Casey schließt sich dem Beob­ach­tungs­team an

21. Mai 2015

Casey schließt sich unserem Beob­ach­tungs­team an, um nach unseren frei lebenden Schütz­lingen zu sehen. Diesmal konzen­trierten sie sich auf das Gebiet Gunung Belah und hielten alle 100 Meter an, um nach­zu­sehen, ob die GPS-Ortungs­ge­räte ein Signal empfangen. Als sie sich dem Bereich des Akkli­ma­ti­sie­rungs­ge­heges näherten, empfingen sie Caseys Signal. Es dauerte nicht lange, bis sie von ihrem Baum herun­ter­klet­terte und sich dem Team näherte.

Das Team lief weiter in Rich­tung Bukit Acul, konnte aber kein weiteres Signal empfangen – außer dem von Casey. Sie folgte dem Beob­ach­tungs-Team. Alle Versuche, sie fort­zu­scheu­chen, blieben erfolglos. Casey blieb in der Nähe, bis das Team Gunung Belah erreichte. Dort legte das Team eine Früh­stücks­pause ein. Als Casey das sah, wandte sie sich ab und suchte sich in den Bäumen eben­falls etwas zu essen.

Bei Einbruch der Nacht kehrte das Beob­ach­tungs-Team nach Camp Lesik zurück. An diesem Tag konnten sie keine anderen Orang-Utans ausma­chen, haben sich aber sehr gefreut, Casey wohlauf zu sehen und haben ihre Beglei­tung genossen. Vielen Dank, Casey!

Menschen­affen schlafen besser und länger als andere Primaten

Menschen­affen schlafen besser und länger als andere Primaten

27. April 2015

Wie schlafen eigent­lich Primaten und gibt es Unter­schiede zwischen Großen Menschen­affen und anderen Primaten? Forscher haben sich dieser Frage ange­nommen und sind extra lange aufge­blieben. Eines ist sicher, die Schlaf­ge­wohn­heiten unter­scheiden sich nicht wesent­lich von den unseren.

Große Menschen­affen wie Orang-Utans, Gorillas und Schim­pansen schlafen gern zusam­men­ge­rollt. Typisch ist außerdem, dass sie sich komfor­table Betten aus Blät­tern und Zweigen bereiten, während andere Primaten – mit Ausnahme von Lemuren und Loris – das nicht tun. Loris und Lemuren nutzen vorwie­gend Baum­lö­cher, um ihre Jungen aufzu­ziehen, statt an immer wieder neue Nester zu bauen.

Für BBC Earth erklärt Matt Walker weitere Unter­schiede zwischen den Schlaf­ge­wohn­heiten großer Menschen­affen (z.B. Orang-Utans) und denen klei­nerer Affen­arten (z.B. Paviane). Laut Walker gehen diese Menschen­affen gern schlafen und legen sich für einen langen und tiefen Nacht­schlaf zur Ruhe. Die sich ab und zu bewe­genden Augen­lider lassen vermuten, dass sie flüch­tige Orang-Utan-Träume erleben. Einem Pavian beim Schlafen zuzu­sehen, sei eher wie die Beob­ach­tung einer para­no­iden Person, die verzwei­felt versucht, zum Schlafen ein Auge zuzutun. Sie schlafen schlecht, sitzen aufrecht, balan­cieren auf ihrem Gesäß, mit schwir­renden Gedanken und ständig besorgt, jemand oder etwas könnte ihnen gefähr­lich werden.

Wie viele deut­liche Unter­schiede zwischen Menschen­affen und anderen Primaten hat das Schlaf­ver­halten die Aufmerk­sam­keit von Forschern auf sich gezogen, die hoffen, heraus­zu­finden, wie Menschen und Menschen­affen sich zu so intel­li­genten Lebe­wesen entwi­ckelt haben. Wir wissen beispiels­weise, dass Schim­pansen bemer­kens­wert wähle­risch sind bei der Auswahl ihres Nest­bau­platzes. Kürz­lich haben Forscher der Univer­si­täten Duke und Indiana Orang-Utans und Paviane beim Schlafen in Gefan­gen­schaft beob­achtet, um mehr darüber herauszufinden.

Die Orang-Utans schliefen länger und tiefer als die Paviane, erklärten die Forscher im American Journal of Physical Anthro­po­logy. „Wir entdeckten, dass Orang-Utans nach jedem Krite­rium von Schlaf­qua­lität die ‚besseren’ Schläfer sind; das bedeutet im Vergleich zu Pavianen tieferen, längeren und weniger unter­bro­chenen Schlaf”, so David Samson von der Duke Univer­sity gegen­über BBC Earth.

Da das Schlafen in selbst gebauten Betten eine Gemein­sam­keit der nicht mensch­li­chen Menschen­affen darstellt, muss dieses Verhalten schon bei den gemein­samen Vorfahren vor etwa 14 bis 18 Millionen Jahren verbreitet gewesen sein. „Schlaf­platt­formen erlauben es schwe­reren Affen sicher in den Bäumen zu schlafen und dabei vor Raub­tieren und blut­saugenden Insekten in Sicher­heit zu sein”, so Samson. Forschung an Schim­pansen ergibt eben­falls, dass das Schlafen auf Baum­platt­formen den Affen Sicher­heit bietet und ihnen hilft, trockenen Fußes zu bleiben.

Der längere Schlaf kann durchaus der Schlüssel zur Entwick­lung größerer Gehirne sein. Samson fügt hinzu: „Kleine Affen verbringen tenden­ziell mehr Zeit in ‚leichtem’ Schlaf wegen ihrer weniger bequemen, unsi­cheren und sozial dyna­mi­schen Schlaf­um­ge­bung. Der Vorteil ist, dass sie leicht aufwa­chen, wenn ein Raub­tier in der Nähe ist oder ein Artge­nosse aktiv ist – aber dafür profi­tieren sie nicht von den Vorzügen eines tiefen Schlafs.

Quelle: http://www.smithsonianmag.com/smart-news/learn-secrets-apes-sleeping-habits-180955021/?no-ist

Orang-Utans nutzen Hände als Verstärker

Orang-Utans nutzen Hände als Verstärker

8. April 2015

Wissen­schaftler fanden in einer Studie heraus, dass Orang-Utans ihre Hände als Verstärker bzw. Laut­spre­cher benutzen, um ihre Warn­rufe lauter klingen zu lassen.

Der Warnruf der Menschen­affen, der soge­nannte „kiss squeak” (Hörbei­spiel) klingt wie ein Kuss­ge­räusch, soll aber Gegner in die Flucht schlagen. Eine neu erschie­nene Studie hat die akus­ti­schen Auswir­kungen der von Orang-Utans genutzten Laut­ver­stär­kung durch ihre Hände unter­sucht. Die Tiere nutzen ihre Hände gezielt, um ihre Warn­rufe tiefer und damit bedroh­li­cher klingen zu lassen. Mit der tieferen Stimme täuschen sie vor, größer und impo­santer zu sein.

Dieses Verhalten wurde bei Orang-Utans sowohl in Sumatra als auch auf Borneo beob­achtet und scheint eine kultu­rell erwor­bene Verhal­tens­weise zu sein – andere Popu­la­tionen zeigten dieses Verhalten nicht. Verhal­tens­for­scher glauben, dass sie hilft, Konkur­renten abzu­wehren. Die Studie, „Akus­ti­sche Modelle Hand-verstärkter Orang-Utan-Warn­rufe” wurde im Journal of Expe­ri­mental Biology veröf­fent­licht. Zuvor hatten Wissen­schaftler dieselbe Gruppe von Orang-Utans dabei beob­achtet, wie sie Blätter vor den Mund hielten, während sie die Kiss-Squeak-Rufe machten.

Diese neueste Studie konzen­triert sich vor allem auf die akus­ti­schen Effekte, die durch die Benut­zung der Hände zur Verstär­kung entstehen, ein Verhalten, das vor allem mit dem Tiefer-Klingen der Rufe zu tun hat. Der leitende Autor Bart de Boer sagte der IBTimes UK: „Es ist extrem selten. Wir haben dieses Verhalten noch bei keinen anderen Tieren beob­achten können, Menschen natür­lich ausge­nommen. Nicht alle Orang-Utan-Popu­la­tionen üben es aus. Es ist quasi einzig­artig in der Tierwelt.

Akus­tik­ex­perte De Boer sagt, obwohl er die Blät­ter­ge­räu­sche noch nicht analy­siert habe, gehe er davon aus, dass dieses Verhalten wahr­schein­lich eher auf das Aussehen abzielt, als tatsäch­lich auf die Verän­de­rung der Tonhöhe. „Akus­tisch ist es wesent­lich schwie­riger, die Blätter zu analy­sieren, weil sie flexibel sind. Daher fokus­sierte ich mich vorerst auf die Hand. Ich glaube nicht, dass die Blätter einen großen Unter­schied machen”, so De Boer.

Die Benut­zung der Hand, also einer zylin­dri­schen Wellen­über­tra­gung bei Tier­lauten ist extrem selten, aber eine effek­tive Möglich­keit, das akus­ti­sche System zu verlän­gern; die Anzahl der Reso­nanzen pro kHz wird erhöht, so die Studie. Diese Reso­nanz­in­ten­si­vie­rung wird mit größeren Tieren asso­zi­iert und andere Primaten in der Umge­bung ziehen sich aus Angst vor Konflikten zurück.

Zum akus­ti­schen Ablauf erklärt De Boer, dass sich Wellen entlang der Stimm­bänder zum Mund in einer zylin­dri­schen Röhre ausbreiten. „Es ist eine lineare Bewe­gung der Welle von A nach B. Plat­ziert man die Hand davor, bewegen sich die Wellen seit­wärts, wie Wellen in einem Teich, es ist wie eine sich kreis­förmig ausbrei­tende Welle, ganz anders als die Bewe­gung in einer Röhre. Zwischen dem Gesicht des Orang-Utans und der Hand bewegen sich die akus­ti­schen Wellen wie die Wellen in einem Teich, mathe­ma­tisch ist das beinahe iden­tisch. Es ist nicht bekannt, woher dieses Verhalten kommt, da Orang-Utans im Vergleich zu anderen Affen­arten nicht sehr sozial agieren. Ande­rer­seits sind sie klug genug, erkannt zu haben, dass es einen Effekt hat und tun es weiter”, so De Boer.

Prin­zi­piell wäre der nächste Schritt, heraus­zu­finden, wie das Verhalten erlernt wird. Von den Eltern? Von anderen Orang-Utans? Eine weitere Frage ist, ob sich Konkur­renten tatsäch­lich von tiefer klin­genden Kuss­ge­räu­schen mehr beein­dru­cken lassen als von höher klin­genden ohne die Hand. Laut De Boer ist beides schwer zu erfor­schen, aber zumin­dest die akus­ti­sche Analyse zeige, dass es das wert ist.

 

 

         Quelle: Live­Sci­ence­Vi­deos

Orang-Utan-freund­liche Ostern

2. April 2015

Oster­eier aus Käfig­hal­tung, Kerzen aus Palmöl und Scho­ko­lade aus Urwald­ver­nich­tung. Auch Ostern gibt es einige Nach­hal­tig­keits­fallen, denen wir mit etwas Umsicht aus dem Weg gehen können.

Oster­zeit ist Süßig­keiten-Zeit. Für gläu­bige Christen endet mit ihr die Fasten­zeit und es darf endlich wieder richtig zuge­schlagen werden. Alljähr­lich warten schon ab Jahres­be­ginn bunte Oster­eier, Scho­ko­la­den­hasen und Zucker­küken auf ihre Käufer­schaft. Rund 11 Kilo­gramm Scho­ko­lade verna­schen die Deut­schen jähr­lich und sind damit nahezu Spit­zen­reiter in Europa, geschlagen nur von den Schwei­zern. Dass solch großer Scho­ko­la­den­konsum nicht nur der Umwelt schadet (Kakao- und Ölpalm­plan­tagen, Pesti­zide etc.), sondern auch Menschen­rechte verletzt, ist die trau­rige Kehr­seite der Medaille. Menschen­handel, Kinder­ar­beit und kata­stro­phale Arbeits­be­din­gungen sind Alltag in den Anbau­län­dern. Nach der Elfen­bein­küste ist Indo­ne­sien das zweit­größte Produk­ti­ons­land von Kakao.

Die Herstel­lung von Scho­ko­lade ist nicht nur sozial, sondern auch ökolo­gisch eine Kata­strophe. Für das verwen­dete Palmöl werden in den Haupt­her­stel­ler­län­dern Malaysia und Indo­ne­sien die Urwälder vernichtet, Menschen verlieren ihre Lebens­grund­lage und Tiere wie der Orang-Utan oder der Sumatra-Tiger geraten an den Rand der Ausrot­tung. Nach Angaben der Welt­ernäh­rungs­or­ga­ni­sa­tion FAO werden rund 32 Prozent des welt­weiten Pflan­zen­fett­be­darfs inzwi­schen durch Palmöl gedeckt — für den rasch anwach­senden Bedarf legte Indo­ne­sien zwischen 1990 und 2005 rund 3 Millionen Hektar neue Plan­tagen an.

Bei Scho­ko­häs­chen, Oster­pra­linen und Co. Sollte man also stets auf die Zuta­ten­liste schauen, auf der die einzelnen Fette seit letztem Jahr immerhin dekla­riert werden müssen. Immer mehr Süßwa­ren­her­steller steigen daher auf soge­nannte „nach­haltig produ­zierte” Palm­fette um, doch auch hier ist aufgrund mangelnder Auflagen und Kontrollen in den Produ­zen­ten­län­dern keine zufrie­den­stel­lende Sicher­heit geboten.

Eine Liste mit palm­öl­freien Köst­lich­keiten finden Sie hier. Wer zum Oster­fest etwas krea­tiver sein möchte, kann natür­lich auch selbst backen oder sich im Süßig­keiten-Selbst-Herstellen probieren. Unzäh­lige Blogs, YouTube-Tuto­rials oder Bücher helfen hier bei den ersten Schritten. Die Entschei­dung, welche Fett­va­ri­ante — ob vegan (z.B. Sonnen­blu­menöl) oder tieri­schen Ursprungs (Butter) — Sie verwenden möchten, liegt dann in Ihrer Hand.

Neben den zuck­rigen Lecke­reien ist Ostern natür­lich auch das Eier­fest, zumin­dest das der Deut­schen. Rund 240 Millionen zusätz­liche Eier vertilgen wir um die Feier­tage herum mehr als im rest­li­chen Jahr. Dass wir neben der Zutat Palmöl auch auf die Verwen­dung von Eiern acht­geben sollten, steht wohl außer Frage. Wenn schon Eier, dann doch bitte Bio. Dass Ostern auch ganz ohne tieri­sche Produkte funk­tio­niert ist heute auch kein Myste­rium mehr.

BOS Deutsch­land wünscht allen Orang-Utan-Freunden sonnige, fröh­liche und natür­lich auch köst­liche Ostern.

„Korrup­tion tötet Menschen und Orang-Utans” — BOS im Gespräch mit indo­ne­si­schem Schrift­steller Goenawan Mohamad

„Korrup­tion tötet Menschen und Orang-Utans” — BOS im Gespräch mit indo­ne­si­schem Schrift­steller Goenawan Mohamad

BOS hatte bei der Buch­messe Leipzig 2015 die Gele­gen­heit mit dem Schrif­steller Goenawan Soesaatyo Mohamad zu spre­chen. Der Lyriker, Jour­na­list und Essayist ist Gründer der Zeit­schrift „Tempo”, einer der einfluss­reichsten und bekann­testen Zeit­schriften Indo­ne­siens. BOS-Mitar­bei­terin Barbara Bichler hat ihn zur Lite­ratur, aber auch zu Natur­schutz­themen befragt.

Im Oktober wird Indo­ne­sien als Gast­land auf der Frank­furter Buch­messe große Aufmerksam zuteil­werden. Welche Erwar­tungen haben Sie für Ihr Land gene­rell und für Indo­ne­siens Lite­ratur im Speziellen?

Goenawan Soesaatyo (GM): In Deutsch­land weiß man wenig über die Lite­ratur Indo­ne­siens. Norma­ler­weise wissen die Leute mehr über Orang-Utans als über indo­ne­si­sche Lyrik. Es ist ein harter Job, Indo­ne­siens Lite­ratur ein wenig bekannter zu machen (lacht), aber es wäre schön! Unse­ret­willen und für die Euro­päer: Für Europa, da es für uns oft sehr selbst­be­zogen wirkt und die Euro­päer große Angst vor dem Fremden zu haben scheinen, wie man beim Thema Immi­gra­tion oder der Angst vor dem Islam sehen kann. Die Euro­päer neigen dazu, sich abzuschotten.

 

Etwas mehr über die Welt zu wissen, kann da nütz­lich sein. Das hoffe ich. Für uns, da wir der Welt zeigen müssen, dass wir nicht Orang-Utan-Killer, Regen­wald­ver­nichter und Tsuna­mi­opfer sind. Wir müssen ein diffe­ren­zier­teres Bild vermit­teln. Und deshalb ist es wichtig, die Lite­ratur als wich­tigen Teil des Gesamt­bildes von Indo­ne­sien vorzustellen.

Was sind die derzeit drän­gendsten und größten Themen in Indo­ne­sien? GM: Korrup­tion. Für mich beginnt alles mit der Korrup­tion. Sie tötet Menschen und sie tötet Orang-Utans.

Ist die kata­stro­phale Regen­wald­ab­hol­zung ein Thema im alltäg­li­chen Leben der Menschen?GM: Ja, die Leute sind zutiefst besorgt wegen der Abhol­zung, der drohenden Ressour­cen­knapp­heit, der bedrohten Biodi­ver­sität. Wiederum ist das zugrun­de­lie­gende Problem Korrup­tion und Miss­ma­nage­ment – die Regen­wälder zu schützen ist auch ein Verwal­tungs­pro­blem, ein büro­kra­ti­sches Problem.

Aber in den letzten Jahren gibt es wach­sende Initia­tiven, vor allem von Privat­per­sonen: Umwelt­schutz­gruppen und Akti­visten, allen voran junge Leute. Das ist sehr gut. Anstatt sich darüber zu beschweren, sollten wir alle helfen wo wir können – im Rahmen der ökono­mi­schen Möglich­keiten. Deshalb ist es gut, wenn in Europa auch aner­kannt wird, dass Natur­schutz eine ökono­mi­sche Frage ist: Wie kann man wirt­schaft­lich wachsen ohne die Natur zu zerstören? Solange wir uns nur gegen­seitig für die Miss­stände anklagen, wird sich nichts ändern. Wir sollten damit anfangen, das Gefühl der Bedro­hung gemeinsam zu empfingen, wir sollten gemeinsam die Last tragen.

Welche Rolle spielt Lite­ratur im tägli­chen Leben in Indonesien?
GM: Gene­rell wird Lyrik höher geschätzt als belle­tris­ti­sche Lite­ratur; es gibt eine reiche Lyrik­tra­di­tion. Die großen Tages­zei­tungen haben wöchent­liche Beilagen zu Lyrik – das gibt es hier in Europa so nicht. Aller­dings wird dadurch Lite­ra­ri­sches in Indo­ne­sien auch zu etwas Selbst­ver­ständ­li­chem, das man nicht als hohes Gut ansieht, für das man sich in der zeit­ge­nös­si­schen Kultur stark machen muss. Das sollte anders werden.

Und zum Abschluss würden wir gern von Ihnen wissen: Haben Sie ein Lieblingstier?
GM: Vögel. Ich mag alle Vogel­arten. Sie bergen so viele Über­ra­schungen. Ihre Farben, ihre Klänge, ihre Flüch­tig­keit, die Bewe­gung von Federn … — das ist sehr poetisch.

Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit!

 

BOS 2014 – Einige Streiflichter

BOS 2014 – Einige Streiflichter

Für die BOS Foun­da­tion war 2014 ein gemischtes Jahr. Trau­rige Ereig­nisse kontras­tierten mit hoff­nungs­vollen Aussichten. Rück­blicke auf vergan­gene Jahre zeigten, dass man insge­samt auf dem rich­tigen Weg ist. BOS Deutsch­land rührte weiterhin die Werbe­trommel für Regen­wald und Orang-Utans und leis­tete konkrete Unter­stüt­zung für unsere indo­ne­si­schen Partner. Wir möchten uns an dieser Stelle auch wieder sehr herz­lich bei allen Spender_innen und ehren­amt­li­chen Helfer_innen bedanken.

Kali­mantan

Das im Februar 2012 so erfolg­reich begon­nene Auswil­de­rungs­pro­gramm der BOS Foun­da­tion konnte auch 2014 fort­ge­setzt werden. 42 Oran­gutans – 31 aus Nyaru Menteng, 10 aus Samboja Lestari – wurde die Frei­heit gegeben. Damit hat BOS nunmehr insge­samt 165 reha­bi­li­tierte „Wald­men­schen“ in den Gebieten Kehje Sewen und Butik Batikap ausgewildert.

Der Kreis­lauf des Lebens Die BOS Foun­da­tion betrat mit der Verwirk­li­chung ihres Programms Neuland. Zum ersten Mal wurden Auswil­de­rungen von Orang-Utans auf Borneo derart umfas­send und sorg­fältig vorbe­reitet, durch­ge­führt und nach­be­ob­achtet. Doch leider werden auch immer wieder Verluste verzeichnet. Für die reha­bi­li­tierten Orang-Utan-Waisen ist ihre Auswil­de­rung einer­seits zwar der lang ersehnte Start in ein artge­rechtes Leben, ande­rer­seits aber auch eine ziem­liche Bewäh­rungs­probe, deren Ergebnis nie mit letzter Sicher­heit vorher­ge­sagt werden kann. Das bedeutet dann leider auch, dass wir mit dem Tod konfron­tiert werden.

2014 traf es die BOS Foun­da­tion beson­ders hart. Insge­samt elf ausge­wil­derte Orang-Utans kamen letztes Jahr ums Leben. Die Todes­ur­sa­chen waren entweder unklar oder natür­li­cher Art. Aller­dings wurden zwei Tiere von Unbe­kannten erschossen! Letz­teres ruft einem dras­tisch in Erin­ne­rung, wie sehr Orang-Utans auf ganz Borneo bedroht sind, nicht nur als Art, sondern genauso auch als Indi­vi­duen. Insge­samt liegt die Todes­rate bei den seit Anfang 2012 ausge­wil­derten Orang-Utans knapp unter acht Prozent, über­steigt also einschließ­lich der getö­teten Orang-Utans nicht die jähr­liche Todes­rate unter voll­ständig natür­lich Bedin­gungen. Frühere Auswil­de­rungs­be­mü­hungen auch anderer Orga­ni­sa­tionen wiesen dagegen eine Ster­be­rate von 20 bis sogar 80 Prozent  aus.

Ganz jenseits solcher Berech­nungen ist der Tod eines Menschen­affen, gerade auch wenn er mit so viel Mühe und Liebe auf die Frei­heit vorbe­reitet wurde, natür­lich stets ein tragi­scher Verlust.

Im Januar des zurück­lie­genden Jahres feierte aber auch der kleine Astro seinen ersten Geburtstag. Astro, Sohn seiner 2012 ausge­wil­derten Mutter Astrid, ist sozu­sagen das erste echte Dschun­gel­baby von BOS. Trotz seiner trau­rigen Wech­sel­fälle geht das Leben weiter…

Neues Auswil­de­rungs­ge­biet gesi­chertDamit der Lebens­raum im Auswil­de­rungs­ge­biet Bukit Batikap für die Orang-Utans auch weiterhin ausreicht, musste ein neues Regen­wald­ge­biet gefunden werden. her. Es liegt östlich von Bukit Batikap und heißt nach dem ehema­ligen Konzes­si­ons­in­haber noch (Ex)-Tunggal Pamenang. Im März 2014 konnte die BOS Foun­da­tion diesen Lebens­raum für 256 Orang-Utans sichern.

Fünf Jahre RHOI (Indo­nesia Oran­gutan Habitat Restoration)2009 wurde PT RHOI (Indo­nesia Oran­gutan Habitat Restoration/Renaturierung von Orang-Utan-Habitat) von der BOS Foun­da­tion als Firma gegründet. Dies war nach indo­ne­si­schem Recht notwendig um Natur­schutz­kon­zes­sionen zu erwerben, mit denen die BOS Foun­da­tion berech­tigt ist, ein bestimmtes Wald­ge­biet für Auswil­de­rungs­zwecke zu verwalten. PT RHOI ist die erste „Natur­schutz­firma“ dieser Art in Indonesien.

BOS in Deutschland 

Am 28. März wurde die Wander­aus­stel­lung „Letzte Hoff­nung für die Orang-Utans“ in der Darwin-Box des Rosto­cker Zoos eröffnet. Die Ausstel­lung zeigt in Bildern die Arbeit in den Orang-Utan-Rettungs­sta­tionen und macht gleich­zeitig auf die Bedro­hung der Orang-Utans durch die Palm­öl­pro­duk­tion aufmerksam. Von August bis Januar 2015 war die Ausstel­lung dann im Leip­ziger Max-Planck-Institut für evolu­tio­näre Anthro­po­logie zu sehen.

Im April 2014 forderte BOS Deutsch­land zusammen mit Robin Wood, Watch Indo­nesia und Orang-Utans in Not und weiteren Orga­ni­sa­tionen in einer gemein­samen Pres­se­mit­tei­lung grund­le­gende Ände­rungen der Wirt­schafts­praxis bezüg­lich Palmöls. Dies beson­ders hinsicht­lich der fort­schrei­tenden Zerstö­rung tropi­scher Torf­wälder mit ihren für das Welt­klima so wich­tigen Böden. Anlass war der kurz zuvor veröf­fent­lichte Sach­stands­be­richt des Weltklimarats.

Mit Info­ständen machten wir wieder auf die Gefähr­dung der rothaa­rigen Menschen­affen aufmerksam.  Vor allem unsere enga­gierten Regio­nal­gruppen sind in diesem Zusam­men­hang zu nennen. Fast wöchent­lich sind sie bei Veran­stal­tungen vertreten oder klären mit Info­ma­te­rial inter­es­sierte Besucher_innen auf. Gerade bei solchen Gele­gen­heiten zeigt sich immer wieder, wie wichtig unsere ehren­amt­li­chen Helfe­rinnen und Helfer für die Arbeit von BOS sind. Wir möchten uns bei allen für ihren aufop­fe­rungs­vollen Einsatz für die Orang-Utans bedanken.

Ende September 2014 trafen sich Vertreter von BOS-Orga­ni­sa­tionen verschie­dener Länder in Bogor mit der BOS Foun­da­tion, um über eine noch bessere Zusam­men­ar­beit, Finanz­be­darf und verbes­sertes Fund­rai­sing zu beraten. BOS Deutsch­land war natür­lich eben­falls vertreten.

Im Oktober fand BOS Deutsch­lands turnus­mä­ßige Mitglie­der­ver­samm­lung statt, in der der Vorstand entlastet und fast voll­ständig wieder­ge­wählt wurde. Die bishe­rige Beisit­zerin Ulrike Barnett wurde von Cornelia Weiß abgelöst.

Im Dezember rich­tete BOS Deutsch­land schließ­lich eine eindring­liche Peti­tion an den Deut­schen Bundestag, die hoff­nungs­vollen Ansätze der Umwelt­po­litik des neuen indo­ne­si­schen Präsi­denten Joko Widodo auf bila­te­raler, euro­päi­scher und globaler Ebene nach Kräften zu unter­stützen. Die Orang-Utans brau­chen inter­na­tio­nale Unterstützung!

Lesen Sie mehr in unserem demnächst erschei­nenden Jahres­be­richt für 2014.

Quelle: BOS Deutschland