Auf dem Land, zu Wasser und in der Luft: Orang-Utan-Warrior Rahmadi

Auf dem Land, zu Wasser und in der Luft: Orang-Utan-Warrior Rahmadi

Eine Orga­ni­sa­tion ist immer nur so stark wie die Menschen, die für sie arbeiten. Bei BOS enga­gieren sich täglich viele Mitar­bei­tende leiden­schaft­lich für Orang-Utans und den Regen­wald. Heute stellen wir einen Orang-Utan-Warrior vor, der seine viel­sei­tigen Talente seit 17 Jahren in den Dienst von BOS stellt: Rahmadi.

Rahmadi kommt aus dem Dorf Keladan in Zentral-Kali­mantan. Als er bei BOS anfing, arbei­tete er die erste Zeit am Schreib­tisch. Doch Rahmadi war schon immer eher ein „Drau­ßen­mensch“ und suchte sich neue Aufgaben: Er machte seinen Pilo­ten­schein für Ultra­leicht­flug­zeuge und war fortan für die Luft­über­wa­chung im Mawas-Schutz­ge­biet zuständig.

Mehr als 300 000 Hektar Torf­sumpf­wald im Blick

Oft wird das Material über lange Strecken zu Fuß transportiert
Oft wird das Mate­rial über lange Stre­cken zu Fuß transportiert

Das Mawas-Schutz­ge­biet besteht zu 80 Prozent aus tropi­schen Torf­moor­wäl­dern. Diese Wälder sind unglaub­lich wert­voll für das biolo­gi­sche Gleich­ge­wicht. Mit 5.000 bis 8.000 Jahren gehören sie zu den ältesten Torf­moor­wäl­dern der Welt und besitzen gigan­ti­sche Kohlen­stoff­spei­cher. Außerdem sind hier viele Tiere zu Hause: Allein in Mawas leben schät­zungs­weise 2.550 wild­le­bende Orang-Utans, eine der größten Popu­la­tionen auf Borneo. Doch grade in der Trocken­zeit ist der Wald sehr anfällig für Brände.

Um das ganze Gebiet im Blick zu behalten, wurden für die Luft­pa­trouillen eine Zeit lang Ultra­leicht­flug­zeuge einge­setzt: Sie könnten auch auf kürzeren, unbe­fes­tigten Bahnen starten und landen. Wiesen oder Felder reichen völlig aus. Und weil sie leichter als die größeren Maschinen sind, verbrau­chen Ultra­leicht­flug­zeuge auch weniger Kraft­stoff. Sie sind also bestens geeignet für die Luft­über­wa­chung im Regen­wald, mit deren Hilfe Wald­brände und andere Gefahren früh­zeitig erkannt werden können. Leider wurde das Programm aus Kosten­gründen später wieder eingestellt.

Die Wieder­vernäs­sung schützt auch vor Bränden

Rahmadi und seine Kollegen im Torfmoor
Rahmadi und seine Kollegen im Torfmoor

Doch Rahmadis Arbeit im „Mawas Conser­va­tion Program“ ging weiter. In Buntok war er für die Orga­ni­sa­tion und Leitung einer Baum­pflanz­gruppe sowie den Bau von Kanal­blö­cken verant­wort­lich. Beides sind wich­tige Bausteine, um das Ökosystem im Torf­sumpf wieder­her­zu­stellen. Mawas hat eine lange Geschichte: In der Vergan­gen­heit wurden die Torf­sumpf­wälder im Mawas-Schutz­ge­biet durch die Umwand­lung in land­wirt­schaft­liche Nutz­flä­chen sehr stark geschä­digt. So wurde das Torf­moor durch das Graben von Tausenden von Kanälen trocken­ge­legt. Eine Kata­strophe für das Ökosystem!
Um das Gebiet wieder in Regen­wald zu wandeln, forstet BOS seit mehreren auf. Dazu gehört auch die Wieder­vernäs­sung des Bodens: Regen­wasser wird in den Kanälen gestaut und flutet nach und nach das Torf­moor. So wird die hydro­lo­gi­sche Qualität der Torf­sümpfe verbes­sert – und auch die Wald­brand­ge­fahr ist geringer.

Mit dem gestauten Wasser wird das Torf vernässt
Mit dem gestauten Wasser wird das Torf vernässt

Aktuell besteht Rahmadis Hautp­auf­gabe wieder im Brand­schutz. Er ist Teil des tech­ni­schen Teams, das an verschie­denen Stellen im Mawas-Schutz­ge­biet Brunnen anlegt. So haben die lokalen Gemeinden einfa­cheren Zugang zu Lösch­wasser, um Brände zu löschen, wenn sie entstehen.

Es gibt noch viel zu tun

Nach seinem jahre­langen Einsatz für den Natur­schutz wünscht sich Rahmadi, dass die Akti­vi­täten zum Schutz vom Mawas-Gebiet weiterhin so gut laufen. Sein Haupt­an­liegen dabei ist, dass die lokalen Gemein­schaften von den Projekten weiterhin profi­tieren und aktiv dazu beitragen können, dass der Regen­wald weiter wächst. Danke Rahmadi, Du bist ein echter Orang-Utan-Warrior!

Sie wollen noch mehr über unsere Orang-Utan-Warrior wissen? Lernen Sie auch Hanni, Imam Ghozali, Bang Uji, Mas Surip, Indar und Mang Usup kennen.

Auch kleine Dinge können Großes bewirken. Helfen Sie mit.

 

Super­mutter Sayang im Einsatz

Super­mutter Sayang im Einsatz

Orang-Utan-Mütter sind, wir können es nicht anders sagen, echte Super­mütter im Tier­reich. Sie hüten ihren Nach­wuchs wie einen unbe­zahl­baren Schatz. Und das ist er ja auch. Sowieso. Aber insbe­son­dere deshalb, weil Orang-Utans nur alle sechs bis acht Jahre ein Baby bekommen. So eine nied­rige Repro­duk­ti­ons­rate hat kein anderes Säuge­tier. Und das ist auch einer der Gründe, warum Orang-Utans vom Aussterben bedroht sind. Denn jedes getö­tete oder der Wildnis entris­sene Tier, wirkt sich direkt auf zukünf­tige Gene­ra­tionen aus. 

Super­mütter sind sie auch deshalb, weil sie sich sieben bis acht Jahre lang ganz allein um ihren Nach­wuchs kümmern – bis das Kind bereit ist, selbst­ständig zu leben. Die halb­so­li­täre Natur der Orang-Utans bedeutet, dass eine Orang-Utan-Mutter nicht auf die Unter­stüt­zung anderer Tiere in einer Gruppe zählen kann. Sie kann nicht auf Väter, Tanten, Onkel oder Nichten zurück­greifen, die sich auch mal um die Erzie­hung kümmern. Nur in seltenen Fällen leistet ihr ein fast schon selbst­stän­diges Kind zumin­dest zeit­weise Gesell­schaft und Unterstützung.

In den ersten Lebens­jahren ist ein Orang-Utan-Kind sehr stark von seiner Mutter abhängig. So ist das Leben einer Orang-Utan-Mutter, die einen Säug­ling aufzieht, nicht einfach: Sie muss mehr Nahrung als üblich suchen, um ihr Kind zu stillen, während es sich die ganze Zeit an ihren Körper klam­mert. Orang-Utan-Mütter müssen also wirk­lich starke Super­mütter sein, um ihren Nach­wuchs in der Wildnis aufzuziehen!

Gemeinsame Futtersuche hoch in den Bäumen
Gemein­same Futter­suche hoch in den Bäumen

Auch unsere Post-Release-Moni­to­ring-Teams (PRM) sind immer wieder beein­druckt, wenn sie in unseren Auswil­de­rungs­wäl­dern auf eine Mutter mit Kind treffen. So auch neulich im Kehje Sewen-Wald in der Nähe des Camps Lesik. 

An diesem Tag hatte unser Team das Glück, Sayang (12) und ihre Tochter Padma (3) früh­mor­gens in der Nähe des Camps anzu­treffen. Sayang wurde 2009 auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island geboren und 2013 gemeinsam mit ihrer Mutter Yayang ausgewildert.

Sayang hält Padma fest
Bei Mama Sayang ist Padma sicher

Während der Beob­ach­tungen blieb Padma meist in den Armen ihrer Mutter und schenkte unserem Team nur gele­gent­lich Aufmerk­sam­keit. Es schien, dass sie sich durch unserer Anwe­sen­heit etwas gestört fühlte, denn sie fing an, Stöcke zu zerbre­chen und diese nach dem Team zu werfen. Für Orang-Utans ein eindeu­tiges Zeichen von Unmut. Sayang hingegen war die Ruhe selbst. Sie sah dem Treiben ohne jede Reak­tion zu. Viel­leicht wurden wir Zeugen einer Lehr­stunde: Padma durfte an uns üben, wie sich ein Orang-Utan vor Bedro­hungen schützt. Gut gemacht, kleine Padma, dein Selbst­be­wusst­sein erwacht. 

Padma fühlt sich gestört durch unser Beobachtungsteam
Padma fühlt sich gestört durch unser Beobachtungsteam

Bei der Beob­ach­tung junger Orang-Utans im Regen­wald vergeht die Zeit schon mal wie im Flug. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Sayang mit Padma auf dem Rücken von den Bäumen unweit des Lagers herun­ter­klet­terte und zum Ufer des Pehpan-Flusses hinab­stieg. Das Team folgte ihnen durch das dichte Gebüsch und wurde dann Zeuge, wie Sayang ihre Tochter über den Fluss trug.
Das hatte die Kolleg:innen durchaus über­rascht. Denn Orang-Utans können nicht schwimmen und haben durchaus Respekt vor tiefem oder reißendem Wasser. Und der Pehpan-Fluss hat eine sehr schnelle, durchaus starke Strömung.
Doch Sayang trug ihre Tochter mutig durch das Wasser. Sie plat­zierte Padma sicher auf ihrem oberen Rücken, damit sie auch auf jeden Fall vor dem Wasser sicher war. Ruhig und geschickt machte sich Sayang mit ihrer wert­vollen Fracht auf den Weg. Wir hielten den Atem an. 

Wow! Supermutter Sayang trägt Padma sicher durch den reißenden Fluss
Wow! Super­mutter Sayang trägt Padma sicher durch den reißenden Fluss

Doch alle Sorge war unnötig. Mutter und Tochter kamen wohl­be­halten am anderen Ufer an.
Auch das Team querte den Fluss, um die Beob­ach­tungen fortzusetzen. 

Auf Mamas Rücken reist es sich gut durch den wilden Wald
Auf Mamas Rücken reist es sich gut durch den wilden Wald

Wenn wir Sayang beob­achten, dann sehen wir ohne Frage, wie gren­zenlos groß ihre Liebe zu ihrer Tochter Padma ist. Es steht voll­kommen außer Frage: Sie würde sich selbst in Gefahr begeben, nur um ihr Kind vor jeder Bedro­hung zu schützen! Hoch­ach­tung, Sayang, du bist eine wunder­volle Orang-Utan-Supermutter!

Jede Spende hilft. Den Orang-Utans und dem Regenwald. 

Jeni, unsere furcht­lose Baumkönigin

Jeni, unsere furcht­lose Baumkönigin

Sich von Ast zu Ast zu hangeln ist für Jeni das Größte! Geschickt und ohne Angst erklimmt das zwei­jäh­rige Orang-Utan-Mädchen bereits Bäume, die fünf Meter und höher sind. Die Vorfreude auf das Klet­tern beginnt für Jeni schon auf dem Weg in die Wald­schule. Jeden Morgen klet­tert sie flink und ganz aufge­regt in die Schub­karre, mit der die kleinen Wald­schü­le­rinnen und Wald­schüler in den Wald gefahren werden. Immer an ihrer Seite: Alexander.

Der Anfang war schwer

Jeni und Alex­ander sind vor über einem Jahr gemeinsam in unser Rettungs­zen­trum gekommen. Sie waren in einem besorg­nis­er­re­genden Zustand. Jeni litt spürbar unter dem Verlust ihrer Mutter, sie schien trau­ma­ti­siert. Ihre Haut war trocken, kleine Wunden an Rücken und Beinen machten ihr sehr zu schaffen. Auch der etwa einen Monat jüngere Alex­ander hatte zahl­reiche Wunden, sein Haar war verfilzt und er wirkte sehr verängs­tigt. Die beiden gewöhnten sich langsam anein­ander und hielten auch zusammen, als sie nach der gemein­samen Quaran­täne und dem Kinder­garten in die Wald­schule kamen. Jetzt sind sie prak­tisch unzertrennlich.

Jeni und Alex­ander entde­cken den Wald

Auf Bäume zu klet­tern war für Jeni schon immer das Größte! Obwohl sie im Vergleich zu den anderen noch ein rela­tiver Neuling in der Gruppe ist, sind ihre Klet­ter­künste schon jetzt beein­dru­ckend. Alex­ander folgt ihr meist dicht auf den Fersen. Auch fünf Meter hohe Bäume machen den beiden keine Angst. Für ihr Alter erfor­dert das viel Übung und Mut.

Doch vor einiger Zeit wurde dann aus Mut wohl Übermut. Als Jeni und Alex­ander ausge­lassen in den Bäumen spielten, verlor Jeni plötz­lich den Halt und rauschte ohne eine Chance, den Fall aufzu­halten, durch die Blätter nach unten. Auf ihr kleines Krei­schen folgte ein leiser Aufprall auf dem weichen Wald­boden. Die Baby­sit­terin eilten erschro­cken sofort herbei, um nach Jeni zu schauen. Alex­ander saß noch immer hoch oben im Baum. Er und die anderen kleinen Orang-Utans waren ganz still.

Die erste Unter­su­chung ergab, dass Jeni unver­letzt schien. Um sicher­zu­gehen, brachte ihre Baby­sit­terin sie jedoch direkt in die Klinik, um sie von einem Tier­arzt genauer unter­su­chen zu lassen. Dann die Erleich­te­rung: Jeni hatte keine Verlet­zungen davon­ge­tragen und auch der kurze Schock war schnell über­wunden. Also ab zurück in den Wald!

Als wäre nichts gewesen, erklomm Jeni mutig und furchtlos den nächsten Baum. Bis ganz nach oben in die Baum­krone. Sie verlang­samte nicht einmal ihr Tempo, als sie sich flott von einem Baum zum anderen hangelte. Es schien ganz so, als hätte ihr die Erfah­rung des Sturzes geholfen, ihr Gleich­ge­wicht zu verbes­sern und ihr Vertrauen in das schwie­rige Gelände zu stärken. Ein wich­tiger Lernschritt.

Hoch in den Bäumen fühlt sich Jeni wohl
Hoch in den Bäumen fühlt sich Jeni wohl

Wohl­ver­diente Erschöp­fung, wenn es auf die Nacht zugeht

So viel Über­schwang braucht auch mal Pause. Wenn Jeni abends wieder im Baby­haus ist, zeigt sie sich von einer ganz anderen Seite. Dann sucht sie die Nähe der Baby­sit­te­rinnen, möchte die ganze Zeit auf dem Arm sitzen und ruft oft nach Milch. Meist schläft sie dann vor allen anderen ein. Ihre aufre­genden Aben­teuer um Wald fordern eben viel Energie.

Ruh dich aus und schlaf gut, liebe Jeni. Damit Du genug Energie für einen weiteren Tag voller Entde­ckungen und Über­ra­schungen im Wald hast.

 

Helfen Sie mit und werden zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebens­raum. Jeder Beitrag hilft.

High­light zum Ende des letzten Jahres: Weitere acht Orang-Utans in Freiheit

High­light zum Ende des letzten Jahres: Weitere acht Orang-Utans in Freiheit

Für uns ist es immer der aller­schönste Moment unserer Arbeit, wenn wir Orang-Utans nach einem oft jahre­langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess wieder in die Frei­heit entlassen können. Deswegen war die Auswil­de­rung von acht Tieren Ende letzten Jahres auch wieder ein High­light. Ein Jahr, das auch uns immer wieder vor große Heraus­for­de­rungen gestellt hat. Für die letzte Auswil­de­rung in 2021 haben wir uns Mitte Dezember auf den Weg zum Bukit Baka Bukit Raya National Park gemacht.

Zehn Stunden über unbe­fes­tigte Schlammpisten

Die acht Orang-Utans wurden in zwei Gruppen aufge­teilt. Los ging es am Abend des 14. Dezem­bers mit den Weib­chen Suci (6) und Moni (15) sowie den Männ­chen Pickle (14) und Miko (11). Zwei Tage später machte sich der Trupp mit den Weib­chen Lido (15) und Ating (17) und den Männ­chen Petto (16) und Sembara (13) auf den Weg.

Unter Einhal­tung strenger Gesund­heits­pro­to­kolle — alle Menschen und Tiere waren zuvor negativ auf Covid19 getestet worden — verließen die Auswil­de­rungs­teams unser Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum Nyaru Menteng um kurz vor 19 Uhr Orts­zeit. Fast zehn Stunden ging es dann über unbe­fes­tigte Straßen in den Bezirk Marikit. Starke Regen­fälle einige Tage zuvor hatten die Wege in Schlamm­pisten verwan­delt und die Fahrt war sehr beschwer­lich. Ein Liefer­wagen der ersten Gruppe blieb sogar im Matsch stecken, so dass der Trupp das Ziel für den Tag nicht wie geplant errei­chen konnte.

Die unbefestigten Straßen stellen auch erfahrene Fahrer auf die Probe
Die unbe­fes­tigten Straßen stellen auch erfah­rene Fahrer auf die Probe

Erstes Etap­pen­ziel war das Dorf Tumbang Hiran. Von dort wurde die Reise auf dem Fluss fort­ge­setzt. Nach Sonnen­auf­gang waren Trans­port­boxen, Vorräte und Equip­ment sicher auf den Booten verstaut und es ging Rich­tung Hiran Wasser­scheide. Die Fluss­fahrt dauerte zehn Stunden – das Team hielt nur kurz im Über­wa­chungs­camp an, um dort Vorräte abzu­laden. Danach ging es noch mal eine Stunde fluss­auf­wärts weiter zu den Auswilderungsstellen.

Die erste Mahl­zeit in Freiheit

Orang-Utans sind eher Einzel­gänger, daher lassen wir sie meis­tens mit einem entspre­chenden Abstand vonein­ander frei. Doch es kommt immer wieder auch vor, dass die Menschen­affen in ihrer gemein­samen Zeit auf der Voraus­wil­de­rungs­insel so etwas wie Freund­schaften schließen. Dann entscheiden wir uns – wie dieses Mal bei Miko und Pickle sowie Suci und Moni — sie gemeinsam auszuwildern.

Mony erkundet neugierig die Umgebung
Moni erkundet neugierig die Umgebung

Miko und Pickle wurden nur wenige Meter vonein­ander entfernt frei gelassen. Nachdem sie die Trans­port­boxen verlassen hatten, entschied sich Miko für Bambus­blätter als erste offi­zi­elle Mahl­zeit in Frei­heit. Pickle machte es sich leicht und schob sich die Futter­reste in den Mund, die von der Auswil­de­rungs­ak­tion übrig­ge­blieben waren.

Pickle - als Baby im Jahr 2007 und heute
Pickle — als Baby im Jahr 2007 und heute

Suci und Moni zog es direkt in den Wald. Seite an Seite erkun­deten sie ihr neues Zuhause und begannen, nach Nahrung zu suchen. Auf Sucis Spei­se­plan standen Termiten, Mahawai-Früchte (Poly­althia hypo­leuca) und Kambium, eine der Lieb­lings­speisen von Orang-Utans. Mony zog für ihre erste Mahl­zeit Rattan­kerne und junge Blätter vor. Als es dann dunkel wurde, bauten sich beide nicht weit vonein­ander entfernt ihre Schlafnester.

Suci war mit Moni unterwegs
Suci war mit Moni unterwegs

Während der ganzen Zeit lies unser Post-Release-Moni­to­ring-Team die Orang-Utans nicht aus den Augen. Erst als es zu dunkel wurde, zogen sie sich zurück.

Läuft alles nach Plan?

Nachdem wir die Trans­port­boxen geöffnet haben, müssen die Tiere allein zurecht­kommen. Deswegen ist es so wichtig, dass unsere Beob­ach­tungs­teams die Orang-Utans während ihrer ersten Stunden in Frei­heit möglichst lange und genau im Blick behalten. Finden die Tiere eigen­ständig Futter? Bauen sie sich Schlaf­nester? Wie reagieren sie auf die anderen Tiere? Alles wird genau­es­tens dokumentiert.

Die 15jährige Lido verbrache die ersten Stunden vor allem im Baum
Die 15jährige Lido verbrache die ersten Stunden vor allem im Baum

Auch bei der zweiten Gruppe, die zwei Tage später frei gelassen wurde, ging es erst mal auf Futter­suche. Die 15jährige Lido hangelte sich von Ast zu Ast und blieb einige Zeit im Baum. Sie pulte nach Termiten und verspeiste diese genüss­lich. Zwischen­drin schob sie sich immer wieder junge Meranti-Blätter in den Mund. Dann ging es weiter zum nächsten Baum, wo sie auf Kambium umstieg, eine der Leib­speisen von Orang-Utans. Ganz in ihrer Nähe saß auch der 13jährige Sembara, der sich eben­falls an dem Kambium satt aß. Als das Tages­licht schwand, bauten sich beide ihr Schlafnest.

Semara blieb in Lidos Nähe
Sembara blieb in Lidos Nähe

Die 17jährige Ating hatte sich für Bambus­blätter entschieden, während ihr ein Jahr jüngerer Begleiter Petto neben Bambus auch auf Kambium herum­kaute. Die beiden aßen in aller Ruhe, um sich nach einer langen und ener­gie­auf­wän­digen Reise zu stärken. Ihre Nester bauten sie nicht weit vonein­ander in die Bäume, als es so weit war.

In den ersten Stunden im Wald haben uns diese acht Orang-Utans gezeigt, dass sie bereit sind, ihre neue Umge­bung kennen zu lernen. Wir sind sicher, dass sie sich in ihrem neuen Zuhause, dem Bukit-Baka-Bukit-Raya-Natio­nal­park, wohl­fühlen und glück­lich sein werden. Alles Gute!

Möchten Sie einen Orang-Utan auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.

 

 

Beim Essen hört die Freund­schaft auf

Beim Essen hört die Freund­schaft auf

Jede Freund­schaft kennt Höhen und Tiefen. Das gilt auch für Freund­schaften zwischen Orang-Utans. Desi und Kimi, zwei Orang-Utans, die auf der Insel Juq Kehje Swen in Ost-Kali­mantan leben, sind gute Freun­dinnen, die aber auch dafür bekannt sind, dass sie sich gele­gent­lich streiten. So wie neulich. Worum es dabei ging? Das haben uns die Kolleg:innen vor Ort berichtet. 

Die bewal­dete, 82,85 Hektar große Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Swen liegt etwa zehn Kilo­meter von unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen entfernt. Aktuell ist Desi ist der einzige reha­bi­li­tierte Orang-Utan, der hier die Wald­uni­ver­sität besucht. Kimi hingegen ist ein wilder Orang-Utan aus der Gegend, der eines Tages auf die Insel gelangen konnte und seither dort lebt.

Die Beob­ach­tungen unserer Kolleg:innen auf der Insel deuten darauf hin, dass die beiden Orang-Utan-Weib­chen eine enge Freund­schaft geschlossen haben. Wenn Desi frisst, nähert sich Kimi oft in der Hoff­nung, etwas von Desis Futter abzu­be­kommen. Dem kommt Desi meist gerne nach und teilt ihr Futter freund­schaft­lich mit Kimi.

Desi und Kimi - eine Freundschaft mit Vorteilen für beide
Desi und Kimi — eine Freund­schaft mit Vorteilen für beide

Desi ärgert sich jedoch über die neugie­rigen Makaken, die auch im Wald leben. Diese schon berüch­tigten Affen stehlen Desis Futter oftmals, vor allem wenn sie in Gruppen unter­wegs sind. Aller­dings trauen sie sich das nicht, wenn Kimi in der Nähe ist. Denn sie haben gelernt, dass mit Kimi nicht zu spaßen ist. Sie wird aggressiv, sobald sie die Maka­ken­bande sieht. 

 

Freund­schaft mit Vorteilen

Desi erkundet oft gemeinsam mit Kimi die Insel. Wir vermuten, dass Desi von Kimi den einen oder anderen Trick zum Über­leben im Wald gelernt hat. Das erkennt man an der zuneh­menden Viel­falt an natür­li­cher Nahrung, die Desi in letzter Zeit zu sich nimmt. Unser Team hat Desi zum Beispiel beob­achtet, wie sie Trau­ben­feigen (Ficus race­mose) verspeist hat. Das hatten wir zuvor noch nie gesehen. Denn Desi hat sich haupt­säch­lich von den Früchten ernährt, die das Team zweimal täglich auf die Insel bringt. 

Doch neulich kam es zum Streit zwischen den Freun­dinnen. Unser Team beob­ach­tete Desi, wie sie einige Bananen verschlang, die das Team zur Futter­platt­form gebracht hatte. Kimi sah aus der Ferne zu. Während Desi am Futtern war, schwang sich Kimi zu ihr hinüber und schnappte ihr schnell eine Banane aus der Hand. Da sie noch viele Bananen in der Hand hatte, reagierte Desi zunächst gelassen. 

Aber Kimi schien ziem­lich hungrig zu sein. Sie verschlang die Banane schnell und schnappte sich dann eine weitere aus Desis Händen. So ging das noch einige Male, bis Desi schließ­lich die genug hatte. Sie zwickte Kimi in den Arm, um sich zu rächen. Das hielt Kimi aber nicht auf und sie griff frech nach einer weiteren Banane. Da schlug Desi Kimi so fest auf den Arm, dass sie vom Ast abrutschte.

Ärger unter Freundinnen
Ärger unter Freundinnen

Doch Kimi gab nicht auf! Erneut versuchte sie, Desi noch mehr Futter abzu­luchsen. Und plötz­lich verwi­ckelten sie sich in einen Ring­kampf, bei dem beide versuchten, schnell alles zu verschlingen, was sie in die Finger bekamen, bis alles weg war! Da es nichts mehr zu essen gab, war der Kampf schnell beendet. 

Kaum war alles bis auf die letzte Banane verschlungen, ließ Kimi Desi allein zurück und schwang sich in den Wald auf. Desi versuchte noch, Kimi zu folgen. Aber weder Desi noch unsere Team­mit­glieder konnten mit dem wilden Weib­chen nicht Schritt halten. Bald verloren wir sie aus den Augen. 

Ganz schön frech von Kimi, sich das Futter zu schnappen und dann wegzu­laufen. Aber sicher wieder eine gute Lektion für Desi, die sie auf ihr Leben im Regen­wald vorbe­reiten wird. Und trotz dieser diebi­schen Mätz­chen: Die Freund­schaft der beiden Weib­chen hält. Ungebrochen.

Möchten Sie einen Orang-Utan auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.

Unser Jahr 2021 – ein Rückblick

Es war ein heraus­for­derndes Jahr. Aber dank Ihnen, haben wir auch in 2021 wieder sehr viel erreicht: Wir konnten mehr als 400 Orang-Utans und über 70 Malai­en­bären versorgen und haben einige unserer Wald­schüler auf Voraus­wil­de­rungs­in­seln in die „Wald­uni­ver­sität“ geschickt. Trotz verschärfter Auflagen ist es uns gelungen, 25 Orang-Utans in die sicheren Wälder Borneos auszu­wil­dern. Mehr als 200 Hektar Wald haben wir in den vergan­genen zwölf Monaten aufge­forstet und konnten dazu beitragen, die Lebens­be­din­gungen der Menschen vor Ort zu verbessern.

Wir haben noch viel vor. Ohne Sie wäre unsere Arbeit nicht möglich – dafür danken wir Ihnen von Herzen.

Jeder Beitrag hilft.