Auf in den Regen­wald – sieben Orang-Utans finden neues Zuhause

Auf in den Regen­wald – sieben Orang-Utans finden neues Zuhause

Sieben Orang-Utans aus unserem Schutz­zen­trum Nyaru Menteng finden ihr neues Zuhause im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park. Vorher haben die Glücks­pilze einen langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess durch­laufen – nun starten sie in ihr neues, wildes Leben.


Aber der Reihe nach: Bevor sie die anstren­gende Reise bis zum Ort ihrer Auswil­de­rung ange­treten haben, hat unser Ärzte­team in Nyaru Menteng alle Tiere medi­zi­nisch unter­sucht: Wie viel wiegt der Orang-Utan? Sind die Zähne ok? Wie hoch ist die Körper­tem­pe­ratur? Gibt es irgend­welche Verlet­zungen? Was sagen die Blut­werte? Um diese Prozedur für die Tiere möglichst stress­frei zu halten, werden sie dafür leicht sediert. Nach dem Gesund­heits­check wurden die Tiere vorsichtig in sepa­rate Trans­port­boxen gelegt. Auf Fahr­zeugen verladen ging es dann mitten in der Nacht los. Immer wieder hat das Team auf der rund 20 Stunden dauernden Reise kurze Pausen einge­legt, um nach den Orang-Utans zu sehen. Die letzten vier Stunden ging es dann auf dem Boot weiter, bis jedes Tier zu seinem Bestim­mungsort kam.

Jedes Tier wird genau untersucht
Jedes Tier wird genau untersucht

Viele Tiere haben eine drama­ti­sche Geschichte

Jeder Orang-Utan hat eine eigene Lebens­ge­schichte. Auch diese „Neuen Wilden“ wurden in den vergan­genen Jahren im Schutz­zen­trum liebe­voll und fürsorg­lich auf ihre Auswil­de­rung vorbe­reitet. Eines von ihnen ist das Orang-Utan-Weib­chen Suayap. Sie kam 2006 zu uns, da war sie geschätzt zwischen sechs und sechs­ein­halb Jahren alt. Suayap war einer von 48 Orang-Utans, die aus dem Safari World Vergnü­gungs­park in Bangkok gerettet und nach Borneo zurück­ge­bracht wurden. Ein Gentest bestä­tigte: Sie war auf Borneo geboren, wurde dort gefangen und illegal nach Thai­land geschmug­gelt. Dort hätte ihr das lebens­lange Schicksal “Vergnü­gungs­park” gedroht – als junger Orang-Utan als nied­li­ches Foto­mo­dell, als ausge­wach­sener Orang-Utan als Boxer, Nummern­girl oder in einem anderen „Unter­hal­tungs­pro­gramm“.

Kein Orang-Utan soll so "leben" müssen
Kein Orang-Utan soll so “leben” müssen

Jeder Orang-Utan hat unter­schied­li­chen Entwicklungsstand

In unseren Schutz­zen­tren geht es darum, die Tiere so artge­recht wie möglich zu betreuen. In der Wald­schule werden die Über­le­bens­fä­hig­keiten mit Hilfe von inten­sivem Enrich­ment entwi­ckelt und trai­niert. Suayap war vier Jahre in der Wald­schule, bevor sie im Juni 2019 auf die Voraus­wil­de­rungs­insel im Salat Island Cluster umge­sie­delt wurde. Hier konnte sie sich „beweisen“. Sie ist von ihrem Wesen her nicht aggressiv, konnte jedoch gut für sich selbst einstehen, wenn es nötig war. Sie erkun­dete aktiv ihre Umge­bung, suchte fleißig nach Futter und verhielt sich in jeder Situa­tion wie ein wilder Orang-Utan. Die besten Voraus­set­zungen, um ausge­wil­dert zu werden.

Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein
Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein

Regen­wald statt Thaiboxen

Im Alter von 22 Jahren – nach sech­zehn­ein­halb Jahren bei BOS – war Suayap nun bereit, ein neues, freies Leben im Wald des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks zu beginnen. Dazu Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land: „Wir freuen uns riesig, dass Suayap wieder als wildes Tier leben kann und nicht als Show­ob­jekt unna­tür­liche Kämpfe insze­nieren muss. Sie ist ein Hoff­nungs­schimmer im Kampf gegen den inter­na­tio­nalen ille­galen Wild­tier­handel. Leider haben „Orang-Utan Thai­boxing Shows“ im asia­ti­schen Raum unge­bremst regen Zulauf. Sie vermit­teln ein falsches Bild von Wild­tieren und sind für den Arten­schutz somit maximal kontra­pro­duktiv und schaffen weitere Nach­frage für den ille­galen Handel. Leider besu­chen auch viele deut­sche Touristen diese lebens­ver­ach­tenden Shows. Wir von BOS raten drin­gend davon ab, solche Shows zu besu­chen und lobby­ieren für ein Verbot.“

Mitt­ler­weile acht aus Thai­land geret­tete Orang-Utans ausgewildert

Reren erkundet neugierig seine Transportbox
Reren erkundet neugierig seine Transportbox

Mit Suayap wurden jetzt sechs weitere Orang-Utans im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ausge­wil­dert: die Orang-Utan-Weib­chen Amber (16) und Reren (8) und die Männ­chen Barlian (8), Darryl (12), Randy (14) und Unggang (10). Suayap ist der achte Orang-Utan, der 2006 aus Thai­land gerettet wurde, den wir jetzt auswil­dern konnten. Ein weiteres Tier der 48 lebt auf einer unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans.

Randy erkundet sein neues Zuhause
Randy entdeckt sein neues Zuhause

Insge­samt hat BOS 485 Tiere ausgewildert

Mit diesen sieben Schütz­lingen hat die BOS Foun­da­tion seit 2012 485 Orang-Utans in zwei Auswil­de­rungs­ge­bieten in Zentral-Kali­mantan (Schutz­wald Bukit Batikap und Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park) und einem in Ost-Kali­mantan (Kehje Sewen Forest) ausge­wil­dert. Wir danken all unseren Spen­dern herz­lich für ihre Unter­stüt­zung, mit deren Hilfe wir diese Arbeit zum Arten- und Lebens­raum­schutz weiter voran­treiben können.

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Kein Palmöl in den Tank

Kein Palmöl in den Tank

Erin­nern Sie sich noch an unsere Unter­schrif­ten­kam­pagne (gemeinsam u. a. mit der DUH) gegen Palmöl im soge­nannten Biosprit? Die gute Nach­richt zuerst: Wir konnten einen weiteren Teil­erfolg erlangen. Mit dem Gesetz zur Weiter­ent­wick­lung der Treib­hausgas-Minde­rungs­quote vom Mai 2021 setzt die Bundes­re­gie­rung die EU-Richt­linie für Erneu­er­bare-Ener­gien (RED II) nun in deut­sches Recht um.

Nach dem Bundes­tags­be­schluss vom 20. Mai muss das Gesetz nun noch den Bundesrat passieren, bevor es in Kraft tritt. Es wurde entschieden, den Ausstieg aus der Nutzung von Palmöl im Tank immerhin von 2026 auf 2023 vorziehen.

Auf die halb­wegs gute Nach­richt folgte eine Enttäuschung

Unge­duldig haben wir daraufhin die Ankün­di­gung des neuen EU-Klima­pa­kets erwartet, in der Hoff­nung, dass dieses die deut­schen Regeln noch verschärfen würde. Das am 14. Juli ange­kün­digte Klima­paket „Fit for 55“  (1)verfehlt aller­dings genau das Ziel, Palmöl und Soja komplett aus Biodiesel zu verbannen. Statt, wie bisher, einen festen Anteil von erneu­er­baren Ener­gie­quellen in Brenn­stoffen fest­zu­legen, fordert die EU-Kommis­sion nun eine Reduk­tion des CO2-Fußab­drucks von Brenn­stoffen. Dies öffnet die Türen für Sprit mit der (ober­fläch­lich betrachtet) höchsten CO2-Ersparnis, was in diesem Fall erneut Biodiesel aus Palmöl und Soja sein könnte. Denn die neuen Regeln berück­sich­tigen keine indi­rekten Emis­sionen aufgrund von Land­nut­zungs­än­de­rungen – das heißt, die Abhol­zung von Regen­wald zum Anbau von Pflanzen wie Ölpalmen und Soja für die Herstel­lung von Biosprit wird nicht in den CO2-Fußab­druck mitein­ge­rechnet. So verbirgt „Fit for 55“ ähnliche Fallen, wie die Erneu­er­bare Energie Richt­linie I, die zu einer groß­flä­chigen Abhol­zung von Regen­wäl­dern beigetragen hat.

Ein Fakten­check

Die EU ist welt­weit der zweit­größte Impor­teur von Palmöl. Mehr als die Hälfte des in die EU einge­führten Palmöls – rund 53 Prozent (2) – wird für die Herstel­lung von Agro­s­prit verwendet. Heißt: Nicht nur, dass Nahrungs­mittel als Treib­stoff verwendet werden, sondern vor allem, dass Regen­wald vernichtet wird, um Treib­haus­gase in Kraft­stoffen zu redu­zieren. Inak­zep­tabel! Laut einer Umfrage des Meinungs­for­schungs­in­stitut IPSOS aus dem Jahr 2018 wissen 76 Prozent der Deut­schen nicht einmal, dass in Biodiesel Palmöl beigemischt wird.
Umso mehr hatten wir uns über den deut­schen Gesetz­ent­wurf gefreut, der nun durch die EU wieder ausge­bremst wurde. Unser Kampf ist noch nicht zu Ende. Wir werden uns weiter für einen noch schnel­leren Ausstieg einsetzen! Und setzen dabei auch auf Ihre Unterstützung.

Hin und her zu Lasten des Klimas

Am 8. Februar 2019 wurde auf EU-Kommis­sions-Ebene beschlossen: Palmöl gehört zu den Rohstoffen, die die EU-Kommis­sion als hoche­mit­tie­rend einstuft. Das heißt es besteht ein hohes Risiko einer indi­rekten Land­nut­zung. Darum solle Palmöl bis 2030 stufen­weise aus euro­päi­schem Biodiesel entfernt werden. Der Haupt­grund für diese Entschei­dung waren Studien, die nach­wiesen, dass 45 Prozent der Ölpalm­plan­tagen von 2008 bis 2015 in Gebieten errichtet wurden, die als große natür­liche CO2 Spei­cher dienten. Nun endlich wurde diese EU-Richt­linie im deut­schen Recht veran­kert. Doch „Fit for 55“ öffnet wieder gefähr­liche Hintertüren.

Eine weitere dunkle Seite

Und die richtig schlechte Nach­richt: Die gerade in Deutsch­land immer noch starke Agro­kraft­stoff­lobby hat erreicht, dass das Palmöl im Diesel nun, anders als im ursprüng­li­chen Entwurf vorge­sehen, durch eben­falls umwelt­schäd­liche Anbau­kraft­stoffe wie Soja und Raps ersetzt werden darf. Die Bele­gung riesiger Agrar­flä­chen für die Produk­tion solcher Kraft­stoffe erhöht den welt­weiten Flächen­druck und befeuert Entwal­dung und Arten­sterben. Als global denkende Orga­ni­sa­tion können wir uns nicht über eine Entlas­tung der Wälder in Indo­ne­sien freuen, wenn gleich­zeitig z.B. in Brasi­lien der Amazonas für die Soja­pro­duk­tion verschwindet!

(1)    https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_21_3541

(2)    https://www.transportenvironment.org/press/almost-two-thirds-palm-oil-consumed-eu-burned-energy-new-data

 

 

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Neue Zwerg­otter-Nach­barn bei Juq Kehje Swen eingezogen

Neue Zwerg­otter-Nach­barn bei Juq Kehje Swen eingezogen

Zufalls­funde sind ja meist die besten Funde. So ging es unserem Kollegen Erik, der eigent­lich anläss­lich der Wasser­vo­gel­zäh­lung rund um unsere Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Swen unter­wegs war. Dabei entdeckte er eine aufge­weckte Bande von Asia­ti­schen Kurz­kral­len­ot­tern – auch bekannt als Zwerg­otter – die sich jetzt dort ange­sie­delt haben. Eine schöne Über­ra­schung, da auch diese Säuge­tierart als bedroht gilt.

Erik fand drei der Zwerg­otter (Aonyx cine­reus), die auf Borneo sero ambrang genannt werden, am frühen Morgen auf Kang­kung Island, einer Fußball­feld-großen Insel in der Nähe von Juq Kehje Swen. Damit wurden zum ersten Mal Otter in diesem Gebiet nach­ge­wiesen. Ein toller Erfolg, denn Kurz­kral­len­otter werden von der Welt­na­tur­schutz­union (IUCN) als gefährdet (VU) eingestuft.
Damit zeigt sich wieder einmal: Orang-Utan-Schutz ist Arten­schutz! Denn ihren Lebens­raum teilen Orang-Utans gern mit vielen anderen Arten.

Kurz­kral­len­otter sind die kleinsten aller Otter und errei­chen eine Gesamt­länge von 65 bis 94 cm. Sie haben ein dunkel­braunes oder blass­braunes Fell mit weißer Färbung an Hals und Bauch. Man kann sie mit etwas Glück in der Morgen- und Abend­däm­me­rung in der Nähe von Fluss­ufern entde­cken, wenn sie damit beschäf­tigt sind, mit ihren Pfoten nach kleinen Fischen, Krebsen, Garnelen und Schne­cken zu suchen.

Die Kurzkrallenotter, auf Borneo bekannt als sero ambrang
Die Kurz­kral­len­otter, auf Borneo bekannt als sero ambrang

Am liebsten leben die kleinen Otter im Schutz von Büschen und Mangroven. Sehr gern siedeln sie auch in der Nähe von Menschen – sofern diese Reis anbauen oder Fische, Garnelen oder ähnlich schmack­haftes züchten. Bei den Reis­bauern sind sie sehr beliebt, da sie mit Eifer Krebse, Schne­cken und andere Schäd­linge absam­meln. Mit den Züch­tern von Fischen oder Garnelen hingegen kann es zu Konflikten kommen. Lebens­raum­ver­lust, Umwelt­ver­schmut­zung, Jagd und Wild­tier­handel sind die größten Bedro­hungen für die kleinen Raubtiere. 

Wir hoffen, dass sich die Klein­kral­len­otter rund um Juq Keje Swen wohl­fühlen und so die Biodi­ver­sität der Region berei­chern. Wir geben unser Bestes, auch ihnen ein Leben in Sicher­heit zu schenken.

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Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Big Boy Beni

Unsere Stars der ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL: Big Boy Beni

Diese Orang-Utans berühren die Herzen hundert­tau­sender Menschen welt­weit. In der Sendung ORANGUTAN JUNGLE SCHOOL können Sie unsere Wald­schüler im Schutz­zen­trum von Nyaru Menteng auf ganz beson­dere Weise kennen­lernen und sie durch ihren Alltag begleiten. Und dabei sind es vor allem die ganz indi­vi­du­ellen Persön­lich­keiten der Tiere, die zum Staunen, Lachen und Weinen einladen. In unserer Portraitreihe möchten wir Ihnen einige unserer tieri­schen TV-Stars noch einmal vorstellen.

Wenn es einen echten Star in der „Oran­gutan Jungle School“ gibt, dann ist das ohne Zweifel Big Boy Beni. Gegen seinen Charme kann selbst die einzig­ar­tige Alba einpa­cken. Beni, der Uner­sätt­liche, ist einfach ein echter Showman – unter­haltsam, liebens­würdig und irgendwie auch immer ein biss­chen der trau­rige Clown, den man einfach nur in die Arme schließen möchte. Eine echte Marke eben, dem keiner lange böse sein kann. Ganz egal was für einen Unfug er nun wieder ange­stellt hat.

Gerettet wurde Beni 2016 im Alter von zwei Jahren - ein magerer Bursche
Gerettet wurde Beni 2016 im Alter von zwei Jahren — ein magerer Bursche

Doch Benis Start ins Leben war hart, so wie der von all unseren Schütz­lingen. Als Baby verlor er seine Mutter, die vermut­lich von Wilde­rern getötet worden war. Die Bewohner eines Dorfes in Zentral-Kali­mantan entdeckten ihn, wie er allein auf einem Tele­fon­mast herum­ge­klet­tert war. Sie fingen ihn ein und brachten ihn zum örtli­chen Bezirksamt. Als unser Rettungs­team am 8. April 2016 gerufen wurde, fanden sie einen winzigen Orang-Utan vor, der in einem Käfig vor dem Bezirksamt gehalten wurde. Er wog nur 4,3 Kilo­gramm – viel zu wenig für ein zwei­jäh­riges Orang-Utan-Baby. Außerdem war er stark dehy­driert, litt unter einer Wurm­in­fek­tion und hatte Fieber. Wir vermuten, dass er nie als Haus­tier gehalten worden war, denn er zeigte noch natür­liche Verhal­tens­weisen und verhielt sich wie ein wilder Orang-Utan. Völlig verängs­tigt und aufge­bracht war der kleine Beni, als er in unsere Obhut kam. 

Glück­li­cher­weise konnte er sich im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng schnell erholen. Und Essen wurde zu seiner neuen Leiden­schaft. Alles was süß und lecker war, schnappte er sich. Und das auf dem bequemsten Weg wie möglich. Sei es direkt aus dem Futter­korb der Baby­sit­te­rinnen oder aus den Händen seiner Mitschüler. Und doch konnte ihm niemand lange böse sein. Sein freund­li­cher Charme, sein Bitten, Betteln und Jammern erweichte jedes Herz. 

Im Rettungszentrum Nyaru Menteng erholt er sich schnell
Im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng erholt er sich schnell

Leider blieb das jedoch nicht folgenlos. Denn so sehr Beni das süße Futter liebt, so wenig liebt er es, sich dafür anzu­strengen. Klet­tern? Ist doch viel zu mühsam. Und so wurde Big Boy Beni bald zum Sorgen­kind. Mit zehn Kilo Über­ge­wicht und wenig Moti­va­tion den Lektionen der Wald­schule zu folgen, wuchsen unsere Sorgen, ob er jemals ein Kandidat für die Auswil­de­rung werden könnte. Denn im Dschungel ist das Wissen, das in der Wald­schule gelehrt wird, überlebenswichtig. 

 Futtern
Lieb­lings­be­schäf­ti­gung: Futtern

Streng und unnach­giebig mussten die Baby­sit­te­rinnen und Tier­ärzte bei Beni durch­greifen. So schwer es allen fiel. Beni bekam eine Diät verordnet. 

Der qualvolle Moment auf der Waage. Zeigt die Diät Wirkung?
Der qual­volle Moment auf der Waage. Zeigt die Diät Wirkung?

Und tatsäch­lich verbes­serte sich sein Gesamt­zu­stand. Zwar ist Beni noch immer größer und kräf­tiger als seine Alters­ge­nossen, und auch sein Appetit ist noch immer unge­zü­gelt, aber das Gesamt­paket Beni hat eine erfreu­liche Entwick­lung durchgemacht.

Groß, größer, Big Boy Beni
Groß, größer, Big Boy Beni

So hat er nun, mit sieben Jahren, die Wald­schule abge­schlossen und wartet darauf, bald einen Platz auf der Wald­uni­ver­sität – einer Voraus­wil­de­rungs­insel – zuge­wiesen zu bekommen. Bis es soweit ist, lebt er in einem Sozia­li­sie­rungs­ge­hege. Denn Beni ist jetzt mitten­drin in der Pubertät. In der Wildnis lösen sich die Jung­tiere im Alter von sechs bis acht Jahren von ihren Müttern, werden unab­hängig und beginnen, ihren eigenen Weg zu gehen. In dieser Zeit werden sie aggres­siver und demons­trieren ihre Stärke, wenn sie sich einge­schüch­tert fühlen oder schlecht gelaunt sind. Vor allem die jungen Männ­chen, die das Poten­tial haben, sich zu einem domi­nanten Orang-Utan zu entwi­ckeln. Und das Poten­tial zeigt Big Boy Beni ganz eindeutig. Beni ist für unsere Baby­sit­te­rinnen einfach unkon­trol­lierbar geworden. Mit seiner körper­li­chen Stärke und seinem Dick­schädel könnte Beni unseren Mitar­bei­tern oder seinen Mitschü­lern unab­sicht­lich eine schwere Verlet­zung zufügen. 

Auf dem Weg, ein Orang-Utan-Mann zu werden
Auf dem Weg, ein Orang-Utan-Mann zu werden

Jetzt können wir es kaum erwarten bis Beni bald auf einer Insel zeigen kann, was für ein wilder Kerl in ihm steckt. Und wir freuen uns auf den Tag, an dem er in seine wahre Heimat, den Regen­wald, zurück­kehren darf.

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!

Der Frei­heit einen Schritt näher

Der Frei­heit einen Schritt näher

Der erste Tag an der Uni ist ein großer Tag. Man lässt die Kind­heit hinter sich, meist das Eltern­haus und die alten Freunden. Man beginnt einen neuen Lebens­ab­schnitt voller Frei­heit, span­nender Erfah­rungen, großer Selbst­stän­dig­keit und neuer Freunde. Aber auch ein Leben mit größerer Verant­wor­tung, neuen Aufgaben und Heraus­for­de­rungen. Genauso erging es Valen­tino, Cinta und sechs weiteren Orang-Utans, die jetzt auf der Voraus­wil­de­rungs­insel ihren letzten Ausbil­dungs­ab­schnitt begonnen haben. 

In unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng haben Cinta, Valen­tino, Jumbo, Hanin, Jiga, Petruk, Gonzales und Timpah zuletzt sehn­süchtig in den Sozia­li­sie­rungs­kä­figen ausge­harrt, ehe es für sie nun endlich auf die Voraus­wil­de­rungs­insel Badak Besar, die zum Salat Island Cluster gehört, gehen konnte. In einem ersten Trip wurden Valen­tino, Jumbo, Cinta und Hanin zur Insel gebracht, die vier anderen Wald­men­schen folgten zwei Tage später. 

Um die Tiere vor der Reise noch einmal durch­zu­che­cken und sicher in die Trans­port­boxen zu verladen, müssen sie sediert werden. Immer ein etwas stres­siger Moment für die Orang-Utans. Doch diesmal reagierten einige mit aufge­stellten Haaren und Kuss­lauten – deut­liche Unmuts­äu­ße­rungen – auf unser Team. Das Problem: Alle Mitar­beiter waren aufgrund unserer strengen Gesund­heits­pro­to­kolle von Kopf bis Fuß in Schutz­klei­dung gehüllt, um vor COVID-19 geschützt zu sein. Ein Anblick, der die Orang-Utans schwer irritierte.
Alle Orang-Utans und die Mitar­beiter, die an dem Transfer betei­ligt waren, wurden einem PCR-Test unter­zogen, um sicher­zu­stellen, dass sie nicht Träger von COVID-19 sind und die Krank­heit mögli­cher­weise in einem größeren Gebiet verbreiten könnten. 

Die Transportboxen werden auf das Schnellboot geladen
Die Trans­port­boxen werden auf das Schnell­boot geladen

Mit einem Schnell­boot ging es dann zur Voraus­wil­de­rungs­insel. Etwa vier Stunden dauerte die Reise, da wir einige Umwege in Kauf nahmen, um Begeg­nungen mit Anwoh­nern zu vermeiden. Auch aus Gründen des Gesund­heits­schutzes. Ankunfts­zeit auf der Insel war jeweils in den heißen Mittagsstunden. 

Vier Stunden dauert die Reise auf der "Dschungelautobahn"
Vier Stunden dauert die Reise auf der “Dschun­gel­au­to­bahn”

Ganz unter­schied­lich reagierten die frisch­ge­ba­ckenen Wald­stu­denten auf ihre neue Heimat. „Oran­gutan Jungle School“-Star Valen­tino zum Beispiel war sicht­lich verwirrt, als sein Käfig geöffnet wurde. Er hatte die zurück­lie­genden Monate in einem Einzel­ge­hege unter voll­kommen anderen Bedin­gungen gelebt als jetzt auf der Voraus­wil­de­rungs­insel. Da kann man schon mal baff vor Staunen sein. 

Valentinos erste Schritte auf der Insel
Valen­tinos erste Schritte auf der Insel

Jumbo hingegen schoss aus seinem Käfig und schnappte sich gleich einige Bananen, wobei er unser Team völlig igno­rierte. Als Cinta ihren Käfig verließ, versuchte sie, sich Mitglie­dern des Teams zu nähern. Aber zum Glück erregte Hanin, die bereits hoch oben in einem Baum saß und leckeres Dschun­ge­lobst genoss, ihre Aufmerksamkeit.

Jumbo hat sich Bananen geschnappt. Valentino ist noch etwas verunsichert
Jumbo hat sich Bananen geschnappt. Valen­tino ist noch etwas verunsichert

Zwei Tage später, bei der zweiten Voraus­wil­de­rung, verließ Timpah schnell ihre Box auf der Suche nach Wald­früchten. Sie igno­rierte die Anwe­sen­heit unseres Teams völlig und konzen­trierte sich direkt auf das verlo­ckende Obst an der Futter­platt­form. Zwei Männ­chen, Gonzales und Petruk, taten das Gleiche, entschieden sich aber für einen Platz oben in den Bäumen.

Timpah hat sich einen guten Beobachtungsposten gesichert
Timpah hat sich einen guten Beob­ach­tungs­posten gesichert

Zuletzt wurde Jigas Käfig geöffnet, da das 14-jährige Männ­chen für sein aggres­sives Verhalten bekannt ist. Und er machte seinem Ruf alle Ehre. Sofort nach dem Verlassen seines Käfigs geriet er in einen Kampf mit Petruk, während Timpah aus der Nähe zuschaute, während sie eine schmack­hafte Mahl­zeit genoss. 

Gonzales schwingt sich durch die Äste
Gonzales schwingt sich durch die Äste

Aufge­putscht von seinem Kampf mit Petruk, rich­tete Jiga dann seine Aufmerk­sam­keit auf unsere Team­mit­glieder, die sich schnell auf das sichere Boot zurück­ziehen mussten. Bei der eiligen Flucht aufs Schiff kam es zu einigen Stürzen. Aber am Ende kamen alle sicher an Bord. Da Jiga deut­lich gemacht hatte, dass er auf mensch­liche Beob­achter so gar keine Lust hatte, ließ das Team die Orang-Utans erstmal in Ruhe ihr neues Leben beginnen und fuhr zurück nach Hause. 

Jiga macht klar, wer der Boss ist
Jiga macht klar, wer der Boss ist

Viel Erfolg an der Walduni, wünschen wir den acht Orang-Utans! Seid schön flei­ßige Studenten, dann dürft ihr auch bald in den Regen­wald einziehen. 

 

Möchten Sie einen unserer Wald­schüler auf seinem Ausbil­dungsweg begleiten und ihm dabei Stück für Stück sein Leben in Frei­heit zurück­geben? Dann werden Sie Pate!

 

 

Neusee­land — Rivalen der Urzeit

Auf den im Pazifik weit abge­le­genen Inseln Neusee­lands haben die laufenden Vögel an Zahl und Viel­falt fast alle anderen Tiere über­holt. Lange Zeit herrschten dort viele Arten kleiner Kiwis und impo­santer Moas, darunter auch der Riesen-Moa, der größte Lauf­vogel, der jemals lebte, die hühner­ar­tige Takahe oder auch der Kakapo.