Dilla, Mawas und Jeliva sind auf die Schutz­insel umgezogen

Dilla, Mawas und Jeliva sind auf die Schutz­insel umgezogen

Die drei Orang-Utan-Weib­chen Dilla, Mawas und Jelive sind auf die „Pflegeheim“-Insel Badak Kecil umge­zogen – damit leben jetzt zehn nicht auswil­der­bare Orang-Utans auf dem kleinen Eiland, das zu den über­wachten und gesi­cherten „Salat Islands“ gehört. Die drei Weib­chen zwischen 13 und 17 Jahren haben ihren Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess in Nyaru Menteng durch­laufen – doch leider konnten sie nicht alle Fähig­keiten ausbilden, die für ein unab­hän­giges Leben in der Wildnis notwendig sind. Wie so oft, steckt meist eine trau­rige Geschichten dahinter…

Eine Geschichte wie diese: Ein Mädchen wird viel zu früh seiner Mutter beraubt, lebt vier Jahre lang in häus­li­cher Gefan­gen­schaft, wird endlich befreit und ist doch unfähig, ihr erlit­tenes Trauma je zu über­winden. Was wie die Zusam­men­fas­sung eines tragi­schen Filmes klingt, ist trau­rige Realität. Es ist die Geschichte unseres Orang-Utan-Weib­chens Dilla. Wie für alle unsere Orang-Utans, die uner­mess­li­ches Leid erlitten haben, geben wir auch für Dilla alles, damit sie ihr ganz persön­li­ches Happy End erlebt.

Vier Jahre Gefan­gen­schaft haben schlimme Folgen

Als wir Dilla retteten, hatte sie über vier Jahre in privater Gefan­gen­schaft leben müssen. Das ist selbst für uns – die wir nun schon so viel erlebt haben – eine über­durch­schnitt­lich lange Zeit, die ein Orang-Utan als Haus­tier gehalten wurde. Norma­ler­weise erfahren wir inner­halb von Monaten davon, wenn ein Tier konfis­ziert werden muss. Sie war in sehr schlechter gesund­heit­li­cher Verfas­sung. Mit gerade einmal fünf Jahren hatte sie schon einen grauen Star und war auf dem linken Auge erblindet.

Dilla war also kurz nach ihrer Geburt schon verwaist und gefangen genommen worden. Sie hatte unter unsagbar schlechten Bedin­gungen gelebt und wir setzten all unser Hoff­nung und Kraft darein, diesem Mädchen die beste Ausbil­dung zu ermög­li­chen. Dann wurde Dilla viel zu früh schwanger. Selbst noch ein Teen­ager gebar sie mit nur elf Jahren bei einer drama­ti­schen Geburt eine kleine Tochter, Delilah.

Dilla wollte nichts von ihrem Baby wissen

Doch Dillas Trauma saß zu tief. Sie war nicht in der Lage, sich um ihr Kleines zu kümmern. War nicht fähig, Mutter zu sein. Wir versuchten zwei Mal, die beiden zusammen zu führen und Delilah eine natür­liche Kind­heit in den Armen ihrer Mutter zu ermög­li­chen. Doch all unsere Bemü­hungen schei­terten und so mussten wir Delilah in die Obhut unserer Baby­sitter geben, die sich nun aufop­fe­rungs­voll um die Kleine kümmern. Glück­li­cher­weise ist Dillas Tochter ein sehr aufge­wecktes Mädchen, die mit großer Freude und Aben­teu­er­lust die Wald­schule besucht. Mit nur 2,5 Jahren ist sie eine der besten ihrer Klasse und kann schon ganze 20 m hochklettern!

Tochter Delilah lebt ihr eigenes Leben
Tochter Delilah lebt ihr eigenes Leben

Ihr fehlen wich­tige Fähig­keiten für die Wildnis

Nachdem wir die schwere Entschei­dung getroffen hatten, Mutter und Kind zu trennen, konnte Dilla ihre Ausbil­dung fort­setzen und wir gaben ihr die Chance, auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel zu zeigen, ob sie bereit für ein Leben in Frei­heit sei. Doch auch hier mussten wir wieder einen herben Rück­schlag einste­cken. Sie erwies sich zwar als aktiver Orang-Utan und als hervor­ra­gende Klet­terin, doch damit endete auch schon die Liste ihrer Bega­bungen. Selbst die die Fähig­keiten, die sie bisher erlernt hatte, schienen auf einmal vergessen. Sie vermied es, auf Nahrungs­suche zu gehen und auf den Fütte­rungs­platt­formen konnte sie sich nicht gegen die anderen Insel­be­wohner durch­setzen. Dilla verlor sehr viel an Gewicht und zog sich auch noch eine Wurm-Infek­tion zu. So beschlossen wir, sie wieder ins Schutz­zen­trum zurückzuholen.

Dilla erhält die Chance auf einen Neuanfang

Nachdem sich Dilla wieder erholt hat, haben wir ihre Zukunfts­chancen von neuem erör­tert. Wir haben ihre Entwick­lung, all ihre Fort- und Rück­schritte abge­wogen, und sind nun zu einem Entschluss gekommen: In ihrem jetzigen Zustand könnte Dilla niemals in der Wildnis über­leben, und doch wollen wir ihr die Möglich­keit nicht verwehren, unter freiem Himmel einzu­schlafen und aufzuwachen. 

Wir haben uns daher entschieden Dilla zusammen mit zwei weiteren Weib­chen auf unserer „Pflegeheim“-Insel Badak Kecil einen Neuan­fang zu schenken. Hier herrscht weniger Konkur­renz, als auf unseren Voraus­wil­de­rungs­in­seln und unsere Pfleger verteilen extra große Futter­por­tionen. Hier haben wir immer ein Auge auf sie – und gleich­zeitig können die drei all die Vorzüge genießen, die ein nahezu wildes Leben mit sich bringt.

Wir sind sehr glück­lich, dass wir diesen Orang-Utan-Weib­chen einen Neuan­fang ermög­li­chen können. Sie stehen weiterhin unter unserem Schutz, wir prüfen immer wieder ihren Entwick­lungs­stand, werden erör­tern, ob es nicht doch Hoff­nung gibt, sie irgend­wann einmal ganz auszu­wil­dern. Wir geben die Hoff­nung für unsere Hoff­nungs­losen nicht auf.

Dillas Weg zum betreuten Wohnen

Transport nur mit Schutzanzügen
Trans­port nur mit Schutzanzügen
Dilla wird nochmals untersucht
Dilla wird noch­mals untersucht
Das erste Wegstück mit dem PickUp
Das erste Wegstück mit dem PickUp
Per Boot geht es zur Schutzinsel
Per Boot geht es zur Schutzinsel
Der Moment ist gekommen
Der Moment ist gekommen
Dilla lebt jetzt auf den Salat Islands
Dilla lebt jetzt auf den Salat Islands

 

Kämpfen Sie mit uns für Dilla und all die anderen Schütz­linge in unserer Obhut, die zu trau­ma­ti­siert sind, um noch selbst­ständig leben zu können? Ihre Unter­stüt­zung bewirkt einen Unter­schied. Ihre Hilfe öffnet Käfig­türen und schenkt den Hoff­nungs­losen Hoff­nung. Vielen Dank.

 

Papa schenkt Hoffnung

Papa schenkt Hoffnung

Nicht jeder Orang-Utan, der in den Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren der BOS Foun­da­tion lebt, wird in den Regen­wald zurück­zu­kehren können, um dort wild und frei zu leben. Es gibt eine Reihe von Tieren, die aus verschie­denen Gründen nicht in der Lage wären, selbst­ständig in der Wildnis zurecht zu kommen. Wir nennen diese Gruppe von Orang-Utans die “Unre­leas­ables” – die nicht auswil­der­baren Waldmenschen.

Infek­ti­ons­krank­heiten, körper­liche Behin­de­rungen oder eine lange Gefan­gen­schaft, aufgrund derer ein Orang-Utan keine natür­li­chen Verhal­tens­weisen entwi­ckeln konnte, verrin­gern die Über­le­bens­chancen in der Wildnis. Es ist davon auszu­gehen, dass diese Orang-Utans für den Rest ihres Lebens in einem Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum leben müssen. Im Schutz­zen­trum Samboja Lestari in Ost-Kali­mantan kümmern wir uns um eine Reihe von alten, nicht mehr auswil­der­baren Orang-Utans, die an Infek­ti­ons­krank­heiten leiden oder keine natür­li­chen Verhal­tens­weisen entwi­ckeln. Einer von ihnen ist Papa, ein 31 Jahre altes Männ­chen – der zweit­äl­teste Bewohner in Samboja Lestari nach Romeo.

Sein Schicksal schien besiegelt

Papa kam am 1. September 1994 aus Taiwan zu uns. Damals war er fünf Jahre alt. Wir gehen davon aus, dass Papa ein Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels war. Bei seiner Ankunft in Indo­ne­sien wurde fest­ge­stellt, dass Papa an Hepa­titis B leidet – hoch anste­ckend und schwer zu heilen. Das hieß, dass er in einem Einzel­ge­hege unter­ge­bracht werden musste. Es ist schon traurig genug zu sehen, dass ein Orang-Utan in unseren Rettungs­zen­tren landen muss. Aber zu wissen, dass einige Schütz­linge nur geringe oder gar keine Chancen auf eine Reha­bi­li­ta­tion und spätere Auswil­de­rung haben, ist wirk­lich niederschmetternd.


Doch wir geben kein Tier auf. Und im Jahr 2010 konnte unser medi­zi­ni­sches Team Papa von der Krank­heit heilen. Jetzt durfte Papa auch endlich mit anderen Orang-Utans verge­sell­schaftet werden. Sieben Jahre später ergriffen wir die Möglich­keit, Papa ein weiteres Stück Frei­heit zu schenken. Auf der neu geschaf­fenen, künst­li­chen Insel Nr. 4 kann er seitdem in der Natur leben.

Papa ost der Insel-Chef
Papa ist der Insel-Chef

Papa lebt nun seit über drei Jahren auf der Insel, wo er von den weib­li­chen Orang-Utans Vera, Citra und Isti begleitet wird. Papa ist als “sanfter Riese” bekannt, da er bei der Futter­ver­tei­lung noch nie Aggres­sionen gegen­über unseren Mitar­bei­tern gezeigt hat. Im Gegen­satz zu einigen anderen großen Männ­chen zieht sich Papa, wenn er einen Fremden sieht, der ihn von der anderen Ufer­seite beob­achtet, schnell tiefer auf die Insel zurück oder versteckt sich hinter den Büschen.


Auch gegen­über Vera, Citra und Isti ist Papa nie aggressiv. Er zieht es sogar vor, sie zu igno­rieren und die Zeit allein zu verbringen, weit weg von den drei Weib­chen. Er scheint seine “Ich-Zeit” auf der Insel in vollen Zügen zu genießen! Vermut­lich liegt es an seinem neuen Leben auf der wald­ähn­li­chen, geschützten Insel, dass sich Papas gesund­heit­liche Verfas­sung stark verbes­sert hat. Er ist auf der Insel noch nie krank geworden und fühlt sich in seiner Umge­bung sicht­lich wohl. Leider ist Papa immer noch nicht für die Auswil­de­rung bereit, da er seine grund­le­genden Über­le­bens­fä­hig­keiten noch nicht perfek­tio­niert hat, wie z.B. das Schwingen von Baum zu Baum, die Suche nach natür­li­chen Nahrungs­quellen, das Bauen von Nestern und vielem mehr. Sein guter Zustand gibt jedoch Hoff­nung für andere nicht auswil­der­bare Orang-Utans, die sich von ihrer Krank­heit erholen und auf einer unserer Inseln leben können.


Mach weiter so gute Fort­schritte, Papa! Wir sind begeis­tert, deine tolle Entwick­lung mit jedem weiteren Tag zu beobachten!

Unter­stützen Sie Orang-Utans wie Papa. Schenken Sie den Hoff­nungs­losen Hoffnung.

 

Bäume im Klima-Stress

Dem Wald in Europa geht es schlecht. Dürrestress und Borken­käfer fügen ihm schwere Schäden zu. Schuld ist der Klima­wandel. Nach zwei trockenen Sommern in Folge glei­chen die Wälder Notstands­ge­bieten. Die Forst­be­sitzer sind geschockt, die Förster schlagen Alarm. Gesucht wird der Wald der Zukunft — möglichst resi­lient gegen Trocken­heit und Hitze.

Klima­wandel — Die Fakten mit Harald Lesch

Rekord­hitze, Über­flu­tungen, Dürre: normale Wetter­phä­no­mene oder bereits die Folgen des Klima­wan­dels? Die Doku­men­ta­tion mit Harald Lesch fasst den Stand der welt­weiten Klima­for­schung zusammen. Schon seit Langem beob­achten Forscher einen globalen Tempe­ra­tur­an­stieg. Glet­scher schmelzen, der Meeres­spiegel steigt, in Deutsch­land droht ein neues Waldsterben.

Steuert die Mensch­heit auf eine neue Heiß­zeit zu? Oder lässt sich die globale Erwär­mung noch begrenzen? Die Doku­men­ta­tion zieht mithilfe inter­na­tio­naler Experten Bilanz. Um die globale Erwär­mung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, müssten die stetig stei­genden CO2-Emis­sionen in den nächsten zehn Jahren halbiert und bis 2050 komplett gestoppt werden. Notwendig wäre ein weit­ge­hender Verzicht auf fossile Brenn­stoffe wie Kohle oder Erdöl zur Ener­gie­ge­win­nung. Wenn das nicht gelingt, wird sich die Erde weiter erwärmen — darin ist sich die über­wie­gende Zahl der Wissen­schaftler einig. Auch, wenn einige den menschen­ge­machten Klima­wandel infrage stellen — welt­weit häufen sich die Wetter-Extreme. In Deutsch­land haben die zurück­lie­genden trockenen Sommer den Wald bereits massiv geschwächt — Borken­käfer haben leichtes Spiel und vernichten ganze Fich­ten­wälder. Hinzu kommt, dass Klima­sys­teme nicht immer linear reagieren. Sie können sich auch sprung­haft verän­dern, wenn ein bestimmtes Belas­tungs­ni­veau über­schritten ist. Wissen­schaftler spre­chen von soge­nannten Kipp­punkten. Momentan sind es unsere eigenen Emis­sionen, die den Klima­wandel befeuern. Kipp­punkte jedoch können Domi­no­ef­fekte auslösen, die den Klima­wandel drama­tisch beschleu­nigen. Eine tickende Zeit­bombe haben Forscher im Perma­frost der Arktis ausge­macht. Was können wir tun, um den Klima­wandel zu begrenzen? Anders Lever­mann vom Potsdam-Institut für Klima­fol­gen­for­schung sagt: „Natür­lich ist es toll, wenn jeder Einzelne weniger Auto fährt, weniger fliegt, weniger Fleisch konsu­miert. Aber entschei­dend ist, dass jeder Einzelne von der Politik über die nächsten 30 Jahre einfor­dert, dass dieses Problem global gelöst wird. Denn das ist es, was wir brauchen.“

Elst­ners Reisen

Mode­rator Frank Elstner begibt sich in seiner Arten­schutz-Doku auf die Spuren der Nashörner in Ostafrika. Kaum eine andere Tierart ist in den vergan­genen Jahren so stark durch Wilderer dezi­miert worden. Die Nach­frage nach Horn, das in Südost­asien als Aphro­di­siakum gilt, ist unge­bro­chen. Eine wahre Mafia, mit moderner Technik und Waffen ausge­stattet, erlegt jedes Jahr Hunderte von Nashörnern.

„Wenn man die Bilder der Ranger sieht, die sie von den getö­teten Nashör­nern gemacht haben, dann ist man fassungslos, was diese Krimi­nellen anrichten“, zeigt sich Elstner auf der Reise geschockt. Frank Elstner besucht daher Menschen, die für die Nashörner kämpfen. So zum Beispiel Johannes Kirch­gatter, den Afrika-Experten des WWF Deutsch­land. Er kennt die Situa­tion der Nashörner vor Ort genau und nimmt Frank Elstner mit zu der wich­tigsten Umsie­de­lungs­ak­tion für diese Tiere in den vergan­genen Jahr­zehnten. Mehrere Nashörner sollen aus dem Natio­nal­park Nakuru im Norden Kenias nach Tsavo im Süden gebracht werden. In diesem Natur­schutz­ge­biet lebten bis in die 1950er Jahre fast 20.000 Nashörner — heute sind es nur noch 14. „Es ist unglaub­lich, welcher Aufwand hier betrieben wird, um einige Nashörner dahin zurück­zu­bringen, wo sie eigent­lich seit Millionen Jahren leben“, beschreibt Elstner die Opera­tion der kenia­ni­schen Behörden. Die umge­sie­delten Tiere sollen helfen, die Popu­la­tion in Tsavo wieder anwachsen zu lassen. Doch die Umsie­de­lung mit Heli­ko­ptern, einem Dutzend Fahr­zeugen und 50 Rangern ist alles andere als einfach — und endet völlig anders als gedacht. Mit Frank Wirth, einem deut­schen Lodge-Besitzer und ehren­amt­li­chen Nashorn-Schützer, besucht Frank Elstner die wild­le­benden Nashörner und Löwen im Schutz­ge­biet Solio sowie Auffang­sta­tionen für Giraffen und Baby-Elefanten in Nairobi. Außerdem trifft er „Sudan“, das letzte männ­liche nörd­liche Breit­maul­nas­horn der Erde — es starb kurz nach den Dreh­ar­beiten und besie­gelte damit das Aussterben dieser Unterart. An der kenia­ni­schen Küste besucht Frank Elstner zudem die Meeres­schild­kröten-Schutz­sta­tion „Local Ocean Conser­va­tion“, wo er nicht nur bei der Rettung von Meeres­schild­kröten hilft, sondern ganz plötz­lich live dabei ist, als ein Nest mit fast 100 Baby-Schild­kröten am Strand schlüpft. Immer an seiner Seite ist Matthias Rein­schmidt, der Karls­ruher Zoodi­rektor, der Frank Elstner auf seinen Reisen zu den bedrohten Tier­arten der Erde begleitet.

Faszi­na­tion Erde — mit Dirk Steffens

Die Welt erlebt derzeit das größte Arten­sterben seit dem Verschwinden der Dino­sau­rier. Jeden Tag gehen 150 Arten verloren. Was sind die Gründe, und kann man die Lawine des Ausster­bens stoppen? Die Vernich­tung von Wäldern und die Ausbrei­tung der Land­wirt­schaft sind die Haupt­gründe. Dirk Stef­fens zeigt, wie Natur­schützer welt­weit im Kampf für den Arten­schutz immer ausge­fal­le­nere Methoden entwickeln.

Denn noch gibt es Möglich­keiten, dage­gen­zu­halten. Welt­weit gibt es schät­zungs­weise rund acht Millionen Tier- und Pflan­zen­arten, eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. Unzäh­lige sind bis heute noch gar nicht entdeckt. Bei dieser Viel­falt stellt sich zwangs­läufig die Frage: Wo soll Arten­schutz ansetzen? Und welche Tier­arten wollen wir retten? Welche müssen wir sogar im urei­genen Inter­esse retten? Manche Tiere stehen bei Schutz­maß­nahmen mehr im Fokus als andere. Beispiels­weise Panda­bären. Und um sie zu retten, ist kein Preis zu hoch, so werden sie sogar durch künst­liche Befruch­tung vermehrt. Im chine­si­schen Chengdu gibt es ein Forschungs­zen­trum, das auf die Nach­zucht von Pandas spezia­li­siert ist — ein aufwen­diges und teures Unter­fangen. In freier Wild­bahn sind Pandas mitt­ler­weile selten, es gibt nur noch rund 2000 Tiere. Und ihr Lebens­raum schwindet. Da Pandas als Bambus­fresser spezi­elle Ansprüche haben, ist ihr Verschwinden in freier Natur, wenn nichts geschieht, nur eine Frage der Zeit. Doch aussterben lässt man Pandas nicht, denn sie sind Publi­kums­lieb­linge in den Zoos auf der ganzen Welt. Dort landen die Pandas aus der Nach­zucht. Die chine­si­sche Regie­rung verleiht sie gegen eine Gebühr von rund einer Million US-Dollar pro Jahr. Arten­schutz — oder nur ein großes Geschäft? Der Verlust von Lebens­raum ist für den Panda und viele andere Tiere das Haupt­pro­blem. Es gibt heute rund acht Milli­arden Menschen auf der Erde, und die hinter­lassen ihre Spuren auf dem gesamten Planeten. Drei­viertel der Land­fläche welt­weit sind durch den mensch­li­chen Einfluss bereits stark verän­dert. Auf Borneo in Südost­asien dehnen sich die Flächen für Palmöl-Plan­tagen immer weiter aus, der Lebens­raum der Orang-Utans schwindet. Das Über­leben der größten Baum­be­wohner im ganzen Tier­reich ist nicht nur durch Abhol­zung massiv bedroht, sondern auch durch ille­galen Tier­handel. Nach Drogen‑, Waffen- und Menschen­schmuggel ist der Wild­tier­handel mit bedrohten Arten ein lukra­tives — wenn auch ille­gales — Geschäft welt­weit. Die inter­na­tio­nalen Schmugg­ler­banden verdienen damit jedes Jahr Milli­arden Euro. Jeden Tag werden in Südafrika drei Nashörner von Wilde­rern getötet — nur wegen ihres Horns. Ein Kilo­gramm davon kostet auf dem Schwarz­markt unge­fähr 60 000 Dollar, etwa so viel wie derzeit ein Kilo­gramm Gold. Denn viele Menschen in Asien glauben an eine medi­zi­ni­sche Wirkung von Nashorn­pulver. Dieser Aber­glaube befeuert ein grau­sames Geschäft, das Wilderer skru­pellos macht. Sind Arten erst einmal fast ausge­storben, ist es äußerst aufwendig, in der Natur wieder stabile Popu­la­tionen aufzu­bauen. Der Wald­rapp ist einer der seltensten Vögel der Welt. Einst war der Ibis­vogel in Mittel­eu­ropa weit­ver­breitet, bis er im 17. Jahr­hun­dert so stark gejagt wurde, dass er in seinen natür­li­chen Lebens­räumen verschwand. Doch jetzt gibt es wieder Hoff­nung: In Zoos ausge­brü­tete Wald­rappe werden mit einer aufwen­digen Stra­tegie ausge­wil­dert. Dabei stehen die Natur­schützer vor einer großen Heraus­for­de­rung: Wald­rappe sind Zugvögel und lernen norma­ler­weise von ihren Eltern, wie sie in ihr Winter­ge­biet kommen. Diese Aufgabe müssen nun mensch­liche „Zieh­el­tern“ über­nehmen. Mit Ultra­leicht­flug­zeugen wollen sie die jungen Wald­rappe über die Alpen nach Italien begleiten und ihnen so den Weg weisen. Eine knapp zwei­wö­chige Mission mit unge­wissem Ausgang. Dirk Stef­fens zeigt, was der Mensch verliert, wenn Arten verschwinden, und was wir tun müssen, damit das fein abge­stimmte Netz­werk der Natur keine Löcher bekommt, die nicht mehr zu repa­rieren sind. Er geht der Frage nach, welche Arten Schlüs­sel­po­si­tionen in diesem Netz­werk haben — und was der Mensch über­haupt vom Wert einzelner Arten wissen kann.