Cemong ist einer der größten und schwersten Orang-Utans die die BOS Foundation je im Wald vonKehje Sewen ausgewildert hat. Sein Gewicht betrug zum Zeitpunkt der Auswilderung 120 Kilogramm. Seitdem sind zwei Monate vergangen. Cemong hat die meiste Zeit damit verbracht immer tiefer in den Wald vorzudringen.
Unser Beobachtungsteam entdeckte ihn abseits seines Auswilderungspunkts. Er schwang sich Orang-Utan-typisch von Baum zu Baum und versetzte dabei die Äste in Schwingung, bog sie mit all seinem Gewicht, um von einem Baum zum anderen gelangte. Bei einem Baumbewohner dieser Größenordnung versteht man, warum junge Orang-Utans trotz ihrer „vier Hände“ das Klettern erst erlernen müssen. Kein anderes Tier, dessen Lebensraum sich hauptsächlich in Bäumen befindet, muss so sorgfältig darauf achten, dass die Äste tragfähig sind und braucht so viel Geschick und Erfahrung, um in den Baumkronen effizient vorwärts zu kommen.
An dem Tag, an dem unser Team ihn beobachtete, aß er gerade eine große Menge Früchte. Auch Rattan-Sprösse, junge Lianen und Baumtermiten landeten in seinem voluminösen Verdauungsorgan. Immer wenn Früchte auf den Boden fielen, kletterte er hinunter und sammelt sie auf, als ob er nichts verkommen lassen wollte.
Mit vollgeschlagenem Bauch nahm sich Cemong anschließend Zeit und entspannte auf dem Waldboden. Es wirkte als würde er diesen friedlichen Moment genießen und den Geräuschen anderer Affen in der Ferne lauschen.
Nach dieser Ruhepause verschwand er wieder in den Bäumen, und das Team folgte ihm in sicherer Entfernung. Am Nachmittag fand Cemong ein von Termiten bewohntes Holzstück und genoss einen proteinhaltigen Snack. Befriedigt lehnte er sich auf seinem Ast zurück, um nochmals zu entspannen. Als es allmählich dämmerte, blieb Cemong einfach dort sitzen, offensichtlich erschöpft von seiner massigen Gestalt.
In Anbetracht der Entfernung zum Camp und des langen Rückweges entschied sich das Team zurückzukehren, noch bevor Cemong sein Nachtnest bauen würde. Wir sind sehr zufrieden damit, wie wir Cemong vorgefunden haben. Offensichtlich ist er gesund zu sein und passt sich gut an seine Umgebung im Wald von Kehje Sewen an. Bleib gesund und frei, Cemong!
A propos Kehje Sewen:
Diesen Monat jährt sich zum achten Mal die Gründung der Firma PT. RHOI - Restorasi Habitat Orangutan Indonesia. Über Jahre hinweg konnte die BOS Foundation „ihre“ Orang-Utans nicht auswildern, weil schlicht kein geeigneter Wald verfügbar war. Man kann in Indonesien auch keine größeren Waldflächen kaufen; vielmehr vergibt der Staat verschiedene Nutzungslizenzen. Auf dieser Basis wird z.B. auch der Anbau von Ölpalmen betrieben.
Seit einigen Jahren gibt es nun auch die Möglichkeit, eine Art Naturschutzlizenz zu erwerben. Rechtlich gilt diese allerdings als kommerzielle Konzession. Das bedeutet, die BOS Foundation musste eine Firma gründen, um entsprechende Nutzungsrechte – oder besser gesagt Schutzpflichten – zu erwerben. Das erste Gebiet dieser Art war Kehje Sewen – „Orang-Utan“ in der Sprache der Dayaks – mit 860 km² Waldland.
Die Orang-Utans die in den Rettungszentren der BOS Foundation landen, sind bei ihrer Ankunft meist sehr jung und verletzbar. Nach einer Zeit in Quarantäne, die ganz routinemäßig dazugehört, kommen die Kleinen zuerst einmal in den Waldkindergarten, wo sie durch das engagierte Babysitterteam der BOS Foundation betreut und gepflegt werden. Sobald die Orang-Utans dann erste Überlebensfähigkeiten erlernt haben und etwas unabhängiger sind, kommen sie in die Waldschule.
Im April begrüßte die Gruppe eins der Waldschule Nyaru Menteng seine neuesten Mitglieder: Hanin, Timpah, Yutris und Momot.
Bevor die Orang-Utan-Babys aus dem Waldkindergarten in die Waldschule „versetzt“ werden können, müssen unterschiedlichste Dinge in den Blick genommen werden — inklusive des Rats und Inputs des medizinischen Teams sowie der Babysitter. So müssen potenzielle Kandidaten physische und soziale Fähigkeiten vorweisen, wie z.B. sicher klettern können, mit anderen Orang-Utans interagieren und den Willen, neue Dinge erlernen zu wollen. Außerdem sollten sie ein
angemessenes Alter haben und guter Gesundheit sein. Hanin, Timpah, Yutris und Momot erfüllten all diese Kriterien und konnten so in die Waldschule, Gruppe eins, versetzt werden.
Erster Tag in der Waldschule
Am 15. März verließen Hanin, Timpah, Yutris und Momot, in Begleitung von Babysitter Estratuti, Tierarzt Agus Fachroni, Tierärztin Lia Kristina und Sanitäter Yati, die Klinik in Nyaru Menteng.
Ähnlich wie Menschenkinder an ihrem ersten Schultag, fühlten sich auch die Orang-Utan-Kinder erst einmal fehl am Platz, als sie in der Waldschule ankamen. Hanin umarmte die Ärztin Lia fest und wollte sie für mehrere Stunden nicht mehr los lassen. Irgendwann entspannte sich Hanin, löste ihren festen Griff, kletterte langsam herunter und selbstständig einen Baum hinauf.
Momot, Timpah und Yutris lebten sich, warum auch immer, schneller ein als Hanin. Es dauerte nicht lange, bis die drei Früchte essend zusammensaßen, auf Bäume kletterten und mit anderen Orang-Utans in der Gruppe auf Entdeckungstour gingen.
In der Waldschule werden Hanin und ihre Freunde, zusätzlich zu ihren bereits erlernten Fähigkeiten, neue erwerben. Sie werden lernen, auf Nahrungssuche zu gehen, um Borke, Waldfrüchte und Termiten zu finden. Lernen wie sie Beutegreifer identifizieren und ihnen ausweichen können, und sie werden lernen, verschiedene Pflanzen voneinander zu unterscheiden und die für sie genießbaren, zu identifizieren.
Hanin, Timpah, Yutris und Momot stehen gerade erst am Anfang ihrer langen Reise in Richtung Freiheit. Eines Tages werden alle die verschiedenen Level der Waldschule durchlaufen haben und mit einem hoch entwickelten Repertoire an Fähigkeiten die letzte Etappe auf einer der Vorauswilderungsinseln durchleben. Letztes Ziel ist natürlich die endgültige Auswilderung.
Zwei Jahre jung soll Taymur jetzt sein – das genaue Geburtsdatum kennt man nicht. Auch seine bisherige Lebensgeschichte kann man nur vermuten. Wie so viele seiner Art wurde auch der kleine Taymur wahrscheinlich auf einer Ölpalmenplantage als Baby seiner sterbenden oder toten Mutter entrissen.
Orang-Utans, die hungrig auf Plantagen umherirren, werden immer noch allzu oft als „Ungeziefer“ einfach getötet. Umso eher, wenn es Junge führende Weibchen sind. Die Kleinen bringen auf dem illegalen Markt für exotische Haustiere ordentlich Geld.
Taymur als lebendes Spielzeug
So wird auch Taymur seinen langen traurigen Weg in die Gefangenschaft angetreten haben. Enge Käfige, verständnislose Behandlung und ungesunde Nahrung traten an die Stelle von Wald und Mutter. Endstation Kuwait: Dort landet Taymur als lebendes Spielzeug. Als ob die Gefangenschaft nicht schon schlimm genug wäre, verabreicht ihm sein Besitzer auch noch Drogen. Immerhin, die kuweitische Polizei beschlagnahmt den unglückseligen kleinen Affen und steckt ihn in den Zoo, bis die BOS Foundation auf den Plan tritt und den Kleinen zurück nach Indonesien bringen will.
Diplomatische Verhandlungen nötig
Fast ein Jahr vergeht mit komplizierten rechtlichen und diplomatischen Verhandlungen, bis Taymur die Reise zurück in seine Heimat antreten kann. Begleitet von einem Veterinär der BOS Foundation wird er über Amsterdam nach Jakarta geflogen, wo er zur Stunde noch in einer Quarantänestation verbleiben muss. Ziel ist es, ihn langsam für ein Leben in Freiheit zu trainieren und dann auszuwildern, damit er endlich wirklich in seine Heimat, den Regenwald, zurückkehren kann.
Vom Spielzeug zum Botschafter seiner Art
So wurde aus einem hoffnungslosen lebenden Spielzeug ein Botschafter seiner Art. Die Geschichte Taymurs ging durch die Medien. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern, die die Rettung Taymurs erst möglich gemacht haben!
Was für ein aufregender Tag! Bei strahlendem Sonnenschein absolvierte unsere unermüdliche BOS-Regionalgruppe Hannover-Braunschweig am Sonntag, dem 9. April den Hannover-Marathon, um auf die Situation der Orang-Utans auf Borneo aufmerksam zu machen.
Nach 42 Kilometern kamen die Läufer erschöpft, aber glücklich ins Ziel. Unser lebensgroßes Orang-Utan-Maskottchen rannte mit unseren Läufer*innen zumindest auf der Zielgeraden ein paar symbolische Meter mit – Orang-Utans sind schließlich Kletterer und keine Geparden.
Es war ein toller Tag mit vielen schönen Eindrücken. Der BOS-Infostand zog große und kleine Besucher an, die sich über BOS, die Orang-Utans und die Palmöl-Problematik informieren wollten.
T‑Shirts wurden bedruckt und Orang-Utan-Masken ausgemalt. Unser fast echter Orang-Utan sorgte für gute Stimmung am Streckenrand und war DIE Attraktion am Info-Stand. Alle Läufer und Helfer waren sich einig: Es war ein rundum gelungener Tag. Im nächsten Jahr wollen sie wieder mit dabei sein!
Durch die von der Regionalgruppe beworbene Spendenaktion im Internet und die Spendenbox vor Ort kamen bislang über 800,- Euro für die Orang-Utans zusammen. Ein großes Dankeschön an alle Spenderinnen und Spender!
Vielen Dank natürlich auch an die ausdauernden Läufer*innen Julia, Bianca, Katja, Sascha, Dennis und Dirk, die fleißigen Helfer*innen Patricia und Jürgen und last but not least an Jens und Bernd, die den Infostand betreut haben!
Die Besiedlung von Salat Island schreitet voran. Zwölf weitere Orang-Utans aus Nyaru Menteng durften jetzt ihren letzten Ausbildungsschritt auf der Vorauswilderungsinsel antreten. Unter fast natürlichen Bedingungen müssen sie dort in einer sicheren Umgebung und unter Beobachtung unter Beweis stellen, dass sie reif für die echte Auswilderung und ihr künftiges Leben in der Freiheit des Regenwaldes sind.
Die Rehabilitation der geretteten Orang-Utans kann bis zu sieben Jahre dauern. Die Kleinsten starten im Kindergarten und durchlaufen dann in der Waldschule verschiedene Stufen — ähnlich dem Bildungssystem für menschliche Kinder. Die finale Etappe, sozusagen die Walduniversität, findet auf den Vorauswilderungsinseln statt. Diese müssen bewaldet, geschützt und gut zu überwachen sein und eine gewisse Menge an natürlich vorkommender Nahrung bieten. Über Futterplattformen bekommen die Tiere regelmäßig zusätzliche Früchte und Gemüse angeboten, wenn das Nahrungsangebot der Insel nicht ausreicht.
Erst wenn die Orang-Utans diesen letzten Ausbildungsschritt erfolgreich gemeistert und ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben, können sie in die Wildnis ausgewildert werden.
Die eigentliche Aufnahmekapazität der Rettungsstation Nyaru Mentengs beträgt etwa um die 300 Orang-Utans. Aktuell leben dort aber 480 Tiere in der Obhut der BOS Foundation. Etwa 100 von ihnen wären bereit, sich auf der Insel zu beweisen. Die BOS Foundation möchte so vielen Tieren wie möglich in diesem Jahr die Möglichkeit dazu bieten. Und dank der Fertigstellung von Salat Island stehen die Chancen dafür sehr gut.
Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation, erklärt: „Im vergangenen Jahr haben wir unseren zweihundertfünfzigsten Orang-Utan seit 2012 ausgewildert. Es gibt aber immer noch sehr viele Tiere, die auswilderungsbereit sind und auf die Vorauswilderungsinseln ziehen könnten. Doch unsere Anlagen stießen an ihre Kapazitätsgrenzen. Durch Salat Island können wir nun die Orang-Utans, die die Waldschule erfolgreich absolviert haben, dorthin umziehen lassen. Je mehr Orang-Utans wir auf die Vorauswilderungsinseln schicken können, desto schneller kann es anschließend mit den Auswilderungen gehen. Dass wir Salat Island jetzt nutzen können, ist eine große Errungenschaft, die viele Spender weltweit und Akteure aus der Regierung und der Bevölkerung auf Borneo gemeinsam möglich gemacht haben. Das zeigt uns, dass wir den Orang-Utan-Schutz Wirklichkeit werden lassen können, wenn wir alle zusammenarbeiten.“
Werden Sie jetzt Pateeines rotbraunen Menschenaffen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.
Straßburg, 4. April 2017. BOS Deutschland begrüßt die heutige Resolution des Europäischen Parlaments zum Thema Palmöl und den Schutz der Regenwälder. Darin wird die Europäische Kommission aufgefordert, entsprechende EU-weite Gesetzgebungsverfahren einzuleiten. Die Resolution spricht weitgehend die ganze Spannbreite der Palmölproblematik an und fordert sachgerechte, einheitliche Marktregulierungen ab 2020 für die ganze EU.
Wir begrüßen insbesondere
die deutliche Kritik, dass die Produktion von und der Handel mit Palmöl hinsichtlich Nachhaltigkeitskriterien bis heute intransparent sind und die verschiedenen Zertifizierungssysteme (z. B. der RSPO) ihren eigenen Ansprüchen nicht genügen,
die Anregung und Forderung, wirksame und nachvollziehbare Zertifizierungssysteme zu entwickeln bzw. die vorhandenen entsprechend auszubauen,
die Forderung, ab 2020 vollständig nachhaltige Lieferketten für Palmöl zu etablieren,
die Forderung, ab 2020 kein Palmöl mehr für Agro-Diesel zu verwenden,
die ausdrücklich festgestellte Schutzwürdigkeit von Torfland und Regenwald sowie der lokalen und regionalen Böden und Wasserhaushalte,
den klaren Verweis auf die immense Klimaschädlichkeit des gegenwärtigen Ölpalmenanbaus,
die Forderung nach nachvollziehbar nachhaltigem Anbau von Ölpalmen („High Carbon Stock“) im Rahmen ausgewogener Landnutzungspläne,
die Forderung nach weiterer öffentlicher Aufklärung über die Palmölproblematik,
die Forderung, den Rechten indigener und ortsansässiger Menschen, die durch den Ölpalmenanbau betroffen sind, Rechnung zu tragen und angemessene Sozialstandards einzuhalten,
die ausdrückliche Erwähnung der Schutzbedürftigkeit von Biodiversität im Allgemeinen und bedrohter Tierarten wie zum Beispiel Sumatranashorn, Tiger und Borneo-Orang-Utan im Besonderen sowie
die Forderung, einschlägige Natur- und Artenschutzorganisationen zu unterstützen.
Die Resolution des EU-Parlaments ist lediglich eine Empfehlung an die EU-Kommission, den Ministerrat und die Mitgliedsstaaten. An ihnen liegt es nun, diese Empfehlung schnellstmöglich in geltendes Recht und praktische Politik umzusetzen.
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