Wie Orang-Utans eine Party feiern

Wie Orang-Utans eine Party feiern

Wer Tiere beob­achtet und genau hinschaut, entdeckt immer wieder neue span­nende Verhal­tens­weisen. Wenn es sich dabei um in der Wildnis so zurück­ge­zogen und verborgen lebende Geschöpfe wie die Orang-Utans handelt, erfährt man dabei manchmal – auch für die Wissen­schaft – Über­ra­schendes. Wie zum Beispiel, dass Orang-Utans Partys veran­stalten. Als Zaun­gast waren unsere Beob­ach­tungs­teams (PRM-Teams) oftmals bei ihren Patrouillen bei solchen Partys dabei.

Was ist eine Orang-Utan-Party?

Eine Orang-Utan-Party ist das Zusam­men­treffen von zwei oder mehr Orang-Utans an einem Ort, wobei sie sich in einem Abstand von höchs­tens 20 Metern vonein­ander und in Sicht­weite befinden.

Orang-Utan-Familie im Regenwald
Orang-Utan-Mutter Cindy mit ihrer Familie

Andrea Knox, bei der BOS Foun­da­tion zuständig für die inter­na­tio­nale Kommu­ni­ka­tion und die Forschungs­be­ra­tung, erklärt: „Wenn wir sagen, dass Orang-Utans auf einer ‘Party’ sind, meinen wir nicht, dass sie tanzen oder zusammen um einen Koch­topf sitzen. Es bedeutet einfach, dass sie in einer Gruppe zusammen sind, in der die Hand­lungen eines Einzelnen von den anderen gesehen werden können und mögli­cher­weise deren Verhalten beeinflussen.“

Orang-Utans leben semi-solitär

Obwohl Orang-Utans semi-soli­täre Tiere sind, die die meiste Zeit ihres Lebens allein im Wald umher­streifen, treffen sie manchmal auf andere Orang-Utans und inter­agieren für eine begrenzte Zeit mit ihnen. „Orang-Utans sind das, was wir eine ‘einzel­gän­ge­ri­sche, aber soziale’ Spezies nennen. Mit Ausnahme der Jugend­jahre und der Zeit, in der die Mütter ihre Kinder aufziehen, verbringen sie die meiste Zeit ihres Lebens fast ausschließ­lich allein. Alle anderen Menschen­af­fen­arten, von den Gorillas bis zu den Menschen (ja, auch Menschen sind Menschen­affen!), leben jedoch in sozialen Gruppen. Es ist sehr wahr­schein­lich, dass unser gemein­samer Vorfahre mit den Orang-Utans, der vor zehn Millionen Jahren lebte, eine soziale Spezies war”, fügt Andrea hinzu.

Orang-Utan Mutter Sayang
Orang-Utan Mutter Sayang mit ihrem Kind Bong

Orang-Utans leben meist als Einzel­gänger, weil ihre Evolu­tion durch die sehr schwie­rigen Bedin­gungen im südost­asia­ti­schen Dschungel beein­flusst wurde. Als große Säuge­tiere benö­tigen sie viel Nahrung, und wenn sie in sozialen Gruppen im Dschungel lebten, gab es mögli­cher­weise nicht genug Nahrung für eine ganze Gruppe in einem Gebiet. Dieser Druck hat wahr­schein­lich dazu geführt, dass sich der Orang-Utan zu einer semi-solitär lebenden Spezies entwi­ckelt hat, wenn auch mit der Fähig­keit zur Sozia­li­sie­rung. Wenn es reich­lich Nahrung gibt und die Orang-Utans mitein­ander vertraut und gesellig sind, spricht nichts dagegen, dass sie sich zu einer “Party” zusammenfinden.

Die Frauen feiern Partys

Weib­chen sind häufig bei Partys anzu­treffen, während Männ­chen nicht dafür bekannt sind, dass sie gemeinsam “feiern”. Sobald ein junges Orang-Utan-Weib­chen die Geschlechts­reife erlangt und seine Mutter verlässt, wandert es in der Regel nicht allzu weit weg und richtet sich in der Nähe des Gebiets seiner Mutter ein. Die häufigste Form von Orang-Utan-Partys ist daher die unter verwandten Weib­chen. Männ­chen, die die Geschlechts­reife erreicht haben, entfernen sich viel weiter von ihren Müttern. Und nachdem ihnen Backen­wülste gewachsen sind, ist es unwahr­schein­li­cher, dass sie andere Männ­chen mit Backen­wülsten in einer Gruppe dulden. Wenn also zwei erwach­sene Männ­chen am selben Ort aufein­an­der­treffen, demons­trieren sie sich eher gegen­seitig ihre Domi­nanz, als dass sie gemeinsam Früchte essen.

Orang-Utan-Männchen  macht Longcall
Orang-Utan-Männ­chen Juvel macht Longcall

Ayu Siti Nurika Agus­tina, unsere Camp-Koor­di­na­torin im Auswil­de­rungs­wald Kehje-Sewen berichtet von ihren Erfah­rungen bei der Beob­ach­tung von Orang-Utan-Partys: „Bei einer Patrouille sah ich drei Mutter-Kind-Paare in einem großen Feigen­baum, aber sie waren auf unter­schied­li­cher Höhe. Da waren Lesan und Ayu auf einem nied­rigen Ast, Sayang und Padma in der Mitte und Teresa und Berani ganz oben.”

Orag-Utans in der Baumkrone
Orang-Utan-Damen Lesan und Teresa

Ayu beob­ach­tete, wie die drei Paare mitein­ander umgingen: Lesan und Teresa pflegten sich gegen­seitig das Fell, während Sayang sich um Baby Padma und Ayu (Lesans Nach­wuchs) kümmerte, während sie sich in den Bäumen bewegte. Bei einer anderen Gele­gen­heit beob­ach­tete unser PRM-Team jedoch, wie Teresa und Sayang vor dem Camp Lesik aus einem dem Team unbe­kannten Grund stritten. Dies zeigt viel­leicht, dass auch Orang-Utans in ihren sozialen Bezie­hungen Höhen und Tiefen erleben können – genau wie Menschen.

Es gibt auch Balz-Partys

Eko Prasetyo, unser Experte für Orang-Utan-Schutz, der früher als Camp-Koor­di­nator tätig war, kann eben­falls von seinen Beob­ach­tungen von Orang-Utan-Partys berichten. Er hat erlebt, wie männ­liche und weib­liche Orang-Utans über mehrere Tage hinweg gemeinsam durch den Wald streiften, auf den Bäumen saßen und Futter verspeisten. Diese Art von Verhalten zwischen zwei Orang-Utans des jeweils anderen Geschlechts, die als „Balz“ bezeichnet wird, endet in der Regel mit der Kopu­la­tion. Es wird auch als eine Art „Party“ bezeichnet.

Im Bukit Batikap-Schutz­wald konnte Andrea während ihrer Arbeit als Camp-Koor­di­na­torin des PRM-Teams folgendes fest­stellen: Da die reha­bi­li­tierten und ausge­wil­derten Orang-Utans in der Wald­schule in sozialen Gruppen aufge­zogen wurden, haben viele von ihnen starke soziale Bindungen entwi­ckelt. Sobald sie in der freien Wild­bahn leben, sind die ausge­wil­derten Orang-Utans zwar meist Einzel­gänger, aber sie versam­meln sich eher zu Partys als ihre wilden Artge­nossen. So trafen Andrea und ihr Team häufiger auf Orang-Utan-Gruppen und lernten schnell, wer mit wem befreundet war und wer sich nicht verstand.

Orang-Utans am Fluss
Orang-Utans Cindy, Riw und Cilik

Andrea und das PRM-Team trafen eines Tages Cindy, Riwut, Cilik und Olbert bei einer Party. Riwut, die Tochter von Cindy, war damals noch abhängig von ihrer Mutter und lebte noch mit ihr zusammen. Cilik – Cindys bereits erwach­sener und allein­le­bender Erst­ge­bo­rener –wurde immer noch bei gele­gent­li­chen Besu­chen bei seiner Familie gesehen. Und dann war da noch Olbert, ein nicht verwandtes, geschlechts­reifes Männ­chen, dem noch keine Backen­wülste gewachsen waren. „Obwohl sie alle mitein­ander auskamen, beob­ach­tete ich amüsiert, wie alle drei um Cindys Aufmerk­sam­keit buhlten“, erin­nert sich Andrea.

Orang-Utan-Männchen hängt am Baum
Orang-Utan Olbert

Riwut war in Spiel­laune und forderte Cindy auf, sich mit ihr auf dem Boden zu wälzen. Cilik wollte während seines Besuchs in der Nähe seiner Mutter sein und bat sie vergeb­lich um Futter. Olbert versuchte unter­dessen eindeutig, Cindys Aufmerk­sam­keit als würdiger Partner zu gewinnen. Zwar schenkte Cindy jedem ihrer Kinder etwas Zeit und Aufmerk­sam­keit, doch letzt­lich war es Olbert, der ihre Zunei­gung gewann – und so ist das Team davon über­zeugt, dass Cindys drittes Kind – Stellar – auf diese Weise gezeugt wurde!

Kinder­party im Wald

Kürz­lich traf eines unserer PRM-Teams in Kehje Sewen auf Berani, Sayang und Padma, die gemeinsam in einem Baum saßen. In einem herz­er­wär­menden Anblick von Freund­schaft schien das Trio die Zeit mitein­ander zu genießen. Sie baumelten zusammen im Geäst, spielten etwas, das man nur als freund­schaft­li­ches Tauziehen bezeichnen kann, und pflegten sich sogar gegen­seitig das Fell.

Orang-Utan Babys im Regenwald
Oranh-Utan-Kinder Padma und Berani

Es war schön zu sehen, welche Nähe zwischen den dreien bestand. Beson­ders deut­lich wurde dies, wenn Padma sich Berani näherte. Padma umarmte Berani sogar, während sie auf einem Ast saßen, und beide schienen in der Gesell­schaft des anderen sehr zufrieden und entspannt zu sein. Eine echte Kinderparty.

Retten Sie mit uns die letzten Orang-Utans Borneos. Mit Ihrer wert­vollen Unter­stüt­zung sichern Sie das Über­leben dieser einzig­ar­tigen Tiere.

Schlep­pende Fort­schritte bei COP27

Schlep­pende Fort­schritte bei COP27

Die Welt-Klima­kon­fe­renz COP27 in Sharm El-Sheikh ist vorbei. Während­dessen wurde der 8‑milliardste Mensch dieser Erde geboren. In diesem Zusam­men­hang klingt die Frage von UN-Gene­ral­se­kretär Antonio Guterres aktu­eller denn je: „Wie werden wir antworten, wenn das ‘8‑Mil­li­arden-Baby’ alt genug ist, um zu fragen: Was hast du für unsere Welt – und für unseren Planeten – getan, als du die Chance dazu hattest?“. Kurz und nüch­tern gesagt: Die Erwar­tungen an die COP27 waren hoch und wurden wieder einmal enttäuscht.

Was ist die wich­tigste Errun­gen­schaft der COP27?

Länder, die beson­ders vom Klima­wandel betroffen sind, bemühen sich seit fast drei Jahr­zehnten um eine finan­zi­elle Unter­stüt­zung – eine Art Entschä­di­gung – zum Ausgleich klima­be­dingter Schäden, die größ­ten­teils die Indus­trie­länder durch ihre hohen Emis­sionen zu verant­worten haben. Mindes­tens in diesem Punkt galt die COP27 als erfolg­reich. Die rund 200 Teil­neh­mer­staaten verstän­digten sich in letzter Sekunde in Sharm El-Sheikh darauf, einen Fonds zur finan­zi­ellen Unter­stüt­zung ärmerer Länder einzu­richten, die von Folgen der Erder­wär­mung beson­ders hart getroffen werden: Der Klima­schä­den­fonds. Gefor­dert wurde der Fond von mehr als 130 ärmeren Ländern, der ihnen bei der Bewäl­ti­gung der irrepa­ra­blen Schäden durch Über­schwem­mungen, Dürren und andere klima­be­dingte Auswir­kungen helfen soll. Ein aktu­eller Fall der Folgen des Klima­wan­dels war dieses Jahr die vier Monate anhal­tende Flut­ka­ta­strophe in Paki­stan, bei der Millionen Menschen ihre Heimat verloren und mindes­tens 1.700 Menschen ums Leben kamen.
Die Eini­gung auf einen Fonds ist ein wich­tiger Meilen­stein. Jetzt kommt der schwie­rige Teil – der Fonds muss einge­richtet und mit Geldern gefüllt werden. Noch gibt es keine Eini­gung darüber, wie die Mittel bereit­ge­stellt werden und woher sie kommen sollen.

Was wurde bei der COP27 doch nicht erreicht?

Bei der COP27 gab es aller­dings vor allem zahl­reiche Enttäu­schungen. Alok Sharma, der Präsi­dent der Cop26 in Glasgow hat es auf den Punkt gebracht. „Das Errei­chen des Emis­si­ons­ma­xi­mums bis 2025 ist nicht in der Abschluss­erklä­rung enthalten. Die Fort­set­zung des schritt­weisen Ausstiegs aus der Kohle steht nicht in diesem Text. Der schritt­weise Ausstieg aus allen fossilen Brenn­stoffen ist auch nicht im Text enthalten“ sagte er. Die Parteien haben die Verpflich­tungen aus der COP in Glasgow komplett außer Acht gelassen, geschweige denn versucht, sie zu über­treffen. Der Klima­schäden Fonds ist notwendig, aber er dient der Scha­dens­be­gren­zung und nicht der Vorbeu­gung. Und daran ist die COP27 wie ihre Vorgän­ge­rinnen gescheitert.

Was waren die für den Regen­wald rele­vanten Entscheidungen?

Im Rahmen der COP27 wurden wich­tige Alli­anzen gebildet. So beschlossen die drei Ländern mit dem höchsten Anteil an Torf­moor­re­gen­wäl­dern – die Demo­kra­ti­sche Repu­blik Kongo, Brasi­lien und Indo­ne­sien – eine Zusam­men­ar­beit bei den Regen­wälder. Die Ankün­di­gung markiert den Beginn einer stra­te­gi­schen Allianz, die den Spitz­namen „OPEC der Regen­wälder“ trägt und darauf abzielt, die reicheren Länder um finan­zi­elle Unter­stüt­zung zu bitten. Im Gegenzug wollen die drei Länder ihr Enga­ge­ment im Regen­wald­schutz verstärken. Da die Regen­wälder einer der wich­tigsten Spei­cher für CO2-Emis­sionen sind und ihre Zerstö­rung in den zurück­lie­genden Jahren drama­tisch zuge­nommen hat, wäre das ein großer Beitrag für den Klima­schutz. Der erneut gewählte brasi­lia­ni­sche Präsi­dent Luiz Inácio Lula da Silva hat bei der Ankün­di­gung der neuen Allianz betont, dass die drei Länder nach finan­zi­ellen Mecha­nismen für den Klima­schutz suchen werden. Dabei erin­nerte er daran, dass bei der COP15 in Kopen­hagen 100 Milli­arden USD von Indus­trie­län­dern verspro­chen wurden. Die Gelder sollten für Klima­schutz­maß­nahmen in ärmere Länder inves­tiert werden. Laut einer Analyse von Carbon­Brief haben alleine die USA bis jetzt 32 Milli­arden weniger gezahlt als sie laut einer fairen Vertei­lung hätten zahlen sollen. Auch für die Wald­schutz­maß­nahmen durch die neue Allianz ist noch nicht klar, woher die Finan­zie­rung kommen wird. Eines ist aber klar: Die drei Länder können von ihren Erfah­rungen im Bereich Regen­wald­schutz vonein­ander profi­tieren.
Wissen­schaftler sind der Ansicht, dass so eine Allianz auch gemein­same Forschungs­pro­jekte zum Wald­schutz zwischen den drei Staaten erleich­tern wird.

Gerade Brasi­lien und Indo­ne­sien haben mitt­ler­weile viel tech­ni­sches Know-how bei der Über­wa­chung von Land­nut­zungs­ak­ti­vi­täten in großen Regionen und können diese Erfah­rungen mit der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo teilen. Das wäre ein großer Vorteil für die DRK. So kann das afri­ka­ni­sche Land schneller aufholen und der Regen­wald­zer­stö­rung effektiv entgegenwirken.

Temon — die Rettung einer weiteren Orang-Utan-Waise

Temon — die Rettung einer weiteren Orang-Utan-Waise

Erst vor wenigen Tagen haben wir unsere Neuan­kömm­linge Baimah, Rabia, Spanser und Segi vorge­stellt. Nun müssen wir von einer weiteren Baby­ret­tung berichten.
Die zwei­ein­halb­jäh­rige Temon war über mehrere Wochen in einem kleinen Dorf gefangen gehalten worden. Wir vermuten, dass ihre Mutter bei einem Konflikt mit Menschen getötet worden ist. In einer gemein­samen Rettungs­ak­tion mit der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA von Zentral-Kali­mantan konnten wir sie aus diesem Marty­rium befreien.

Ein schwer trau­ma­ti­siertes Orang-Utan-Kind

Temon machte es ihren Rettern nicht leicht. Kein Wunder, waren es doch Menschen, von denen sie bisher nichts Gutes erfahren hatte. Sie biss nervös jeden, der auch nur versuchte, sie zu berühren. Unser Tier­arzt Dr. Agus kassierte mehrere Biss­wunden an den Händen, ehe es ihm gelang, sie aus dem Trans­port­fahr­zeug in ihr Quaran­tä­ne­ge­hege zu bringen.

Orang-Utan Temon mit Babysitter
Orang-Utan Temon mit Babysitter


Es dauerte einige Wochen, ehe Temon der Baby­sit­terin vertraute, die sich seit ihrer Ankunft liebe­voll um die Pflege der Kleinen kümmerte. Nach Abschluss ihrer Quaran­tä­ne­zeit durfte sich Temon dann einer kleinen Gruppe gleich­alt­riger Orang-Utans in der Wald­schule von Nyaru Menteng anschließen.

Von der Mutter viel gelernt

Vom ersten Tag an zeigte sich, dass Temon in ihrer viel zu kurzen gemein­samen Zeit trotzdem schon viel von ihrer Mutter gelernt hatte. So kann sie zum Beispiel schon recht gut klet­tern und beweist uns täglich ihre große Unab­hän­gig­keit. In der Wald­schule ist sie uner­müd­lich in den Bäumen unter­wegs und kommt nur dann herunter, wenn die Baby­sit­te­rinnen mit Essen oder Milch locken. Danach flitzt sie direkt wieder auf den nächsten Baum und geht ihren Orang-Utan-Geschäften nach, bis es am Nach­mittag Zeit ist, die Wald­schule zu verlassen. Auch Nester kann Temon schon sehr gut bauen.

Orang-Utan-Temon hängt an einem Baum
Temon in ihrem Element

Wenn es nach­mit­tags zurück ins Baby­haus gehen soll, braucht Temon oft eine Extra­ein­la­dung. Sie ist meist so sehr in die Erkun­dung des Waldes oder den Nestbau vertieft, dass sie die Rufe der Baby­sit­te­rinnen einfach nicht hören mag. Mit ein biss­chen Milch oder Obst kann sie dann aber doch dazu bewegt werden, in ihr Nacht­ge­hege zurückzukehren.

Orang-Utan Temon isst Rambutan
Orang-Utan Temon in der Waldschule

Temons Lieb­lings­speise sind süße, reife Papayas. Andere Orang-Utans essen nur das Frucht­fleisch und lassen die Schale zurück, aber Temon genießt jeden Bissen Papaya, den sie in die Finger bekommt. Sie ist auch schon deut­lich größer geworden, was zum Teil auf ihre Liebe zum Essen aber auch auf ihre Ange­wohn­heit zurück­zu­führen ist, ihren Freunden das Essen wegzuschnappen.

So wie sich Temon in der kurzen Zeit bei uns gezeigt hat, glauben wir fest daran, dass sie die Wald­schule gut meis­tern wird und eines Tages in ihr wahres Zuhause in der Wildnis zurück­kehren kann.

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Der lange Weg bis zur Auswilderung

Der lange Weg bis zur Auswilderung

Wir werden oft gefragt, was denn das High­light unserer Arbeit hier bei BOS ist. In welchen Momenten spüren wir ganz beson­ders deut­lich, dass wir etwas bewirken? Darauf gibt es eine ganz klare Antwort: Die Auswil­de­rung eines reha­bi­li­tierten Orang-Utans in die freie Natur!

Grund zu feiern: Die 500. Auswil­de­rung steht kurz bevor

Wenn wir nach vielen Jahren der Reha­bi­li­ta­tion einen Orang-Utan in seinen natür­li­chen Lebens­raum entlassen können, dann kochen bei unserem Team in Indo­ne­sien jedes Mal die Emotionen hoch und es kullern bei unseren Tier­ärzten und Pfle­gern sogar Tränen. Für sie, die die Orang-Utans jahre­lang begleiten und miter­leben, wie sie wachsen und dazu lernen, ist eine Auswil­de­rung ein biss­chen wie das Gefühl wenn Eltern ihre Kinder zur Abschluss­feier an der Schule begleiten. Wir sind wahn­sinnig stolz und glück­lich über das Erreichte – und auch ein wenig wehmütig, denn es ist natür­lich ein Moment des Abschieds.
Gerade läuft der Count­down für eine ganz beson­dere Auswil­de­rung: Bald können wir den 500. Orang-Utan in sein Leben in Frei­heit entlassen! Es wird die bereits 40. Auswil­de­rung von BOSF seit 2012 sein.

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Mehr Infor­ma­tionen

Wann ist ein Orang-Utan bereit für ein Leben in Freiheit?

Die Reha­bi­li­ta­tion eines geret­teten Orang-Utans im BOSF-Schutz­zen­trum ist ein lang­wie­riger Prozess: Zuerst lernen die Tiere alles, was sie für ihr Leben in Frei­heit brau­chen, in unserer Wald­schule im BOSF Rettungs­zen­trum. Dann können sie die erlernten Fähig­keiten auf den soge­nannten Voraus­wil­de­rungs­in­seln erproben. Dort werden sie von den BOSF Teams weiterhin ganz genau beob­achtet. Um zu entscheiden, ob ein Orang-Utan für die Frei­las­sung bereit ist, prüfen die BOSF Teams sein Verhal­tens­profil auf den Voraus­wil­de­rungs­in­seln und stellen dadurch sicher„ dass die Orang-Utans die Krite­rien der BOS-Stif­tung erfüllen. Unter anderem wird über­prüft, . dass die Orang-Utans die selb­stän­dige Futter­suche beherr­schen und nicht mehr auf die vom BOSF Team ange­bo­tene Nahrung auf den Fütte­rungs­platt­formen ange­wiesen sind.

Orang-Utan-Käfig beim Hubschraubertransport
Vorbe­rei­tung eines Orang-Utan-Transports

Gründ­li­cher Gesund­heits­check und Quaran­täne vor der Auswilderung

Hat ein Orang-Utan bewiesen, dass er über das Wissen und all die benö­tigten Fähig­keiten verfügt, um in freier Wild­bahn zu über­leben, dann folgt ein gründ­li­cher Gesund­heits-Check: Die Tiere müssen ein gesundes Körper­ge­wicht haben und natür­lich kern­ge­sund sein, um die strengen Krite­rien der BOSF zu erfüllen. Gerade Infek­ti­ons­krank­heiten sind ein abso­lutes Tabu. Bevor die Orang-Utans in einen der Schutz­wälder ausge­wil­dert werden können, durch­laufen sie daher eine Quaran­täne. Dazu werden sie von der Voraus­wil­de­rungs­insel abge­holt. Während der Quaran­täne im Schutz­zen­trum haben wir Zeit, den körper­li­chen Zustand jedes einzelnen Tieres genau zu über­prüfen und es auf eine Reihe von Krank­heiten zu testen.

Alles ist vorbe­reitet – und trotzdem verschiebt sich die Auswilderung

Trotz sorg­fäl­tigster Planung kann es immer passieren, dass externe Faktoren eine Frei­las­sung unter­bre­chen und wir den Zeit­punkt verschieben müssen. Extreme Witte­rungs­be­din­gungen wie etwa Hoch­wasser oder wenn eine Straße durch Erdrut­sche beschä­digt wird, lassen uns zum Beispiel keine andere Wahl als die Auswil­de­rung umzu­planen. Auch der Ausbruch der Corona-Pandemie hat all unsere Pläne umge­worfen und einige unserer Orang-Utans mussten viel länger als erwartet auf ihre Auswil­de­rung warten.

Wenn jedoch alles wie geplant läuft, dann steht unserem großen Jubi­läum nichts im Wege. Dann brechen bald drei neue Wilde auf zu ihrer großen Reise in den Regen­wald. Dann werden wir 500 Orang-Utans erfolg­reich ausge­wil­dert haben. Was für eine magi­sche Zahl!

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BOS Deutsch­land nomi­niert als WBS-Herzensprojekt

BOS Deutsch­land nomi­niert als WBS-Herzensprojekt

BOS Deutsch­land e.V. gehört zu den 100 ausge­wählten Vereinen, die als WBS-Herzens­pro­jekte nomi­niert wurden. Um bis zu 10.000 € für unsere Orang-Utans zu gewinnen, müssen wir unter die ersten drei Orga­ni­sa­tionen kommen. Dafür brau­chen wir jede einzelne Stimme! Gehen Sie dafür einfach auf https://www.wbs-gruppe.de/herzensprojekte/#c1162, geben Sie in die Suche “BOS” ein und stimmen für uns ab — Bestä­ti­gungs­mail bitte nicht vergessen. Jetzt schnell weiter­sagen an alle Orang-Utan-Freunde und noch bis zum 16.11. um 12 Uhr für uns voten!

Vier Neuan­kömm­linge – vier Mal Hoff­nung auf ein Leben in Freiheit

Vier Neuan­kömm­linge – vier Mal Hoff­nung auf ein Leben in Freiheit

Dieser Moment, wenn in unserem Rettungs­zen­trum das Telefon klin­gelt und wir einen Hinweis auf einen Orang-Utan bekommen, der Hilfe braucht – er ist jedes Mal wieder emotional und jagt unseren Adre­na­lin­spiegel in die Höhe. Natür­lich ist unser Team einge­spielt und weiß genau, was zu tun ist. Übli­cher­weise besteht die Rettungs­mann­schaft aus einem Tier­arzt, einem Baby­sitter, einem Mitar­beiter der örtli­chen Natur­schutz­be­hörde und jemandem aus unserem Kommu­ni­ka­ti­ons­team. Doch ganz gleich wie oft wir schon losge­fahren sind, um einen verletzt aufge­fun­denen oder illegal als Haus­tier gehal­tenen Orang-Utan zu retten: Die Aufre­gung bleibt, denn wir wissen nie genau, was uns vor Ort erwartet.

Wir wissen nur eines sicher: Das ist es, wofür wir bei BOS kämpfen

Mit jedem geret­teten Orang-Utan haben wir eine weitere Chance, ein Tier zu reha­bi­li­tieren, in ein Leben in Frei­heit zu entlassen und damit die Art vor dem Verschwinden zu bewahren. In den letzten Wochen haben wir gleich vier solcher Chancen bekommen: Unser Team ist vier Mal zur Hilfe gerufen worden. Wie sich die Rettungs­ak­tionen unter­scheiden, möchten wir euch hier erzählen. Und euch natür­lich unsere vier Neuzu­gänge vorstellen.

Baimah: über­ge­wichtig und in Babykleidung

Den Hinweis auf Baimah haben wir von der Polizei erhalten, die das etwa zwei Jahre alte Orang-Utan-Mädchen in Baby­klei­dung bei einem Ehepaar entdeckte. Bestimmt haben die beiden es gut gemeint, als sie Baimah regel­mäßig gebadet, mit Milch, Obst und Reis gefüt­tert und wie ein Menschen­baby behan­delt haben. Als unser Team Baimah abholen wollte, fiel es dem Ehepaar sehr schwer, sich von der Kleinen zu trennen, die sie 18 Monate lang bei sich hatten.
Aber natür­lich ist es nicht nur illegal, was sie getan haben, es hat Baimah auch geschadet: Mit 15 kg ist die Zwei­jäh­rige so über­ge­wichtig, dass sie Schwie­rig­keiten hat durch die Nase zu atmen. Außerdem war sie verängs­tigt und klam­merte sich an einem Pfosten fest, als unsere Baby­sit­terin und unser Tier­arzt sich ihr vorsichtig näherten. Nicht einmal Milch wollte sie von uns annehmen. Es stellte sich später heraus, dass sie nur Milch mit Erdbeer­ge­schmack mag.

Orang-Utan Baimah
Orang-Utan Baimah


Baimah ist inzwi­schen gut in unserem Rettungs­zen­trum ange­kommen, sie ist nicht mehr so ängst­lich und gewöhnt sich an die neue Umge­bung. Es geht ihr gesund­heit­lich gut, aller­dings werden wir in den nächsten Wochen damit beschäf­tigt sein, ihre Ernäh­rung wieder auf eine artge­rechte Dschungel-Kost umzu­stellen und ihr Gewicht zu redu­zieren. Sobald sie die Quaran­täne hinter sich hat, darf sie auch mit den anderen Orang-Utan-Kindern spielen. Wir freuen uns schon darauf, sie dabei begleiten und beob­achten zu dürfen.

Segi: ohne Mutter aufgefunden

Es ist eine Geschichte, die wir bei Rettungen immer wieder erzählt bekommen: dass das Orang-Utan-Baby mutter­see­len­al­leine in einem Feld oder am Wald­rand gefunden worden sei. Fakt ist, dass Orang-Utan-Mütter ihren Nach­wuchs niemals frei­willig alleine lassen. Bis zu acht Jahre lang sind Mutter und Kind unzer­trenn­lich. In dieser unglaub­lich wich­tigen Zeit lernt das Kleine alles, was es für sein Leben im Regen­wald wissen und können muss. Dass Segi also von Feld­ar­bei­tern ganz alleine entdeckt wurde, kann nur einen Grund haben: Ihrer Mutter ist etwas zuge­stoßen. Glück­li­cher­weise ging es dem 18 Monate alten Orang-Utan-Mädchen gut, als unser Team eintraf, sie hatte nur leichte Schürf­wunden auf dem Kopf, Rücken und an der linken Hand. Und glück­li­cher­weise wurden wir direkt, nachdem sie gefunden wurde, zur Hilfe gerufen.

Orang-Utan-Segi
Orang-Utan Segi


Segi hat die Quaran­täne bereits hinter sich und sich gut in unserem Wald­kin­der­garten einge­lebt. Sie ist ein cleveres kleines Mädchen, unglaub­lich geschickt im Klet­tern und bereits sehr unab­hängig für ihr Alter. Trotzdem spielt sie auch gerne mit Gleich­alt­rigen, am liebsten mit Kinan, Avo und Kala­naman. Und sie genießt die Aufmerk­sam­keit ihrer Ersatz-Mamas.

Rabia: zwei Jahre in einem Käfig

Schick­sale wie die von Rabia bestä­tigen uns darin, dass nicht nur unsere Rettungs­mis­sionen wichtig sind, sondern auch unsere Arbeit mit den Commu­ni­ties, zu der auch Bildung und Aufklä­rung rund um den Arten­schutz gehören. Nur so können wir hoffent­lich in Zukunft verhin­dern, dass wir ein Lebe­wesen des Waldes, das sich norma­ler­weise täglich unzäh­lige Kilo­meter durch die Baum­wipfel bewegt, alleine oder an seine Mama geku­schelt, das klet­tert, hangelt und auch Mal Purzel­bäume schlägt, aus einem Käfig befreien müssen. Rabias Rettungs­mis­sion gehört zu jenen, die sich ganz beson­ders in die Erin­ne­rung unseres Teams einbrennen: Zwei­ein­halb Jahre ist der Orang-Utan-Junge zum Zeit­punkt seiner Rettung alt und zwei seiner Lebens­jahre hat er in einem kleinen Käfig verbringen müssen. Als Rabia sein Gefängnis verlassen darf, kann er kaum auf eigenen Beinen stehen. Die Muskeln an seinem ganzen Körper sind unter­ent­wi­ckelt. Abge­sehen davon ist er jedoch körper­lich gesund und auch sein Haar ist dicht und sauber.

Orang-Utan Rabia
Orang-Utan Rabia


Brav lässt sich Rabia von unserer Tier­ärztin unter­su­chen und von unserem Baby­sitter auf den Arm nehmen und ins Rettungs­zen­trum bringen. Er ist ganz offen­sicht­lich an Menschen gewöhnt – an den Umgang mit Artge­nossen hingegen gar nicht. Inzwi­schen ist er bereits seit einigen Wochen in unserer Wald­schule und hat erstaun­liche Fort­schritte gemacht. Zu unserer großen Freude übt er fleißig das Klet­tern und freundet sich langsam mit den anderen Orang-Utan-Kindern an. Nur an der Essens­um­stel­lung müssen wir noch arbeiten, denn Reis und Kondens­milch mit Scho­ko­ge­schmack bekommt er bei uns natür­lich nicht mehr. Gerne futtert Rabia frisches Obst, das ihm seine Ersatz-Mamas anbieten, und hat sich auch schon an junge Pflan­zen­sprosse heran gewagt.

Spanser: anhäng­lich und schüchtern

Zwei Monate lang hat ein Mann den zwei­jäh­rigen Orang-Utan-Jungen bei sich behalten, nachdem er ihn seinen eigenen Angaben zufolge hinter seinem Haus im Wald gefunden hatte. In dieser Zeit wurde Spanser mit zuck­riger Kondens­milch, Baby­nah­rung und Bananen gefüt­tert und brachte prop­pere 6,8 kg auf die Waage, als unser Rettungs­team ihn befreite. Abge­sehen davon war er glück­li­cher­weise gesund und hatte lange, gepflegte Haare ohne jegliche Abschürfungen.

Baby-Orang-Utan Spanser
Orang-Utan Spanser


Auch Spanser hat die Quaran­täne bereits hinter sich und besucht die Wald­schule in Nyaru Menteng. Er tut sich noch ein wenig schwer im Umgang mit den anderen Orang-Utan-Kindern, die dem eher schüch­ternen Jungen gerne Mal das leckerste Obst vor der Nase wegschnappen. Unsere Baby­sitter halten sich aus diesen Kabbe­leien heraus, denn nur wenn Spanser lernt, für sich selbst zu sorgen und sich auch gegen andere durch­zu­setzen, wird er später alleine im Dschungel zurecht kommen. Und tatsäch­lich spielt der Kleine inzwi­schen ab und zu mit Alex und Jeni, wagt sich weiter von seinen Ersatz-Mamas weg und bewegt sich zuneh­mend mutig in der Waldschule.

Unser Team ist sich sicher: Alle vier Orang-Utan-Kinder haben gute Chancen auf ein Leben in Frei­heit. Sie haben bereits nach kurzer Zeit wich­tige Fähig­keiten in unserer Wald­schule gelernt und entwi­ckeln sich prächtig. In unseren Rettungs­zen­tren, in der Commu­nity-Arbeit und durch die Auffors­tung von Wald­ge­bieten arbeiten wir uner­müd­lich daran, dass Spanser, Rabia, Segi und Baimah eines Tages das Leben in den Regen­wäl­dern von Borneo führen können, für das sie geboren wurden.

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