Orang-Utans essen gern und oft. Am liebsten Früchte. Sie sorgen auf dem Speiseplan mit Baumrinde, Pflanzenkernen, Blättern und Termiten für die saftige Abwechslung. Glücklicherweise ist die Auswahl im Regenwald von Ost-Kalimantan riesig – es gibt Hunderte verschiedene Obstsorten, die die Nahrung eines Orang-Utans bereichern und einen Großteil davon ausmachen.
Orang-Utans essen gern Früchte
Ein abwechslungsreicher Speiseplan ist wichtig für die natürliche Entwicklung dieser Tiere. Wenn es dann auch noch schmeckt – umso besser. Neulich haben wir davon berichtet, dass die leuchtend gelbe Jabon-Früchte bei den Orang-Utans sehr beliebt sind. Eine weitere Lieblingsfrucht ist tatsächlich eine, die auch wir Menschen sehr gern essen: Die Mango. Wilde Mangos – aus der Gattung Mangifera – sind im Kehje Sewen Wald in Hülle und Fülle vorhanden. Allerdings schmecken diese völlig anders als die, die wir aus dem Supermarkt kennen – die Mangos aus dem Kehje Sewen Forest schmecken sauer! Damit sind sie besser an die Geschmacksnerven und Ernährungsbedürfnisse der Orang-Utans angepasst.
Obstbäume eignen sich gut für das Monitoring
Auf ihren Touren durch die Baumwipfel legen Orang-Utans daher gern einen Stopp in den zahlreichen Jabon- und Mango-Bäumen ein, um sich in aller Ruhe satt zu essen. Eine wunderbare Gelegenheit, die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten und Daten zu sammeln. Deswegen kommen unsere Post-Release-Monitoring (PRM)-Teams auf ihren Rundgängen durch den Keheje Sewen Wald immer auch gezielt an diese Plätze. Manchmal ist es ganz leicht herauszufinden, in welchem der hohen Bäume grade ein Orang-Utan is(s)t – dann nämlich, wenn die ungenießbaren Reste der Mango unter dem Baum auf dem Waldboden zerstreut sind. Oder sie grade aus dem Kronendach nach unten fallen.
Sayang und Padma sind Genießerinnen
Vor einigen Wochen fand unser Team auf diese Weise Sayang und ihre Tochter Padma. Das Orang-Utan-Mädchen Padma wurde 2018 als Tochter ihrer 2013 ausgewilderten Mutter in Freiheit geboren. Daher ist es für uns äußerst interessant zu beobachten, wie sich die Kleine entwickelt. Bisher läuft alles so, wie es sein sollte. Das macht uns sehr glücklich.
Sayang und Padma hatten es an diesem Tag besonders gut getroffen: Direkt neben dem Mangobaum, auf dem sie saßen, stand auch noch ein fruchttragender Wald-Rambutan-Baum! Die beiden konnten von einem Geäst ins andere wechseln und so richtig schlemmen – was sie auch ausgiebig taten. Nach einem langen Nachmittag, an dem das PRM-Team viele Daten sammeln konnte, zogen sich Mutter und Kind in ihr Nachtnest zurück.
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Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Beobachtung der ausgewilderten Orang-Utans in ihrem neuen Lebensraum. Sie aufzuspüren ist jedoch manchmal etwas herausfordernd: Einige der Tiere meiden die Menschen, manche reagieren aggressiv und wieder andere nähern sich neugierig den Post-Release-Monitoring-Teams, sobald sie sie erspähen. Der Grund für das unterschiedliche Verhalten liegt meist in ihrer persönlichen Geschichte.
Manche Orang-Utans halten sich von Menschen fern
Unsere Post-Release-Monitoring (PRM)-Teams bringen von ihren Touren durch die Auswilderungsgebiete jedes Mal neue Eindrücke von ihren Begegnungen mit den „Neuen Wilden“ mit. Auf einer ihrer letzten Patrouillen traf das Team aus Camp Lesik unter anderem auf Mona, die schon seit über sieben Jahren im Kehje-Sewen-Wald lebt. Das Weibchen tendiert dazu, den Menschen keine große Beachtung zu schenken. Kommen sie dann näher, wird jedoch eine starke Abneigung spürbar und Mona reagiert bisweilen aggressiv. Dann ist Vorsicht geboten.
Auch Marlies mag Menschen nicht so gern. Bevor sie 2003 in unser Schutzzentrum kam, wurde sie illegal als Haustier gehalten. Sobald sie Menschen sieht, stellen sich Ihre Haare auf – ein untrügliches Zeichen, dass sie Wut verspürt. In diesem erregten Zustand kann Marlies unberechenbar sein. Daher bleibt das Team immer wachsam und trifft die notwendigen Vorkehrungen, um eine unerwartete Begegnung mit ihr zu vermeiden. Im schlimmsten Fall kann das Team einfach in den Fluss springen. Das ist tatsächlich schon vorgekommen. Orang-Utans können nicht schwimmen, daher ist das Wasser für die Beobachter ein sicherer Ort. Wenn Marlies weiß, dass es eine Barriere zwischen ihr und den Menschen gibt, beruhigt sie sich dann jedoch immer wieder und zieht sich zurück.
Andere treibt die Neugier
Doch es gibt auch ausgesprochen neugierige Orang-Utans, die sich unseren Teams nähern, sobald sie sie erspähen. Ein Grund: Die Ausrüstung, die unsere Teams immer dabeihaben, scheint die Tiere magisch anzuziehen. Ob Fernglas, Regenmantel, Stirnlampe, Packsack oder Markierungsband – die farbenfrohen Gegenstände wecken großes Interesse und sind begehrtes „Diebesgut“. Die schlauen Orang-Utans finden immer einen Weg, unsere Leute auszutricksen und mit Teilen der Ausrüstung im Wald zu verschwinden… Ein wahrer Meister darin ist das bald 13jährige Männchen Robert, der schon in der Waldschule so lernbegierig und geschickt was, dass er eine „Klasse“ überspringen konnte. Sobald Robert in die Nähe des PRM-Teams kommt, wird das Equipment nicht mehr aus den Augen gelassen – sowohl vom Menschen als auch vom Tier.
Jedes Tier hat eine eigene Persönlichkeit
Indem wir die Individuen erforschen, erfahren wir sehr viel über die Art und ihre Anpassungsfähigkeit an ihren Lebensraum. Und genauso wie jedes Tier, ist auch jede Begegnung anders: von aufregend und lustig bis zu angespannt und nervenaufreibend. Das Verhalten eines Orang-Utans kann sich innerhalb eines Augenblicks völlig ändern. Ein Tier, dass tagelang in derselben Routine unterwegs ist, verhält sich am nächsten Tag plötzlich komplett anderes. Was die Verhaltensänderung ausgelöst hat, ist dabei nicht immer klar. Daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist nicht einfach und erfordert jahrelange Beobachtung.
Anpassung an den Lebensraum erfolgreich
Auch wenn es für unsere Teams manchmal herausfordernd ist, wenn einer der Schützlinge aggressiv reagiert, Dinge stibitzt oder sofort verschwindet – sie alle sind bestens an ihren Lebensraum im Regenwald von Borneo angepasst. Wir wünschen ihnen und uns, dass das so bleibt.
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Bisher wurde neckendes Verhalten bei Menschenaffen in wissenschaftlichen Studien als eine Form von Aggression oder Spiel abgetan und nicht weiter untersucht. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass mehr dahintersteckt. Bereits bei Kleinkindern ab einem Alter von unter einem Jahr kann man schon beobachten, dass sie Andere spielerisch necken (1–3). So halten sie beispielsweise der Mutter ein Spielzeug hin und ziehen es dann wiederholt spielerisch zurück – im letzten Moment, sobald die Mutter danach greifen möchte.
Oder es werden beabsichtigt Handlungen wiederholt ausgeführt, von denen das Kind genau weiß, dass diese verboten sind. Wie etwa den Herd einschalten. Man kann Kleinkinder auch dabei beobachten, wie sie absichtlich bestimmte Tätigkeiten der Eltern stören. Beispielsweise ständiges Hineingreifen, während das Elternteil etwas schreibt, liest oder wenn das Kind einen Erwachsenen wiederholt beim Schlafen stört.
Bei all diesen Situationen kann man beobachten, dass die Kinder dabei aktiv in das Gesicht der jeweiligen Person blicken, lachen und auf eine emotionale Reaktion des Anderen warten. Sie scheinen vor allem nach positiven emotionalen Reaktionen zu suchen, denn Handlungen, die zu negativen Reaktionen der Eltern führen, werden selten wiederholt (4). Durch das spielerische Necken können soziale Grenzen ausgetestet und bei gegenseitigem Spaß, sogar die Beziehung untereinander gestärkt werden. Ganz nach dem Motto, „was sich liebt das neckt sich“.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist spielerisches Necken besonders faszinierend.
Zum Beispiel scheint ein Kind vorherzusehen, dass die Mutter nach dem Spielzeug greifen wird, und dass ein vorzeitiges Zurückziehen einen Moment der Überraschung provoziert. Damit wird also die Erwartungshaltung der Mutter, nämlich den Gegenstand zu erhalten, nicht erfüllt. Das Kind ist sich also der Erwartung der Mutter bewusst und weist diese absichtlich zurück (5). Die Fähigkeit, Gefühle, Bedürfnisse und Absichten bei Anderen zu vermuten – also eine Art Gedankenlesen: „Wenn ich das tue, werde ich sie damit überraschen“ – gehört zu den höheren, bis vor kurzem für rein menschlich gehaltenen, Fähigkeiten. Obwohl dieses Thema von Experten derzeit noch strittig diskutiert wird, so gibt es erste Hinweise darauf, dass Menschenaffen zumindest Vorstufen dieser Fähigkeit besitzen (e.g. 6).
Zeigen Menschenaffen auch spielerisches Necken?
Unsere nächsten Verwandten kommunizieren über Laute, Körpersprache und Gesten. Sie zeigen eine ausgeprägte Mimik, verfügen über ein komplexes Sozialleben und eine hohe Intelligenz. Was etwa die Mimik betrifft, so gibt es einige bemerkenswerte Ähnlichkeiten zu menschlichen Gesichtsausdrücken (7). Wenn Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos miteinander spielen, zeigen sie das sogenannte „Spielgesicht“. Dabei ist der Mund entspannt geöffnet und die oberen Schneidezähne von der herabhängenden Oberlippe bedeckt. Beim vollen Spielgesicht sind auch die oberen Schneidezähne sichtbar. Manchmal kann beim Spielen oder beim sich gegenseitigem Kitzeln sogar Lachen vernommen werden, das in vielerlei Hinsicht mit menschlichem Lachen vergleichbar ist (8).
Doch zeigen sie auch ähnliche Formen von spielerischem Necken wie Kleinkinder?
Es gibt erste Hinweise darauf, dass Orang-Utans, Schimpansen und Bonobos, das zuvor bei Kindern beschriebene spielerische Anbieten und Zurückziehen von Gegenständen zeigen (9–11). In den beobachteten Fällen wurden die Handlungen mehrmals, auf spielerische Art und Weise wiederholt.
Im Bild unten sieht man, wie ein männlicher Orang-Utan auf der linken Seite, ein Weibchen, das sich auf der rechten Seite befindet, mit einem Stecken neckt. Sobald sie danach greift, zieht er ihn zurück. Kurz danach wedelt er mit dem Stecken direkt vor ihrem Gesicht. Als sie daraufhin versucht, in den Stecken hineinzubeißen, zieht er ihn schnell wieder zurück (5).
Es gibt auch einige wenige anekdotische Beschreibungen, in denen ein Menschenaffe scheinbar bewusst etwas anderes, als das von ihm erwünschte, tut. Ein Beispiel: Das Gorilla- Weibchen Koko war in einer modifizierten Form der amerikanischen Gebärdensprache ausgebildet. Manchmal gab sie scheinbar beabsichtigt falsche Antworten auf Fragen, auf die sie laut Aussage ihrer Betreuerin die richtige Antwort kannte. Auf die Frage „Was benutzt Penny, um ihre Zähne zu putzen?“ signalisierte Koko „Fuß“. Als Antwort auf die nächste Frage „Was tut Penny auf ihre Zahnbürste?“ signalisierte sie „Nase“, um daraufhin den Fuß zur Nase zu bringen und ein Spielgesicht zu zeigen (12).
Auch die dritte Form von kindlichem spielerischem Necken wurde bereits bei Menschenaffen beschrieben. Zum Beispiel berichtete die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall davon, wie junge Schimpansen ältere Tiere beim Schlafen störten, indem sie auf sie sprangen, sie spielerisch bissen und an den Haaren zogen. Die Erwachsenen reagierten darauf weitestgehend gelassen, manchmal sogar mit Spiel (e.g. 13).
Nicht-verbales neckendes Verhalten könnte demnach ein evolutionär altes Verhalten sein, das möglicherweise bereits unser gemeinsamer Vorfahre zeigte. Um genaue Rückschlüsse zu ziehen, und mögliche Formen und Funktionen des spielerischen Neckens zu erforschen, sind allerdings noch weitere Studien nötig.
Dr. Isabelle Laumer arbeitet derzeit an der UCLA an einem Projekt über spielerisches Necken, Freude und Humor bei Menschenaffen. Sie freut sich schon, Ihnen bald noch mehr über dieses faszinierende Verhalten bei unseren nächsten Verwandten zu berichten.
Referenzen:
1. Mireault G, Reddy V. 2016 Humor in infants. Cham, Switzerland: Springer.
2. Reddy V. 1991 Playing with others’ expectations: teasing and mucking about in the first year. In natural theories of mind: evolution, development and simulation of everyday mindreading. Cambridge, MA: Basil Blackwell.
3. Reddy V, Mireault G. 2015 Teasing and clowning in infancy. Curr. Biol. 25, R20–R23.
4. Reddy V. 1991 Playing with others’ expectations: teasing and mucking about in the first year. In natural theories of mind: evolution, development and simulation of everyday mindreading. Cambridge, MA: Basil Blackwell.
5. Eckert J, Winkler SL, Cartmill EA. 2020 Just kidding: the evolutionary roots of playful teasing. Biol. Lett. 16: 20200370.
6. Krupenye C, Kano F, Hirata S, Call J, Tomasello M, 2016. Great apes anticipate that other individuals will act according to false beliefs. Science, 7 : 110–114.
7. M. E. Kret, E. Prochazkova, E. H.M. Sterck, Z. Clay, 2020 Emotional expressions in human and non-human great apes, Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 115, 378–395.
8. M. Davila Ross, M. J Owren, E. Zimmermann, 2009 Reconstructing the Evolution of Laughter in Great Apes and Humans, Current Biology 19, 1106–1111.
9. Call J, Tomasello M. 2007 The gestural repertoire of chimpanzees (pan troglodytes). In The gestural communication of apes and monkeys, pp. 17–39. New York, NY: Taylor & Francis Group/Lawrence Erlbaum Associates.
10. Cartmill EA, Byrne RW. 2010 Semantics of primate gestures: intentional meanings of orangutan gestures. Anim. Cogn. 13, 793–804.
11. Krupenye C, Tan J, Hare B. 2018 Bonobos voluntarily hand food to others but not toys or tools. Proc. R. Soc. B 285, 20181536.
12. Hiller B, Patterson PG. 1986 Conversations with Koko. Gorilla Journal. 10, 7–8.
13. Van Lawick-Goodall J. 1968 The behaviour of free living chimpanzees in the Gombe stream reserve. Anim. Behav. Monogr. 1, 161-IN12.
Wir sind überglücklich: Nach einem Jahr Corona-Zwangspause konnten wir in Zusammenarbeit mit der indonesischen Naturschutzbehörde (BKSDA) zehn Orang-Utans aus unseren Rettungszentren die langersehnte Freiheit schenken. Mit dem Hubschrauber ging es unter erhöhten Hygieneauflagen in die entlegenen und geschützten Auswilderungswälder in Zentral- und Ostkalimantan. Hier beginnen die sieben männlichen und drei weiblichen Orang-Utans nun ihr neues, wildes Leben.
Höchste Hygienestandards sorgten für noch mehr Sicherheit
Die Vorbereitungen für beide Touren waren dieses Mal ganz besonders penibel. Ein Team aus Medizinern, Biologen, Behörden und weiteren Experten hat ein strenges Hygieneprotokoll für diese Auswilderungen aufgestellt. So konnten dieses Mal nur die absolut notwendigen Begleitpersonen mit den Tieren auf Reisen gehen. Jeder, der in die Nähe der Orang-Utans oder ihrer Transportkisten kam, musste entsprechende Schutzkleidung tragen. Vor allem aber wurde durch den Transport über den Luftweg vermieden, Dörfer und Siedlungen zu durchqueren. Das minimierte das Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung der Tiere inmitten der noch immer grassierenden Pandemie noch mehr. Alle Auswilderungskandidaten und ihre Begleitpersonen wurden vor der Abreise wiederholt auf Corona getestet.
Auf dem Luftweg ins Herz des Regenwaldes
Am 16. Februar begann das Abenteuer Freiheit für die erste Gruppe: Nenuah, Bali, Hugus, Noel, Strada und Disha mit ihrem Sohn Deijo wurden für ihren Flug in die Freiheit vorbereitet. Ziel: Der Schutzwald Bukit Batikap in Zentralkalimantan. Bevor es in die Transportkisten ging, wurde jedes Tier ein letztes Mal vom Tierarzt untersucht und für die Reise mit Beruhigungsmitteln leicht sediert. Gut gesichert wurden die Kisten dann auf die Autos geladen – und auf ging es zum Flughafen von Kuala Kurun, wo der gecharterte Hubschrauber schon abflugbereit wartete. Die Orang-Utans wurden in ihren Boxen, die an einer Longline unter dem Hubschrauber hingen, direkt zu den Auswilderungsplätzen im Schutzwald von Bukit Batikap geflogen. Knapp eine Stunde dauerte es, bis die Kisten auf dem improvisierten Landeplatz aufsetzten. Dort wartete schon das zuvor angereiste „Empfangsteam“ und verlud die Kisten für die Weiterreise auf Boote.
In der Freiheit angekommen
Die letzten Meter des Transportes geht es immer zu Fuß. Meist braucht es vier starke Personen, um eine Kiste durch das unwegsame Gelände zu tragen, beim Transport eines ausgewachsenen Männchens gern auch mehr. Das ist echte Knochenarbeit. Doch alle Mühe ist vergessen, wenn sich dann die Transportkisten öffnen, und die Tiere den letzten Schritt in ihr Leben in Freiheit gehen. Es ist immer ein besonderer Moment – für die Tiere sowieso, aber auch für die Menschen. Denn für diesen Moment arbeiten wir.
Jedes Tier hat seine eigene Geschichte
Eines der jetzt ausgewilderten Tiere ist das 19 Jahre alte Orang-Utan-Weibchen Nenuah. Sie wurde vor vielen Jahren aus einem Vergnügungspark in Thailand gerettet und kam 2006 nach Nyaru Menteng, zusammen mit 47 anderen Orang-Utans. Vor Nenuah konnten nur sechs andere Tiere aus dieser 48-köpfigen Gruppe ausgewildert werden. Die übrigen waren aufgrund ihrer langen Gefangenschaft in Thailand nicht in der Lage, die natürlichen Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu erlernen, die für eine Auswilderung erforderlich sind. Doch Nenuah ist es gelungen, ihre Vergangenheit zu überwinden und alles für ihr Leben im Regenwald zu lernen.
190 Tiere sind im Schutzwald von Bukit Batikap zu Hause
Alle ausgewilderten Tiere haben einen kleinen Sender unter der Haut, der es den Monitoring-Teams vor Ort erlaubt, die neuen Bewohner aufzuspüren und über die Zeit zu beobachten. Auf diese Weise wird überprüft, ob die Orang-Utans gut in ihrer neuen Heimat angekommen sind. Die Wahrscheinlichkeit, dabei auch auf andere von uns ausgewilderte Tiere zu treffen, ist gar nicht mal so gering: 190 Orang-Utans hat BOS in den vergangenen Jahren im Bukit Batikap Schutzwald frei gelassen.
Neue Bewohner auch für den Kehje Sewen Wald
Nur wenige Tage, nachdem die erste Gruppe sicher im Bukit Batikap Schutzwald angekommen war, ging es für die zweite Gruppe auf die Reise: Auch für Britney und die beiden Männchen Freet und Juve ging es per Hubschrauber zu ihrer Auswilderungsstelle im Norden des Kehje Sewen Waldes im Osten von Kalimantan. Dieser Teil des Regenwaldes ist noch schwerer zugänglich als die anderen Auswilderungsgebiete der BOS Foundation. Ab einem bestimmten Punkt kommt man weder mit Autos noch Booten weiter – deswegen können wir die Orang-Utans hier nur mit einem Helikopter ans Ziel bringen.
Unsere drei Glückspilze haben einen langen Rehabilitationsprozess im Schutzzentrum Samboja Lestari durchlaufen und sind nun bereit, in ihr neues, wildes Leben weitab von den Menschen zu starten. Mit ihnen haben insgesamt 121 von uns ausgewilderte Orang-Utans ein neues Zuhause im Kehje Sewen Wald gefunden.
Corona hat unsere Arbeit verändert
Aufgrund der nahen Verwandtschaft zum Menschen (97 Prozent identische DNA), steht zu befürchten, dass sich auch Orang-Utans mit dem Corona-Virus infizieren könnten – auch wenn es bisher weltweit noch keinen bestätigten Fall gab. Aus diesem Grund hat die BOS Foundation schon im März 2020 die Rettungszentren abgeriegelt und erhöhte Hygiene- und Sicherheitsstandards eingeführt, um die Gesundheit der Tiere und Mitarbeiter zu schützen. Auch Auswilderungen wurden für rund ein Jahr ausgesetzt. Doch für die Rettung von in Not geratenen Tieren gibt es keinen Lockdown, und unsere Arbeit in den Schutzzentren ging unter Berücksichtigung aller Auflagen die ganze Zeit weiter. In Zusammenarbeit mit der Regierung und weiteren Experten ist es möglich gewesen, diese ersten Auswilderungen seit Beginn der Pandemie durchzuführen. Dafür sind wir sehr dankbar. Denn aktuell warten in den BOS-Rettungszentren noch sehr viele Orang-Utans darauf, auch bald den Weg zurück in die Freiheit gehen zu können.
Seit 2012 hat die BOS Foundation 478 Orang-Utans in zwei Auswilderungsgebieten in Zentralkalimantan (Schutzwald Bukit Batikap und Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark) und einem in Ostkalimantan (Kehje Sewen Forest) ausgewildert. Wir danken all unseren Spendern herzlich für ihre Unterstützung, mit deren Hilfe wir diese Arbeit zum Arten- und Lebensraumschutz weiter vorantreiben können.
Noch warten weitere 400 Orang-Utans in unsren Rettungszetren auf Ihren ganz persönlichen Ruf der Freiheit.
Leuchtend gelb und saftig ist die Jabon-Frucht, die Justin zum Schlemmen verführt. Bei ihr kann das 13-jähige Orang-Utan-Männchen einfach nicht widerstehen – genüsslich nascht er die Früchte, wo immer er sie findet. Und glücklicherweise gibt es davon reichlich im Wald von Kehje Sewen, wo Justin 2017 ausgewildert wurde. Die Bäume der Frucht, die auch als Anthocephalus-Frucht bekannt ist, wachsen bis zu 45 Meter in den Himmel. Sie tragen nicht das ganze Jahr über Früchte; umso größer ist die Freude bei den Orang-Utans, wenn die Bäume voll hängen.
Abwechslungsreicher Speisenplan
Die Nahrung von Orang-Utans ist sehr abwechslungsreich: Sie essen Baumrinde, Pflanzenkerne sowie junge Blätter, und auch proteinreiche Termiten stehen auf dem Speisenplan. Und natürlich Früchte, am liebsten ganz viele davon. Eine Ausnahmeleckerei ist Honig, der allerdings oft nur mithilfe von Werkzeug zu ergattern ist.
Eigenständige Nahrungssuche für ein Leben in Freiheit
Die Fähigkeit, sich eigenständig in der Wildnis zu ernähren, ist eine der Grundvoraussetzungen für die Freilassung der Orang-Utans. Daher wird auf dieses Thema in allen Phasen der Rehabilitation ein wichtiger Fokus gelegt.
Um Justin müssen wir uns keine Sorgen machen. Unser Monitoring Team vom Nles Mamse Camp sah ihn neulich dabei, wie er sich genüsslich eine Jabon-Frucht nach der anderen in den Mund schob. Der Orang-Utan-Mann weiß sehr genau, wie er sich im Wald sattessen kann. Wir wünschen „Guten Appetit!“
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Es ist die Kirsche auf der Sahnetorte, die Krönung unserer Arbeit, der schönste Erfolg: Wenn ein ausgewilderter Orang-Utan in Freiheit ein Baby bekommt. Es ist einfach der ultimative Beweis, dass unsere Arbeit für die Waldmenschen, im wahrsten Sinne des Wortes, fruchtet. Denn was könnte es Schöneres geben, als dass ein Orang-Utan, der mit uns den Weg in die Freiheit gegangen ist, in der Wildnis den Bestand seiner ganzen Art sichert, indem er Nachwuchs bekommt?!
Ende letzten Jahres war unser Monitoring-Team wieder im Bukit Batikap Schutzwald unterwegs. Das machen die Kollegen regelmäßig, denn es ist wichtig, dass wir von Zeit zu Zeit prüfen, ob es unseren ehemaligen Schützlingen auch gutgeht. Gleichzeitig sammeln wir wissenschaftliche Daten und wichtige Erkenntnisse, die uns bei unserer Arbeit mit den Orang-Utans helfen.
Inung überrascht uns mit einem Baby
Mit dem obligatorischen Ortungsgerät ausgestattet machten sie sich also auf die Suche nach unseren Alumni und stießen auf Inung. Dieses Orang-Utan-Weibchen hatten wir acht Jahre zuvor ausgewildert. Und dieses Wiedersehen überstieg alle unsere Erwartungen. Denn an Inungs Körper klammerte sich ein winzig kleines Orang-Utan-Baby.
Wir gehen davon aus, dass das Kleine (wir konnten leider noch kein Geschlecht bestimmen) ungefähr ein viertel bis halbes Jahr alt ist. Es konnte zumindest schon seine Arme nach Ästen ausstrecken und war sogar in der Lage, sich an den Rücken seiner Mama zu hängen. Wir beschlossen kurzerhand, Inungs Baby „Indie“ zu nennen – das passt für Jungen und Mädchen. Und wir freuen uns schon sehr darauf, herauszufinden, ob es denn nun weiblich oder männlich ist.
Beiden scheint es sehr gut zu gehen
Denn obwohl unsere Kollegen dem Mutter-Kind-Gespann ganze zwei Tage lang durch den Regenwald folgten, erhielten sie keine Chance, einen genaueren Blick auf das Baby zu erhaschen. Dafür bekamen die Mitarbeiter einen guten Überblick über den Speiseplan von Inung. Sie nahm unter anderem Meranti(Shorea)-Kambium und ‑Früchte, Lorbeerfrüchte, junge Lianenblätter, Mark von wildem Ingwer und Termiten zu sich. Auch an sozialen Kontakten mangelte es Inung nicht, denn sie traf sich mit ihrer erstgeborenen Tochter Indah und legte auch einen Krabbelgruppentreff mit Mutter-Kind-Gespann Cindy und Stellar ein. In jedem Fall machten sowohl Inung als auch Indie einen wirklich guten Eindruck und wir sind mächtig stolz auf das neue Mutterglück. Wir können es kaum erwarten, weitere Beobachtungen zu machen, und Sie über die zwei auf dem Laufenden zu halten.
Unser Ziel ist, die Population zu stärken
Inung und Indie erfüllen eine ungemein wichtige Aufgabe im Regenwald Borneos: Sie sichern den Fortbestand ihrer vom Aussterben bedrohten Spezies. Möchten Sie uns helfen, weitere Orang-Utans auszuwildern und ihnen so die Möglichkeit geben, die Population zu stärken. Dann spenden Sie noch heute. Vielen Dank!
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