Feier­liche Einwei­hung des neuen Beob­ach­tungs­camps im Nationalpark

Feier­liche Einwei­hung des neuen Beob­ach­tungs­camps im Nationalpark

Im Rahmen unserer aktu­ellen Auswil­de­rung wurde am 15. Juni das neue Himba Pambelum Moni­to­ring Camp im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya feier­lich eröffnet. Die Auswil­de­rung der Orang-Utans und die Einwei­hung des neuen Über­wa­chungs­la­gers wurden vom Leiter der Natio­nal­parks­be­hörde von Bukit Baka Bukit Raya, Andi Muhammad Kadhafi, und dem CEO der BOS Foun­da­tion, Dr. Jamartin Sihite, begleitet.

HIMBA PAMBELUM MONITORING CAMP
Das neue Himba Pambelum Moni­to­ring Camp 

Die feier­liche Veran­stal­tung begann mit einer tradi­tio­nellen Zere­monie, die von einem Mantir, einem lokalen Beamten des Unter­be­zirks, geleitet wurde. Die Zere­monie war eine symbo­li­sche Geste des guten Willens und der Akzep­tanz des Auswil­de­rungs­teams beim Betreten des Gebiets: Nach den örtli­chen Über­lie­fe­rungen sollte damit auch verhin­dert werden, dass nega­tive Energie in das Himba Pambelum Beob­ach­tungs­camp eindringt. Himba Pambelum bedeutet aus der Sprache der Dayaks über­setzt „Wald des Lebens“.

Diese beson­dere Zere­monie ist heilig und einzig­artig für die lokale Dayak-Gemein­schaft. Während der Zere­monie wurden der Mantir und das Auswil­de­rungs­team durch ein in ein Tuch einge­wi­ckeltes Stück Bambus, das vor dem Eingang des Über­wa­chungs­la­gers plat­ziert war, vom Betreten des Camps abge­halten. Das Auswil­de­rungs­team durfte die Bambus­bar­riere erst nach Abschluss der Zere­monie passieren.

Das Ritual begann mit Gesängen, dann wurden an mehrere Mitglieder des Auswil­de­rungs­teams Dayak-Klawung – spezi­elle Kopf­be­de­ckungen – verteilt. Der Mantir, der die Zere­monie leitete, erkun­digte sich nach dem Grund für die Ankunft des Auswil­de­rungs­teams in dem Gebiet, was Andi, der Leiter der Natio­nal­park­be­hörde, prompt beant­wor­tete. Die Zere­monie endete mit Gesang und der Opfe­rung eines Huhns.

Andi wurde dann gebeten, das Bambus­stück mit einer Mandau-Klinge (ein Dayak-Schwert) durch­zu­schlagen und auf ein auf der Treppe plat­ziertes Ei zu treten. Als die Mitglieder des Beabach­tungs­teams das Lager betraten, wurden sie vom Mantir mit reini­gendem Wasser bespritzt. Dieser Teil der Zere­monie wird „Potong Pantan“ oder „Tetek Pantan“ genannt. Im Anschluss an die Prozes­sion wurde das Himba Pambelum Moni­to­ring Camp offi­ziell seiner Bestim­mung übergeben.

HIMBA PAMBELUM MONITORING CAMP Luftaufnahme
Himba Pambelum Moni­to­ring Camp Luftaufnahme

Dieses neue Camp soll den Prozess der Wieder­an­sied­lung von Orang-Utans im Gebiet und die umlie­genden Gemeinden unterstützen.

Jede Spende hilft. Den Orang-Utans und dem Regenwald.

Ein sicherer Neustart für Indo­nesia, Tree und ihr Baby

Ein sicherer Neustart für Indo­nesia, Tree und ihr Baby

Wenn sich Orang-Utans in die Nähe von mensch­li­chen Sied­lungen begeben, kann es leicht gefähr­lich werden für die Tiere. Vor allem wenn Sie in den Gärten und auf Feldern der Dorf­be­wohner nach Nahrung suchen.

Zum Glück arbeiten wir eng mit den Kollegen und Kolle­ginnen der BOS-Wald­schutz­firma Oran­gutan Habitat Reha­bi­lia­tion (RHOI) zusammen, die ihrer­seits gut in den Commu­ni­ties vernetzt sind und in den Dörfern die Augen aufhalten nach mögli­cher­weise gefähr­denden Situationen.

Im Februar alar­mierte uns RHOI, weil sich drei Orang-Utans in einem Dorf in Pelang­siran aufhielten. Unser Post-Release Moni­to­ring Team reagierte prompt und schickte Hilfe aus Camp Nles Mamse, der nächst­ge­le­genen BOS-Station.

Die drei Orang-Utans im Dorf sind unserem Team schon bekannt

Früh am Morgen begann der Einsatz unseres PRM-Teams vor Ort, unter­stützt von orts­kun­digen Dorf­be­woh­nern. Die drei Orang-Utans waren nicht schwer aufzuspüren.

Unser Team stellte schnell fest, dass es sich um zwei uns gut bekannte Orang-Utan-Damen handelte: Die inzwi­schen 18-jährige Indo­nesia, die seit 2016 in den Wäldern von Kehje Sewen lebt. Und die 17-jährige Tree, ein uns als unter Artge­nossen domi­nantes, aber menschen­scheu bekanntes Weib­chen, das wir 2017 im Kehje Sewen ausge­wil­dert haben. Zur großen Freude unserer Ranger war der dritte Orang-Utan ein Jungtier.

Was für eine zauber­hafte Über­ra­schung: Tree mit Baby

Orang-Utan-Dame Tree ist Mutter geworden!

Es gelang unserem Team, die drei Orang-Utans zu betäuben und in Trans­port­kä­fige zu legen. Sorgsam wurden die Käfige auf das Trans­port­fahr­zeug verladen und unser Team brachte die wert­volle Fracht zunächst ins Camp Lesik. Von dort ging es nach einer kurzen Ruhe­pause auf dem Fluss Lembu tief in den Wald hinein, bis zu einem Ort, den unser Team ausge­sucht hatte, weil es dort reich­lich Futter und Wasser gibt. Und weil er weit von mensch­li­chen Sied­lungen entfernt liegt. Beste Voraus­set­zungen also für einen sicheren Neustart.

Einer nach dem anderen wurden die Käfige geöffnet und beide Orang-Utan-Damen klet­terten rasch heraus und auf den nächsten Baum. Tree hielt dabei ihr Baby fest im Arm.

Eine Weile konnte unser Team die drei noch beob­achten, während die Käfige für die Rück­fahrt verladen und gesi­chert wurden. Den Schre­cken des Käfi­g­a­uf­ent­haltes schienen alle drei schnell vergessen zu haben. Bald klet­terten sie auf einen Guaven­baum und taten sich an den süßen Früchten gütlich.

Indo­nesia und Tree fühlen sich auf Anhieb wohl in der neuen Heimat

Die Umsie­de­lung in den Kehje Sewen Wald verläuft reibungslos

Unser Team hinter­ließ den drei Neuan­kömm­lingen noch ein reich­hal­tiges Pick­nick aus verschie­denen Früchten, die Orang-Utans beson­ders gerne mögen. Dadurch waren Indo­nesia, Tree und ihr Kind bestens abge­lenkt und kamen nicht auf die Idee, unseren Mitar­bei­tern womög­lich zu folgen.

Wir sind froh, dass die Dorf­be­wohner direkt um Hilfe gebeten haben und die Umsie­de­lung so reibungslos abge­laufen ist. Indo­nesia, Tree und ihrem Kind wünschen wir ein gutes Einleben am neuen Wohnort. Mögen Sie sich wohl fühlen und dazu beitragen, die Orang-Utan-Popu­la­tion im Kehje Sewen noch weiter zu vergrößern!

Danke, dass Sie unsere Arbeit für Tiere wie Indo­nesia und Tree unter­stützen. Jeder Beitrag hilft.

„Jeder Orang-Utan ist etwas ganz Besonderes“

„Jeder Orang-Utan ist etwas ganz Besonderes“

Lalita Tri Adila koor­di­niert das BOS-Orang-Utan-Paten­schafts­pro­gramm in Indo­ne­sien. Norma­ler­weise arbeitet sie im Haupt­sitz der BOS Foun­da­tion in Bogor auf Java. Doch mehr­fach im Jahr besucht sie unsere Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren Nyaru Menteng und Samboja Lestari auf Borneo, um von dort die neuesten Nach­richten und schönsten Fotos unserer Paten-Orang-Utans für die Paten­post mitzu­bringen. Dafür geht sie in die Wald­schul­klassen, spricht mit den Baby­sit­te­rinnen und Tier­ärzten und trifft natür­lich auch auf die Waldschüler.

Lalita, wie ist es, wenn Sie die Wald­schul­gruppen besu­chen – dürfen Sie dann auch mal mit den kleinen Orang-Utans spielen und kuscheln?

Oh nein, auf keinen Fall! Auch wenn das manchmal zu den schwie­rigsten Momenten meines Jobs gehört. Aber es ist auch für mich absolut tabu, die Orang-Utans anzu­fassen, sie zu strei­cheln oder mit ihnen zu inter­agieren. Das dürfen wirk­lich nur die Baby­sit­te­rinnen und die Tier­ärzte. Selbst wenn ein kleiner Orang-Utan neugierig auf mich zukommen sollte und darum betteln würde, auf den Arm genommen zu werden, muss ich meine Arme hoch­halten und ihn igno­rieren. Ganz egal, wie schwer mir das fällt. Aber es ist absolut notwendig. 

Die Wald­schüler sind keine Kuscheltiere

Denn wir wollen ja nicht, dass sich die Orang-Utans daran gewöhnen, zu Menschen – außer ihren Baby­sit­tern – zu gehen und von ihnen etwas zu bekommen. Unsere Wald­schüler sollen lernen, wilde Orang-Utans zu sein und keine Kuscheltiere.

Sie bekommen bei Ihren regel­mä­ßigen Besu­chen sehr viel von unseren Paten-Orang-Utans mit. Haben Sie denn Lieblingswaldschüler?

Jeder Orang-Utan ist auf seine Art etwas ganz Beson­deres. Aber Bumi, Monita und Monyo haben mein Herz erobert. Bumi war so klein und zart als er zu uns kam. Und inzwi­schen ist er so ein frecher, aufge­weckter, intel­li­genter und gewitzter Orang-Utan-Junge, der sich immer neue Streiche ausdenkt. Auch Monita ist sehr schlau und neugierig und immer auf der Suche nach Aben­teuern. Monyo ist ja noch deut­lich jünger, aber er zeigt auch jetzt schon, wieviel Neugier in ihm steckt. Aber tatsäch­lich liebe ich alle Wald­schüler und es ist span­nend zu erleben, wie sie sich entwickeln.

Orang-Utan Waldschüler Bumi hängt im Baum
Bumi sitzt der Schalk im Nacken

Wie werden die Orang-Utans für das Paten­schafts-Programm auswählt?

Neue Kandi­daten für das Paten­schafts­pro­gramm wählen wir norma­ler­weise immer dann aus, wenn die bishe­rigen die Wald­schule abge­schlossen haben. Dann beginnen wir sowohl in der Zentrale in Bogor als auch in den Zentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari, junge Wald­schüler und deren Hinter­grund­ge­schichte zu prüfen.
Bevor wir eine Entschei­dung treffen, bespre­chen wir ausführ­lich mit den Tier­ärzten die gesund­heit­liche Vorge­schichte der Tiere und ob es aktu­elle Probleme gibt. Wir spre­chen auch mit den Baby­sit­te­rinnen über die Persön­lich­keiten und die Fort­schritte, die die Schüler in der Wald­schule gemacht haben. Wir suchen nicht nur nach einer aussa­ge­kräf­tigen Hinter­grund­ge­schichte, die die ernst­haften Bedro­hungen verdeut­licht, denen Orang-Utans ausge­setzt sind, sondern berück­sich­tigen auch ihre Verhal­tens­merk­male wie ihre Intel­li­genz, ihre ausge­prägten Persön­lich­keiten und ihre konti­nu­ier­liche Entwick­lung von Fähig­keiten.
Monyo wurde zum Beispiel ausge­wählt, weil er sich schnell mit anderen Orang-Utans versteht und außer­or­dent­lich neugierig ist.

Orang-Utan Waldschüler Monyo mit Kokosnuss auf dem Kopf
Mit Monyo wird es nie langweilig

Wenn unsere Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer die Paten­schaft für einen Orang-Utan über­nehmen, helfen sie nicht nur diesem spezi­ellen Orang-Utan. Was bewirken sie sonst noch mit ihrer Patenschaft?

Unser Ziel ist es, dass die Patinnen und Paten etwas über den Schutz der Orang-Utans erfahren und dank ihrer Hilfe unsere finan­zi­elle Belas­tung verrin­gert wird, die wir durch den gesamten Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess tragen. Die Paten unter­stützen also nicht nur speziell die Paten-Orang-Utans, sondern alle Orang-Utans, die bei BOS betreut werden.

Unsere Paten helfen all unseren Orang-Utans

Der Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess ist lang­wierig und sehr komplex und erfor­dert viel Geld. Wir haben derzeit über 400 Orang-Utans in unseren beiden Rettungs­zen­tren, die täglich versorgt werden müssen, einschließ­lich Nahrung, tier­ärzt­li­cher Versor­gung, Trans­port zu den Voraus­wil­de­rungs­in­seln und in die Auswil­de­rungs­ge­biete sowie die stän­dige Pflege und Fürsorge in den Rettungs­zen­tren für alle Orang-Utans, die nicht ausge­wil­dert werden können.

Was macht das BOS-Paten­schafts­pro­gramm so einzig­artig für die Unter­stüt­ze­rinnen und Unterstützer?

Durch die Paten­schaft können sie die Geschichte „ihres“ Orang-Utans mitver­folgen und so auch mehr über unsere Arbeit erfahren. Wir verschi­cken regel­mäßig aktu­elle Infor­ma­tionen, Fotos und auch Videos. So kann eine rich­tige Bezie­hung zwischen den Patinnen und Paten und dem Orang-Utan entstehen. Welche Fort­schritte macht mein Paten­kind, hatte es Probleme, gibt es lustige Anek­doten? Und wenn es dann eines Tages so weit ist, und der Paten-Orang-Utan ausge­wil­dert werden kann, ist es für viele Paten fast so, als würde ein Kind der Familie flügge und ins Leben hinaus­ziehen.
Darüber hinaus ist das Orang-Utan-Paten­schafts­pro­gramm natür­lich auch die perfekte Möglich­keit, sich lang­fristig für das Über­leben der Orang-Utans und ihres Lebens­raums zu enga­gieren. Eine Paten­schaft ist nicht nur span­nender, sondern auch wirkungs­voller als eine einma­lige Spende, da sie ein konti­nu­ier­li­ches Enga­ge­ment sowohl für den Paten-Orang-Utan als auch für die Tierart als Ganzes darstellt.

Möchten auch Sie unsere Orang-Utans auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.

Eine Wingtra-Hoch­leis­tungs­drohne für Mawas

Eine Wingtra-Hoch­leis­tungs­drohne für Mawas

Mehr als 150 Bewerber buhlten im Früh­jahr 2022 bei der „Wingtra Earth Day Chall­enge“ um eine von drei Wing­traOne GEN II-Drohnen (Wert mehr als 20.000 Euro). Auch BOS Deutsch­land. Dank unserer starken Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer, die uns beim Online-Voting in der Final­runde ihre Stimme schenkten, konnten wir die Hoch­leis­tungs­drohne für unsere Auffors­tungs­ge­biete in Mawas gewinnen.

Mit Hilfe dieser leis­tungs­starken Flächen­flug-Drohne kann die BOS Foun­da­tion nun nicht nur die Fort­schritte unserer Auffors­tungs­pro­jekte in Mawas noch besser abbilden, über­wa­chen und für alle sichtbar machen. Auch um Wald­brände recht­zeitig zu erkennen und genau zu loka­li­sieren ist sie ein äußerst hilf­rei­ches Instrument.

WingtraOne GEN II-Drohne vor Holz-Skulptur Orang-Utan vor Büro BOS Deutschland
Die Drohne vor dem BOS-Büro in Berlin. Via Kopen­hagen ging es dann ins Einsatz­ge­biet nach Borneo

Bisher musste dafür tage­weise und für viel Geld eine Drohne geliehen werden. Geld, dass wir nun in die Auffors­tung stecken können.

Profi­schu­lung für Profigerät

Die Nutzung dieses Instru­ments ist aller­dings nicht ganz einfach, so dass unser Team vor den ersten Einsätzen in Mawas zunächst ordent­lich geschult werden musste.

Mitarbeiter BOS Foundation inspizieren WingtraOne GEN II-Drohne
Erstmal genau studieren

Einen Monat lang trai­nierten Mitar­beiter der BOS Foun­da­tion zusammen mit dem Mawas-Kartie­rungs­team. Los ging es online mit den Wing­traOne-Schu­lungs­vi­deos, die im Anschluss von den Teams bespro­chen und disku­tiert wurden. Dann ging es für die Schu­lungs­teil­nehmer für die prak­ti­schen Übungen ins Feld.

Mitarbeiter BOS Foundation bei Drohnen-Schulung
Erste Versuche im Feld

„Wir sind begeis­tert!“, schwärmt Alfre­do­liano aus dem Mawas-Team und künf­tiger Nutzer der Wingtra-Drohne. „Trotz einiger anfäng­li­cher klei­nerer Schwie­rig­keiten konnten wir die Probleme mit Hilfe der vorhan­denen Tools und Lern­vi­deos lösen.“ Auf die Grund­aus­bil­dung an der Profi-Drohne werden in den kommenden Wochen weitere Trai­nings folgen, so dass unsere Kollegen die Drohne optimal im Feld nutzen und einsetzen können.
Doch nach den ersten Erfah­rungen ist schon mal klar: Der Einsatz unserer Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stützer hat sich gelohnt. Diese Drohne ist wirk­lich ein echter Gewinn!

Auch Sie können unsere Auffors­tungs­ar­beiten in Mawas unter­stützen. Schaffen Sie mit uns neuen Lebenswald.

Papier ist auch keine Lösung

Papier ist auch keine Lösung

Mitt­ler­weile werden nicht nur in deut­schen Super­märkten Papier­tüten und ‑verpa­ckungen als ökolo­gi­sche Alter­na­tive von Plastik ange­priesen. Gern wird dabei mit Begriffen wie Nach­hal­tig­keit geworben. Es ist also kein Wunder, dass die Verwen­dung von Papier und Pappe als Verpa­ckungs­ma­te­rial in der EU am weitesten verbreitet ist und enorm schnell wächst.


Was steckt dahinter?


Aufgrund der Digi­ta­li­sie­rung ist die Produk­tion von normalem Papier in Europa nach ihrem Höhe­punkt im Jahr 2005 um 35,8 Prozent bis 2018 gesunken. Nun könnte man annehmen, dass der Druck auf die Wälder also nach­ge­lassen habe. Doch die Realität sieht anders aus. Zwischen 1991 und 2018 stieg die euro­päi­sche Papier- und Karton­pro­duk­tion um 42,1 Prozent. Denn wo die Verwen­dung von normalem Papier zurück­ging, stieg gleich­zeitig der Einsatz von Zell­stoff für die Herstel­lung von Verpa­ckungs­pa­pier und ‑karton explo­si­ons­artig an und hat sich fast verdop­pelt (+ 82,5 %).
Tabelle Seite 18
Welt­weit werden etwa drei Milli­arden Bäume jähr­lich gefällt, um die Nach­frage nach Papier­ver­pa­ckungen zu decken. Die Papier- und Zell­stoff­in­dus­trie ist einer der größten Umwelt­ver­schmutzer und Süßwas­ser­ver­brau­cher der Welt. Außerdem nutzt sie vier Prozent der welt­weiten Energie und ist sehr chemie­in­tensiv, sie verschmutzt Flüsse und schä­digt Ökosysteme.

Müll­pro­du­zent Europa


Die Gesamt­menge an Verpa­ckungs­müll in der EU steigt weiter an. Im Jahr 2022 hatte jeder Euro­päer ca.180 kg Müll durch Verpa­ckungen zu verant­worten, wobei allein auf Papier­ver­pa­ckungen zehn Kilo­gramm pro Person und Jahr entfallen. Ohne Maßnahmen wird dieser Wert bis 2030 um weitere 19 Prozent steigen. Diese Entwick­lung muss gestoppt werden. Aber die Lösung kann nicht darin bestehen, Plas­tik­ver­pa­ckungen durch Papier­ver­pa­ckungen zu ersetzen.


Papier­ver­pa­ckungen bedeuten oft Entwal­dung und Monokulturen


Der größte Teil des in der EU zur Herstel­lung von Papier und Pappe verwen­deten Holzes stammt aus Europa – mit großen Auswir­kungen auf Europas Wälder. Euro­päi­scher Papier­konsum hat jedoch auch Auswir­kungen auf Wälder außer­halb der EU. Die wich­tigsten Länder, aus denen die EU Zell­stoff impor­tiert, sind Brasi­lien, Uruguay, Chile und die USA, aber auch Indo­ne­sien gehört zu den großen Papier­pro­du­zenten der Welt.
Im Jahr 2020 impor­tierte die EU außerdem noch große Mengen Holz für die Papier­pro­duk­tion aus Russ­land und Belarus – sieben Millionen bzw. 3,4 Millionen Tonnen. Mit den derzei­tigen Einschrän­kungen auf Importe aus Russ­land, Belarus und der Ukraine sind 57 Prozent der Importe (sechs Prozent des Gesamtroh­stoff­be­darfs für die Zell­stoff- und Papier­pro­duk­tion von CEPI Mitglie­dern: Öster­reich, Belgien, Tsche­chien, Finland, Frank­reich, Deutsch­land, Ungarn, Italien, Norwegen, Polen, Portugal, Rumä­nien, Slowakei, Slowe­nien, Spanien, Schweden, Nieder­lande, Groß­bri­ta­nien) offen und erhöhen nicht zuletzt auch den Druck, für Abhol­zungen im inner­halb der EU. So verwun­dert es nicht, dass Länder wie Finn­land und Schweden seit neuestem zu den führenden Export­län­dern für Zell­stoff gehören.


Ein Blick zurück in die euro­päi­sche Geschichte zeigt, wo die Ursprünge der heutigen Wald­nut­zungs­kon­zepte liegen. Denn in Europa wurde die Idee der Mono­kultur über Jahr­zehnte entwi­ckelt und geprägt. Die Forst­wirt­schafts­prin­zi­pien von heute basieren letzt­lich auf Forst­me­thoden des 18. Jahr­hun­derts, die darauf abzielten, den Ertrag einer einzigen Baumart zu maxi­mieren. Dieses Modell der „wissen­schaft­li­chen Forst­wirt­schaft“ zeich­nete sich durch Einheit­lich­keit, mini­male Diver­sität und leichte Quan­ti­fi­zier­bar­keit aus und setzte damit welt­weit den Trend zu Monokulturen.


Wir sollten also nicht nur mit dem Finger auf Länder in Südame­rika, Afrika und Südost­asien zeigen, wenn es um die Ausbeu­tung von Wald­öko­sys­temen geht. Zwei der größten Sorge­kinder Europas sind aktuell eben Finn­land und Schweden. Eine Analyse zeigt, dass im Jahr 2020 allein in Finn­land 20.000 Hektar Wald gerodet wurden oder zur Rodung vorge­sehen waren, was etwa 30.000 Fußball­fel­dern entspricht. Diese Wälder wurden als arten­rei­chen Gebiete einge­stuft und ihre Vernich­tung hat schwer­wie­gende Auswir­kungen auf die biolo­gi­sche Viel­falt und das Ökosystem. Laut aktu­eller Statis­tiken landeten in 2021 47 % der Produk­tion der finni­schen Forst­in­dus­trie im Export von Papier und Pappe und das haupt­säch­lich nach Europa.


Schweden steht auch nicht viel besser da. Laut einer aktu­ellen Publi­ka­tion von Fern und ENP hat die schwe­di­sche Papier- und Pappe-Lobby eine sehr solide Posi­tion im Land. Wie Lina Burne­lius, inter­na­tio­nale Koor­di­na­torin bei Protect the Forest Sweden, sagt: „Die Strom­ra­batte, die die Forst­in­dus­trie für zwei bis drei Jahre erhält, würden ausrei­chen, um die gesamte welt­weit einzig­ar­tige Berg­na­tur­land­schafts­kette in Nord­schweden zu schützen.“ Trotz Studien von Orga­ni­sa­tionen wie Green­peace, die nach­weisen, dass große Papier- und Pappe­un­ter­nehmen Wälder mit hoher Biodi­ver­sität zerstören, in denen auch von vom Aussterben bedrohte Arten zu Hause sind, wird in diesem Bereich wenig gemacht und notwen­dige Verord­nungen werden zu lax umgesetzt.


Torf­moor­wälder werden zerstört


Auch in Südame­rika und Südost­asien wütet die Papier­in­dus­trie. Hier bestehen die Haupt­pro­bleme darin, dass Torf­moor­ge­biete trocken­ge­legt werden, regel­mäßig Land­raub von indi­genen Gemeinden prak­ti­ziert wird und dann Plan­tagen mit teil­weise hoch entflamm­barem – aber extrem schnell wach­sendem – Euka­lyptus ange­legt werden, der dann als Haupt­roh­stoff an die Papier- und Papp­e­indus­trie gelie­fert wird. Gerade die Torf­moor­wälder Brasi­liens und Indo­ne­siens sind essen­ziell wich­tige CO₂-Reser­voire. Trocken­ge­legt sind sie extrem brand­ge­fährdet. So wurde Indo­ne­sien in den Jahren 2015 und 2019 – Jahre mit hoher Inten­sität von Wald­bränden – zum fünf­größten CO₂-Emit­tenten weltweit.

Torfmoorbrand in Indonesien
Torf­moor­brand in Indo­ne­sien (Borneo)


Studien der Harvard- und Columbia Univer­sity haben ergeben, dass die Wald­brände von 2015, die sich über ganz Indo­ne­sien erstreckten, schät­zungs­weise 91.600 vorzei­tige Todes­fälle aufgrund der Rauch­be­las­tung verur­sachten haben. Neben den Auswir­kungen auf das Klima und die Wälder, sowie ihrer Rolle bei tödli­chen Bränden, ist die Zell­stoff- und Papier­in­dus­trie auch in Menschen­rechts­ver­let­zungen und zahl­reiche Konflikte mit lokalen Gemein­schaften verwi­ckelt.


Aber wo landen indo­ne­si­sche Zell­stoff- und Papier­pro­dukte letzt­end­lich? Im Jahr 2019 trugen sie fast 16 Prozent zu den welt­weiten Holz­zell­stoff­ex­porte bei, wobei der asia­tisch-pazi­fi­sche Markt von beson­derer Bedeu­tung war. Die Zell­stoff- und Papier­in­dus­trie ist aller­dings global verflochten, und indo­ne­si­sche Produkte finden so ihren Weg in verschie­dene Länder. Deswegen ist es wichtig, die globale Wert­schöp­fungs­kette zu betrachten. Jour­na­lis­ti­sche Inves­ti­ga­tiv­re­cher­chen zeigen, dass einige der indo­ne­si­schen Firmen wiederum mit euro­päi­schen Papier­mühlen koope­rieren.


Daher ist es entschei­dend, dass die EU-Verord­nung über Verpa­ckungen und Verpa­ckungs­ab­fälle die Gesamt­nach­frage nach Verpa­ckungen verrin­gert, um den Trend zuneh­mender Importe von Fasern aus tropi­schen Wald­län­dern umzukehren.

Gibt es eine wahre nach­hal­tige Lösung?


Die Antwort liegt auf der Hand: Die Redu­zie­rung unnö­tiger Verpa­ckungen und die Inves­ti­tion in lang­fris­tige, funk­tio­nie­rende Systeme zur Wieder­ver­wen­dung von Verpa­ckungen, sind entschei­dende Schritte, um den zuneh­menden Import von Zell­stoff aus tropi­schen und euro­päi­schen Wald­ge­bieten umzu­kehren und die Umwelt­aus­wir­kungen der Papier­in­dus­trie zu verrin­gern. Es liegt in unserer Verant­wor­tung, den Verbrauch zu redu­zieren und nach­hal­tige Alter­na­tiven zu fördern, um die Zukunft unserer Wälder und unseres Planeten zu schützen.

BOS Foun­da­tion-Chef besucht Schule in Hannover

BOS Foun­da­tion-Chef besucht Schule in Hannover

Warum sind die Mütter der Orang-Utan-Babys tot? Wie leicht können sich Orang-Utans bei uns Menschen mit Krank­heiten anste­cken? Was müssen Orang-Utan-Waisen in der Wald­schule lernen? Wie funk­tio­niert eine Auswil­de­rung? Sind die Orang-Utans noch zu retten? Aber vor allem: Was können wir tun, um den Orang-Utans und dem Regen­wald zu helfen?

Diese und noch viel mehr Fragen hatten die Schü­le­rinnen und Schüler der Inter­na­tional School Hannover Region (ISHR) an Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion, und Lalita Tri Adila, Kommu­ni­ka­tions- und Fund­rai­sing Mitar­bei­terin der BOS Foun­da­tion, bei deren Besuch an der Schule im Mai. Einen ganzen Schultag lang, von morgens bis zum Nach­mittag, wanderten die beiden Gäste aus Indo­ne­sien bei ihrem Deutsch­land­be­such von einem Klas­sen­zimmer zum nächsten, um den Kindern aus erster Hand von ihrer wich­tigen Arbeit im Arten­schutz zu berichten. Mit großer Aufmerk­sam­keit lauschten sie den Vorträgen und stellten so viele neugie­rige Fragen, dass auch wir oftmals nur staunen konnten.

„Dieser Tag war für uns sehr inspi­rie­rend. Denn auch wir lernen viel von den Kindern. Was sie bewegt und wie wir unsere Botschaft noch besser vermit­teln können“, lobt Dr. Sihite und strahlt, als er dann auch noch einen Spen­den­scheck über 900 Euro von stolzen Fünft­kläss­lern über­reicht bekommt, die bei einer Spen­den­ak­tion der Schule eine Woche zuvor gesam­melt wurden.

Scheckübergabe ISHR
900 Euro haben die Schü­le­rinnen und Schüler bei einer Schul­ak­tion für die Orang-Utans gesammelt

Dies war nicht unsere erste Aktion an der ISHR. Tatsäch­lich verbindet BOS und die Schule schon seit 2018 eine enge Beziehung. 

Wie alles begann

Damals kam Jennifer von Estorff, Lehrerin an der Schule, auf unsere Regio­nal­gruppe Hannover-Braun­schweig zu. Inspi­riert von einer Malak­tion, die die Regio­nal­gruppe durch­ge­führt hatte, fragte sie, ob so etwas nicht auch für ihre Viert­klässler möglich wäre. Unsere Ehren­amt­li­chen machten es möglich – und die Liebe zu Orang-Utans sprang auf die Schü­le­rinnen und Schüler über.

Kinder malen Orang-Utans
Hier nahm alles seinen Anfang: Die Malak­tion mit Viert­kläss­lern der Inter­na­tio­nalen Schule Hannover im Jahr 2018

Inzwi­schen besu­chen die dama­ligen Viert­klässler die achte Klasse der englisch­spra­chigen Schule. Die Liebe zu Orang-Utans und das Inter­esse an ihrem Schutz hat sie all die Jahre begleitet – und viele jüngere Schü­le­rinnen und Schüler sind ihnen gefolgt. „Für die Kinder ist das Enga­ge­ment für die Orang-Utans toll, weil sie dadurch verstehen, wie wichtig Klima­schutz und Arten­schutz und der Erhalt des Regen­walds sind“, sagt Jennifer von Estorff. „Sie erleben sich als selbst­wirksam und können selbst einen Beitrag leisten.“

Großes Enga­ge­ment für Orang-Utans

Immer wieder orga­ni­sieren die Nach­wuchs-Arten­schützer Spen­den­ak­tionen für BOS. Mal ist es ein Kuchen­ver­kauf, mal die Teil­nahme an einem Staf­fel­lauf, mal wird ein Schu­le­vent genutzt, um über die bedrohten Menschen­affen und ihre Heimat aufzu­klären und Spenden zu sammeln. Auch Paten­schaften wurden schon abge­schlossen und ausgiebig in unserem BOS-Spen­den­kauf­haus geshoppt.

Kinder mit Patenurkunden, Orang-Utan-Post und Stoffbeuteln von BOS
Von den gesam­melten Spenden über­nahmen die Kinder Paten­schaften und shoppten im BOS-Spendenkaufhaus

2019 besuchte Dr. Jamartin Sihite die ISHR erst­mals zu einem Vortrags­event. Während der Corona-Pandemie fragte Frau von Estorff im Namen der Schü­le­rinnen und Schüler bei uns nach, wie es „ihren“ Orang-Utans denn gerade ginge. Daraufhin orga­ni­sierten wir einen Online-Vortrag – von Indo­ne­sien direkt in die Klas­sen­zimmer von Hannover.

Keine Frage, dass Dr. Sihite seinen ersten Deutsch­land­be­such nach der Pandemie nutzte, um die treuen Orang-Utan-Schützer in Hannover auf den neuesten Stand zu bringen und sich ihren inter­es­sierten Fragen zu stellen. „Für unsere Schule ist es ein wich­tiges Anliegen, unseren Schü­lern die Möglich­keit zu geben, sich mit globalen Themen ausein­an­der­zu­setzen und ein Gefühl der Verant­wor­tung für die Welt um sie herum zu entwi­ckeln“, beschreibt Jennifer von Estorff den Schul-Spirit. „Und gerade erlebtes Lernen und Wissen ist das, was in den Köpfen – und Herzen – bleibt.“

Vielen Dank an die Schü­le­rinnen, Schüler, Lehre­rinnen und Lehrer der Inter­na­tio­nalen Schule Hannover Region! Für Eure Unter­stüt­zung, Euer Enga­ge­ment und Euren Einsatz. Ihr macht uns Mut, schenkt uns Hoff­nung und Kraft.

Wenn auch Sie sich mit einer Aktion für die Orang-Utans und den Regen­wald einsetzen möchten, melden Sie sich gern bei uns: [email protected]