Im tropischen Regenwald auf Borneo tobt das Leben. Nicht nur am Boden, auch in den Baumwipfeln herrscht ein reges Treiben. Dort wohnt das Spitzhörnchen, das sich seine Nahrung im Mangostanbaum sucht. Auf der anderen Seite der Welt, in Brasilien, lebt das Büscheläffchen. Das kleine Tier passt in eine Menschenhand. Es hat seinen Lebensraum von Urwald an den Rand der Städte verlegt, wo es von dem lebt, was die Menschen wegwerfen.
Kleine Tiere wie sie brauchen aufgrund ihres Stoffwechsels alle zwei bis drei Stunden Nahrung. Entgegen der Annahme ist Futter für die kleinen Pelztiere in Wäldern jedoch knapp und die Beschaffung gefährlich. Während Spitzhörnchen in Indonesiens Urwäldern mit gefräßigen Bartschweinen und Orang Utans um die reifen Früchte des Mangostan-Baums konkurrieren, müssen Streifenhörnchen in den Weiten Nordamerikas mindestens hundert Eicheln sammeln, um den Winter zu überstehen.Während manche Hörnchen auf dem ehrlichen Weg versuchen, ihre unterirdische Speisekammer aufzufüllen, haben sich andere auf das Plündern der Depots ihres Nachbarn spezialisiert. Das bleibt nicht ungestraft. Wird der Dieb entdeckt, kommt es zum Kampf. Die wilden ober- und unterirdischen Verfolgungsjagden können sogar tödlich enden. Spitzhörnchen im indonesischen Dschungel müssen zwar nicht über den Winter kommen, haben aber trotzdem lange Durststrecken zu bewältigen. Denn die Bäume tragen nur saisonal Früchte und werden pünktlich zur Erntezeit von anderen Waldtieren abgeerntet. Leergefressene Bäume zwingen die winzigen Baum-Bewohner zu gefährlichen Expeditionen mit ungewissem Ausgang.
Während die Krokodile in den Gewässern des Kinabatangan nach Beute jagt, streifen Nebelparder durch das undurchdringliche Waldreich. Die akrobatischen Raubkatzen bewohnen vorwiegend Bäume. Der Kinabatangan fließt mitten durch Borneo und dient den verschiedensten Spezies als unversiegbare Lebensader. Fast so alt wie der Fluss selbst ist das Krokodil — ein Reptil, dessen Gestalt sich in über 100 Millionen Jahren kaum verändert hat.
Während die Urzeitechse in den Gewässern des Kinabatangan nach Beute jagt, streifen Nebelparder durch das undurchdringliche Waldreich. Die akrobatischen Raubkatzen bewohnen vorwiegend Bäume und sind stets auf der Suche nach Nahrung. Vögel, Hörnchen und Nasenaffen zählen ebenso zu ihren Opfern wie junge Borneo-Orang-Utans.
Im Herzen von Sabah, dem malaysischen Bundesstaat auf der südostasiatischen Insel Borneo, entspringt ein wahrer Quell des Lebens: der Kinabatangan. Über eine Strecke von rund 600 Kilometern schlängelt sich der Fluss aus dem Hochland bis zur Mündung in die Sulusee und bietet einer Artenvielfalt ein Zuhause, wie sie auf der Erde kaum irgendwo sonst zu finden ist. Die einmalige Tier- und Pflanzenwelt des Kinabatangan steht im Fokus der Serie „Borneo‘s Secret Kingdom“ — angefangen bei einer Urzeitechse: Das Krokodil ist fast so alt wie der Fluss selbst und hat sich in den letzten 100 Millionen Jahren kaum verändert. Während das gefürchtete Reptil an den Ufern und im Wasser seinen Opfern auflauert, durchstreifen Raubkatzen und Elefanten das Land rund um den magischen Strom. Die umliegenden Regenwälder sind außerdem Heimat eines der nächsten Verwandten des Menschen, des Oran-Utans. Hier, auf Borneo, befindet sich einer der letzten Rückzugsräume der akut vom Aussterben bedrohten Primaten. „Borneo‘s Secret Kingdom“ zeigt, wie sich die verschiedenen Tiere des Kinabatangan tagtäglich aufs Neue dem Kampf ums Überleben stellen — und dabei dem Naturphänomen El Niño ebenso wie dem globalen Klimawandel und der fortschreitenden Urwaldrodung trotzen müssen. Jede einzelne Folge erzählt in brillanten Bildern eine neue Geschichte von einem der aufregendsten Naturschauplätze des Planeten.
Es ist einer der wichtigsten Momente unserer Arbeit: Wenn sich die Transportboxen öffnen, und die Orang-Utans ihr neues Leben im Regenwald beginnen. So erging es auch den sieben Orang-Utans, die wir vor rund zwei Wochen im Bukut Baka Bukit Raya Nationalpark ausgewildert haben. Nach einer mehrtägigen Reise, die über unwegsame Strecken, kleine Dörfer und für die letzten sieben Stunden über Flüsse führte, wurden die Tiere eines nach dem anderen frei gelassen. Doch wie ging es dann weiter? Finden unsere Schützlinge ausreichend Nahrung? Haben sie einen sicheren Schlaf? Leben sie sich gut ein?
Jeder Schritt wird dokumentiert
Wenn wir die Orang-Utans auswildern, bleibt immer ein kleines Post-Release-Monitoring-Team zurück. Sie folgen den Spuren der “Neuen Wilden”, beobachten sie in ihrem neuen Zuhause und dokumentieren jeden Schritt. Zumindest, wenn die Teams sie finden. Der kurz vor der Auswilderung implantierte Chip hilft, die Tiere aufzuspüren – allerdings ist die Reichweite begrenzt. Ein wenig Glück gehört also auch dazu. Direkt nach der Auswilderung ist das einfacher: Da heften sich die Teams gleich an die Fersen der Tiere und lassen sie möglichst nicht mehr aus den Augen. So auch dieses Mal. Und das Team konnte berichten, dass sich die Tiere gut im Regenwald einleben.
Suayap schlug sich erst mal den Bauch voll
Sobald ihr Käfig geöffnet wurde, kletterte Suayap flott auf den nächsten Baum. Die Aktivitäten um sie herum konnten sie nicht aus der Ruhe bringen. Sie beobachtete von ihrem sicheren Baumsitz aus, wie das Auswilderungsteam einen weiteren Käfig öffnete. Suayap, die 2006 aus Thailand gerettet wurde, pflückte sich erst mal genüßlich Feigen aus den Ästen, kaute auf Mahawai-Blättern rum und fing ein paar Termiten. Später näherte sie sich kurz Barlian und einem andere Orang-Utan und zog sich dann zurück. Als es dunkel wurde, baute sie in 25 Metern Höhe ihr Schlafnest, nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie ausgesetzt wurde.
Barlian verteidigte sein Revier
Barlian brauchte etwas mehr Zeit, um seine neue Umgebung zu erkunden. Nachdem er einen Baum erklommen hatte, näherte er sich Suayap. Später kam noch ein weiterer, nicht idetifizierbarer Orang-Utan dazu, mit dem Barlian einen Kampf anfing. Doch er war noch sichtlich von seiner Reise erschöpft. Barlian konnte die Rangelei nicht für sich entscheiden und ließ dann von dem Widersacher ab. Später stritt er sich noch mit Unggang. Doch kurz danach naschten die beiden in trauter Einigkeit von dem reichen Angebot an Waldfrüchten. Für seine erste Nacht richtete sich Barilan ein altes Nest her, das nur etwa 100 Meter vom Punkt seiner Freilassung entfernt lag.
Reren suchte Kontakt zu den anderen
Reren wurde zusammen mit Darryl, Amber und Randy freigelassen. Die Gruppe blieb erst einmal zusammen und suchte gemeinsam Futter. Alle waren sehr hungrig, obwohl sie auch auf dem Transport vom Rehabilitationszentrum bis zum Auswilderungsort immer wieder ausreichend zu trinken und zu essen bekommen hatten. Aber offenbar macht das Erleben von Freiheit hungrig. Uns so ließ sich Reren leckeren Kondang, Feigen, wilde Ingwerkerne und Farne schmecken. Sie baute ihr Nest gleich neben Ambers Nest, etwa 250 Meter entfernt von der Stelle, an der die beiden Käfige geöffnet wurden.
Amber hat keine Lust mehr auf Menschen
Vom ersten Moment an, als ihr Käfig geöffnet wurde, verhielt sich Amber dem Auswilderungsteam gegenüber leicht aggressiv. Im Grunde ein gesundes Verhalten, denn die Tiere sollen ja ohne Menschen zurecht kommen. Einige Male wirkte es so, als würde sie dem Team richtig drohen. Doch dann entschied sie sich doch dazu, Reren zu folgen und erst einmal etwas zu essen. Auch sie ließ sich Kondang- und Sangkuang-Früchte sowie Capilak-Blätter schmecken. Am ersten Abend blieb sie mit Reren zusammen und baute ihr Nest in direkter Nachbarschaft zu ihr.
Unggang musste sich erst mal zurecht finden
Unggang kletterte auf einen Kapening-Baum, nachdem er freigelassen wurde. Er brauchte eine ganze Weile, um sich zu orientieren und die Lage zu überblicken. Dann fing er langsam an, Früchte vom Baum zu pflücken und nach Termiten zu angeln. Als es dunkel wurde, baute er sein Nest in 30 Meter Höhe, nur etwa 100 Meter von seinem Freilassungsort entfernt.
Darryl rangelte spielerisch mit Randy
Nachdem sein Käfig geöffnet wurde, prüfte Darryl kurz seine Umgebung, bevor er auf einen nahe gelegenen Baum kletterte. In der Baumkrone angekommen begann er sofort damit, sich den Magen zu füllen. Auch er war nach der langen Reise offensichtlich hungrig. Dann erspähte er Randy und die beiden starteten eine freundschaftliche Verfolgungsjagd. Wenn sie sich erwischten, rangelten sie spielerisch miteinander, nur um dann wieder eine Verfolgung durch die Bäume zu starten. Schließlich beschloss Darryl, sein Nachtnest in der Nähe seines Freilassungsortes zu bauen.
Randy zeigt artgerechtes Verhalten
Randy zeigte deutlich seinen Unmut über die Anwesenheit des Teams, als sein Käfig geöffnet wurde. Mit aufgestellten Haaren rannte er fix auf einen Baum und konnte sich erst nach einiger Zeit wieder beruhigen. Später erkundete er die Gegend, fraß Früchte und Blätter, spielte mit Darryl und baute schließlich sein Nachtnest etwa 200 Meter von seinem Auswilderungsort entfernt.
Wir sind zuversichtlich, dass alle sieben Orang-Utans ein glückliches und erfolgreiches Leben in ihrer neuen Heimat, dem Bukit Baka Bukit Raya National Park, führen werden. Wir behalten sie im Auge…
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Dass Orang-Utans sehr intelligent, einfallsreich und kreativ sind, kann jeder bestätigen, der ein bisschen Zeit mit den rothaarigen Waldmenschen verbracht hat. Doch wie klug sind Orang-Utans? Und wie kann man ihre Intelligenz erforschen?
Was ist eigentlich Intelligenz?
Intelligenz ist ein vielschichtiger Begriff, der viele Fähigkeiten zusammenfasst. Eine schnelle Auffassungsgabe und Informationsverarbeitung, die Fähigkeit schnell zu lernen, sich flexibel an neue Umweltbedingungen anzupassen und logisch und effizient Probleme zu lösen sind nur einige davon. Doch wie erforscht man Intelligenz bei Tieren, die uns ja nicht durch verbale Sprache mitteilen können, was sie wahrnehmen und denken? Hier sind Primatologen und Kognitionsbiologen gefragt.
Von allen vier Menschenaffen, ist das Verhalten von Orang-Utans – neben dem von Gorillas, Bonobos und Schimpansen – am schwierigsten in freier Wildbahn zu erforschen. Das liegt vor allem daran, dass Orang-Utans im Gegensatz zu den anderen Menschenaffen die meiste Zeit hoch oben im dichten Blätterdach des Regenwaldes verbringen. Um mehr über ihre besonderen Fähigkeiten zu erfahren, ist es daher neben der Freilandbeobachtung wichtig, ihr Verhalten auch unter kontrollierten Bedingungen zu beobachten. Zum Beispiel, indem man sie mit einem neuen Problem konfrontiert. Das ist für die Orang-Utans, die in Auffangstationen oder Zoos leben, eine willkommene Abwechslung: So kommen Sie an besondere Leckereien, werden geistig gefördert, und ihr Alltag wird bereichert. Wir erhalten dadurch wichtige Erkenntnisse, um unsere nächsten Verwandten noch besser zu verstehen.
Orang-Utans benutzen Werkzeuge, denken ökonomisch und treffen Entscheidungen je nach Marktsituation.
Weniger als ein Prozent aller Tierarten auf der Welt verwenden Werkzeuge [1]. Da Werkzeuggebrauch so extrem selten ist, wird er oft fälschlicherweise pauschal als intelligent gewertet. Es gibt beispielsweise Insekten, wie etwa Ameisenlöwen, die Werkzeuge nutzen. Jedoch ist ihr Verhalten angeboren und stereotyp, wird also typischerweise immer gleichbleibend in nur einer bestimmten Situation eingesetzt.
Intelligenter Werkzeuggebrauch erfordert die Fähigkeit, mehrere Informationsebenen zu integrieren, und das Verhalten schnell und flexibel an wechselnde Situationen anzupassen. Und genau das können Orang-Utans. In meinen Studien haben wir herausgefunden, dass Orang-Utans sorgfältig zwischen sofort verfügbarer Nahrung und Werkzeugeinsatz abwägen [2]. Wenn etwa das Futter in der Apparatur besser war als das sofort verfügbare Futter, wählten sie lieber das Werkzeug und den damit verbundenen Arbeitseinsatz, um an den Leckerbissen in der Apparatur zu gelangen. Dabei hinterfragten die Tiere auch Details wie Qualitätsunterschiede beim Futter und ob ein bestimmtes Werkzeug in der jeweiligen Situation überhaupt funktionieren könnte.
Und das sogar wenn die Aufgabe immer komplexer und mehrdimensionaler wurde. In der freien Wildbahn muss ein Orang-Utan auch ökonomische Entscheidungen treffen. Beobachtungen zeigen, dass Orang-Utans einen sehr guten Orientierungssinn haben und sich scheinbar merken können wann, wo, welche Früchte reif werden. Das ist beachtlich, da Orang-Utans je nach Gebiet zwischen 100 bis zu über 300 verschiedene Pflanzenarten und davon mehr als 150 verschiedene Fruchtsorten fressen, von denen viele zu unterschiedlichen Zeiten reif werden [3, 4].
Was die Erfindung eines Hakenwerkzeuges betrifft, sind Orang-Utans auf dem Level von achtjährigen Kindern.
Orang-Utans können nicht nur Werkzeuge gebrauchen, sie stellen diese sogar selbst her. Doch sind sie auch in der Lage, ein neues Werkzeug aus einem unbekannten Material und für ein noch nie zuvor angetroffenes Problem erfinden? An dem sogenannten ‘Hakentest‘ scheitern sogar Kinder bis zu einem Alter von circa acht Jahren [5, 6]. Der Test geht so: Ein mit einer Belohnung befülltes Körbchen mit Henkel befindet sich am Boden eines durchsichtigen Röhrchens. Als einziges Hilfsmittel gibt es eine Schnur und ein gerades Stück Draht. Um an die Belohnung zu gelangen, muss der Draht an einem Ende – und zwar in einem bestimmten Winkel – zu einem Haken gebogen werden, während das restliche Stück gerade bleibt. Nun muss der Draht richtig herum eingeführt, der Haken in den Henkel eingehängt und das Körbchen vorsichtig nach oben gezogen werden. Oben angekommen wird es dann mit der anderen Hand entgegengenommen.
Da so viele unbelohnte Teilschritte nötig sind, gilt der Versuch in der Vergleichenden Psychologie als sehr schwierig. Da nicht bekannt war, ob Primaten in der Lage sind, dieses komplexe Problem zu lösen, entschied ich mich, diese Studie mit Orang-Utans durchzuführen. Mit Verblüffung und Freude wurde ich Zeuge, wie zwei der fünf Orang-Utans, Padana und Pini, innerhalb der ersten Minuten auf die Lösung kamen [7]. Die genaue Analyse ergab, dass sie dabei zielorientiert vorgingen. Sie bogen den Haken meistens direkt mit ihren Zähnen und dem Mund, während sie den Rest des Werkzeugs gerade hielten. Danach führten sie es sofort richtig herum ein, hakten es in den Henkel ein und zogen das Körbchen hoch. Interessanterweise verbesserten sie das Werkzeugdesign sogar in den folgenden Durchgängen, da die Haken gegen Ende in einem steileren Winkel gebogen wurden als noch zu Beginn.
Diese Fähigkeit bei einem unserer nächsten Verwandten zu finden, ist erstaunlich. In der menschlichen Evolution erscheinen Hakenwerkzeuge erst relativ spät. Erste archäologische Funde von Angelhaken und harpunenartigen, gekrümmten Objekten sind etwa 16.000 — 60.000 Jahre alt [8].
Flexibel und schnell.
Wie flexibel und schnell die Orang-Utans aus dem Draht ein weiteres Werkzeug herstellen können, zeigte sich in einer zweiten Aufgabe. Hier befand sich die Belohnung in der Mitte eines horizontalen Röhrchens. Um zu dem Futter zu gelangen, mussten die Tiere auf die Idee kommen ein um 90 Grad gebogenes Drahtstück gerade zu biegen, um es als Stoßwerkzeug zu benutzen. Auf diese Lösung kamen alle teilnehmenden Orang-Utans [7].
Einfallsreich und kreativ.
In anderen Studien wurden Orang-Utans mit einer Erdnuss konfrontiert, die sich unerreichbar tief in einer Röhre befand. Die Tiere spuckten spontan mehrmals Wasser in das Gefäß. Dadurch hob sich der Wasserspiegel, wobei die an der Oberfläche schwimmende Erdnuss immer höher befördert wurde, bis die Tiere sie schließlich greifen konnten. Dabei gingen sie immer zielstrebiger vor. Während sie beim ersten Mal noch knapp zehn Minuten benötigten, um auf die Idee zu kommen, brauchten sie beim letzten von zehn Durchgängen nur noch wenige Sekunden [10, 11].
Generell scheinen technische Intelligenz und die Fähigkeit neuartige Probleme zu lösen bei Orang-Utans stark ausgeprägt zu sein. In freier Wildbahn lässt sich das zum Beispiel anhand der komplexen Nestkonstruktionen beobachten. Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat die Schlafnester genauer untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass Orang-Utans manchmal Äste von zwei oder sogar mehreren nebeneinanderliegenden Bäumen zu einem Nest verknüpfen — ganz flexibel an die jeweiligen Bedingungen angepasst [9].
Planen Orang-Utans zukünftige Handlungsschritte?
Ob Menschenaffen für die Zukunft planen, wird immer noch diskutiert [z.B. 12]. Dennoch gibt es mehrere Studien, die darauf hinweisen, dass Orang-Utans sowie andere Menschenaffen das passende Werkzeug für eine zukünftige Anwendung auswählen, mit sich transportieren, um das Werkzeug dann eine Stunde später oder sogar erst am nächsten Tag verwenden zu können [13, 14]. Interessanterweise entscheiden Orang-Utans, wenn sie die Wahl zwischen einer sofortigen Belohnung (einer wohlschmeckenden Traube) und mehreren unterschiedlichen Werkzeugen haben, für das Werkzeug, mit dem sie mehr als eine Stunde später an noch besser schmeckenden Fruchtsaft gelangen. Und dass, obwohl der Apparat während der Auswahl nicht sichtbar ist, das Werkzeug in der Wartezeit komplett funktionslos ist, und diese Wahl erst ganz am Ende zu Erfolg führt [14].
Ich bin davon überzeugt, dass wir weiter darüber staunen werden, welche besonderen Fähigkeiten diese außergewöhnlichen, so selten gewordenen Tiere besitzen. Es gibt noch viel zu entdecken.
Eines unserer wichtigsten Ziele ist es, mehr Regenwaldflächen zu erwerben und zu Schutzwald für unsere Orang-Utans umzuwandeln. Helfen auch Sie diesen faszinierenden Lebensraum und seine gewaltige Artenvielfalt zu erhalten und zu schützen. Werden auch Sie zum BOS-Unterstützer. Mit ihrer Spende helfen sie den Orang-Utans und dem Regenwald! Jeder Beitrag hilft.
Beitrag von Dr. Isabelle Laumer
Referenzen
1. Biro D, Haslam M, Rutz C. (2013) Tool use as adaptation. Phil Trans R Soc B 368: 20120408.
2. Laumer I.B., Auersperg A.M.I., Bugnyar T., Call J. (2019) Orangutans (Pongo abelii) make flexible decisions relative to reward quality and tool functionality in a multi-dimensional tool-use task. PLoS One 14(2): e0211031.
3. Galdikas, B. M. F. (1988). Orangutan diet, range and activity at Tanjung Putting, Central Borneo. International Journal of Primatology 9:1–35.
4. Rijksen, H.D. (1978). A field Study of Sumatran Orangutan (Pongo pygmaeus abelii Lesson 1827): Ecology, Behavior, and Conservation. Netherlands: Veenan and Zonen.
5. Cutting N, Apperly IA, Beck SR. (2011) Why do children lack the flexibility to innovate tools? Journal of Experimental Child Psychology 109, 497–511.
6. Cutting N., Apperly I.A., Chappell J., Beck, S.R. (2014) The puzzling difficulty of tool innovation: Why can´t children piece their knowledge together? Journal of Experimental Child Psychology 125, 110–117.
7. Laumer I.B., Call J., Bugnyar T., Auersperg A.M.I. (2018) Spontaneous innovation of hook-bending and unbending in orangutans (Pongo abelii). Scientific Reports 8:16518
8. Bradfield J., Choyke A.M. (2016) Bone technology in Africa. Encyclopaedia of the History of Science, Technology, and Medicine in Non-Western Cultures. 10.1007/978–94-007‑3934-5_8476‑2
9. Didik Prasetyo, Sri Suci Utami, Jatna Suprijatna (2012) Nest structures in Bornean orangutans. Journal Biologi Indonesia 8 (2): 217–227.
10. Mendes N., Hanus D., Call J. (2007) Raising the level: orangutans use water as a tool. Biology Letters 3, 453–455.
11. DeLong C.M., Burnett C. (2020) Bornean Orangutans (Pongo pygmaeus pygmaeus) use water as a tool in the floating object task. Animal Behavior and Cognition, 7(3):327–342.
12. Suddendorf T, Corballis MC, Collier-Baker E. (2009) How great is great ape foresight? Anim. Cogn. 12, 751–754.
13. Mulcahy N., Call J. (2006) Apes Save Tools for Future Use. Science: 1038–1040.
14. Osvath M., Osvath H. (2008) Chimpanzee (Pan troglodytes) and orangutan (Pongo abelii) forethought: self-control and pre-experience in the face of future tool use Animal Cognition 11:661–674.
Es ist jeden Tag aufs Neue ein Kampf mit unsicherem Ausgang. Wenn die Flut kommt, wissen die Menschen in Desa Sayung nicht, wie lange sie dort noch leben können. SOS steht den Menschen dort bei. Im SOS-Kinderdorf finden Mädchen und Jungen, die nicht in ihrem eigenen Elternhaus aufwachsen können, ein neues Zuhause und langfristige Unterstützung bis zur Selbständigkeit.
Während der Mensch noch debattiert, ist die Natur schon mittendrin: im Wandel durch den Klimawandel. Und die Folgen sieht man nicht nur in der Arktis, sondern auch direkt vor der Haustür. Der Faktor Klima ist entscheidend im Spiel des Lebens. Ändert er sich, werden die Karten neu gemischt. Doch wer verliert, wer gewinnt — und wo steht der Mensch? Harald Lesch geht dieser Frage nach und zeigt, warum keiner für sich allein stirbt.
Ganz deutlich zeigt sich der Einfluss des Klimawandels bei den Zugvögeln. Sie verabschieden sich im Herbst später und kehren im Frühjahr eher zurück. Die Winter werden immer kürzer, sodass Vögel im Vergleich zu früher bereits schon Tage und Wochen eher einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Manche Zugvögel fliegen inzwischen sogar gar nicht mehr gen Süden, sondern bleiben das ganze Jahr über in Deutschland. Doch es gibt nicht nur Gewinner: Die Brutkästen des Trauerschnäppers beispielsweise bleiben immer häufiger leer. Denn er kommt zu spät, obwohl er — nach dem früher geltenden Jahreszeitplan — pünktlich kommt. Warum passt er sich nicht den neuen Bedingungen an? Auch der Kuckuck gerät in Bedrängnis: Wenn er aus Afrika zurückkehrt, sind einige seiner Wirtsvögel schon längst da. Das bringt ihn aus dem Rhythmus — und in Bedrängnis. Ist bald schon sein „kuckuck“ nicht mehr zu hören? Narwale fühlen sich in der Arktis besonders wohl. Sie sind bestens an das Leben in der Kälte angepasst. Doch jetzt zieht sich das Eis immer weiter zurück, sodass ihre Feinde, die immer Abstand zum Meereis halten, in ihren Lebensraum vordringen können. Ein Drama für die Narwale. Die Klimaveränderungen beeinflussen das Wetter: Hitzeperioden oder Dauerregen im Sommer, Schneechaos und extreme Kälte im Winter. Experten prognostizieren, dass globale Wetterphänomene für vermehrte Extremereignisse auch in Deutschland sorgen werden. Hitzerekorde wurden inzwischen auch in Sibirien erreicht. Was dort geschieht, betrifft auch uns. Das Auftauen des Permafrostbodens könnte die globalen Veränderungen stark beschleunigen und die globale Erwärmung unwiderruflich befeuern. Harald Lesch verfolgt die schon erkennbaren Spuren der Klimaveränderung und zeigt die Auswirkungen auf das komplexe Netzwerk der Natur.
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