Mitglie­der­ver­samm­lung 2016

Mitglie­der­ver­samm­lung 2016

Berlin, 29 Oktober 2016. Mitglieder von BOS Deutsch­land trafen sich wieder zur alljähr­li­chen Versamm­lung. Der – einstimmig entlas­tete — Vorstand erläu­terte den Kassen­be­richt und berich­tete über die geleis­tete Arbeit von BOS Deutsch­land und unserer indo­ne­si­schen Partner. 

Außerdem stand turnus­mäßig die Wahl des Vorstandes an. Die Versamm­lung bestä­tigte Leon­hard „Löwe“ Graf Roth­kirch im Amt des ersten Vorsit­zenden. Zum zweiten Vorsit­zenden bestimmte sie das bishe­rige lang­jäh­rige Mitglied des beson­deren Mitglie­der­aus­schusses, Bernd Zimmer­mann. Damit sitzen jetzt zwei erfah­rene Juristen im Vorstand von BOS. 

Eben­falls neu in das Amt des Schatz­meis­ters wurde das lang­jäh­rige Mitglied Chris­tian Lich­tenau gewählt. Er hat Forst­wis­sen­schaft studiert und war in seinem früheren Leben im Bank­ge­schäft tätig. Somit bringt er prak­ti­scher­weise Verständnis sowohl für Zahlen als auch für ökolo­gi­sche Zusam­men­hänge mit. Cornelia Weiß, Fach­frau für Film­wirt­schaft, bleibt dem Vorstand als Beisit­zerin erhalten. Als Beisitzer bestä­tigte die Versamm­lung zudem den Biologen und Experten für die südost­asia­ti­sche Säuge­tier­fauna, Dr. Andreas Wilting. 

 

Der bishe­rige Schatz­meister, der Steu­er­prüfer Rolf Fuhr­mann, wech­selt in den beson­deren Ausschuss. Dieses fünf­köp­fige Kontroll­gre­mium vertritt sozu­sagen die Mitglie­der­ver­samm­lung zwischen deren Sitzungen. Im Zuge dieses Wech­sels wurde auch gleich der gesamte Ausschuss neu gewählt bzw. bestätigt. 

15 Jahre BOS Deutsch­land. Boris Thiemig, lange Jahre erster Vorsit­zender und Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land, erzählte, wie sich der Verein aus kleinen Anfängen zu einer respek­ta­blen NGO entwi­ckelte. Die insge­samt erfolg­reiche Vereins­ge­schichte hatte dabei auch recht ausge­prägte Höhen und Tiefen. Löwe Roth­kirch ergänzte dies durch die Schil­de­rung seiner eigenen Erfah­rungen aus nunmehr immerhin sechs Jahren als Vorsitzender. 

Öffent­liche Fach­vor­träge wie letztes Jahr wurden diesmal nicht geboten. Das haben wir uns aber für 2017 vorgenommen.

Die neunte Orang-Utan Auswil­de­rung der BOS Foun­da­tion im Wald von Kehje Sewen

Die neunte Orang-Utan Auswil­de­rung der BOS Foun­da­tion im Wald von Kehje Sewen

Die BOS Foun­da­tion gönnt sich keine Pause. Schon zum zweiten Mal im Oktober wilderte sie erfolg­reich Orang-Utans aus. So kommt sie ihrem Ziel immer näher: Anläss­lich ihres 25. Jubi­läums insge­samt 250 Orang-Utans in die Wildnis geschickt zu haben. In der dritten Okto­ber­woche hat unser Team gemeinsam mit der regio­nalen Natur­schutz­be­hörde BKSDA fünf weitere Orang-Utans im Wald von Kehje Sewen ausgewildert.

Unter den neuen Wilden ist ein ganz beson­derer Fall – Kent, der jetzt seine zweite Chance in der Frei­heit bekommt. Denn Kent wurde bereits am 22. März 2014 erst­mals ausge­wil­dert. Leider musste er zwei Monate später zurück nach Samboja Lestari gebracht werden. Er war in einen Revier­kampf mit einem anderen Männ­chen geraten, was ernste Verlet­zungen zur Folge hatte. Seitdem sind zwei Jahren vergangen, in denen er sich erholen konnte und natür­lich weiterhin am Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm teil­ge­nommen hat. Jetzt wurde er zusammen mit Rafli, Jamur, J‑Lo und Saprol im Wald von Kehje Sewen ausgewildert.

Die BOS Foun­da­tion bereitet alle Auswil­de­rungen sorg­fältig vor. Die Technik muss gecheckt, die Ausrüs­tung über­prüft, die Arzt­ta­schen für alle Even­tua­li­täten befüllt und Nahrung und Flüs­sig­keit für Mensch und Tier verpackt werden. Penibel arbeiten die BOS-Mitar­beiter alle Sicher­heits-Check­listen ab, damit am Ende eine erfolg­reiche und sichere Auswil­de­rung statt­finden kann. Die Orang-Utans werden von unserem Vete­rinär-Team sediert und in die Trans­port­kä­fige gesetzt. Diese Trans­port­be­hälter werden anschlie­ßend gut gesi­chert auf die Autos verladen. Dann bricht der Konvoi zu seiner aufre­genden Reise ins Auswil­de­rungs­ge­biet auf.

Feier­li­cher Abschied

Vor dem Büro des Gouver­neurs von Ost-Kali­mantan wurde auch diesmal eine offi­zi­elle feier­liche Zere­monie abge­halten, um den neuen Wilden und unserem Team eine gute Reise zu wünschen. Viele wich­tige Gäste waren bei der Veran­stal­tung dabei, darunter der Geschäfts­führer der BOS Foun­da­tion, Dr. Jamartin Sihite, sowie der Gouver­neur der Provinz, Prof. H. Awang Faroek Ishak. Auch Vertreter der Natur­schutz­be­hörde BKSDA, des Umwelt­mi­nis­te­riums und weiterer Insti­tu­tionen waren anwesend.

Über alle Hinder­nisse hinweg

Die Fahrt vom Büro des Gouver­neurs bis nach Muara Wahau, der Haupt­stadt der Provinz Ost-Kutai, sollte 12 Stunden dauern.

Doch diesmal machte das Wetter leider nicht mit. Während der gesamten Fahrt ließ der Regen nicht nach – eine zusätz­liche Heraus­for­de­rung für das Team.

Auf der letzten Etappe der Reise durch­querte der Konvoi ein ehema­liges Holz­kon­zes­si­ons­ge­biet, in dem der Weg sehr schlammig und extrem rutschig war. Das Team musste die stecken­ge­blie­benen Autos durch Ziehen und Drücken aus dem Schlamm befreien, um auch die letzte mit dem Auto mögliche Wegstrecke bewäl­tigen zu können. Hier, am Ende der Straße, begeg­nete die Reise­gruppe den Dayaks, die einen tradi­tio­nellen, spiri­tu­ellen Tanz vorführten, um den Auswil­de­rungen ihren Segen zu geben.

Doch bald tauchten neue Hinder­nisse auf. Das Team musste einen nassen und rutschigen Steil­hang hinab­klet­tern, um an das Ufer des Flusses Telen zu kommen. Dann folgte die Über­que­rung des über­flu­teten Flusses. Am anderen Ufer stand schon der Truck aus dem Nles Mamse Camp bereit, der die Käfige in Rich­tung der Auswil­de­rungs­punkte beför­dern sollte.

Das letzte Stück der Reise wurde am späten Nach­mittag zurück­ge­legt. Gegen 17 Uhr gingen endlich die Klappen auf und die Orang-Utans durften endlich zurück in die Freiheit.

Saprol

Aufgrund der einset­zenden Dämme­rung und des anhal­tenden Regens, beschloss das Team, in der Nähe des Auswil­de­rungs­ortes ein provi­so­ri­sches Camp zu errichten. Das ermög­lichte es dem Team, früh mit der Nest-zu-Nest Über­wa­chung der neuen Wilden zu beginnen.

Mit der neunten Auswil­de­rung aus Samboja Lestari steigt die Anzahl der Orang-Utans, die wir seit 2012 in Ost-Kali­mantan ausge­wil­dert haben, auf 49 Orang-Utans. In Zentral-Kali­mantan beträgt die Anzahl mitt­ler­weile 185 Tiere.

Wir möchten uns bei all unseren tollen Part­nern und Unter­stüt­zern bedanken, die durch ihr jahre­langes Enga­ge­ment auch diese Auswil­de­rung möglich gemacht haben.

 

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Noch so viele Orang-Utans warten auf den Tag ihrer Auswil­de­rung. Schenken Sie Frei­heit! Helfen Sie uns dabei, diese wunder­baren Tiere auf die Reise zu schicken.

Orang-Utan imitiert spontan mensch­liche Laute

Orang-Utan imitiert spontan mensch­liche Laute

Neben der non-verbalen Kommu­ni­ka­tion, die mindes­tens fünfzig Prozent der Kommu­ni­ka­tion zwischen Indi­vi­duen einnimmt, hat die verbale Kommu­ni­ka­tion einen erheb­li­chen Anteil am gegen­sei­tigen Verständnis.

Verbale Kommu­ni­ka­tion besteht aus stimm­haften und stimm­losen Lauten. Bei ersteren werden die Laute mithilfe der Stimm­lippen produ­ziert, z. B. /a/ oder /u/. Stimm­lose Laute werden unab­hängig der Stimm­lippen gebildet. Sie werden viel­mehr durch Bewe­gungen der Zunge, der Lippen und des Kiefers beein­flusst (Lameira, Maddieson, & Zuber­bühler, 2014).

Schon seit Längerem ist sich die Forschung des Laut­re­per­toires der Primaten bewusst. Sowohl stimm­hafte, als auch stimm­lose Laute kommen in der Kommu­ni­ka­tion der Menschen­affen vor. Über­durch­schnitt­lich ist jedoch ihre Fähig­keit und Reich­hal­tig­keit stimm­lose Laute zu bilden. Klicken, Schnalzen, Kuss­ge­räu­sche und Knacken gehören somit zur alltäg­li­chen Kommu­ni­ka­tion in den Prima­ten­po­pu­la­tionen. Durch Studien des engli­schen Forschers Serge Wich (Wich et al., 2009) konnte soziales Lernen inner­halb der Kommu­ni­ka­tion der Orang-Utans nach­ge­wiesen werden. Es konnten beim Nestbau der Sumatra-Orang-Utans andere Laute beob­achtet werden, als bei den Popu­la­tionen der Borneo-Orang-Utans. Andere Popu­la­tionen auf beiden Inseln waren hingegen still bei der Errich­tung neuer Nester. Wiederum unter­scheiden sich einige Laute frei­le­bender Orang-Utans von Artge­nossen in der Gefan­gen­schaft. Dies liefert klare Evidenzen für die These, dass Orang-Utans und andere Primaten (vor allem Schim­pansen) in der Lage sind, durch soziales Lernen ihre vokalen Fähig­keiten zu modi­fi­zieren und fast schon zu revolutionieren.

Alle Studien zu diesem Thema waren bisher geprägt durch inten­sives mensch­li­ches Trai­ning. Umso erstaun­li­cher ist die erste nach­ge­wie­sene Imita­tion mensch­li­cher Laute ohne dieses Trai­ning. Sie geschah aus dem Nichts – spontan. Das Orang-Utan-Weib­chen Bonnie lebt seit 1983 in einem Zoo in Washington D.C.. Nachdem bisher unbe­kannte Laute in ihrem Rufver­halten beob­achtet worden sind und auch das Orang-Utan-Weib­chen Indah ähnliche atypi­sche Laute von sich gab, begannen die Wissen­schaftler um Serge Wich den Fall Bonnie zu unter­su­chen. Leider war bei Indah keine empi­ri­sche Unter­su­chung mehr möglich, da sie bereits verstorben war und in einem anderen Zoo unter­bracht war. Indah war neben Bonnie die zweite belegte Orang-Utan-Dame, die Laute des Menschen spontan imitieren konnte. Bonnie wurde in den 2000er-Jahren mehreren Tests unter­zogen. Zuerst wurde ihre Laut­se­quenz aufge­nommen und digi­ta­li­siert, um ein auswert­bares Spek­tro­gramm zu erhalten. Es handelte sich dabei um eine Art Pfeifen. Daraufhin wurde die Sequenz bezüg­lich der nied­rigsten, höchsten und maxi­malen Frequenz über­prüft und die Dauer des jewei­ligen Pfei­fens analy­siert. In der Folge fanden zehn Tests statt, in denen es unter­schied­lichste Formen mensch­li­cher Inter­ven­tion gab, z. B. gab es die Auffor­de­rung „Bonnie can you make a whistle?“ oder eine mensch­liche Pfeif-Sequenz wurde einge­spielt. Die Ergeb­nisse zeigen, dass sich Bonnie durchaus von der mensch­li­chen Sequenz beein­flussen ließ. Waren die mensch­li­chen Pfiffe länger, waren auch ihre Pfiffe im Anschluss signi­fi­kant länger. Auch produ­zierte sie eher zwei­fache Pfiffe, wenn in der mensch­li­chen Spur zwei­fache Pfiffe vorkamen.

Zwar lässt sich durch diese Studie von Wich und Kollegen eine Beein­flus­sung durch den Menschen auf die Sequenz des Orang-Utans empi­risch belegen, jedoch nicht, dass er für das Lernen der Laute bei Bonnie verant­wort­lich war. Sie sind also in der Lage auf mensch­liche Laute zu reagieren und ihre Dauer sowie die Anzahl der Pfiffe zu kopieren. Aber dieses Kopieren kann nicht geschehen, so lange ein Orang-Utan nicht die Fähig­keit erlernt hat, mensch­liche Laute zu produ­zieren. Seit 1983 wurde dies nie mit Bonnie trai­niert. Es handelt sich also um eine Form des indi­vi­du­ellen Lernens. Auch findet die Produk­tion dieser Laute nicht nur im kommu­ni­ka­tiven Prozess mit Menschen statt. Bonnie zeigte nämlich auch mensch­liche Laute, wenn sie nur für sich war. Eine Inter­ak­tion ist dafür nicht notwendig gewesen. Auch beim Orang-Utan-Männ­chen Rocky konnten 2012 nach der Auswer­tung von 12.000 Stunden Video­ma­te­rial mensch­liche Laute nach­ge­wiesen werden (Lameira et al., 2016).

Das erste Mal in Deutsch­land wurden derar­tige Laute beim Orang-Utan-Weib­chen Tilda 2014 nach­ge­wiesen. Verhal­tens­for­scher um Lameira fanden neben Pfiffen, auch menschen­ähn­liche Vokal­laute und Zungen­klicks (Lameira et al., 2015).

Bisher konnten die mensch­li­chen Laute bei Orang-Utans nur in der Gefan­gen­schaft nach­ge­wiesen werden. Inter­es­sant bleibt es zu erfor­schen, ob diese Laute durch mensch­li­chen Kontakt bedingt sind. Zwar scheint kein Trai­ning notwendig zu sein, könnte doch aber der tägliche Umgang mit Menschen das Erlernen dieser Fähig­keit begüns­tigt haben. Inwie­weit der Effekt des sozialen Lernens genau eine Rolle spielt, kann nur durch eine Vergleichs­studie mit Orang-Utans in freier Wild­bahn bewiesen werden. Die Zukunft wird zeigen, ob derar­tige Studien möglich sind. Doch führen uns die jetzigen Erkennt­nisse vor Augen, dass wir uns noch ähnli­cher sind, als wir dachten.

Jan Mücher

Auch Orang-Utan-Mütter brau­chen Erholung

Auch Orang-Utan-Mütter brau­chen Erholung

Orang-Utans hangeln und klet­tern bekann­ter­maßen den Groß­teil ihrer Zeit durch die Bäume und genießen die Früchte des Waldes. Auch ihre Schlaf­nester bauen sie in den Baum­kronen. Die Sicher­heit der Bäume verlassen sie norma­ler­weise nur, um die Gegend zu erkunden oder Nahrungs­quellen zu nutzen,
die sie nur auf dem Boden finden.

Orang-Utan-Dame Emen begab sich aber noch aus anderen Gründen nach unten.
Emen ist die Mutter vom sieben Jahre alten Orang-Utan-Männ­chen Embong. In diesem Alter beginnen die Kinder, sich bereits langsam von der Mutter zu lösen. Sie verbringen immer mehr Zeit allein, suchen ihr Futter selbst­ständig und erkunden die Umge­bung ohne Mutter. Embong sah das aller­dings anders und bestand darauf, weiterhin zu saugen und auf dem Rücken seiner Mutter getragen zu werden.

Emen und Embong im Baum

Man kann sich vorstellen, dass Emen mit ihrem großem Baby Embong im Schlepptau schnell erschöpft war und Pausen brauchte.

Deshalb ergriff sie bei Gele­gen­heit die Chance und zog sich ohne ihren Spät­ent­wickler an ein Fluss­ufer zurück um ein Schläf­chen zu halten. Unsere Mitar­beiter beob­ach­teten sie dabei, wie sie nach einer Mahl­zeit Embong auf einem Baum zurück­ließ. Embong kommt gene­rell nur ungern auf den Boden und folgte seiner Mutter somit nicht. Emen bewegte sie sich etwas unbe­holfen am Ufer über verschie­dene Felsen und schien keine gemüt­liche Stelle zu finden. Einige Meter weiter bot sich ihr dann doch eine schat­tige Sand­bank und sie konnte sich vom anstren­genden Alltag einer Mutter etwas erholen. Dabei gab sie ein ziem­lich lustiges Bild ab. Als sie die Sand­bank erreichte, ließ sie sich nach ein paar Sekunden Über­le­gungs­zeit fallen, Arme und Beine wie ein Seestern von sich gestreckt. Emen hatte das Schläf­chen offenbar sehr nötig und es sich auch redlich verdient.

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Noch so viele Orang-Utans warten auf den Tag ihrer Auswil­de­rung. Schenken Sie Frei­heit! Helfen Sie uns dabei, diese wunder­baren Tiere auf die Reise zu schicken.

 

Über­ra­schungen lauern überall (2)

Über­ra­schungen lauern überall (2)

Erin­nern Sie sich an unseren Bericht über die Erkun­dungs­tour von Rika Safira, der Koor­di­na­torin für Auswil­de­rungen? Ihre Geschichte geht weiter…

Ein Beob­ach­tungs­team aus dem Camp „Nles Mamse“ hat ein unbe­kanntes Orang-Utan-Männ­chen im Süden des Waldes entdeckt. Dieser ist wohl auf unsere ausge­wil­derte Orang-Utan-Dame Leonie getroffen. Die beiden verbringen sogar etwas Zeit mitein­ander. Die Anwe­sen­heit des jeweils anderen scheint sie nicht zu stören. Auch wenn auf dem ersten Blick kein Konflikt entsteht, werden wir die beiden dennoch im Auge behalten. Da wir das wilde Männ­chen nicht kennen, können wir es nicht einschätzen und eine mögliche Gefahr für Leonie nicht ausschließen.

Ursprüng­lich wollten wir aller­dings nur poten­ti­elle Auswil­de­rungs­stellen suchen und bewerten, wobei eine Straße Rich­tung Pelang­siram viel­ver­spre­chend zu sein schien und wir ihren Zustand prüfen wollten. Das kleine Dorf Pelang­siram liegt an den Ausläu­fern des Kehje-Sewen-Waldes. Bevor wir Pelang­siram aller­dings erreichten, stellten wir fest, dass wir zu erschöpft waren, um weiter zu gehen.

 

Die acht Kilo­meter lange Strecke vom Camp zum Dorf war zu heraus­for­dernd für uns und so verbrachten wir die Nacht in der Nähe einer Fluss­mün­dung. Geräu­sche des Nashorn­vo­gels umgaben uns. In Indo­ne­sien nennen wir diesen Vogel „kang­ka­reng“. Er flog frei um uns herum. Ein wunder­barer Anblick.

Am nächsten Tag begut­ach­teten wir verschie­dene mögliche Auswil­de­rungs­stellen und wollten danach nach gleich Muara Wahau zurück­kehren. Aller­dings verzö­gerte sich unsere Abreise noch den ganzen Tag — Regen und ein umge­stürzter Baum hatten den Fahrer lange aufge­halten. Nach einer Nacht im Hotel ging es am nächsten Tag weiter nach Balikpapan.

Für Chris­tian, unser neuestes Mitglied im Team, war diese Wald­erfah­rung natür­lich wert­voll und span­nend, auch wenn er völlig erschöpft war. Auch mich hatte die anstren­gende Reise ziem­lich mitge­nommen, obwohl sie nur sehr kurz war. Im Regen­wald ist man nie sicher vor Über­ra­schungen, die die eigenen Planungen über den Haufen werfen.  Das macht es so aufre­gend für mich und das nächste Aben­teuer lässt sicher nicht lange auf sich warten!

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habi­tate! Noch so viele Orang-Utans warten auf den Tag ihrer Auswil­de­rung. Schenken Sie Frei­heit! Helfen Sie uns dabei, diese wunder­baren Tiere auf die Reise zu schicken.

Kehje Sewen begrüßt vier neue Bewohner und einen alten Bekannten

Kehje Sewen begrüßt vier neue Bewohner und einen alten Bekannten

Die Anzahl der rothaa­rigen Bewohner von Kehje Sewen steigt unauf­hör­lich. In diesen Tagen werden vier weitere Orang-Utans dorthin ausge­wil­dert und ein ehema­liger Bewohner in sein Zuhause zurück gebracht.
Am Ende dieses Jahres sollen insge­samt 250 Orang-Utans ausge­wil­dert worden sein. 

Die fünf Auswil­de­rungs­kan­di­daten werden mit dem Auto von Samboja Lestari nach Muara Wahau trans­por­tiert. Diese Tour dauert unge­fähr 12 Stunden. Von Muara Wahau geht es für fünf Stunden weiter bis zu einer Stelle in der Nähe des Flusses Telen, wo die Trans­port­kä­fige auf Boote geladen werden. Haben sie glück­lich das andere Ufer erreicht, werden sie wieder auf Autos geladen. Nun beginnt die letzte Etappe der Reise, an deren Ende sich die Orang-Utans im Wald wiederfinden. 

Nach dieser Auswil­de­rung leben dann 49 Orang-Utans im 86.000 Hektar großen Wald von Kehje Sewen. Die BOS Foun­da­tion erwarb 2010 vom Staat die Lizenz für dieses Gebiet, mit der Ziel­set­zung, es als funk­tio­nie­rendes Ökosystem zu erhalten und Auswil­de­rungen möglich zu machen. 

Gouver­neur der Provinz Ost-Kali­mantan, Prof. H. Awang Faroek Ishak:

Die Auswil­de­rung von Orang-Utans bedeutet, die Biodi­ver­sität unseres Regen­waldes zu erhalten. Nur wenn es dem Wald gut geht, können wir den voran­schrei­tenden Klima­wandel eindämmen. Viele Pflanzen des Waldes können sich nur fort­pflanzen wenn es Tiere gibt, die ihre Samen verteilen. Hier kommen beson­ders die Orang-Utans ins Spiel. Ich unter­stütze die Arbeit zum Erhalt dieser Art und freue mich darauf, noch mehr wilde Popu­la­tionen entstehen zu sehen.“ 

Vorsit­zender der Natur­schutz­be­hörde BKSDA, Sunandar Trig­una­jasa N.

Uns allen ist sicher bewusst, dass wir für den Schutz der Arten und des Lebens­raums verant­wort­lich sind. Von dieser Verant­wor­tung ist niemand ausge­schlossen. Deshalb unter­stützen wir die Bemü­hungen der BOS Foun­da­tion so gut wir können und schätzen die Zusam­men­ar­beit mit ihr und anderen Orga­ni­sa­tionen sehr. Um unsere reiche Natur zu schützen, ist harte Arbeit nötig.

Weitere Orang-Utans auszu­wil­dern, wird immer dring­li­cher. Die Einstu­fung des Borneo-Orang-Utans als ‚vom Aussterben bedroht‘ verdeut­licht, dass die wilden Popu­la­tionen im Regen­wald Zuwachs brauchen.“ 

CEO der BOS Foun­da­tion, Dr. Jamartin Sihite:
In diesem Jahr gab es schlechte Nach­richten. Aufgrund der Zerstö­rung des Lebens­raums wurde der Borneo-Orang-Utan als „vom Aussterben bedroht“ klas­si­fi­ziert. Laut Prognosen wird seine wilde Popu­la­tion in den nächsten Jahren stark abnehmen. Dies zwingt uns, sofort neue Auswil­de­rungs­ge­biete zu finden. Doch wir allein schaffen das nicht. Die BOS Foun­da­tion braucht die Unter­stüt­zung von vielen Menschen. Ein gutes Beispiel ist die Zusam­men­ar­beit mit der Natur­schutz­be­hörde BKSDA. Wir brau­chen viele aktive Helfer, die uns tatkräftig unterstützen!“ 

 

2016 feiert BOS Deutsch­land sein 15-jähriges Jubi­läum. Das sind 15 Jahre erfolg­rei­cher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habitate!
Noch so viele Orang-Utans warten auf den Tag ihrer Auswilderung.
Schenken Sie Freiheit! 
Helfen Sie uns dabei, diese wunder­baren Tiere auf die Reise zu schicken.