Wenn man fernab der Zivilisation arbeitet, so wie unser Post-Release Monitoring Team, das die ausgewilderten Orang-Utans beobachtet, dann bringt das so manche Herausforderung mit sich. Wie gut, dass sich die BOS-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu helfen wissen!
Alles, was das Beobachtungsteam im Camp Lesik in Ost-Kalimantan benötigt, von Lebensmitteln bis zu den Arbeitsmaterialien, muss auf unbefestigten Wegen bis tief in den Kehje Sewen Wald gebracht werden. Nach starken Regenfällen sind die Straßen jedoch oft unpassierbar: mal durch einen Erdrutsch, durch umgestürzte Bäume oder weil Flüsse über die Ufer treten. Bis die Versorgungsfahrzeuge das Camp wieder erreichen können, vergehen oft Tage, manchmal dauert es noch länger.
Unser Team ist deshalb geübt darin, sich im Dschungel selbst mit Nahrung zu versorgen. Im Camp gibt es Angeln und Netze, mit denen sie Fische aus dem Fluss holen können. Bevor die Postmonitoring Kollegen und Kolleginnen auf ihre tägliche Tour durch den Wald aufbrechen, legen sie die Netze aus, und wenn sich bei ihrer Rückkehr etwas darin verfangen hat, ist die Freude groß.
Fisch ist proteinreich und sättigt – genau das Richtige nach einem langen Marsch durch den Dschungel und das unwegsame, bergige Gelände des Kehje Sewen, um Orang-Utans aufzuspüren und das Verhalten der ausgewilderten Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Die gesammelten Daten sind ungemein wichtig für die Arbeit in den BOS-Rettungszentren: Indem wir beobachten, wie sich die rehabilitierten Tiere verhalten, können wir den Prozess der Ausbildung im BOS-Waldkindergarten und der Waldschule noch weiter verbessern.
Eines Abends entdeckte unser Team bei der Rückkehr ins Camp einen Masheer im Netz. Das ist ein großer, karpfenartiger und sehr begehrter Speisefisch. Leider hat dieser Fisch eine ausgeprägte Sprungkraft, mit der er auf dem Weg zum Laichen auch Hindernisse im Fluss überwinden kann. In diesem Fall war es unser Netz, aus dem er mit einem Satz entkam, als Beni den Fisch für das Abendessen herausholen wollte.
Unsere indonesischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen sich glücklicherweise auch gut mit essbaren Pflanzen aus: Sie sammeln Waldfrüchte, Bambussprossen, Farnspitzen und mehr. So bleibt die Dschungel-Diät schön ausgewogen.
Im abgelegenen Camp Lesik fordert Mutter Natur unser Team immer wieder auf die eine oder andere Weise heraus. Wer im Post-Release Monitoring arbeitet, weiß: Das gehört dazu. „Wir genießen das einfache Leben im Wald und das Gemeinschaftsgefühl im Team, das dadurch entsteht“, erklärt Teammitglied Beni. „Und solange wir Problemen mit einem Lächeln und einer positiven Einstellung begegnen, haben wir bisher noch immer eine Lösung gefunden.“
Was kommt dabei heraus, wenn sich sieben bekannte deutschsprachige Influencerinnen und Influencer vier Tage unter einer Kuppel in Köln zusammenfinden, sich die ganze Zeit filmen lassen und dabei Spenden für BOS sammeln? Eine ganze Menge! Nämlich mehr als 150.000 Euro! Vom 30. September bis 3. Oktober fand das Live-Stream-Event YouTopia auf diversen YouTube- und Twitch-Kanälen statt. Die reichweitenstarken Creatorinnen und Creatoren JANAklar, Regina Hixt, Alicia Joe, Jonas Ems, Rewinside, Aditotoro und Jacob Beautemps warben in dieser Zeit auch in ihren Communitys um Spenden für die Rettung, Rehabilitation und Auswilderung unserer Orang-Utans.
Unser Geschäftsführer Daniel Merdes war am Freitag und am Samstag zu Gast in der Kuppel, um von unserer Arbeit und unseren Schützlingen zu berichten und sich den Fragen zu stellen. „Es stimmt hoffnungsvoll zu erleben, mit welch großem Interesse sich die junge Generation diesen wichtigsten Themen unserer Zeit stellt. Und vor allem, wenn sie nicht nur Fragen stellt, sondern auch nach Lösungen sucht“, sagt Daniel Merdes.
Auch wenn unsere Orang-Utans im Mittelpunkt der virtuellen Spendengala standen, ging es in Interviews und Gesprächsrunden auch um andere wichtige Themen rund um Nachhaltigkeit, Arten‑, Tier- und Klimaschutz. Beispielsweise um die Bedeutung der Moore für die Treibhausgasemissionen, die positiven Effekte veganer Ernährung oder die Bedrohung von Korallenriffen. Das ergänzende Unterhaltungsprogramm sorgte für Spiel, Spaß, Bewegung und Unterhaltung. In Challenges konnten die Bewohnerinnen und Bewohner außerdem Spendensummen von Sponsoren freispielen. Gäste wie Eckart von Hirschhausen, Hannah Emde, Ricarda Lang, Hendrik Wüst, Lars Klingbeil, Lydia Benecke, Tomatolix, Eko Fresh, Nadine Breaty, Marvin Wildhage, Marc Eggers, Malte Zierden, Theo Carow, Anna Gazanis, Fabian Baggeler, Calvin Kleinen und viele weitere kamen zu Besuch – manche sogar über Nacht – und halfen dabei, den Orang-Utans eine Bühne zu schenken. „Vielen Dank an YouTopia, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer und natürlich vor allem an alle Spenderinnen und Spender! Mit dieser Spendensumme können wir in unserer Arbeit für die Orang-Utans und den Regenwald ein weiteres großes Stück vorankommen“, freut sich Daniel Merdes.
Orang-Utan-Mädchen Davi ist nun schon fast sieben Jahre alt und besucht die Waldschule von Samboja Lestari. Hier lernt sie, was sie können und wissen muss, um später in der Wildnis überleben zu können. Täglich übt Davi, Nahrung zu suchen, Schlafnester zu bauen, natürliche Feinde zu erkennen und vieles mehr.
Jeden Morgen auf dem Weg zur Waldschule, sammelt Davi Samen vom Boden auf oder zupft sich feuchte, noch mit Tau bedeckte Keimlinge ab, um darauf herumzukauen. Für junge Orang-Utans wie Davi sind das schon gute Gewohnheiten. Sie zeigen, dass die Waldschülerin bereits recht gut darin ist, natürliche Nahrung zu finden und zu nutzen.
Wie für eigentlich alle unsere Orang-Utan-Schüler, ist auch für Davi die Fütterungsplattform einer der Lieblingsplätze in der Waldschule. Sobald sie morgens auf das Schulgelände kommt, klettert sie gleich auf die eingedeckte Tafel, um das fruchtige Frühstück zu genießen, das die Babysitterinnen für ihre Schützlinge hergerichtet haben.
Auch für Davi gilt das Mantra aller Orang-Utans: Nach der Mahlzeit ist vor der Mahlzeit. Und so schwingt sie sich nach dem Frühstück sofort auf den nächsten Baum, um nach wilden Früchten und essbaren Blättern zu suchen. Man nennt Orang-Utans nicht umsonst auch die „Gärtner des Waldes“. Sie ernähren sich zu 90 % von Früchten und scheiden in Folge eine Menge verdauter und unverdauter Samen wieder aus. So sorgen sie auf ihren Wanderungen durch den Regenwald für eine natürliche Verbreitung von Pflanzen und so für den Bestand des Waldes.
Davi ist eine unglaublich neugierige Waldschülerin, was ihr sehr dabei hilft, ihre Fähigkeiten stetig auszubauen. Vor Kurzem hat ein Mitarbeiter sie dabei beobachtet, wie sie ein trockenes, löchriges Blatt entdeckte. Sie hob es auf und stellte fest, dass es über und über mit Insekten bedeckt war. Davi zögerte nicht lange und leckte das Blatt einfach ab. Das ist Davi! Sie hat nie Angst davor, etwas ihr Unbekanntes auszuprobieren, schaut auch ganz genau zu, was ihre Freunde essen und ist immer sehr interessiert daran, deren Futter zu testen.
Die Kehrseite der Medaille ist leider, dass Davi kürzlich ein Kilogramm zugenommen hat. Ihr Body Condition Score (BCS) lag danach bei 3,5, was ein leichtes Übergewicht bescheinigt. Wenn man bedenkt, dass Davi noch sehr jung ist und sich in der Waldschule viel bewegt, liegt ihr BCS aber noch im gesunden Rahmen. Dennoch müssen wir das nun etwas genauer beobachten und aufpassen, dass die Kleine nicht noch weiter zunimmt. Aber auch mit einem Kilo mehr auf den Rippen freuen wir uns einfach sehr über Davis Fortschritte. Ihre Neugierde und ihr Mut beeindrucken uns. So sind wir zuversichtlich, dass Davi ihre Fähigkeiten bei der Nahrungssuche weiter verbessert. Die besten Voraussetzungen für die kleine Abenteurerin, als freier und wilder Orang-Utan in den Regenwald zurückzukehren. Weiter so, kleine Davi!
Vor kurzem war unser Post-Release Monitoring Team (PRM) von Camp Lesik wieder im Kehje Sewen Forest in Ost-Kalimantan unterwegs, um Orang-Utans aufzuspüren. Doch ein ehemaliger Schützling machte ihnen einen gehörigen Strich durch die Rechnung!
Das PRM Team war an diesem Tag zu Fuß in Richtung des Berges Belah aufgebrochen und hatte geplant, den Beobachtungspunkt Berlian zu erreichen. Am Ufer des Flusses Gunung Belah hielt das Team nach Orang-Utans Ausschau, konnte aber keine entdecken.
Auf ihrer Route mussten die Mitglieder als erstes den Beobachtungspunkt Mobil Mogok erreichen. Kein leichtes Unterfangen, denn der Weg dorthin ist berüchtigt dafür, schwer befahrbar zu sein. Hier hat man dem Omen gleich einen passenden Nomen gegeben, denn „Mobil Mogok“ heißt übersetzt „Autopanne“.,. Das Team kam jedoch glücklicherweise unfallfrei an und wurde auch gleich belohnt. Denn kurz nach ihrer Ankunft stellten sie Bewegungen in den umliegenden Bäumen fest. Waren das etwa Orang-Utans?
Wir treffen auf ehemalige Schützlinge
Ja, sogar ganze vier unserer ehemaligen Schützlinge! Theresa mit ihrem Sohn Berani sowie Sayang und ihre Tochter Padma. Leider blieb unseren Kolleginnen und Kollegen nicht viel Zeit das Vierer-Gespann länger zu beobachten. Denn ganz plötzlich brach auf einmal Hamzah aus dem Grün hervor. Die Mütter entschieden sofort, dass sie keine Lust auf Hamzahs Gesellschaft hatten und suchten mit ihren Kindern das Weite. Leider schafften sie es auf ihrer Flucht, nicht nur Hamzah abzuschütteln, sondern auch unser PRM-Team.
Also alles auf Neustart. Unsere Kolleginnen und Kollegen entschieden, zum Camp zurückzukehren, aber das Schicksal meinte es ein zweites Mal gut mit Ihnen. Unterwegs stießen sie auf einen jungen Orang-Utan bei der Futtersuche. Diesmal war es Ayu, die Tochter von Lesan. Gebannt beobachtete das Team das Mädchen, doch auch hier war ihnen nur ein kurzes Glück vergönnt. Denn schon bald kam Lesan dazu und zog eiligst mit ihrer Tochter von Dannen.
Noch bevor sich die PRM-Mitarbeitenden wundern konnte, was die zwei Orang-Utans verscheucht hatte, krachte es schon wieder in den Baumwipfeln. Hamzah war zurück. Und wieder einmal hatte er einen Keil zwischen unser Team und ihre Aufgabe getrieben. Lesan und Ayu waren so schnell über alle Berge, dass die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr hinterherkamen.
Das Team wartete noch eine Weile um zu sehen, ob Ayu sich noch einmal zeigen würde. Doch letztendlich musste es aufgeben und enttäuscht zum Camp zurückkehren. Hamzah weiß genau, wie er eine Party crashen kann.
BOS Deutschland ist dieses Jahr Spendenpartner von YouTopia, einem mehrtägigen Livestream-Event, bei dem sich alles um die Themen Nachhaltigkeit, Klima‑, Arten- und Umweltschutz dreht. Sieben reichweitenstarke Content-Creatorinnen und ‑Creatoren aus dem deutschsprachigen Raum ziehen dafür vom 30. September bis 3. Oktober 2022 in Köln unter einer großen Kuppel zusammen, um gemeinsam mit prominenten Gästen ihre millionenstarke Reichweite für die brennendsten Themen unserer Zeit zu nutzen. Und Spenden für BOS zu sammeln.
Vier Tage für die Orang-Utans
BOS Deutschland-Geschäftsführer Daniel Merdes wird selbst am Freitag- und Samstagabend zu Gast bei YouTopia sein und über unsere Arbeit für die Orang-Utans und den Regenwald auf Borneo sprechen. „Wir freuen uns, mit YouTopia in neue Welten einzutauchen und dort ins Gespräch zu kommen. Werden es die gleichen Fragen sein, die jüngere Menschen beschäftigen? Und wo sehen sie Lösungen? Spannend“, meint Daniel Merdes.
Vier Tage, fast 80 Stunden, wird live aus der Kuppel gestreamt. Zu den sieben Creatorinnen und Creatoren gesellen sich Gäste aus Wissenschaft, Politik, Musik und Medien. Mit interessanten Gesprächen, spannenden Challenges und unterhaltsamen Shows sollen bei dieser ungewöhnlichen Multimedia-Veranstaltung auch Menschen erreicht werden, die sich mit Themen wie Arten- oder Klimaschutz bisher vielleicht noch nicht so intensiv beschäftigt haben.
Unsere Orang-Utans sind bei YouTopia nicht nur Botschafter für Arten‑, Regenwald- und Klimaschutz, sondern auch Nutznießer. Denn neben Information und Unterhaltung geht es bei dem Event vor allem um eins: Spenden zu sammeln für unserer Schützlinge! 9.000 Euro ermöglichen die Rettung, Rehabilitation und Auswilderung eines Orang-Utans in geschützte Regenwälder. 400 Orang-Utans leben aktuell in unseren beiden Rettungszentren.
Ein langes Wochenende mit YouTopia
Noch ist das YouTopia-Programm ein großes Geheimnis. Genauso wie die Creatorinnen und Creatoren. Doch schon sehr bald lüftet sich der Vorhang. Alle Informationen zum Event finden sich dann auf der Seite von YouTopia. Auch auf unseren Social-Media-Kanälen werden wir rund um die Show immer wieder Neuigkeiten mit unserer Community teilen. Einschalten und dabei sein lohnt sich also!
Zum Welt-Orang-Utan-Tag 2022 gibt es hier exklusive Infos über die Arbeit mit den Orang-Utans in unseren Rettungszentren von BOS-Tierarzt Dr. Arga.
Viele kennen den charmanten BOS-Tierarzt Dr. Arga bereits aus der TV-Dokureihe „Orangutan Jungle School“. Jetzt beantwortet er hier anlässlich des diesjährigen Welt-Orang-Utan-Tags exklusiv Ihre Fragen, die Sie uns auf Facebook und Instagram gestellt haben. Werden Orang-Utans geimpft? Bekommen sie auch Physiotherapie? Gibt es typische Kinderkrankheiten? Wie sieht der Arbeitstag der Tierärzte aus? Um diese und noch viel mehr interessante Themen geht es im Video.
Viel Spaß beim Zuschauen und Lernen
Noch mehr spannende Überraschungen finden Sie am heutigen Welt-Orang-Utan-Tag auf unserem YouTube-Kanal.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Mailchimp. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.