Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya – so heißt das zukünftige Zuhause für drei unserer Schützlinge. Bei der 35. Auswilderung durften am 17. Februar Orang-Utan-Mann Batola (17 Jahre) sowie die Weibchen Paduran (12) und Unyu (6) das Schutzzentrum Nyaru Menteng für immer verlassen und den letzten Schritt in die Freiheit gehen.
In einer etwa 15-stündigen, anstrengenden Fahrt wurde das Trio direkt zum Freisetzungsort in Kasongan gebracht. Dabei hatten die Menschenaffen prominente Begleitung von höchster Stelle: die indonesische Direktorin und Verantwortliche für den Erhalt der biologischen Vielfalt aus dem Ministerium für Umwelt und Forstwirtschaft, Indra Eksploitasia.
Neues Monitoring-Camp eröffnet
Sie überzeugte sich nicht nur von der bedeutsamen Arbeit der BOS Foundation für den Artenschutz sondern eröffnete auch das neue Monitoring-Camp unserer Organisation. Es erhielt den Namen “Lewun Kahio”, was in der lokalen Dayak-Sprache so viel wie “Orang-Utan-Dorf” bedeutet.
Die Direktorin würdigte explizit die Anstrengungen von BOS im Orang-Utan-Schutz: „Mit dieser Auswilderung hoffen wir, die Population der Tiere in freier Wildbahn zu erhöhen. Außerdem wollen wir die Gemeinschaft mehr an den Projekten beteiligen und die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Parteien, insbesondere den bestehenden Gemeinden im Waldgebiet, verbessern.
Auswilderungsgebiet wurde genau geprüft
Der Leiter des Bukit Baka Bukit Raya-Nationalparks, Agung Nugroho, berichtete von den weitgehenden Vorbereitungen für diese Auswilderung: „Es wurden mehrere Studien durchgeführt, um die Eignung des Parks als zukünftiges Heim für rehabilitierte Orang-Utans sicherzustellen.“ Viele Faktoren mussten berücksichtigt werden, wie beispielsweise die Verfügbarkeit natürlicher Nahrung, die Höhenlage, die Anzahl an bereits vorhandenen wilden Orang-Utan-Populationen, die Lebensraumtragfähigkeit und die Entfernung von menschlicher Aktivität. „Es muss sichergestellt werden, dass freigelassene Orang-Utans jegliche Gelegenheit haben, im Wald zu gedeihen.“
Zwei Monate intensiver Beobachtung geplant
Nach der Auswilderung und Camp-Eröffnung begannen unsere Mitarbeiter direkt mit der Beobachtung der neuen Regenwaldbewohner. Die drei Orang-Utans werden wie alle anderen Freigelassenen auch über einen Zeitraum von zwei Monaten intensiv überwacht, um sicherzustellen, dass sie sich gut an ihre neue Umgebung anpassen.
Seit 2016 wurden nunmehr 171 Orang-Utans in den Bukit Baka Bukit Raya-Nationalpark entlassen. Drei von den derzeitigen Waldbewohnern wurden aus Konfliktgebieten umgesiedelt.
Dringend mehr Land benötigt
Die erfolgreiche Rehabilitation der Menschenaffen und deren Auswilderung stellt BOS allerdings auch vor Herausforderungen: Wohin mit den Tieren, wenn sie bereit für die Wildnis sind? Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation, kennt das Problem „In den letzten Jahren haben wir sehr viele rehabilitierte Orang-Utans freigesetzt. Das gibt uns einerseits die Gelegenheit die noch in den Zentren verbliebenen Menschenaffen neu zu gruppieren und besser auf ihre Freilassung vorzubereiten. Auf der anderen Seite müssen wir dringend neue Wälder finden, die geeignet sind, viele Orang-Utans aufzunehmen.“
Hunderte Menschenaffen warten in den Rettungszentren von BOS noch auf ihre endgültige Freilassung. „Naturschutz ist keine Ein-Mann-Show“ mahnt Dr. Jamartin Sihite. “Daher erwarten wir, dass die Regierung und der Privatsektor unsere Bemühungen unterstützen. Ohne die Zusammenarbeit aller Beteiligten werden wir unsere Ziele nicht erreichen können. “
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Traurig blickt der kleine Orang-Utan durch die Gitterstäbe des Holzverschlags. Einen Monat ist er nun bereits hier eingesperrt, fristet sein Dasein auf etwa zwei Quadratmetern. Er ist schwach, unterernährt und fiebrig als man ihn findet. Mit dem Eintreffen des Rettungsteams der BOS Foundation ist er nun jedoch in Sicherheit.
Der etwa einjährige Menschenaffe ist die erste Rettung eines Orang-Utans im Jahr 2020. Gefunden wurde der kleine Junge bereits Ende Januar. Ein Bauer hatte ihn in dem Dorf Keladan in Zentral-Kalimantan in einem Käfig als Haustier gehalten. Seiner Angabe nach war das Baby in der Nähe einer Farm allein aufgefunden worden. Von der Mutter fehlte jede Spur.
Verwaiste Tiere keine Seltenheit
Kein ungewöhnliches Szenario. „Immer wieder werden Orang-Utans Opfer menschlicher Attacken“, sagt Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland. „Erwachsene Tiere auf Streifzug und Futtersuche werden gejagt, vertrieben, erschossen. Ihr Nachwuchs bleibt oft allein zurück, verwaist und ohne menschliche Hilfe dem Tod geweiht.“ Manche der Babys werden trotz Verbots als Haustier gehalten oder fallen dem internationalen Wildtierschmuggel zum Opfer.
Dennoch, es gibt Hoffnung, denn die Aufklärungsarbeit der BOS Foundation trägt Früchte. „Immer schneller werden illegal privat gehaltene Orang-Utans unseren Rettungsteams und den Behörden gemeldet“, erklärt Merdes. „Durch gezielte Information über die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Orang-Utan- sowie Regenwaldschutzes wird die lokale Bevölkerung für das Thema sensibilisiert. Außerdem werden Einheimische in Schutzprojekte einbezogen.“
Baby hat gute Chancen auf Rehabilitation
Das noch namenlose, etwa 3,5 Kilo schwere Orang-Utan-Baby hat gute Chancen, nach einem mehrere Jahre dauernden Rehabilitationsprozess eines Tages in Freiheit zu leben. Derzeit lebt es im BOS-Schutzzentrum Nyaru Menteng noch in Quarantäne. Nach deren Ablauf (frühestens Ende März) wird es wie alle geretteten Babys im Waldkindergarten von BOS die überlebenswichtigen Fähigkeiten für ein Leben in der Wildnis Borneos erlernen.
Bis es jedoch soweit ist, wird der kleine Orang-Utan wie seine mehr als 500 Artgenossen fürsorglich von den Babysittern, Medizinern und allen anderen Mitarbeitern der BOS Foundation betreut.
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Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natürlich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihenfolge immer mal wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vorstellen.
Der Borneo-Zwergelefant (Elephas maximus borneensis)
Die Bezeichnung „Zwergelefant“ ist relativ. Mit immer noch etwa zweieinhalb Metern Schulterhöhe ist er lediglich im Vergleich zu seinen bis zu 3,40 Meter hohen Artgenossen auf dem asiatischen Festland eher klein. Mit diesen gehört der Borneo-Zwergelefant zur selben Spezies und bildet eine Unterart von Elephas maximus, dem Asiatischen Elefanten. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich heute mit noch geschätzt 1.000 Individuen über den Nordosten Borneos, hauptsächlich im malaysischen Bundesstaat Sabah und zu einem kleineren Teil im nordöstlichen Zipfel der indonesischen Provinz Nordkalimantan. Dort lebt er bevorzugt in dichten Tieflandregenwäldern.
Verzwergung ist ein in der Evolution hin und wieder zu beobachtendes Phänomen, wenn Tierpopulationen längere Zeit auf Inseln isoliert sind. Dann müssen sie mit begrenzten Ressourcen zurechtkommen und/oder sind nicht mehr mit natürlichen Fressfeinden konfrontiert.
Vom Borneo-Zwergelefanten weiß man allerdings noch nicht, wo genau er eigentlich herkommt. Einig sind sich die Experten nur, dass er mit dem Asiatischen Elefanten eine Spezies bildet. Wie jedoch die Zwergelefanten nach Borneo gekommen sind, ist strittig. Eine Theorie besagt, dass sie das Überbleibsel eines einst viel größeren Verbreitungsgebiets des Asiatischen Elefanten darstellen. Während der letzten Eiszeit, als der Meeresspiegel noch wesentlich tiefer lag als heute, waren die heutigen Sundainseln Sumatra, Java und Borneo durch eine ausgedehnte Landmasse mit dem Festland verbunden. Erst vor etwa 18.000 Jahren bildete sich durch den wieder ansteigenden Meeresspiegel die heutige Inselwelt. Tatsächlich zeigen genetische Untersuchungen, dass die Zwergelefanten seit 300.000 Jahren von ihren größeren Artgenossen getrennt leben.
Eine andere Theorie meint, die Borneo-Zwergelefanten stammen ursprünglich aus Java, wo sie als Wildtiere schon seit Jahrhunderten verschwunden sind, aber mehr oder weniger domestiziert wurden und auf die heute philippinische Inselprovinz Sulu gelangten. Von dort soll ein örtlicher Sultan im 17. Jahrhundert einige Tiere als Geschenk nach Borneo gebracht haben, wo die Tiere schließlich wieder verwilderten. Für die Domestizierungstheorie spricht nach Meinung einiger Experten auch, dass Borneo-Zwergelefanten von Natur aus sehr zahm und sanftmütig sein sollen.
Auf welchen Wegen sich die Zwergelefanten auch immer auf Borneo eingefunden haben, sie gehören zur wilden Tierwelt Kalimantans und verdienen jeden Schutz. Ihr Bestand ist jedoch vom Aussterben bedroht, weil ihr Lebensraum nach und nach schwindet. Man kann den Regenwald – und muss es – nur als Einheit schützen. Jede Spezies hat darin ihren Platz.
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Fotograf Ralf Sänger beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Leben der Orang-Utans. Mit seinen Bildern versucht er, in der Ökologiestation Bergkamen den Besuchern der Ausstellung “Walter, Suma & Co , die Dortmunder Orang-Utans” die Bedeutung dieser Tiere für die Artenvielfalt unserer Erde näherzubringen.
Die BOS-Regionalgruppe Dortmund wird am Eröffnungabend und an allen Vortragstagen mit einem Infostand über die Arbeit der Borneo Orangutan Survival Foundation präsent sein und Fragen zum Orang-Utan- und Regenwaldschutz beantworten.
Veranstaltungsort: Forum der Ökologiestation, Westenhellweg 110, 59192 Bergkamen
Vor Kurzem haben wir von Uru und Rachel berichtet, die mit Jahresbeginn in der Waldschule um eine Klassenstufe aufrücken konnten (Neues Jahr, neue Klasse — Teil 1). Aber auch in Samboja Lestari gibt es vier kleine Orang-Utans, die im Januar den nächsten Schritt in ihrer Schullaufbahn wagen durften.
Catherine, Dennis, Ecky und Frank bilden das Quartett, das nach einem erfolgreich bestandenen Gesundheitscheck am 20. Januar in Gruppe 1 der Waldschule einsteigen durfte.
Um den Einstieg in die bereits bestehende Gruppe zu erleichtern, wurden die vier zunächst an ihre neuen Klassenkameraden gewöhnt, indem sie eine Woche lang immer wieder in deren Gehege gebracht wurden. Erst danach begann der reguläre Schulalltag. Und auch der wurde dem Quartett versüßt: Denn als erstes stand Spielen auf dem Stundenplan!
Vier weitere Schüler in der Waldschule
Wie ein Menschenkind auch müssen die Waldschüler pünktlich um 8 Uhr morgens an ihrem Schulplatz sein. Nicht jedoch, ohne zu frühstücken. In der Regel gibt es leckere Milch. So auch für unsere vier. An ihrem ersten „richtigen“ Schultag waren unsere Orang-Utans noch sehr schüchtern. Auch da unterscheiden sie sich nicht von Menschenkindern. Dennis und Ecky suchten sichtlich nervös die Nähe ihrer Ersatzmütter, Dennis kletterte zunächst auch auf die Schulter eines Babysitters.
In der Waldschule angekommen, hatte vor allem Ecky Anfangsprobleme. Sie zeigte sich zunächst extrem ängstlich und klammerte sich an ihre vertrauten Menschen. Auch dass ihre Babysitterin versuchte, Ecky mit den anderen Orang-Utan-Schülern bekannt zu machen, minderte diese Angst nicht. Die Kleine weinte und hielt sich noch mehr an ihrer Bezugsperson fest.
Doch schon nach kurzer Zeit war die größte Aufregung vorbei. Ecky beruhigte sich, beobachtete aufmerksam ihre neue Umgebung und begann bald darauf, auf einem Baum herumzuklettern. Hier spielte sie dann ausgelassen zwischen den Lianen. Ganz mutig versuchte sich das Mädchen sogar an einigen Castanopsis-Früchten.
Frank war der letzte, der den Boden verließ, freundete sich aber schnell mit Serge an. Die beiden spielten zusammen auf dem Waldboden, bis ein Mitarbeiter anfing, Frank das Klettern beizubringen.
Alles in allem hatten sich die Orang-Utan-Babys schnell an ihre neue Umgebung gewöhnt. Gerade der Kontakt zu den Gleichaltrigen in den Bäumen ist für die vier auch absolut wichtig. Von ihnen können sie sich viel abschauen. Wir hoffen, dass sie mit Hilfe ihrer neuen Klassenkameraden noch mehr Fähigkeiten erwerben und daraus ein natürliches, wildes Verhalten entwickeln. Für ein zukünftiges Leben in Freiheit.
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Gerade konnte unser Beobachtungsteam auf Borneo von einer ungeheuren Anziehungskraft berichten, die unsere Orang-Utan-Dame Elder auf einige ihrer Artgenossinnen ausübt (Die magnetische Elder). Schon sehen sich die Mitarbeiter der nächsten interessanten Situation gegenüber.
Gemeinsam mit den ebenfalls im Juli 2019 ausgewilderten Mori, Anna-Friel und Edgar steht das Weibchen Elder derzeit unter besonderer Beobachtung. Zurecht, wie es scheint. Denn irgendwie scheint die Dame etwas an sich zu haben, das anderen Artgenossinnen fehlt. Wie sonst ließe es sich erklären, dass sich nicht nur andere Orang-Utan-Weibchen an ihre Fersen heften, sondern auch der im April 2017 ausgewilderte Justin?
Der Zwölfjährige wurde nämlich justament dabei ertappt, wie er sich sehr interessiert an Elder heranpirschte. Ist er etwa auf Brautschau? Verwundern würde es nicht, fangen doch gerade Orang-Utan-Männchen im Alter von 10–15 Jahren an, ihre erste Gattin zu suchen. Ein in diesem Alter zunehmendes Interesse an sozialer Interaktion hat also einen klar biologischen Hintergrund.
Auch bei Anna-Friel startete Justin mehrere Annäherungsversuche. Diese ließ ihn jedoch abblitzen. Zunächst. Denn später beobachteten unsere Mitarbeiter, wie die zwei anfingen miteinander zu flirten. So bauten sie beispielsweise ihre Schlafnester nah beieinander, und Anna-Friel verringerte zusehends auch die Distanz zu dem Männchen.
Vielleicht wirken solche Interaktionen zwischen den mittlerweile wildlebenden Orang-Utans zunächst weniger bedeutend, als sie es tatsächlich sind. Doch diese zarten Annäherungen sind der erste Schritt für eine eventuell bevorstehende erfolgreiche Paarung. Und damit zum Erhalt der vom Menschen unabhängigen Population. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Arbeit für den Artenschutz auf Borneo weiterhin Früchte tragen wird.
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