Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Sorgen­kind Dilla…

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Sorgen­kind Dilla…

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Am Schicksal von Mutter Dilla und Tochter Delilah zeigt sich die ganze tragi­sche Band­breite unserer Arbeit. Es sind Geschichten wie diese, die deut­lich machen, welch fatale Folgen die Jagd auf Orang-Utans, ihre Gefan­gen­schaft und die Zerstö­rung ihres Lebens­raums haben. 

Über vier Jahre lang musste Dilla als kleines Orang-Utan-Baby in privater Gefan­gen­schaft durch­halten, bevor wir zu ihrer Rettung gerufen wurden. Das ist eine über­durch­schnitt­lich lange Zeit, im Vergleich zu vielen anderen unserer Schütz­linge. So war das Mädchen fast schon fünf Jahre alt, als sie endlich erlöst werden und zu uns in Sicher­heit gebracht werden konnte.

Doch die jahre­lange Gefan­gen­schaft hatte bereits Schlimmes ange­richtet. Durch die mangel­hafte, nicht artge­rechte Ernäh­rung war sie an Grauem Star erkrankt und auf einem Auge erblindet. Noch schwer­wie­gender schien jedoch ihre Psyche verletzt. Zwar zeigte Dilla im Wald­schul­un­ter­richt Neugier und Freude, doch immer wieder fiel auf, dass sie nach Lern­erfolgen Rück­schritte machte. Sie konnte sich die Lektionen einfach nicht so richtig merken – Lektionen, die doch so wichtig für ihr Über­leben im Regen­wald sein würden.

Als Folge der schlechten Haltung in der Gefangenschaft ist Dilla auf einem Auge erblindet
Als Folge der schlechten Haltung in der Gefan­gen­schaft ist Dilla auf einem Auge erblindet

Dann wurde Dilla schwanger. Die Neuig­keit war für uns beglü­ckend und besorg­nis­er­re­gend zugleich. Zum einen ist jedes Orang-Utan-Baby ein Hoff­nungs­träger – auch wenn es nicht in Frei­heit geboren wird. Unser großer Wunsch war, dass auch dieser kleine Schütz­ling eines Tages mit seiner Mutter nach Hause in den Regen­wald zurück­kehren und die wild­le­bende Popu­la­tion stärken könnte. 

Zum anderen berei­tete uns jedoch Dillas Labi­lität und ihr junges Alter große Sorgen. Würde sie in der Lage sein, sich gut um ihr Kind zu kümmern?  Als der Geburts­termin immer näher rückte, harrten wir rund um die Uhr an ihrer Seite aus, bis es soweit war: In tiefer Nacht und unter großen Kompli­ka­tionen erblickte ein winzig kleines, gesundes Baby das Licht dieser Welt. Delilah war geboren. Doch Dilla kam nicht zurecht. Sie schien voll­kommen über­for­dert. Sie schaffte es nicht, die Kleine anzu­nehmen. Sie ließ ihr Baby nicht an der Brust saugen und verwehrte dem winzigen Mädchen die Mutter­milch, die es so drin­gend brauchte.

Dilla schafft es nicht, ihr Kind anzunehmen
Dilla schafft es nicht, ihr Kind anzunehmen

Wir waren am Boden zerstört, gaben aber nicht auf. Noch immer wird uns das Herz schwer, wenn wir daran zurück­denken, wie Delilah nach ihrer Mama schrie. Unsere Baby­sitter kümmerten sich aufop­fe­rungs­voll – gaben ihr die Gebor­gen­heit und Liebe, die ihr die eigene Mutter nicht geben konnte. Und wir gaben nicht auf. Gleich­zeitig versuchten wir mehr­mals Dilla und Delilah zusam­men­zu­führen. Wir gaben alles, um Dillas Mutter­in­stinkte zu wecken. Doch es wollte einfach nicht gelingen. Schlimmer noch: Die junge Mama wurde sogar gewalt­tätig, so dass es gefähr­lich für ihre so verletz­liche Tochter wurde. Wir mussten eine schwere Entschei­dung treffen: Delilah wurde das jüngste Waisen­kind unserer Geschichte. 

Nachdem wir die Hoff­nung, Mutter und Baby zusammen zu bringen, aufgeben mussten, nahm Dilla ihre Ausbil­dung zum wilden Orang-Utan wieder auf. Sie besuchte weiter die Wald­schule und erhielt später sogar die Möglich­keit, sich auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel für die Frei­heit zu beweisen. Doch auch hier schien Dilla über­for­dert. Zwar erwies sie sich als gute Klet­terin, doch gerade die Futter­suche berei­tete uns große Sorgen. Denn das Weib­chen versuchte erst gar nicht, selbst Nahrung zu finden. Sie verließ sich einzig und allein auf die ergän­zenden Fütterungen. 

Erschwe­rend kam hinzu, dass Dilla auch nicht sehr durch­set­zungs­fähig war. Die Konkur­renz auf den Fütte­rungs­platt­formen hingegen war natür­lich groß. Das Weib­chen schaffte es nicht, sich zu behaupten und verlor in Folge sehr schnell sehr viel an Gewicht. Als ihr Gesund­heits­zu­stand immer bedroh­li­cher wurde, mussten wir Dilla wieder zurück ins Schutz­zen­trum bringen. 

Auch auf der Vorauswilderungsinsel ist Dilla gescheitert
Auch auf der Voraus­wil­de­rungs­insel ist Dilla gescheitert

Hier konnte sie sich erst einmal erholen und wieder zu Kräften kommen. Doch für uns war klar: Dilla war nicht in der Lage selbst­ständig in Frei­heit leben zu können und würde es mit großer Wahr­schein­lich­keit auch niemals sein. So trafen wir die Entschei­dung, Dilla nicht auszu­wil­dern, sondern ihr Anfang 2021 ein neues Zuhause auf einer unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans zu schenken. 

Im Februar zog Dilla auf eine unserer Schutzinseln für nicht auswilderbare Orang-Utans
Im Februar 2021 zog Dilla auf eine unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans

Manche Orang-Utans über­stehen die langen Qualen, ehe wir sie retten, ohne inner­lich kaputt zu gehen. Andere Orang-Utans zerbre­chen. Dilla wurde unwie­der­bring­lich gebro­chen. Sie hat es nicht geschafft, sich von dem schweren Trauma ihrer Gefan­gen­schaft zu erholen – auch wenn wir alles gegeben haben. Umso glück­li­cher sind wir nun, dass sie sich auf einer Schutz­insel dauer­haft durchs Geäst hangeln und das Gras unter ihren Füßen spüren kann. Hier lässt sie sich den lieben langen Tag, im wahrsten Sinne des Wortes, die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Und wir können weiter ein Auge auf sie haben, für sie sorgen und sicher­stellen, dass es ihr an nichts fehlt.

Auf der Schutzinsel genießt Dilla ihre kleine Freiheit
Auf der Schutz­insel genießt Dilla ihre kleine Freiheit

Und wer weiß, viel­leicht ist es genau das, was Dilla braucht: Mehr Zeit und weniger Konkur­renz. Wir geben keinen Orang-Utan jemals auf und so hegen wir auch bei diesem Weib­chen die Hoff­nung. Hoff­nung, dass sie sich doch noch weiter­ent­wi­ckelt. Hoff­nung, dass sie ihr Trauma über­windet und lernt, ein freier und unab­hän­giger Orang-Utan zu werden. Und wenn es soweit ist, dann sind wir bereit, um sie nach Hause zurückzubringen.

Und Delilah? Sie ist inzwi­schen sechs Jahre alt und eine aufge­weckte kleine Wald­schü­lerin. Vor allem ist sie eine echte Klettermeisterin! 

Tochter Delilah ist jetzt Waldschülerin
Tochter Delilah ist jetzt Waldschülerin

Als aktiver, jugend­li­cher Orang-Utan macht Delilah auch gerne mal Unfug. Zum Beispiel wenn sie mit dem Essen spielt. Dann wirft sie die Früchte, die ihr ange­boten werden, so lange herum, bis sie eine Frucht bekommt, die ihr besser schmeckt. Das Ergebnis ist, dass wir oft viel verstreutes Futter auf dem Wald­boden unter ihr sehen. Sehr beliebt bei den Wald­schü­lern ist die Rolle des schlei­chenden Diebes. Auch Delilah beherrscht sie sehr gut. Dabei schleicht sie sich vorsichtig an die Futter­körbe heran, um ihre Lieb­lings­früchte Bananen oder Wasser­me­lonen zu klauen, die sie dann mit großem Genuss verspeist.

In jedem Fall ist Delilah nichts von ihrem schweren Start ins Leben anzu­merken. Sie wurde von Anfang an mit der Liebe und Fürsorge unserer Baby­sitter über­schüttet und kennt nichts anderes als das Leben im Schutz­zen­trum. Für Delilah ist das Leben auf der Rettungs­sta­tion normal. Doch eines Tages – und da sind wir uns absolut sicher – wird sie das Leben führen können, das ihrer Mutter in so früher Kind­heit genommen wurde. Eines Tages wird sie in ihre wahre Heimat, den Regen­wald, zurückkehren. 

In den Bäumen fühlt sich Delilah sicher und zuhause
In den Bäumen fühlt sich Delilah sicher und zuhause

 

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!

Orang-Utan-Senior Papa

Orang-Utan-Senior Papa

Fast 30 Jahre lebt Papa inzwi­schen in unserer Obhut. Am 1. September 1994 kam er im Alter von fünf Jahren aus Taiwan in unser Rettungs­zen­trum Samboja Lestari in Ost-Kali­mantan. Leider gehört er zu den Tieren, die aufgrund einer Infek­tion mit Hepa­titis B nie für die Reha­bi­li­ta­tion und damit auch nie für eine Auswil­de­rung in Frage kamen. Doch seit sieben Jahren darf er seinen Ruhe­stand auf einer unserer Inseln genießen.

Papa mag es gemüt­lich. Seinen schweren, massigen Körper hält er lieber am Boden, als dass er ihn hoch in die Bäume wuchtet. Er ruht gern und viel, sitzt entspannt am Ufer von Insel #4 und beob­achtet die Umge­bung. Seine beiden Mitbe­woh­ne­rinnen Citra und Vera lässt er in Frieden. Und auch männ­liche Macht­spiele wie Droh­ge­bärden, Patrouillen über die Insel oder Longcall-Rufe gibt es von ihm nicht. Einzig, wenn das Boot mit der tägli­chen Futter­lie­fe­rung naht, kommt Bewe­gung in den impo­santen Wald­men­schen. Dann macht er sich recht zügig auf den Weg, nimmt seine Ration an Lecke­reien entgegen, um dann zufrieden wieder abzu­ziehen. Papa ist ein durch und durch gechillter Orang-Utan-Rentner.

Orang-Utan Big Male Papa und Orang-Utan Weibchen
Die Ruhe selbst: Papa resi­diert am Ufer der Insel und lässt sich von nichts stören. Auch nicht von seiner Mitbewohnerin

Das entspannte Insel­leben hat Papa sich auch verdient. Als Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels verbrachte Papa seine ersten Lebens­jahre in Taiwan in Gefan­gen­schaft. Erst im Alter von fünf Jahren konnte er gerettet und nach Indo­ne­sien zurück­ge­bracht werden. Seither lebt er in Samboja Lestari. Aufgrund einer damals diagnos­ti­zierten Infek­tion mit Hepa­titis B musste er hier leider viele Jahre in Einzel­qua­ran­täne verbringen. Erst viele Jahre später stellte sich heraus, dass diese Infek­tion keine Gefahr für andere Orang-Utans darstellt, so dass wir Papa verge­sell­schaften konnten. Doch eines war klar: In den Regen­wald würden wir Papa nie auswil­dern können, denn er hatte die dafür notwen­digen Fähig­keiten nie erlernen können.

Eine Insel für Papa

Damit auch Orang-Utans wie Papa ein gutes Leben führen können, bemühen wir uns, für sie Dauer­plätze auf Inseln zu errichten. Hier können sie so frei wie möglich, auf – oder unter – Bäumen leben, das Gras unter den Füßen und Sonne und Regen auf der Haut spüren. Sie haben Raum, um sich zu bewegen, Kontakt zu Artge­nossen und anderen Tieren. Und doch leben sie unter unserer Fürsorge. Für Papa kam der Umzug 2017.

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Mehr Infor­ma­tionen
2017 begann Papas Inselleben

Auf Insel #4 führt Papa – übri­gens mit 35 Jahren nach Romeo der zweit­äl­teste Orang-Utan in Samboja Lestari – seither ein zufrie­denes, ausge­gli­chenes Leben.

Hoffent­lich noch gute Jahre vor sich

Unsere älteren, männ­li­chen Schütz­linge schlafen auf den Inseln gerne auf dem Boden, weil es dort oft kühler ist als in den Baum­kronen. So können sie sich am besten vor der Hitze schützen. Außerdem haben sie hier auch leichten Zugang zu Nahrungs­quellen, die auf dem Wald­boden zu finden sind, wie Ameisen, Termiten und andere krab­belnde Insekten.

Orang-Utan Big Male Papa
Auf den Inseln begegnen die Orang-Utans auch anderen Tieren wie Vögeln oder Hörnchen

In freier Wild­bahn können männ­liche Orang-Utans bis zu 40 Jahre alt werden. Dieses Alter können Tiere in Rettungs­zen­tren durchaus toppen, da sie immer genü­gend Nahrung bekommen, kaum Wett­be­werb aushalten müssen, vor Raub­tieren geschützt leben und immer hervor­ra­gend medi­zi­nisch versorgt werden. Papa hat also durchaus die Chance, noch einige gute Jahre vor sich zu haben. Lang lebe Papa!

Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, auch Orang-Utans wie Papa ein gutes Leben zu ermöglichen!

Männ­liche Orang-Utans wie Touris unterwegs

Männ­liche Orang-Utans wie Touris unterwegs

Man stelle sich vor, man ist ohne jegliche Sprach­kennt­nisse in einem fremden Land. Wie können wir uns vor Ort orien­tieren? Natür­lich nur mittels Beob­ach­tung und Nach­ah­mung der „Einhei­mi­schen“. Nicht viel anders machen es männ­liche Orang-Utans in ihnen fremden Gebieten.

Dank einer Lang­zeit­studie des Max-Planck-Insti­tuts für evolu­tio­näre Anthro­po­logie (MPI-EVA) und Verhal­tens­bio­logie (MPI-AB) und der Univer­sität Leipzig (UL) wissen wir jetzt, warum selbst der größte Orang-Utan-Einzel­gänger auf soziale Mindest­kon­takte ange­wiesen ist. Wie Touristen auf fremdem Boden müssen sie genau beob­achten, wie es vor Ort abläuft.

Es liegt an der Nahrung

Dabei stellten die Forsche­rinnen und Forscher in der 18 Jahre dauernden Studie an wilden Orang-Utans fest, dass die Antwort auf die Frage, welche Kräfte die soziale Über­tra­gung voran­treiben, in dem ökolo­gi­schen Habitat und der entspre­chenden Nahrungs­ver­füg­bar­keit eines Tieres zu finden ist. Sie unter­suchten, wie männ­liche Orang-Utans von anderen lernen und fanden heraus, dass Indi­vi­duen, die in Lebens­räumen mit reich­lich Nahrung aufwuchsen, eine höhere Neigung zum sozialen Lernen hatten.

Männlicher Orang-Utan im Regenwald
Männ­liche Orang-Utans durch­streifen große Areale

Männ­liche Orang-Utans, die in Habi­taten mit reich­lich Nahrung aufwuchsen, neigten dazu, mehr Zeit im engen Kontakt mit anderen zu verbringen und häufiger soziales Lernen zu prak­ti­zieren. Dies deutet darauf hin, dass die ökolo­gi­sche Ressour­cen­ver­füg­bar­keit eines Habi­tats das soziale Lernen eines Tieres modu­lieren kann.

Unter­schiede zwischen Sumatra- und Borneo-Orang-Utans

Die Studie verglich männ­liche Migranten aus Sumatra und Borneo und stellte fest, dass Sumatra-Orang-Utans, die in Habi­taten mit hohem Nahrungs­an­gebot leben, eine höhere Neigung zum sozialen Lernen hatten als ihre Artge­nossen aus Borneo. Dieser Unter­schied blieb bestehen, auch nachdem die Auswir­kungen der unter­schied­li­chen Nahrungs­ver­füg­bar­keiten berück­sich­tigt wurden.

Die Studie zeigt, dass die ökolo­gi­sche Nahrungs­ver­füg­bar­keit die Möglich­keiten des sozialen Lernens beein­flusst und damit die Wahr­schein­lich­keit, dass neue Verhal­tens­weisen kultu­rell werden. Die Ergeb­nisse weisen darauf hin, dass die ökolo­gi­sche Ressour­cen­ver­füg­bar­keit einen tiefen evolu­tio­nären Ursprung hat und sich auf die Neigung zum sozialen Lernen inner­halb der Abstam­mungs­linie der Homi­niden auswirken kann.

Quelle:
Oran­gutan males make increased use of social lear­ning oppor­tu­ni­ties, when resource avai­la­bi­lity is high | Julia Mörchen et al. | iScience

Für Ersatz­mama Sri lässt Bumi sogar den Unfug sein

Für Ersatz­mama Sri lässt Bumi sogar den Unfug sein

Als zwei Wochen alter Säug­ling kam Bumi im Juni 2016 zu BOS. Damals war es Baby­sit­terin Sri die sich in den ersten Jahren intensiv um den Orang-Utan-Waisen geküm­mert hat. Sie wurde seine Ersatz­mutter. Und auch wenn das Band zwischen den beiden mitt­ler­weile lange nicht mehr so eng ist – wenn Sri in Bumis Nähe auftaucht, ist für den Orang-Utan-Jungen alles andere zweitrangig.

Bumi ist sicher­lich einer der klügsten und neugie­rigsten Schüler der Wald­schule. Was sich unter anderem darin zeigt, dass er sich keine Gele­gen­heit entgehen lässt, Unfug anzu­stellen. Auch ist er inzwi­schen sehr selbst­ständig geworden und sucht nur noch selten die Gesell­schaft der Baby­sit­te­rinnen auf dem Wald­boden. Viel lieber turnt er durch die Bäume. Gerne auch außer­halb des Wald­schul­areals. Am liebsten schleicht er sich still und heim­lich in Rich­tung Spiel­platz davon, um ganz allein und unge­stört dort herum­zu­toben – während seine Kame­raden in der Wald­schule sind.

Waldschüler Bumi
Was heckt Bumi nun wohl wieder aus

So auch neulich. Doch dann ließ er plötz­lich von seinem Vorhaben ab und kehrte ganz frei­willig zur Gruppe auf dem Wald­boden zurück. Denn er sah, dass seine Ersatz­mutter Sri auf einen Besuch vorbeikam. Sri ist inzwi­schen Koor­di­na­torin der Baby­sit­te­rinnen von Nyaru Menteng und nur noch selten zu Gast in Bumis Waldschulgruppe.

Bumi flitze direkt zu Sri, um sich ein paar Strei­chel­ein­heiten abzu­holen und sie zum Spielen aufzufordern.

Ein enges Band

Als kleiner Orang-Utan-Junge hing Bumi sehr an seiner mensch­li­chen Ersatz­mutter Sri. War sie nicht in seiner Nähe oder schenkte sie womög­lich einem anderen Orang-Utan-Kind ihre Aufmerk­sam­keit, dann regte er sich schnell auf. Da sind Orang-Utan-Klein­kinder ihren mensch­li­chen Verwandten sehr ähnlich. Je jünger sie sind, umso enger ist das Band zu ihren Müttern. Und umso größer das Bedürfnis nach Nähe, Sicher­heit und Trost.

Und wie Menschen haben auch Menschen­affen eine lange Kind­heit – sechs bis acht Jahre sind es bei Orang-Utans – in der sie in hohem Maße von ihren Müttern bzw. ihren Fami­lien abhängig sind, die sie beschützen, ernähren und erziehen. Um geret­teten, verwaisten Orang-Utans die beste Über­le­bens­chance zu geben, folgt unser Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm den natür­li­chen Entwick­lungs­sta­dien, die ein junger Orang-Utan mit seiner Mutter in freier Wild­bahn durch­laufen würde. Verwaiste Orang-Utans können erst dann für eine Auswil­de­rung in Betracht gezogen werden, wenn sie alle Fähig­keiten erlernt haben, die für ein eigen­stän­diges Über­leben notwendig sind.

Waldschüler Bumi
Bumi ist auf dem Weg, erwachsen zu werden

Während der Entwöh­nung nehmen junge verwaiste Orang-Utans im Alter von vier bis sieben Jahren einen typi­schen Orang-Utan-Lebens­stil an: Sie inter­agieren weniger mit ihren mensch­li­chen Ersatz­müt­tern und Gleich­alt­rigen und verbringen die meiste Zeit hoch oben in den Baum­kronen der Wald­schule. Hier suchen sie nach Nahrung und ruhen sich in ihren selbst­ge­bauten Nestern aus.

Waldschüler Bumi
In den Baum­wip­feln fühlt Bumi sich wohl

Auch Orang-Utan-Babys, die in freier Wild­bahn geboren wurden, treffen, wenn sie selbst­ständig geworden sind, gele­gent­lich auf ihre Mütter. Und auch sie verbringen dann gern etwas Zeit mit ihnen – genau so, wie es Bumi in der Wald­schule mit Sri getan hat.

Leider weilte Sri an diesem Tag nur kurz in Bumis Gruppe, da sie noch zu einer anderen Wald­schul­gruppe musste. Nachdem Sri aufge­bro­chen war, fiel Bumi auch gleich ein, dass er eigent­lich vorhatte, zum Spiel­platz auszu­büxen. Sofort flitze er los. Doch zu seinem Pech wurde er von einem Mitar­beiter abge­fangen. Ehe es ihm aber gelang, Bumi zu schnappen, um ihn direkt in den Schlaf­kom­plex zu bringen, machte Bumi fix kehrt und hangelte zurück zur Wald­schule. Wie frech – und clever – von ihm!

Mit einer Paten­schaft unter­stützen und begleiten Sie unsere Waisen durch die Waldschule!

BOS und Werner & Mertz zu Gast beim Bundespräsidenten

BOS und Werner & Mertz zu Gast beim Bundespräsidenten

Am 4. und 5. Juni 2024 fand im Park von Schloss Bellevue die Woche der Umwelt statt. Gemeinsam mit dem Mainzer Fami­li­en­un­ter­nehmen Werner & Mertz (Frosch) durften wir dort unsere gemein­same Koope­ra­tion bei der nach­hal­tigen Rena­tu­rie­rung des Torf­moors von Mawas vorstellen.

Zur Woche der Umwelt hatten Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­meier und die Deut­sche Bundes­stif­tung Umwelt (DBU) einge­laden. Rund 190 Aussteller aus Politik, Wirt­schaft, Forschung, Technik und Zivil­ge­sell­schaft wurden in einem Bewer­bungs­ver­fahren ausge­wählt, um auf der zwei­tä­gigen Veran­stal­tung Inno­va­tionen aus den Berei­chen Umwelt‑, Klima‑, Ressourcen- und Arten­schutz zu präsen­tieren. BOS Deutsch­land und Werner & Mertz wurden ausge­wählt, hier einem inter­es­sierten Publikum unser Rena­tu­rie­rungs- und Auffors­tungs­pro­jekt im Torf­moor­ge­biet Mawas vorzustellen.

Gemeinsam mit Werner & Mertz und weiteren Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stüt­zern beheben wir im Torf­moor von Mawas (Zentral-Kali­mantan) menschen­ge­machte Schäden und stellen Lebens­raum wieder her – als Heimat für viele bedrohte Tier­arten und die lokale Bevöl­ke­rung in den angren­zenden Dörfern. Aber auch als Beitrag zum Schutz unseres Welt­klimas und für eine lebens­werte Zukunft. Wenn die Böden unserer Auffors­tungs­ge­biete wieder ausrei­chend bewäs­sert sind, bepflanzen wir sie mit heimi­schen, an den Standort ange­passten Baumarten.

Inno­va­tive Aufforstungsmethode

Große Teile des einma­ligen Biotops Mawas wurden in den 1990er Jahren für ein geschei­tertes Regie­rungs­pro­jekt abge­holzt und das Torf­moor mit tausenden Kilo­me­tern Entwäs­se­rungs­ka­nälen trocken­ge­legt. Das zerstörte Gebiet umfasst 70.000 Hektar brand­ge­fähr­dete Fläche, die perma­nent Treib­haus­gase emit­tiert. Unsere leiden­schaft­liche Mission ist es, hier wieder einen grünen Regen­wald erblühen zu lassen.

BOS und Werner & Mertz Stand Woche der Umwelt
Viele Besu­che­rinnen und Besu­cher inter­es­sierten sich für unser Projekt

Bei der Woche der Umwelt infor­mierten wir unsere Besu­che­rinnen und Besu­cher auch über die unter­stützte natür­liche Rege­ne­ra­tion – eine Auffors­tungs­me­thode die wir, kombi­niert mit anderen Methoden, in Mawas anwenden. Dabei werden natür­lich gewach­sene Bäume durch Pflege gesi­chert und zusätz­lich Setz­linge von geeig­neten Baum­arten gepflanzt werden. Der Ansatz basiert auf einer natür­li­chen Samen­ver­brei­tung und setzt die Nähe von intakten Wäldern voraus.

Insge­samt besuchten rund 12.000 Gäste die Inno­va­ti­ons­schau. Mit vielen konnten wir an unserem Stand inspi­rie­rende Gespräche führen, uns vernetzen und so mit neuen Ideen zuver­sicht­lich ans Werk gehen. Denn Orang-Utan-Schutz ist Regen­wald­schutz ist Klimaschutz.

Möchten auch Sie unsere Auffors­tungen im Torf­moor von Mawas unter­stützen? Dann schauen Sie doch mal auf unserer Projekt­seite Lebens­wald vorbei.

Borneo-Lang­schwanz­agame: Ein geschickter Tarnkünstler

Borneo-Lang­schwanz­agame: Ein geschickter Tarnkünstler

Meist ist sie leuch­tend grün. Bei Gefahr – oder wenn sie einen poten­ti­ellen Partner umwirbt – kann sie ihre Haut­farbe jedoch in ein dunkles Braun verwan­deln: Die Borneo-Lang­schwanz­agame (Bron­cho­cela cristatella) beherrscht die Kunst, perfekt mit ihrem Lebens­raum zu verschmelzen. Doch unsere Ranger in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen (Ost-Kali­mantan) haben sie dennoch aufgespürt.

Sie gehört zur Familie der Agamen (Agamidae) und ist in Südost­asien behei­matet. Man findet die Borneo-Lang­schwanz­agame – wie der Name schon vermuten lässt – auf Borneo in Indo­ne­sien und Malaysia. Außerdem in Singapur, auf den Phil­ip­pinen, im südli­chen Thai­land, Myanmar und auf den Niko­baren. Die Welt­na­tur­schutz­union (IUCN) stuft diese Echse als „wenig gefährdet“ (least concern) ein. Diese Einstu­fung könnte jedoch darauf zurück­zu­führen sein, dass keine ausrei­chenden Daten vorliegen.

Denn die Borneo-Lang­schwanz­agame ist im Anhang II des Über­ein­kom­mens über den inter­na­tio­nalen Handel mit gefähr­deten Arten frei­le­bender Tiere und Pflanzen (CITES) aufge­führt. Das wider­spricht der Einstu­fung der IUCN und deutet darauf hin, dass sie nicht in großen Mengen gehan­delt werden sollte, um einen Rück­gang der Wild­po­pu­la­tion zu verhin­dern. Denn leider wird diese Art immer noch häufig auf dem prospe­rie­renden Wild­tier­markt gehan­delt und von Exoten-Samm­lern auf der ganzen Welt gehalten.

Borneo-Langschwanzagame im Regenwald
Die hübsche Echse ist bei Exoten-Samm­lern leider begehrt

Die im Engli­schen Green Crested Lizard genannte Art bewohnt Primär- und Sekun­där­wälder und Gebiete in der Nähe mensch­li­cher Sied­lungen. Sie ist tagaktiv, bevor­zugt helle und warme Stand­orte und kann sich mit großer Schnel­lig­keit durchs Geäst bewegen. Auf dem Spei­se­plan der Borneo-Lang­schwanz­agame stehen verschie­dene Insek­ten­arten, was sie zu einem natür­li­chen Räuber von Pflan­zen­schäd­lingen in freier Wild­bahn macht.

Borneo-Langschwanzagame im Regenwald
Am Tag macht sich Bron­cho­cela cristatella auf die Jagd nach Insekten

Die Agame ist hell­grün mit einem leichten Blau­stich auf dem Körper. Die Männ­chen haben im Vergleich zu den Weib­chen einen ausge­präg­teren Kamm am Hals. 13 Zenti­meter lang ist ihr Körper. Bis zur Schwanz­spitze misst sie aller­dings 57 Zenti­meter. Ihre Fähig­keit zur Tarnung hilft der Borneo-Lang­schwanz­agame, mit dem dichten Laub der Bäume und Äste zu verschmelzen, und bietet ihnen Schutz vor natür­li­chen Fress­feinden wie Schlangen und Adlern.

Mit Ihrer Spende unter­stützen Sie die gefähr­dete Arten­viel­falt Borneos.