Ein Ehren­mann im Ehrenamt für Orang-Utans

Ein Ehren­mann im Ehrenamt für Orang-Utans


Ein Plakat von BOS Deutsch­land vor vier Jahren gab den Anstoß. Inzwi­schen gehört Wolf­gang Petzoldt aus Hall­stadt bei Bamberg zu unseren enga­gier­testen Unter­stüt­zern. Immer wieder findet der umtrie­bige Ruhe­ständler neue Ideen, wie er Geld sammeln oder Aufmerk­sam­keit erregen kann – für seine geliebten Orang-Utans und ihre bedrohte Regenwaldheimat.


An einem Sommertag 2019 radelte Wolf­gang Petzold an einem unserer Plakate vorbei. Darauf war zu lesen: „Sie brau­chen Dich! Bevor es zu spät ist.“ Zwei Sätze, die sein Leben verän­derten. Er griff zum Telefon und rief bei BOS in Berlin an, um mehr über das Schicksal der rotbraunen Menschen­affen zu erfahren.

BOS Outdoor Plakat 2018
Mit diesem Plakat nahm alles seinen Anfang



Was er hörte, hat ihn so nach­haltig beein­druckt, dass Orang-Utans seither SEIN Thema – seine Lebens­auf­gabe – sind, und er BOS und die Primaten fast täglich mit krea­tiven und inspi­rie­renden Aktionen unter­stützt. Auch seine Frau Elisa­beth Fricker hat er inzwi­schen in seine Projekte eingebunden.


Floh­markt für Orang-Utans

Auf seiner ebay-Seite sind hunderte Artikel gelistet, deren Verkaufs­er­löse den Orang-Utans und dem Regen­wald zugu­te­kommen. Außerdem veran­stalten er und seine Frau regel­mäßig Haus­floh­märkte und klären, wann immer sich eine Gele­gen­heit bietet, über ihre Herzens­themen Orang-Utans, Palmöl und Regen­wald auf.

Wolfgang Petzoldt veranstaltet regelmäßig Hausflohmärkte, um Geld für Orang-Utans zu sammeln
Wolf­gang Petzoldt veran­staltet regel­mäßig Haus­floh­märkte, um Geld für Orang-Utans zu sammeln


Erst kürz­lich wurde Wolf­gang Petzoldt wegen seines Enga­ge­ments für den Arten­schutz für den Radio­sender Bayern 1 in der Rubrik „Mensch der Woche“ interviewt.


500 Euro beim Punsch­ver­kauf auf dem Weihnachtsmarkt

Spendenscheckübergabe an Wolfgang Petzoldt
Ein Spen­den­scheck für die Menschen­affen auf Borneo


Auch die Politik spannt er für die Wald­men­schen ein, wenn sich eine Gele­gen­heit bietet. Als Mitglieder der Stadt­rats­frak­tion von Bündnis90/Die Grünen 2022 auf dem Hall­städter Weih­nachts­markt Apfel-Ingwer-Punsch verkauften, über­zeugte er sie davon, die Einnahmen in Höhe von 500 Euro an BOS Deutsch­land für den Erhalt der Orang-Utans und ihres Lebens­raums zu spenden.
Vielen Dank für so viel Enga­ge­ment und Einsatz! Nur dank Menschen wie Wolf­gang Petzoldt und seinen Mitstrei­te­rinnen und Mitstrei­tern können wir unsere Arbeit auf Borneo zum Schutz der letzten Orang-Utans und ihrer Regen­wald­heimat machen.

Wollen auch Sie uns unter­stützen?

Ein neuer Freund der Familie

Ein neuer Freund der Familie

2016 wurde Signe mit ihrem ersten Sohn Bungaran, der damals ein Jahr alt war, in Kehje Sewen ausge­wil­dert. 2020 bekam sie ein zweites Baby und wandert seither mit ihren beiden Söhnen durch den Regen­wald. Kürz­lich haben wir sie wieder dort ange­troffen – mit einem unbe­kannten, wilden Orang-Utan.

Auf einer Patrouille traf vor Kurzem eines unserer Post-Release-Moni­to­ring-Teams (PRM) auf die 16-jährige Orang-Utan-Mutter Signe, ihr zwei­jäh­riges Baby und ihren acht­jäh­rigen Sohn Bungaran. Begleitet wurde die Familie von einem uns unbe­kannten, wilden, männ­li­chen Orang-Utan.

Männlicher Orang-Utan
Der unbe­kannte, wilde Orang-Utan-Mann

Bungaran, der dabei ist sich immer weiter von seiner Mutter abzu­na­beln, verbrachte die meiste Zeit in den Baumkronen.

achtjähriger Orang-Utan-Junge im Regenwald
Der acht­jäh­rige Bungaran ist auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Seine Mutter und sein kleiner Bruder saßen derweil mit ihrem neuen Freund auf einem Baum­stamm und genossen gemeinsam in fried­li­cher Harmonie Waldfrüchte.

Harmo­ni­sches Zusammensein

Nach einem ordent­li­chen Früh­stück nahm Signe ihr Baby mit in die Baum­kronen, um sich zu entspannen.

Der männ­liche Orang-Utan blieb in ihrer unmit­tel­baren Nähe. Mehr­mals stiegen Signe und ihr Baby auf den Wald­boden hinab, um Wasser aus einer Quelle zu trinken, die nicht weit von dem Baum entfernt war, auf dem sie gesessen hatten.

Kurz vor Sonnen­un­ter­gang baute Signe ein Nacht­nest und rich­tete sich mit ihrem Baby darin ein. Gegen 18 Uhr been­detet das PRM-Team seine Beob­ach­tungen, nachdem es sicher war, dass Signe, ihr Nach­wuchs und ihr neuer Freund sich für die Nacht nieder­ge­lassen hatten.
Es war sehr ermu­ti­gend zu sehen, dass sich Signes Familie mit einem weiteren Freund im Kehje Sewen Wald wohlfühlt.

Jede Spende hilft den Orang-Utans und dem Regenwald.

Sayangs zweites Baby in Kehje Sewen geboren

Sayangs zweites Baby in Kehje Sewen geboren

Es ist die schönste Art von Nach­richt, die uns aus dem Regen­wald errei­chen kann: Ein Baby wurde in einem unserer Auswil­de­rungs­wälder geboren! Denn das ist der beste Beweis für uns, dass die Reha­bi­li­ta­tion, die Auswil­de­rung und das neue Leben im Regen­wald erfolg­reich waren und sind. Diesmal erhielten wir die frohe Baby­bot­schaft von unserem Beob­ach­tungs­team (PRM) aus Kehje Sewen in Ost-Kali­mantan. Es hat Sayang mit ihrem wenige Wochen alten Baby entdeckt. Begleitet wurden Mutter und Säug­ling von Sayangs großer Tochter Padma.

Sayang — was soviel wie Lieb­ling oder Schatz bedeutet — erblickte im April 2009 auf unserer Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island das Licht der Welt. 2013 konnten wir sie mit ihrer Mutter Yayang in Kehje Sewen auswil­dern, wo Sayang fünf Jahre später ihre erste Tochter Padma gebar.

Sayang tauchte unter

Vor einigen Monaten bemerkte ein PRM-Team an Sayang deut­liche Anzei­chen einer Schwan­ger­schaft. Doch dann verschwanden Sayang und Padma im dichten Regen­wald und unsere Beob­achter im Camp Lesik – Sayangs bevor­zugtes Revier – konnten sie lange nicht ausfindig machen. Immer mal kreuzte Lesan mit ihrer Familie im Umfeld des Camps auf. Doch keine Spur von Sayang. Hatte sie ihr Baby schon bekommen? Unsere Teams wurden immer nervöser und fragten sich bald jeden Tag, wo Sayang sich wohl versteckte und – vor allem – wie es ihr ging.

Will­kommen, du hübsches Orang-Utan-Baby!

Dann, endlich, tauchten Sayang und Padma ganz in der Nähe von Camp Lesik auf – mit einem kleinen Baby, das sich fest ins Fell der Mutter klam­merte! Es war fast so, als wollte Sayang uns ihren zweiten Nach­wuchs vorstellen.

Was für eine Freude, Sayang endlich wieder zu sehen! Was für eine wunder­schöne Orang-Utan-Familie! Im Camp Lesik konnten sich die Mitar­beiter nicht satt sehen an dieser groß­ar­tigen Überraschung.

Orang-Utan-Mutter Sayang mit Tochter Padma und neugeborenem Baby
Padma unter­stützt ihre Mutter

Noch konnten wir nicht fest­stellen, welches Geschlecht das Neuge­bo­rene hat. Es hat sehr dichtes Haar, das dem seiner Mutter ähnelt. Das Kind sieht in Sayangs Armen bezau­bernd aus und wird auch von seiner großen Schwester Padma liebe­voll umsorgt. Obwohl Sayang verständ­li­cher­weise nicht so aktiv ist wie sonst, beschützt die erfah­rene Mutter ihr neues Baby sehr und trägt es sicher durch die Gefahren und Heraus­for­de­rungen des Regenwalds.

Orang-Utan-Mutter durchquert mit zwei Babys Fluss im Regenwald
Bei Sayang sind Padma und ihr kleines Geschwis­ter­chen sicher aufgebhoben

34 wild­ge­bo­rene Babys

Bis heute wurden in unseren drei Auswil­de­rungs­wäl­dern in Ost- und Zentral-Kali­mantan 34 neue Orang-Utans von Müttern geboren, die BOS seit 2012 hat. Und wir können es kaum erwarten, weitere frohe Nach­richten aus den geschützten Wäldern zu erhalten.

Die Orang-Utans und der Regen­wald brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Mail besucht Camp Lesik

Mail besucht Camp Lesik

An einem regne­ri­schen Nach­mittag bekam unser Post-Release-Moni­to­ring (PRM) Team im Camp Lesik im Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen über­ra­schenden Besuch von einem männ­li­chen Orang-Utan. Auf den ersten Blick schien es ein uns unbe­kannter Wald­mensch zu sein, der zum ersten Mal am Camp vorbeikam. Aber wir wollten es natür­lich genau wissen!

Unsere Ranger nahmen sich also die Doku­men­ta­ti­ons­fotos der von uns ausge­wil­derten Orang-Utans vor und suchten darin nach einem männ­li­chen Indi­vi­duum. Mang Usup, der bereits seit vielen Jahren im Camp Lesik arbeitet, grenzte die Suche auf Kent und Mail ein.

Detek­tiv­ar­beit: Kennen wir den Orang-Utan oder ist er ein Unbekannter?

Schnell wurde klar: Der am Camp beob­achte Orang-Utan passte nicht zu den Fotos von Kent, denn dieser hat eine deut­lich erkenn­bare Stirn­falte und markante Eckzähne.

Von Mail lagen uns in der Daten­bank nur Fotos aus seinem Auswil­de­rungs­jahr 2012 vor. Seitdem hat sich der damals erst acht­jäh­rige Orang-Utan natür­lich verän­dert, ist gewachsen und männ­li­cher geworden. Unser Team verglich den beob­ach­teten Orang-Utan und die Fotos daher sehr gründ­lich und entdeckte auch über­ein­stim­mende Merk­male wie die Form des Bartes und das gewellte Brusthaar.

Männlicher Orang-Utan Mail im Regenwald
Mail besucht Camp Lesik

Mang Usup war es schließ­lich, der den entschei­denden Hinweis brachte. Denn er war Mail im Jahr 2020 in Muara Soh begegnet und konnte ihn dort eine Weile beob­achten und auch Fotos machen. Aller­dings hatte er nur sein Mobil­te­lefon zum Foto­gra­fieren dabei.
Anhand seiner Fotos und der Refe­renz­bilder, die die BOS-Zentrale von Bogor ins Camp sandte, wurde der Besu­cher letzt­lich eindeutig als Mail identifiziert.

Was für eine Freude

Mail hielt sich in der Vergan­gen­heit in der Umge­bung von Muara Soh auf, wo er gerne Zeit mit seiner Freundin Casey verbrachte. Die beiden waren 2012 zusammen ausge­wil­dert worden.
Unser Team war über­glück­lich, Mail nach zwei Jahren wieder­zu­sehen, vor allem, da er sich bester Gesund­heit erfreut und einen Body Condi­tion Score von 3 aufweist, was im normalen Bereich liegt.

Einige unserer PRM-Team­mit­glieder berei­teten sich zu dem Zeit­punkt gerade auf die Rück­kehr aus dem Regen­wald in die Stadt vor und waren beson­ders dankbar für den Besuch von Mail. Es war ein biss­chen, als wäre er gekommen, um sich von ihnen zu verab­schieden. Was für ein schönes Abschiedsgeschenk!

Danke, dass Sie unsere Arbeit für Tiere wie Mail unter­stützen. Jeder Beitrag hilft.

Zehn Orang-Utans im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park ausgewildert

Zehn Orang-Utans im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park ausgewildert

Der Juni 2023 markiert ein beson­deres Ereignis für die BOS Foun­da­tion und ihre Arbeit zum Schutz der Orang-Utans: Gleich zehn Tiere wurden im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park ausge­wil­dert! Damit steigt die Zahl der in diesem Schutz­ge­biet ausge­wil­derten Orang-Utans auf 199 Individuen!

In zwei Gruppen machten sich die zehn Tiere auf die Reise in ihre neue wilde Heimat: Am 14. Juni brach das BOS-Team mit Aristo, Lalang, Svenja und Noni Partono zur Hiran Wasser­scheide auf, am 16. Juni star­teten dann Yoko, Kejora, Syah­rini, Susanne, Mama Edwan und Edwina in Rich­tung Bemban Wasserscheide.

Alle zehn Orang-Utans hatten erfolg­reich einen mehr­jäh­rigen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess durch­laufen und zuletzt auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel – noch unter Beob­ach­tung — bewiesen, dass sie bereit sind für ein eigen­stän­diges, unab­hän­giges Leben im Regen­wald. Wie immer wurden alle Kandi­daten gründ­lich tier­ärzt­lich unter­sucht, bevor sie in ihre Trans­port­kä­fige gebracht wurden und schließ­lich den lang­ersehnten Weg in die Frei­heit antraten. In ihren Boxen reisten sie sicher zunächst auf einem Pick-Up Jeep, später auf einem Long Tail Boat bis zu ihrem Bestimmungsort.

Orang-Utans werden mit Booten zum Auswilderungsort transportiert
Orang-Utans werden mit Booten zum Auswil­de­rungsort transportiert


Vier ausge­wil­derte Orang-Utans bleiben uns beson­ders in Erinnerung

Jede einzelne Rettung eines Orang-Utans ist ein bewe­gender Moment, denn unser zu Hilfe geru­fenes Team weiß im Voraus nie genau, was sie vor Ort erwartet: In welchem Zustand befindet sich das Tier? Wie alt ist es? Wie lange muss es schon ohne die Mutter zurecht­kommen? Wird es im Fall einer ille­galen Haus­tier­hal­tung von den ertappten Haltern wider­standlos herausgeben?

Sie sehen gerade einen Platz­hal­ter­in­halt von YouTube. Um auf den eigent­li­chen Inhalt zuzu­greifen, klicken Sie auf die Schalt­fläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Dritt­an­bieter weiter­ge­geben werden.

Mehr Infor­ma­tionen

Manche Rettungen bleiben uns aber dennoch ganz beson­ders in Erin­ne­rung. So wie diese vier:

Kejora: Ange­kettet in einer Palm­öl­fa­brik, unter­ernährt und verängstigt

Kejora war erst 18 Monate alt, als wir sie am 1. Februar 2016 von einer Ölpal­men­plan­tage in Tangki­ling, Palang­ka­raya, Zentral-Kali­mantan retteten und hatte in ihrem jungen Leben schon Schreck­li­ches erlebt. Unser Team fand sie in der Nähe eines Dünge­mit­tel­la­gers, wo sie mit Eisen­ketten fest­ge­halten wurde – unter­ernährt, verängs­tigt und durch den Verlust ihrer Mutter traumatisiert.

Orang-Utan Kejora vor der Rettung
Orang-Utan Kejora vor der Rettung

Nach drei­mo­na­tiger Quaran­täne und tüchtig aufge­päp­pelt mit frischem Obst und Baby­milch, konnte Kejora im BOS-Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng ihre Reha­bi­li­ta­ti­ons­reise beginnen. Im BOS-Wald­kin­der­garten traf sie — vermut­lich zum ersten Mal seit dem Verlust ihrer Mutter — auf Artge­nossen. Diese und unsere Baby­sit­te­rinnen halfen ihr dabei, das Vertrauen zurück­zu­er­langen. In der Wald­schule lernte Kejora all die Dinge, die ein Orang-Utan in freier Wild­bahn braucht und durfte nach Abschluss aller Reha­bi­li­ta­ti­ons­phasen seit dem 12. November 2021 ihre erwor­benen Fähig­keiten auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Badak Besar beweisen. Im Früh­sommer 2023 stand fest: Die inzwi­schen neun­jäh­rige Orang-Utan-Dame ist bestens auf ein Leben als wilder Orang-Utan vorbereitet!

Orang-Utan Kejora geniesst die ersten Stunden nach der Auswilderung
Orang-Utan Kejora geniesst die ersten Stunden nach der Auswilderung


Susanne: Nach langer Gefan­gen­schaft in die Freiheit

Ganze drei Jahre wurde das Orang-Utan-Mädchen von einem Dorf­be­wohner in Kuala Kurun, Zentral-Kali­mantan, illegal als Haus­tier gehalten. Eine unvor­stellbar lange Zeit für die Kleine, die sie in einer Umge­bung verbringen musste, die nicht im geringsten artge­recht war. Und trotzdem gelang es ihr nach ihrer Rettung am 11. Oktober 2017, sich im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum Nyaru Menteng Schritt für Schritt an ein Leben im Regen­wald zu gewöhnen und Fähig­keiten zu erlernen, die für einen Orang-Utan typisch und über­le­bens­not­wendig sind. Gemeinsam mit Kejora kam Susanne am 12. November 2021 auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Badak Besar. Nach sieben Jahren Reha­bi­li­ta­tion war die zehn­jäh­rige Orang-Utan-Dame im Juni 2023 endlich bereit, das Leben zu beginnen, für das sie einst geboren wurde: ein Leben in Frei­heit im Regen­wald von Borneo!


Syah­rini: Tochter eines Orang-Utans aus einem thai­län­di­schen Vergnügungspark

Syah­rini ist die Tochter von Suja – eine Orang-Utan-Dame, die wir gemeinsam mit 46 weiteren Orang-Utans aus Thai­land gerettet haben. Die damals Vier­jäh­rige war Opfer eines thai­län­di­schen Vergnü­gungs­parks, in dem die Tiere vermensch­licht und für Unter­hal­tungs­shows miss­braucht werden. Als Suja am 31. Oktober 2013 im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum Nyaru Menteng Syah­rini zur Welt brachte, war sie tragi­scher­weise nicht in der Lage, ange­messen für ihr Baby zu sorgen. Mutter und Tochter wurden daher von uns getrennt und Syah­rini bekam eine enga­gierte Baby­sit­terin als Ersatz-Mama. Nachdem sie als flei­ßige Wald­schü­lerin alles gelernt hatte, was ihr eigent­lich Suja hätte beibringen sollen, zog Syah­rini 2019 auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Bangamat um. Im Juni 2023 ist die inzwi­schen zehn­jäh­rige Syah­rini nun bereit, ganz und gar frei im Regen­wald zu leben.

Transportkäfig Öffnung Syahrini
Orang-Utan-Dame Syah­rini klet­tert schnell auf einen Baum


Mama Edwan: Schwer verletzt, reha­bi­li­tiert und Mama geworden

Mama Edwan war bereits eine ausge­wach­sene Orang-Utan-Dame und hatte viele Jahre wild im Regen­wald gelebt, als sie von unserem Team von einer Ölpal­men­plan­tage gerettet werden musste. Der Grund: Sie hatte sich schwere Verlet­zungen am linken Arm zuge­zogen. Diese konnten leider nicht geheilt werden, sodass die BOS-Tier­ärzte die schwere Entschei­dung treffen mussten, ihr den gesamten Arm zu ampu­tieren. Trotz dieser trau­ma­ti­schen Erfah­rung war Mama Edwan in der Lage, unmit­telbar nach ihrer medi­zi­ni­schen Behand­lung und Heilung auf die Voraus­wil­derngs­insel Palas umzu­ziehen, wo sie sich als wider­stand­fä­hige, einfalls­reiche und agile Orang-Utan-Dame bewies.

Und das ist noch nicht alles! Edwan wurde auf der Insel schwanger und brachte am 20. Mai 2017 ein Mädchen zur Welt, das wir auf den Namen Edwina tauften. Im Juni 2023 konnte Mama Edwan in Beglei­tung ihrer Tochter in die Wildnis zurückkehren.

Transportkäfig von Mama Edwan wird aufgemacht
Mama Edwan wirft einen ersten Blick auf ihre neue Heimat


Kaum hatte die Orang-Utan-Dame ihren Trans­port­käfig verlassen und war auf einen Baum geklet­tert, näherte sich Janu, ein Orang-Utan-Männ­chen, das wir bereits 2017 ausge­wil­dert haben. Die beiden zeigten unmit­telbar ein großes Inter­esse anein­ander und begannen kurz darauf zu kopulieren.

Wenn das kein gutes Zeichen ist für die erfolg­reiche Auswil­de­rung und für das weitere Wachstum der Orang-Utan-Popu­la­tion im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark!

Grund zum Feiern: BOS hat ein weiteres Moni­to­ring-Camp eröffnet

Und noch einen Grund zum Feiern gibt es für die BOS Foun­da­tion: Im Juni 2023 haben wir ein neues Moni­to­ring-Camp an der Hiran-Wasser­scheide eröffnet. Von diesem Basis­lager aus durch­streifen die BOS-Ranger den Natio­nal­park und behalten die ausge­wil­derten Orang-Utans, zumin­dest teil­weise, im Blick. Denn aus diesen Beob­ach­tungen können wir für unsere weitere Reha­bi­li­ta­ti­ons­ar­beit mit geret­teten Orang-Utans lernen und wich­tige Erkennt­nisse gewinnen.

BOS Deutsch­land und damit die BOS Foun­da­tion finan­zieren sich ausschließ­lich über Spenden. Jeder Beitrag hilft – den Orang-Utans und dem Regenwald!

Wie die Millen­nials-Gene­ra­tion der Wehea Dayak die Kultur ihrer Vorfahren bewahrt

Wie die Millen­nials-Gene­ra­tion der Wehea Dayak die Kultur ihrer Vorfahren bewahrt

Globa­li­sie­rung und Popkultur haben dank Smart­phones, Internet und Social Media längst bis in die kleinsten und entle­gensten Dörfer Kali­mantans Einzug gehalten. Welchen Einfluss hat das auf die über­lie­ferten Tradi­tionen der indi­genen Bevöl­ke­rung? Im Rahmen des Programms Explore Wehea beschäf­tigen sich junge Erwach­sene der Wehea Dayak Commu­nity mit genau diesem Thema.

Okta­vianus „Glen“ Yen ist einer jener jungen Erwach­senen, die sich dieser Aufgabe verschrieben haben. Er ist Absol­vent der Sanata Dharma Univer­sität mit dem Haupt­fach Katho­li­sche Reli­gi­ons­päd­agogik und arbeitet nun als Commu­nity Welfare Officer im Dorf Nehas Liah Bing. Glen enga­giert sich bei Explore Wehea, einem Commu­nity Forum, das das kultu­relle Erbe der Wehea Dayak bewahren und weiter­geben möchte.

Oktavianus „Glen“ Yen, ein junger Wehea Dayak
Glen liegt die Tradi­tion seiner Vorfahren am Herzen

Das Beson­dere an diesem Programm: Es ist auch für Menschen außer­halb der Wehea Dayak Commu­nity offen. Jeder, der sich für die indi­gene Kultur inter­es­siert, kann teil­nehmen. Es gibt darüber hinaus keinerlei Zugangs­vor­aus­set­zungen.
Ein großes Anliegen von Explore Wehea ist es, den Alltag in einem tradi­tio­nellen Wehea Dayak-Dorf zu doku­men­tieren. Welche Akti­vi­täten finden dort statt? Welche Veran­stal­tungen sind wichtig? Was genau passiert dabei?

Die Tradi­tion bewahren

„Ich mag es sehr, Fotos und Videos von unserem Leben im Dorf zu machen”, sagt Glen. „Bei jeder Veran­stal­tung bin ich dabei und versuche, typi­sche Momente im Bild einzu­fangen.” Inzwi­schen fehlt ihm nur noch eine tradi­tio­nelle Beer­di­gung in seiner Doku­men­ta­ti­ons­reihe. Als nächstes möchte Glen für sein kultu­relles Archiv Inter­views mit verschie­denen Mitglie­dern der Wehea Dayak Commu­nity führen.

Wehea Dayak Kultur in Fotos dokumentiert
Typi­sche Momente der Wehea Dayak-Kultur

Bei allem Enga­ge­ment für das Programm ist sich Glen jedoch auch der Heraus­for­de­rungen bewusst. Oft sind es vermeint­lich kleine Probleme, die jedoch einen großen Impact haben. „Ich habe zum Beispiel nur mein Handy, um Fotos und Videos zu machen, diese zu bear­beiten und auf Social Media-Platt­formen hoch­zu­laden”, sagt er. „Deshalb stammen alle wirk­lich guten Aufnahmen bisher von Menschen außer­halb unserer Commu­nity. Es ist nicht unser eigener Blick auf unsere Kultur und Tradi­tionen. Aber genau dazu möchten wir in der Lage sein! Wir selbst möchten unseren tradi­tio­nellen Lebens­stil, unsere Kultur, unseren Umgang mit der Natur doku­men­tieren und bewahren.”

Der Blick von innen und von außen

Nichts­des­to­trotz wert­schätzt Glen jegli­ches Inter­esse für die Kultur seiner Vorfahren – auch von „Externen” – denn er ist über­zeugt davon, dass dies ein Zeichen von Respekt ist. Selbst wenn noch kein tiefer­ge­hendes Verständnis für tradi­tio­nelle Veran­stal­tungen und Bräuche vorhanden ist, so glaubt er, sind Neugierde und Aufge­schlos­sen­heit ein wich­tiger und rich­tiger erster Schritt. „Es braucht einfach Zeit”, ist er über­zeugt.
Glen hofft, weitere Wehea Dayak Millen­nials mit dieser Heran­ge­hens­weise und Sicht auf die Dinge begeis­tern zu können. „Ich beob­achte, dass vielen jungen Wehea Dayak unsere Sitten und Gebräuche durchaus etwas bedeuten”, sagt er. „Aber sie wissen oft nur wenig darüber.”

Junge Wehea Dayaks
Junge Wehea Dayaks zwischen Tradi­tion und Moderne

Diese Lücke, so ist Glen über­zeugt, kann das Explore Wehea-Programm füllen: Dadurch gibt es nun endlich ein Forum für einen Austausch, Diskus­sionen und gemein­sames Lernen. „Viele junge Mitglieder unserer Commu­nity sind sehr zurück­hal­tend und gera­dezu schüch­tern, wenn es darum geht, sich mit dem eigenen kultu­rellen Erbe zu beschäf­tigen”, beob­achtet Glen und nimmt sich davon selbst auch nicht ganz aus. „Wir scheuen oft noch davor zurück, uns in der tradi­tio­nellen Gemein­schaft zu enga­gieren oder uns mit unseren Eltern darüber auszu­tau­schen.” Es braucht eben einfach Zeit.

Einen großen Wunsch hat Glen. Viel­leicht kann man es auch eine Empfeh­lung an seine Alters­ge­nossen und die noch jüngeren Gene­ra­tionen nennen: „Ich wünsche mir, dass wir uns mehr um unsere Mitmen­schen und um die Natur kümmern und keine Angst davor haben, etwas Gutes zu tun”, sagt er. „Auch wenn damit Heraus­for­de­rungen verbunden sind, die wir zu bewäl­tigen lernen müssen: Lasst uns unsere Aufmerk­sam­keit auf diese Dinge richten und Vertrauen darin haben, dass das Universum uns schon dabei helfen wird.”

BOS arbeitet sowohl in Ost- als auch in Zentral-Kali­mantan in unter­schied­li­chen Projekten eng mit verschie­denen Wehea Dayak Commu­ni­ties zusammen.
Genau wie Glen beob­achten auch wir, dass sich die junge Gene­ra­tion der Wehea Dayak für ihr kultu­relles Erbe stark macht. Durch das Commu­nity Projekt Explore Wehea entsteht eine Struktur, die indi­gene Kultur und Tradi­tionen stärker ins Bewusst­sein rückt, sie wert­schätzt und schützt. Das Projekt hat sogar so viel Strahl­kraft, dass es Commu­ni­ty­mit­glieder darin bestärkt, die Aner­ken­nung ihrer urei­genen Rechte als indi­gene Bevöl­ke­rung stärker und selbst­be­wusster einzufordern.