Ein Wieder­sehen mit Bajuri und Casey

Ein Wieder­sehen mit Bajuri und Casey

Wenn unser Post Release Moni­to­ring Team Orang-Utans erst Jahre nach ihrer Auswil­de­rung wieder im Dschungel entdeckt, dann ist das etwas ganz Besonderes.

Der Kehje Sewen Forest ist ein geschütztes Gebiet mit dichtem Regen­wald, durch­zogen von lebens­spen­denden Flüssen. Hier wildern wir reha­bi­li­tierte Orang-Utans aus. Und hier befindet sich auch eins der Camps unseres Post Release Moni­to­ring (PRM) Teams, das die Tiere in ihrem neuen wilden Leben weiter beob­achtet – oder es zumin­dest versucht. Denn der Kehje Sewen ist weit­läufig. Und natür­lich ist es absolut gewollt, dass sich die ausge­wil­derten Orang-Utans von Menschen fern halten.

An einem Tag im Oktober 2022 macht sich eines unserer PRM Teams in einen weit vom Camp entfernten Teil des Waldes auf. Die letzte Patrouille im soge­nannten Yosi Tran­sekt, welcher an den Telen Soh Schutz­wald angrenzt, liegt bereits rund zwei Jahre zurück.

Noch vor Tages­an­bruch verlässt unser Team das Basis­lager Camp Lesik, denn es sind rund fünf Stunden Fußmarsch bis in den Yosi Tran­sekt. Im Schein der Taschen­lampen wandert die Gruppe auf schmalen Pfaden durch den anfangs noch stock­dunklen Dschungel. Bis zur Mittags­zeit wollen sie das Beob­ach­tungs­ge­biet erreicht haben.

Die Ranger laufen jeweils mit einigen Metern Abstand und halten dabei Ausschau nach Spuren, die auf die Anwe­sen­heit von Orang-Utans hinweisen könnten wie zum Beispiel Fraß­spuren oder Schlaf­nester in den Bäumen. Immer Mal wieder ahmt ein Ranger den Ruf eines männ­li­chen Orang-Utans nach, um Artge­nossen anzu­lo­cken, die sich even­tuell in der Nähe befinden.

Plötz­lich antwortet ein Orang-Utan auf den Lockruf

Als das Team sich dem Yosi Tran­sekt nähert, antwortet ein Orang-Utan auf den Ruf. So schnell und zugleich unauf­fällig wie möglich nähern sich die Ranger dem Geräusch und entde­cken ein junges Männ­chen in einem Baum. Er beäugt die Menschen, die in seinen Lebens­raum eindringen, und fühlt sich offen­sicht­lich gestört, denn er beginnt, an den Ästen zu rütteln und unser Team mit Zweigen zu bewerfen.

Schnell holt einer der Ranger seine Kamera heraus und macht Fotos. Auf den ersten Blick erkennt keiner den Orang-Utan. Welcher unserer ehema­ligen Schütz­linge kann es nur sein?

Prächtig entwi­ckelt seit der Auswilderung

Das Männ­chen bewegt sich von Baum zu Baum und zeigt dabei große Geschick­lich­keit. Hin und wieder versteckt er sich im Blät­ter­dach. Dabei entfernt er sich von unserem Team, das versucht, ihm möglichst weiter durch den dichten Regen­wald zu folgen. Schließ­lich bewegt sich der Orang-Utan einen steilen Abhang hinunter. Das Terrain ist für unsere Ranger zu schwierig, so dass sie zurück­bleiben müssen.

Aber es ist ihnen bis dahin gelungen, einige Fotos zu machen. Später, im Camp, iden­ti­fi­ziert Senior Ranger Imam Ghozali, der schon lange für BOS arbeitet, den gesich­teten Orang-Utan: Es handelt sich um Bajuri, den wir 2014 im Kehje Sewen Wald ausge­wil­dert haben und der zuletzt 2015 von unserem Team gesichtet wurde. Seitdem hat er sich offen­sicht­lich prächtig entwi­ckelt und trägt inzwi­schen sogar Backen­wülste – ein sehr gutes Zeichen für ein Orang-Utan-Männchen.

Dass Bajuri die Nähe von Menschen meidet, macht unseren Rangern die Arbeit zwar etwas schwerer — schließ­lich ist es ihre Aufgabe, Daten über die ausge­wil­derten Tiere zu sammeln – aber genau das wird hoffent­lich künf­tige Mensch-Tier-Konflikte verhin­dern und ihm ein langes Leben bescheren!

Die Ranger treffen Sorgen­kind Casey

Das Erfolgs­er­lebnis im Yosi Tran­sekt hat unser Team beflü­gelt, weitere “alte Bekannte” wieder­zu­sehen. Ein paar Wochen später machte sich ein PRM Team auf zu einer Patrouille im Muara Soh, einem eben­falls weit vom Basis­lager entfernten Teil des Waldes.

Zunächst schien das Glück die Gruppe verlassen zu haben. Kein Orang-Utan weit und breit! Es gab jedoch eindeu­tige Spuren wie Futter­reste und ein verlas­senes Schlaf­nest. Als die Gruppe rastete, spazierte ein Ranger ein kleines Stück in den Wald hinein und kam Minuten später zurück zum Team gesprintet: Er hatte einen Orang-Utan entdeckt!

Schnell und unauf­fällig begab sich das Team zum Fundort und wurde regel­recht eupho­risch, als sie die Orang-Utan-Dame erkannten: Es war Casey, die seit einer kleinen Ewig­keit von niemandem mehr gesichtet wurde.

Die Orang-Utan-Dame klet­tert mit nur zwei Fingern

Bei ihrer Rettung im Alter von vier Jahren war Casey eines unserer Sorgen­kinder, denn sie hatte während ihrer Haltung als ille­gales Haus­tier mehrere Finger verloren. Trotz dieser körper­li­chen Beein­träch­ti­gung entwi­ckelte sie sich jedoch in unserer Wald­schule ganz wunderbar und lernte all die Fertig­keiten, die sie für ein freies Leben im Regen­wald benö­tigen würde.

Casey wurde 2012 ausge­wil­dert und von unserem Post Release Moni­to­ring Team zuletzt 2015 — 2016 beob­achtet. Damals war sie oft in der Nähe von der Orang-Utan-Mutter Lesan zu finden. Bei der Begeg­nung in Muara Soh im November 2022, zehn Jahre nach ihrer Auswil­de­rung, erfreute sie sich augen­schein­lich bester Gesundheit.

Und da auch sie kein Inter­esse an einer Begeg­nung mit Menschen hatte und sich zügig wieder von unserem Team entfernte, sind wir vorsichtig opti­mis­tisch, dass ihr noch ein langes und glück­li­ches Leben in Frei­heit bevorsteht.

Bitte unter­stützen Sie unsere Arbeit — jeder Beitrag hilft! Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima.

Medi – ein Orang-Utan-Warrior

Medi – ein Orang-Utan-Warrior

Eine Orga­ni­sa­tion ist immer nur so stark wie die Menschen, die für sie arbeiten. Bei BOS enga­gieren sich täglich viele Mitar­bei­tende leiden­schaft­lich für Orang-Utans und den Regen­wald. Heute möchten wir die Geschichte eines weiteren Orang-Utan-Warriors aus unserem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari in Ost-Kali­mantan erzählen. Sie beginnt im Grün­dungs­jahr von BOS, nicht allzu weit vom Rettungs­zen­trum entfernt.


Früher Karrie­re­start bei BOS


Medi wurde am 2. Mai 1991 in Samboja geboren. Schon in jungen Jahren begann er seine Karriere als Tier­pfleger in der Rettungs­sta­tion Wana­riset Samboja, dem ersten, 1991 gegrün­deten Standort der BOS Foun­da­tion. Wana­riset blieb bis 2004 der Dreh- und Angel­punkt unserer Akti­vi­täten in Ost-Kali­mantan, als wir mit der Auffors­tung des 1.850 Hektar großen Gebietes Samboja Lestari begannen. Medi war in Wana­riset für die Pflege einiger erwach­sener Orang-Utans verant­wort­lich, die als nicht auswil­derbar einge­stuft wurden.

Orang-Utan-Warrior Medi mit seinen Kollegen
Orang-Utan-Pfleger Medi mit seinen Kollegen


Diese Orang-Utans konnten aus verschie­denen Gründen nicht in die Wildnis zurück­kehren, z. B., weil sie aufgrund langer Gefan­gen­schaft keine natür­li­chen Verhal­tens­weisen entwi­ckeln konnten, wegen chro­ni­scher Infek­ti­ons­krank­heiten wie Tuber­ku­lose und Hepa­titis oder weil körper­liche Behin­de­rungen sie einschränkten.


Enge Bindung zu den Orang-Utans

Medi - ein Orang-UTan-Warrior


Medi erzählt, dass er während seiner Arbeit in der Rettungs­sta­tion Wana­riset viele einzig­ar­tige Erleb­nisse hatte. Einmal gelang es drei Orang-Utans, aus ihrem Gehege auszu­bre­chen und in den alten Bereich von Wana­riset, den „Forschungs­wald“, zu entkommen. Die Orang-Utans klet­terten schnell ziem­lich weit in den Wald hinein, und Medi beschloss, ihnen allein nach­zu­gehen. Nachdem er eine Weile gewan­dert war, fand er sie nicht weit vonein­ander entfernt beim Fressen. Die drei erkannten Medi sofort und waren über­ra­schen­der­weise bereit, ohne großen Protest in ihre Gehege zurück­zu­kehren. Medi ist sich sicher, dass die Orang-Utans ihm leicht folgten, weil er sich täglich um sie geküm­mert und eine enge Bezie­hung zu ihnen aufge­baut hatte.


Heute leitet Medi in Samboja Lestari die Special Care Unit (SCU) – die Spezi­al­pfle­ge­sta­tion, einen riesigen Komplex, der etwa 50 Orang-Utans in sepa­raten Gehegen beher­bergen kann. Die Station ist seit Ende 2015 in Betrieb und dient speziell der Unter­brin­gung von Orang-Utans, die an anste­ckenden und poten­ziell tödli­chen Krank­heiten wie Tuber­ku­lose und der Atem­wegs­er­kran­kung ORDS (Oran­gutan Respi­ra­tory Disease Syndrome) leiden. Der SCU-Komplex liegt recht weit von anderen Einrich­tungen in Samboja Lestari entfernt. Medi erlebt täglich aus erster Hand die vielen Heraus­for­de­rungen des Orang-Utan-Schutzes. Und die trau­rige Realität, dass einige Orang-Utans aufgrund ihres Gesund­heits­zu­stands nie die Chance haben werden, die wahre Frei­heit des Regen­waldes zu genießen.

Orang-Utan- Warrior Medi pflegt einen Orang-Utan
Medi bei seinem Arbeitsalltag


Durch frühere Tätig­keiten als Mitar­beiter in der Wald­schule und im Sozia­li­sie­rungs­kom­plex hat Medi viel darüber gelernt, wie gesunde Orang-Utans mitein­ander umgehen. Dabei hat er auch viele Fach­kennt­nisse erlernt: bei Aufgaben wie der Fütte­rung von Orang-Utans, der Reini­gung von Käfigen bis hin zur Leitung von Teams und medi­zi­ni­schen Tätig­keiten, wie der Inha­la­tion bei Orang-Utans, die an ORDS leiden.
„Meine Erfah­rungen haben mich im Umgang mit Orang-Utans fokus­sierter gemacht“, sagt Medi über seinen lang­jäh­rigen Einsatz bei der BOS Foun­da­tion. „Bei der Arbeit für BOS habe ich erkannt, dass dies nicht nur ein gewöhn­li­cher Job ist, sondern viel­mehr eine Beru­fung, die Natur und all ihre Lebe­wesen mehr zu achten.“

Medi, ein Orang-Utan-Warrior vor den Orang-Utan-Käfigen
Medi — ein Orang-Utan-Warrior


Medi hat hohe Erwar­tungen an BOS und hofft, dass die Orga­ni­sa­tion weiterhin daran arbeitet, ihre Vision zu verwirk­li­chen. Er hofft, dass die BOS-Mitar­beiter sich weiter verbes­sern und als starkes Team zusam­men­halten.
„Ich hoffe, die Arbeit, die meine Freunde und ich bei der BOS Foun­da­tion leisten, den Orang-Utans, für die wir uns einsetzen, die besten Ergeb­nisse bringt. Ich bin über­zeugt, dass wir alle für ein besseres Leben der Orang-Utans sorgen können. Also lasst es uns gemeinsam tun!“, sagt Orang-Utan-Warrior Medi und blickt opti­mis­tisch in die Zukunft des Orang-Utan-Schutzes.
Sie wollen noch mehr über unsere Orang-Utan-Warrior wissen? Lernen Sie auch Rahmadi, Hanni, Imam Ghozali, Bang Uji, Mas Surip, Indar und Mang Usup kennen.

Oder werden Sie selbst zum Orang-Utan-Warrior und helfen Sie uns, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.

„Traut euch, auch etwas zu tun!“

„Traut euch, auch etwas zu tun!“

Als die sieben­jäh­rige Ida einen Film sieht, in dem es um Orang-Utans auf Borneo geht und wie Abhol­zung ihren Lebens­raum bedroht, beschließt sie: Ich möchte helfen! Ihre Eltern unter­stützen sie dabei.

In ihrer Nach­bar­schaft in Teltow, einem kleinen Ort südlich von Berlin, ist Ida ziem­lich bekannt: Die Grund­schü­lerin sitzt gerne mit einem Tisch­chen in der Einfahrt vor ihrem Haus und verkauft Dinge, zum Beispiel mit Mama gekochte Marme­lade, aussor­tierte Spiel­sa­chen oder auch Steine, die sie gesam­melt und bunt verziert hat. „Ida lässt sich viel einfallen und ist richtig geschäfts­tüchtig“, erzählt ihre Mutter Sylvia.

Bisher hat die Sieben­jäh­rige mit dem einge­nom­menen Geld ihr Spar­schwein gefüt­tert, um sich irgend­wann Mal von dem Geld einen Wunsch erfüllen zu können. Jetzt spendet sie einen Teil davon für den Schutz der letzten Orang-Utans auf Borneo. „Ich wünsche mir, dass die Tiere nicht aussterben!“, sagt sie.

Damit die Orang-Utans nicht aussterben

Alles beginnt damit, dass Ida mit ihren Eltern eine Doku­men­ta­tion im Fern­sehen sieht, in der es um die Abhol­zung des Regen­waldes geht und welche Folgen das für die dort lebenden Orang-Utans und andere Wild­tiere hat. „Danach habe ich mich ganz doof gefühlt“, erin­nert sich Ida. „Ich hab mir vorge­stellt, dass die Orang-Utans bald kein Zuhause mehr haben. Das hat mich total beschäftigt.“

Gemeinsam mit ihrer Familie über­legt Ida, was sie denn tun könnte, um den Orang-Utans zu helfen. Mutter Sylvia recher­chiert nach Schutz­or­ga­ni­sa­tionen, stößt auf BOS Deutsch­land und schreibt uns einfach an. Es folgt ein längeres Tele­fonat und schließ­lich ein dicker Brief­um­schlag per Post, gefüllt mit Info­ma­te­ria­lien über unsere Arbeit auf Borneo für die frisch geba­ckene Orang-Utan-Retterin Ida. Denn die hat eine tolle Idee: Ab sofort ist ihr kleiner Verkaufs­stand in der Einfahrt auch ein Info­stand für den Orang-Utan-Schutz.

Kind an Verkaufstischchen um Spenden zu sammeln
Hier sammelt Ida Spenden für Orang-Utans

„Ida ist eigent­lich eher schüch­tern und intro­ver­tiert“, verrät uns ihre Mutter. „Aber durch ihre neue Aufgabe bemerken wir, dass sie viel mehr aus sich heraus­kommt und selbst­be­wusster wird.“ Gut infor­miert ist sie eben­falls: Wenn Nach­barn an ihrem Verkaufs­stand anhalten, erzählt Ida ihnen, was sie selbst dazu beitragen können, die letzten Orang-Utans zu schützen. Zum Beispiel auf Palmöl zu verzichten, da dessen Anbau eine der Haupt­ur­sa­chen dafür ist, dass Regen­wald abge­holzt wird und Orang-Utans ihren Lebens­raum verlieren. Die Zweit­kläss­lerin hat auch schon in ihrer Schule Flyer verteilt.

Verliert nicht die Hoffnung!

Dass sie mit ihrem Herzens­thema nicht bei allen sofort auf offene Ohren trifft, schreckt Ida kein biss­chen ab: „Traut euch, auch etwas zu tun!“, ermu­tigt sie andere. „Verliert nicht die Hoff­nung, dass wir etwas verän­dern können!“

Durch ihr Enga­ge­ment und mit ihren Spenden für die BOS-Rettungs­zen­tren – bisher sind 37 Euro zusam­men­ge­kommen – hat die Sieben­jäh­rige auf jeden Fall schon etwas zum Guten verändert.

Starten auch Sie eine Spen­den­ak­tion für BOS!

Wilde Begeg­nungen im Regenwald

Wilde Begeg­nungen im Regenwald

Wer möchte noch einmal behaupten, dass man mitten im Wald keine Action finden kann?

Unser Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Team aus dem Camp Nles Mamse im BOS-Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen erlebt bei seiner Arbeit etliche nerven­auf­rei­bende Situa­tionen. Ein paar davon möchten wir an dieser Stelle mit Ihnen teilen!

Aussicht auf ein Transekt im Wald von Keje Sewen
Aussicht auf ein Beob­ach­tungs­tran­sekt im Wald von Keje Sewen

Wenn Sie Teil eines Moni­to­ring-Teams sind, können Sie sich sicher sein, dass es Ihnen nie mehr an beein­dru­ckenden Geschichten mangeln wird, die Ihre Freunde aus der Stadt niemals erleben können. Als wir zum Beispiel kürz­lich mit unserem Truck auf dem Weg zu einer Patrouille waren, schnitt uns ein ausge­wach­sener Nebel­parder, der langsam über die Straße lief, den Weg ab.

Ein heftiger Adrenalinschub

Die leopar­den­ähn­liche Raub­katze blieb mitten auf der unbe­fes­tigten Straße stehen und versuchte nicht einmal, uns auszu­wei­chen. Selbst der Lärm unseres Motors schreckte sie nicht ab. Offenbar hatte sie keine Angst vor uns. Wir nahmen an, dass der Parder auf Beute­jagd war und sich deshalb nicht von uns vertreiben lassen wollte. Tatsäch­lich waren wir dieje­nigen, die einge­schüch­tert waren, als er langsam auf unser Fahr­zeug zulief. Denn wir wussten, dass die fens­ter­losen Türen unseres Fahr­zeugs uns keinen ausrei­chenden Schutz boten! Doch wir konnten aufatmen, als sich der Nebel­parder schließ­lich doch umdrehte und davonschlich.

Krallen, so scharf wie Rasiermesser

An einem anderen Tag begeg­neten einige von uns einem Malai­en­bären, der ener­gisch an einem Baum­stamm kratzte auf der Suche nach Termiten. Der Anblick seiner langen, scharfen Krallen machte uns Angst, aber beein­druckte uns auch. Wir versuchten, ein Foto zu schießen, aber er drehte sich plötz­lich weg, so dass wir keine gute Aufnahme machen konnten.

Baby Malaienbär
Begeg­nung mit einem Malaienbären

Um den hung­rigen Bären nicht zu verär­gern, beschlossen wir, zügig aus seinem Gebiet zu verschwinden. Wir schli­chen uns schnell und leise davon, während der Malai­enbär weiter seine Termiten futterte.

Stress unter Männern

Wer nun meint, dass Begeg­nungen mit Orang-Utans dafür ja immer entspannt ablaufen würden, dem können wir von einem Zusam­men­treffen mit Agus, einem männ­li­chen Orang-Utan, den wir 2013 ausge­wil­dert haben, berichten. Agus, einer der ersten Bewohner von Kehje Sewen, wurde von uns bei einem Kampf mit einem Orang-Utan ange­troffen, den wir nicht iden­ti­fi­zieren konnten. Der Grund für die Ausein­an­der­set­zung zwischen den beiden Männ­chen war uns nicht bekannt. Kämpften die beiden um ihr Terri­to­rium, um Nahrung oder viel­leicht um Paarungs­mög­lich­keiten? Zwei ausge­wach­sene Big Males in freier Wild­bahn kämpfen zu sehen, ist jeden­falls ein echt erschre­ckender Anblick!

Orang-Utan Agus hängt am Baum
Orang-Utan Agus hängt am Baum

Diese aufre­genden Erleb­nisse im Wald sind unver­gleich­lich, und wir wissen, dass wir uns an diese Geschichten für den Rest unseres Lebens erin­nern und sie teilen werden.

Wir hoffen, dass Kehje Sewen auch in ferner Zukunft so wild und unbe­rührt bleiben wird – ein echtes Zuhause für die erstaun­li­chen Tiere, die eine so wich­tige Rolle in unserem Ökosystem spielen.

Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

Wie “spre­chen” Orang-Utans miteinander?

Wie “spre­chen” Orang-Utans miteinander?

Orang-Utans leben semi-solitär. Das heißt, sie verbringen den Groß­teil ihres Lebens als Einzel­gänger. Trotzdem gibt es Situa­tionen, in denen sie mitein­ander kommu­ni­zieren – natür­lich über Körper­sprache, aber auch über Laute. Wie hört sich das an? Und was bedeuten Grunzen, Krei­schen oder Kuss-Geräu­sche bei Orang-Utans? 

Orang-Utans klingen anders als andere Primaten. Sie haben ihre eigenen Laut­äu­ße­rungen, mit denen sie in der Lage sind, Gefühle wie etwa Angst, Aggres­sion oder Aufre­gung auszu­drü­cken sowie komplexe soziale Inter­ak­tionen und Bezie­hungen zu definieren. 

Erwach­sene Orang-Utans sind außerdem in der Lage, sehr weit tragende Rufe von sich zu geben. Dadurch können sie auch von Indi­vi­duen gehört werden, die sich weiter entfernt im dichten Regen­wald befinden – was bei Orang-Utans ja über­wie­gend der Fall ist. 

Es gibt aber auch Situa­tionen, in denen Orang-Utans – vor allem Weib­chen – zusam­men­kommen. Eine typi­sche Grup­pen­ak­ti­vität ist zum Beispiel die gemein­same Futter­suche, wenn die Früchte im Regen­wald reif werden. 

In diesen, ganz unter­schied­li­chen, Situa­tionen äußern Orang-Utans Laute, um sich ihren Artge­nossen begreif­lich zu machen. Wir erklären die wich­tigsten hier und im Video gibt es sie zum Nachhören! 

Orang-Utans kommu­ni­zieren über verschie­dene Lautäußerungen

Was bedeutet es, wenn ein Orang-Utan grunzt und prustet? 

Dieser Laut klingt wie ein Grunzen oder ein tiefes Schnauben und signa­li­siert meis­tens den Wunsch eines Orang-Utans nach Kontakt­auf­nahme. Er ist oft zu hören, wenn halb­wüch­sige männ­liche und weib­liche Orang-Utans mitein­ander spielen. Aber auch ausge­wach­sene männ­liche Orang-Utans mit Backen­wülsten geben diesen Laut von sich, wenn sie mit einem domi­nanten Weib­chen kopu­lieren möchten. 

Warum schreien und weinen Orang-Utans?

Diese Laut­äu­ße­rung ist fast nur von Orang-Utan-Babys zu hören und ziem­lich intuitiv zu verstehen. Es klingt wie ein verängs­tigter Schrei, manchmal ist es auch ein lang­ge­zo­genes Heulen oder Krei­schen, und bedeutet, dass das Baby Hunger hat und bei seiner Mutter säugen oder Futter bekommen möchte. Es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass das Orang-Utan-Baby beun­ru­higt ist und Angst hat. 

Der “long call” ist ein kilo­me­ter­weit zu hörender Ruf der Orang-Utans 

Ein impo­santer Big Male

“Achtung, hier bin ich!” — So lässt sich dieser Ruf über­setzen, der kilo­me­ter­weit durch den Regen­wald schallt. Der “long call” besteht übli­cher­weise aus drei Teilen: Zuerst ist ein tiefes Grollen zu hören, gefolgt von einem sire­nen­ar­tigen Woo-Woo-Ruf, und schließ­lich endet es mit einem gurgelnden Geräusch, bei dem sogar etwas Schaum am Mund auftreten kann. Manchmal stoßen die Tiere jedoch nur den mitt­leren, durch den Wald schal­lenden Teil aus. 

Ein solches Lungen­vo­lumen haben nur ausge­wach­sene, männ­liche Orang-Utans mit Backen­wülsten, die auf diese Weise ihr Terri­to­rium abste­cken. Der “long call” soll Weib­chen anlo­cken und gleich­zeitig Konkur­renten davon abhalten, sich in die Nähe zu begeben. 

Manchmal entfährt einem Männ­chen aber auch vor Über­ra­schung ein “long call”, wenn er plötz­lich gestört wird oder sich erschreckt, beispiels­weise durch einen umstür­zenden Baum. 

Ein Orang-Utan auf unserer Schutzinsel

Kuss­ge­räu­sche als Drohung und zur Abschreckung 

Schon Baby-Orang-Utans üben sich darin, die Lippen trom­pe­ten­artig zu spitzen und dann laute, quiet­schende Kuss­ge­räu­sche, die „kiss-squeaks“, von sich zu geben. Dieser Laut wird häufig von wild lebenden Orang-Utans geäu­ßert, um Unmut und Verär­ge­rung zum Ausdruck zu bringen, wenn ihnen Menschen oder auch Raub­tiere begegnen. Unter­stri­chen wird das Kuss­ge­räusch, das für sich genommen womög­lich noch nied­lich klingt, zumin­dest für uns Menschen, meist durch Droh­ge­bärden: Der Orang-Utan rüttelt gleich­zeitig an den Ästen des Baumes, auf dem er sitzt. So wird die Botschaft ziem­lich deut­lich: Man sollte jetzt schleu­nigst das Weite suchen.

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Mehr Infor­ma­tionen

Was grollt denn hier so? 

Dieses Geräusch ist akus­tisch nur zu verstehen, wenn man einem Orang-Utan ziem­lich nahe kommt. Es klingt wie das leise, tiefe Knat­tern und Rumpeln eines star­tenden Motors und kann von den Orang-Utans offenbar unun­ter­bro­chen, sowohl beim Ein- als auch Ausatmen, ausge­stoßen werden. Ein biss­chen wie bei schnur­renden Katzen. 

Das tiefe Grollen kann ganz unter­schied­liche Bedeu­tungen haben. Männ­liche Orang-Utans mit Backen­wülsten beginnen damit oft ihren “long call”. Aber auch erwach­sene weib­liche Tiere sowie Männ­chen ohne Backen­wülste geben dieses Geräusch von sich. Letz­tere zum Beispiel, um beim Kopu­lieren ihr Wohl­be­hagen auszudrücken. 

Jeder Orang-Utan ist eine eigene Persön­lich­keit. Bitte unter­stützen Sie uns dabei, diesen Orang-Utans eine Zukunft zu geben. 

Herz­klopfen auf der Vorauswilderungsinsel

Herz­klopfen auf der Vorauswilderungsinsel

Im November 2022 sind Cimon, Guldtop und Oneng aus unserem Rettungs­zen­trum auf die Salat Islands umge­zogen. Sind die drei Orang-Utans gut angekommen?

Ende letzten Jahres haben wir einen fantas­ti­schen Meilen­stein unserer Arbeit gefeiert: Wir konnten den 500. Orang-Utan auswil­dern. Nur wenige Tage davor durften drei unserer Schütz­linge auf die Voraus­wil­de­rungs­in­seln umziehen – ein fast genauso bedeut­samer Tag. Denn auf den Salat Islands, einer Fläche von rund 2.000 Hektar, befindet sich unsere Wald­uni­ver­sität und unser Senio­ren­heim, ein welt­weit einma­liger Ort.

Was ist eine Vorauswilderungsinsel?

Die Salat Islands sind ein Cluster bewal­deter Inseln, die unter Natur­schutz stehen, Wild­tieren ein sicheres Refu­gium bieten und seit 2015 von der BOS Foun­da­tion verwaltet werden.

Obwohl die Fahrt auf die Salat Inseln recht kurz ist – nur einein­halb Stunden mit dem Auto und eine weitere per Boot – star­tete das BOS-Team am 12. November 2022 bei Sonnen­auf­gang und wie immer mit einem Nasen­ab­strich für den COVID-Test in unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng. Die drei Orang-Utans sitzen in Trans­port­boxen, die nun sicher auf der Lade­fläche des BOS-Pick-Ups verstaut werden.

Orang-Utan Cimon kehrt auf die Salat Islands zurück

Für Cimon markiert der Umzug bereits den zweiten Anlauf: Er hat schon einmal auf den Salat Inseln gelebt, zeigte damals jedoch nicht die nötigen Fähig­keiten, die er braucht, um allein in der Insel­wildnis zurecht zu kommen. Als Cimon drama­tisch an Gewicht verloren hatte und im Kampf mit einem anderen Orang-Utan-Männ­chen unterlag, trafen unsere Tier­ärzte die Entschei­dung, ihn erst einmal zurück­zu­holen ins Rettungszentrum.

Dieses Mal scheint nun alles anders. Cimon strotz wieder vor Gesund­heit, bringt ein gutes Gewicht mit – und er ist vorbe­reitet. Als unser Team auf der Platt­form von Badak Besar, der Haupt­insel der Salat Islands, die Tür der Trans­portbox öffnet, schwingt sich Cimon lässig und entspannt auf den nächst­ge­le­genen Baum.

Betreutes Wohnen für Oneg auf Badak Kecil Island

Auch Oneg, die seit dem Jahr 2008 unseren Wald­kin­der­garten und die Wald­schule besucht hat, ist schon einmal auf eine Voraus­wil­de­rungs­insel umge­zogen. Leider konnte sie sich weder auf Palas Island noch auf Kaja Island allein behaupten, so dass wir sie für weitere Lektionen im Orang-Utan-Survi­val­trai­ning zurück in unser Rettungs­zen­trum holten.

Diesmal haben wir für sie als neue Heimat die beson­ders geschützte Insel Badak Kecil ausge­sucht. Badak Kecil ist das Ergebnis lang­jäh­riger Arbeit der BOS Foun­da­tion, auf das wir sehr stolz sind: Es ist die welt­weit erste Schutz­insel für nicht auswil­der­bare Orang-Utans. Auf 104 Hektar Fläche finden unsere Sorgen­kinder, die zu trau­ma­ti­siert, körper­lich einge­schränkt oder zu alt sind für eine Auswil­de­rung sind, einen nahezu wilden Lebens­raum in natür­li­cher Regen­wald­ve­ge­ta­tion. Gleich­zeitig haben unsere Ranger auf Badak Kecil weiterhin ein Auge auf sie und versorgen sie weiterhin regel­mäßig mit Futter.

Ob Oneg nun auf dieser Insel bleibt oder sich doch als fit genug für die Auswil­de­rung beweisen kann, bleibt abzu­warten. Ihr Umzug auf die Insel verläuft jeden­falls wie im Bilder­buch – bis auf den frechen kleinen Makaken, der ihr etwas Futter unter der Nase wegschnappt. Gutes Selbst­be­haup­tungs­trai­ning also für unsere Orang-Utan-Dame.

Guldtop wird auf der Insel bereits erwartet

Ziem­lich aufre­gend wird es dann beim dritten Stopp unseres Teams an diesem Tag. Als das Boot den Anle­ge­steg erreicht, wird es dort bereits von einem männ­li­chen Orang-Utan erwartet, der in einem Baum am Strand sitzt: Happy. Der 14-Jährige ist im Juni 2022 auf die Voraus­wil­de­rungs­insel umge­zogen und scheint nun eine extra Futter­lie­fe­rung zu erwarten.

Keine guten Voraus­set­zungen für Guldtop, um auf der Insel anzu­kommen, denn die Begeg­nung mit einem anderen Orang-Utan birgt immer ein gewisses Konflikt­po­ten­zial. Eine andere Platt­form als Ausweich­mög­lich­keit gibt es aller­dings nicht. Also muss sich unser Team schnell etwas überlegen.

Mit einer Ananas, einem echten Lecker­bissen für den Orang-Utan, lockt einer der Ranger Happy weg, während der Rest des Teams zügig die Trans­portbox vom Boot entlädt.

Happy ist aller­dings schneller. Statt die Ananas in Ruhe zu futtern, kehrt er mit dem Obst in der Hand schnell an den Ort des Gesche­hens zurück. Offen­sicht­lich will er nicht verpassen, was da aus der Box zum Vorschein kommt, und lässt sich auch nicht weiter von unserem Team ablenken.

So bleibt uns nichts anderes übrig als Guldtop unter den aufmerk­samen Augen von Happy frei­zu­lassen. Und kaum verlässt sie die Box, stürzt Happy sich auf sie…

Wir halten die Luft an. Haben wir die Situa­tion unterschätzt?

“Lari, Guldtop!” (auf Deutsch: “Lauf, Guldtop!”) ruft der Kollege an der Box und die Orang-Utan-Dame klet­tert tatsäch­lich in Windes­eile auf den nächsten Baum. Happy hinterher. Und schon legt er einen Arm um Guldtop. In diesem Moment wird uns alles klar.

Guldtop ist ein Weib­chen – und Happy offen­sicht­lich schockverliebt.

Sein Verhalten ist nicht etwa aggressiv, sondern sehr inter­es­siert. Das merkt auch Guldtop, die sich nun wieder vom Baum herunter und auf die Platt­form hangelt, wo ein paar Lecker­bissen auf sie warten.

Happy weicht ihr die ganze Zeit nicht von der Seite und statt sich selbst etwas Obst zu schnappen, bleibt sein Arm die ganze Zeit auf Guld­tops Schulter liegen. Guldtop scheint es zu gefallen: Sie zeigt keinerlei Anzei­chen von Stress, ganz im Gegenteil.

Als unser Boot von der Insel ablegt, schickt Happy uns einen Blick hinterher, der zu sagen scheint: „Das ist jetzt meine Freundin, damit da ja kein Miss­ver­ständnis aufkommt.”

Wie sich Cimon, Oneng und Guldtop wohl seitdem einge­lebt haben? Wir sind schon gespannt auf den nächsten Bericht unserer Ranger von den Vorauswilderungsinseln!

Damit wir unsere Arbeit lang­fristig finan­zieren können, sind wir auf Ihre Unter­stüt­zung ange­wiesen. Jede Spende hilft – den Orang-Utans und dem Regenwald!