by Denitza Toteva | 14 Jul 2017 | Alt, News
Am 11. Juli 2017 haben wir eine weitere Vorauswilderungsinsel eröffnet. Die Insel mit dem Namen „Insel 8“ hat eine Größe von drei Hektar und befindet sich in Ost-Kalimantan. Erste Bewohner sind auch schon auf dem Areal eingezogen um dort die letzte Stufe ihrer Ausbildung zum wilden Orang-Utan abzuschließen.
Die Vorauswilderungsinseln sind ein wichtiger Teil unseres Rehabilitationsprogramms. Nachdem die Orang-Utans bei uns erst in den Waldkindergarten gehen, dann verschiedene Klassen der Waldschule durchlaufen, gehen sie auf der Vorauswilderungsinsel den letzten Schritt vor ihrer endgültigen Rehabilitation. Dort leben sie unter nahezu authentischen Umständen und können ihre Selbstständigkeit unter Beweis stellen.
Erst wenn die Orang-Utans in der „Wald-Uni“ gut zurechtkommen und zeigen, dass sie eigenständig leben können, sind sie bereit für die Freiheit. Sie werden dann auf dem Festland ausgewildert.
Dr. Ir. Jamartin Sihite, Geschäftsführer der BOS Foundation, sagt hierzu: „Mit unserer #OrangutanFreedom-Kampagne haben wir uns ein ehrgeiziges Ziel gesteckt, denn wir möchten dieses Jahr mindestens 100 Orang-Utans auswildern. Wir müssen uns also gut überlegen, welche Maßnahmen und Ansätze uns helfen, dieses Ziel zu erreichen. Dazu gehören auch der Erwerb und der Ausbau von neuen Vorauswilderungsinseln.“ Je mehr Vorauswilderungsinseln wir haben, desto mehr Orang-Utans können schließlich auch gleichzeitig die letzte Stufe ihres Ausbildungsprogramms absolvieren.
Weiter sagte Dr. Sihite: „Momentan sind wir dabei, vier neue Inselgebiete allein in Samboja Lestari auszubauen. Aber auch außerhalb erschaffen wir gerade in Zusammenarbeit mit einer anderen Partei eine neue Vorauswilderungsinsel. Ich habe schon immer gesagt, dass man für den Schutz der Orang-Utans zusammen arbeiten muss. Wir können die Orang-Utans nicht retten, wenn gleichzeitig weiter massiv ihr Lebensraum zerstört wird. Wir müssen alle gemeinsam anpacken um diese wundervollen Tiere und den Regenwald langfristig zu bewahren. Und wir brauchen schließlich alle saubere Luft, keimfreies Wasser und ein ausgewogenes Klima. Also ist es auch eine Wechselwirkung.
Die Orang-Utans brauchen nicht nur uns, sondern wir brauchen auch sie, um den Regenwald zu bewahren. Dafür arbeiten wir Hand in Hand.“
Werden Sie jetzt Pate eines rotbraunen Menschenaffen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.
by Denitza Toteva | 7 Jul 2017 | Alt, News
Die letzten Tage auf Borneo waren sehr regnerisch. Viele Bäche sind zu reißenden Strömen geworden und überall hat sich Wasser gesammelt. Ein Orang-Utan Weibchen trägt ihr wenige Wochen altes Baby. Sie stillt es seit seiner Geburt mit voller Hingabe – eine kräftezehrende Aufgabe. Da erblickt die durstige Mutter einen schmalen Hohlraum in einem Baumstamm. Über die letzten Regenfälle hat er sich mit Wasser gefüllt, vielleicht ein halber Liter. Flink greift sie sich ein großes Blatt und rollt es zusammen.
Nun sieht es aus wie ein halb abgeschnittenes Rohr. Die Orang-Utan Dame geht erfahren mit diesem Werkzeug um. Routiniert löffelt sie den kleinen See im Hohlraum des Stammes leer. Einige hundert Kilometer weiter sitzt ein anderer Orang-Utan auf einer Lichtung. Auch hier regnet es. Und auch er weiß sich zu helfen: Er schnappt sich ein großes Blatt, das er zu einem Schirm umfunktioniert. Orang-Utans benutzen also Werkzeuge und scheinen dieses Wissen auch irgendwie weitergeben zu können. Sonst würde es verloren gehen.
Haben also Orang-Utans Kultur?
Das lateinische „Cultura“ bedeutet so viel wie „Pflege, Bearbeitung, Ackerbau“. „Cultura“ grenzt sich somit von „natura“ ab, einem ursprünglichen, unberührten Ort, der ohne den Einfluss des Menschen oder eines anderen menschlichen Lebewesens funktioniert. Kultur prägt also Räume. Orte, die nicht mehr ursprünglich sind, sondern bearbeitet wurden. Bewohner dieser Räume entwickeln Regeln für das Zusammenleben, ein System zur Nahrungssuche bzw. ‑anbau und geben dieses Wissen innerhalb ihrer Gruppe und an die Nachkommen weiter. Durch dieses soziale Lernen geben auch Orang-Utans ihr Wissen an die nächste Generation. Streng genommen besitzen sie also eine rudimentäre Tradition. Schließlich wird Kultur über Tradition, also der Weitergabe von Wissen, überhaupt zu etwas Überdauerndem und entwickelbar. Folgende Generationen können somit auch Blätter als Löffel oder Schirme verwenden. Kultur kann sich also entwickeln, doch gibt es auch unterschiedliche Ausprägungen von Kulturen. Vor einigen Jahren sagte einmal der Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen: „Die Annahme, jede Kultur sei homogen, ist ein großer Fehler. Einen „Kampf der Kulturen“ zu konstatieren, ist ebenso ein großer Fehler.“
Geographische Unterschiede und kulturelle Unterschiede beim Menschen
Kulturen sind also keine homogene Masse. Es gibt verschiedene Ausprägungen menschlicher Kultur. Schaut man nur einmal auf die Heimat Amartya Sens Indien. Über 100 verschiedene Sprachen werden in den unterschiedlichen Regionen Indiens gesprochen. Der geographische Punkt des Aufwachsens kann somit entscheidend die kulturelle Prägung eines Menschen bestimmen. Doch ist dies auch bei Orang-Utans so? Wird in einigen Regionen Indonesiens ein Blatt als Schirm benutzt, in anderen wiederum nicht? Wird in einer Ecke des Landes ein Stock benutzt um an Samen zu kommen und in anderen Gebieten wiederum Steine für denselben Zweck bei derselben Frucht.
Und wie ist es beim Orang-Utan?
Ja! Zu diesem Ergebnis kommt der Anthropologe Carel van Schaik, der schon seit vielen Jahren die Orang-Utans erforscht, um somit Wissensgewinne über die Herkunft des Menschen zu erhalten. Dazu wurden vierräumlich getrennt Orang-Utan Populationen auf Borneo und zwei auf Sumatra untersucht. Carel van Schaik und sein Forschungsteam stellten nämlich die Hypothese auf, dass es einen Zusammenhang zwischen der geographischen Entfernung und den jeweiligen Verhaltensunterschieden zwischen den Populationen gebe. Besonders Ökologen kritisierten zunächst diese These, da sie vor allem ökologische Faktoren für die unterschiedlichen kulturellen Verhaltensweisen verantwortlich machten. Ökologische Faktoren wären z.B., dass Orang-Utans in bestimmen Regionen aufgrund von Umweltgegebenheiten gar nicht in der Lage seien, gewisse Verhaltensweisen zu lernen.
Vielleicht gibt es an einigen Plätzen gar keine harten Stöcke, um damit Früchte aufknacken zu können. Daher mussten die Orang-Utans vor Ort zu Steinen greifen. Um also einwandfrei über diese Forschungsfrage berichten zu können, hat Carel van Schaik Verhaltensweisen, wie z.B. Blatt als Schirm oder Löffel zu benutzen kategorisiert. Vor allem Verhalten in Gebieten mit ähnlichen ökologischen Bedingungen stand somit im Vordergrund. Daraus erhoffte er Erkenntnisse über geographische Unterschiede in Verhaltensweisen gewinne zu können.
Geographische Variationen hängen mit kulturellen Variationen zusammen
Und in der Tat! Carel van Schaiks Hypothese konnte bestätigt werden. Je weiter Orang-Utan-Populationen voneinander entfernt leben, desto unterschiedlicher ist ihre Kultur. Zum Beispiel haben Orang-Utans in Suaq Balimbing (Sumatra) eine Werkzeugtechnik mit der sie an die verborgenen Samen der Neesia-Frucht kommen können, andere Populationen haben diese Technik nicht entwickelt. Auch machen Orang-Utans in Suaq Balimbing langsame, lange sowie symmetrische Kratzbewegungen. Bei der anderen Orang-Utan Population (Ketambe) konnte ebenfalls dieses Verhalten beobachtet werden, jedoch nur selten. Orang-Utans auf Borneo zeigen dieses Verhalten nicht. Insgesamt konnten in seinen Beobachtungsstudien 36 unterschiedliche Verhaltensweisen auf geographische Variationen untersucht werden. Der Großteil waren weitere technische Verhaltensweisen, wie z.B. das Brechen von abgestorbene Ästen, um an Ameisen im Inneren des toten Holzes zu gelangen. Dies konnten auch nicht alle Populationen in der gleichen Intensität vorzeigen. Aber beide Populationen auf Sumatra sowie die Orang-Utans an der Südküste Borneos in Tanjung Puting zeigten dieses Verhalten flächendeckend. Die drei restlichen Orang-Utan-Gruppen waren hingegen nicht in der Lage, Äste zu brechen, um an Nahrung zu kommen.
Zusätzlich wurden auch soziale Verhaltensweisen verglichen. Die Orang-Utans in Gunung Paung (Borneo), Tanjung Puting (Borneo) und Leuser Ketampe (Sumatra) bauten extra Nester zum sozialen Spielen und konnten diese von Unterschlüpfen unterscheiden. In Kutai (Borneo) konnte dieses Verhalten nur unregelmäßig beobachtet werden und in Lower Kinabatangan (Borneo) gar nicht.
Gleichzeitig konnte aber ein Effekt des Habitats auf das individuelle Lernen nicht nachgewiesen werden. Verschiedene Orang-Utan-Populationen, die mehr im Landesinneren leben, haben nicht mehr gemeinsame Verhaltensweisen, als eine Orang-Utan-Gruppe im Inneren und eine an der Küste. Somit ist der unterschiedliche Lebensraum nicht entscheidend. Dies entkräftet wesentlich die Kritik, die von manchen Ökologen angeführt wurde. Dadurch wird die Verwandtschaft zum Menschen viel deutlicher. Auch auf die Verhaltensweisen des Menschen gibt es keinen Habitat-Effekt. Menschen, die an der Küste leben, haben grundlegend dieselben Verhaltensmuster, wie z.B. Menschen, welche im Gebirge aufgewachsen. Auch in einer nicht globalisierten Welt. Zwar gibt es Unterschiede im Nahrungsangebot oder unterschiedliche Sprachen. Unsere Grundmechanismen sind hingegen nicht ans Habitat geknüpft. Vielmehr ist die geographische Entfernung ausschlaggebend für kulturelle Verhaltensunterschiede, z.B. wie verwandt unsere Sprachen sind. Doch dies scheint für beide gleichermaßen zu gelten, für Orang-Utans und Menschen. Interessant wäre es in der Zukunft zu schauen, inwieweit sich vielleicht bei den Orang-Utans Sprachfamilien finden würden und inwieweit diese miteinander verwandt sind. Dank den Erkenntnissen Carel van Schaiks hat sich ein großes, neues und interessantes Forschungsfeld eröffnet, von dem wir bestimmt bald mehr hören werden.
Wir danken Jan Mücher für diesen Beitrag
Literaturverzeichnis:
Schaik, C. P. Van, Ancrenaz, M., Borgen, G., Suzuki, A., Utami, S. S., & Merrill, M. (2003). Orangutan Cultures and the. Science, 299(January), 102–106. doi: 10.1126/science.1078004
Mensch und Affe teilen kulturelle Wurzeln. (2011). Scinexx.
by Denitza Toteva | 5 Jul 2017 | Alt, News
Was für ein besonderer Tag. Vier unserer kleinsten Schützlinge in Samboja Lestari konnten nun ins neu erbaute Babyhaus ziehen.
Letztes Jahr hatten wir weltweit zu einer großen Spendenaktion aufgerufen. Aufgrund der Waldbrände, bei denen wir viele neue verwaiste Orang-Utan-Babys aufgenommen haben, waren unsere bestehenden Babyhäuser hoffnungslos überfüllt. Dank der großartigen Unterstützung vieler Spender weltweit konnten wir in beiden Schutzzentren ein neues Zuhause für unsere Jüngsten bauen.
Die Babys Davina, Ames, George und Bagus mussten in den letzten Monaten aufgrund der Überfüllung in der Rettungsklinik leben. Sie durften nun als erstes in das neue Babyhaus ziehen. Dort erwarten die vier paradiesische Zustände. Denn in der Klinik gab es nur einen kleinen Hof mit wenigen Spielmöglichkeiten.
Umso schöner ist es nun für die kleinen Racker, sich im neuen Heim einzuleben. Hier gibt es einen großen Spielplatz direkt vor der Tür und auch im Haus gibt es ein Spielzimmer mit genügend Platz für sie und zukünftige Bewohner. So steht dem Spaß und der Lernfreude auch bei schlechtem Wetter nichts im Wege.
Ein bisschen komisch war es für Davina, Ames, George und Bagus schon, als sie auf einmal die 50 Meter zum neuen Haus getragen wurden. Aufregung lag in der Luft und die vier klammerten sich fest an ihre Babysitter.
Aber sobald sie beim Haus ankamen und erst einmal auf dem Spielplatz vor der Tür abgesetzt wurden, wich sämtliche Verunsicherung der Entdeckerlust. Sofort fingen die Babys an, alles neugierig zu beäugen und auszuprobieren.
Im Namen aller, die uns bei diesem Vorhaben so engagiert unterstützt haben, sagen wir
„Willkommen zu Hause, Davina, Ames, George und Bagus!“
Und Ihnen, liebe Spender, danken wir von ganzem Herzen, dass sie das ermöglicht haben!
by Denitza Toteva | 5 Jul 2017 | Alt, News
Es war 5:00 Uhr morgens, als sich unser Monitoring Team eigentlich auf den Weg in den Dschungel machen wollte, um Weibchen Reckie und Männchen Justin aufzuspüren. Doch es hatte die ganze Nacht geregnet und noch immer nicht aufgehört. Da Orang-Utans bei so einem Wetter erst gar nicht aufstehen, konnten auch die Kollegen vor Ort noch ein bisschen weiterdösen. Um 7:00 Uhr dann aber machte sich das Team endlich mit den Ortungsgeräten auf den Weg.
Justin und Reckie waren im April dieses Jahres ausgewildert und schon einmal vor zwei Tagen beobachtet worden. Heute sollten nun weitere Erkenntnisse gewonnen werden, da es beim ersten Mal schien, als würde sich da langsam eine Liebschaft anbahnen.
Nachdem das Monitoring Team einige Zeit durch den Wald gestapft war, konnten es die zwei Orang-Utans endlich entdecken. Reckie und Justin lagen – wie erwartet – noch immer in ihren Nestern.Wie auch vor zwei Tagen, folgte Justin Reckie an diesem Tag überall hin. Sie kletterten gemeinsam von Baum zu Baum, aßen miteinander und kratzten sich gegenseitig den Rücken. Von Zeit zu Zeit, klaute Reckie Justin etwas Essen. Alles ganz so, wie bei uns Menschen auch. Abgesehen davon, dass Justin sich das völlig widerspruchslos gefallen ließ.
Vielleicht hoffte er ja, dass Reckie sich revanchieren würde. Denn wir konnten ihn dabei beobachten, wie er sich der gefräßigen Orang-Utan-Dame einige Male in nicht ganz jugendfreier Manier näherte. Reckie schien allerdings noch nicht sehr empfänglich für Justins romantische Avancen und wies ihn leider zurück. Liebe braucht halt Zeit.
Justin and Reckie ernähren sich sehr ausgewogen. Wir konnten sie dabei beobachten, wie sie Baumrinde, Früchte und junge Blätter aßen. Manchmal kletterten sie auf den Waldboden um Spösslinge und Termiten zu naschen.
Wie auch schon bei vorangegangenen Sichtungen baute Justin auch diesmal wieder sein Schlafnest bereits am Nachmittag. All diese vergebenen Flirt-Manöver können auch ganz schön müde machen. Das schöne aber ist, dass die beiden auch zur Schlafenszeit ihre gegenseitige Nähe suchen und ihre Nester nur mit ca. 15 m Abstand zueinander bauen.
So ein freies und unbeschwertes Orang-Utan-Leben im Regenwald von Kehje Seven ist schon was Feines: Ausschlafen, den ganzen Tag fressen und sich ab und zu von Ast zu Ast schwingen. Wir freuen uns in jedem Fall riesig für Justin und Reckie, dass sie sich so gut in der Freiheit eingelegt haben und wünschen den beiden eine wundervolle und fruchtbare Zukunft.
Werden Sie jetzt Pate eines rotbraunen Menschenaffen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.
by Denitza Toteva | 3 Jul 2017 | Alt, News
Seit fast vier Jahren leben Mama Cindy und Tochter Riwut nun schon im Bukit Batikap Naturschutzgebiet in Zentralkalimantan, wohin wir sie damals ausgewildert haben. Vor einigen Tagen nun, hatten wir – unser Monitoring-Team und ich, Tierarzt Arga Sawung Kusuma – nun die Möglichkeit, die beiden zu beobachten.
Zunächst sah ich nur Riwut, der ganz alleine auf einem umgefallenen Baum spielte. Mein Blick ging nach oben und da sah ich dann auch Cindy, die ihre kleine Tochter ganz genau beobachtete. Sobald Riwut unsere Anwesenheit bemerkte, brachte sie sich ganz schnell in den Armen ihrer Mutter in Sicherheit.
Die beiden ließen keine Zeit verstreichen und suchten schnell das Weite. Schließlich stoppten sie an einem Baum um ein bisschen Rinde zu naschen und setzten ihren Weg anschließend weiter fort.
Nachdem wir die zwei einige Stunden beobachtet hatten, merkten Cindy und Riwut erneut, dass sie nicht allein waren. Sofort bekundete die Mama mit lauten Kussgeräuschen ihren Unmut über unsere Anwesenheit und trat mit Riwut erneut den Rückzug an.
Da die Sonne eh langsam unterging, beschlossen wir, den beiden nicht mehr weiter zu folgen. Es war ein wunderschönes Erlebnis, Cindy und Ritwut nach so langer Zeit wiederzusehen und feststellen zu können, dass die beiden sich prächtig in ihrer neuen Heimat eingelebt hatten. Sie waren gesund und lebhaft und es war überhaupt nicht mehr erkennbar, dass Cindy einmal als Haustier ihr Dasein fristen musste. Und noch schöner war es, zu sehen, wie liebevoll sie sich um Riwut kümmerte. Das sind die Momente, die uns zeigen, dass wir alles richtig gemacht haben.
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by Denitza Toteva | 23 Jun 2017 | Alt, News
Gelacht hat wahrscheinlich jeder Mensch schon einmal in seinem Leben. Doch ist Lachen ein rein menschliches Verhalten? Wie sieht es bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, aus? Können die auch lachen? Und wenn ja, wie unterscheidet sich unser Lachen von ihrem?
Um diese Fragen zu beantworten, muss zunächst geklärt werden, welches Verhalten überhaupt als Lachen zählt.
Laut allgemeiner Definition ist Lachen instinktive, ansteckende, stereotypische, unbewusst kontrollierte Vokalisation im Zusammenhang mit sozialem Spielen. Es findet also im sozialen Kontext statt, vor allem in sozialen Interaktionen, weshalb Lachen nicht bei Einsamkeit auftritt.
Durch Beobachtungsstudien konnte bisher nachgewiesen werden, dass Menschenaffen ebenfalls, wenn auch mit einigen Unterschieden, lachen können. Ihr Lachen ist eher ein Keuchen, da sie keine Atemkontrolle haben, wie wir Menschen. Die Atemkontrolle ist auch ein Grund dafür, dass Menschen sprechen können, jedoch Menschenaffen nicht. Schließlich ist die Atemkontrolle beim Sprechen noch weitaus komplexer als beim Lachen, das eine unkontrollierte Handlung ist. Somit ist das Lachen eine wichtige Markierung in der evolutionären Entwicklung des Menschen bzw. der Menschenaffen.
Was uns zum Lachen bringt
In den 1990er-Jahren untersuchten drei Studierende das Lachen und seine vielen Facetten, um die Fragen zu beantworten, wann, wo und warum wir lachen. Inspiriert wurden sie dazu von der Schimpansen-Forscherin Jane Goodall. Sie nahmen zunächst 1.200 Tonspuren verschiedenartigster Formen sozialen Lachens von Menschen auf. Diese Methode brachte grundlegende Informationen über das Lachen zum Vorschein: Oft wurde bisher angenommen, dass das Lachen eine Reaktion des Publikums auf einen Stimulus, wie z. B. einen Witz sei. Jedoch konnte festgestellt werden, dass der Sprecher 46 Prozent mehr lachte als das Publikum und lediglich zehn bis 15 Prozent des Lachens ein humoristischer Reiz vorangegangen war. Eine witzige Situation ist also nicht notwendig für das Lachen, vielmehr ein Interaktionspartner. Das Gegenüber ist essentiell für das Lachen.
Schon Darwin erwähnte, dass Menschenaffen in der Lage sind zu lachen und zu kichern. Es ist ein Zeichen von spielerischer Absicht. Lachen hängt also nicht so sehr am Menschsein, sondern vielmehr an den sozialen Fähigkeiten einer Spezies.
Jedoch unterscheiden sich Menschen und Affen im Klang ihres Lachens. Beim Menschen ist es – das vielen bekannte – “ha-ha”, beim Schimpansen klingt es mehr wie ein “pant-pant”. Bonobos keckern eher und beim Orang-Utan gleicht das Lachen mehr einem menschlichen Grunzen. Auch in der weiteren Struktur unterscheidet sich das Lachen. Das “ha-ha” ist eine Abfolge kurzer Laute, die sich wiederum in kurzen Abständen wiederholen. Menschenaffen lachen mit einem langen Klang, der beim Aus- und Einatmen ertönt.
Lachen ist Kommunikation
Lachen ist sehr rudimentär und zeigt den Ursprung des Menschen. Dadurch wird ein Blick auf die Entwicklung des Menschen als ultra-soziales Säugetier freigelegt, das heißt ein Säugetier mit sehr komplexen sozialem Netz und vielseitigen Formen sozialer Interaktionen. Schließlich ist der Lachlaut durch Kitzeln ein sehr altertümlicher Laut, der zur Kommunikation zwischen Individuen eingesetzt wird. Da man sich nicht selber kitzeln kann bzw. den stereotypischen Laut produzieren kann, ist dafür Interaktion eine Voraussetzung. Gleichzeitig muss es eine neurologische Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Anderen geben, um überhaupt für diese soziale Kommunikation empfänglich zu sein. Auch Affen besitzen diese Unterscheidung zwischen dem Selbst und Anderen und sind daher in der Lage sich untereinander zu kitzeln. Gleichzeitig lassen sie sich auch von Menschen kitzeln, was eine der rudimentärsten Kommunikationen zwischen Mensch und Affen darstellt.
Tierische Lacher
Bemerkenswert ist, dass Menschen kurz nach der Geburt noch nicht kitzelig sind. Erst nach sieben bis acht Monaten sind die dafür nötigen neurologischen Verknüpfungen voll ausgreift, wodurch der Reiz in die zuständigen Areale des Gehirns gelangen kann. Die Berliner Forscher Brecht und Ishiyama untersuchten die neurologischen Grundlagen des Lachens bei Ratten und fanden „Kitzelzellen“ im somatosensorischen Kortex, also in dem Bereich des Gehirns, der für unsere Wahrnehmung von Tastreizen und verwandten Stimuli zuständig ist. Sobald diese Zellen mithilfe von elektrischen Impulsen erregt worden sind, stießen auch die Ratten ein Lachen aus. Dieses ist jedoch aufgrund ihrer Frequenz von 50-Kilohertz für den Menschen nicht wahrnehmbar.
Abschließend lässt sich also festhalten, dass das Lachen kein rein menschliches Verhalten und nicht von einem humoristischen Reiz abhängig ist. Vielmehr scheint es einen Zusammenhang zwischen sozialen Fähigkeiten und dem Lachen zu geben. Da neben höchstentwickelten Säugetieren, wie dem Menschen oder den Orang-Utans, auch Ratten in der Lage sind zu lachen, zeugt dieses Verhalten von dem gemeinsamen Ur-Stamm der Säugetiere und scheint deshalb selbst außerhalb der Primaten häufig unter den Säugetieren aufzutreten. Ein eindrucksvoller Beweis, zu was für einer großen Familie Menschen, Orang-Utans und viele weitere Arten gehören.
Autor: Jan Mücher
Quellen:
Provine, R. R. (2004). Laughing, Tickling, and the Evolution of Speech and Self. Current Directions in Psychological Science, 13(6), 215–218. doi: 10.1111/j.0963–7214.2004.00311.x
Baier, T. (2017). Warum Affen kitzlig sind. Tages-Anzeiger.