Leschs Kosmos

Da sind wir auf dem Holzweg: Welt­weit Bäume pflanzen, und schon ist das Klima gerettet. Eine schöne Vision, doch so einfach ist es leider nicht. Forscher gewinnen neue Erkennt­nisse über den „Klima­retter“ Wald: So kann manch gut gemeinte Baum­pflanz-Aktion sich am Ende als Null­nummer und sogar kontra­pro­duktiv erweisen.

Harald Lesch zeigt, wo welches Grün dem Blauen Planeten tatsäch­lich hilft. Man hat dem Kohlen­di­oxid in der Atmo­sphäre den Kampf ange­sagt: Hunderte Millionen von Setz­lingen sollen die Lösung sein. Selbst Donald Trump hat sich der Baum­pflanz-Bewe­gung ange­schlossen, um so das Kohlen­di­oxid-Problem quasi auf dem schnellen, natür­li­chen Weg in den Griff zu bekommen. Sogar mit Drohnen werden Baum­samen in der Land­schaft verteilt. Doch inzwi­schen hegen Wissen­schaftler erheb­liche Zweifel und halten einige der Maßnahmen sogar für kontra­pro­duktiv. Wie kann das sein? Und wie groß ist das Poten­zial der Bäume wirk­lich? Beson­ders im Blick der Forscher: der Amazonas-Regen­wald — die „Klima­an­lage“ der ganzen Welt. Auch hier sind die Auswir­kungen der Klima­er­wär­mung bereits messbar: Im Durch­schnitt dauert die Trocken­zeit länger. Das begüns­tigt Wald­brände — und die Ausbrei­tung von Feuern, die teil­weise gezielt von Menschen gelegt werden. Immer mehr Flächen des Regen­waldes gehen verloren. Wissen­schaftler warnen jetzt, dass der Tipping Point bald erreicht ist, der Punkt, an dem das gesamte System zusam­men­bre­chen könnte. Wie weit sind wir vom Kollaps entfernt? Nun rächt sich auch, dass der Fokus beim Wald in Deutsch­land lange nur auf dem Holz­ertrag lag. Schnell wach­sende Baum­arten wurden in Mono­kul­turen gepflanzt. Vor allem solche Arten, die in unseren gemä­ßigten Zonen eigent­lich nur bedingt wachsen würden. Ihnen macht der Klima­wandel beson­ders zu schaffen. Mit welchen Maßnahmen ist unser Wald noch zu retten? Und wie lassen sich Klima­funk­tion und wirt­schaft­liche Nutzung des Waldes in Zukunft mitein­ander kombi­nieren? Harald Lesch geht den Fragen nach und zeigt aktu­elle Forschungen, die unsere Land­schaften verän­dern könnten, sowie über­ra­schende Möglich­keiten, Kohlen­di­oxid dauer­haft aus der Atmo­sphäre zu entfernen.

Beein­dru­ckende Tierwelt

Regen­wälder und Dschungel machen sechs Prozent der welt­weiten Land­fläche aus. In diesen feuchten Gebieten sind mehr als die Hälfte aller bekannten Lebe­wesen zu Hause. Von den Baum­kronen bis zum dichten Unter­holz bietet der Dschungel Lebens­raum für Tiere, die nur hier über­leben können. Während sich Nasen‑, oder Klam­mer­affen durch die Bäume schwingen, verbringen Tiger oder Riesen­krab­ben­spinnen ihr Leben am Boden. Die Mehr­heit der welt­weit 10 000 Vogel­arten liebt die Feuch­tig­keit des Dschungels.

So leben in den Regen­wäl­dern auf der ganzen Welt Vögel, die Menschen außer­halb besten­falls im Zoo zu Gesicht bekommen. Der Kasuar etwa sieht mit seinen eindrucks­vollen Klauen und dem helm­ar­tigen Auswuchs am Kopf sehr eindrucks­voll aus. Diese flug­un­fä­higen Lauf­vögel leben ausschließ­lich in Papua-Neuguinea und in einigen Gebieten des austra­li­schen Regen­waldes. In Südost­asien, im Dschungel von Borneo, leben 350 verschie­dene Vogel­arten. Die größte Attrak­tion ist der Nashorn­vogel. Vor allem der riesige Schnabel und der eindrucks­volle Helm — ähnlich jenem des Kasuars — verleihen ihm einen beson­deren Charakter. Der Auswuchs am Kopf soll angeb­lich den Schall verstärken, der ausge­prägte Schnabel hilft ihm, seine Körper­tem­pe­ratur zu regu­lieren. Auch Affen lieben warmes, feuchtes Klima. So tummeln sich in den Tropen von Klam­mer­affen über den frechen Kapu­ziner bis zu Orang-Utans unzäh­lige verschie­dene Arten von Affen. Orang-Utans verbringen mindes­tens 90 Prozent des Tages in den Baum­kronen. Nur wenn es unbe­dingt notwendig ist, bewegen sie ihre kräf­tigen Arme. Deren Spann­weite beträgt unglaub­liche zwei­ein­halb Meter. Hände und Füße haben kurze Daumen, mit denen sie sich gut an den Ästen fest­halten können. Nacht­ak­tive Tiere wie Spinnen oder einige Repti­lien im Regen­wald kann man am besten mit einer starken Taschen­lampe erbli­cken. Riesen­krab­ben­spinnen machen sich nicht die Mühe, Netze zu bauen: Sie jagen und suchen nach Nahrung. Vor allem Insekten und andere wirbel­lose Tiere, die durch das Unter­holz krie­chen, werden zur Beute der Riesen­krab­ben­spinnen. Auch die Amethyst­py­thon und die Boyds-Eidechse leben im Unter­holz. Die gut getarnte Drachen­ei­dechse ernährt sich vor allem von Stab­heu­schre­cken. Weil Echsen nur wenig Energie spei­chern können, bewegen sie sich kaum. Auf der Weih­nachts­insel im Indi­schen Ozean lebt eine Tierart, die Touristen aus aller Welt anzieht: die Gemeine Languste. Diese leuch­tend roten Land­krabben leben den Groß­teil des Jahres im Dschungel. Rund um Weih­nachten jedoch machen sie sich auf den Weg zum Meer, um sich dort fort­zu­pflanzen. Sie über­queren Land­straßen ebenso wie Ortschaften. Enga­gierte Menschen helfen ihnen jedoch, sicher ans Ziel zu kommen.

Expe­di­tion Amazonas

Ein Raub­tier regiert den Amazonas-Regen­wald wie kein anderes: der Jaguar. Riesen­otter, Anakondas und selbst Kaimane fallen dem geschickten Jäger zum Opfer. Doch auch wer dem Jaguar, den Gift­schlangen und den lauernden Taran­teln entkommt, ist noch nicht sicher, denn auch aus der Luft lauern Gefahren. Die Raub­vögel warten schon auf ihr nächstes Mahl.

Tropi­sche Inseln unserer Erde

Im Herzen Südost­asiens liegt die Tropen­insel Borneo. Sie ist mehr als doppelt so groß wie die Bundes­re­pu­blik und beher­bergt die größte Arten­viel­falt aller Inseln welt­weit — von Flug­echsen über Malai­en­bären bis zu Orang-Utans. Dank einer Viel­zahl unter­schied­li­cher Lebens­räume wie Koral­len­riffen, Urwäl­dern und Hoch­ge­birge leben auf Borneo mehr als 60.000 Tier- und Pflan­zen­arten, von denen viele nur dort vorkommen.

Borneos Küste ist von einem einzig­ar­tigen Lebens­raum gesäumt: ein weit­läu­figer Über­schwem­mungs­wald, durch­zogen von einem Netz­werk von Wasser­läufen. In diesem wasser­durch­tränkten Dschungel hat sich ein außer­ge­wöhn­li­ches Geschöpf entwi­ckelt: der Nasen­affe. Die Urwälder im Insel­in­neren sind Heimat der Flügel­frucht­ge­wächse. Sie sind die größten Regen­wald­bäume der Welt. Ein einziges Exem­plar bietet Lebens­raum für bis zu 1.000 Tier- und Pflan­zen­arten. Vergli­chen mit dem Nahrungs­an­gebot in den Baum­kronen ist der Boden des Regen­walds eher karg. Da es hier nur wenig Nahrung gibt, sind die Land­säu­ge­tiere auf Borneo deut­lich kleiner als auf dem Fest­land. Das gilt auch für den außer­or­dent­lich seltenen Malai­en­bären. Mit knapp über einem Meter Länge ist er der kleinste Bär der Welt. Tief im Herzen Borneos, hoch über dem Regen­wald, liegt ein weiterer wich­tiger Lebens­raum der Insel: das Hoch­ge­birge. Um hier über­leben zu können, haben sich einige Pflanzen zu Fleisch­fres­sern entwi­ckelt. Die heftigen Nieder­schläge auf Borneo haben umfang­reiche Höhlen­sys­teme in den Boden der Insel gewa­schen. Die Deer Cave ist so groß, dass ein Passa­gier­flug­zeug hindurch­fliegen könnte. Hier leben Millionen von Fleder­mäusen, die ein ganzes Ökosystem im Gleich­ge­wicht halten. Mehr als 10.000 Jahre lang war diese Arten­viel­falt durch die isolierte Lage der Insel geschützt, doch der indus­tri­elle Holz­ein­schlag hat alles verän­dert. Wie lange können die hier heimi­schen Orang-Utans bei fort­schrei­tender Zerstö­rung ihres Lebens­raums noch überleben?

Mada­gaskar, Borneo und Hawaii — drei der exotischsten, geheim­nis­vollsten und entle­gensten Inseln unseres Planeten. Sie alle haben in ihrer Abge­schie­den­heit eine beein­dru­ckende Arten­viel­falt hervor­ge­bracht, die sonst nirgendwo zu finden ist. In der Erdge­schichte hat sich Mada­gaskar als erstes vom Fest­land gelöst und besitzt von allen Inseln den größten Reichtum an ende­mi­schen Tier­arten — darunter auch die berühmten Lemuren. Borneo verfügt dagegen über die größte Biodi­ver­sität aller Inseln welt­weit. Hier trifft man unter anderem auf Orang-Utans und Flug­schlangen. Hawaii ist die abge­le­genste Insel­gruppe über­haupt und Lebens­raum für Wale, Vögel und Schild­kröten. In einer sich rasch verän­dernden Welt geben diese fragilen Ökosys­teme über­le­bens­wich­tige Hinweise auf den Zustand unseres Planeten.Synchronfassung, Online verfügbar von 24/01 bis 07/02

Planet B

War Donald Trump doch ein Klima­retter? In seiner Amts­zeit sind die CO2-Emis­sionen der USA nämlich gesunken! Schadet Netflix gucken wirk­lich dem Klima? Und: Warum versu­chen wir die Klima­er­wär­mung auf genau 1,5 Grad zu beschränken? Können alle Flüge inner­halb deutsch­lands durch die Bahn ersetzt werden?

Auf die aller­meisten Fragen zum Klima­wandel gibt es konkrete Antworten. Nur sind die oft nicht ganz einfach. Im BR-Format „Planet B“ klärt Wissen­schafts­jour­na­listin Ilka Knigge Fragen rund um den Klimawandel.

Erfolg­reiche Auswil­de­rung zum Jahresende

Erfolg­reiche Auswil­de­rung zum Jahresende

Acht reha­bi­li­tierte Orang-Utans genießen seit dem Wochen­ende die Frei­heit des Natio­nal­parks Bukit Baka Bukit Raya in Zentral-Kali­mantan. Die Weib­chen Lido (15), Suci (6), Moni (15) und Ating (17) und die Männ­chen Sembara (13), Petto (16), Pickle (14) und Miko (11) konnten wir erfolg­reich in ihrer neuen Heimat freilassen.

2021 wollten wir eigent­lich unter dem Motto #Oran­gut­an­Freedom zele­brieren. Denn viele Orang-Utans warten in unseren Rettungs­zen­tren sehn­süchtig auf ihre Auswil­de­rung. Hoff­nungs­voll sind wir im Februar gestartet und brachten – mit dem Heli­ko­pter – zehn Tiere in den Regen­wald. Im Juni schenkten wir sieben Wald­men­schen die Frei­heit. Doch die Corona-Pandemie hatte Indo­ne­sien 2021 fest im Griff. Und die Frei­heit blieb uner­reichbar. So freuen wir uns umso mehr, nun, zum Jahres­ende, acht weiteren Tieren ein selbst­be­stimmtes Leben im Regen­wald schenken zu können. 

Mikos erste Schritte in seiner neuen Heimat
Mikos erste Schritte in seiner neuen Heimat

Unsere Bilanz für dieses Jahr: 25 Neue Wilde, die hoffent­lich dazu beitragen können, die bedrohte Popu­la­tion der Borneo-Orang-Utans zu stärken und zu vermehren.

Die Reise in den Auswilderungswald ist fordernd
Die Reise in den Auswil­de­rungs­wald ist fordernd

Unsere Kolleg:innen gaben wieder einmal alles. Tag und Nacht ging die Reise, teil­weise bei strö­mendem Regen, von Nyaru Menteng aus tief in den geschützten Regen­wald des Natio­nal­parks Bukit Baka Bukit Raya.

Regen verwandelt die Wege in Matschpisten
Regen verwan­delt die Wege in Matschpisten
Auch bei Dunkelheit geht die Reise weiter - und der Hunger der Orang-Utans muss auch mitten in der Nacht gestillt werden
Auch bei Dunkel­heit geht die Reise weiter — und der Hunger der Orang-Utans muss auch mitten in der Nacht gestillt werden

Mit der Öffnung der Trans­port­boxen beginnt das neue Leben unserer Schützlinge. 

Pickle erobert sein neues Revier
Pickle erobert sein neues Revier

Unsere Arbeit ist damit noch nicht vorbei. Denn unsere Beob­ach­tungs­teams (Post­re­lease-Moni­to­ring-Teams) folgen den ausge­wil­derten Orang-Utans die ersten Tage auf Schritt und Tritt. 

Miko war eines unserer Patentiere. Jetzt lebt er in Freiheit
Miko war eines unserer Paten­tiere. Jetzt lebt er in Freiheit

So können wir sicher gehen, dass sie sich gut in ihrem neuen Lebens­raum zurecht­finden. Und – im Notfall – können wir eingreifen.
Sobald wir Neuig­keiten aus dem Regen­wald erfahren, werden wir berichten, wie sich Miko, Pickle und die anderen in ihrem neuen Zuhause einge­lebt haben.

Die Äste in Bukit Baka Bukit Raya scheinen Suci zu schmecken
Die Äste in Bukit Baka Bukit Raya scheinen Suci zu schmecken

Wir wünschen den acht neuen Dschun­gel­be­woh­nern eine gute Zeit im Regenwald!

Möchten Sie einen Orang-Utan auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.