by Denitza Toteva | 21 Jun 2017 | Alt, News
Vor einigen Wochen wurde uns von der BKSDA ein Orang-Utan-Baby aus dem Gebiet Bukit Batu Mentangai Kapuasein übergeben: Zahri. Wir wissen kaum etwas über seine bisherige Geschichte, aber es stecken zwei Kugeln in seinem kleinen Körper und er war bei seiner Ankunft völlig unterernährt.
Derzeit befindet sich Zahri noch in Quarantäne und unser Team kümmert sich rund um die Uhr um den kleinen Orang-Utan. Wenn er sich erholt hat und stark genug ist, werden die Ärzte vor Ort prüfen, ob der kleine Junge stark genug für eine Operation ist. Zahri wird, wie alle unsere Schützlinge, viel Liebe und Fürsorge brauchen, damit er sich sowohl physisch als auch emotional erholen kann.
Allein und hilflos
Von seiner Mutter fehlte jede Spur und wir müssen leider davon ausgehen, dass sie nicht mehr lebt. In der freien Wildbahn kümmern sich die Orang-Utan-Mütter mindestens sieben Jahre um ihre Kinder. Vorher sind die Nachkömmlinge gar nicht allein überlebensfähig, denn es sind ihre Mamas, die ihnen alles wichtige für ein eigenständiges Leben im Regenwald beibringen. Daher lassen Mütter auch nie kampflos ihre Kinder zurück.
Glück im Unglück
Umso glücklicher sind wir, dass Zahri nun seinen Weg zu uns gefunden hat. Hier geben wir alles, um dem kleinen Waisen bestmöglich seine Mama zu ersetzen. Unsere Babysitter kümmern sich liebevoll um unsere Schützlinge. Und sobald alle gesundheitlichen Bedenken ausgeräumt sind und Zahri stark genug ist, beginnt seine Rehabilitation. In unserem Waldkindergarten erlernt er dann mit den anderen kleinsten in unserem Schutzzentrum motorische Fähigkeiten zum Klettern, Nester bauen und zur Nahrungssuche. Eben all das, was ihm eigentlich seine Mutter beigebracht hätte.
Schritt für Schritt in die Freiheit
Wie bei uns Menschen auch, wird Zahri nach dem Kindergarten dann in die Waldschule gehen, wo er seine praktischen Fähigkeiten lernt auszubauen und zu verfeinern. Wie puhle ich Termiten aus der Baumrinde? Welche Früchte darf ich essen und welche Äste tragen mich? Das sind alles Fragen, die Zahri am Ende seiner Ausbildung bei uns intuitiv beantworten kann. Und dann ist er bereit für unsere Vorauswilderungsinsel: Die Walduni. Hier wird er, wenn es so weit ist, mit anderen Auswilderungskandidaten unter lebensechten Bedingungen beweisen können, dass er bereit für ein Leben in Freiheit ist.
Am Ende des Weges wartet die Auswilderung
Auf der Vorauswilderungsinsel werden unsere Schützlinge nur noch von Zeit zu Zeit zugefüttert. Ansonsten leben sie dort bereits wie in der Wildnis. Und diese ist auch immer unser Ziel für unsere Schützlinge: Am Ende ihrer Ausbildung werden unsere Orang-Utans wieder in geschützte Gebiete ausgewildert. Nach allem, was sie in ihren jungen Jahren erleben mussten, können sie hier nun frei von Baum zu Baum schwingen und ein sorgenfreies Leben führen.
Es ist noch ein langer Weg dorthin, aber wir geben alles dafür, dass Zahri ihn bis zum Ende gehen kann.
by Denitza Toteva | 20 Jun 2017 | Alt, News
Unser Team aus dem Nles-Mamse-Camp im südlichen Teil Kehje Sewens brach früh auf, um einige ausgewilderte Orang-Utans weiter zu beobachten. Wie immer nutzte das Team Radio-Transmitter, um die Signale aus den Minisendern aufzufangen, die jedem BOS-Orang-Utan implantiert werden. An diesem Tag empfingen wir die Signale von Long und Arief, einer Orang-Utan-Dame mit ihrem Ziehkind, die im August 2015 ausgewildert wurden.
Die herzerwärmende Geschichte begann in Samboja Lestari an jenem Tag, als Long sich von ihrer Gruppe entfernte, um auf Entdeckungsspaziergang gehen. Sie traf auf die Waldschule Gruppe 1, in der Arief gerade fleißig lernte, was ein Orang-Utan eben lernen muss. Zur großen Überraschung für alle nahm Long die kleine Arief plötzlich in die Arme. Noch sehr jung und liebesbedürftig akzeptierte Arief die ältere Long und beide wurden unzertrennlich.
Hier ihre Geschichte…
Als das Team ihre Signale ortete, wurden beide zusammen entdeckt, wie sie sich in einem Baum entspannten. Long war noch immer genauso in Arief vernarrt wie an jenem Tag in Samboja Lestari.
Am Tag der Beobachtung verbrachten Long und Arief sehr viel Zeit in den Bäumen und kletterten nur hinunter, um Sprossen und Termiten zu suchen.
Sie wirkten sehr zufrieden mit dem, was sie gerade speisten.
Insgesamt scheinen beide gut genährt und überhaupt in bester Verfassung zu sein. Long wurde dabei gesichtet, wie sie Arief beibrachte, zu jagen und sich effizient sich durch die Bäume zu bewegen. Mit der mütterlichen Liebe, die er braucht, um im Wald zu überleben.
Arief wächst gut heran und mit Hilfe seiner Adoptivmutter ist er auf einem guten Weg, ein unabhängiger Orang-Utan in Kehje Sewen zu werden.
Werden Sie jetzt Pate eines rotbraunen Menschenaffen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.
by Denitza Toteva | 15 Jun 2017 | Alt, News
Im April letzten Jahres wurde Olbert, ein elfjähriger Orang-Utan, in das Schutzgebiet von Bukit Batikap in Zentralkalimantan in die Freiheit entlassen, nachdem er sich über zehn Jahre in der Rehabilitation befand. Zur BOS Foundation kam Olbert bereits als Baby und wurde mit Hilfe unseres engagierten Teams so gut wie möglich auf seine Auswilderung vorbereitet. Die neue Umgebung und Wildnis in Bukit Batikap stellte Olbert Überlebensfähigkeiten auf die Probe und setzte ihn Situationen aus, die er während der Rehabilitation noch nicht erlebt hatte.
Wiedersehen in desolatem Zustand
Ende September 2016 fand ihn das Monitoring-Team aus Bukit Batikap in desolatem Zustand vor. Er war dünn aus und litt unter einer Wurminfektion. Das Team verlor ihn für eine Weile aus den Augen. Erst zwei Monate später entdeckte ihn das Team dann endlich wieder. Olbert befand sich in schlechterer Verfassung denn je und litt immer noch an der Infektiont. Allen wurde klar, dass medizinisches Eingreifen unbedingt erforderlich sein würde, um Olbert zu helfen — der Orang-Utan verschwand jedoch erneut im Wald verschwand und ließ das Team in großer Sorge zurück.
Die besorgten Mutmaßungen des Teams bewahrheiten sich, als Olbert mit schlimmen Verletzungen gefunden wurde, die offenbar von Krallen und Zähnen stammten. Er bewegte sich am Boden, aß was auch immer er fand, war aber kaum in der Lage, sein eigenes Gewicht zu stemmen. Am Kopf hatte er eine Risswunde, seine Schultern waren gekrümmt und sein Rücken übersäht von Kratzern.
Es war offensichtlich, dass er mehrere gewalttätige Kämpfe durchlebt haben musste — wir vermuten, dass es ein und derselbe Angreifer war. Olbert, in diesem Zustand, lieferte einen herzzerreißenden Anblick.
Das Team rettete Olbert und unser Arzt konnte seine Wunden reinigen. Wahrscheinlich wurde der ohnehin schon geschwächte Orang-Utan von einem Nebelparder attackiert. Doch Olbert ließ sich nicht unterkriegen und überlebte.
Olbert wurde in das Rehabilitationszentrum zurückgebracht, um sich von seinen Verletzungen zu kurieren. In den folgenden Monaten heilten seine Wunden und er war nun bereit in den Wald zurückzukehren. Am 23. April 2017 wurde das Tier ein zweites Mal ausgewildert. Unter bewölkten Himmel zog das Team seinen Käfig vom Boot und trug ihn zum Auswilderungspunkt. Noch einmal erlebte Olbert den Gang in die Freiheit, nun jedoch mit noch mehr überlebenswichtigen Erfahrungen im Gepäck.
Rehabilitierte Orang-Utans, wie Olbert, müssen sich schnell an ihre neue Umgebung anpassen, nachdem sie ausgewildert werden. Nach Futter suchen ist nur ein Aspekt des Überlebens im Wald. Sich zu verteidigen ein anderer. Während unsere Rehabilitierungszentren ihr Bestes geben um die Orang-Utans darin zu unterstützen in der Freiheit zu überleben, können auch diese sie nicht vollumfänglich auf alles was auf sie zukommt vorbereiten, wie z.B. sich vor Angriffen zu schützen.
Seit 2012 haben wir 167 Orang-Utans in das Bukit Batikap Waldgebiet ausgewildert. Viele können mittlerweile nicht mehr verfolgt werden, da die Batterien der Peilsender nach und nach ausfallen.
Olberts Fall unterstützt die Theorie, dass auch erwachsene Borneo-Orang-Utans von natürlichen Prädatoren angegriffen werden können. In Frage kommen hierfür wohl hauptsächlich, wenn nicht sogar ausschließlich, Nebelparder. Diese Katzenart ist kleiner als ein europäischer Luchs, womit erwachsene Orang-Utans eigentlich nicht zu ihrem Beutespektrum gehören dürften. Dies mag aber anders aussehen, wenn der Orang-Utan, wie in Olberts Fall, offensichtlich geschwächt ist.
Olbert wurde eine zweite Chance gegeben, sich in der Wildnis zu behaupten. Wir behalten ihn auch weiterhin im Auge und wünschen ihm viel Glück auf seinem Weg.
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by Denitza Toteva | 13 Jun 2017 | Alt, News
Jungen Orang-Utans die natürliche Mutter zu ersetzen – so gut man das als Mensch eben kann — bringt begreiflicherweise große Verantwortung mit sich. Unsere Babysitterinnen spielen denn auch eine ganz zentrale Rolle im Rehabilitationsprozess sowohl in Nyaru Menteng als auch in Samboja Lestari.
So gut wie alle der jungen Orang-Utans, die BOS erreichen, wurden von ihren Müttern gewaltsam getrennt. Dadurch sind die Kleinen nicht nur schwer traumatisiert, sondern auch aller Möglichkeit beraubt, die notwendigen Überlebensfähigkeiten zu erlernen. Sind sie zudem noch auf Muttermilch angewiesen, ist ihre Situation nahezu hoffnungslos.
Kommen solche Tiere aber zu BOS, nehmen unsere Babysitterinnen vom allerersten Tag an die Rolle der Mutter für sie ein. Jede Pflegerin entwickelt eine persönliche Beziehung zu ihren Babys, füttert sie, tröstet sie, wenn irgendetwas nicht stimmt und ist überhaupt rund um die Uhr für sie da. Medizinische Behandlungen obliegen natürlich unseren Veterinären, aber es sind die Babysitterinnen, die bei den Kleinen den Bruch mit der Welt heilen, den der Tod der Mutter für sie mit sich brachte.
Nach einer gewissen Quarantänezeit werden die Babys in den Waldkindergarten verlegt, wo sie beginnen, sich mit ihren Artgenossen zu sozialisieren. Dies setzt sich fort, wenn die jungen Tiere in die Waldschule kommen. Dort lernen sie Klettern, Nester bauen, Nahrungspflanzen erkennen und etliches mehr. Unsere Pflegerinnen gehen diese immens wichtige Aufgabe mit sehr viel Liebe und Geduld an. Sie spielen die wesentliche Rolle in der Charakterentwicklung ihrer Schützlinge im Laufe der ersten sechs Jahre des Rehabilitationsprozesses. Die starke emotionale Basis, die unsere Babysitterinnen aufbauen, stellt einen Schlüsselfaktor dar, damit ein Orang-Utan später in der Lage ist, in der Wildnis zu überleben.
BOS bedankt sich ganz herzlich bei diesen jungen Frauen und zollt ihrer Arbeit den allergrößten Respekt! Ohne unsere Babysitterinnen wären wir gar nicht in der Lage, Orang-Utans zu schützen und auszuwildern. Vielen Dank!
by Denitza Toteva | 13 Jun 2017 | Alt, News
Ung ist einer der sechs Orang-Utans, die am 26. April in den Wald von Kehje Sewen ausgewildert wurden. Weil sie immer so zügig unterwegs ist, verlor unser Team bereits nach drei Tagen die Signale ihres Peilsenders.
Unser Team ließ aber nicht locker und fand sie wie durch einen Zufall auch wieder.
Als das Team sie endlich lokalisierte, konnte es beobachten, wie sie offenbar Bande mit einem wilden Orang-Utan-Männchen knüpfte, der zuvor schon im südlichen Kehje Sewen gesichtet wurde. Dieses Männchen hatte sich auch schon mit Ajeng herumgetrieben, einem Weibchen, das im September 2015 ausgewildert wurde. Hier die romantische Geschichte: Ajeng und der wilde Mann – Liebe bei Orang-Utans.
Der wilde Orang-Utan-Mann
Die beiden schienen einen ruhigen Moment zusammen zu haben und aßen gemeinsam Früchte. Das Team rückte in eine bessere Beobachtungsposition, obwohl es wusste, dass dieser wilde Mann keine menschliche Nähe mag. Das letzte Mal, als wir ihn gesehen haben, ließ er lautes Kussgeräusche hören (bei Orang-Utans ein Zeichen des Unwillens), schüttelte aggressiv einen Baum und bewarf das Team mit Ästen.
Dieses Mal konnten man ihn aber mit Ung kopulieren sehen, ohne dass er das Team bemerkte. Vielleicht war es ihm in diesem Moment aber auch nur egal. Wer weiß, vielleicht hat ihr wilder Liebhaber dafür gesorgt, dass bald wieder ein BOS-Orang-Utan Nachkommen haben wird…
Ung schien es sehr gut zu gehen. Sie bewegte sich anschließend sehr schnell und sammelte Rattan-Sprosse und Etlingera-Früchte, eines ihrer Lieblingsspeisen.
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by Denitza Toteva | 7 Jun 2017 | Alt, News
Freiheit ist ein Grundrecht, welches wir manchmal für selbstverständlich halten. So aber nicht für den 30 Jahre alten Romeo und viele seiner Artgenossen, die schon lange nicht mehr in Freiheit leben konnten. Das Ziel unserer Freiheitskampagne konzentriert sich darauf diese traurige Realität zu ändern und jedem Orang-Utan unter unserer Obhut die Freiheit zurück zu geben. Nach über 24 Jahren konnte nun Romeo auf eine der Vorauswilderungsinseln von Samboja Lestari ziehen. Je nachdem wie gut er sich dort einlebt, können wir sein Potenzial für die endgültige Auswilderung besser einschätzen.
Derzeit stehen in Samboja Lestari sieben Vorauswilderungsinseln zur Verfügung; vier weitere Inseln sind in Vorbereitung.
Diese sieben Inseln bieten Platz für etwa 30 Orang-Utans. Jeder Orang-Utan, der die Waldschule erfolgreich abgeschlossen hat, wird auf eine dieser Inseln gebracht, um sich dort auf die finale Auswilderung vorzubereiten. Auf den Inseln leben die Menschenaffen unter naturnahen Bedingungen, werden aber noch durch Mitarbeiter der BOS Foundation überwacht und beobachtet.
Romeos erste Lebensjahre
Das Orang-Utan-Männchen Romeo hat seine ersten Lebensjahre in einem taiwanesischen Zoo verbracht, indem er die Hauptattraktion spielte. Eingesperrt in einem Gehege mit kaum Platz, war es Romeo nicht möglich, sich frei zu bewegen oder irgendetwas zu tun, ohne unter Beobachtung zu stehen.
Im Alter von sechs Jahren wurde Romeo zurück nach Indonesien gebracht und der BOS Foundation übergeben, die ihn erst in Wanariset und später im Rettungszentrum von Samboja Lestari untergebrachten. Dort hatte er die Chance, sich dem Rehabilitationsprogramm zu unterziehen.
Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm und erschwerte seinen Weg der Rehabilitation. Denn als Romeo 1993 zu uns kam, wurde er positiv auf Hepatitis B getestet, eine ansteckende Viruserkrankung, die sowohl über Mensch als auch über Orang-Utans übertragen werden kann.
Das bedeutete, dass alle positiv getesteten Orang-Utans von den gesunden getrennt werden mussten, um eine Epidemie innerhalb der Population zu verhindern. Romeo musste daraufhin in den Isolationskomplex verlegt werden und konnte folglich nicht am Unterricht der Waldschule teilnehmen.
Neue Erkenntnisse aus der Forschung
Die medizinische Forschung hat in den letzten 20 Jahren riesige Fortschritte gemacht. So konnte man beispielsweise inzwischen belegen, dass Heptatits B bei Orang-Utans völlig natürlich und in der Wildnis Gang und Gäbe ist. Mehr noch wurde inzwischen herausgefunden, dass der Virus das Immunsystem der Orang-Utans sogar stärkt und keine Bedrohung für ihre Gesundheit oder ihre Überlebensfähigkeit darstellt. Das waren natürlich wundervolle Neuigkeiten für Romeo und für uns. So konnten wir sicher sein, dass dieses starke Männchen ganz normal mit anderen Orang-Utans sozialisiert werden konnte und eine echte Chance auf ein späteres Leben in Freiheit hatte.
Doch wir sind nach wie vor auch besorgt. Nach 30 Jahren in Gefangenschaft ist es nicht sicher ob er sich jetzt noch in der Wildnis behaupten kann. Normalerweise gehen unsere Orang-Utans ja erst in den Waldkindergarten und dann in die Waldschule und erlernen so Stück für Stück alle Fähigkeiten, die sie später in der Freiheit benötigen. Romeo hatte diese Möglichkeit nicht, weil er einfach schon zu alt war, als er zu uns kam. Doch wir lassen uns nicht entmutigen und möchten auch Romeo die Möglichkeit geben, erste eigenständige Schritte zu machen.
Leben auf den Vorauswilderungsinseln
Allein für Romeo wurde also ein spezielles Programm entwickelt und am 7. Juni war es dann endlich soweit: Romeo kam auf die Vorauswilderungsinsel Nr. 5, eine der sieben Auswilderungsinseln von Samboja Lestari. Diese Inseln wurden erschaffen um den Orang-Utans dabei zu helfen sich an ein unabhängiges Leben zu gewöhnen nachdem sie erfolgreich die Rehabilitation gemeistert haben. Auf den Inseln leben sie in einem offenen Areal und lernen sich mit anderen Individuen zu sozialisieren, so wie sie es auch in der Wildnis tun würden. Romeo schloss sich den zwei Weibchen Fani und Isti an, die einen Tag zuvor auf die Insel umgesiedelt wurden.
Nachdem er sediert und einem finalen medizinischen Check in der Klinik unterzogen wurde, wurde er auf die Insel gebracht.
Romeo erlangte in Anwesenheit unseres Teams sein Bewusstsein wieder und wurde vom Team dabei unterstützt, sich langsam einzugewöhnen. Dies ist das erste Mal seit 24 Jahren, dass Romeo die Welt nicht aus einem Käfig heraus sieht. Und auf Insel Nr. 5 besteht nun für ihn die Möglichkeit die notwendigen Überlebensfähigkeiten von seinen Artgenossen, die dort in einer natürlicheren Umgebung leben, zu erlernen.
Er wird dabei, zusammen mit den beiden Weibchen, gut überwacht um zu schauen, ob sie in den nächsten Monaten auf eine größere Insel verlegen können, wo sie weitere Fähigkeiten erwerben können.
Romeo hat noch einen weiten Weg vor sich, doch im Moment könnten wir nicht glücklicher sein, da Romeo nun erst einmal sein freies Leben auf der Insel genießen darf.
Der Direktor der BOS Foundation, Jamartin Sihite, sagte, dass 2017 das Jahr der Freiheitskampagne sei und allein dieses Jahr schon 13 Orang-Utans in den Wald von Kehje Sewen ausgewildert worden sind. Nach dem Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan sei man bereit, weiteren Tieren die Freiheit zu geben. Mit Romeo komme nun ein Orang-Utan auf die Vorauswilderungsinsel, der viele Jahre darauf warten musste, einfach, weil weder genügend Vorauswilderungsinseln noch geeignete Auswilderungsgebiete zur Verfügung standen. Sobald seine Eignung feststehe, würde die BOS Foundation die nötigen Schritte einleiten, um ihm endgültig ein unabhängiges Leben zu ermöglichen.
Jamartin Sihite fügte hinzu, dass es vielen Orang-Utans so ginge wie Romeo. Der Erwerb der Lizenz für den Kehje Sewen-Wald hat viel von diesem Druck genommen, dennoch müssen weitere Waldgebiete gesichert werden. Nicht nur die Orang-Utans bräuchten Wald, auch die Menschen benötigten sauberes Wasser, Sauerstoff und ein gut reguliertes Klima.
Ir. Sunandar Trigunajasa, Chef der Naturschutzbehörde in Ostkalimantan sagte, dass nicht nur bezüglich des Weltumwelttages die Umsiedlung von Romeo eine große Leistung sei, aber auch den Handlungsbedarf aufzeige. Um den Schutz dieser akut vom Aussterben bedrohten Art zu gewährleisten, müssten alle Beteiligten sowohl rasch handeln als auch eng zusammenarbeiten.
Romeos Umsiedlung wurde durch die Kooperation der Naturschutzbehörde mit der BOS Foundation als auch durch die Unterstützung der internationalen Partner BOS Deutschland, BOS Schweiz, BOS Australien und The Great Projects möglich. Die BOS Foundation dankt sehr allen Spendern und Partnerorganisationen rund um den Globus, die sich für den Schutz der Orang-Utans in Indonesien einsetzen.