BOS eröffnet neue Vorauswilderungsinsel

BOS eröffnet neue Vorauswilderungsinsel

Am 11. Juli 2017 haben wir eine weitere Voraus­wil­de­rungs­insel eröffnet. Die Insel mit dem Namen „Insel 8“ hat eine Größe von drei Hektar und befindet sich in Ost-Kali­mantan. Erste Bewohner sind auch schon auf dem Areal einge­zogen um dort die letzte Stufe ihrer Ausbil­dung zum wilden Orang-Utan abzuschließen.

Die Voraus­wil­de­rungs­in­seln sind ein wich­tiger Teil unseres Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramms. Nachdem die Orang-Utans bei uns erst in den Wald­kin­der­garten gehen, dann verschie­dene Klassen der Wald­schule durch­laufen, gehen sie auf der Voraus­wil­de­rungs­insel den letzten Schritt vor ihrer endgül­tigen Reha­bi­li­ta­tion. Dort leben sie unter nahezu authen­ti­schen Umständen und können ihre Selbst­stän­dig­keit unter Beweis stellen.

Erst wenn die Orang-Utans in der „Wald-Uni“ gut zurecht­kommen und zeigen, dass sie eigen­ständig leben können, sind sie bereit für die Frei­heit. Sie werden dann auf dem Fest­land ausgewildert.

Dr. Ir. Jamartin Sihite, Geschäfts­führer der BOS Foun­da­tion, sagt hierzu: „Mit unserer #Oran­gut­an­Freedom-Kampagne haben wir uns ein ehrgei­ziges Ziel gesteckt, denn wir möchten dieses Jahr mindes­tens 100 Orang-Utans auswil­dern. Wir müssen uns also gut über­legen, welche Maßnahmen und Ansätze uns helfen, dieses Ziel zu errei­chen. Dazu gehören auch der Erwerb und der Ausbau von neuen Voraus­wil­de­rungs­in­seln.“ Je mehr Voraus­wil­de­rungs­in­seln wir haben, desto mehr Orang-Utans können schließ­lich auch gleich­zeitig die letzte Stufe ihres Ausbil­dungs­pro­gramms absolvieren.

Weiter sagte Dr. Sihite: „Momentan sind wir dabei, vier neue Insel­ge­biete allein in Samboja Lestari auszu­bauen. Aber auch außer­halb erschaffen wir gerade in Zusam­men­ar­beit mit einer anderen Partei eine neue Voraus­wil­de­rungs­insel. Ich habe schon immer gesagt, dass man für den Schutz der Orang-Utans zusammen arbeiten muss. Wir können die Orang-Utans nicht retten, wenn gleich­zeitig weiter massiv ihr Lebens­raum zerstört wird. Wir müssen alle gemeinsam anpa­cken um diese wunder­vollen Tiere und den Regen­wald lang­fristig zu bewahren. Und wir brau­chen schließ­lich alle saubere Luft, keim­freies Wasser und ein ausge­wo­genes Klima. Also ist es auch eine Wechselwirkung.

Die Orang-Utans brau­chen nicht nur uns, sondern wir brau­chen auch sie, um den Regen­wald zu bewahren. Dafür arbeiten wir Hand in Hand.

Werden Sie jetzt Pate eines rotbraunen Menschen­affen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.

 

 

Orang-Utan, Mensch und der Kulturbegriff

Orang-Utan, Mensch und der Kulturbegriff

Die letzten Tage auf Borneo waren sehr regne­risch. Viele Bäche sind zu reißenden Strömen geworden und überall hat sich Wasser gesam­melt. Ein Orang-Utan Weib­chen trägt ihr wenige Wochen altes Baby.  Sie stillt es seit seiner Geburt mit voller Hingabe – eine kräf­te­zeh­rende Aufgabe. Da erblickt die durs­tige Mutter einen schmalen Hohl­raum in einem Baum­stamm. Über die letzten Regen­fälle hat er sich mit Wasser gefüllt, viel­leicht ein halber Liter. Flink greift sie sich ein großes Blatt und rollt es zusammen.

Nun sieht es aus wie ein halb abge­schnit­tenes Rohr. Die Orang-Utan Dame geht erfahren mit diesem Werk­zeug um. Routi­niert löffelt sie den kleinen See im Hohl­raum des Stammes leer. Einige hundert Kilo­meter weiter sitzt ein anderer Orang-Utan auf einer Lich­tung. Auch hier regnet es. Und auch er weiß sich zu helfen: Er schnappt sich ein großes Blatt, das er zu einem Schirm umfunk­tio­niert. Orang-Utans benutzen also Werk­zeuge und scheinen dieses Wissen auch irgendwie weiter­geben zu können. Sonst würde es verloren gehen.

Haben also Orang-Utans Kultur?

Das latei­ni­sche „Cultura“ bedeutet so viel wie „Pflege, Bear­bei­tung, Ackerbau“. „Cultura“ grenzt sich somit von „natura“ ab, einem ursprüng­li­chen, unbe­rührten Ort, der ohne den Einfluss des Menschen oder eines anderen mensch­li­chen Lebe­we­sens funk­tio­niert. Kultur prägt also Räume. Orte, die nicht mehr ursprüng­lich sind, sondern bear­beitet wurden. Bewohner dieser Räume entwi­ckeln Regeln für das Zusam­men­leben, ein System zur Nahrungs­suche bzw. ‑anbau und geben dieses Wissen inner­halb ihrer Gruppe und an die Nach­kommen weiter. Durch dieses soziale Lernen geben auch Orang-Utans ihr Wissen an die nächste Gene­ra­tion. Streng genommen besitzen sie also eine rudi­men­täre Tradi­tion. Schließ­lich wird Kultur über Tradi­tion, also der Weiter­gabe von Wissen, über­haupt zu etwas Über­dau­erndem und entwi­ckelbar. Folgende Gene­ra­tionen können somit auch Blätter als Löffel oder Schirme verwenden. Kultur kann sich also entwi­ckeln, doch gibt es auch unter­schied­liche Ausprä­gungen von Kulturen. Vor einigen Jahren sagte einmal der Wirt­schafts­wis­sen­schaftler und Philo­soph Amartya Sen: „Die Annahme, jede Kultur sei homogen, ist ein großer Fehler. Einen „Kampf der Kulturen“ zu konsta­tieren, ist ebenso ein großer Fehler.“

 

Geogra­phi­sche Unter­schiede und kultu­relle Unter­schiede beim Menschen

Kulturen sind also keine homo­gene Masse. Es gibt verschie­dene Ausprä­gungen mensch­li­cher Kultur. Schaut man nur einmal auf die Heimat Amartya Sens Indien. Über 100 verschie­dene Spra­chen werden in den unter­schied­li­chen Regionen Indiens gespro­chen. Der geogra­phi­sche Punkt des Aufwach­sens kann somit entschei­dend die kultu­relle Prägung eines Menschen bestimmen. Doch ist dies auch bei Orang-Utans so? Wird in einigen Regionen Indo­ne­siens ein Blatt als Schirm benutzt, in anderen wiederum nicht? Wird in einer Ecke des Landes ein Stock benutzt um an Samen zu kommen und in anderen Gebieten wiederum Steine für denselben Zweck bei derselben Frucht.

 

Und wie ist es beim Orang-Utan?

Ja! Zu diesem Ergebnis kommt der Anthro­po­loge Carel van Schaik, der schon seit vielen Jahren die Orang-Utans erforscht, um somit Wissens­ge­winne über die Herkunft des Menschen zu erhalten. Dazu wurden vier­räum­lich getrennt Orang-Utan Popu­la­tionen auf Borneo und zwei auf Sumatra unter­sucht. Carel van Schaik und sein Forschungs­team stellten nämlich die Hypo­these auf, dass es einen Zusam­men­hang zwischen der geogra­phi­schen Entfer­nung und den jewei­ligen Verhal­tens­un­ter­schieden zwischen den Popu­la­tionen gebe. Beson­ders Ökologen kriti­sierten zunächst diese These, da sie vor allem ökolo­gi­sche Faktoren für die unter­schied­li­chen kultu­rellen Verhal­tens­weisen verant­wort­lich machten. Ökolo­gi­sche Faktoren wären z.B., dass Orang-Utans in bestimmen Regionen aufgrund von Umwelt­ge­ge­ben­heiten gar nicht in der Lage seien, gewisse Verhal­tens­weisen zu lernen.

Viel­leicht gibt es an einigen Plätzen gar keine harten Stöcke, um damit Früchte aufkna­cken zu können. Daher mussten die Orang-Utans vor Ort zu Steinen greifen. Um also einwand­frei über diese Forschungs­frage berichten zu können, hat Carel van Schaik Verhal­tens­weisen, wie z.B. Blatt als Schirm oder Löffel zu benutzen kate­go­ri­siert. Vor allem Verhalten in Gebieten mit ähnli­chen ökolo­gi­schen Bedin­gungen stand somit im Vorder­grund. Daraus erhoffte er Erkennt­nisse über geogra­phi­sche Unter­schiede in Verhal­tens­weisen gewinne zu können.

 

Geogra­phi­sche Varia­tionen hängen mit kultu­rellen Varia­tionen zusammen

Und in der Tat! Carel van Schaiks Hypo­these konnte bestä­tigt werden. Je weiter Orang-Utan-Popu­la­tionen vonein­ander entfernt leben, desto unter­schied­li­cher ist ihre Kultur. Zum Beispiel haben Orang-Utans in Suaq Balim­bing (Sumatra) eine Werk­zeug­technik mit der sie an die verbor­genen Samen der Neesia-Frucht kommen können, andere Popu­la­tionen haben diese Technik nicht entwi­ckelt. Auch machen Orang-Utans in Suaq Balim­bing lang­same, lange sowie symme­tri­sche Kratz­be­we­gungen. Bei der anderen Orang-Utan Popu­la­tion (Ketambe) konnte eben­falls dieses Verhalten beob­achtet werden, jedoch nur selten. Orang-Utans auf Borneo zeigen dieses Verhalten nicht. Insge­samt konnten in seinen Beob­ach­tungs­stu­dien 36 unter­schied­liche Verhal­tens­weisen auf geogra­phi­sche Varia­tionen unter­sucht werden. Der Groß­teil waren weitere tech­ni­sche Verhal­tens­weisen, wie z.B. das Brechen von abge­stor­bene Ästen, um an Ameisen im Inneren des toten Holzes zu gelangen. Dies konnten auch nicht alle Popu­la­tionen in der glei­chen Inten­sität vorzeigen. Aber beide Popu­la­tionen auf Sumatra sowie die Orang-Utans an der Südküste Borneos in Tanjung Puting zeigten dieses Verhalten flächen­de­ckend. Die drei rest­li­chen Orang-Utan-Gruppen waren hingegen nicht in der Lage, Äste zu brechen, um an Nahrung zu kommen.

Orang-Utan Nest

Zusätz­lich wurden auch soziale Verhal­tens­weisen vergli­chen. Die Orang-Utans in Gunung Paung (Borneo), Tanjung Puting (Borneo) und Leuser Ketampe (Sumatra) bauten extra Nester zum sozialen Spielen und konnten diese von Unter­schlüpfen unter­scheiden. In Kutai (Borneo) konnte dieses Verhalten nur unre­gel­mäßig beob­achtet werden und in Lower Kina­ba­tangan (Borneo) gar nicht.

Gleich­zeitig konnte aber ein Effekt des Habi­tats auf das indi­vi­du­elle Lernen nicht nach­ge­wiesen werden. Verschie­dene Orang-Utan-Popu­la­tionen, die mehr im Landes­in­neren leben, haben nicht mehr gemein­same Verhal­tens­weisen, als eine Orang-Utan-Gruppe im Inneren und eine an der Küste. Somit ist der unter­schied­liche Lebens­raum nicht entschei­dend. Dies entkräftet wesent­lich die Kritik, die von manchen Ökologen ange­führt wurde. Dadurch wird die Verwandt­schaft zum Menschen viel deut­li­cher. Auch auf die Verhal­tens­weisen des Menschen gibt es keinen Habitat-Effekt. Menschen, die an der Küste leben, haben grund­le­gend dieselben Verhal­tens­muster, wie z.B. Menschen, welche im Gebirge aufge­wachsen. Auch in einer nicht globa­li­sierten Welt. Zwar gibt es Unter­schiede im Nahrungs­an­gebot oder unter­schied­liche Spra­chen. Unsere Grund­me­cha­nismen sind hingegen nicht ans Habitat geknüpft. Viel­mehr ist die geogra­phi­sche Entfer­nung ausschlag­ge­bend für kultu­relle Verhal­tens­un­ter­schiede, z.B. wie verwandt unsere Spra­chen sind. Doch dies scheint für beide glei­cher­maßen zu gelten, für Orang-Utans und Menschen. Inter­es­sant wäre es in der Zukunft zu schauen, inwie­weit sich viel­leicht bei den Orang-Utans Sprach­fa­mi­lien finden würden und inwie­weit diese mitein­ander verwandt sind. Dank den Erkennt­nissen Carel van Schaiks hat sich ein großes, neues und inter­es­santes Forschungs­feld eröffnet, von dem wir bestimmt bald mehr hören werden.

 

Wir danken Jan Mücher für diesen Beitrag

Lite­ra­tur­ver­zeichnis:

Schaik, C. P. Van, Ancrenaz, M., Borgen, G., Suzuki, A., Utami, S. S., & Merrill, M. (2003). Oran­gutan Cultures and the. Science, 299(January), 102–106. doi: 10.1126/science.1078004
Mensch und Affe teilen kultu­relle Wurzeln. (2011). Scinexx.

Endlich ist es soweit: Die ersten Bewohner ziehen ins neue Babyhaus

Endlich ist es soweit: Die ersten Bewohner ziehen ins neue Babyhaus

Was für ein beson­derer Tag. Vier unserer kleinsten Schütz­linge in Samboja Lestari konnten nun ins neu erbaute Baby­haus ziehen.

Letztes Jahr hatten wir welt­weit zu einer großen Spen­den­ak­tion aufge­rufen. Aufgrund der Wald­brände, bei denen wir viele neue verwaiste Orang-Utan-Babys aufge­nommen haben, waren unsere bestehenden Baby­häuser hoff­nungslos über­füllt. Dank der groß­ar­tigen Unter­stüt­zung vieler Spender welt­weit konnten wir in beiden Schutz­zen­tren ein neues Zuhause für unsere Jüngsten bauen.

Die Babys Davina, Ames, George und Bagus mussten in den letzten Monaten aufgrund der Über­fül­lung in der Rettungs­klinik leben. Sie durften nun als erstes in das neue Baby­haus ziehen. Dort erwarten die vier para­die­si­sche Zustände. Denn in der Klinik gab es nur einen kleinen Hof mit wenigen Spielmöglichkeiten.

Umso schöner ist es nun für die kleinen Racker, sich im neuen Heim einzu­leben. Hier gibt es einen großen Spiel­platz direkt vor der Tür und auch im Haus gibt es ein Spiel­zimmer mit genü­gend Platz für sie und zukünf­tige Bewohner. So steht dem Spaß und der Lern­freude auch bei schlechtem Wetter nichts im Wege.

Ein biss­chen komisch war es für Davina, Ames, George und Bagus schon, als sie auf einmal die 50 Meter zum neuen Haus getragen wurden. Aufre­gung lag in der Luft und die vier klam­merten sich fest an ihre Babysitter.

Aber sobald sie beim Haus ankamen und erst einmal auf dem Spiel­platz vor der Tür abge­setzt wurden, wich sämt­liche Verun­si­che­rung der Entde­cker­lust. Sofort fingen die Babys an, alles neugierig zu beäugen und auszuprobieren.

Im Namen aller, die uns bei diesem Vorhaben so enga­giert unter­stützt haben, sagen wir
„Will­kommen zu Hause, Davina, Ames, George und Bagus!“

Und Ihnen, liebe Spender, danken wir von ganzem Herzen, dass sie das ermög­licht haben!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Reckie und Justin – der Beginn einer wunder­vollen Romanze?

Reckie und Justin – der Beginn einer wunder­vollen Romanze?

Es war 5:00 Uhr morgens, als sich unser Moni­to­ring Team eigent­lich auf den Weg in den Dschungel machen wollte, um Weib­chen Reckie und Männ­chen Justin aufzu­spüren. Doch es hatte die ganze Nacht geregnet und noch immer nicht aufge­hört. Da Orang-Utans bei so einem Wetter erst gar nicht aufstehen, konnten auch die Kollegen vor Ort noch ein biss­chen weiter­dösen. Um 7:00 Uhr dann aber machte sich das Team endlich mit den Ortungs­ge­räten auf den Weg.

Justin und Reckie waren im April dieses Jahres ausge­wil­dert und schon einmal vor zwei Tagen beob­achtet worden. Heute sollten nun weitere Erkennt­nisse gewonnen werden, da es beim ersten Mal schien, als würde sich da langsam eine Lieb­schaft anbahnen.

Nachdem das Moni­to­ring Team einige Zeit durch den Wald gestapft war, konnten es die zwei Orang-Utans endlich entde­cken. Reckie und Justin lagen – wie erwartet – noch immer in ihren Nestern.Wie auch vor zwei Tagen, folgte Justin Reckie an diesem Tag überall hin. Sie klet­terten gemeinsam von Baum zu Baum, aßen mitein­ander und kratzten sich gegen­seitig den Rücken. Von Zeit zu Zeit, klaute Reckie Justin etwas Essen. Alles ganz so, wie bei uns Menschen auch. Abge­sehen davon, dass Justin sich das völlig wider­spruchslos gefallen ließ.

Viel­leicht hoffte er ja, dass Reckie sich revan­chieren würde. Denn wir konnten ihn dabei beob­achten, wie er sich der gefrä­ßigen Orang-Utan-Dame einige Male in nicht ganz jugend­freier Manier näherte. Reckie schien aller­dings noch nicht sehr empfäng­lich für Justins roman­ti­sche Avancen und wies ihn leider zurück. Liebe braucht halt Zeit.

Justin and Reckie ernähren sich sehr ausge­wogen. Wir konnten sie dabei beob­achten, wie sie Baum­rinde, Früchte und junge Blätter aßen. Manchmal klet­terten sie auf den Wald­boden um Spöss­linge und Termiten zu naschen.

Wie auch schon bei voran­ge­gan­genen Sich­tungen baute Justin auch diesmal wieder sein Schlaf­nest bereits am Nach­mittag. All diese verge­benen Flirt-Manöver können auch ganz schön müde machen. Das schöne aber ist, dass die beiden auch zur Schla­fens­zeit ihre gegen­sei­tige Nähe suchen und ihre Nester nur mit ca. 15 m Abstand zuein­ander bauen.

So ein freies und unbe­schwertes Orang-Utan-Leben im Regen­wald von Kehje Seven ist schon was Feines: Ausschlafen, den ganzen Tag fressen und sich ab und zu von Ast zu Ast schwingen. Wir freuen uns in jedem Fall riesig für Justin und Reckie, dass sie sich so gut in der Frei­heit einge­legt haben und wünschen den beiden eine wunder­volle und frucht­bare Zukunft.

Werden Sie jetzt Pate eines rotbraunen Menschen­affen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.

Cindy – eine liebe­volle Mutter mit ihrer kleinen Riwut

Cindy – eine liebe­volle Mutter mit ihrer kleinen Riwut

Seit fast vier Jahren leben Mama Cindy und Tochter Riwut nun schon im Bukit Batikap Natur­schutz­ge­biet in Zentral­ka­li­mantan, wohin wir sie damals ausge­wil­dert haben. Vor einigen Tagen nun, hatten wir – unser Moni­to­ring-Team und ich, Tier­arzt Arga Sawung Kusuma – nun die Möglich­keit, die beiden zu beobachten.

Zunächst sah ich nur Riwut, der ganz alleine auf einem umge­fal­lenen Baum spielte. Mein Blick ging nach oben und da sah ich dann auch Cindy, die ihre kleine Tochter ganz genau beob­ach­tete. Sobald Riwut unsere Anwe­sen­heit bemerkte, brachte sie sich ganz schnell in den Armen ihrer Mutter in Sicherheit.

Die beiden ließen keine Zeit verstrei­chen und suchten schnell das Weite. Schließ­lich stoppten sie an einem Baum um ein biss­chen Rinde zu naschen und setzten ihren Weg anschlie­ßend weiter fort.

Nachdem wir die zwei einige Stunden beob­achtet hatten, merkten Cindy und Riwut erneut, dass sie nicht allein waren. Sofort bekun­dete die Mama mit lauten Kuss­ge­räu­schen ihren Unmut über unsere Anwe­sen­heit und trat mit Riwut erneut den Rückzug an.

Da die Sonne eh langsam unter­ging, beschlossen wir, den beiden nicht mehr weiter zu folgen. Es war ein wunder­schönes Erlebnis, Cindy und Ritwut nach so langer Zeit wieder­zu­sehen und fest­stellen zu können, dass die beiden sich prächtig in ihrer neuen Heimat einge­lebt hatten. Sie waren gesund und lebhaft und es war über­haupt nicht mehr erkennbar, dass Cindy einmal als Haus­tier ihr Dasein fristen musste. Und noch schöner war es, zu sehen, wie liebe­voll sie sich um Riwut kümmerte. Das sind die Momente, die uns zeigen, dass wir alles richtig gemacht haben.

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Lachen Menschen­affen?

Lachen Menschen­affen?

Gelacht hat wahr­schein­lich jeder Mensch schon einmal in seinem Leben. Doch ist Lachen ein rein mensch­li­ches Verhalten? Wie sieht es bei unseren nächsten Verwandten, den Menschen­affen, aus? Können die auch lachen? Und wenn ja, wie unter­scheidet sich unser Lachen von ihrem?
Um diese Fragen zu beant­worten, muss zunächst geklärt werden, welches Verhalten über­haupt als Lachen zählt.

Laut allge­meiner Defi­ni­tion ist Lachen instink­tive, anste­ckende, stereo­ty­pi­sche, unbe­wusst kontrol­lierte Voka­li­sa­tion im Zusam­men­hang mit sozialem Spielen. Es findet also im sozialen Kontext statt, vor allem in sozialen Inter­ak­tionen, weshalb Lachen nicht bei Einsam­keit auftritt.
Durch Beob­ach­tungs­stu­dien konnte bisher nach­ge­wiesen werden, dass Menschen­affen eben­falls, wenn auch mit einigen Unter­schieden, lachen können. Ihr Lachen ist eher ein Keuchen, da sie keine Atem­kon­trolle haben, wie wir Menschen. Die Atem­kon­trolle ist auch ein Grund dafür, dass Menschen spre­chen können, jedoch Menschen­affen nicht. Schließ­lich ist die Atem­kon­trolle beim Spre­chen noch weitaus komplexer als beim Lachen, das eine unkon­trol­lierte Hand­lung ist. Somit ist das Lachen eine wich­tige Markie­rung in der evolu­tio­nären Entwick­lung des Menschen bzw. der Menschenaffen.

 

Was uns zum Lachen bringt

In den 1990er-Jahren unter­suchten drei Studie­rende das Lachen und seine vielen Facetten, um die Fragen zu beant­worten, wann, wo und warum wir lachen. Inspi­riert wurden sie dazu von der Schim­pansen-Forscherin Jane Goodall. Sie nahmen zunächst 1.200 Tonspuren verschie­den­ar­tigster Formen sozialen Lachens von Menschen auf. Diese Methode brachte grund­le­gende Infor­ma­tionen über das Lachen zum Vorschein: Oft wurde bisher ange­nommen, dass das Lachen eine Reak­tion des Publi­kums auf einen Stimulus, wie z. B. einen Witz sei. Jedoch konnte fest­ge­stellt werden, dass der Spre­cher 46 Prozent mehr lachte als das Publikum und ledig­lich zehn bis 15 Prozent des Lachens ein humo­ris­ti­scher Reiz voran­ge­gangen war. Eine witzige Situa­tion ist also nicht notwendig für das Lachen, viel­mehr ein Inter­ak­ti­ons­partner. Das Gegen­über ist essen­tiell für das Lachen.

Schon Darwin erwähnte, dass Menschen­affen in der Lage sind zu lachen und zu kichern. Es ist ein Zeichen von spie­le­ri­scher Absicht. Lachen hängt also nicht so sehr am Mensch­sein, sondern viel­mehr an den sozialen Fähig­keiten einer Spezies.
Jedoch unter­scheiden sich Menschen und Affen im Klang ihres Lachens. Beim Menschen ist es – das vielen bekannte – “ha-ha”, beim Schim­pansen klingt es mehr wie ein “pant-pant”. Bonobos keckern eher und beim Orang-Utan gleicht das Lachen mehr einem mensch­li­chen Grunzen. Auch in der weiteren Struktur unter­scheidet sich das Lachen. Das “ha-ha” ist eine Abfolge kurzer Laute, die sich wiederum in kurzen Abständen wieder­holen. Menschen­affen lachen mit einem langen Klang, der beim Aus- und Einatmen ertönt.

 

Lachen ist Kommunikation

Lachen ist sehr rudi­mentär und zeigt den Ursprung des Menschen. Dadurch wird ein Blick auf die Entwick­lung des Menschen als ultra-soziales Säuge­tier frei­ge­legt, das heißt ein Säuge­tier mit sehr komplexen sozialem Netz und viel­sei­tigen Formen sozialer Inter­ak­tionen. Schließ­lich ist der Lach­laut durch Kitzeln ein sehr alter­tüm­li­cher Laut, der zur Kommu­ni­ka­tion zwischen Indi­vi­duen einge­setzt wird. Da man sich nicht selber kitzeln kann bzw. den stereo­ty­pi­schen Laut produ­zieren kann, ist dafür Inter­ak­tion eine Voraus­set­zung. Gleich­zeitig muss es eine neuro­lo­gi­sche Unter­schei­dung zwischen dem Selbst und dem Anderen geben, um über­haupt für diese soziale Kommu­ni­ka­tion empfäng­lich zu sein. Auch Affen besitzen diese Unter­schei­dung zwischen dem Selbst und Anderen und sind daher in der Lage sich unter­ein­ander zu kitzeln. Gleich­zeitig lassen sie sich auch von Menschen kitzeln, was eine der rudi­men­tärsten Kommu­ni­ka­tionen zwischen Mensch und Affen darstellt.

 

Tieri­sche Lacher

Bemer­kens­wert ist, dass Menschen kurz nach der Geburt noch nicht kitzelig sind. Erst nach sieben bis acht Monaten sind die dafür nötigen neuro­lo­gi­schen Verknüp­fungen voll ausgreift, wodurch der Reiz in die zustän­digen Areale des Gehirns gelangen kann. Die Berliner Forscher Brecht und Ishi­yama unter­suchten die neuro­lo­gi­schen Grund­lagen des Lachens bei Ratten und fanden „Kitzel­zellen“ im soma­to­sen­so­ri­schen Kortex, also in dem Bereich des Gehirns, der für unsere Wahr­neh­mung von Tast­reizen und verwandten Stimuli zuständig ist. Sobald diese Zellen mithilfe von elek­tri­schen Impulsen erregt worden sind, stießen auch die Ratten ein Lachen aus. Dieses ist jedoch aufgrund ihrer Frequenz von 50-Kilo­hertz für den Menschen nicht wahrnehmbar.

Abschlie­ßend lässt sich also fest­halten, dass das Lachen kein rein mensch­li­ches Verhalten und nicht von einem humo­ris­ti­schen Reiz abhängig ist. Viel­mehr scheint es einen Zusam­men­hang zwischen sozialen Fähig­keiten und dem Lachen zu geben. Da neben höchst­ent­wi­ckelten Säuge­tieren, wie dem Menschen oder den Orang-Utans, auch Ratten in der Lage sind zu lachen, zeugt dieses Verhalten von dem gemein­samen Ur-Stamm der Säuge­tiere und scheint deshalb selbst außer­halb der Primaten häufig unter den Säuge­tieren aufzu­treten. Ein eindrucks­voller Beweis, zu was für einer großen Familie Menschen, Orang-Utans und viele weitere Arten gehören.

Autor: Jan Mücher

 

Quellen:

Provine, R. R. (2004). Laug­hing, Tick­ling, and the Evolu­tion of Speech and Self. Current Direc­tions in     Psycho­lo­gical Science, 13(6), 215–218. doi: 10.1111/j.0963–7214.2004.00311.x

Baier, T. (2017). Warum Affen kitzlig sind. Tages-Anzeiger.