Hamzah und Bong gehen jetzt getrennte Wege

Hamzah und Bong gehen jetzt getrennte Wege

Das Orang-Utan-Weib­chen Bong wurde vor gut fünf Jahren im Kehje Sewen Wald ausge­wil­dert und hat sich gut einge­lebt. Doch in letzter Zeit kam es immer häufiger vor, dass Bong dem nahe gele­genen Camp Lesik einen Besuch abstat­tete. Hinterher fehlte dann oft etwas von der Ausrüs­tung und einmal beschä­digte sie sogar eines der Fahr­zeuge. Damit war klar, dass Bong umziehen musste. Weg von den Menschen.

Time to say Goodbye

An einem frühen Morgen machte sich unser Team (PRM) im Camp Lesik auf den Weg. Bong musste einge­fangen und umge­sie­delt werden. Glück­li­cher­weise wusste das Team, wo sie unge­fähr suchen mussten, so dass sie Bong recht bald fanden. Sie sedierten das Weib­chen und legten Bong vorsichtig in die Transportkiste.

Bong wird vom Tierarzt untersucht
Bong wird vom Tier­arzt untersucht

Diese Aktion blieb nicht unbe­merkt: Ein Männ­chen beob­ach­tete die Situa­tion aus sicherer Entfer­nung. Unser Team erkannte, dass es Hamzah war. Er wurde vor neun Jahren in den Wald entlassen und war einer der ersten reha­bi­li­tierten Orang-Utans, die im Kehje Sewen Wald lebten. Offenbar hatte er eine enge Bezie­hung zu Bong aufge­baut. Die beiden wurden mehr­fach von unserem Moni­to­ring-Team beob­achtet, wie sie gemeinsam durch den Wald streiften. Auch an diesem Tag, blieb Hamzah in der Nähe und beob­ach­tete aufmerksam die Akti­vi­täten rund um seine Freundin. Später näherte er sich sogar der Trans­port­kiste, die dicht beim Camp auf den Abtrans­port wartete. Er schien zu verstehen, dass es ein Abschied war.

Hamzah beobachtet aus sicherer Entfernung
Hamzah beob­achtet aus sicherer Entfernung

Ein neuer Anfang

Bong wurde in ein Gebiet namens Muara So gebracht, das ein paar Kilo­meter weiter östlich von ihrem letzten Zuhause liegt – weit genug weg vom Camp und ohne Kontakt zu Menschen. Als unser Post-Release-Moni­to­ring-Team sie einige Zeit nach ihrer Umsied­lung wiedersah, schien sie bester Gesund­heit zu sein. Sie saß im Baum und fraß in aller Ruhe Kambium. Ein sehr gutes Zeichen
Hamzah wurde seit der Umsied­lung von Bong nicht mehr gesehen. Wir vermuten, dass er sich auf die Suche nach einem anderen Orang-Utan-Weib­chen gemacht hat. Wir hoffen für beide das beste und freuen uns darauf, Bong und Hamzah bei einem der nächsten Moni­to­ring-Runden wieder zu sehen.

Sie wollen unsere Arbeit zur Rettung der Orang-Utans und ihres Lebens­raumes unter­stützen? Jeder Beitrag hilft.

 

Vorbe­rei­tungen auf ein Leben in freier Wildbahn

Vorbe­rei­tungen auf ein Leben in freier Wildbahn

Eines der wich­tigsten Krite­rien für eine erfolg­reiche Auswil­de­rung ist, sich in freier Wild­bahn selbst­ständig ernähren zu können. Norma­ler­weise lernen Orang-Utan-Kinder diese wich­tige Über­le­bens­fer­tig­keit von ihrer Mutter. Unsere Waisen­kinder in den BOS-Rettungs­zen­tren nehmen daher am mehr­jäh­rige Wald­schul­pro­gramm teil.

Je nach Verbrei­tungs­ge­biet und Wald­be­schaf­fen­heit ernähren sich Orang-Utans von etwa 100 bis zu knapp 400 verschie­denen Pflan­zen­arten (1). Dabei verzehren sie – je nach Gebiet – auch oft unter­schied­liche Teile der Pflanzen, wie etwa Frucht, Blüten, Blätter, Rinde oder Mark (1). Orang-Utans fressen primär Früchte – falls diese verfügbar sind. Zu den bevor­zugten Wald­früchten gehören zum Beispiel Mangos, verschie­dene Feigen­arten, Zibet­früchte, Lits­chip­flaumen und Jabon Früchte.

Wald-Mango
Wald-Mango

Neben Früchten werden auch Blätter, Blatt­sprossen, Ameisen, Termiten, Raupen, Grillen und andere Insekten, mine­ral­hal­tige Erde, Honig, gele­gent­lich sogar Vogel­eier und kleine baum­le­bende Wirbel­tiere (2) gefressen. In Zeiten von Frucht­knapp­heit verbringen Orang-Utans weniger Zeit damit, im Regen­wald umher­zu­streifen. Dann inves­tieren sie mehr Zeit in die Nahrungs­auf­nahme. Man kann sie oft dabei beob­achten, wie sie die Rinde von spezi­ellen Baum­arten entfernen, um an das Baum­kam­bium – eine nähr­stoff­reiche Schicht direkt unter der Rinde – heranzukommen.

Wie lange dauert es in freier Wild­bahn, bis das Jung­tier all das Know-how der Nahrungs­be­schaf­fung erlernt hat? 

Bis das Jung­tier ein ähnli­ches Nahrungs­spek­trum wie das der Mutter entwi­ckelt hat, dauert es etwa acht Jahre (siehe Grafik; 3).

Es dauert acht Jahre, bis das volle Nahrungsspektrum erreicht ist
 

 

Wie lernen Orang-Utan-Kinder? 

Orang-Utan-Mütter unter­richten ihren Nach­wuchs nicht aktiv, sondern Jung­tiere lernen durch Zuschauen und selbst­stän­diges Auspro­bieren. Im Laufe ihrer Entwick­lung bis zum Alter von etwa 15 Jahren, kommt es zu ca. 9.000 — 38.000 Zuschau-Sequenzen in denen Jung­tiere ihren Müttern ganz genau bei Nahrungs­wahl, Werk­zeug­ge­brauch und Nestbau zuschauen (4). Weib­liche Jung­tiere orien­tieren sich bei der Nahrungs­wahl vor allem an ihren Müttern oder anderen Weib­chen. Männ­liche Jung­tiere wählen, wenn sie älter werden, zuneh­mend fremde ausge­wach­sene Männ­chen als Vorbilder (5). In unseren Auffang­sta­tionen über­nehmen die speziell dafür ausge­bil­deten Pfleger:innen diese lang­jäh­rige, komplexe Aufgabe, um die Orang-Utan-Waisen­kinder best­mög­lich auf ein Leben in freier Wild­bahn vorzu­be­reiten. Eine Studie, die in unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng durch­ge­führt wurde (6), hat gezeigt, dass die Wald­schüler insge­samt mit über 100 verschie­denen Nahrungs­mit­teln konfron­tiert werden. Über 80 davon kommen natür­lich im Wald vor.

eine ausgewogene Ernähung schützt das Immunsystem
Eine ausge­wo­gene Ernäh­rung schützt das Immunsystem

Orang-Utans säugen ihr Junges bis zu neun Jahre lang – länger als alle Affen der Welt (7). Dies ist vermut­lich eine natür­liche Anpas­sung an Zeiten, in denen Nahrung knapp ist. Orang-Utans leben in Wäldern, die durch Dürre­pe­ri­oden gekenn­zeichnet sind und in denen Früchte nur zu bestimmten Zeiten reif werden. Um das benö­tigte Kalo­rien- und Nähr­stoff­pensum des Jung­tiers auszu­glei­chen, säugt die Mutter das Junge daher zusätz­lich über viele Jahre hinweg. Im ersten Lebens­jahr besteht die Nahrung ausschließ­lich aus Milch, dann kommen nach und nach andere Nahrungs­mittel hinzu. Auch unsere Waisen­kinder bekommen, abhängig von ihrem Alter, Milch­er­satz von den Pfleger:innen ange­boten. Junge Orang-Utans unter einem Jahr werden mit einem, auf die indi­vi­du­ellen Ernäh­rungs­be­dürf­nisse ange­passten, Voll­milch­er­satz aus der Flasche gefüt­tert. Diese Milch ist für mensch­liche Säug­linge gemacht und enthält Molken­pro­tein, Laktose, Soja, Mine­ral­stoffe, Spuren­ele­mente, Anti­oxi­dan­tien, Vitamine und Probio­tika. Ältere Orang-Utans, die schon gezahnt haben und feste, pflanz­liche Kost zu sich nehmen können, bekommen lokal herge­stellte Soja­milch als Ergän­zung. Soja­ei­weiß hat eine hohe biolo­gi­sche Wertig­keit und ist daher eine wert­volle Proteinquelle.

Orang-Utan Babys bleiben rund acht Jahre bei ihrer Mutter
Das Junge wird bis zu neun Jahre lang gesäugt

Früchte. Das Jung­tier muss lernen, welche Früchte essbar sind, wo und zu welcher Jahres­zeit man sie findet und wie man sie frisst. Ganze, weiche Früchte wie wilde Feigen und Guaven zu essen ist einfach. Unsere fort­ge­schrit­tenen Wald­schüler müssen lernen, wie sie Früchte mit harter Schale, wie zum Beispiel Durian Früchte, bear­beiten müssen. In der Wald­schule lernen sie Tech­niken, auch hart­scha­lige Früchte zu knacken, zu schälen und aufzu­bre­chen, um an das Frucht­fleisch und die Samen heran­zu­kommen. Im Regen­wald befinden sich die Früchte oft in zehn bis 15 Metern Höhe. Daher werden die Tiere von den Baby­sit­te­rinnen immer wieder ermun­tert, sich die Nahrung selbst vom Baum zu holen. Dazu werden Äste mit Früchten bespickt und diese auf höher im Baum gele­genen Nahrungs­platt­formen verteilt oder auf Obst-Spieße verteilt, die in die Höhe gehalten werden. Oder sie werden zu Früchte tragenden Bäumen im Wald geführt, um ihnen die Möglich­keit zu geben, ihre Klet­ter­fä­hig­keiten zu verfei­nern und diese selbst zu pflücken.

Baum­kam­bium. Das Baum­kam­bium, eine saftige Schicht unter der Rinde eines Baumes, ist während der Trocken­zeit eine wich­tige Nahrungs­quelle für Orang-Utans. Ihre Zähne sind kräftig und gut geeignet, die Rinde von bestimmten Bäumen aufzu­bre­chen und das Kambium heraus­zu­schälen. In der Wald­schule zeigen unsere Pfleger:innen den Orang-Utans, wie sie an das Kambium herankommen.

Insekten. Orang-Utans fressen Insekten. Auf dem Spei­se­plan stehen zum Beispiel Termiten, Ameisen, Bienen, Gall­wespen, Grillen, Raupen und Heim­chen. Je nach Beob­ach­tungs­ge­biet sind sie etwa vier bis 14 Prozent der Zeit, die sie mit Fressen verbringen, damit beschäf­tigt, die prote­in­rei­chen Krab­bel­tier­chen aus dem Holz zu schälen oder zu angeln (8, 9). Dabei verbringen die Männ­chen mehr Zeit damit, boden­be­woh­nende Termiten zu fressen, als Weib­chen oder junge Orang-Utans, die kaum Zeit in Boden­nähe verbringen (8). In der Wald­schule wird den Waisen zum Beispiel gezeigt, wie man verrot­tende Holz­stücke ablöst, um an die darin lebenden prote­in­rei­chen Lecker­bissen zu gelangen.

Wasser. Wasser nehmen Orang-Utans aus Blatt- und Blüten­kel­chen oder Baum­lö­chern zu sich. Sie tauchen dazu ihre Hand in das Loch und saugen dann das Wasser auf, das von den behaarten Armen tropft. Auch das muss gelernt sein!

Pflan­zen­mark. Das Abschälen des schüt­zenden Äußeren einer Pflanze legt ihr weiches, inneres Mark frei. Das Mark vieler Pflan­zen­arten ist eine wich­tige, immer verfüg­bare Nahrungs­quelle für Orang-Utans.

Blätter. Eine Analyse hat ergeben, dass Orang-Utans in freier Wild­bahn bevor­zugt prote­in­reiche, junge Blätter fressen (10). In der Wald­schule lernen die jungen Orang-Utans von den Baby­sit­te­rinnen, welche Blätter und Pflan­zen­teile essbar sind und wo sie zu finden sind.

Nach der Wald­schule ab auf die Insel! Nachdem die Wald­schüler das mehr­jäh­rige Trai­ning absol­viert haben, verbringen sie circa ein bis drei Jahre auf einer der Voraus­wil­de­rungs­in­seln. Diese Zeit­spanne ist nötig, um ihr Verhalten zu analy­sieren und ihre erlernten Fähig­keiten zu über­prüfen, ehe sie in den Regen­wald zurück­ge­bracht werden können. Im Durch­schnitt dauert der gesamte Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess, vom Ankommen in der Station bis zur Auswil­de­rung etwa zehn Jahre.

Eines unserer wich­tigsten Ziele ist es, mehr Regen­wald­flä­chen zu erwerben und zu Schutz­wald für unsere Orang-Utans umzu­wan­deln. Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

 

Ein Beitrag von Dr. Isabelle Laumer

 

Refe­renzen:
1.    Anne E. Russon, Serge A. Wich, Marc Ancrenaz, Tomoko Kana­mori, Cheryl D. Knott, Noko Kuze, Helen C. Morrogh-Bernard, Peter Pratje, Hatta Ramlee, Peter Rodman, Azrie Sawang, Kade Sidi­yasa, Ian Singleton and Carel P. van Schaik (2009). Geogra­phic varia­tion in oran­gutan diets. In book: Oran­gutans: Geogra­phic Varia­tion in Beha­vi­oral Ecology and Conser­va­tion (pp.135–156) Publisher: Oxford Univer­sity Press.

2.    Sugard­jito, J., Nurhuda, N. Meat-eating beha­viour in wild orang utans, Pongo pygmaeus . Primates 22, 414–416 (1981).

3.    Schuppli C, Forss SI, Meulman EJ, Zweifel N, Lee KC, Rukmana E, Vogel ER, van Noor­dwijk MA, van Schaik CP. Deve­lo­p­ment of fora­ging skills in two oran­gutan popu­la­tions: needing to learn or needing to grow? Front Zool. (2016) Sep 29;13:43.

4.    Schuppli, C and van Schaik, C (2019). Social lear­ning among wild oran­gutans: is it affec­tive? In Clément, F and Dukes, D (eds), Foun­da­tions of Affec­tive Social Lear­ning: Concep­tua­li­sing the Trans­mis­sion of Social Value. Cambridge: Cambridge Univer­sity Press.

5.    Ehmann B, van Schaik CP, Ashbury AM, Mo¨rchen J, Musdarlia H, Utami Atmoko S, et al. (2021) Imma­ture wild oran­gutans acquire rele­vant ecolo­gical know­ledge through sex-specific atten­tional biases during social lear­ning. PLoS Biol 19(5): e3001173.

6.    Adams, L. Social lear­ning oppor­tu­ni­ties in oran­gutans. Unpubl. Master’s Thesis, York Univ. Toronto. (2005).

7.    Smith T.M., Austin C., Hinde K., Vogel E., Arora M. (2017) Cyclical nursing pattern in wild oran­gutans. Science Advances, 3: e1601517.

8.    Galdikas, B. M. F. 1988. Oran­gutan diet, range and acti­vity at Tanjung Putting, Central Borneo. Inter­na­tional Journal of Prima­to­logy 9:1–35.

9.    Rijksen, H.D. 1978. A field Study of Suma­tran Oran­gutan (Pongo pygmaeus abelii Lesson 1827): Ecology, Beha­vior, and Conser­va­tion. Nether­lands: Veenan and Zonen.

10.  Dieren­feld, E.S. (1997) Oran­gutan Nutri­tion. In: Oran­gutan SSP Husbandry Manual. C. Sodaro Ed. Oran­gutan SSP and Brook­field Zoo, Brook­field, Illinois

 

 

Sagt Hallo zu Baby Galaksi

Sagt Hallo zu Baby Galaksi

Ist er nicht ein süßer Fratz, der kleine Orang-Utan-Junge Galaksi? Seit einem Monat lebt das Baby jetzt in unserem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari und hat dort alle Herzen im Sturm erobert. Den großen Namen (Galaksi ist das indo­ne­si­sche Wort für Galaxis) haben ihm seine Baby­sit­te­rinnen gegeben. 

Am 9. August, kurz nach Mitter­nacht, traf das Wild­tier-Rettungs­team der Natur­schutz­be­hörde BKSDA in unserem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari in Ost-Kali­mantan ein. Im Gepäck das gerade geret­tete Orang-Utan-Baby. Unge­duldig hatten unsere Mitarbeiter:innen am Tor auf die Ankunft der wert­vollen Fracht gewartet. Der kleine Orang-Utan-Junge bekam von der Aufre­gung erstmal nicht viel mit. Er schlief – wie es sich um diese Uhrzeit für ein Baby gehört – tief und fest in einer Katzentransportbox. 

Das Rettungsteam der BKSDA übergab uns das Orang-Utan-Baby mitten in der Nacht
Das Rettungs­team der BKSDA übergab uns das Orang-Utan-Baby mitten in der Nacht

Das BKSDA-Team konnte folgendes von Galaksis Rettung berichten: Sie hatten von den Bhabin­kam­tibnas (das sind Aufseher für Sicher­heit und Ordnung in der Gemeinde) des Unter­be­zirks Bengalon die Infor­ma­tion erhalten, dass Dorf­be­wohner ein Orang-Utan-Baby gefunden hätten. Sofort machte sich das zustän­dige BKSDA-Wild­tier-Rettungs­team in das mehr als 200 Kilo­meter entfernte Bengalon auf, um das Baby abzuholen.

Am verein­barten Treff­punkt an einer Schnell­straße begrüßte sie der Dorf­be­wohner, der das Orang-Utan-Baby den Bhabin­kam­tibnas gemeldet hatte. Er berich­tete, dass seine Nach­barn den kleinen Orang-Utan im angren­zenden Wald aufge­funden hätten – allein und mutterlos. Der Mann sagte, er wisse, dass es illegal sei, Orang-Utans in Gefan­gen­schaft zu halten, und habe deshalb sofort die örtli­chen Behörden und die Feuer­wehr verständigt.

Über Nacht hielt er das Orang-Utan-Baby bei sich zu Hause in einer Katzen­trans­portbox. Aller­dings hat das Baby so geweint, dass seine Frau den Kleinen schließ­lich raus­holte und im Arm hielt, um ihn zu beru­higen. Sie gaben dem kleinen Jungen Bananen und Milch, aber er wollte nicht recht fressen und nahm nur kleine Happen zu sich. Doch auf dem Weg nach Samboja Lestari gelang es dem BKSDA-Team immerhin dreimal, das Baby mit Milch zu füttern.

Eine Babysitterin nahm den Waisenjungen entgegen
Eine Baby­sit­terin nahm den Waisen­jungen entgegen

In unserem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari stand die Baby­sit­terin schon bereit, um das noch namen­lose Baby schnell in die Kran­ken­sta­tion zu bringen. Sofort klam­merte sich der Kleine an ihr fest und wollte sie gar nicht mehr loslassen. 

Auch wenn es nicht das Fell der Mutter ist - Galaksi klammert sich ganz fest an die Babysitterin
Auch wenn es nicht das Fell der Mutter ist — Galaksi klam­mert sich ganz fest an die Babysitterin

Noch in der Nacht führte die dienst­ha­bende Tier­ärztin Made Ayudita eine erste Unter­su­chung durch. Auch ein Milch­fläsch­chen stand schon bereit. Made Ayudita stellte fest, dass das Baby etwas dünn war und nur 2,7 Kilo­gramm wog. Es hatte keine Verlet­zungen, war nach seinen Backen­zähnen zu urteilen etwa sieben Monate alt und wies Anzei­chen eines Nabel­bruchs auf.

Sofort wurde das Baby untersucht, um festzustellen, welche Hilfe nötig ist
Sofort wurde das Baby unter­sucht, um fest­zu­stellen, welche Hilfe nötig ist

Wie bei jedem Neuzu­gang üblich, wurde der kleine Orang-Utan erstmal unter Quaran­täne gestellt. Mit Ruby, dem einzigen anderen Baby der Gruppe, darf er erst in ein paar Wochen zusam­men­kommen. Einige Tage später, am 12. August, führte unser medi­zi­ni­sches Team bei dem Baby einen COVID-19-Test durch, der einen nega­tiven Befund ergab.

Rund sieben Monate alt und zu dünn war Galaksi bei seiner Rettung
Rund sieben Monate alt und zu dünn war Galaksi bei seiner Rettung

Nun, nach einem Monat bei uns, berichten die Baby­sit­te­rinnen, dass Galaksi bei guter Gesund­heit ist und aktiv spielt, am liebsten mit dem Plüsch­tier in seinem Körb­chen. Er scheint ein rein­li­ches Kerl­chen zu sein, denn seine Toilet­ten­gänge macht er immer außer­halb seines Körbchens. 

Galaksi, keine Angst, wir beschützen dich
Galaksi, keine Angst, wir beschützen dich

Kleiner Galaksi, wir glauben an Dich. Und bis Dein Stern auch alleine hell erstrahlen kann, sind wir gern Deine Beschützer.

Sie möchten Orang-Utan-Waisen wie dem kleinen Galaksi helfen? Dann werden Sie doch Orang-Utan-Retter. So unter­stützen Sie unsere Arbeit für die Orang-Utans und ihren Lebensraum.

Jejes lang ersehnte Augen­ope­ra­tion war erfolgreich

Jejes lang ersehnte Augen­ope­ra­tion war erfolgreich

Viele der Orang-Utans, die in unsere Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren kommen, befinden sich in einem schlechten Gesund­heits­zu­stand. Einige leiden sogar an schweren Krank­heiten oder Störungen, die eine beson­dere Pflege oder Behand­lung erfor­dern. So war es auch bei dem Männ­chen Jeje, der im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum in Samboja Lestari lebt.

Gefan­gen­schaft machen die Reha­bi­li­ta­tion schwieriger

Jeje war schät­zungs­weise fünf Jahre alt, als das Teng­ga­rong Natural Resources Conser­va­tion Office (BKSDA) ihn im September 2016 an uns übergab. Das Rettungs­team hatte das junge Männ­chen zuvor in einem Dorf im Bezirk Barong Tongkok beschlag­nahmt. Ein Dorf­be­wohner hatte Jeje als Haus­tier gehalten seitdem er ein Säug­ling war. Damit war leider zu erwarten, dass eine Reha­bi­li­ta­tion nach so vielen Jahren schwierig werden würde.

Eine Augen­ver­let­zung machte ihm zu schaffen

Dann kam Jeje nach Samboja Lestari. Schon bei seiner Ankunft fiel auf, dass mit seinem linken Auge etwas nicht in Ordnung war. Das Ärzte­team erkannte, dass sein Augapfel irgend­wann einmal durch einen scharfen Gegen­stand verletzt worden war. Das Auge wurde medi­zi­nisch versorgt und Jeje weiter beob­achtet. Ein wundes Auge kann zu ernsten und lang­fris­tigen Problemen führen.

Schon als Jeje zu uns kam war sein Auge beeinträchtigt
Schon als Jeje zu uns kam war sein Auge beeinträchtigt

Nach seiner Quaran­täne kam der junge Orang-Utan in die Wald­schule. Es fiel auf, dass er neue Fähig­keiten im Vergleich zu den Gleich­alt­rigen deut­lich lang­samer erlernte. Außerdem war er schüch­tern und suchte eher selten Kontakt zu anderen Orang-Utans. Jeje mied die Nähe zu Menschen und verhielt sich ihnen gegen­über manchmal sogar leicht aggressiv. Wenn er den Wald erkun­dete, blieb er am liebsten auf dem Boden. 

Dann musste Jeje auf die Krankestation

Im März letzten Jahres wurde bei Jeje dann das „Oran­gutan Respi­ra­tory Disease Syndrome“ diagnos­ti­ziert. Diese Erkran­kung des Atmungs­sys­tems wird in der Regel durch eine bakte­ri­elle Infek­tion verur­sacht – in einigen Fällen kann sie sogar tödlich enden. Vier Monate musste Jeje auf der Kran­ken­sta­tion bleiben und wurde dann zur weiteren Gene­sung in einen Einzel­käfig verlegt.

Die Unter­brin­gung ganz alleine schien Jeje zu gefallen. Das junge Männ­chen wurde deut­lich ruhiger und verhielt sich seinen Betreuern gegen­über auch nicht mehr aggressiv. Lieber beob­ach­tete er still seine Umge­bung, wartete geduldig auf sein Futter und beschäftgte sich mit seinen „enrich­ment tools“.

Die Entfer­nung des verletzten Augap­fels als letzte Lösung 

Was leider nicht besser wurde, war Jejes Auge. Es produ­zierte immer wieder infek­tiösen Schleim, so dass die Tierärzt:innen eine schwere Entschei­dung trafen: Der linke Augapfel sollte entfernt werden. Dies wäre der Schlüssel, um das Risiko einer Infek­tion zu verrin­gern und sein allge­meines Wohl­be­finden zu verbes­sern. Da dem Team jedoch die Erfah­rung in der Augen­chir­urgie fehlte, bat es einen externen Experten um Unterstützung.

Jeder Schritt wird genau dokumentiert
Jeder Schritt wird genau dokumentiert

Und genau dieser Experte war glück­li­cher­weise schon vor Ort: Der renom­mierte und auf Opera­tionen bei Primaten spezia­li­sierte Tier­arzt Joost Phil­ippa unter­stützte bereits mehrere Monate das Vete­ri­när­team für die Malai­en­bären mit seiner Exper­tise. Dr. Joost hatte den kompli­zierten Eingriff zur Entfer­nung des Augap­fels schon mehr­fach durch­ge­führt und war nun der rich­tige Mann am rich­tigen Ort. Während der Opera­tion erläu­terte er seine Schritte sehr genau und schulte die anderen Tierärzt:innen darin, wie sie zukünftig so einen Eingriff selbst durch­führen könnten. Glück­li­cher­weise verlief alles verlief reibungslos, und Jejes Augapfel konnte sicher und ohne Kompli­ka­tionen entfernt werden.

Am Ende wurde die Wunde genäht
Am Ende wurde die Wunde genäht

Die Opera­tion ist jetzt zwei Monate her und die Narben verheilt. Jejes allge­meiner Gesund­heits­zu­stand hat sich deut­lich verbes­sert und er spielt sogar mit den anderen!

Weiterhin gute Besse­rung, Jeje.

 

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Indar – eine Orang-Utan-Warrior

Indar – eine Orang-Utan-Warrior

Seit sie ein kleines Kind war, liebt Indar Yaumi Orang-Utans. Sie träumte davon, sich eines Tages für den Schutz der Menschen­affen und ihres Lebens­raums einzu­setzen. Und dann war es ihr guter Umgang mit Zahlen und Daten, der ihr vor rund vier Jahren die Tür zur Arbeit mit Orang-Utans öffnete. Indar ist ein großer Gewinn für unsere Arbeit vor Ort.

Von der Daten­er­fas­sung zur stell­ver­tre­tenden Managerin

Anfangs wurde Indar im Daten­ma­nage­ment einge­setzt: Beim Post-Release-Moni­to­ring gibt es eine Viel­zahl sehr unter­schied­li­cher Infor­ma­tionen, die in Tabellen, Skalen und Doku­menten erfasst werden. Um daraus sinn­volle Ergeb­nisse z.B. auch für die Erfor­schung von Orang-Utans ableiten zu können, ist ein stan­dar­di­siertes und sorg­fäl­tiges Daten­ma­nage­ment enorm wichtig. Auch dienen die gesam­melten Daten dazu, anste­hende Auswil­de­rungen zu planen – wo gibt es geeig­nete Gebiete mit ausrei­chend Futter und genug Platz für die „Neuen Wilden“ im Regenwald?

Schon bald wurden Indar weitere Aufgaben über­tragen und sie erhielt mehr Verant­wor­tung. So plante sie – eben­falls auf Basis ihrer Daten – Akti­vi­täten zur Stär­kung der Gemeinden im Muara Wahau District. In 2020 über­nahm sie dann die Posi­tion der Wald­pla­nungs- und Projekt­be­auf­tragten und wurde mit der Erstel­lung eines Manage­ment­plans für den Kehje Sewen Wald beauf­tragt. Ziel des Plans: die Wieder­her­stel­lung des Ökosys­tems. In dieser Rolle plant Indar Akti­vi­täten, die dem Wald, den Orang-Utans und der Gemein­schaft zugu­te­kommen, und führt die Maßnahmen in enger Zusam­men­ar­beit mit anderen Akteuren durch.

Vor einigen Monaten wurde sie dann zur stell­ver­tre­tenden Mana­gerin für den Kehje Sewen Wald und die Insel Juq Kehje Swen ernannt. Nun beauf­sich­tigt sie alle Akti­vi­täten, die im Kehje Sewen Wald und auf der Insel Juq Kehje Swen durch­ge­führt werden. Eine beein­dru­ckender beruf­li­cher Weg in sehr kurzer Zeit.

Indars Arbeitstag ist sehr abwechslungsreich
Indars Arbeitstag ist sehr abwechslungsreich

Von Orang-Utans fasziniert

Die Begeg­nung mit den Orang-Utans ist für Indar immer noch etwas Beson­deres. Ihr denk­wür­digstes Erlebnis fand während ihrer ersten Orang-Utan-Auswil­de­rung statt­fand. Die Dinge liefen nicht wie geplant und sie musste sich zurück­ziehen, als sich ihr zwei männ­liche Orang-Utans gleich­zeitig näherten. “Ich hatte keine Zeit zu verar­beiten, was vor sich ging, ich habe einfach schnell gehan­delt”, erin­nert sie sich. “Jetzt weiß ich es besser: Ich muss immer eine Evaku­ie­rungs­route vorbereiten.”
Durch ihre Arbeit hofft Indar, dass sich die Popu­la­tion der wild­le­benden Orang-Utans in Zukunft vergrö­ßern wird. “Ich möchte, dass mehr Orang-Utans frei im Wald leben und dazu beitragen, dass Kali­mantan eine der Lungen der Welt bleibt. Ich hoffe auch, dass die Regie­rung den Natur­schutz stärker unter­stützt und an einer verbes­serten Bewirt­schaf­tung der indo­ne­si­schen Wälder mitwirkt.”

Indar beobachtet viele Stunden täglich
Indar beob­achtet viele Stunden täglich

Ihr Appell: Jeder kann etwas tun

Dabei wird Indar nicht müde, immer wieder auch an ihre Mitmen­schen zu appel­lieren. Wo sie kann, fordert sich dazu auf, alles zu tun, um die Orang-Utans und die Wälder zu schützen und zu erhalten. Ihr ist klar, dass es ein langer und mühsamer Prozess ist. „Aber selbst die kleinsten Hand­lungen können echte Verän­de­rungen für die Zukunft bewirken, wie zum Beispiel Müll richtig zu entsorgen und das Land nicht unver­ant­wort­lich zu verbrennen”, sagt Indar.

Auch kleine Dinge können Großes bewirken.

 

Willie Smits zum Welt-Orang-Utan-Tag

Willie Smits zum Welt-Orang-Utan-Tag

Oran­gutans: gardeners of the forest and sentient beings. I could produce a huge list of epithets refer­ring to all of their special abili­ties but for me those two desi­gna­tions are all we need to realize that we have to step up and take action to save oran­gutans and their habitat.

The forests of Borneo and Sumatra are treasure houses of biodi­ver­sity. Percen­tages or compa­ri­sons to other count­ries make no sense. Biodi­ver­sity is what shaped the world we live in today and is what we will need for our future to find solu­tions for our needs. This can be through finding new food plants, new medi­cines, deve­lo­p­ment of tech­no­logy through biomi­micry, etc. Oran­gutans are not just part of that biodi­ver­sity, they can even teach us about plants and medi­cines and are respon­sible for the distri­bu­tion and enhanced germi­na­tion of many diffe­rent plant seeds from the rain­fo­rest. Their home is the lowland rain­fo­rest with the highest biodi­ver­sity of all, which is also the most converted ecosystem for human use. Guar­ding their exis­tence actually means guar­ding our own future. Long term inte­rests should prevail over short-term unsus­tainable profit.

I have spoken about oran­gutans as my friends on many occa­sions and about their special capa­bi­li­ties to even under­stand us, compli­cated humans. I have written (e.g. on oran­gutan day 2019) about their empathy and capa­bi­lity to form loving rela­ti­onships, some­times cove­ring many decades like the first oran­gutan I released, Uce, here on the right with her baby boy Bintang. The photo­grapher gave her several pola­roid pictures of this meeting in the forest where she had been living for many years. She kept coming back regu­larly to see them from our staff in the forest for more than a year to look at, hold them for a while to then return to the tree canopy.

Willie Smits mit den "Denkern des Dschungels"
Willie Smits mit den “Denkern des Dschungels”

It is with great sadness that after more than three decades of trying to help them they still need our help so much. The global pandemic caused by Covid-19 is not making things easier and with climate change related natural disas­ters I appre­ciate that we are being asked for help by so many orga­niza­tions. I realize that it is a very hard time for all of us, but if you can then please think of our red haired cousins in need too this August 19th and help in some way if you possibly can.

Willie Smits, August 19, 2021
Founder of the Borneo Oran­gutan Survival Foundation
Founder of the Sintang Oran­gutan Center Foundation

 

Hier geht es zu unserem Online-Event am Welt-Orang-Utan-Tag: “Meet our Cousins — Oran­gutan Conser­va­tion Around the Globe”

19. August 2021: 19:30 — 21:30 CET