Zehn Orang-Utans machen sich auf den Weg nach Bukit Baka Bukit Raya

Zehn Orang-Utans machen sich auf den Weg nach Bukit Baka Bukit Raya

Seit Februar 2012 konnten 167 Orang-Utans der regio­nalen Unterart Pongo pygmaeus wurmbii im Schutz­wald von Bukit Batikap erfolg­reich ausge­wil­dert werden. Daran schließt sich jetzt die Auswil­de­rung weiterer zehn Tiere aus Nyaru Menteng an. Diesmal kommen die Tiere in ein neues Auswil­de­rungs­ge­biet, den Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya im Distrikt Katingan, Zentral­ka­li­mantan. Hier stellen wir die Kandi­daten kurz vor.

1. KAMELOH

Kameloh wurde von der Natur­schutz­be­hörde aus Privat­hal­tung konfis­ziert. Er war, anders als oft in solchen Fällen, in guter Verfas­sung, als er im Januar 2007 in Nyaru Menteng Aufnahme fand. Der Zwei­jäh­rige wog acht Kilo und zeigte noch natür­li­ches Verhalten.

Im November 2014 wurde er ach Kaja Island umge­sie­delt, um dort unter natur­nahen Bedin­gungen seine während der Reha­bi­li­ta­tion erwor­benen Über­le­bens­fä­hig­keiten unter Beweis zu stellen. Seine hoch­ge­wach­sene Statur und seine sich entwi­ckelnden Backen­wülste machen ihn leicht iden­ti­fi­zierbar. Kameloh ist ein ziem­lich unab­hän­giger Einzel­gänger und zeigt regel­mäßig, dass er die Nähe von Menschen nicht mag.

Jetzt ist Kameloh elf Jahre alt und wiegt knapp 67 Kilo. So gut, wie er sich entwi­ckelt hat, kann man ihm beste Erfolgs­aus­sichten in seiner neuen Heimat im Bukit Baka Bukit Raya National Park bescheinigen.

2. MIMA

Mima war zur Zeit ihrer Beschlag­nahme aus ille­galer Haltung im Oktober 2003 drei Jahre alt und wog sechs Kilo. Kontakt zu Menschen war ihr sicht­lich unangenehm.

Mima entwi­ckelte sich in der Wald­schule zu einer außer­ge­wöhn­li­chen Orang-Utan-Persön­lich­keit und nahm schließ­lich den letzten Schritt in ihrer Ausbil­dung, als sie im November 2014 auf Kaja Islands umzog. Wie die meisten Orang-Utans zieht es Mima vor, für sich alleine Futter zu sammeln und ihre Umge­bung auf eigene Faust zu erkunden.

Jetzt, mit 15 Jahren und 44 Kilo Gewicht ist sie bereit für ein Leben in der Wildnis.

3. RAMBO

Rambo kam im Juni 2009 im Alter von zwei Jahren mit einem verletzten Arm nach Nyaru Menteng. Nach gut fünf Jahren Wald­schule konnte er schon nach Kaja Island umge­sie­delt werden. Er ist, trotz seines Namens, nicht sonder­lich aggressiv, vertei­digt sich aber entschlossen, wenn er sich bedroht fühlt. Menschen weicht er für gewöhn­lich aus. Auch wenn er nicht als ausge­spro­chen domi­nant einge­schätzt wird, ist er sehr über­le­bens­tüchtig und ein guter Entde­cker seiner Umwelt. Er wird sich jetzt, im Alter von 12 Jahren, im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya gut machen.

4. DARA

Dara erreichte Nyaru Menteng, als sie drei Jahre alt war. Sie wurde im Dezember 2005 aus eine Palm­öl­plan­tage gerettet kam nach einer Quaran­tä­ne­zeit in die Sozia­li­sie­rungs­an­lage von Nyaru Menteng. Ihr Verhalten gegen­über Menschen war ausge­spro­chen aggressiv. Schließ­lich wurde auch sie nach Kaja Island umgesiedelt.

Jetzt ist Dara 14 Jahre alt und zu einem wunder­schönen, unab­hän­gigen Orang-Utan heran­ge­wachsen. Nach 12 Jahren der Reha­bi­li­ta­tion wird die kluge Dara nun endgültig ihre Reise in die Frei­heit antreten.

5. AWA UND EWA

Auch Awa wurde aus ille­galer Privat­hal­tung befreit. 18 Monate war sie alt, als sie im Februar 2000 nach Nyaru Menteng am.

Sobald sie ihr Trai­ning in der Wald­schule beendet hatte, kam sie nach Kaja Island, wo sie sich als sehr aktiv und unab­hängig erwies. Am 13. Februar 2008 bekam sie ein gesundes Baby. Die Kleine wurde Ewa genannt und wuchs schon fast wie ein wilder Orang-Utan auf. Menschen mag sie nicht beson­ders, sondern flüchtet sich bei ihrem Anblick oder wenn sie sich sonst bedroht fühlt, in die fürsorg­li­chen Arme ihre Mutter Awa.

Nach insge­samt 16 Jahren Reha­bi­li­ta­tion in Nyaru Menteng wird Awa zusammen mit ihrer Tochter Ewa endlich in die Frei­heit entlassen.

6. DOREN UND DAICHI

Doren wurde im Februar 2003 aus privater Gefan­gen­schaft befreit. Im Dezember 2012 schließ­lich war Doren soweit, auf Bangamat Island umge­sie­delt zu werden, wo sie sich unter natur­nahen Bedin­gungen auf die endgül­tige Frei­heit vorbe­reiten konnte. Aller­dings gelang es ihr einmal, die Insel zu verlassen und blieb zwei Monate lang verschwunden. 30 Kilo­meter entfernt tauchte sie wieder auf, bei guter Gesund­heit übri­gens, und kam nach Kaja Island.

Im März 2015 bekam Doren ihr erstes Baby – ein Junge, den man Daichi nannte. Doren ist mit ihren 12 Jahren und statt­li­chen 60 Kilo nun bereit, ihrem Sohn Daichi das rich­tige Orang-Utan-Leben in der Wildnis des Natio­nal­parks Bukit Baka Bukit Raya beizubringen.

7. WINDA UND WIHIM

Winda wurde im Januar 2007 einem Plan­ta­gen­ar­beiter wegge­nommen und nach Nyaru Menteng verbracht. Sie litt sehr unter Mangel­er­näh­rung und etli­chen Wunden. Dank der hinge­bungs­vollen Pflege des Teams von Nyaru Menteng erholte sich Winda und begann den langen Prozess ihrer Reha­bi­li­ta­tion. Am 8. Juli 2014 bekam sie ein wunder­schönes Söhn­chen, Wihim genannt. November 2014 gelangten Mutter und Sohn schließ­lich nach Kaja Island, zur letzten Station vor ihrer Auswilderung.

Die nunmehr 14-jährige Winda liebt ihren Sohn ganz offen­sicht­lich, und beide werden bald im Natio­nal­parks Bukit Baka Bukit Raya in Frei­heit leben.

Friede, Freude, Papaya

Friede, Freude, Papaya

An einem wunder­schönen Morgen in Kehje Sewen machte sich unser Team auf den Weg, Lesan und ihr Baby zu beob­achten. Die beiden waren nicht weit von Camp Lesik zu finden. Mutter und Baby ging es offen­sicht­lich prima.

Während sich das Team davon über­zeugte, dass beide gesund sind, hörten sie ein Geräusch in der Nähe. Die ausge­wil­derten Orang-Utans werden mit einem kleinen Sender im Nacken versehen und die Mitar­beiter können anhand eines Peil­ge­räts erkennen, welcher Orang-Utan in der Nähe ein Signal abgibt. Doch auf dem Peil­gerät war kein Signal zu erkennen. Also ging man davon aus, dass es sich um einen Orang-Utan handelt, der schon länger in Frei­heit lebt und dessen Sender­bat­te­rien leer sind.

Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass es Juminten war, ein Orang-Utan-Weib­chen, das 2013 ausge­wil­dert und vor fast genau einem Jahr das letzte Mal gesehen wurde.

Juminten schien sehr an der Papaya inter­es­siert zu sein, die Lesan und ihr Baby aßen. Vorsichtig näherte sie sich den beiden. Lesan ließ das ohne weiteres zu und schien gegen die Anwe­sen­heit Jumin­tens nichts einzu­wenden zu haben. Sie über­ließ ihrer Artge­nossin sogar den Rest der Papaya.

Nachdem Juminten mit der Papaya fertig war, tastete sie sich an Lesan und ihr Baby heran, das sie offenbar faszi­nie­rend fand. Auch dies ließ Mutter Lesan zu. Nach einer Weile zog sich Juminten auch wieder von allein zurück. Lesan indessen begann, für sich und das Baby ein Schlaf­nest zu bauen.

 

 

Diese freund­liche Begeg­nung ohne jegli­chen Streit oder Kampf zeigte uns wieder, dass es den ausge­wil­derten Orang-Utans im Wald von Kehje Sewen sehr gut geht und sie sich wohl fühlen.

Quelle: PRM team from Camp Lesik, Kehje Sewen Forest

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns, ein neues Baby­haus zu bauen, damit wir auch zukünftig trau­ma­ti­sierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Gebor­gen­heit geben können.

 

Fort­schritt in Dreimeterschritten

Fort­schritt in Dreimeterschritten

Alle drei Meter wird ein Baum gepflanzt. Drei mal drei Meter – neun Quadrat­meter – Platz braucht ein Baum im Schnitt, wenn er größer geworden ist. Über 1.100 Bäume pro Hektar. Dafür wurden in den letzten Monaten 50 Hektar kahl­ge­schla­genes Gebiet in Rantau Upak vorbe­reitet. 10 Hektar sind bereits fertig mit mehr als 11.000 Bäumen bepflanzt und können sich zu einem rich­tigen Wald entwickeln.

Dahinter steckt vor allem auch die Arbeit der umlie­genden Dorf­ge­mein­schaften. Sie bereiten den Boden vor, sammeln geeig­nete Samen für die neu errich­tete Baum­schule und ziehen die jungen Setz­linge an. Unter anderem sind das Frucht­bäume wie Rambutan, sehr nütz­lich für Mensch und Tier. 27 Leute aus den Dörfern waren beschäf­tigt, die Setz­linge für die ersten zehn Hektar zu liefern. So wirken sie nicht nur als Natur­schützer, sondern haben auch bezahlte Arbeit.

Die BOS Foun­da­tion und ihre inter­na­tio­nalen Partner arbeiten eng mit den Menschen vor Ort zusammen, um sie für das Projekt zu begeis­tern. Neuer Regen­wald entsteht, auch und gerade im Eigentum der lokalen Gemein­schaften. Das ist ein ganz wesent­li­cher Baustein für die Nach­hal­tig­keit und Zukunfts­träch­tig­keit dieser Pionierarbeit.

Wir danken herz­lich all unseren Unter­stüt­zern, die das möglich gemacht haben!

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns auch dabei, einen atmenden Regen­wald zu schaffen – und so den Orang-Utans eine Chance zum Über­leben zu geben! Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung!

Fünf geret­tete Orang-Utan-Babys in den vergan­genen Wochen

Fünf geret­tete Orang-Utan-Babys in den vergan­genen Wochen

Es bricht uns jedes Mal das Herz, verwaiste Babys in den Rettungs­sta­tionen ankommen zu sehen.

Gerade scheint es kein Ende nehmen zu wollen — allein im Mai und Juni haben wir fünf neue Babys in unseren Rettungs­sta­tionen aufge­nommen. Alle fünf werden in den kommenden Jahren unser Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm durch­laufen, wo sie alles Notwen­dige zum Über­leben in der Wildnis lernen werden. All das, was sie norma­ler­weise von ihrer Mutter gelernt hätten.

Jelapat — Ankunft in Nyaru Menteng im Juni 2016

Jelapat bei seiner Rettung

Auf das Schicksal dieses kleinen Orang-Utan-Männ­chens wurde BOS auf eher unge­wöhn­liche Weise aufmerksam. Ein Mitar­beiter der BOS Foun­da­tion hatte im Internet auf Face­book zufällig ein Bild von einem gefangen gehal­tenen Orang-Utan entdeckt und direkt reagiert. Am 21. Juni konnte sich die BKSDA in Beglei­tung eines Teams der BOS Foun­da­tion auf den Weg zur Rettung des Babys machen.

Sukri — der Mann, der den Kleinen als Haus­tier hielt, habe ihn Mitte Dezember 2015 auf dem Gelände der Gold­mine am Fluss­ufer des Barito einsam und schwach gefunden und mit nach Hause — Süd-Barito, Zentral-Kali­mantan — genommen, um sich um ihn zu kümmern. Die verhee­renden Wald­brände hatten in dieser Gegend Ende 2015 alles zerstört und die gesamte Region damals in dichten Nebel gehüllt.
Seine Mutter muss entweder im Feuer ums Leben gekommen sein oder wurde von Wilde­rern getötet. Die BOS-Mitar­beiter haben Sukri zunächst über die Gefahr der Über­tra­gung von Krank­heiten zwischen Menschen und Orang-Utans aufge­klärt und ihn auf das indo­ne­si­sche Gesetz über gefähr­dete Arten hinge­wiesen. Anschlie­ßend war Sukri bereit, Jelapat frei­willig zu übergeben.

Bei seiner medi­zi­ni­schen Erst­un­ter­su­chung stellte man fest, dass er unge­fähr andert­halb Jahre alt sein muss. Nach seiner Ankunft in Nyaru Menteng wurde er in der Quaran­tä­ne­sta­tion aufgenommen.

Bumi — Ankunft in Nyaru Menteng im Juni 2016

Bumi

Bumi kam am 18. Juni in sehr schlechtem Zustand nach Nyaru Menteng. Der Kleine war stark unter­kühlt und schwach. Sofort wurde er in eine dicke Decke gewi­ckelt und mit Milch gefüt­tert. Er wurde Bumi genannt, was im Indo­ne­si­schen „Erde“ bedeutet.

Das Rettungs­team ging zunächst davon aus, Bumi sei etwa zwei Monate alt. Tatsäch­lich stellten sie nach näherer Unter­su­chung fest, dass sein Bauch­nabel noch nicht ganz verheilt ist, was darauf schließen lässt, dass Bumi noch nicht mal zwei Wochen alt sein muss! BOS-Chef­tier­arzt Agus Fahori verord­nete ihm Anti­bio­tika, um die Wunde besser verheilen zu lassen und eine Infek­tion zu verhin­dern. Bumi war so unglaub­lich schwach, dass er nicht mal seine Augen­lider heben konnte. Vermut­lich wurde er kurz nach der Geburt mit Gewalt von seiner Mutter getrennt.

Anggoro — Ankunft Samboja Lestari im Juni 2016

Anggoro

Das Orang-Utan-Männ­chen wurde am 15. Juni in einem Dorf konfis­ziert und nach Samboja Lestari gebracht. Es scheint in guter Allge­mein­ver­fas­sung zu sein. Sein Alter wird auf ein oder zwei Jahre geschätzt. Der Kleine hat noch keinen Namen.

Mema — Ankunft in Nyaru Menteng im Juni 2016

Mema

Mema wurde auf einem abge­brannten Torf­moor­feld gefunden und zum Bürger­meister des Dorfes Bereng Rambang in Zentral-Kali­mantan gebracht. Dieser infor­mierte glück­li­cher­weise das BOS-Team in Nyaru Menteng.

Nach einer vier­stün­digen Fahrt erreichte das Team am 1. Juni das Haus des Bürger­meis­ters und sah, wie das kleine Baby auf dem Rücken in einer Box lag und stöhnte. Ein trau­riger Anblick. Der Tier­arzt Maryos Tandang nahm das Baby ganz vorsichtig aus der Box und unter­suchte es sorgsam. Es befand sich in einer schreck­li­chen Verfas­sung. Das kleine Baby war sehr schwach und wog nur 2,3 Kilo­gramm.
Die erste Unter­su­chung offen­barte eine Wunde am Arm, sowie Beulen am Körper, die vermut­lich durch Luft­ge­wehr­ku­geln verur­sacht worden waren.
Diese Wunden sind leider ein eindeu­tiges Zeichen dafür, dass ihre Mutter mit großer Wahr­schein­lich­keit im Wald durch Schüsse getötet wurde.

Das Orang-Utan-Mädchen erhielt den Namen Mema und wird nun intensiv beob­achtet und gepflegt. Sie wird die nächsten zwei Monate in Quaran­täne verbringen, sich hoffent­lich bald erholen und sich an ihr neues Umfeld in der Rettungs­sta­tion gewöhnen.

Serge — Ankunft in Samboja Lestari im Mai 2016

Serge

Serge wurde am 20. Mai vom BOS-Team und die BKSDA aus ille­galer Haltung in einem Dorf in Ost-Kali­mantan gerettet. Während der Beschlag­nah­mung zeigte das Männ­chen keinerlei Angst vor Menschen. Dieses Verhalten zeigt, dass er schon einige Zeit in Gefan­gen­schaft lebte.
Das Ärzte­team und eine Baby­sit­terin nahmen ihn an sich und führten eine erste Unter­su­chung durch. Es wurden keinerlei Verlet­zungen oder Krank­heiten fest­ge­stellt. Glück­li­cher­weise war der kleine Orang-Utan gesund und sehr aktiv. Die Früchte, die man ihm anbot, nahm er alle ohne zu zögern an.
Wie alle Orang-Utans, die in unseren Stationen aufge­nommen werden, muss auch Serge sich einer umfang­rei­chen Gesund­heits­prü­fung unter­ziehen und einige Zeit in Quaran­täne verbringen.

Dewi und ihr neuge­bo­renes Baby

Dewi und ihr neuge­bo­renes Baby

Es war ein sonniger Nach­mittag und ich fuhr in einem Boot den Joloi River entlang, um mit dem Peil­sender einige unserer 155 ausge­wil­derten Orang-Utans zu orten. Die wunder­schöne Land­schaft und ihre Bewohner allein reichte schon, um mir das Herz höher schlagen zu lassen. Mir begeg­neten ein riesiger Waran, drei Gibbons, Schwärme von Horn­bills und anderen Vögeln. Tech­niker Jagau, der an diesem Tag das Boot fuhr, sich­tete über­dies noch zwei Orang-Utan-Nester, die in einer über dem Fluss hängende Baum­krone schaukelten.

Endlich nahmen wir schließ­lich Funk­si­gnale von Mardi­anto und Compost auf – zwei unserer erst kürz­lich Ausge­wil­derten, die während der letzten Wochen viel Zeit mitein­ander verbracht hatten. Und es kam noch besser: Ein kurzes Stück weiter fluss­auf­wärts empfingen wir ein starkes Signal von Dewi, einer 21jährigen Orang-Utan-Dame, die wir vor einem knappen Jahr auswil­dern konnten.

Was für ein Glücks­fall, dachte ich, denn immerhin schien Dewi seit Monaten verschwunden zu sein. Jagau und ich legten also am Ufer an. Für Jagau war das ein biss­chen unan­ge­nehm, denn er hatte nicht damit gerechnet, das Boot verlassen zu müssen und war ohne Schuhe losge­fahren. Nach kurzer Suche fanden wir Dewi in einem Baum, zufrieden Früchte mamp­fend. Ich war so aufge­regt, diesen äußerst versteckt lebenden Orang-Utan gefunden zu haben und sein Verhalten zu proto­kol­lieren, dass ich das winzige, halb verbor­gene Bündel hinter ihr erst gar nicht bemerkte: Ein Neugeborenes!

Als auch Jagau das Kleine sah, schrien wir regel­recht vor Freude. Dewi starrte uns miss­trau­isch an; sie fragte sich wohl, ob unser Lärm eine Bedro­hung sein könnte. Sie beur­teilte uns schließ­lich als harmlos, drehte sich aber sicher­heits­halber doch um, um ihr Junges vor uns zu verbergen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir das Geschlecht des Babys bestimmen können werden. Sein Gesicht­chen ist noch ganz rosa, wir schätzen das Kleine auf nicht mehr als vier Monate alt.

Wer unser Auswil­de­rungs­pro­gramm schon länger verfolgt, wird sich erin­nern, dass sich Dewi, wie auch zwei weitere Weib­chen der zehnten Auswil­de­rungs­gruppe, mit dem Männ­chen Tarzan paarte, als sie in Frei­heit war. Ob Dewi weiterhin nur mit Tarzan oder auch noch mit anderen Männ­chen Geschlechts­ver­kehr hatte, ist uns nicht bekannt. Wir glauben aber, dass das Junge ein Abkömm­ling von Tarzan ist. Das Neuge­bo­rene wäre somit ein Nach­kömm­ling der in 2012 als erstes Ausge­wil­derten und der zehnten Auswilderungsgruppe.

Am nächsten Tag kehrte ich zu der Stelle zurück. Leider war Dewi diesmal weit weniger tole­rant als bei der ersten Sich­tung. Wieder­holt kam sie von den Bäumen herab und kam drohend auf uns zuge­laufen, zwischen allen Vieren und aufrechtem Gang wech­selnd. Das Baby lag dabei auf ihrem Rücken und sogar aus der Entfer­nung konnten wir sehen, dass es bereits einen festen Griff hatte.

Für kurze Zeit verloren wir den Kontakt, fanden die beiden aber rasch wieder, weil das Kleine jämmer­lich schrie. Was war die Ursache für seinen Unmut? Wir fanden Dewi auf einem Ast sitzend, ihren Rücken am Stamm reibend und abwech­selnd sich selbst krat­zend und ihr Baby am Fell zerrend. Dewi und das Kleine war an ein Amei­sen­nest geraten! Ob verse­hent­lich oder in der Absicht, die Larven und Puppen zu verspeisen, wissen wir nicht. Auf jeden Fall standen Mutter und Kind unter heftiger Attacke der sechs­bei­nigen Dschun­gel­krie­ge­rinnen. Dewi brauchte über eine Stunde um sich und ihr Junges von den Ameisen zu befreien und das Kleine zu beruhigen.

Obwohl – oder viel­leicht auch gerade weil – das Junge sich selbst sehr gut fest­halten konnte, hing es oft in merk­wür­digen Posi­tionen an seiner Mutter. Manchmal krab­belte es über ihr Gesicht und versuchte sich an Dewis Lippen fest­zu­halten, wenn diese aß. Dewi ertrug das mit stoi­scher Geduld und schob ihren Spröss­ling immer wieder mit Schwung zurück auf  ihren Rücken.

 

 

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns, ein neues Baby­haus zu bauen, damit wir auch zukünftig trau­ma­ti­sierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Gebor­gen­heit und Zukunft geben können.

 

Origi­nal­text von: Coral, PRM Team, Batikap Conser­va­tion Forest

Angely genießt ihr Leben im Kehje-Sewen-Wald

Angely genießt ihr Leben im Kehje-Sewen-Wald

Orang-Utan-Weib­chen Angely wurde im September 2015 ausge­wil­dert. Seit sie ein Jahr alt war, lebte sie in Samboja Lestari und konnte nach sechs Jahren Reha­bi­li­ta­tion nach Kehje Sewen in die Frei­heit entlassen werden. Das BOS-Team konnte sie nun wieder aufspüren und beob­achten. Angely hat sich sehr gut in ihrer neuen Heimat einge­lebt und scheint in der Brot­baum­frucht ihre Lieb­lings­speise gefunden zu haben.

Wenn sie am Morgen ihr Schlaf­nest verlässt, geht sie direkt auf Nahrungs­suche. Fündig geworden, verbringt sie mit ihren Mahl­zeiten Stunden auf den Bäumen. Wir brau­chen uns also keine Sorgen zu machen; Angely zeigt uns, dass sie sehr gut für sich selbst sorgen kann.

Nach dem Essen zieht sie sich tiefer in den Wald zurück, wobei sie sich ausge­spro­chen flink und geschickt bewegt. Manchmal muss sich unser Team ziem­lich anstrengen, um ihr folgen zu können. Kurze Sprinte durchs Unter­holz sind nicht selten, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Umso mehr freut es das Team, wenn Angely am Mittag eine Pause einlegt und ein Nicker­chen in den Baum­wip­feln hält.

Ihr Nest für die Nacht beginnt sie in der Regel schon am Nach­mittag gegen halb fünf zu bauen, da in den Tropen die Sonne recht früh unter­geht. Uns hat übri­gens wirk­lich beein­druckt, dass sie ihr Früh­stück für den nächsten Tag vorbe­reitet, indem sie Feigen sammelt und diese in ihrem Nest lagert. Sobald die Sonne aufgeht, labt sie sich an diesem Vorrat, bevor sie das Nest verlässt und in den neuen Tag startet.

 

 

 

Einen ausge­wil­derten Orang-Utan wie Angely so selbst­ver­ständ­lich im Kehje-Sewen-Wald zu sehen, ist herz­er­wär­mend und ermu­ti­gend. Wir hoffen, dass ihr noch viele weitere Orang-Utans in die Frei­heit folgen werden.

 

 

 

 

Quelle: PRM team in Camp Nles Mamse, Kehje Sewen Forest

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Helfen Sie uns, ein neues Baby­haus zu bauen, damit wir auch zukünftig trau­ma­ti­sierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Gebor­gen­heit und Zukunft geben können.