Ange­schos­senes Orang-Utan-Baby gerettet

Ange­schos­senes Orang-Utan-Baby gerettet

Vor einigen Wochen wurde uns von der BKSDA ein Orang-Utan-Baby aus dem Gebiet Bukit Batu Mentangai Kapua­sein über­geben: Zahri. Wir wissen kaum etwas über seine bishe­rige Geschichte, aber es stecken zwei Kugeln in seinem kleinen Körper und er war bei seiner Ankunft völlig unterernährt.

Derzeit befindet sich Zahri noch in Quaran­täne und unser Team kümmert sich rund um die Uhr um den kleinen Orang-Utan. Wenn er sich erholt hat und stark genug ist, werden die Ärzte vor Ort prüfen, ob der kleine Junge stark genug für eine Opera­tion ist. Zahri wird, wie alle unsere Schütz­linge, viel Liebe und Fürsorge brau­chen, damit er sich sowohl physisch als auch emotional erholen kann.

 

Allein und hilflos

Röntgenaufnahmen von Zahris Körper, auf denen die Kugeln zu erkennen sind

Von seiner Mutter fehlte jede Spur und wir müssen leider davon ausgehen, dass sie nicht mehr lebt. In der freien Wild­bahn kümmern sich die Orang-Utan-Mütter mindes­tens sieben Jahre um ihre Kinder. Vorher sind die Nach­kömm­linge gar nicht allein über­le­bens­fähig, denn es sind ihre Mamas, die ihnen alles wich­tige für ein eigen­stän­diges Leben im Regen­wald beibringen. Daher lassen Mütter auch nie kampflos ihre Kinder zurück. 

 

Glück im Unglück

Umso glück­li­cher sind wir, dass Zahri nun seinen Weg zu uns gefunden hat. Hier geben wir alles, um dem kleinen Waisen best­mög­lich seine Mama zu ersetzen. Unsere Baby­sitter kümmern sich liebe­voll um unsere Schütz­linge. Und sobald alle gesund­heit­li­chen Bedenken ausge­räumt sind und Zahri stark genug ist, beginnt seine Reha­bi­li­ta­tion. In unserem Wald­kin­der­garten erlernt er dann mit den anderen kleinsten in unserem Schutz­zen­trum moto­ri­sche Fähig­keiten zum Klet­tern, Nester bauen und zur Nahrungs­suche. Eben all das, was ihm eigent­lich seine Mutter beigebracht hätte.

 

Schritt für Schritt in die Freiheit

Wie bei uns Menschen auch, wird Zahri nach dem Kinder­garten dann in die Wald­schule gehen, wo er seine prak­ti­schen Fähig­keiten lernt auszu­bauen und zu verfei­nern. Wie puhle ich Termiten aus der Baum­rinde? Welche Früchte darf ich essen und welche Äste tragen mich? Das sind alles Fragen, die Zahri am Ende seiner Ausbil­dung bei uns intuitiv beant­worten kann. Und dann ist er bereit für unsere Voraus­wil­de­rungs­insel: Die Walduni. Hier wird er, wenn es so weit ist, mit anderen Auswil­de­rungs­kan­di­daten unter lebens­echten Bedin­gungen beweisen können, dass er bereit für ein Leben in Frei­heit ist. 

 

Am Ende des Weges wartet die Auswilderung

Auf der Voraus­wil­de­rungs­insel werden unsere Schütz­linge nur noch von Zeit zu Zeit zuge­füt­tert. Ansonsten leben sie dort bereits wie in der Wildnis. Und diese ist auch immer unser Ziel für unsere Schütz­linge: Am Ende ihrer Ausbil­dung werden unsere Orang-Utans wieder in geschützte Gebiete ausge­wil­dert. Nach allem, was sie in ihren jungen Jahren erleben mussten, können sie hier nun frei von Baum zu Baum schwingen und ein sorgen­freies Leben führen. 

Es ist noch ein langer Weg dorthin, aber wir geben alles dafür, dass Zahri ihn bis zum Ende gehen kann. 

 

 

 

 

 

Neuig­keiten von Long und Arief

Neuig­keiten von Long und Arief

Unser Team aus dem Nles-Mamse-Camp im südli­chen Teil Kehje Sewens brach früh auf, um einige ausge­wil­derte Orang-Utans weiter zu beob­achten. Wie immer nutzte das Team Radio-Trans­mitter, um die Signale aus den Mini­sen­dern aufzu­fangen, die jedem BOS-Orang-Utan implan­tiert werden. An diesem Tag empfingen wir die Signale von Long und Arief, einer Orang-Utan-Dame mit ihrem Zieh­kind, die im August 2015 ausge­wil­dert wurden.

Die herz­er­wär­mende Geschichte begann in Samboja Lestari an jenem Tag, als Long sich von ihrer Gruppe entfernte, um auf Entde­ckungs­spa­zier­gang gehen. Sie traf auf die Wald­schule Gruppe 1, in der Arief gerade fleißig lernte, was ein Orang-Utan eben lernen muss. Zur großen Über­ra­schung für alle nahm Long die kleine Arief plötz­lich in die Arme. Noch sehr jung und liebes­be­dürftig akzep­tierte Arief die ältere Long und beide wurden unzertrennlich.

 

Hier ihre Geschichte…

Als das Team ihre Signale ortete, wurden beide zusammen entdeckt, wie sie sich in einem Baum entspannten. Long war noch immer genauso in Arief vernarrt wie an jenem Tag in Samboja Lestari.
Am Tag der Beob­ach­tung verbrachten Long und Arief sehr viel Zeit in den Bäumen und klet­terten nur  hinunter, um Sprossen und Termiten zu suchen.

Sie wirkten sehr zufrieden mit dem, was sie gerade speisten.

Insge­samt scheinen beide gut genährt und über­haupt in bester Verfas­sung zu sein. Long wurde dabei gesichtet, wie sie Arief beibrachte, zu jagen und sich effi­zient sich durch die Bäume zu bewegen. Mit der mütter­li­chen Liebe, die er braucht, um im Wald zu überleben.

Arief wächst gut heran und mit Hilfe seiner Adop­tiv­mutter ist er auf einem guten Weg, ein unab­hän­giger Orang-Utan in Kehje Sewen zu werden.

 

Werden Sie jetzt Pate eines rotbraunen Menschen­affen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.

Olberts zweite Chance

Olberts zweite Chance

Im April letzten Jahres wurde Olbert, ein elfjäh­riger Orang-Utan, in das Schutz­ge­biet von Bukit Batikap in Zentral­ka­li­mantan in die Frei­heit entlassen, nachdem er sich über zehn Jahre in der Reha­bi­li­ta­tion befand. Zur BOS Foun­da­tion kam Olbert bereits als Baby und wurde mit Hilfe unseres enga­gierten Teams so gut wie möglich auf seine Auswil­de­rung vorbe­reitet. Die neue Umge­bung und Wildnis in Bukit Batikap stellte Olbert Über­le­bens­fä­hig­keiten auf die Probe und setzte ihn Situa­tionen aus, die er während der Reha­bi­li­ta­tion noch nicht erlebt hatte.

 

Wieder­sehen in deso­latem Zustand

Ende September 2016 fand ihn das Moni­to­ring-Team aus Bukit Batikap in deso­latem Zustand vor. Er war dünn aus und litt unter einer Wurm­in­fek­tion. Das Team verlor ihn für eine Weile aus den Augen. Erst zwei Monate später entdeckte ihn das Team dann endlich wieder. Olbert befand sich in schlech­terer Verfas­sung denn je und litt immer noch an der Infek­tiont. Allen wurde klar, dass medi­zi­ni­sches Eingreifen unbe­dingt erfor­der­lich sein würde, um Olbert zu helfen — der Orang-Utan verschwand jedoch erneut im Wald verschwand und ließ das Team in großer Sorge zurück.

Die besorgten Mutma­ßungen des Teams bewahr­heiten sich, als Olbert mit schlimmen Verlet­zungen gefunden wurde, die offenbar von Krallen und Zähnen stammten. Er bewegte sich am Boden, aß was auch immer er fand, war aber kaum in der Lage, sein eigenes Gewicht zu stemmen. Am Kopf hatte er eine Riss­wunde, seine Schul­tern waren gekrümmt und sein Rücken über­säht von Kratzern.

Es war offen­sicht­lich, dass er mehrere gewalt­tä­tige Kämpfe durch­lebt haben musste — wir vermuten, dass es ein und derselbe Angreifer war. Olbert, in diesem Zustand, lieferte einen herz­zer­rei­ßenden Anblick.

Das Team rettete Olbert und unser Arzt konnte seine Wunden reinigen. Wahr­schein­lich wurde der ohnehin schon geschwächte Orang-Utan von einem Nebel­parder atta­ckiert. Doch Olbert ließ sich nicht unter­kriegen und überlebte.

Olbert wurde in das Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum zurück­ge­bracht, um sich von seinen Verlet­zungen zu kurieren. In den folgenden Monaten heilten seine Wunden und er war nun bereit in den Wald zurück­zu­kehren. Am 23. April 2017 wurde das Tier ein zweites Mal ausge­wil­dert. Unter bewölkten Himmel zog das Team seinen Käfig vom Boot und trug ihn zum Auswil­de­rungs­punkt. Noch einmal erlebte Olbert den Gang in die Frei­heit, nun jedoch mit noch mehr über­le­bens­wich­tigen Erfah­rungen im Gepäck.

Reha­bi­li­tierte Orang-Utans, wie Olbert, müssen sich schnell an ihre neue Umge­bung anpassen, nachdem sie ausge­wil­dert werden. Nach Futter suchen ist nur ein Aspekt des Über­le­bens im Wald. Sich zu vertei­digen ein anderer. Während unsere Reha­bi­li­tie­rungs­zen­tren ihr Bestes geben um die Orang-Utans darin zu unter­stützen in der Frei­heit zu über­leben, können auch diese sie nicht voll­um­fäng­lich auf alles was auf sie zukommt vorbe­reiten, wie z.B. sich vor Angriffen zu schützen.

Seit 2012 haben wir 167 Orang-Utans in das Bukit Batikap Wald­ge­biet ausge­wil­dert. Viele können mitt­ler­weile nicht mehr verfolgt werden, da die Batte­rien der Peil­sender nach und nach ausfallen.

Olberts Fall unter­stützt die Theorie, dass auch erwach­sene Borneo-Orang-Utans von natür­li­chen Präda­toren ange­griffen werden können. In Frage kommen hierfür wohl haupt­säch­lich, wenn nicht sogar ausschließ­lich, Nebel­parder. Diese Katzenart ist kleiner als ein euro­päi­scher Luchs, womit erwach­sene Orang-Utans eigent­lich nicht zu ihrem Beute­spek­trum gehören dürften. Dies mag aber anders aussehen, wenn der Orang-Utan, wie in Olberts Fall, offen­sicht­lich geschwächt ist.

Olbert wurde eine zweite Chance gegeben, sich in der Wildnis zu behaupten. Wir behalten ihn auch weiterhin im Auge und wünschen ihm viel Glück auf seinem Weg.

 

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Ein Hoch auf unsere Babysitterinnen!

Ein Hoch auf unsere Babysitterinnen!

Jungen Orang-Utans die natür­liche Mutter zu ersetzen – so gut man das als Mensch eben kann — bringt begreif­li­cher­weise große Verant­wor­tung mit sich. Unsere Baby­sit­te­rinnen spielen denn auch eine ganz zentrale Rolle im Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess sowohl in Nyaru Menteng als auch in Samboja Lestari.

So gut wie alle der jungen Orang-Utans, die BOS errei­chen, wurden von ihren Müttern gewaltsam getrennt. Dadurch sind die Kleinen nicht nur schwer trau­ma­ti­siert, sondern auch aller Möglich­keit beraubt, die notwen­digen Über­le­bens­fä­hig­keiten zu erlernen. Sind sie zudem noch auf Mutter­milch ange­wiesen, ist ihre Situa­tion nahezu hoffnungslos.

Kommen solche Tiere aber zu BOS, nehmen unsere Baby­sit­te­rinnen vom aller­ersten Tag an die Rolle der Mutter für sie ein. Jede Pfle­gerin entwi­ckelt eine persön­liche Bezie­hung zu ihren Babys, füttert sie, tröstet sie, wenn irgend­etwas nicht stimmt und ist über­haupt rund um die Uhr für sie da. Medi­zi­ni­sche Behand­lungen obliegen natür­lich unseren Vete­ri­nären, aber es sind die Baby­sit­te­rinnen, die bei den Kleinen den Bruch mit der Welt heilen, den der Tod der Mutter für sie mit sich brachte.

Nach einer gewissen Quaran­tä­ne­zeit werden die Babys in den Wald­kin­der­garten verlegt, wo sie beginnen, sich mit ihren Artge­nossen zu sozia­li­sieren. Dies setzt sich fort, wenn die jungen Tiere in die Wald­schule kommen. Dort lernen sie Klet­tern, Nester bauen, Nahrungs­pflanzen erkennen und etli­ches mehr. Unsere Pfle­ge­rinnen gehen diese immens wich­tige Aufgabe mit sehr viel Liebe und Geduld an. Sie spielen die wesent­liche Rolle in der Charak­ter­ent­wick­lung ihrer Schütz­linge im Laufe der ersten sechs Jahre des Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zesses. Die starke emotio­nale Basis, die unsere Baby­sit­te­rinnen  aufbauen, stellt einen Schlüs­sel­faktor dar, damit ein Orang-Utan später in der Lage ist, in der Wildnis zu überleben.

BOS bedankt sich ganz herz­lich bei diesen jungen Frauen und zollt ihrer Arbeit den aller­größten Respekt! Ohne unsere Baby­sit­te­rinnen wären wir gar nicht in der Lage, Orang-Utans zu schützen und auszu­wil­dern. Vielen Dank!

Ungs Begeg­nung mit einem wilden Mann

Ungs Begeg­nung mit einem wilden Mann

Ung ist einer der sechs Orang-Utans, die am 26. April in den Wald von Kehje Sewen ausge­wil­dert wurden. Weil sie immer so zügig unter­wegs ist, verlor unser Team bereits nach drei Tagen die Signale ihres Peilsenders.
Unser Team ließ aber nicht locker und fand sie wie durch einen Zufall auch wieder.

Als das Team sie endlich loka­li­sierte, konnte es beob­achten, wie sie offenbar Bande mit einem wilden Orang-Utan-Männ­chen knüpfte, der zuvor schon im südli­chen Kehje Sewen gesichtet wurde. Dieses Männ­chen hatte sich auch schon mit Ajeng herum­ge­trieben, einem Weib­chen, das im September 2015 ausge­wil­dert wurde. Hier die roman­ti­sche Geschichte: Ajeng und der wilde Mann – Liebe bei Orang-Utans.

 

Der wilde Orang-Utan-Mann

Ung klettert hinunter um Sprosse zu nehmenDie beiden schienen einen ruhigen Moment zusammen zu haben und aßen gemeinsam Früchte. Das Team rückte in eine bessere Beob­ach­tungs­po­si­tion, obwohl es wusste, dass dieser wilde Mann keine mensch­liche Nähe mag. Das letzte Mal, als wir ihn gesehen haben, ließ er lautes Kuss­ge­räu­sche hören (bei Orang-Utans ein Zeichen des Unwil­lens), schüt­telte aggressiv einen Baum und bewarf das Team mit Ästen.

Dieses Mal konnten man ihn aber mit Ung kopu­lieren sehen, ohne dass er das Team bemerkte. Viel­leicht war es ihm in diesem Moment aber auch nur egal. Wer weiß, viel­leicht hat ihr wilder Lieb­haber dafür gesorgt, dass bald wieder ein BOS-Orang-Utan Nach­kommen haben wird…

Ung schien es sehr gut zu gehen. Sie bewegte sich anschlie­ßend sehr schnell und sammelte Rattan-Sprosse und Etlin­gera-Früchte, eines ihrer Lieblingsspeisen.

 

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Nach 24 Jahren die lang­ersehnte Frei­heit für Romeo

Nach 24 Jahren die lang­ersehnte Frei­heit für Romeo

Frei­heit ist ein Grund­recht, welches wir manchmal für selbst­ver­ständ­lich halten. So aber nicht für den 30 Jahre alten Romeo und viele seiner Artge­nossen, die schon lange nicht mehr in Frei­heit leben konnten. Das Ziel unserer Frei­heits­kam­pagne konzen­triert sich darauf diese trau­rige Realität zu ändern und jedem Orang-Utan unter unserer Obhut die Frei­heit zurück zu geben. Nach über 24 Jahren konnte nun Romeo auf eine der Voraus­wil­de­rungs­in­seln von Samboja Lestari ziehen. Je nachdem wie gut er sich dort einlebt, können wir sein Poten­zial für die endgül­tige Auswil­de­rung besser einschätzen.

 

Derzeit stehen in Samboja Lestari sieben Voraus­wil­de­rungs­in­seln zur Verfü­gung; vier weitere Inseln sind in Vorbereitung.

Vorauswilderunginsel Nr. 5

Diese sieben Inseln bieten Platz für etwa 30 Orang-Utans. Jeder Orang-Utan, der die Wald­schule erfolg­reich abge­schlossen hat, wird auf eine dieser Inseln gebracht, um sich dort auf die finale Auswil­de­rung vorzu­be­reiten. Auf den Inseln leben die Menschen­affen unter natur­nahen Bedin­gungen, werden aber noch durch Mitar­beiter der BOS Foun­da­tion über­wacht und beobachtet.

 

Romeos erste Lebensjahre

Das Orang-Utan-Männ­chen Romeo hat seine ersten Lebens­jahre in einem taiwa­ne­si­schen Zoo verbracht, indem er die Haupt­at­trak­tion spielte. Einge­sperrt in einem Gehege mit kaum Platz, war es Romeo nicht möglich, sich frei zu bewegen oder irgend­etwas zu tun, ohne unter Beob­ach­tung zu stehen.

Im Alter von sechs Jahren wurde Romeo zurück nach Indo­ne­sien gebracht und der BOS Foun­da­tion über­geben, die ihn erst in Wana­riset und später im Rettungs­zen­trum von Samboja Lestari unter­ge­brachten. Dort hatte er die Chance, sich dem Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm zu unterziehen.
Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm und erschwerte seinen Weg der Reha­bi­li­ta­tion. Denn als Romeo 1993 zu uns kam, wurde er positiv auf Hepa­titis B getestet, eine anste­ckende Virus­er­kran­kung, die sowohl über Mensch als auch über Orang-Utans über­tragen werden kann.

Das bedeu­tete, dass alle positiv getes­teten Orang-Utans von den gesunden getrennt werden mussten, um eine Epidemie inner­halb der Popu­la­tion zu verhin­dern. Romeo musste daraufhin in den Isola­ti­ons­kom­plex verlegt werden und konnte folg­lich nicht am Unter­richt der Wald­schule teilnehmen.

 

Neue Erkennt­nisse aus der Forschung

Die medi­zi­ni­sche Forschung hat in den letzten 20 Jahren riesige Fort­schritte gemacht. So konnte man beispiels­weise inzwi­schen belegen, dass Hept­atits B bei Orang-Utans völlig natür­lich und in der Wildnis Gang und Gäbe ist. Mehr noch wurde inzwi­schen heraus­ge­funden, dass der Virus das Immun­system der Orang-Utans sogar stärkt und keine Bedro­hung für ihre Gesund­heit oder ihre Über­le­bens­fä­hig­keit darstellt. Das waren natür­lich wunder­volle Neuig­keiten für Romeo und für uns. So konnten wir sicher sein, dass dieses starke Männ­chen ganz normal mit anderen Orang-Utans sozia­li­siert werden konnte und eine echte Chance auf ein späteres Leben in Frei­heit hatte.

Doch wir sind nach wie vor auch besorgt. Nach 30 Jahren in Gefan­gen­schaft ist es nicht sicher ob er sich jetzt noch in der Wildnis behaupten kann. Norma­ler­weise gehen unsere Orang-Utans ja erst in den Wald­kin­der­garten und dann in die Wald­schule und erlernen so Stück für Stück alle Fähig­keiten, die sie später in der Frei­heit benö­tigen. Romeo hatte diese Möglich­keit nicht, weil er einfach schon zu alt war, als er zu uns kam. Doch wir lassen uns nicht entmu­tigen und möchten auch Romeo die Möglich­keit geben, erste eigen­stän­dige Schritte zu machen.

Leben auf den Vorauswilderungsinseln

Allein für Romeo wurde also ein spezi­elles Programm entwi­ckelt und am 7. Juni war es dann endlich soweit: Romeo kam auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Nr. 5, eine der sieben Auswil­de­rungs­in­seln von Samboja Lestari. Diese Inseln wurden erschaffen um den Orang-Utans dabei zu helfen sich an ein unab­hän­giges Leben zu gewöhnen nachdem sie erfolg­reich die Reha­bi­li­ta­tion gemeis­tert haben. Auf den Inseln leben sie in einem offenen Areal und lernen sich mit anderen Indi­vi­duen zu sozia­li­sieren, so wie sie es auch in der Wildnis tun würden. Romeo schloss sich den zwei Weib­chen Fani und Isti an, die einen Tag zuvor auf die Insel umge­sie­delt wurden.

Nachdem er sediert und einem finalen medi­zi­ni­schen Check in der Klinik unter­zogen wurde, wurde er auf die Insel gebracht.

Romeo erlangte in Anwe­sen­heit unseres Teams sein Bewusst­sein wieder und wurde vom Team dabei unter­stützt, sich langsam einzu­ge­wöhnen. Dies ist das erste Mal seit 24 Jahren, dass Romeo die Welt nicht aus einem Käfig heraus sieht. Und auf Insel Nr. 5 besteht nun für ihn die Möglich­keit die notwen­digen Über­le­bens­fä­hig­keiten von seinen Artge­nossen, die dort in einer natür­li­cheren Umge­bung leben, zu erlernen.

Romeo auf einer Plattform der Insel Nr. 5

Er wird dabei, zusammen mit den beiden Weib­chen, gut über­wacht um zu schauen, ob sie in den nächsten Monaten auf eine größere Insel verlegen können, wo sie weitere Fähig­keiten erwerben können.
Romeo hat noch einen weiten Weg vor sich, doch im Moment könnten wir nicht glück­li­cher sein, da Romeo nun erst einmal sein freies Leben auf der Insel genießen darf.

 

Der Direktor der BOS Foun­da­tion, Jamartin Sihite, sagte, dass 2017 das Jahr der Frei­heits­kam­pagne sei und allein dieses Jahr schon 13 Orang-Utans in den Wald von Kehje Sewen ausge­wil­dert worden sind. Nach dem Ende des isla­mi­schen Fasten­mo­nats Ramadan sei man bereit, weiteren Tieren die Frei­heit zu geben. Mit Romeo komme nun ein Orang-Utan auf die Voraus­wil­de­rungs­insel, der viele Jahre darauf warten musste, einfach, weil weder genü­gend Voraus­wil­de­rungs­in­seln noch geeig­nete Auswil­de­rungs­ge­biete zur Verfü­gung standen. Sobald seine Eignung fest­stehe, würde die BOS Foun­da­tion die nötigen Schritte einleiten, um ihm endgültig ein unab­hän­giges Leben zu ermöglichen.

Jamartin Sihite fügte hinzu, dass es vielen Orang-Utans so ginge wie Romeo. Der Erwerb der Lizenz für den Kehje Sewen-Wald hat viel von diesem Druck genommen, dennoch müssen weitere Wald­ge­biete gesi­chert werden. Nicht nur die Orang-Utans bräuchten Wald, auch die Menschen benö­tigten sauberes Wasser, Sauer­stoff und ein gut regu­liertes Klima.

Ir. Sunandar Trig­una­jasa, Chef der Natur­schutz­be­hörde in Ostka­li­mantan sagte, dass nicht nur bezüg­lich des Welt­um­welt­tages die Umsied­lung von Romeo eine große Leis­tung sei, aber auch den Hand­lungs­be­darf  aufzeige. Um den Schutz dieser akut vom Aussterben bedrohten Art zu gewähr­leisten, müssten alle Betei­ligten sowohl rasch handeln als auch eng zusammenarbeiten.

Romeos Umsied­lung wurde durch die Koope­ra­tion der Natur­schutz­be­hörde mit der BOS Foun­da­tion als auch durch die Unter­stüt­zung der inter­na­tio­nalen Partner BOS Deutsch­land, BOS Schweiz, BOS Austra­lien und The Great Projects möglich. Die BOS Foun­da­tion dankt sehr allen Spen­dern und Part­ner­or­ga­ni­sa­tionen rund um den Globus, die sich für den Schutz der Orang-Utans in Indo­ne­sien einsetzen.