Die Salat-Inseln – Uni und Senio­ren­heim für Orang-Utans

Die Salat-Inseln – Uni und Senio­ren­heim für Orang-Utans

BOS setzt sich uner­müd­lich für den Schutz des vom Aussterben bedrohten Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus) und seines natür­li­chen Lebens­raums ein. Dazu gehört die Rettung von in Not gera­tenen Orang-Utans, ihre Reha­bi­li­ta­tion und schließ­lich die Auswil­de­rung. All das nimmt viel Zeit in Anspruch, denn die geret­teten Orang-Utans müssen bei BOS alle Fähig­keiten für ein eigen­stän­diges Über­leben in der Wildnis lernen, die ihre zumeist getö­teten oder verstor­benen Mütter ihnen nicht mehr beibringen können. Die Reha­bi­li­ta­tion der Orang-Utans verläuft über mehrere Etappen: nach dem Wald­kin­der­garten gehen sie zunächst mehrere Jahre in die Wald­schule. Wer die erfolg­reich abschließt, darf auf eine der BOS-Voraus­wil­de­rungs­in­seln umziehen – also die Wald­uni­ver­sität besuchen.

Orang-Utan wird auf Vorauswilderungsinsel aus der Transportbox entlassen
Jetzt beginnt das Studium auf der Salat-Walduniversität 

Erst wenn die Orang-Utans sich auch hier beweisen konnten, erwartet sie die große Frei­heit und es geht zurück in den Urwald.

Die Salat-Wald­uni­ver­sität

Viele der Orang-Utans, die die Wald­schule des Rettungs­zen­trums Nyaru Menteng absol­viert haben, setzen ihre Ausbil­dung auf der Salat-Insel­gruppe in Pulang Pisau (Zentral-Kali­mantan) fort, die BOS seit 2015 verwaltet. Die bewal­dete Insel­gruppe ist ein Natur­schutz­ge­biet und umfasst über 2.000 Hektar. Badak Besar und Badak Kecil sind die beiden Hauptinseln.

Luftaufnahme der Salat-Inselgruppe
Ein Teil der 2.000 Hektar großen Salat-Insel­gruppe von oben

Einen Groß­teil der Insel­gruppe nutzt BOS als Wald­uni­ver­sität, also für die Ausbil­dungs­phase der Voraus­wil­de­rung. Hier müssen die Orang-Utans ihre in der Wald­schule erlernten Über­le­bens­fä­hig­keiten unter Beweis stellen.

Eine lange Ausbildung

Der Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess dauert bei Orang-Utans im Durch­schnitt über sieben Jahre, begin­nend mit dem Zeit­punkt ihrer Rettung. Ein langer Zeit­raum, aber Orang-Utans sind mit acht Jahren auch die Tierart, bei der die Kinder am längsten bei ihren Müttern leben und lernen.
Für die Ausbil­dungs­phase der Voraus­wil­de­rung ist ein weit­läu­figes Gelände erfor­der­lich, das gleich­zeitig geschützt und gut über­wacht werden kann und über reich­lich natür­liche Nahrungs­quellen verfügt. Zwar wird auf den Voraus­wil­de­rungs­in­seln auch zuge­füt­tert, da je nach Jahres­zeit meist nicht genü­gend Futter für alle Insel­be­wohner vorhanden ist. Aber haupt­säch­lich sollen die Wald­stu­denten ihre Zeit auf den Inseln so verbringen, wie sie es auch im Regen­wald täten: Mit der Suche nach geeig­neter Nahrung.

Orang-Utan holt Obst und Gemüse auf der Fütterungsplattform einer Vorauswilderungsinsel
Das Obst- und Gemü­se­buffet auf den Fütte­rungs­platt­formen wird gern besucht

Die Salat-Insel­gruppe hat Platz für bis zu 200 Orang-Utans, was eine gute Nach­richt für die mehr als 100 Orang-Utans im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng ist, die auf ihren nächsten Schritt in Rich­tung Frei­heit warten.

Eine Senio­ren­re­si­denz für Orang-Utans

Neben der Wald­uni­ver­sität gibt es auf der Salat-Insel­gruppe auch Platz für unsere Sorgen­kinder: Orang-Utans, die aufgrund von Verlet­zungen, erlit­tenen Trau­mata, zu langer Gefan­gen­schaft, Krank­heiten oder körper­li­chen Behin­de­rungen nicht in die freie Wild­bahn ausge­wil­dert werden können.

Orang-Utan Dilla im Regenwald auf Salat Island. Sie kann nicht ausgewildert werden
Dilla gehört zu den Bewoh­nern der Senio­ren­re­si­denz von Salat Island

Auch diese Orang-Utans erhalten die Chance, auf den geschützten Salat-Inseln zu leben – im Wald, in größt­mög­li­cher Frei­heit, aber über­wacht und mit der Möglich­keit einzu­greifen, wenn Hilfe notwendig sein sollte. Auf diese Weise haben auch Orang-Utans, die in der Wildnis nicht allein über­leben könnten, die Möglich­keit, würde­voll und sicher in einer natür­li­chen Umge­bung zu leben.

Was für ein schönes Schlammbad!

Was für ein schönes Schlammbad!

Es ist schwer vorstellbar, aber in Zentral-Kali­mantan schwitzen Tier und Mensch aktuell bei über 30 Grad im Schatten. Dazu ist es feucht und schwül – tropisch eben. Nach Abküh­lung suchen bei solchen Tempe­ra­turen auch unsere Wald­schüler. Diesmal war Monte, ein Schüler aus Gruppe 4, der erste, der eine erfri­schende Schlamm­pfütze in der Nähe der Wald­schule entdeckte.

Orang-Utan-Waldschüler Monte spielt in der Schlammpfütze
So eine Schlamm­pfütze ist der beste Spiel­platz bei der tropi­schen Hitze

Zunächst tauchte er nur seine Hand ins kühle Nass und planschte ein wenig herum. Aber das reichte Monte noch nicht. Nach kurzer Zeit sprang er ganz in die Pfütze, um ein erfri­schendes Bad zu genießen. Er setzte sich ins Wasser, grub seine Finger tief in den Schlamm und verteilte ihn mit Wonne auf seinem ganzen Körper.

Orang-Utan-Waldschüler Monte sucht Abkühlung bei einem Pfützen-Schlammbad
Das tut gut! Monte genießt sein Pfützen-Bad

Dann zupfte er einige Stängel und Blätter ab, um den Schlamm so richtig schön auf Armen, Beinen, Kopf und Bauch verteilen zu können. Was für eine wunder­bare, natür­liche Wellnessbehandlung!

Orang-Utan-Waldschüler Monte liegt entspannt in der Schlamm-Pfütze
Monte liegt sicht­lich entspannt in seinem Wellnessbad

So viel Genuss blieb natür­lich nicht unbe­merkt. Als Uru, ein Mitschüler aus Gruppe 4, Monte in seinem Schlammbad sah, wollte er auch mitma­chen. Er näherte sich und setzte sich in die Nähe der Pfütze, zu diesem Zeit­punkt noch mit völlig trockenem Haar. Dann fing er an, das Wasser mit seinen Händen und Füßen zu berühren und damit zu spielen, bevor er mit seinem Mund Blasen im Wasser machte.

Die Waldschüler Monte und Uru kühlen sich in einer Schlammpfütze ab
Auch Uru möchte beim Schlammbad-Pfützen-Spaß mitmachen

Es dauerte nicht lange, bis Uru genau wie Monte komplett mit Schlamm bedeckt war – und zwei sehr nasse und schlam­mige Orang-Utans genossen gemeinsam ein herr­li­ches Wellness-Date!

Agus entdeckt seine neue Heimat

Agus entdeckt seine neue Heimat

Der Big Male hat sich nach seiner Umsied­lung sofort eingelebt

Agus ist ein domi­nantes Männ­chen, das 2013 im Kehje Sewen Wald ausge­wil­dert wurde. Er hat sich seit seiner Rück­kehr in den natür­li­chen Lebens­raum prima entwi­ckelt. Er ist gewachsen, hat die charak­te­ris­ti­schen Backen­wülste bekommen und ist körper­lich fit, wie man als baum­be­woh­nender Primat sein muss. Obwohl Agus also in der Lage ist, sich selbst zu ernähren und in der Wildnis zu über­leben, wurde er in letzter Zeit immer öfter in der Nähe unseres Camps Nles Mamse gesichtet.

Anschei­nend fühlte sich Agus dort wohl, doch er hat sich von Tag zu Tag mehr in unsere mensch­li­chen Akti­vi­täten einge­mischt, bis es irgend­wann zu viel wurde. Es ist wichtig für den Erfolg unserer Arbeit, dass sich ausge­wil­derte Orang-Utans von Menschen möglichst fern­halten und keines­falls mensch­liche Nähe suchen. Sonst sind Mensch-Tier-Konflikte vorpro­gram­miert. Daher hat unser Post-Release-Moni­to­ring-Team (PRM) beschlossen, Agus umzu­sie­deln und tiefer in den Dschungel von Kehje Sewen zu bringen, so dass er gar nicht erst in Versu­chung kommt, wieder bei uns vorbei­zu­schauen. Erst nach mehreren geschei­terten Versu­chen gelang es uns, Agus einzufangen.

orang-utan Agus im Wald von Kehje Sewen
Orang-Utan Agus im Regenwald


Agus blieb bei der Reise zu seinem neuen Wohn­ge­biet ganz ruhig. Selbst als er an der Auswil­de­rungs­stelle ankam und sein Trans­port­käfig geöffnet wurde, war er ganz unauf­ge­regt. Agus erkun­dete den neuen Ort erst langsam und kontrol­liert und schließ­lich dauerte es nicht lange, da klet­terte er auf einen Baum und verschwand in den Baum­kronen.
Viel Spaß beim Erkunden dieser neuen Ecke des Waldes, lieber Agus!

Retten Sie mit uns die letzten Orang-Utans Borneos. Mit Ihrer wert­vollen Unter­stüt­zung sichern Sie das Über­leben dieser einzig­ar­tigen Tiere.
Lieb­ge­won­nene Lang­zeit­be­wohner – Die Geschichte von Alfa und Kirun

Lieb­ge­won­nene Lang­zeit­be­wohner – Die Geschichte von Alfa und Kirun

Unser Ziel ist es immer, unsere Schütz­linge eines Tages in die freie Wild­bahn auswil­dern zu können. Doch nicht immer gelingt dies. Denn leider schaffen es nicht alle Orang-Utans, in der Wald­schule die Fähig­keiten zu erlernen, die sie für das Über­leben im Dschungel benö­tigen. Dies kann unter­schied­liche Gründe haben: schwere Trau­mata, verschie­dene Krank­heiten, körper­liche Beein­träch­ti­gungen oder Alters­schwäche. Manchmal schaffen es die Orang-Utans einfach nicht, unna­tür­liche Verhal­tens­weisen, die sie sich z. B. in der Gefan­gen­schaft ange­eignet haben, wieder abzu­legen und sich an das durchaus fordernde Leben in der Frei­heit anzu­passen.
Leider reden wir hier nicht von Einzel­fällen. Tatsäch­lich wurden es im Laufe der Jahre immer mehr nicht auswil­der­bare Orang-Utans. Inzwi­schen leben in Nyaru Menteng etwa 200 Primaten, die es nicht bis zur Auswil­de­rung geschafft haben. Aber wir lassen auch unsere Sorgen­kinder nicht im Stich. Sie leben in der Obhut des Nyaru Menteng Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trums und werden hier liebe­voll gepflegt.

Zwei dieser Bewohner sind die Orang-Utan-Männ­chen Alfa und Kirun, die beide am 17. Dezember 1999 nach Nyaru Menteng kamen. Alfa war zu diesem Zeit­punkt vier Jahre alt und Kirun ein Jahr jünger. Sie gehörten beide zu den ersten Wald­schü­lern des damals neu gegrün­deten Orang-Utan-Rehabilitationszentrums.

Orang-Utan Alfa
Orang-Utan Alfa

Während seiner Zeit in der Wald­schule blieb Alfa meist auf dem Boden. Selten zog es ihn hoch in die Baum­wipfel, wie seine anderen Artge­nossen. Außerdem bewegte er sich sehr langsam und er ließ sich an der Futter­stelle immer sehr viel Zeit, bis er seinen Anteil an den Früchten verspeist hatte. Also ganz anders als das natür­liche Verhalten der Orang-Utans in der freien Wild­bahn. Noch heute zeigt er diese Verhaltensauffälligkeiten.

Orang-Utan Kirun
Orang-Utan-Männ­chen Kirun

Kirun blieb bis 2001 in der Wald­schule und war als domi­nantes Orang-Utan-Männ­chen bekannt. Er schloss eine enge Freund­schaft mit seinem Klas­sen­ka­me­raden Samba, der im Jahr 2000 in die Wald­schule gekommen war und 2015 erfolg­reich ausge­wil­dert wurde.

Kirun war zu sehr an Menschen gewöhnt und suchte nach wie vor Kontakt zu ihnen. Wann immer er zum Beispiel ein neues Gesicht sah, näherte sich Kirun und biss spie­le­risch in die Stiefel der Person. Wahr­schein­lich liegt sein Verhalten in seiner langen Gefan­gen­schaft bei den Menschen begründet. Genau wie Alfa, klet­terte auch Kirun selten auf Bäume und auch er konnte keine ausrei­chenden Fähig­keiten entwi­ckeln, die für eine Auswil­de­rung notwendig gewesen wären.

Als beide Primaten dann auch noch am Orang-Utan Respi­ra­tory Disease Syndrome (ORDS) erkrankten – einer chro­ni­schen Atem­wegs­er­kran­kung, die regel­mä­ßige Behand­lung erfor­dert – wurde die Auswil­de­rung unmög­lich. Tiere mit dieser Erkran­kung werden auto­ma­tisch als „nicht auswil­derbar“ einge­stuft und in einem spezi­ellen Pfle­ge­be­reich unter­ge­bracht. Dort werden sie liebe­voll von unserem Team aus Tier­ärz­tinnen und Tier­ärzten, Tier­pfle­ge­rinnen und Tier­pfle­gern und weiteren Fach­kräften betreut. Nach wie vor zeigt Kirun seine Nähe zu Menschen und ist immer sehr freund­lich zu den Pfle­ge­kräften, die ihm zweimal am Tag sein Futter bringen. Beson­ders zu Hanni aus dem Enrich­ment-Team hat er eine tiefe Zunei­gung. Sie war seine Ersatz­mutter gewesen und noch heute sucht er bei ihren Besu­chen immer ihre Aufmerk­sam­keit. Und dem kommt Hanni natür­lich immer gern nach.

Kämpfen Sie mit uns für Dilla und all die anderen Schütz­linge in unserer Obhut, die zu trau­ma­ti­siert sind, um noch selbst­ständig leben zu können? Ihre Unter­stüt­zung bewirkt einen Unter­schied. Schenken Sie den Hoff­nungs­losen Hoff­nung. Vielen Dank.

Sexy-Time im Dschungel: Wie ein Orang-Utan-Baby entsteht

Sexy-Time im Dschungel: Wie ein Orang-Utan-Baby entsteht

Wilde Orang-Utans durch­streifen den Regen­wald die meiste Zeit als Einzel­gänger. Und Orang-Utan-Mütter bekommen nur alle sechs bis acht Jahre über­haupt Nach­wuchs. Das sind ziem­lich schlechte Aussichten für die Geburt vieler Orang-Utan-Babys, die für den Erhalt der Art nötig wären. Oder? Zwar haben die Primaten wie alle Lebe­wesen den natür­li­chen Drang sich zu repro­du­zieren. Doch dabei gibt es so einige Handicaps.

Orang-Utans haben eine extrem nied­rige Reproduktionsrate

Männ­liche Orang-Utans werden etwa im Alter von acht bis zehn Jahren geschlechts­reif, in der Wildnis noch ein wenig später. Weib­liche Orang-Utans sind etwa mit sieben Jahren soweit, in freier Wild­bahn eben­falls erst später, im Alter von neun bis elf Jahren. Wann der Zeit­punkt erreicht ist, können selbst unsere Wissen­schaftler nicht eindeutig bestimmen.

Mit Sicher­heit wissen wir erst, dass ein Weib­chen und ein Männ­chen bereit für Nach­wuchs sind, wenn ein Pärchen anfängt sich fürein­ander zu inter­es­sieren und das Paarungs­ri­tual beginnt. Unsere Moni­to­ring-Teams hatten schon die ein oder andere Gele­gen­heit, Orang-Utans beim Anban­deln zu beob­achten, und es läuft – mit Glück – nach dem folgenden Muster ab.

Das Orang-Utan-Männ­chen muss das Weib­chen für sich gewinnen

Schritt eins: Eigent­lich bewegen sich Orang-Utans als Einzel­gänger durch den Regen­wald. Wenn zwei von ihnen zusammen gesichtet werden und womög­lich über einen Zeit­raum von mehreren Tagen zusammen Futter suchen und ihre Schlaf­nester neben­ein­ander bauen, dann ist das ein sehr gutes Zeichen, dass sich da etwas anbahnt.

Male Orang-Utan am Baum

Schritt zwei: Das Orang-Utan-Weib­chen signa­li­siert dem Männ­chen sein Inter­esse. Sie bestimmt auch darüber, wie lange der Kontakt andauert. Um das Weib­chen für sich einzu­nehmen, teilen Orang-Utan-Männ­chen in dieser Situa­tion gerne ihr Futter mit der poten­zi­ellen Part­nerin. Beob­ach­tungen haben gezeigt, dass Orang-Utan-Weib­chen dieses Verhalten sogar erwarten und ihrem Unmut laut Luft machen und sich abwenden, wenn das Männ­chen nicht groß­zügig ist mit dem Futter. Auf der anderen Seite hat das Männ­chen noch längst nicht das Weib­chen für sich gewonnen, wenn sie Futter von ihm annimmt. Es ist also nicht ganz so einfach, dass zwei paarungs­wil­lige Orang-Utans zuein­ander finden.

Schritt drei: Das Weib­chen beschließt, sich auf das Männ­chen einzu­lassen. Jetzt geht es aber nicht etwa sofort zur Sache, wie das bei vielen Säuge­tieren der Fall ist, sondern das Männ­chen beginnt mit dem Vorspiel, wofür es seine Finger und Lippen benutzt. Aber selbst das führt längst nicht bei allen Orang-Utan-Paaren dazu, dass sie schließ­lich mitein­ander kopulieren.

Wir bei BOS sind im Baby-Fieber

Schritt vier: Geschafft! Orang-Utan-Weib­chen und ‑Männ­chen verei­nigen sich. Ob die Romanze Folgen hatte, erfahren wir acht bis neun Monate später.

Orang-Utan-Mutter Signe mit ihrer Familie

27 Babys haben die BOS Moni­to­ring-Teams bereits in unseren Auswil­de­rungs-Wäldern gezählt. Jedes einzelne macht uns glück­lich, denn es bedeutet eine weitere Chance, die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Erst kürz­lich hat unser Team im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park Ibut und China beob­achtet, wie sie unge­wöhn­lich viel Zeit mitein­ander verbrachten. Wir geben es gerne zu: Das BOS-Team ist total im Baby-Fieber!

Unsere Arbeit besteht nicht nur darin, Orang-Utans zu schützen, sondern auch ihren Lebens­raum zu bewahren. Bitte unter­stützen Sie uns dabei!

Die lang­erwar­tete Natur­schutz­kon­fe­renz hat (fast) geliefert

Die lang­erwar­tete Natur­schutz­kon­fe­renz hat (fast) geliefert

Mit zwei Jahren Verspä­tung fand sie nun doch endlich statt – die 15. Welt­na­tur­kon­fe­renz. Vom 7. bis 19. Dezember 2022 fanden die Verhand­lungen im kana­di­schen Mont­real statt. Nach schwie­rigen Bera­tungen wurde ein – laut einiger Beob­achter – histo­ri­sches Abkommen zum Thema Arten­schutz beschlossen. Auch wenn dieses Lücken aufweist und – wie immer bei solchen Abkommen – legal nicht bindend ist, macht es doch Hoff­nung, dass endlich etwas beim Thema Arten­schutz passieren wird. Denn die letzten Jahre waren kata­stro­phal – die Ozeane sind mit Plastik über­flutet, wich­tige Schirm­spe­zies wie Orang-Utans, Nashörner oder Elefanten sind akut vom Aussterben bedroht, genauso wie mindes­tens zehn Prozent aller Insekten, und der Verlust der Lebens­räume hört nicht auf. Mit anderen Worten: So geht es nicht weiter! Dazu kommt: Arten­schutz und Klima­schutz gehen Hand in Hand.


22 Ziele wurden konkret beschlossen


Die wich­tigsten davon lauten:
• Die Haupt­ent­schei­dung: Bis 2030 sollen 30 Prozent der Land‑, Süßwasser- und Meeres­öko­sys­teme unter Schutz gestellt werden. Dabei sollen die lokalen Gemeinden und indi­genen Bevöl­ke­rungen viel stärker berück­sich­tigt werden.
• Die Risiken durch Pesti­zide sollen in der Land­wirt­schaft bis 2030 mindes­tens halbiert werden.
• 30 Prozent der degra­dierten Ökosys­teme (Land und Meer) welt­weit sollen bis 2030 wieder­her­ge­stellt werden.
• 500 Milli­arden US-Dollar an umwelt­schäd­li­chen Subven­tionen etwa für die Land­wirt­schaft sollen natur­ver­träg­lich umge­lenkt werden.
Alle diese Beschlüsse sind leider nicht legal bindend. Doch wird das Abkommen umge­setzt, kann wohl ein Groß­teil der heute vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflan­zen­arten gerettet werden.


Arten­schutz ist Klimaschutz

zerstörter Torfmoor


Doch die beschlos­senen Ziele sind nicht nur für den Arten­schutz, sondern auch für den Klima­schutz wichtig. Lebens­räume wie Torf­moor­ge­biete sind zentrale Spei­cher für CO2. Deswegen ist ihr Schutz und ihre Rena­tu­rie­rung von zentraler Bedeu­tung.
Die avisierten Ziele bestä­tigen uns in unserer tägli­chen Arbeit und vor allem in einem unserer Haupt­pro­jekte: Der Rena­tu­rie­rung und der Schutz von Mawas, ein zu einem Drittel zerstörtes Torf­moor­re­gen­wald­ge­biet, das, solange es nicht wieder vernässt ist, täglich CO2 in die Atmo­sphäre abgibt. Die Wieder­vernäs­sung und Rena­tu­rie­rung von Mawas ist eine kost­spie­lige Ange­le­gen­heit, gleich­zeitig aber der einzig zukunfts­träch­tige Weg für den Arten- und Klimaschutz.

Und wieder geht es um Geld


Bei den Natur­schutz­kon­fe­renz ging es natür­lich auch intensiv um das Thema Direkt­zah­lungen von Indus­trie­län­dern an Entwick­lungs­länder, um die wirt­schaft­li­chen Verluste, die beim Schutz größerer Natur­ge­biete auftreten, zu kompen­sieren. Im Raum stand eine Forde­rung von 100 Milli­arden US-Dollar. Diese Forde­rung war sehr umstritten. Der gefun­dene Kompro­miss sieht nun vor, die Hilfen bis 2025 auf mindes­tens 20 Milli­arden US-Dollar pro Jahr anzu­heben und bis 2030 auf mindes­tens 30 Milli­arden US-Dollar pro Jahr anwachsen zu lassen. Am Ende waren vor allem die afri­ka­ni­schen Staaten sehr unzu­frieden mit dem Ergebnis, denn die Fonds fließen, so wie sie jetzt defi­niert sind, primär in andere Empfän­ger­länder. Aber am Ende wurde die Abstim­mung schnell von der chine­si­schen Präsi­dent­schaft durch­ge­wunken und damit steht die Entschei­dung nun fest.
Wir von BOS Deutsch­land e.V. hoffen, dass dieses Abkommen kein Papier­tiger bleiben wird und in konkrete Taten umge­wan­delt wird. Denn gerade das Über­leben der Orang-Utans hängt sehr eng vom Haupt­ziel dieses Abkom­mens ab: Den Schutz von 30 Prozent der Landökosysteme.