Sponge Bob, der geschickte Angler

Sponge Bob, der geschickte Angler

Auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja Island konnte unser Moni­to­ring-Team kürz­lich eine beein­dru­ckende Szene beob­achten. Glück­li­cher­weise war eine gute Kamera zur Hand, sodass wir Sponge Bobs erfolg­reiche Angel­mis­sion einfangen konnten.

Kaja Island ist eine unserer Voraus­wil­de­rungs­in­seln. Hierher siedeln wir Orang-Utans um, die erfolg­reich ihre Ausbil­dung im Wald­kin­der­garten und in der Wald­schule absol­viert haben und nun ihre Fähig­keiten in der Beinahe-Wildnis unter Beweis stellen können. Und nun schauen Sie selbst, wie geschickt sich Sponge Bob mit seiner impro­vi­sierten Angel anstellt!

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

Im Wasser sieht das Orang-Utan-Männ­chen etwas treiben, das sein Inter­esse weckt. Was kann es nur sein? Es ist zu weit weg vom Ufer, um es einfach greifen zu können. Kein Problem für einen Orang-Utan! Schließ­lich sind sie in der Lage Werk­zeuge zu benutzen. Sponge Bob hat eine clevere Idee: Er schnappt sich einen langen Ast und angelt nach dem knall­gelben Gegen­stand im Fluss…

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

…aber das Teil flutscht immer wieder weg. Sponge Bob versucht es immer wieder, bis er schließ­lich die Geduld verliert und ein frus­triertes Gebrüll ausstößt.

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

Endlich hat er es geschafft! Das gelbe Teil ist in Reich­weite und Sponge Bob fischt es aus dem Wasser. Dabei hält er sich geschickt mit den Zehen seiner Füße und einem Arm an einem Baum fest, der seine Äste über den Fluss erstreckt, und macht sich ganz lang, bis er das Objekt der Begierde mit den Fingern erreicht.

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

Zufrieden betrachtet das Orang-Utan-Männ­chen seinen Fang: Es ist eine Papaya, lecker!

Orang-Utan-Mann auf BOS Vorauswilderungsinsel angelt mit Werkzeug nach Papaya

Unser Moni­to­ring-Team ist stolz darauf, wie gut sich unser ehema­liger Wald­schüler im Regen­wald selbst versorgen kann. Gut gemacht, Sponge Bob!

Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebens­raum. Jeder Beitrag hilft.

Baimahs Diät zeigt Wirkung

Baimahs Diät zeigt Wirkung

Im September 2022 konnte wir die zwei­jäh­rige Baimah retten. Über­ge­wichtig und ausstaf­fiert mit Baby­klei­dung haben wir sie einem Ehepaar abge­nommen, das sie 18 Monate illegal als Haus­tier gehalten hatte. Sie hatten Baimah nur mit gezu­ckerter Erdbeer­milch gefüt­tert, was bei dem Orang-Utan-Baby zu massivem Über­ge­wicht geführt hatte.

15 Kilo­gramm brachte Baimah damals auf die Waage. Viel zu viel für einen Orang-Utan ihres Alters.

Übergewichtiges Orang-Utan-Baby im Käfig
15 Kilo­gramm sind sichtbar zuviel für ein zwei­jäh­riges Orang-Utan-Baby

So war die erste Entschei­dung, die die Tier­ärzte im Rettungs­zen­trum Samboja Lestari nach Baimahs Ankunft treffen mussten, sie sofort auf Diät zu setzen, um ihr Gewicht auf ein gesundes Maß zu bringen.

Sport und Ernährungsprogramm

In den ersten Wochen nach ihrer Ankunft bewegte Baimah sich auch nicht viel. Selbst auf dem Spiel­platz oder in der Wald­schule war sie nur schwer zu Spiel, Spaß und Action zu moti­vieren. Das lag sicher auch daran, dass sie aufgrund ihres Über­ge­wichts Probleme mit der Atmung hatte. Die unge­wohnte Ernäh­rung, radi­kale Lebens­um­stel­lung und neue Ernäh­rungs­weise strengten Baimah in ihren ersten Wochen bei BOS so sehr an, dass sie häufig vor Erschöp­fung in den Wipfeln der Wald­schule einschlief.

Orang-Utan-Kind schläft in Astgabel
Völlig erschöpft nickte Baimah in der Wald­schule immer wieder ein

Doch zum Glück zeigten sich auch bald Erfolge. Daran waren sicher auch ihre neuen Freunde Feruza und Galaksi betei­ligt, mit denen Baimah immer begeis­terter durch die Äste turnte.

Drei Orang-Utan-Kinder baumeln in den Ästen der BOS Waldschule
Baimah (oben), Galaksi (unten) und Feruza (rechts) bei Spiel und Sport in der Waldschule

Erste Erfolge

Mit der Zeit wurde Baimah auch immer unab­hän­giger. Und bald weigerte sie sich sogar von ihrer Baby­sit­terin in die Wald­schule und zurück getragen zu werden. Sie will lieber allein gehen.
Auch die Ernäh­rungs­um­stel­lung hat Baimah mitt­ler­weile gemeis­tert. Auch wenn es die Baby­sit­te­rinnen anfangs einiges an Über­zeu­gungs­kunst gekostet hat, sie von der viel zu süßen und unge­sunden Erdbeer­milch zu entwöhnen. Inzwi­schen ist das kein Thema mehr und sie trinkt die gesunde Milch mit großem Appetit. Und das, obwohl wir auch hier noch ein paar Ände­rungen vorge­nommen haben. Die jungen Orang-Utans in ihrer Gruppe erhalten in der Regel 300 ml Zusatz­milch. Baimahs Milch­ra­tion wurde jedoch so ange­passt, dass sie etwa zwei Drittel der Portion ihrer Alters­ge­nossen erhält.

Dreijähriges Orang-Utan-Weibchen Baimah in baumelt in den Ästen in der BOS Waldschule
Baimahs Diät zeigt sichtbar Wirkung

An Früchten bekommt Baimah während ihrer Diät vor allem Sorten mit hohem Wasser­ge­halt, wie Drachen­frucht, Wasser­me­lone und Ananas. Die mag sie alle sehr. Darüber hinaus wird sie mit Beschäf­ti­gungs­ma­te­rial versorgt, um ihr die Fähig­keiten zu vermit­teln, die sie braucht, um selbst Nahrung zu finden und an sie heranzukommen.

Und die Diät zeigt Wirkung! Inzwi­schen wiegt die drei­jäh­rige Baimah nur noch 13,8 kg. Somit ist sie schon so gut wie im Normal­be­reich, denn ein junger Orang-Utan in ihrem Alter sollte maximal zwischen 13 und 14 Kilo­gramm auf die Waage bringen. Bravo Baimah! Weiter so!

Jede Spende unter­stützt unsere Arbeit für die Orang-Utans und den Regenwald.

Delilah wird unabhängig

Delilah wird unabhängig

Die Geschichte von Delilah ist tragisch. Wie die Geschichte all unserer Schütz­linge. Und doch ist sie ganz anders als die der meisten Orang-Utans in unseren Schutz­zen­tren. Denn ihre Mutter ist am Leben.

Delilah wurde am 29. Juni 2018 in unserem Schutz­zen­trum Nyaru Menteng geboren. Doch ihre Mutter Dilla war nicht in der Lage, sich um ihr Neuge­bo­renes zu kümmern.

Orang-Utan-Mutter Dilla mit der neugeborenen Delilah
Eines der wenigen Fotos, dass Dilla mit ihrer Tochter Delilah zeigt. Es gelang der trau­ma­ti­sierten Mutter nicht, ihr Baby anzunehmen

Zu schwer wogen die psychi­schen Verlet­zungen, die die jahre­lange Gefan­gen­schaft bei ihr hinter­lassen haben. Schweren Herzens mussten wir die Entschei­dung treffen, Delilah in die liebe­volle Obhut unserer Baby­sit­te­rinnen zu geben. Und Dilla ihren Weg allein ohne ihre Tochter weiter gehen zu lassen.

In der Wald­schule aufgestiegen

Obwohl sie von Menschen aufge­zogen wurde, hat sich Delilah zu einem sehr intel­li­genten Indi­vi­duum entwi­ckelt: Genau wie ihre Mutter ist sie sehr aktiv und liebt es ihre Umge­bung zu erkunden.

Das fünfjährige Orang-Utan Mädchen Delilah in der BOS Waldschule
Delilah ist jetzt fünf Jahre alt

Kürz­lich wurde Delilah in die Gruppe 3, die größere Wald­schul­gruppe, versetzt, nachdem sie hervor­ra­gende Fort­schritte gemacht hatte.

Trödeln auf dem Schulweg

Auf dem Weg zur und von der Schule trödelt Delilah gern ein biss­chen herum. Da lockt der Spiel­platz die Fünf­jäh­rige dann doch viel zu sehr. Für die Baby­sit­te­rinnen ist das jedes Mal ein kleiner Kraftakt, Delilah davon zu über­zeugen, der Gruppe zu folgen. Doch zum Glück dürfen sich die Wald­schüler täglich auch auf dem Spiel­platz austoben. Delilah schnappt sich dann meist eine Schaukel oder versteckt sich in einer der Plas­tik­tonnen. Sofort zur Stelle ist sie, wenn die Baby­sit­te­rinnen ein biss­chen Obst als Nach­mit­tags­snack anbieten. Das lässt sie sich nicht entgehen.

In der Wald­schule gehört Delilah zu den umgäng­li­chen Schü­le­rinnen. Sie kommt mit allen gut klar, gehört aber keinem engen Kreis an. Am nächsten ist ihr Greta, mit der sie schon im Wald­kin­der­garten zusammen war.

Stärken und Schwächen

So gut Delilah im Klet­tern ist, so schlecht ist sie beim Nestbau. Da muss sie noch einige Übungs­zeit inves­tieren, damit aus ihren Versu­chen irgend­wann stabile Schlaf­nester werden. Bei der lern­wil­ligen Schü­lerin machen wir uns da aber gar keine Sorgen.

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Mehr Infor­ma­tionen

Als aktiver, jugend­li­cher Orang-Utan macht Delilah auch gerne mal Unfug. Zum Beispiel wenn sie mit dem Essen spielt. Dann wirft sie die Früchte, die ihr ange­boten werden, so lange herum, bis sie eine Frucht bekommt, die ihr besser schmeckt. Das Ergebnis ist, dass wir oft viel verstreutes Futter auf dem Wald­boden unter ihr sehen.
Sehr beliebt bei den Wald­schü­lern ist die Rolle des schlei­chenden Diebes. Auch Delilah beherrscht sie sehr gut. Dabei schleicht sie sich vorsichtig an die Futter­körbe heran, um ihre Lieb­lings­früchte Bananen oder Wasser­me­lonen zu klauen, die sie dann mit großem Genuss verspeist.

Wir hoffen, dass dieses hübsche, junge Orang-Utan-Weib­chen weiterhin so gute Fort­schritte macht, damit sie in nicht allzu ferner Zukunft die Wald­schule abschließen kann, um danach die Wald­uni­ver­sität zu besu­chen. So dass sie eines Tages in die Frei­heit ziehen darf.

Jede Spende hilft! Den Orang-Utans und dem Regenwald.

Eine neue Liebe erblüht in Kehje Sewen

Eine neue Liebe erblüht in Kehje Sewen

Seit Mai leben die Orang-Utans Andreas (10), Mayer (10), Elaine (13), Leann (13) und Riana (10) wild und frei in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen in Ost-Kali­mantan. Um sicher zu gehen, dass sich unsere neuen Wilden gut in ihrer neuen Heimat einleben, folgen unsere Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Teams ihnen über einen Monat lang von Nest zu Nest – also vom Moment des Aufwa­chens in den frühen Morgen­stunden, bis zu dem Zeit­punkt, wenn die Orang-Utans es sich abends in ihrem Schlaf­nest bequem machen. Was die Teams, die Mayer und Elaine gefolgt sind, beob­achtet haben, klingt durchaus hoffnungsvoll…

Bei der Beob­ach­tung der neu ausge­wil­derten Orang-Utans geht es nicht nur darum sicher­zu­gehen, dass sich die Tiere in ihrem neuen Lebens­raum zurecht­finden, sondern auch darum, Verhal­tens­daten zu sammeln. Diese Daten werden ausge­wertet und für künf­tige Auswil­de­rungen genutzt. Je zwei Team­mit­glieder heften sich in der Regel an die Fersen der neuen Wilden. Bei Elaine und Mayer war auch ein Tier­arzt Teil eines Zweierteams.

Neue Liebe im neuen Leben

Mayer und Elaine, die seit der Auswil­de­rung zusam­men­ge­blieben waren, bewegten sich in dem als Perse­maian bekannten Gebiet im dichten und unweg­samen Kehje Sewen Wald.

Orang-Utan-Dame Elaine im Regenwald Kehje Sewen
Die hübsche Elaine

Dabei konnten die Beob­achter fest­stellen, dass die beiden Orang-Utans großen Gefallen anein­ander gefunden hatten. Mehr­fach kam es zu kurzen Kopu­la­tionen, während sie gemeinsam junge Blätter und das Kambium unter der Rinde verschie­dener Lianen verzehrten.

Leicht verschnupft

Elaine schien sich der Anwe­sen­heit der PRM-Teams bewusst zu sein, sich aber nicht daran zu stören. Mayer hingegen schon. Er versuchte, die Beob­achter durch Schüt­teln von Ästen zu verscheuchen.

Orang-Utan-Mann Mayer im Regenwald Kehje Sewen
Der starke Mayer

Unsere Teams stellten fest, dass Mayer einige Male nieste, was wahr­schein­lich auf das kühlere Wetter nach den jüngsten Regen­fällen und die nied­ri­geren Tempe­ra­turen im Wald zurück­zu­führen ist.

Rückzug in den tiefen Wald

Eines frühen Morgens, als die PRM-Teams bei den letzten Schlaf­nes­tern von Elaine und Mayer eintrafen, mussten sie fest­stellen, dass sich die beiden Orang-Utans bereits auf den Weg gemacht hatten. Keine Spur war von den beiden zu entde­cken. Auch die Suche nach dem Trans­ponder, der etwa 300 Meter weit senden kann, blieb erfolglos. Eine Weile blieben die Teams noch vor Ort, zogen dann aber weiter, um die Tran­sekte 29 und 41 zu über­prüfen. Als sie auch dort nicht fündig wurden, teilten sich die Teams auf, um ein größeres Gebiet abzu­de­cken. Doch Mayer und Elaine blieben verschwunden. Als die Tempe­ratur sank und der Regen wieder einsetzte, waren die PRM-Teams gezwungen, zum Camp zurück­zu­kehren und die Über­wa­chung des Tages vorzeitig zu beenden.

Bis jetzt sind Mayer und Elaine nicht wieder aufge­taucht. Unsere PRM-Teams denken, dass die beiden Orang-Utans tiefer in den Wald gezogen sind, wo sie nun ein wildes und freies Orang-Utan-Leben führen.
Wir können es kaum erwarten, Mayer und Elaine in naher Zukunft wieder zu sehen!

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Gelebte Kultur – BOS hilft, alte Wehea Dayak-Rituale zu bewahren

Gelebte Kultur – BOS hilft, alte Wehea Dayak-Rituale zu bewahren

Beim Schutz und der Erhal­tung der Orang-Utans und ihres Lebens­raums auf Borneo arbeitet BOS auch eng mit den lokalen Gemeinden zusammen – und hilft ihnen dabei, ihre Kultur und Tradi­tionen zu bewahren. Ein Beispiel für eine tradi­tio­nelle Zere­monie, an der wir teil­nahmen, ist das naq lom. Dabei handelt es sich um das Initia­ti­ons­ri­tual für Kinder des Wehea-Dayak-Stammes in Ost-Kalimantan.

Schutz durch die Ahnen

Bei diesem Ritual wird der Name der Abstam­mungs­linie der Kinder bestä­tigt und der Schutz der Vorfahren der Familie erbeten. Es findet in der Regel zwischen Mai und Juni nach dem Reis­ern­te­fest statt.

Vier Tage wird gefeiert

Das naq lom-Ritual dauert in der Regel vier Tage. An den ersten beiden Tagen wird das Fest vorbe­reitet, an Tag drei und vier das Ritual durch­ge­führt.
Zunächst werden die Ausrüs­tung, das Essen und die benö­tigten Mate­ria­lien herge­richtet und zube­reitet, darunter Reis, Schwei­ne­fleisch, Brenn­holz, Bambus und Besteck.

Erbstücke der Wehea Dayak für das naq lom Ritual
Am ersten Tag bereiten die Teil­nehmer alles Notwen­dige für die naq lom-Zere­monie vor. Darunter auch diese Erbstücke

Am zweiten Tag richten die Teil­nehmer den Veran­stal­tungsort her: ein Haus, das durch ein Ritual namens ndeq kot gesegnet wird. Dabei werden gekochte Kürbisse als Opfer­gabe für die Ahnen im Umkreis verteilt, damit Tiere sie fressen können.

Das Fest beginnt

Am dritten Tag beginnt für die Wehea-Dayak-Gemein­schaft das eigent­liche Fest. Im leng dung-Ritual wird Tieren Glück geschenkt, das in Form von Bana­nen­stauden am Stra­ßen­rand abge­legt wurde. In der Zwischen­zeit stampfen die am Ritual teil­neh­menden Jungen und Mädchen Zucker­rohr – dieser Teil wird nde luaq genannt.

Wehea Dayak Familie lässt ihr Kind beim naq lom Ritual segnen
Ein Kind wird von einem Dorf­äl­testen während des Rituals gesegnet

Am letzten Tag des Festes wird beim ndeg zere­mo­niell ein männ­li­ches Schwein geschlachtet, dessen Blut der Leiter des Rituals auf die tradi­tio­nelle Klei­dung der Kinder streicht. Dabei werden die Ahnen in Gebeten um Glück, Segen und Sicher­heit ersucht.

Ein Fest­mahl mit Musik und Tanz

Ohne Fest­mahl und Tanz ist natür­lich keine Feier vorstellbar. Nach dem Mittag­essen führen die Frauen den schwung­vollen Gemein­schafts­tanz ngeway auf, den die Männer mit Perkus­si­ons­musik begleiten. Zum naq lom gehören noch weitere Freu­den­tänze, die von der Wehea-Dayak-Gemein­schaft aufge­führt werden, wie der Paar­tanz ngejo oder der ngeleang, den man allein oder zu zweit tanzt.

Wehea Dayak Frauen tanzen in traditionellen Gewändern beim naq lom Ritual
Der ngeway-Tanz ist fester Bestand­teil des naq lom-Rituals

Die Dank­bar­keit wird nicht nur durch den Tanz ausge­drückt, sondern auch durch das Verlesen von Gebeten und Mantras, genannt nelkeaq. Die Wehea Dayak führen auch das gung­gunggel-Ritual durch, bei dem die Gäste um Essen oder Geld wett­ei­fern – ähnlich dem Werfen eines Blumen­straußes bei Hoch­zeiten, das symbo­lisch für das Teilen des Glücks mit anderen steht.

Lieder erzählen Geschichten

Das Ritual endet in der Regel mit enlueng dendang-Musik, den Wehea-Liedern, die die ganze Nacht bis in die Morgen­stunden hindurch gesungen werden. Diese Lieder erzählen von den Ursprüngen der Wehea-Vorfahren und erwähnen die Namen der Ahnen, die Flüsse und ihr Erbe.

Während des Rituals ist es für die Orga­ni­sa­toren übri­gens tabu, bestimmte Fisch­arten zu essen, und die Tänzer dürfen eine Nacht vor den Feier­lich­keiten kein Salz zu sich nehmen.

Unter­stüt­zung ist notwendig

Naq lom ist sehr wichtig, um den Status der Kinder und ihrer Fami­lien inner­halb der tradi­tio­nellen Wehea Dayak-Gesell­schaft zu sichern. In der heutigen Zeit sind jedoch die Kosten für die Orga­ni­sa­tion dieses Rituals für viele zu hoch, so dass jedes Jahr weniger naq lom-Zere­mo­nien statt­finden. Deshalb unter­stützt BOS die Gemeinden, um dieses wich­tige Ritual am Leben zu erhalten.

BOS unter­stützt die Akti­vi­täten der Wehea Dayak zur Erhal­tung ihrer Tradi­tion unter anderem durch finan­zi­elle Förde­rung. Helfen Sie uns dabei.

Rück­gang der Entwal­dung in Indo­ne­sien: Eine kontro­verse Debatte über die Defi­ni­tion und die Heraus­for­de­rungen von Abholzung

Rück­gang der Entwal­dung in Indo­ne­sien: Eine kontro­verse Debatte über die Defi­ni­tion und die Heraus­for­de­rungen von Abholzung

Die indo­ne­si­sche Regie­rung verkün­dete kürz­lich, dass die Entwal­dungs­rate des Landes bereits im dritten Jahr in Folge gesunken ist und 2021–2022 ein histo­ri­sches Tief erreicht hat. Doch trotz dieses scheinbar posi­tiven Trends wird die Diskus­sion darüber, wie Indo­ne­sien den Verlust von Wäldern defi­niert, seit langem von Kontro­versen begleitet.


Daten des indo­ne­si­schen Minis­te­riums für Umwelt und Forst­wirt­schaft zeigen: Indo­ne­sien, welches die dritt­größten Regen­wälder welt­weit beher­bergt, hat in der Zeit vom 1. Juli 2021 bis zum 30. Juni 2022 insge­samt 104.000 Hektar Wald verloren — eine Fläche von zwei Drit­teln der Größe Londons.
Dies markiert einen Rück­gang von 8,4 % gegen­über den 113.500 Hektar, die im Zeit­raum 2020–2021 abge­holzt wurden. Es bedeutet auch den dritten Rück­gang in Folge bei der indo­ne­si­schen Entwal­dungs­rate und die nied­rigste Zahl seit Beginn der Aufzeich­nungen durch das Forst­mi­nis­te­rium im Jahr 1990.
Die Regie­rung begründet den Rück­gang der Entwal­dungs­raten mit zahl­rei­chen Maßnahmen, darunter das Verbot der Abhol­zung in Torf­moor­ge­bieten oder in Primär­wäl­dern, sowie eine stren­gere Straf­ver­fol­gung von ille­galen Holz­fäl­lern.
Den neuesten Zahlen des Minis­te­riums zufolge verfügt Indo­ne­sien immer noch über 96 Millionen Hektar natür­li­chen Waldes, was 51,2 % der Land­fläche des Landes entspricht. Das ist mehr als die doppelte Größe Kali­for­niens und rangiert welt­weit nur hinter Brasi­lien und der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo.

Regenwald auf Borneo
© Andrew Suryono | BOSF | BOSD


Dennoch bleibt die Defi­ni­tion von Entwal­dung umstritten


Doch der indo­ne­si­sche Staat bezieht sich auf andere Zahlen als viele zivil­ge­sell­schaft­liche Orga­ni­sa­tionen. Ein Beispiel sind die neuesten Daten zum Verlust der Baum­be­de­ckung der Univer­sity of Mary­land (UMD), verfügbar auf der Platt­form Global Forest Watch (GFW) des World Resources Insti­tute (WRI). Die UMD/GFW-Daten bestä­tigen zwar, dass in Indo­ne­sien in der Zeit von 2020 bis 2022 64 % weniger Primär­wald gerodet wurde als im Durch­schnitt zwischen 2015 bis 2017. Das bedeutet, dass in Indo­ne­sien der Verlust an Primär­wald stärker gesunken ist als in jedem anderen Land. Aller­dings zeigen die UMD/GFW-Daten auch, dass im Jahr 2022 erneut ein leichter Anstieg der Entwal­dungs­rate im Primär­wald verzeichnet wurde. Während 202.900 Hektar Primär­wald im Jahr 2021 abge­holzt wurden, waren es im Jahr 2022 230.000 Hektar – eine Stei­ge­rung von ca. 27.000 Hektar. Dies ist der erste Anstieg seit 2017.


Wie wird Primär­wald definiert?


Die unter­schied­li­chen Zahlen resul­tieren aus verschie­denen Defi­ni­tionen von Primär­wald und von Entwal­dung. UGM und GFW schließen sowohl intakte als auch nicht intakte Primär­wälder ein, da letz­tere, laut GFW, eine wich­tige Rolle bei der Spei­che­rung von Kohlen­stoff und der Bereit­stel­lung wich­tiger Ökosys­tem­leis­tungen spielen, selbst wenn sie etwas frag­men­tiert sind. Die indo­ne­si­sche Regie­rung hingegen bezieht sich bei der Iden­ti­fi­zie­rung von Primär­wäl­dern nur auf intakte natür­liche Wälder. Wälder, die durch Holz­ein­schlag oder andere mensch­liche Akti­vi­täten degra­diert wurden, werden von der Regie­rung als Sekun­där­wälder einge­stuft.
Das bedeutet, dass die Zahlen von UGM und GFW zum Verlust von Primär­wäl­dern in Indo­ne­sien immer höher sein werden als die offi­zi­ellen Zahlen der indo­ne­si­schen Regie­rung. Letz­tere spra­chen für den Zeit­raum von 2021 bis 2022 von einem Verlust an Primär­wald. Ein Groß­teil des Primär­wald­ver­lusts in Indo­ne­sien findet, laut UGM/GFW-Analyse, inner­halb von Gebieten statt, die Indo­ne­sien als Sekun­där­wald und andere Land­nut­zungs­formen klas­si­fi­ziert (darunter z.B. Plan­tagen oder Sträucher).


Auch Baum­be­de­ckung wird unter­schied­lich berechnet


Es gibt auch Unter­schiede in der Art und Weise, wie UMD/GFW den Verlust der Baum­be­de­ckung misst, im Vergleich zur indo­ne­si­schen Regie­rung. Für UMD/GFW ist Entwal­dung die voll­stän­dige Entfer­nung des Baum­kro­nen­da­ches auf einer Fläche von 30 mal 30 Metern. Im Gegen­satz dazu defi­niert die indo­ne­si­sche Regie­rung Entwal­dung als Verlust von Wald­flä­chen, welche durch visu­elle Inter­pre­ta­tion von Satel­li­ten­bil­dern mit einer viel gröberen Auflö­sung von 250 mal 250 Metern iden­ti­fi­ziert werden. Das bedeutet, dass einige durch die UGM/GFW-Analyse erfassten Abhol­zungs­flä­chen nicht in der indo­ne­si­schen Statistik berück­sich­tigt werden.


Ille­gale Abhol­zung noch nicht gestoppt


Trotz der erfreu­li­chen Zahlen und posi­tiven Tendenzen besteht in Indo­ne­sien weiterhin die Heraus­for­de­rung der ille­galen Entwal­dung. Allein im Jahr 2022 wurden im Torf­moor­ge­biet Mawas 199 Fälle von ille­galem Holz­ein­schlag fest­ge­stellt, wie BOS berich­tete.
Klar ist, es müssen zusätz­liche Maßnahmen ergriffen werden, um die ille­gale Abhol­zung zu bekämpfen. Die Schlie­ßung illegal operie­render Säge­werke in Mawas wäre ein wich­tiger Schritt in die rich­tige Richtung. 

Illegale Abholzung
Ille­gale Abholzung

Es ist entschei­dend, dass Indo­ne­sien seine Anstren­gungen zum Erhalt seiner wert­vollen Wälder fort­setzt und weiterhin trans­pa­rente Daten bereit­stellt, um die Diskus­sion über den Wald­schutz voran­zu­treiben. Nur durch umfas­sende und genaue Infor­ma­tionen können wir wirk­lich verstehen, wie wir die Zerstö­rung der Wälder aufhalten und die Arten­viel­falt und das Ökosystem Wald für zukünf­tige Gene­ra­tionen bewahren können.

Quelle: https://news.mongabay.com/2023/07/indonesia-claims-record-low-deforestation-but-accounting-raises-questions/