Auch wenn wir es nun schon 68-mal in elf Jahren gemacht haben: Jede einzelne Orang-Utan-Auswilderung erfüllt uns jedes Mal aufs Neue mit Hoffnung und Zuversicht, dass wir unseren nächsten Verwandten das Überleben möglich machen können. Und mit unerschütterlicher Entschlossenheit, dass wir den Kampf für ihre sichere Zukunft nicht aufgeben werden! Dieses Mal haben wir die Tür in die Freiheit endgültig für zwölf erfolgreich rehabilitierte Orang-Utans aufgerissen. Sie dürfen jetzt wild und frei durch den Regenwald streifen.
Zunächst machten sich acht Orang-Utans aus dem BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng auf den Weg in den Schutzwald Bukit Batikap in Zentral-Borneo. Es war eine herausfordernde Reise für das Auswilderungsteam und die acht neuen Wilden Ochie (18), Rajawali (13), Juky (22), Batola (20), Melanie (14), Taco (16), Carlos (20) und Cici (24).
Mit dem Helikopter in den Regenwald
Über Land fuhren wir die Waldmenschen zunächst mit Jeeps in Richtung Regenwald, dann in zwei spektakulären Helikopterflügen über den geschützten Regenwald von Bukit Batikap und schließlich auch noch auf dem Wasser bis hin zu den entlegenen Auswilderungsstellen.
Vom BOS-Rettungszentrum Samboja Lestari in Ost-Borneo machte sich ein zweites Team mit vier Orang-Utans auf in unseren Auswilderungswald Kehje Sewen. Auch hier trotzten wir über Stunden Land, Luft und Wasser, ehe wir tief im Dschungel Ozi (25), Dias (26), Eliona (26) und Gami (30) in ihre Regenwaldheimat entließen.
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Im Februar 2021 konnten wir zuletzt Orang-Utans mit dem Helikopter in die Freiheit transportieren. Damals ging es vor allem darum, in der Corona-Pandemie das Ansteckungsrisiko für Tier und Mensch durch die kontaktarme Reise zu minimieren. Dieses Mal haben wir uns für den Luftweg entschieden, weil die Auswilderungsorte sehr abgelegen sind. Mit dem Hubschrauber sind wir deutlich effizienter und minimieren gleichzeitig den Stress für die Orang-Utans.
Opfer von Mensch-Wildtier-Konflikten
Zwei der nun ausgewilderten Orang-Utans – Juky und Batola – waren 2016 bzw. 2020 schon einmal im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya ausgewildert worden. Leider überschnitten sich die Reviere, die sich diese beiden Männchen gesucht hatten, mit menschlichen Siedlungen. So kam es immer wieder zu Mensch-Wildtier-Konflikten. Nachdem wir sie ins Rettungszentrum zurückgeholt hatten, wurden sie nun an einen weit entlegenen Ort im Schutzwald Bukit Batikap umgesiedelt. In der Hoffnung, dass sie ihre Wanderlust – Orang-Utan-Männchen durchstreifen Reviere von bis zu 5.000 Hektar – nicht wieder in die Nähe von Siedlungen treibt.
Juky erhält zum zweiten Mal die Chance auf Freiheit
Auch Gami, ein halbwilder Orang-Utan-Mann, ist Opfer eines Mensch-Tier-Konflikts. Der friedliche Riese war von den Mitarbeitern einer Kohlemine angefüttert worden. Im November 2021 wurde er von der Naturschutzbehörde nach Samboja Lestari zu BOS gebracht. Hier lernte er in zwei Jahren wieder, welches Futter gut für ihn ist und wie er es sich beschaffen muss. Gami streift nun durch die Wälder von Kehje Sewen.
Fern von Menschen darf Gami nun im Regenwald leben
Mit 26 Jahren endlich in Freiheit
Unter den neuen Wilden sind auch zwei Orang-Utans, Eliona und Dias, die viele Jahre illegal als Haustiere gehalten worden waren, ehe sie befreit werden konnten. Ihre Rehabilitation hat aufgrund ihrer artfremden, traumatischen Lebenserfahrung länger gedauert. Doch umso erfreulicher, dass auch solche Primaten im Alter von 26 Jahren noch die Chance bekommen, ein Leben in Freiheit führen zu dürfen.
Noch ein letzter Blick auf die Transportbox, dann begiint die 26-jährige Dias ihr wildes Leben in Kehje SewenEliona startet mit 26 Jahren endlich das Leben, für das sie bestimmt wurde
Ein ganz besonderer Fall ist der von Orang-Utan-Weibchen Cici. Sie sollte schon 2013 ausgewildert werden. Doch ein Gentest während vor der Auswilderung ergab, dass sie zur Orang-Utan-Unterart Zentral-Kalimantans (Pongo pygmaeus wurmbii) und nicht zu der von Ost-Kalimantan (Pongo pygmaeus morio) gehört.
Cici blickt nochmal zurück
Nach einer Reise quer durch Borneo von Samboja Lestari nach Nyaru Menteng und einem Jahrzehnt des Wartens war es nun endlich so weit. Cici durfte in die Freiheit des Dschungels von Bukit Batikap!
Wie es den zwölf neuen Wilden im Regenwald ergeht, erfahren Sie bald hier auf unserer Website.
Um noch viele weitere Orang-Utans in sichere Regenwälder auszuwildern, können wir jede Hilfe gebrauchen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Der Dunkelrote Meranti ist ein Baumriese, der in den tropischen Regenwäldern auf Borneo, Sumatra und der Malayischen Halbinsel vorkommt. Er ist massiv vom Aussterben bedroht – doch im Kehje Sewen gibt es noch immer Exemplare!
Der Kehje Sewen ist nicht nur seit 2012 einer unserer Auswilderungswälder, er ist auch ein echter Biodiversitäts-Hotspot, der “unseren” Orang-Utans eine wunderbare Lebensgrundlage bietet. Bereits im Jahr 2010 wurde Kehje Sewen von der BOS-Waldschutzfirma RHOI als Konzession zur Wiederherstellung des Ökosystems eingerichtet und unsere Arbeit trägt Früchte — im wahrsten Sinne des Wortes! Das konnte unser Post-Release Monitoring (PRM) Team gerade erst wieder bestätigen.
Bei einer Patrouille durch den geschützten Wald entdeckte unser Expertenteam Exemplare des Dunkelroten Meranti (Shorea platyclados). Diese Baumart, welche zur Familie der Dipterocarpaceae gehört, ist etwas ganz Besonderes: Mit einer Größe von über 50 Metern erreicht ihre Krone das Dach des Regenwaldes und ihr Stamm bis zu zwei Meter Durchmesser. Ihr Holz ist begehrt bei Möbeltischlern wie auch als Konstruktionsholz, etwa für den Bau von Eisenbahnstrecken. Aufgrund der hohen Nachfrage werden diese Bäume immer wieder auch illegal gefällt .
Die Blüten der Dunkelroten Meranti (Shorea platyclados).
Dunkelrote Meranti wachsen nur in Primarregenwäldern, die noch unberührt sind von Menschenhand, denn sie benötigen den besonders fruchtbaren, rot-braunen Boden, welcher nur dort vorkommt. Rodungen großer Flächen von Regenwald, um statt dessen Plantagen anzulegen, sind ein weiterer Grund für den Habitatsverlust der Dunkelroten Meranti. Heute ist diese besondere Art vom Aussterben bedroht und steht auf der Roten Liste der IUCN .
Die Entdeckung der seltenen Exemplare gelang unserem in Camp Nles Mamse stationierten Team, während es für eine phänologische Feldstudie im Kehje Sewen unterwegs war. Auch das gehört, neben dem Monitoring der von uns ausgewilderten Orang-Utans, zu den wichtigen Aufgaben unseres PRM-Teams: Daten über die vielfältigen Pflanzen zu sammeln, welche im geschützten Wald vorkommen.
Wir sind stolz darauf, dass der Kehje Sewen auch bedrohten Pflanzenarten Lebensraum bietet, und werden alles daran setzen, auch die Dunkelrote Meranti vor dem Aussterben zu bewahren, damit auch künftige Generationen diesen majestätischen Baum in all seiner Pracht bewundern können.
Mit Ihrer Spende für Lebenswald .org können Sie uns dabei helfen, den Wald und seine wunderbare Vielfalt und damit auch den Lebensraum der Orang-Utans zu schützen!
Yuyun und Jeffrey gehören zu unseren Sorgenkindern. Denn beide Orang-Utans werden wir nie in die Freiheit des Dschungels auswildern können. Trauma, Krankheiten und letztlich ihr tagisches Schicksal haben sie zu lebenslangen Pflegefällen gemacht. Doch auch solchen Waldmenschen wollen wir ein glückliches, möglichst artgerechtes Leben schenken: Auf Inseln, auf denen wir sie versorgen und betreuen können, wo sie aber so viel Freiheit und natürlichen Lebensraum wie möglich genießen können.
Das 29-jährige Orang-Utan-Weibchen Yuyun leidet an der gefürchteten Atemwegserkrankung ORDS (Orangutan Respiratory Disease Syndrome). Diese Infektion kann, wenn sie nicht regelmäßig behandelt wird, tödlich enden. Bisher lebte sie in einem Einzelgehege in unserem Schutzzentrum Samboja Lestari, wo sie von unserem Team der Special Care Unit betreut wurde. Nun konnten wir ihr endlich einen der leider noch raren Plätze auf einer Insel für nicht-auswilderbare Orang-Utans ermöglichen.
Yuyun darf endlich das freie Inselleben genießen
Durch Gefangenschaft schwer traumatisiert
Denn Yuyun leidet nicht nur an ORDS. Die lange Gefangenschaft und schrecklichen Erlebnisse vor ihrer Rettung haben sie so schwer traumatisiert, dass sie sich bis heute nicht davon erholen konnte. Sie ist eines der Opfer der thailändischen Unterhaltungsindustrie, die wir 2006 aus dem Safari Park Bangkok retten konnten. Eine Rehabilitation war bei ihr tragischerweise nicht möglich.
Die kleine Inselfreiheit für Yuyun
Gerade bei den Fütterungen zeigte Yuyun abnormale Verhaltensweisen. Immer wieder wurde sie dabei beobachtet, wie sie ihr Futter erbrach und es dann wieder aß. Manchmal warf sie ihr Erbrochenes auch auf Menschen, die sich ihrem Gehege näherten. Unserem Tierärzteteam zufolge wurde dieses Verhalten durch Verzweiflung und die ständige Gegenwart von Menschen ausgelöst. Um sie von diesem Stress zu befreien, entschieden die Tierärzte von Samboja Lestari, Yuyun auf die Insel 0 zu verlegen.
Das Inselleben entspannt Yuyun sichtlich……und auch die Natur erkundet sie begeistert
Hier sollte sie endlich die Möglichkeit bekommen, in einem halbwilden Lebensraum zu leben, wo sie sich frei bewegen und mit anderen Orang-Utans interagieren kann.
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Auf der Insel 0 lebt Yuyun nämlich nicht allein. Der 25-jährige Orang-Utan-Mann Jeffrey, der das Eiland bereits seit März 2020 bewohnt, ist ihr neuer WG-Genosse. Auch wenn sie bisher kein allzu großes Interesse an ihm gezeigt hat. Doch zum Glück ist die Insel groß genug, um sich erstmal aus der Ferne zu beschnuppern und in Ruhe an das neue Lebensgefühl zu gewöhnen.
Jeffrey hält Ausschau nach Yuyun
Auch Jeffrey ist ein nicht-auswilderbarer Orang-Utan. Aber mit einer ganz anderen Vorgeschichte als Yuyun. Jeffrey wurde 1998 im BOS-Schutzzentrum Wanariset – dem Vorgänger von Samboja Lestari – geboren. Er hatte sich als Baby bei seiner Mutter mit Hepatitis B infiziert, weshalb er gemeinsam mit ihr in einem Quarantänekomplex untergebracht wurde. Nachdem seine Mutter an Tuberkulose verstarb, musste Jeffrey weiterhin in Quarantäne verbleiben, um das Risiko einer Übertragung der Krankheit auf andere Orang-Utans zu vermeiden. So hatte Jeffrey leider nie die Gelegenheit, wichtige Überlebensfähigkeiten zu erlernen.
Jeffreys großer Moment
Jahre später stellte sich dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse heraus, dass Jeffreys Hepatitis B zur harmlosen Variante des Virus gehört, das keine klinischen Symptome aufweist und somit nicht auf andere Orang-Utans übertragen werden kann.
Ein prächtiger Kerl – mit einem schweren Schicksal
Wir wagten den Versuch, und ließen Jeffrey daraufhin auf einer Vorauswilderungsinsel das Leben eines wilden Orang-Utans proben. Doch auch hier kamen ihm dramatische gesundheitliche Probleme dazwischen: Eine Hüftdysplasie! Und so musste Jeffrey 2019 zurück nach Samboja Lestari in die Klinik gebracht werden. Ein erfahrener „Menschen-Orthopäde“ unterstützte unsere Tierärzte bei der Operation, von der sich Jeffrey glücklicherweise gut erholte.
Jeffrey ist ein ruhiger Zeitgenosse
Seit März 2020 lebt Jeffrey nun ohne weitere Zwischenfälle auf Insel 0 und scheint mit sich und seinem Leben im Reinen zu sein. Er ist nicht aggressiv, bricht nie Äste von Bäumen ab und hat noch sie versucht, von der Insel zu verschwinden. Sein Lieblingsplatz ist natürlich ganz in der Nähe der Fütterungsplattform, wo er entspannt seinen täglichen Obst- und Gemüselieferungen entgegenblickt.
Am Ufer von Insel 0… …hat Jeffrey alles im Blick
Dass er nun, nach drei Jahren des Singledaseins, eine Mitbewohnerin bekommen hat, bringt Jeffrey in keinster Weise aus der Ruhe. Noch halten die beiden Primaten freundlichen Abstand. Jeffrey, der gern das Ufer im Blick hat, hält sich meist am Rand der Insel auf, während Yuyun die Inselmitte bevorzugt. Aber eines ist ganz klar: Beide genießen das Inselleben in vollen Zügen.
BOS sorgt für 170 nicht-auswilderbare Orang-Utans. Unser Traum ist es, jedem von ihnen zumindest die kleine Freiheit auf einer Insel zu schenken. Bitte helfen Sie uns dabei. Ermöglichen Sie diesen anz besonderen Orang-Utans ihr ganz eigenes Fleckchen Freiheit.
In der Waldschule tummeln sich die unterschiedlichsten Charaktere von Orang-Utan-Kindern. Manche sind schüchtern, andere forsch und frech. Manche sind echte Draufgänger, andere eher vorsichtig oder ängstlich. Der vierjährige Orang-Utan-Junge Monyo ist vor allem eins: ein neugieriger Entdecker. Eine Fähigkeit, die ihm in seinem zukünftigen Leben im Regenwald sehr nützlich sein wird.
Jeden Morgen macht sich der kleine Monyo fröhlich auf den Weg in die Waldschule. Die Babysitterinnen haben den Eindruck, dass er die Tage in der Waldschule richtig genießt. Es ist eine echte Freude, das zu erleben, vor allem wenn man sich an Monyos traurigen Start bei BOS erinnert.
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Am 14. November 2019 wurde er im Alter von gerade erst sechs Monaten gerettet. In seiner ersten Zeit bei uns weinte er viel. Doch glücklicherweise konnte er, dank der liebevollen Hingabe seiner Babysitterinnen, seine Trauer schnell überwinden. Und der neugierige, selbstbewusste Monyo betrat die Bühne.
Als zarter Säugling kam Waisenkind Monyo 2019 zu BOS
Inzwischen haben sich auch seine sozialen Fähigkeiten stark verbessert. Er ist nicht nur eng mit Niniek befreundet, sondern auch mit Jeni, Ramangai, Aiko und Alexander.
Mit Freunden Quatsch machen
Gemeinsam erkundet die Crew aktiv das Gebiet der Waldschule. Monyo entfernt sich dabei noch nicht allzu weit, klettert aber nun mutig auch auf hohe Bäume. Eins steht aber auf jeden Fall fest: Monyo ist der neugierigste Orang-Utan in der Gruppe, vor allem wenn es darum geht, neue Nahrungsquellen zu entdecken und zu probieren.
Immer dabei, etwas Neues zu entdecken
Einmal untersuchten die Orang-Utans der Waldschule ein Stück verrottetes Holz auf der Suche nach Leckereien. Monyo wusste zunächst nicht, wie man in dem Holzstück nach Termiten pult oder unter der Rinde nach der gesunden Eiweißquelle sucht. Aber etwas anderes fing seine Aufmerksamkeit. Während seine Mitschüler begeistert die Termiten von dem verwitterten Holz leckten, pflückte Monyo einen weißen Pilz von der Oberfläche des Holzes. Glücklicherweise einen essbaren.
Kann man das essen?
Die Fähigkeit, nach Pilzen zu suchen und sie als mögliche Nahrung zu erkennen, ist rein aus Monyos Neugier entstanden, denn auf dem Waldschullehrplan hatte es bis dato noch nicht gestanden.
Manchmal braucht es einen zweiten Versuch
An einem anderen Tag bot eine Ersatzmutter Monyo eine kleine weiße Blume an, die an den Ranken in der Waldschule wuchs. Er pflückte ein einzelnes Blütenblatt ab, probierte es und warf es weg. Aber nicht lange danach fand Monyo dieselbe Blume von selbst – und probierte erneut. Und dieses Mal schien es ihm zu schmecken!
Es gibt noch so viel im Wald zu entdecken
Dank seiner Neugier wird Monyos Ernährung immer vielfältiger. Obwohl Orang-Utans als Frugivoren, also als Fruchtesser, bekannt sind, verspeisen sie in freier Wildbahn sehr unterschiedliche Nahrung, wie zum Beispiel Blätter, Blumen, Baumrinde, das Mark von Pflanzen, Honig, Insekten und eben auch Pilze, wie den von Monyo kürzlich entdeckten.
2.000 verschiedene Arten von Speisen
Eine Studie hat gezeigt, dass 2.000 verschiedene Arten von Nahrungsmitteln auf dem Speiseplan von Orang-Utans stehen. Die Fähigkeit, verschiedene Nahrungsquellen zu erkennen, ist eine absolut entscheidende Überlebenskunst für die Primaten. Denn im Regenwald Borneos ist der Tisch nicht immer reich gedeckt. Wenn der kleine Monyo seine große Neugierde behält, wird er im Regenwald nicht nur einen abwechslungsreichen Speiseplan genießen können, sondern auch magere Zeiten besser überstehen können.
Der Regenwald ist für Orang-Utans eine reichhaltige Speisekammer und obendrein eine natürliche Apotheke. Immer wieder beobachten unsere Post-Release Monitoring Teams die Tiere dabei, wie sie genüsslich die unterschiedlichsten Früchte, Sprossen, Wurzeln und Blätter futtern. Das macht auch sie neugierig: Wie schmeckt das alles eigentlich ?
Eines Tages, als unsere Mitarbeiter vom Camp Nles Mamse im Kehje Sewen Forest auf Patrouille waren und keinen einzigen Orang-Utan entdeckten, nutzten sie die Gelegenheit, ihre Neugierde mit einem experimentellen Selbstversuch zu stillen.
Süßliche Mahang-Blätter
Als erstes kosteten sie Blätter vom Macaranga-Baum, die süßlich schmeckten. Diese Baumspezies besitzt nämlich eine ganz besondere Eigenschaft: Sie ist in der Lage, sogenannten extrafloralen „Blattnektar“ zu produzieren, der Ameisen, Wespen und andere wehrhafte Insekten anlockt. Diese wiederum verteidigen ihre Futterquelle und schützen dadurch den Baum vor Fraßschädlingen. Zumindest meistens – gegen Orang-Utans und unsere Team-Mitglieder reicht die Selbstverteidigung des Baumes nicht aus… Und das ist auch gut so, denn Mahang-Blätter sind eine natürliche Medizin gegen Bauchschmerzen!
Als nächstes waren einige Früchte an der Reihe, die direkt hinter dem Camp wachsen. Die Zitrusfrüchte waren für die menschlichen Verkoster wenig überraschend – nämlich sauer. Neu für die Geschmacksknospen waren hingegen die Früchte des Melastoma-Baumes genannt Senduduk oder Senggani. Diese enthalten Stoffe, welche bei Entzündungen helfen und sogar vor Krebs schützen sollen, und ebenfalls von wild lebenden Orang-Utans gegessen werden, um Krankheiten vorzubeugen oder zu kurieren.
Senduduk-Früchte (melastoma)
Rattan – nicht nur für den Möbelbau
Rattan kennt man hierzulande vor allem als Naturmaterial, aus dem zum Beispiel Stühle hergestellt werden. Tatsächlich sind die Sprossen dieser Pflanze jedoch auch essbar. Allerdings schmecken sie roh ziemlich bitter. Schmackhafter werden die Sprossen, wenn man sie kocht, grillt oder brät. Auch diese Wildpflanzen haben medizinische Eigenschaften: Sie wirken antibakteriell und können wie eine Art Pflaster oder Verband verwendet werden, um Verletzungen vor Keimen zu schützen.
Mahang Leaves (macaranga)
Das Verkostungs-Fazit unserer Regenwald-Ranger
Zwar schmecken die Mahang-Blätter, die Zitrus- und Senduduk-Früchte und auch die Rattan-Sprossen frisch gepflückt eher gewöhnungsbedürftig. Sie zu kennen, ist jedoch eine ziemlich nützliche Qualifikation, wenn man auf einer Patrouille oder Expedition im Regenwald unterwegs ist und plötzlich zusätzlichen Proviant benötigt. Und wenn man diese Orang-Utan-Pflanzen dann auch noch zubereitet, haben sie sogar das Zeug zur Delikatesse auch für uns Menschen. Und sind obendrein auch noch gesund. Das Fazit der BOS-Mitarbeiter: Das Wissen der Waldmenschen fasziniert uns immer wieder aufs Neue! Wir können noch viel von unseren nahen Verwandten lernen. Bei nächster Gelegenheit werden unsere PRM-Teams weitere Früchte des Waldes verkosten und uns natürlich davon berichten.
Helfen auch Sie, diesen faszinierenden Lebensraum und seine gewaltige Artenvielfalt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.
Jede Orang-Utan-Auswilderung ist für jedes einzelne Mitglied der BOS-Familie ein Höhepunkt. Denn genau darauf arbeitet das ganze Team manchmal über Jahrzehnte hin. Vom Moment der Rettung an steuert alles nur diesem Ziel entgegen: jeden Orang-Utan, der dazu in der Lage ist, eines Tages zurück in seine Heimat, den Regenwald, zu bringen. Und so sind auch die Post-Release Monitoring (PRM) Teams in den Auswilderungswäldern schon Wochen vorher in heller Aufregung, wenn die nächsten neuen Wilden angekündigt werden.
Die Vorbereitungszeit vor einer Auswilderung ist immer besonders aufregend für unser Post-Release Monitoring (PRM) Teams. Immer wenn eine Auswilderung geplant wird, müssen die Teams einige zusätzliche Arbeiten neben ihren Überwachungsaufgaben leisten. So können wir sicherstellen, dass alles reibungslos verläuft, sobald die Orang-Utans vor Ort eintreffen.
Unterstützung aus dem Süden
Unser PRM-Team vom Camp Nles Mamse im südlichen Teil des Kehje Sewen Waldes war darum kürzlich im Camp Lesik im nördlichen Teil des Waldes, um bei diesen Vorbereitungen zu helfen.
Das Team, bestehend aus Lirin, Welem, Rustam und Ransik, arbeitete fleißig an den Vorbereitungen, zu denen die Renovierung des Camp-Bereichs und seiner Einrichtungen gehörte. Auch die Transekte – die Pfade, die die Beobachtungsteams im Wald nutzen – mussten freigeschlagen werden, damit die schweren Transportkäfige ohne größere Schwierigkeiten zu den Auswilderungsorten geschleppt werden können. Und natürlich der Hubschrauberlandeplatz.
Das PRM-Team bereitet den Landeplatz für den Helikopter vorUnd auch die Stellen, an denen die Klappen der Transportboxen geöffnet werden
Damit die Mitarbeiter, die die Orang-Utans aus dem Rettungszentrum in den Regenwald begleiten, auch einen Schlafplatz im Camp vorfinden, muss für sie auch ein temporäres Camp eingerichtet werden.
Für das temporäre Camp wurden Wasserleitungen gelegt
So hatte das PRM-Team im letzten Monat einiges zu tun, neben den routinemäßigen Patrouillen durch den Regenwald.
Jetzt geht die Arbeit richtig los
Wie immer wird das Team auch in den Wochen nach der Auswilderung der Orang-Utans Nest-zu-Nest-Überwachungen durchführen, um sicherzustellen, dass sich die neuen Wilden erfolgreich an die neue Umgebung anpassen. Obwohl jede Auswilderung ein echter Kraftakt für unsere PRM-Teams ist, bieten diese außergewöhnlichen Zeiten auch wichtige Lektionen in Teamarbeit, Koordination und Management. Und vor allem sind es Momente, die sich für immer und ewig in die Herzen und die Erinnerungen unserer Mitarbeiter einbrennen. Denn was gibt es schöneres, als einem Orang-Utan nach langen Jahren der Rehabilitation endlich die Freiheit zu schenken.
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