Gober — Vom Schicksal einer Orang-Utan Mutter

Gober, die Orang-Utan Mutter, beherrscht den Film von der ersten bis zur letzten Minute. Über Jahre verfolgen wir die drama­ti­schen Abschnitte ihres Lebens. Die Schick­sals­schläge, die sie und ihre Kinder dabei treffen, berühren auch die Zuschauer in ihrem Innersten. Es ist eine kaum zu glau­bende, aber wahre Geschichte aus Sumatra, der großen indo­ne­si­schen Insel.

GEO-Repor­tage

Nur noch etwa 6.000 Orang Utans leben heute auf Sumatra. Pessi­mis­ti­schen Schät­zungen zufolge stehen die Chancen für die bedrohte Art, die nächsten zehn Jahre zu über­leben, schlecht. Grund dafür ist, dass ihr natür­li­ches Habitat zuneh­mend Palm­öl­plan­tagen weichen muss; etwa 70 Prozent der indo­ne­si­schen Insel sind heute schon davon bedeckt.

Zudem sieht ein Groß­teil der einhei­mi­schen Bevöl­ke­rung die Tiere eher als Unter­hal­tungs­ob­jekte statt als schüt­zens­wertes Natio­nal­erbe. Letz­teres ändert sich zwar langsam, könnte für die Menschen­affen aber zu spät sein. Der Engländer Ian Singleton arbeitet seit 20 Jahren daran, den Orang Utans ein Refu­gium zu schaffen, in dem die letzten ihrer Art unge­stört leben und sich im besten Fall wieder vermehren können.

Weiterer Sende­termin: Samstag, 27. Februar 6:00 Uhr.

 

Faszi­na­tion Erde — mit Dirk Steffens

Die Insel­welt Südost­asiens ist ein Eldo­rado für Natur­for­scher. Schon vor Charles Darwin brachte der Reichtum des Malai­ischen Archi­pels einen anderen Mann auf die Spur der Evolu­tion. Alfred Russel Wallace war auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage: Woher kommt die Fülle der Arten? Und daraus entwi­ckelte sich schließ­lich zwangs­läufig die Frage aller Fragen: Woher kommen wir selbst?

Auf den über 17 000 Inseln des Malai­ischen Archi­pels scheint die Schöp­fung verrückt­zu­spielen und das Leben gera­dezu zu explodieren.
Was für Charles Darwin seine Reise zu den Gala­pa­gos­in­seln war, waren für Alfred Russel Wallace seine Expe­di­tionen durch die südost­asia­ti­sche Insel­welt. Noch heute ein Aben­teuer, waren die Reisen zu Zeiten von Wallace lebens­ge­fähr­lich. Die unbe­kannte Tier­welt und Infek­ti­ons­krank­heiten hielten ihn nicht auf. Das Studium unge­wöhn­li­cher Insekten, die sich zum Teil sehr ähnlich sind, ließ in ihm die Über­zeu­gung reifen: Da muss es Über­gänge geben, irgend­etwas, das eine Entwick­lung von einer zur anderen Insek­tenart trig­gert. Und der Blick in die Gesichter der „Wald­men­schen“, der Orang-Utans, ließ ihn womög­lich ahnen: Auch der Mensch gehört in eine solche Entwick­lungs­reihe. Anders als der Gelehrte Darwin war Wallace ein Schul­ab­bre­cher, Auto­di­dakt und Aben­teurer. Dennoch leis­tete er einen entschei­denden Beitrag zur Erkenntnis: Unter­schied­liche Arten sind das Ergebnis der Evolu­tion. Wie konnte ein Mann wie er vor 150 Jahren diese entschei­denden Einblicke gewinnen, das Welt­bild seiner Zeit infrage stellen und dennoch in den Annalen der Geschichte verloren gehen? Immerhin erin­nern Namen wie „Wallace-Frosch“ oder „Wallace-Linie“ an den begna­deten Beob­achter, durch den sich Charles Darwin erst veran­lasst sah, seine Erkennt­nisse zur Entste­hung der Arten zu publi­zieren. Dirk Stef­fens folgt den Spuren von Wallace durch die sagen­hafte Insel­welt Indo­ne­siens und Malay­sias. Er begegnet „Wald­men­schen“, erklimmt Urwald­riesen und harrt für seine Beob­ach­tungen aus auf einer wack­ligen Platt­form inmitten einer riesigen Höhle. Er erkundet Orte, die wirken, als seien sie Spiel­plätze der Evolu­tion: mit flie­genden Fröschen, riesigen Echsen und Kängurus in Bäumen. Alfred Russel Wallace halfen die Inseln mit ihren unge­wöhn­li­chen Bewoh­nern zu Einsichten, die die Welt verän­derten. Und bis heute geht von dieser Welt eine beson­dere Faszi­na­tion aus.

Mardi­anto, was hast du dich verändert!

Mardi­anto, was hast du dich verändert!

Menschen verän­dern sich im Laufe der Zeit. Wir bekommen Falten, werden dicker oder dünner, die Haare werden grauer und der Haar­an­satz wandert womög­lich nach hinten. Hat man sich länger nicht gesehen, erlebt man viel­leicht die eine oder andere opti­sche Über­ra­schung. Das kann auch mit Orang-Utans passieren. Vor allem mit männ­li­chen Orang-Utans, die im Erwach­se­nen­alter noch eine recht eindrucks­volle körper­liche Verän­de­rung durch­ma­chen können. So, wie Mardi­anto, der seit gut fünf Jahren wild und frei durch unseren Schutz­wald Bukit Batikap streift.

Mardi­anto war zwei Jahre alt, als er 2005 von einem Team der Natur­schutz­be­hörde BKSDA in Zentral-Kali­mantan von einer Ölpalm­plan­tage gerettet wurde. Er kam in unser Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng, wo er über viele Jahre den Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess in der BOS-Wald­schule durch­lief, den er 2012 erfolg­reich abschloss. Die Wald­uni­ver­sität besuchte er auf der Bangamat Voraus­wil­de­rungs­insel, wo man ihn leicht an seiner flachen und breiten Stirn, den kurzen dunklen Haaren und dem markanten Gesicht erkennen konnte.

Mardianto kurz vor seiner Auswilderung im August 2015
Mardi­anto kurz vor seiner Auswil­de­rung im August 2015

Nach zehn Jahren der Ausbil­dung konnten wir Mardi­anto im August 2015 bei der Hara-Fels­for­ma­tion im Bukit Batikap-Schutz­wald in Zentral-Kali­mantan ausge­wil­dern. Seitdem gelang es unserem Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Team ziem­lich oft, ihn aufzu­spüren, so dass wir zahl­reiche Verhal­tens­daten über sein Leben in seiner neuen Umge­bung sammeln konnten. Sogar in unsere Kame­ra­fallen ist er getappt. Und so konnten wir auch fest­stellen, dass Mardi­anto optisch eine beein­dru­ckende Verwand­lung voll­zogen hat.

Ein echter Gigolo

Wir wissen, dass Mardi­anto es liebt, den Wald zu erkunden und andere Orang-Utans zu treffen – vornehm­lich Weib­chen. Bei diversen Gele­gen­heiten im Jahr 2016 wurde er mit Compost, Suta, Zakia und Manggo gesichtet. Im Jahr 2017 wurde er mit Manisha, Manggo, Lesta, Olivia, Zakia und Compost beob­achtet. Im Jahr 2018 wurde er mit Manisha, Manggo, Gina, Compost, Nobri und Zakia gesehen.

Mardianto (rechts) und Compost naschen Termiten
Mardi­anto (rechts) und Compost naschen Termiten

Wenn Mardi­anto Zeit mit seinen weib­li­chen Beglei­te­rinnen verbringt, folgt er ihnen meist auf ihren Streif­zügen durch den Wald oder futtert mit ihnen hoch oben in den Baum­kronen saftige Triebe und süße Früchte. Er scheint sich dabei nicht an der Anwe­sen­heit unserer Beob­ach­tungs­teams zu stören.

Mardianto 2019
Mardi­anto 2019

Jetzt ist Mardi­anto 18 Jahre alt und hat einige extreme körper­liche Verän­de­rungen durch­laufen. Er ist kein Jung­tier mehr, sondern hat sich in ein statt­li­ches domi­nantes Männ­chen mit einem brei­teren Gesicht verwan­delt, dank seiner beein­dru­ckenden, noch immer wach­senden Backenwülste.

2020 hat Mardianto Backenwülste entwickelt
2020 hat Mardi­anto Backen­wülste entwickelt

Unser Beob­ach­tungs­team hat bemerkt, dass Mardi­anto sich jetzt auch in Long Calls versucht. Aber da er gerade erst damit anfängt, klingt er noch etwas unbe­holfen. Es gelingt ihm noch nicht, sehr laut oder weit zu rufen. Doch Übung macht den Meister. Da er schon seit vielen Jahren im Wald lebt, können wir Mardi­anto nicht mehr über sein Peil­sen­der­si­gnal orten. Die Batterie war im Jahr 2018 erschöpft. Doch noch immer können wir von Zeit zu Zeit entlang der Fluss­ufer orten, wenn er unter­wegs auf Nahrungs­suche ist und nach seiner nächsten Gefährtin sucht.

Und, hätten Sie ihn nach all den Jahren wiedererkannt?

Werden auch Sie zum Unter­stützer von BOS. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

 

Über­schwem­mungen machen Orang-Utan-Inseln unbewohnbar

Über­schwem­mungen machen Orang-Utan-Inseln unbewohnbar

Sturz­flut­artig strömten die Wasser­massen über weite Teile der Insel, als Ende letzten Jahres außer­ge­wöhn­lich starke Regen­fälle auf Borneo nieder­gingen. Sie unter­spülten Gebäude, beschä­digten Brücken und rissen Teile von Straßen mit sich. Auch die Gegend um Samboja Lestari ist betroffen: Über­schwem­mungen und kleine Erdrut­sche beschä­digten einen Teil der Infra­struktur auf dem Gelände der BOS-Rettungs­sta­tion sowie die Zufahrts­straße zur Rettungs­sta­tion und den Voraus­wil­de­rungs­in­seln. Auch die Dämme von zwei Fluss­in­seln und die Stütz­mauer zwischen zwei anderen Inseln sind durch das reißende Wasser stark beschä­digt worden.

Evaku­ie­rung von auswil­de­rungs­be­reiten Orang-Utans

Die Orang-Utans mussten zurück in Käfige
Die Orang-Utans mussten zurück in Käfige

Durch die entstan­denen Schäden ist die Sicher­heit für die auf diesen Inseln lebenden Orang-Utans nicht mehr gewähr­leistet. Sie mussten evaku­iert und vorüber­ge­hend in den Sozia­li­sie­rungs­kom­plex gebracht werden. Was für ein harter Rück­schlag für den Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess der Tiere – standen sie doch kurz vor ihrer Auswilderung.
Für die Orang-Utans, die sich an das Leben auf den Fluss­in­seln gewöhnt hatten, hat dieser uner­war­tete Vorfall erheb­liche Auswir­kungen für ihren Entwick­lungs­pro­zess. Unsere Teams vor Ort machen alles möglich, um die Tiere während ihres Zwischen­auf­ent­haltes im Sozia­li­sie­rungs­kom­plex im besten Sinne zu „fordern“: Immer neue Enrich­ments (Beschäf­ti­gungen mit Lern­ef­fekt) akti­vieren die Tiere und fördern ihre Entwick­lung Rich­tung Unabhängigkeit.

Knappe Mittel wegen Corona-Pandemie

Ganze Wege sind weggerissen
Ganze Wege sind weggerissen

Trotz der aktuell begrenzten zeit­li­chen, perso­nellen und finan­zi­ellen Ressourcen hat das BOS-Team bereits begonnen, einige der entstan­denen Schäden zu repa­rieren. Doch die voll­stän­dige Instand­set­zung der Inseln ist ohne externe Hilfe nicht möglich. Denn: Neben der Repa­ratur der entstan­denen Schäden muss zusätz­lich in eine verbes­serte Infra­struktur inves­tiert werden. Schließ­lich sollen die Anlagen zukünf­tigen starken Regen­fällen und Über­schwem­mungen stand­halten können. Doch das kostet Geld. Wegen den noch immer sehr hohen Kosten zur Pande­mie­be­kämp­fung fehlt es derzeit jedoch an zusätz­li­chen finan­zi­ellen Mitteln für fundierte Repa­ratur- und Baumaßnahmen.

Die Ufter der Inseln Pulau 7 und 8 sind stark beschädigt
Die Ufer der Inseln Pulau 7 und 8 sind stark beschädigt

Wir bitten Sie daher drin­gend um Unter­stüt­zung. Helfen Sie uns, dass die Inseln so schnell wie möglich wieder bezugs­fertig sind und die betrof­fenen Orang-Utans auf ihre Inseln zurück­kehren können. Damit die letzte Phase ihres Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zesses beginnen kann.

Ihre Hilfe ist in dieser schwie­rigen Situa­tion beson­ders wichtig. Jeder Beitrag hilft unseren Orang-Utans in eine bessere Zukunft.

 

Beein­dru­ckende Tierwelt

Regen­wälder und Dschungel machen sechs Prozent der welt­weiten Land­fläche aus. In diesen feuchten Gebieten sind mehr als die Hälfte aller bekannten Lebe­wesen zuhause. Von den Baum­kronen bis zum dichten Unter­holz bietet der Dschungel Lebens­raum für Tiere, die nur hier über­leben können. Während sich Nasen‑, oder Klam­mer­affen durch die Bäume schwingen, verbringen Tiger oder Riesen­krab­ben­spinnen ihr Leben am Boden. Die Mehr­heit der welt­weit 10 000 Vogel­arten liebt die Feuch­tig­keit des Dschungels.

So leben in den Regen­wäl­dern auf der ganzen Welt Vögel, die Menschen außer­halb besten­falls im Zoo zu Gesicht bekommen. Der Kasuar etwa sieht mit seinen eindrucks­vollen Klauen und dem helm­ar­tigen Auswuchs am Kopf sehr eindrucks­voll aus. Diese flug­un­fä­higen Lauf­vögel leben ausschließ­lich in Papua-Neuguinea und in einigen Gebieten des austra­li­schen Regen­waldes. In Südost­asien, im Dschungel von Borneo, leben 350 verschie­dene Vogel­arten. Die größte Attrak­tion ist der Nashorn­vogel. Vor allem der riesige Schnabel und der eindrucks­volle Helm — ähnlich jenem des Kasuars — verleihen ihm einen beson­deren Charakter. Der Auswuchs am Kopf soll angeb­lich den Schall verstärken, der ausge­prägte Schnabel hilft ihm, seine Körper­tem­pe­ratur zu regu­lieren. Auch Affen lieben warmes feuchtes Klima. So tummeln sich in den Tropen von Klam­mer­affen über den frechen Kapu­ziner bis zu Orang-Utans unzäh­lige verschie­dene Arten von Affen. Orang-Utans verbringen mindes­tens 90 Prozent des Tages in den Baum­kronen. Nur wenn es unbe­dingt notwendig ist, bewegen sie ihre kräf­tigen Arme. Deren Spann­weite beträgt unglaub­liche zwei­ein­halb Meter. Hände und Füße haben kurze Daumen, mit denen sie sich gut an den Ästen fest­halten können. Nacht­ak­tive Tiere wie Spinnen oder einige Repti­lien im Regen­wald kann man am besten mit einer starken Taschen­lampe erbli­cken. Riesen­krab­ben­spinnen machen sich nicht die Mühe, Netze zu bauen: Sie jagen und suchen nach Nahrung. Vor allem Insekten und andere wirbel­lose Tiere, die durch das Unter­holz krie­chen, werden zur Beute der Riesen­krab­ben­spinnen. Auch die Amethyst­py­thon und die Boyds-Eidechse leben im Unter­holz. Die gut getarnte Drachen­ei­dechse ernährt sich vor allem von Stab­heu­schre­cken. Weil Echsen nur wenig Energie spei­chern können, bewegen sie sich kaum. Auf der Weih­nachts­insel im Indi­schen Ozean lebt eine Tierart, die Touristen aus aller Welt anzieht: die Gemeine Languste. Diese leuch­tend roten Land­krabben leben den Groß­teil des Jahres im Dschungel. Rund um Weih­nachten jedoch machen sie sich auf den Weg zum Meer, um sich dort fort­zu­pflanzen. Sie über­queren Land­straßen ebenso wie Ortschaften. Enga­gierte Menschen helfen ihnen jedoch, sicher ans Ziel zu kommen.

Hinweis
Die Reihe „Beein­dru­ckende Tier­welt“ gibt Einblicke in die unter­schied­li­chen Lebens­räume und ‑bedin­gungen der Tiere weltweit.