Unter den dichten Baumkronen der Vorauswilderungs- und Schutzinsel Badak Kecil, lebt eine wirklich bemerkenswerte Orang-Utan-Dame, die uns immer wieder mit ihren pfiffigen Ideen und ihrem wachen Verstand beeindruckt und inspiriert. Ihr Name ist Kheal.
So auch an diesem wunderschönen Morgen. Die Sonne scheint bereits warm auf Plattform Nummer 6. Da erscheinen Kheal und einige weitere Orang-Utans hier, um das angebotene, zusätzliche Futter in Augenschein zu nehmen. Unser Monitoring-Team notiert zufrieden, das Kheal gesund und kräftig wirkt und sich mit gutem Appetit an den Früchten und dem Gemüse bedient.
Aufmerksam beobachten unsere Ranger, was auf der Plattform passiert, und werden wieder einmal von Kheal in Staunen versetzt. Die Orang-Utan-Dame schnappt sich kurzerhand Büschel großer Spinatblätter und langer Bohnen und setzt sich diese geschickt auf den Kopf. Ein hervorragender Schutz vor der brennenden Sonne!
Gute Idee, Kheal!
Die Orang-Utan-Dame beweist damit nicht nur ihre Fähigkeit, sich Werkzeuge zu Nutzen zu machen. Sie zeigt auch ein waches Bewusstsein für Umweltfaktoren und vor welchen es sich zu schützen gilt.
Gemüse als Sonnenhut – Kheal weiß sich zu helfen
Als Kheal ihr Mahl auf der Plattform beendet hat, schwingt sie sich elegant von Ast zu Ast hinauf in die Bäume. Den Sonnenhut trägt sie dabei fest auf dem Kopf. Das Monitoring-Team fügt zufrieden eine weitere Notiz für diesen Tag hinzu: Kheal navigiert geschickt, kraftvoll und mit ausgeprägtem Sinn für Balance durch den Wald. Und das, obwohl sie unter Grauem Star leidet, was eine Auswilderung zum aktuellen Stand leider unmöhlich macht.
Etwas später am Tag entdeckt unser Team Kheal ein weiteres Mal. Diesmal in der Nähe der Plattform Nummer 3, die umgeben ist von dichtem Wald. Die Nachmittagssonne bringt ihr Haarkleid zum Schimmern, das dicht und lang den Körper bedeckt. Ein weiteres Zeichen dafür, dass diese Orang-Utan-Dame sich trotz ihrer Augenkrankheit bester Gesundheit erfreut und sich gut und ausgewogen ernährt.
Stark und geschickt navigiert Kheal durch die Baumwipfel
Davon kann sich das Team dann auch selbst überzeugen. Kheal bleibt lange Zeit in ihrem Blickfeld, während sie sich geschickt von Baum zu Baum bewegt. Dabei pflückt und knabbert sie, was ihr an Essbarem begegnet: junge Blätter von einem Guavenbaum zum Beispiel und saftige Banyan-Feigen.
Kheal hat in der Waldschule gut aufgepasst
Und noch etwas zeigt die junge Orang-Utan-Dame unserem Team an diesem Tag: Sie ist in der Lage, mit sich ständig ändernden Umweltbedingungen umzugehen und beweist damit einen bemerkenswerten Einfallsreichtum. Geschickt bewegt sie sich durch ihren natürlichen Lebensraum, als hätte sie nie etwas anderes getan.
Lassen wir uns inspirieren von Kheals Resilienz – und wünschen wir ihr noch viele clevere Einfälle für ein schönes Leben im sich ständig verändernden Regenwald!
Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, auch Orang-Utans wie Kheal ein möglichst freies Leben zu schenken. Jeder Beitrag hilft.
Seit 2022 arbeitet BOS mit zwei Gemeinden zusammen, die sich in der Nähe unseres Schutzgebietes Mawas befinden und deren Einwohner der indigenen Bevölkerung Borneos angehören. Projektmanagerin Nina-Maria Gaiser von BOS Deutschland berichtet von den Entwicklungen, die sie bei ihrem Besuch im Frühjahr 2024 erleben und beobachten konnte.
Entlang des Flusses Kapuas, im Herzen des indonesischen Teils von Borneo, liegen die zwei Gemeinden Timpah und Lawang Kajang. Die Mehrheit der rund 4.000 Einwohner gehört der ethnischen Gruppe der Dayak, der indigenen Bevölkerung Borneos, an. Auch wenn beide Dörfer inzwischen durch eine Landstraße mit dem Auto gut erreichbar sind, ist auch der Torfmoorregenwald mit wildlebenden Orang-Utans nicht weit.
Das BOS-Schutzgebiet Mawas befindet sich ebenfalls in der Nachbarschaft. Die großflächigen Ölpalmenplantagen, die in weiten Regionen Kalimantans die Landschaft dominieren, haben die Gegend um Timpah und Lawang Kajang glücklicherweise noch nicht erreicht.
Eine von Armut geprägte Region
Dennoch stehen die Menschen in der Region ebenso wie die Natur vor Herausforderungen. Landwirtschaft und Fischfang stellen die Haupteinnahmequellen der Einwohner von Timpah und Lawang Kajang dar. Aber Land ist inzwischen knapp. Und so dienen der illegale Abbau von Gold, illegaler Holzeinschlag oder Wilderei zur Aufbesserung des Lebensunterhaltes in einer von Armut geprägten Region, in der Verdienstmöglichkeiten fehlen und die Wälder durch den Staat verwaltet werden. Die Menschen in Timpah und Lawang Kajang nutzen den Fluss Kapuas als Wasser- und Nahrungsquelle. Ein Gesundheitsrisiko, da die illegalen Goldminen die Flüsse mit Quecksilber verschmutzen.
Damit auch schon junge Menschen beim Schutz der Natur mitmachen können, hat BOS im Jahr 2022 die Zusammenarbeit mit Schulen in Timpah und Kajang Lawang gestartet. Neun Schulen nehmen an unserem Projekt „̈Stärkung von Umweltbildung an Schulen im Distrikt Kapuas in Zentralkalimantan“ teil, das durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) teilfinanziert wird. Ziel ist es, Natur erlebbar zu machen und die Kinder und Jugendlichen auf Borneo für den Naturschutz zu begeistern.
In unserem Projekt stellen Schülerinnen und Schüler u. a. selbst organischen Dünger her
In der Tat enthalten die Lehrpläne an Schulen in der Region kaum Antworten auf die Fragen „Wie schütze ich die Natur in einer modernen Welt und was bedeutet die Natur für mich als Dayak?“. Denn die Lebensweise der Dayak, der ursprünglichen Bevölkerung Kalimantans, war einst sehr eng mit der Natur und ihrem Erhalt verknüpft. Eine Lebensweise, die nach und nach in Vergessenheit gerät. Die Schüler wissen, laut einer Lehrerin einer Grundschule in Timpah, mehr über Haie als über Orang-Utans.
Zeichnungen von Grundschülern aus Timpah
Neue Lehrbücher verbinden Umweltschutz mit Dayak-Traditionen
In einer globalisierten Welt rückt die Tradition der Dayak oft in den Hintergrund. Und so lernen auch die Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen des Umweltbildungsprojektes Neues. Eine junge Grundschullehrerin berichtet: „Ich bin selbst Dayak, aber ich wusste nicht, dass es Dayak gibt, die immer noch unsere Natur und die Tiere nutzen. Ich zähle mich schon zu den modernen Dayak. (…) Ich habe gemerkt, dass ich die Umwelt um mich herum selbst nicht verstand. Das hat mich verwirrt, als hätte ich meine eigene Kultur hinter mir gelassen. Das heißt ich lerne hier selbst viel dazu. Nicht nur die Schüler lernen, wir lernen gemeinsam.“
Eine Lehrerin an einer unserer Projektschulen: Wir lernen gemeinsam
Auf dem Schulhof einer Grundschule in Timpah brennt die Vormittagssonne bereits heiß vom Himmel. Auf dem Schulhof stehen keine Bäume, obwohl Timpah am Rand des Mawas-Schutzgebietes liegt. Im Projekt pflanzen die Schüler und Lehrer deshalb gemeinsam Obstbäume auf dem Schulgelände und stellen Bio-Kompost für sie her, um die Natur mit ihren eigenen Händen – und Nasen, denn der Kompost stinkt! – zu erleben. Aber auch, um irgendwann einmal – denn noch sind die Bäumchen klein – Schatten und Früchte zu genießen. Ein Geben und Nehmen.
In unserem Projekt an neun Schulen in Mawas……pflanzen Schüler und Lehrer auch gemeinsam……Obstbäume auf dem Gelände der Schulen
Neben der Baumpflanz- und Kompostaktion nahmen die Schülerinnen und Schüler der neun Projektschulen bisher auch an Campingausflügen, Recycling-Workshops, einem Besuch im BOS-Orang-Utan-Rettungszentrum und an Dayak-Tanzwettbewerben teil.
Tradition am Leben erhalten: Unsere Projektschulen nahmen an einem Dayak-Tanzwettbewerb teil
„Inzwischen haben unsere Schüler glücklicherweise ein sehr viel besseres Verständnis davon, wie wichtig Umweltschutz ist. Hoffentlich werden sie ihr Wissen zur Achtung unseres Waldes mit ihren Eltern und ihrer Familie teilen“, so ein Lehrer einer weiterführenden Schule.
Bessere Ausstattung für BOS-Projektschulen
In den bisher zwei Jahren seit Beginn des Projektes konnte bereits wichtige Infrastruktur an den neun Schulen geschaffen werden: So verfügen die Schulen nun über Zugang zu sauberem Wasser, über Toiletten, Mülleimer und Müllsammelplätze, einem Überschwemmungsschutz sowie Solarpaneele. Eine entscheidende Verbesserung für den Alltag der Schüler und Lehrkräfte sowie für den Umweltschutz. Denn in den Dörfern Timpah und Lawang Kajang gibt es nur nachts Strom, solange es dunkel ist. Sie sind bislang auch nicht an eine öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. „Dank der durch das Projekt installierten Solarpaneele kann ich jetzt im Lehrerzimmer auch mal etwas ausdrucken. Das ist sehr hilfreich“, berichtet eine Lehrerin begeistert.
Solarpaneele, die den Schulen auch tagsüber Strom liefernAuch sauberes Wasser gehörte an den Schulen bisher nicht zum AlltagBOS lieferte den Schulen MülleimerJetzt kann Müll auch getrennt werdenDie Lehrkräfte sind von dem BOS-Projekt begeistert
Seit Projektstart fanden Weiterbildungen mit 19 Lehrerinnen und Lehrern zum Unterrichten von Umweltbildung statt. Ein Lehrmodul für Umweltbildung für die Klassenstufen 4 bis 9 wurde in Zusammenarbeit mit den Schulen und der lokalen Bildungsbehörde entwickelt und wird seit 2023 an sieben Schulen unterrichtet. Schon über 650 Schülerinnen und Schüler haben am Unterricht teilgenommen.
Alternative Einkommensquellen sind rar
BOS setzt sich dafür ein, dass Umweltbildung langfristig in die offiziellen Lehrpläne für alle Schulen im Distrikt Kapuas aufgenommen wird. Ein junger Lehrer an einer Berufsschule erzählt uns auch von den Herausforderungen, die er beim Vermitteln von Naturschutz erlebt: „Die Jobs hier in der Gegend sind rar, und meistens haben sie etwas mit Ressourcenausbeutung zu tun. Meine Schüler fragen mich, welche Arbeit sie ergreifen können, die die Natur nicht zerstört. Hier bin ich oft überfragt, denn wir haben noch zu wenige Alternativen bei uns in der Region.“
Wir wollen eine nachhaltige Zukunft für die kommende Generation schaffenDie Schülerinnen und Schüler arbeiten begeistert mit
Damit es zukünftig mehr umweltfreundliche Einkommensalternativen gibt, kooperiert die BOS Foundation inzwischen mit 17 Dörfern, die am Rande des Schutzgebietes Mawas liegen. Gemeinsam mit den dort lebenden Menschen sowie lokalen Entscheidungsträgern arbeiten wir daran, die Lebensbedingungen für die Dorfbewohner zu verbessern.
Auf diese Weise setzen wir uns für eine nachhaltige Entwicklung ein, die auch dem Regenwald und seinen tierischen Bewohnern zugutekommt. Mehr dazu hier auf unserer Website.
Diese Orang-Utans berühren die Herzen hunderttausender Menschen weltweit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Waldschüler im Schutzzentrum von Nyaru Menteng auf ganz besondere Weise kennenlernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz individuellen Persönlichkeiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tierischen TV-Stars noch einmal vorstellen.
Alba! Sie ist der sicherlich berühmteste Orang-Utan der Welt. Kein Wunder, ist sie doch der weltweit einzige bekannte Albino-Orang-Utan. Es war eine echte Sensation, als Alba im April 2017 gefunden wurde. Unter schrecklichen Bedingungen. Dorfbewohner in Zentral-Kalimantan hatten das damals fünf Jahre alte Weibchen eingefangen und einige Tage in einem Käfig gehalten. Albas Zustand war, als wir sie gerettet hatten, alles andere als gut. Sie war unterernährt, dehydriert und geschwächt. Außerdem war sie einigen kleineren Wunden übersäht, die den Eindruck erweckten, dass sie sich diese bei Kämpfen zugezogen hatte.
Es gab keinerlei Hinweis darauf, wie lange sie bereits alleine im Regenwald unterwegs gewesen war. Denn eigentlich hätte die Fünfjährige noch immer in der Obhut ihrer Mutter sein müssen. Dass Alba aber einiges von ihrer Mutter gelernt hatte, konnten wir schnell feststellen, da sie über die wichtigsten Fähigkeiten verfügte, die ein wilder Orang-Utan im Regenwald beherrschen muss. Der Waldschule war Alba definitiv schon entwachsen.
Kurz nach der Rettung. Alba ist ausgemergelt und zeigt Spuren eines Kampfes
Neben der Freude über Albas Rettung, plagten uns aber auch viele Sorgen. Eine davon: Wie wirkt sich Albinismus bei einem Orang-Utan aus? Albas Haut, ihrem Fell und ihren Augen fehlt das Farbpigment Melanin. Eine seltene genetische Mutation, die auch bei Menschen und anderen Tieren vorkommt. Unter Hochdruck suchten wir international nach Expertise. Doch trotz aller Suche: Bis heute ist Alba der einzige bekannte Albino-Orang-Utan. Aufgrund der genetischen Nähe zum Menschen – wir teilen 97 Prozent identische DNA – konnten wir aber doch einige Rückschlüsse ziehen.
Albas Augen machen uns Sorgen
Alba leidet offenbar unter sogenanntem okulokutanen Albinismus, bei dem sowohl Augen als auch Haut und Haare vom Melaninmangel betroffen sind. Ihre Augen sind allerdings nicht völlig pigmentfrei; sie sind blau und nicht rot wie bei vollständigem Albinismus. Ein großes Problem bei dieser Form ist, dass das räumliche Sehen stark eingeschränkt sein kann. Beim Klettern und Hangeln auf hohen Regenwaldbäumen kann das eine gefährliche Einschränkung bedeuten. Doch Albas Sehschwäche scheint nicht sehr ausgeprägt zu sein und sie kommt mit ihrer Behinderung gut zurecht. Ihre Bewegungen sind langsam und bedächtig, aber nicht unsicher. Und auch beim Klettern weicht sie Herausforderungen nicht aus. Aufgrund ihres weißen Fells und der hellen Haut ist sie wesentlich empfindlicher gegenüber der Sonne. Doch auch diese Sorge konnte Alba uns schnell nehmen. Sie mied die Sonne und suchte den Schatten – ein gutes Zeichen.
Wir testen Albas Fähigkeiten
Doch wie würden die anderen Artgenossen auf Albas Erscheinung reagieren? Würde sie akzeptiert werden oder ausgegrenzt oder gar attackiert werden? Da hat Alba uns so richtig überrascht. Schon bei unseren ersten vorsichtigen Versuchen, sie mit Altersgenossen zusammen zu bringen, ließ sie sich nicht nur nicht unterkriegen. Nein, in kürzester Zeit war Alba die Chefin der Bande.
Die Chefin und ihre Bande
Viele Gedanken machten wir uns darüber, wie Albas Zukunft aussehen könnte und sollte. Es gab bereits Anfragen von Zoos, die die einzigartige Alba natürlich gern präsentiert hätten. Doch das kam für uns selbstverständlich nicht in Frage. Unser Ziel ist es, jeden Orang-Utan, der dazu in der Lage ist, wieder zurück nach Hause in den Regenwald zu bringen. Zunächst dachten wir, eine unserer Schutzinseln für nicht auswilderbare Orang-Utans könnte eine gute Lösung sein.
Bereit für die Freiheit
Doch Alba machte mehr als deutlich, dass sie sehr wohl in der Lage wäre, wild, frei und selbständig in einem sicheren Regenwald leben zu können. Warum sollten wir ihr diese Chance also vorenthalten? Mit der indonesischen Regierung erarbeiteten wir den Plan, Alba im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya auszuwildern. Zu ihrem Schutz vor Trophäenjägern wurden zusätzliche Ranger-Patrouillen eingerichtet. Und unsere Monitoringteams sollten Alba intensiver und länger auf den Fersen bleiben als nach anderen Auswilderungen.
Die Freiheit im Blick. Alba auf dem Weg zur Auswilderung
Im Dezember 2018 war es dann soweit. Alba, die inzwischen deutlich an Gewicht zugelegt hatte, war fit und gesund. Wir hatten getan, was wir tun konnten. Die mittlerweile sechsjährige Alba durfte – unter großer Anteilnahme der ganzen Welt – gemeinsam mit ihrer Freundin Kika – im Regenwald ausgewildert werden.
Albas Käfig geht auf
Am 19. Dezember öffnete sich schließlich Albas Transportbox im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya. Und Alba wäre nicht Alba, wenn sie uns nicht auch in diesem Moment einiges an Nervenkitzel beschert hätte. Denn statt, wie gewünscht, den nächsten Baum zu erklimmen, wanderte sie zunächst Stunde um Stunde über den Boden durch den Wald. Als unser Monitoringteam spät in der Nacht ins temporäre Lager aufbrach, waren die Kollegen schon voller Sorge: War es womöglich doch die falsche Entscheidung gewesen? War Alba doch nicht in der Lage, ein sicheres Leben im Regenwald zu leben? Weit gefehlt. Schon am nächsten Morgen überraschte uns Alba – wie schon so oft. In einem perfekten Schlafnest hatte sie die Nacht verbracht. Und auch Nahrung hatte sie bereits gefunden.
Zuhause im Regenwald
Inzwischen sind fünfeinhalb Jahre vergangen. Und Alba lebt wild und frei im 27.472 Hektar großen geschützten Regenwaldgebiet des Nationalparks. Wir folgen ihr schon lange nicht mehr auf Schritt und Tritt, aber wir haben ein Auge auf sie. Wie im Februar 2020, als sie zur Begrüßung bei der Auswilderung ihres Freundes Unyu vorbeischaute.
Alba begrüßt Unyu
Alba ist ein Juwel. Sie wurde zu einer Botschafterin ihrer vom Aussterben bedrohten Art, gerade aufgrund ihrer Einzigartigkeit. Wie jeden Schatz möchten wir sie beschützen und vor allen Gefahren bewahren. Doch wie alles, was einem lieb ist, müssen wir auch Alba ziehen lassen, damit sie frei sein kann. Alba hat das Recht, wild, frei und selbstständig ihr Leben zu leben. So wie jeder andere Orang-Utan auch. Viel Glück, Alba, wir glauben an Dich, Du Einzigartige!
Hier gehört sie hin
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Diese Orang-Utans berühren die Herzen hunderttausender Menschen weltweit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Waldschüler im Schutzzentrum von Nyaru Menteng auf ganz besondere Weise kennenlernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz individuellen Persönlichkeiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tierischen TV-Stars noch einmal vorstellen.
Es gibt wohl kaum eine Geschichte aus unseren Rettungszentren, die mehr Menschen zu Tränen gerührt hat, als die von Clara und Claritas Wiedervereinigung. Wie die junge Mutter ihr Baby wieder in die Arme schließt und wie sie es beschützt vor allzu neugierigen Orang-Utans – wessen Herz berührte das nicht?
Doch Claras Geschichte bei BOS begann schon lange vor diesen dramatischen Ereignissen. Am 30. Januar 2007 kam sie im Alter von gerade einmal sechs Monaten in unser Rettungszentrum Nyaru Menteng. Das kleine Orang-Utan-Mädchen wog bei seiner Rettung aus einem Dorf nur zwei Kilogramm und war in einem schlechten gesundheitlichen Zustand. Eine heftige Ohrenentzündung und eine schlimmes Ekzem mussten dringend von unseren Tierärzten behandelt werden.
Nach ihrer Genesung besuchte Clara die Waldschule. Sie war eine gelehrige, ruhige Schülerin, so dass sie im November 2016 mit Eintritt in die Walduniversität den nächsten großen Schritt in Richtung Freiheit unternehmen konnte. Clara gehörte damals zu den ersten zwölf Orang-Utans, die die neue Vorauswilderungsinsel Salat Island beziehen durften.
Claras erste Schritte auf Salat Island 2016
Im Juli 2017 kam dort ihre Tochter Clarita auf die Welt. Doch kurz darauf begann das Drama. Denn Clarita war plötzlich verschwunden. Nach längerer Suche fand man das Kleine bei Rizki, einem damals 14-jährigen Orang-Utan-Männchen. Er hatte Clarita entführt.
Als wir sie ihm schließlich abnehmen konnten, hatte sie einen bösen Hautausschlag, vermutlich durch eine giftige Pflanze verursacht. Sie war stark unterernährt, da sie schon länger nicht gestillt wurde. Auf unserer Krankenstation in Nyaru Menteng wurde Clarita intensiv gepflegt und wieder aufgepäppelt. Clara blieb jedoch verschollen.
Erst Anfang August konnten wir Clara auf der Insel wieder finden. Sie schien sich in ihrer Trauer und Angst vor den anderen Orang-Utans versteckt zu haben, ganz besonders vor Rizki. Wir brachten auch Clara zurück nach Nyaru Menteng, wo sie glücklicherweise trotz der langen Trennung mit ihrer Tochter Clarita wieder vereint werden konnte. Hätte Clara ihre kleine Tochter nicht wieder in ihre Arme geschlossen, wäre Clarita eine weitere Waise im Rettungszentrum Nyaru Menteng geworden.
Clara und Clarita wieder vereint
Nachdem Mutter und Tochter sich von den dramatischen Ereignissen erholt hatten, haben wir entschieden, dass sie eine neue Chance auf einer Vorauswilderungsinsel erhalten sollten. Im November 2017 brachten wir Clara und Clarita auf die Insel Bangamat. Ein stressiger Moment für Clara. Denn als die anderen Inselbewohner einen neugierigen Blick auf Mutter und Kind werfen wollten, weckte das schlimme Erinnerungen an die Kindesentführung in ihr. Doch sie meisterte die Situation mit Bravour.
Clara beschützt Clarita auf Bangamat
Auf Bangamat erwies sich Clara als fürsorgliche Mutter, die ihrer Tochter alles beibrachte, was sie selbst in der Waldschule gelernt hatte. Dabei überzeugte sie uns so sehr von ihren Überlebensfähigkeiten, dass wir beschlossen, sie den großen Schritt in die Freiheit gehen zu lassen.
Bereit für die Freiheit
Mit zwölf Jahren wurde Clara im Oktober 2018 gemeinsam mit ihrer inzwischen einjährigen Tochter Clarita im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya ausgewildert. Die Ehre, ihre Transportbox zu öffnen, gebührte natürlich ihrer Babysitterin Ursulae, die über all die Jahre immer an Claras Seite war.
Ursulae entlässt Clara und Clarita in die Freiheit
Hier wächst Clarita, deren Start ins Leben so dramatisch verlief, nun wild und frei an der Seite ihrer liebevollen Mutter Clara auf, die ihr alles beibringt, was ein wilder Orang-Utan können muss.
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Denn unsere kleine, große Monita ist wirklich eine Sondervorstellung wert. Sie liebt es schließlich, im Mittelpunkt zu stehen. Dabei ist sie jedoch – anders als unsere Racker Valentino oder Beni – kein Klassenclown, sondern hat eher die Rolle einer Vize-Lehrerin übernommen. Monita weiß nämlich, wo es lang geht, wie es geht und was überhaupt geht. Und dieses Wissen teilt sie liebend gern mit ihren (Mit-) Schülern.
So war Monita eigentlich schon immer. Vielleicht liegt das daran, was Monita durchmachen musste, bevor sie zu uns kam. Im Juni 2018 wurden wir zu ihrer Rettung in das Dorf Pangkoh, nach Zentral-Kalimantan gerufen, wo sie bereits seit einigen Tagen als Haustier gehalten worden war. Ihr „Besitzer“ sagte aus, dass er das Mädchen alleine in einem nahegelegenen Waldstück bei einer Ölpalmplantage herumirrend fand. Von der Mutter fehlte jede Spur. Es ist doch immer wieder die gleiche Geschichte bei unseren Rettungen. Der Lebensraum der Orang-Utans wird mehr und mehr zerstört. Auf der Suche nach Nahrung begeben sich die Tiere immer näher an die Menschen heran. In der Folge werden ältere Tiere getötet und Jungtiere bleiben allein und völlig hilflos zurück.
Die “Besitzer” hatten ihr Puppenkleider angezogen
Sie werden von Wilderern eingefangen und auf dem Schwarzmarkt verkauft oder von Anwohnern direkt in Gefangenschaft genommen, wo sie dann meist als Haustier gehalten werden. So auch im Fall von Monita. Als wir ankamen steckte das kleine Orang-Utan-Weibchen in Mädchenkleidern. Nach dem traumatischen Verlust ihrer Mutter musste sie ihr Dasein auch noch als Püppchen fristen. Doch so schockiert wir über diesen ersten Anblick waren, so erleichtert waren wir, als wir das Mädchen näher untersuchten. Sie hatte keine Verletzungen und war auch sonst in einer guten Verfassung. Ihr Alter schätzten wir auf gerade einmal drei Monate.
Etwa drei Monate alt war Monita bei ihrer Rettung
Im Schutzzentrum angekommen, dauerte es noch ein wenig, bis Monita die Abenteuerlust packte. In den ersten Wochen war sie noch sehr verschüchtert und in sich gekehrt. Mehrmals versuchte ihre Babysittern, die kleine Monita zu überzeugen, mit Ästen und Blättern zu spielen, aber das Orang-Utan-Baby war noch zu überwältigt von dieser vollkommen neuen Welt, die sich ihr erbot.
Und dann eines Tages platzte der Knoten. Monita taute auf und ihre so absolut liebenswürdige Persönlichkeit kam zum Vorschein. Schon einen Monat nach ihrer Ankunft begann sie voller Neugier und Tatendrang den Kindergarten-Spielplatz für sich zu erkunden. Sie zeigte einen unbändigen Hunger auf alles Essbare und einen noch unbändigeren Wissensdurst. Sicherlich war das auch darauf zurückzuführen, dass sie bei ihren Haltern wie eine kleine Puppe behandelt worden war. Im Rettungszentrum konnte sie endlich artgerecht spielen, entdecken und forschen.
Monitas Schlafkorb im Babyhaus von Nyaru Menteng
Plötzlich spielte Monita am liebsten mit Blättern. Egal welche Zweige ihr ihre Babysitterin gab, Monita wollte alles probieren. Was nicht schmeckte, wurde in hohem Bogen weggeworfen und das Mädchen widmete sich neugierig dem nächsten Zweig. Schnell wurde klar: Monita will’s wissen. Obwohl eigentlich noch zu jung, bot ihr ihre Babysitterin einen Rattanspross an. Das ist ein sehr zäher und faseriger Pflanzenzweig, für den es sehr viel Geduld und Geschick braucht, um ihn zu knacken und an den schmackhaften Teil zu kommen. Für Monita eine knifflige Aufgabe, die sie dankend annahm und löste. Ihre Babysitterin konnte es erst gar nicht glauben und bereute, dass sie an diesem Tag nur einen Rattanspross dabeihatte. Aber es konnte ja auch keiner ahnen, dass Monita ihrer Zeit so voraus war.
2019 ist aus Monita eine richtige Entdeckerin geworden
Seitdem ist viel Zeit vergangen. Doch egal ob Kindergarten oder später dann während ihrer ersten Jahre in der Waldschule: Monita lernte alle Lektionen im Handumdrehen. Hinzu kam, dass sie sich als ein unglaublich soziales und gleichzeitig dominantes Wesen erwies. So wurde sie zu einer sanften Anführerin , die es auch schaffte, unterschiedliche Gruppen von Orang-Utans zusammenzubringen. Alle schauten immer genau, was Monita machte. Sie folgten ihr überall hin und machten es ihr alles nach.
Monita führt, die anderen folgen
So zum Beispiel eines Tages, als zwei Gruppen des aufgrund von Personalmangel für einige Zeit zusammengelegt werden mussten. Erst einmal verunsichert, ob der neuen Gesichter, blieben alle Orang-Utans in ihren üblichen Cliquen. Alle? Sicherlich können Sie es sich schon denken: Ein Mädchen war viel zu neugierig und ging freundlich, aber bestimmt auf drei jüngere Orang-Utans der anderen Gruppe zu. Als erstes brachte Monita Rambo, Uwai, and Hanua bei, wie man am besten Termiten aus einem Holzstück puhlt. Dann machte sich die Anführerin auf, um im Wald zu spielen – gefolgt von ihren neuen Fans Rambo und Uwai.
Inzwischen gehört sie zu den Großen bei den Kleinen
Heute ist Monita nur noch wenige Schritte von der Walduniversität entfernt und zu einer Jugendlichen herangewachsen. Typisch Teenager, bleibt sie nun lieber für sich und verbringt die meiste Zeit in “ihrem Zimmer”, den Baumkronen, verbringt.
Wirbelwind Monita
So wünschen wir uns das. Denn es ist ein wichtiges Zeichen, dass Monita selbstständig wird. Nicht mehr lange und diese Überfliegerin wird auf der Walduniversität imatrikulieren. Wir können es kaum erwarten, Monita auf einer Vorauswilderungsinsel aufblühen zu sehen.
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Diese Orang-Utans berühren die Herzen hunderttausender Menschen weltweit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Waldschüler im Schutzzentrum von Nyaru Menteng auf ganz besondere Weise kennenlernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz individuellen Persönlichkeiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tierischen TV-Stars noch einmal vorstellen.
Hierzu gehört Valentino, den wir am 14. Februar 2015 von einer Kautschukplantage retteten, wo er mutterseelenallein nach Nahrung gesucht hatte. Mit ganz viel Liebe im Herzen für diesen kleinen Winzling, beschlossen wir, ihn Valentino zu nennen. Doch die Sorge war groß.
Valentino bei seiner Rettung am 14. Februar 2015
Nicht einmal ein halbes Jahr war er alt, fast verhungert und von Kopf bis Fuß mit entzündeten Wunden übersät. Sein Leben hing am seidenen Faden. Doch Valentino wollte leben. Mit viel Liebe, Geborgenheit und Fürsorge schöpfte der kleine Waldmensch neuen Lebensmut und entwickelte eine erstaunlich starke Persönlichkeit.
Denn schon kurz nach der Quarantäne stellte sich heraus, was für einen Frechdachs wir uns da geangelt hatten. Schon im Babyhaus, wo die Kleinsten noch rund um die Uhr von ihren Babysitterinnen betreut werden, stellte Valentino die Kinderstube ordentlich auf den Kopf. Voller Tatendrang neigte er dazu, morgens schon vor den anderen Orang-Utan-Babys, die alle noch friedlich in ihren Schlafkörben schlummerten, aufzuwachen. Aber sich alleine beschäftigen? Nicht mit Valentino. Also kippte er kurzerhand alle anderen Schlafkörbe um und weckte so etwas rabiat seine Mitbewohner. Das führte so weit, dass sich unsere Babysitter angewöhnten, Valentino abends immer als allerletztes ins Bettchen zu bringen, damit er am nächsten Tag länger schlief.
Schon im Kindergarten hält Valentino die Babysitterinnen auf Trab
Den Tatendrang seiner Babyjahre legte Valentino dann aber in der Waldschule ab. Den Schalk im Nacken nicht. Im Gegenteil, er hegte und pflegte ihn. Seine Babysitterin Sri könnte ein ganzes Buch mit den Streichen Valentinos füllen. Unvergessen der verlorene Tag in der Waldschule, wo unser Rabauke den Unterricht kurzerhand in eine Schlammparty verwandelte. Es hatte in der Nacht in Strömen geregnet und der Weg zur Waldschule war am nächsten Morgen komplett aufgeweicht worden. Während alle Mitschüler zögerlich den nassen Boden überquerten, war Valentino ganz in seinem Element. Keinen Schritt weiter wollte der Kleine. Immer wieder ließ er sich in den Schlamm fallen und patschte mit seinen Händen, dass es nur so spritzte. Ein Mitschüler nach dem anderen ließ sich von seiner Spielfreude anstecken und die ganze Klasse erreichte an diesem Tag nicht mehr die Waldschule. Denn die Horde war nicht mehr zur Räson zu bringen.
Der Schalk sitzt Valentino im Nacken
Bei der Erinnerung muss Sri lachen. Aber es gibt so vieles mehr, das Valentino ausmacht. Das bemerkenswerte bei ihm wäre, sagt sie, dass er auf der einen Seite so unglaublich schlau und auf der anderen Seite so unglaublich faul sei. Egal ob es um die Futtersuche, den Nestbau oder das Klettern ging: Sri hat ihn selten wirklich einmal aufmerksam am Unterricht teilnehmen sehen. Immer trieb ihn seine Abenteuerlust und sein Spieltrieb woanders hin. Immer mussten wir ihn von neuem überzeugen, den Lektionen zu folgen.
Valentino (links) mit einem Waldschulkumpel
Am besten konnte man das, indem man ihn mit etwas Essbaren lockte. Aber auch hier blieb Valentino sich treu: Warum den Honig mühselig mit einem Stock aus irgendwelchen Löchern puhlen, wenn man die ganze Flasche doch ganz leicht aus der Tasche von der Babysitterin stibitzen kann?! Und Sie können hier ganz leicht Honig, mit allem anderen Essbaren ersetzen. Was es auch war: Valentino hat es geklaut. Mehrfach. Das ging so weit, das der kleine Naschkater über Jahre hinweg auf Diät gesetzt werden musste.
Mit Milch und Honig kriegt man ihn immer
Doch trotz allen Schabernacks hat Valentino die Waldschule erfolgreich abgeschlossen. Seit Anfang 2021 lebt Valentino nun als Student auf der Vorauswilderungsinsel Badak Besar. Und wir können Sie beruhigen: Dabei hat er nämlich absolut gar nichts von seinem frechen Naturell eingebüßt. Dieser ganz besondere Orang-Utan zieht es weiterhin vor, sein Umfeld auf spielerische Art und Weise in den Wahnsinn zu treiben. Nichts und niemand ist vor ihm sicher. Vor allem kein Essen. Seine Lieblingsbeschäftigung ist es derzeit, dem einen Orang-Utan Futter zu klauen, um es dann — ganz im Sinne Robin Hoods — an andere Orang-Utans weiterzugeben.
Valentino steht kurz vor der Walduniversität
Seine Cleverness und sein Einfallsreichtum machen Valentino zu einem ganz besonderen Orang-Utan. Wir freuen und schon riesig darauf, wenn er dann endlich als stolzer Orang-Utan-Mann wild und frei durch den Regenwald streifen kann. Wir können es kaum erwarten, Ihnen auch davon zu berichten.
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