Funk­ge­räte oder – wie man sie gemeinhin nennt – Walkie-Talkies, unser Haupt­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mittel. Sie dienen uns als Koor­di­na­tions- und Sicher­heits­in­stru­ment. Unsere Teams sind in mehreren kleinen Gruppen im Wald unter­wegs und dabei oft durch große Entfer­nungen vonein­ander getrennt. Dank der trag­baren Funk­ge­räte sind wir immer in der Lage, mitein­ander oder mit dem Camp zu kommunizieren. 

5. Fern­glas

Fernglas
Fernglas

Es ist nicht einfach, Orang-Utans zu entde­cken, da sie hoch oben in den Wipfeln der Bäume leben, gut versteckt hinter Blät­tern. Haben wir einen Orang-Utan gesichtet, kann es eine echte Heraus­for­de­rung sein, ihn im Auge zu behalten. Hier kommt das Fern­glas ins Spiel. Damit haben wir sie besser im Blick und können auch auf die Entfer­nung beob­achten, was sie gerade machen und welche Früchte und Blätter sie gefunden haben. Auch bei unseren monat­li­chen phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen brau­chen wir das Fern­glas, um das Vorkommen und die Menge an Früchten, Blät­tern und Blüten in ausge­wählten Bäumen abzuschätzen.

6. Markie­rungs-Band

Wir verwenden gut sicht­bare Bänder, um wich­tige Bäume zu markieren, z. B. Wegmarken entlang unserer Trek­king-Abschnitte oder Bäume, in denen wir Orang-Utan-Nester finden.

7. Wasser­dichte Packsäcke

Im Dschungel haben Flüsse eine ähnliche Funk­tion wie Auto­bahnen zwischen Städten, während Pfade eher den kleinen Straßen ähneln, die uns helfen, ein spezi­elles Ziel zu errei­chen. Auf den Flüssen und bei den stän­digen Regen­fällen, besteht für all unsere elek­tro­ni­schen Geräte und die wert­vollen, auf Papier gesam­melten Daten ein sehr hohes Risiko, nass zu werden. Um diesen tragi­schen Verlust von Ausrüs­tung und Daten zu verhin­dern, bewahren wir alle wich­tigen Geräte und Unter­lagen in wasser­dichten Pack­sä­cken auf.

8. Daten­blätter und Schreibwaren

Bei der Beob­ach­tung von Orang-Utans sammeln wir mithilfe von Daten­blät­tern, die speziell für die Aufzeich­nung von allge­meinem Verhalten, Nestbau und dem Hören von „Long Calls“ entwi­ckelt wurden, akri­bisch Daten. Auch bei unseren phäno­lo­gi­schen Unter­su­chungen verwenden wir Daten­blätter, die speziell für die Beob­ach­tung unserer markierten Bäume und Pflanzen entwi­ckelt wurden.

9. Uhren

Wenn wir Orang-Utans beob­achten, führen wir soge­nannte Fokus-Verfol­gungen durch. Das bedeutet, dass wir alle paar Minuten zu fest­ge­legten Zeiten die Akti­vität eines ausge­wählten Orang-Utans aufzeichnen. Es ist daher beson­ders wichtig, dass wir genaue und zuver­läs­sige Uhren haben, die uns darüber infor­mieren, wann wir diese wich­tigen Daten proto­kol­lieren müssen.

10. Stirn­lampen

Häufig beginnen unsere Beob­ach­tungen, ehe die Sonne aufgeht. Oder sie enden, nachdem sie bereits unter­ge­gangen ist. Das heißt, wenn wir zurück ins Lager gehen, müssen wir im Dunklen durch den Dschungel wandern. Das ist selbst bei taghellem Sonnen­schein schon eine Heraus­for­de­rung aufgrund des unebenen Bodens und des dichten Unter­holzes. Wenn wir also im Dunkeln wandern müssen, brau­chen wir auf jeden Fall eine Stirn­lampe, die uns den Weg leuchtet. 

11. Regen­mäntel

Im Dschungel erhalten wir keine Wetter­be­richte, die uns vor einem plötz­li­chen Regen­sturm warnen. Selbst mit einem dichten Blät­ter­dach über unseren Köpfen kann uns ein starker Regen­guss immer noch komplett durch­nässen. Deshalb kann sich kein Mitglied unseres Beob­ach­tungs-Teams vorstellen, das Lager ohne einen Regen­mantel im Gepäck zu verlassen. Denn der hält uns zumin­dest trockener.

12. Kleine Rucksäcke

All diese Ausrüs­tungs­ge­gen­stände per Hand durch den Dschungel zu tragen, wäre nicht nur unprak­tisch, sondern schlicht unmög­lich. Darum hat jedes Team­mit­glied seinen eigenen Ruck­sack, in dem alle wich­tigen Dinge des tägli­chen Bedarfs – von der Ausrüs­tung bis zum Mittag­essen – mitge­nommen werden.

 

Jeder Gegen­stand auf dieser Liste ist für unsere tägliche Arbeit in den Auswil­de­rungs­wäl­dern von entschei­dender Bedeu­tung. Daher geben wir immer unser Bestes, alles trotz der widrigen Bedin­gungen in Ordnung zu halten. Sobald eine Sache nicht gebraucht wird, reinigen wir sie und packen sie in eine behelfs­mä­ßige Trockenbox, die mit feuch­tig­keits­ab­sor­bie­rendem Sili­kagel gefüllt ist. Nichts­des­to­trotz führt die Arbeit in einer so feuchten Umge­bung dazu, dass elek­tro­ni­sche Geräte schneller mal ausfallen und dass Klei­dung nicht sehr lange hält. Ganz gleich, wieviel Mühe man sich gibt.

Bei der Arbeit müssen wir auch sehr auf unsere Ausrüs­tung aufpassen – das Inter­esse eines neugie­rigen Orang-Utans ist schnell geweckt… Wir wollen nämlich nicht, dass die Orang-Utans unsere Ruck­säcke oder Teile der Ausrüs­tung als unter­halt­same Abwechs­lung oder mögliche Nahrungs­quelle inter­pre­tieren. Darum: Wenn wir irgend­etwas aus unseren Taschen heraus­holen, machen wir dies immer außer­halb des Sicht­felds eines Orang-Utans. 

 

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Hilfe für Willie Smits

Hilfe für Willie Smits

Nicht nur die Rettungs­zen­tren der BOS Foun­da­tion leiden unter dem Corona-Lock­down. Jetzt haben wir einen Notruf von Dr. Willie Smits erhalten. Ein knappes Jahr nachdem die Ikone des Orang-Utan-Schutzes den Bambi in der Kate­gorie “Unsere Erde” erhalten hat, zittert er um die Zukunft seiner Orang-Utans in West-Kalimantan.

Aufgrund fehlender Besu­cher und Volon­täre ist die finan­zi­elle Situa­tion in seinen Projekten seit Beginn der Pandemie drama­tisch schlecht. Helfen Sie uns, Willie Smits zu unter­stützen. Gemeinsam für die Orang-Utans!

? Hilfe für Willie Smits!

Ein juckendes Will­kommen in der Welt der Großen

Ein juckendes Will­kommen in der Welt der Großen

Die Schul­aus­bil­dung unserer jungen Orang-Utans hat im Grunde nur ein Ziel: sich eines Tages eigen­ständig in der Wildnis zurecht­zu­finden. Dafür sind die Tiere je nach Fähig­keiten, Erfah­rungen und Verhalten in unter­schied­liche Klas­sen­stufen einge­teilt. Wenn alles gut läuft, kommt für jeden kleinen Orang-Utan in der Dschun­gel­schule der Moment, in die nächst­hö­here Klasse aufzu­steigen – und das heißt aus Sicht der jungen Menschen­affen, unbe­kannte Aben­teuer zu erleben und daran zu lernen.

Wenn die „Neuen“ das erste Mal in ihrer zukünf­tigen Klasse auftau­chen, ist das jedes Mal ein span­nender Moment. So auch für Malika, Kalanis, Monte, Jessi und Uru aus Gruppe 3. 

Malika
Malika
Kalanis
Kalanis

Sie waren in ihrem Wald­areal ganz in ihr Spiel vertieft, als sich plötz­lich Schritte näherten. Jemand kam den Steg entlang… Eine der Baby­sit­te­rinnen war im Anmarsch und hatte vier junge Orang-Utans im Schlepptau: Mema, Oka, Rachel und Zahri, alle bisher in der Gruppe 2 der Dschun­gel­schule, waren soweit, in die nächste Klas­sen­stufe aufzusteigen. 

Mema
Mema

Die Wald­schüler der Gruppe 3 näherten sich inter­es­siert den Neuan­kömm­lingen. Der Moment des Kennen­ler­nens war jedoch nur kurz, und es dauerte nicht lange, da waren alle gemeinsam ins fröh­liche Spiel vertieft.

Oka
Oka

Nach einiger Zeit löste sich Zahri unbe­merkt von der Gruppe. Es zog ihn tiefer in den Wald, um dort – unbe­ob­achtet von den Baby­sit­te­rinnen – inter­es­sante Ecken und Winkel dieses unbe­kannten Ortes zu erkunden. Monte, ein Senior der Gruppe, war offenbar von derselben Neugier getrieben und schloss sich Zahri an. Nach einer ganzen Weile dann großes Getöse: Zahri kam im Eiltempo aus dem Wald zurück und rannte schnur­stracks auf die Gruppe zu. Er schien sehr verzwei­felt zu sein und sabberte stark. Was war geschehen?

Rachel
Rachel

Offenbar hatte sich der kleine, neugie­rige Fein­schme­cker Cala­dium-Blätter in den Mund gesteckt, die hier überall wachsen. Die Pflanze, bei uns besser bekannt als Aron­stab, verur­sacht ein höchst unan­ge­nehmes und andau­erndes Jucken und Brennen, wenn man sie isst. Zum Glück wusste die Baby­sit­terin sofort, was zu tun war: Sie spülte Zahris Mund und Lippen gründ­lich mit Wasser, bis der Juck­reiz ganz verschwunden war. Es dauerte noch eine Weile, bis sich Zahri wieder ganz beru­higt hatte. Danach blieb er für den Rest des Tages bei der Gruppe und spielte mit den anderen. 

Zahri
Zahri

Manchmal ist es nicht so einfach für unsere jungen Affen, etwas Neues zu lernen. Wir sind sicher, dass Zahri diese für ihn wert­volle Lektion nie vergessen wird. Sie ist ein weiterer wich­tiger Schritt auf dem Weg in die Unabhängigkeit. 

Also, auf ins nächste Abenteuer! 

 

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Hallo­ween in der Waldschule

Hallo­ween in der Waldschule

Es ist die Zeit der Grusel­geister, Vampire, Monster und Zombies — Hallo­ween. Da wollen auch unsere Wald­schüler mitspielen! Und ruck­zuck wird aus Orang-Utan Julien der Regen­wald­schreck Julien. Tolles Kostüm, oder? Seinen Mitschü­lern jagt er zumin­dest einen ordent­li­chen Schre­cken ein. Ton an, Video ab und ganz viel Gruselspaß

???

 

Happy Hallo­ween! ?

Tiere aus Kali­mantan: Der Sunda-Koboldmaki

Tiere aus Kali­mantan: Der Sunda-Koboldmaki

Kali­mantan ist der indo­ne­si­sche Name für die Insel Borneo, der dritt­größten Insel der Welt nach Grön­land und Neuguinea. Kali­mantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natür­lich mit unzäh­ligen anderen Tier­arten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaa­rigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihen­folge immer mal wieder einige dieser faszi­nie­renden Geschöpfe vorstellen. Diesmal wird es ein biss­chen gruselig…

Sunda-Kobold­maki (Cepha­lo­pa­chus bancanus) 

Es heißt, dass viele Indo­ne­sier an Geister glauben, die beson­ders während der Nacht den Wald unsi­cher machen. Und tatsäch­lich kann man in den Wäldern Borneos und eines Teils Suma­tras nächt­li­chen Kobolden begegnen, behaarten Unge­heuern mit langen dünnen Fingern, spitzen Zähnen und riesigen Augen , die sich tags­über verborgen halten und des Nachts auf Jagd gehen. Sie ernähren sich ausschließ­lich von Fleisch und erjagen ihre Beute mit Sprüngen, die mehr als das Zehn­fache ihrer Körper­größe weit sind. Haben sie ihr Opfer in den Fingern, fressen sie es bei leben­digem Leibe auf… 

Die Wissen­schaft nennt diese Unholde Cepha­lo­pa­chus bancana oder auch Tarsius bancana, den Sunda-Kobold-Maki oder West­li­chen Tarsier. So unge­müt­lich eine Begeg­nung mit ihnen für Insekten, sons­tige Glie­der­füsser und manchmal auch kleine Wirbel­tiere werden kann, so wenig passen natür­lich Menschen in ihr Beute­schema. Mit kaum der Körper­größe eines Eich­hörn­chens und einem Kampf­ge­wicht von 100 bis maximal 150 Gramm wäre das auch schwierig. Aber immerhin sind Kobold­makis die einzigen Primaten, die sich rein karnivor ernähren. 

Der kleine Jäger in Lauerstellung
Der kleine Jäger in Lauerstellung

Ihre großen Ohren und Augen weisen auf eine nächt­liche Lebens­weise hin. Unsere eigenen Sehor­gane wären im Verhältnis so groß wie Grape­fruits, wenn wir Augen wie Kobold­makis hätten. Genau wie sie könnten wir dann unsere Augen nicht mehr bewegen, sondern müssten unseren ganzen Kopf drehen. Kobold­makis sind daher auch anato­misch in der Lage, ihren Kopf weit nach hinten  zu drehen, damit ihnen möglichst nichts entgeht. 

Cepha­lo­pa­chus bancana kommt in drei Unter­arten auf Borneo, dem südli­chen Sumatra und ein paar klei­neren Inseln vor. Wie sein anderer Name West­li­cher Tarsier andeutet, leben östlich seines Verbrei­tungs­ge­biet auf Sula­wesi und den Phil­ip­pinen auch noch weitere Arten seiner Gattung. Der Begriff Tarsier bezieht sich auf die bei diesen Tieren stark verlän­gerte Fußwurzel, anato­misch Tarsus genannt. Er unter­stützt beim Tarsier bezie­hungs­weise Kobold­maki die Fähig­keit, weite Sprünge zu vollziehen. 

Anders als andere Kobold­makis ist die Sunda-Spezies einzel­gän­ge­risch und schläft tags­über einzeln in ihren Verste­cken. Sunda-Kobold­makis sind terri­to­rial, ihre Reviere können sich aber über­lappen. Die Reviere der Männ­chen sind meist größer als die der Weib­chen, dennoch haben Männ­chen keinen „Harem“ wie viele andere Primaten, sondern sind monogam. Die Weib­chen bringen nach einer Trag­zeit von sechs Monaten ein schon recht weit entwi­ckeltes Jung­tier zur Welt, dass sie etwa elf bis zwölf Wochen säugen und zumin­dest zu Anfang im Maul mit sich herum­tragen. Während der Nahrungs­suche wird es im Geäst abgelegt. 

Die Beute fest im Blick
Die Beute fest im Blick

Mit etwa einem Jahr werden Tarsier geschlechts­reif; ihre Lebens­spanne beträgt (in Gefan­gen­schaft beob­achtet) bis zu sech­zehn Jahre. In der Wildnis wird ihre durch­schnitt­liche Lebens­spanne aufgrund etli­cher Fress­feinde aber wohl deut­lich kürzer ausfallen. 

Das Leben der Kobold­makis spielt sich haupt­säch­lich in wenigen Metern Höhe im Geäst ab. Das bedeutet, sie leben durchaus auch in Busch­werk, Sekun­där­wäl­dern und sogar in Gärten, können aber kaum zum Beispiel in Ölpalm­plan­tagen exis­tieren. Wie für so viele andere Tier­arten stellen auch für den Sunda-Kobold­maki die riesigen Ölpalm­plan­tagen eine enorme Bedro­hung dar. Tatsäch­lich listet die IUCN sie als vulnerable – gefährdet – auf. Anders als Orang-Utan und andere Spezies sind Sunda-Kobold­makis also auf der gerade noch sicheren Seite, aber das kann sich natür­lich auch zum Schlech­teren ändern. Wie die Orang-Utans gehören auch diese heim­liche Kobolde zum Reichtum der Regen­wälder auf Borneo und darüber hinaus.

Die Orang-Utans und all die anderen Bewohner des Regen­waldes brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.