Anthro­pozän — Das Zeit­alter des Menschen

Seit der Sess­haft­wer­dung haben wir unseren Planeten so stark verän­dert, dass Wissen­schaftler ein neues Erdzeit­alter benennen wollen, das Anthro­pozän, das Zeit­alter des Menschen. Land­wirt­schaft ist die Grund­lage unserer Ernäh­rung. In den letzten Jahr­tau­senden haben wir sie immer mehr opti­miert, zulasten der Böden.

Sie erodieren und laugen durch Inten­siv­land­wirt­schaft aus. Eine Heraus­for­de­rung ange­sichts der wach­senden Welt­be­völ­ke­rung. In der Jung­stein­zeit begann der Mensch, sich die Erde untertan zu machen. Indem er sess­haft wurde, Ackerbau und Vieh­zucht betrieb, setzte er einen Prozess in Gang, der das Gesicht der Welt ein für alle Mal verän­derte. 12 000 Jahre später erlauben uns Satel­li­ten­bilder einen buch­stäb­lich globalen Blick auf die Folgen mensch­li­chen Wirkens: Land­wirt­schaft­liche Nutz­flä­chen über­ziehen große Teile der Erdober­fläche mit geome­tri­schen Mustern, Mega­städte wuchern über schier endlose Flächen, Straßen winden sich selbst durch Hoch­ge­birge und Wüsten. Die soge­nannte Tech­no­sphäre, die von Menschen herge­stellten Dinge, wiegt mitt­ler­weile mehr als die Gesamt­heit aller Tiere und Pflanzen. Rund 50 Kilo­gramm Menschen­werk lasten statis­tisch gesehen auf jedem Quadrat­meter des Planeten. Und die Welt­be­völ­ke­rung wächst und wächst. Im Jahr 2050 werden etwa zehn Milli­arden Menschen auf der Erde leben. Sie alle zu ernähren wird eine der großen Heraus­for­de­rungen der Zukunft sein. Denn nur etwa ein Achtel der Erdober­fläche kann über­haupt land­wirt­schaft­lich genutzt werden. Mit der syste­ma­ti­schen Bear­bei­tung des Bodens geht in der Vergan­gen­heit auch die Geburt der ersten großen Hoch­kul­turen, wie etwa Ägypten, einher. Land­wirt­schaft wird zum Motor der Staa­ten­bil­dung, und damit nimmt der Prozess der Welt­ver­än­de­rung durch den Menschen langsam Fahrt auf. Ein weiterer großer Meilen­stein auf dem Weg zum Zeit­alter des Anthro­po­zäns ist das Römi­sche Reich. Seine Inge­nieure durch­ziehen die Welt mit einem Stra­ßen­netz von über 200 000 Kilo­me­tern Gesamt­länge und beschleu­nigen so die Umge­stal­tung der Welt und die Ausbeu­tung ihrer Ressourcen. Aber auch auf der anderen Seite der Erde, in China, machen sich Menschen schon vor Jahr­tau­senden daran, die Welt für ihre Zwecke umzu­ge­stalten, durch die Anlage von Aber­tau­senden Reis­terrassen. Auch an entle­genen Orten zeigt sich, dass die von Menschen verur­sachten Umwelt­ver­än­de­rungen keines­wegs auf die Moderne beschränkt sind. Schon die Wikinger, die im 9. Jahr­hun­dert Island besie­delten, trieben Raubbau an den Wäldern, nicht anders als die Bewohner Zentral­eu­ropas. Im späten Mittel­alter gab es auf dem Gebiet Deutsch­lands weniger Wald­ge­biete als heute — mit den bekannten nega­tiven Folgen: Die unge­schützten Flächen erodierten zuse­hends durch Wind und Regen. Der nächste große Beschleu­ni­gungs­faktor auf dem Weg zum Anthro­pozän wird die Entde­ckung Amerikas und die Ausbeu­tung seiner Ressourcen durch Euro­päer. Den Indios war es gelungen, aus einem Wild­gras die Mais­pflanzen zu züchten, wie wir sie bis heute anbauen. Mit einer jähr­li­chen Ernte von mehr als einer Milli­arde Tonnen prägt Mais heut­zu­tage ganze Land­schaften. Vor allem in den USA trat eine Form des indus­tria­li­sierten Anbaus den Siegeszug an, der die Land­wirt­schaft radikal revo­lu­tio­nierte: auf riesigen Flächen, mit schweren Maschinen, künst­li­cher Bewäs­se­rung und einem gezielten Einsatz von Chemie. Durch dieses „Precision Farming“ werden mitt­ler­weile Erträge erzielt, die noch vor 100 Jahren unvor­stellbar waren. Einen Baustein dazu lieferte der deut­sche Chemiker Fritz Haber, der vor dem Ersten Welt­krieg ein Verfahren entwi­ckelte, aus Luft­stick­stoff Ammo­niak herzu­stellen, die chemi­sche Basis für Kunst­dünger. Das Haber-Bosch-Verfahren ist bis heute eine Schlüs­sel­tech­no­logie, ohne die die Ernäh­rung einer wach­senden Welt­be­völ­ke­rung kaum möglich wäre. Eine weniger offen­sicht­liche, aber nicht weniger folgen­schwere Auswir­kung des Anthro­po­zäns ist die durch Menschen verur­sachte Migra­tion von Pflanzen. Durch die Erfin­dung kleiner mobiler Treib­häuser durch den Engländer Natha­niel Ward im frühen 19. Jahr­hun­dert wurde es möglich, Setz­linge per Schiff über die Ozeane zu verfrachten. So gelangten nicht nur Teepflanzen nach Indien und Gummi­bäume nach Asien, sondern auch eine unge­zählte Schar blinder Passa­giere auf den Schiffen, Mikroben, Para­siten, Insekten und andere Tiere, die viele Ökosys­teme auf der Welt radikal verän­derten. Die Folgen unserer Eingriffe in die Natur sind viel­fach spürbar. Wegen fehlender Bienen müssen Obst­felder in China bereits künst­lich bestäubt werden, und in Deutsch­land sind während der vergan­genen Jahr­zehnte 70 Prozent der Insekten verschwunden.

Das letzte Para­dies der Orang-Utans

Orang-Utans sind nicht nur faszi­nie­rende Tiere, sondern zählen auch zu unseren nächsten Verwandten. Die Doku zeigt einen der wenigen ihnen noch verblie­benen Lebensräume.

Orang-Utans sind nicht nur faszi­nie­rende Tiere, sondern zählen auch zu unseren nächsten Verwandten. Noch vor 100 Jahren streiften schät­zungs­weise 600.000 dieser impo­santen Menschen­affen durch die dichten Dschungel Borneos und Suma­tras. Doch die Bestände sind inzwi­schen stark geschrumpft. Durch Wilderei, Regen­wald-Rodung und ille­galen Tier­handel gehören sie mitt­ler­weile zu den am meisten bedrohten Arten der Erde. „Das letzte Para­dies der Orang-Utans“ taucht ein in die Welt dieser wunder­vollen Tiere und zeigt einen der wenigen ihnen noch verblie­benen Lebensräume.

Magie der Moore — Das Nebelreich

Überall in Europa gibt es Moore: in den Ebenen und Hügel­län­dern des Nordens, in den Mittel­ge­birgen, in und vor den Alpen. In einer zwei­tei­ligen Doku­men­ta­tion werden diese Natur-Juwelen vorgestellt.Lediglich ein Prozent der Moore in Mittel­eu­ropa sind noch intakt, wachsen, bilden Torf. Die gigan­ti­schen CO2-Spei­cher werden weiter trocken­ge­legt — auch in Deutschland.

Nirgendwo debat­tieren Politik und Gesell­schaft so leiden­schaft­lich über die Klima­er­wär­mung wie in Europa, allen voran die Deut­schen. Dabei ist die EU, nach Indo­ne­sien, Spit­zen­reiter bei der Frei­set­zung klima­schäd­li­cher Treib­haus­gase aus der Zerstö­rung von Mooren. Immerhin werden viele abge­torfte Moore wieder vernässt, also rena­tu­riert. Aber der Heilungs­pro­zess benö­tigt Jahr­zehnte, wenn nicht Jahr­hun­derte. Die verblie­benen Moore sind Natur-Juwelen. Kleine, oft versteckt gele­gene und wenig beach­tete Urland­schaften mit einer bemer­kens­werten Fauna und Flora. Das unheim­liche, schau­rige Moor ist in Wirk­lich­keit ein Natur­pa­ra­dies, das aus der Eiszeit stammt und erin­nert daran, in welch erdge­schicht­lich kurzen Zeit­räumen wir leben und denken. „Magie der Moore — Das Nebel­reich“ lässt uns für einen Moment klein werden und über das Große staunen.

Am 11.09.2021 zeigt BR Fern­sehen den zweiten Teil der Doku­men­ta­tion unter dem Titel „Magie der Moore — Bedrohtes Paradies“

Die Macht der Elemente — mit Dirk Steffens

In dieser Folge ist Dirk Stef­fens dem Element Wasser auf der Spur. Seine Reise beginnt dort, wo man den Wert des Wassers am höchsten zu schätzen weiß: mitten in der Wüste. Vor rund 6000 Jahren hinter­ließen Menschen präch­tige Fels­bilder, die die Sahara als üppige Savan­nen­land­schaft mit Elefanten, Giraffen und Anti­lopen zeigen.

Sogar Kroko­dile tummelten sich dort, wo heute nur noch trockener Wüsten­sand zu finden ist. Das Vorhan­den­sein von Wasser legt selbst heute noch fest, wo Menschen leben können und wo nicht. Betrachtet man die Erde vom Weltall aus, so scheint es reich­lich Wasser zu geben. Drei Viertel der Erdober­fläche sind von diesem Element bedeckt, es verleiht dem Planeten seine charak­te­ris­ti­sche blaue Farbe. Die größte Menge ist für den Menschen bislang jedoch völlig nutzlos. Mehr als 97 Prozent der irdi­schen Wasser­vor­räte sind salziges Meer­wasser, das wir weder trinken noch zum Bewäs­sern von Nutz­pflanzen verwenden können. Von dem winzigen Rest Süßwasser hängt bis heute das Über­leben der Mensch­heit ab. Überall auf der Welt stößt Dirk Stef­fens auf Hinweise, wie das Wasser Zivi­li­sa­tionen entstehen und wieder unter­gehen ließ. Not macht bekannt­lich erfin­de­risch. Und tatsäch­lich lassen sich einige wich­tige Entde­ckungen auf akuten Wasser­mangel zurück­führen. Die Sichel beispiels­weise ist eine solche Erfin­dung. Vermut­lich wurde sie entwi­ckelt, als ein Klima­wandel in Nord­afrika zu Dürre­pe­ri­oden führte. Mit diesem neuen Instru­ment war es möglich, sich in der Nähe von Flüssen nieder­zu­lassen, Ackerbau und Vieh­zucht zu betreiben und Vorräte einzu­la­gern. Hoch­kul­turen entstanden zunächst bevor­zugt an großen Fluss­läufen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Ägypten, das allein den Fluten des Nils und dem frucht­baren Nilschlamm seinen frühen Aufschwung verdankte. Ein umfang­rei­cher Verwal­tungs­ap­parat entstand einzig und allein zu dem Zweck, Wasser und Vorräte sinn­voll zu verteilen. Damit wird Wasser zu einem der Haupt­fak­toren für die Bildung komplexer gesell­schaft­li­cher Struk­turen. Unsere Abhän­gig­keit vom Wasser hat sich seit den Zeiten der Ägypter kaum geän­dert. Mitt­ler­weile haben wir jedoch die Möglich­keiten, Süßwasser in großem Stil dort fest­zu­halten, wo wir es brau­chen. Und weil das meiste davon in Sammel­be­cken auf der dichter bevöl­kerten Nord­halb­kugel aufge­staut ist, wirkt sich das zusätz­liche Gewicht sogar auf die Drehung der Erde um ihre Achse aus. Das führt beispiels­weise dazu, dass ihre Geschwin­dig­keit leicht zunimmt und der Erdentag im Verlauf der vergan­genen 40 Jahre um den acht­mil­li­onsten Teil einer Sekunde verkürzt wurde. Welche Auswir­kungen unser massiver Zugriff auf das Element Wasser in Zukunft für den Wasser­haus­halt der Erde haben wird, ist noch unklar. Aller­dings steht für Experten schon lange fest, dass die Ressource Wasser bei stei­genden Welt­be­völ­ke­rungs­zahlen immer wich­tiger wird. Die Kriege der Zukunft werden nicht mehr um Öl geführt werden, sondern um Wasser. Die ZDF/BBC-Kopro­duk­tion „Die Macht der Elemente“ zeigt in spek­ta­ku­lären Bildern, wie die Urkräfte der Erde jeden einzelnen Entwick­lungs­schritt des Menschen von den frühesten Zivi­li­sa­ti­ons­schritten bis heute beein­flussen. Mode­rator Dirk Stef­fens bereist den gesamten Globus, um das Wirken von Feuer, Wasser, Erde und Luft zu doku­men­tieren. Wieso brennt es erst seit 400 Millionen Jahren auf der Erde? Warum siedelt sich der Mensch bevor­zugt an den Erdbeben gefähr­deten Rändern von Konti­nen­tal­platten an? Wie kann Wasser­mangel zu Fort­schritt führen? Und warum ist der Wind für den Aufstieg und Fall vieler Kulturen verant­wort­lich? Die Macht der Elemente wirkt auf uner­war­tete Weise, und oft ist nur im Rück­blick zu erkennen, warum sich in bestimmten Regionen frühe Kulturen entwi­ckeln konnten und in anderen Gegenden nicht. Die in HD produ­zierte Reihe wirkt vor allem durch groß­ar­tige Land­schafts­auf­nahmen, aufwendig gedrehte Luft­bilder mit modernster Tech­no­logie und extreme Zeit­raf­fer­auf­nahmen. Dirk Stef­fens erläu­tert die Elemente nicht nur, sondern macht sie erlebbar. Ganz gleich, ob er mit dem Drachen­flieger einen Regen­tropfen verfolgt, auf der Suche nach Gold in eine tradi­tio­nelle afri­ka­ni­sche Gold­mine hinab­steigt oder den Vulkan­aus­bruch von Santo­rini an den Klippen hängend erklärt — immer sind die Zuschauer ganz nah am Geschehen.

Ceiba — ein Schiff wird kommen

Etwa 90 Prozent des Welt­han­dels wird auf dem Seeweg abge­wi­ckelt, fast alle Frachter und Tanker werden aber mit Schweröl ange­trieben, entspre­chend sind die Emis­sionen. Welt­weit ist die Schiff­fahrt für den Ausstoß von etwa einer Mrd. Tonnen Kohlen­di­oxid verant­wort­lich. Das muss geän­dert werden, findet der fran­zö­sisch-kana­di­sche Segler und Tischler Lynx Guimond und hat deshalb die Firma „Sailcargo“ gegründet.

Dutzende Frauen und Männer aus aller Welt haben sich von der Idee anste­cken lassen und helfen mit vor Ort, an der Pazi­fik­küste in Costa Rica, Visionen umzu­setzen. Ein Fracht-Segel­schiff zu bauen, das prak­tisch ohne klima­schäd­liche Emis­sionen auskommt.

Bäume der Zukunft

Ein Spazier­gang durch grüne Wälder entspannt und beru­higt. Bäume tun einfach gut: sie spenden Schatten, sie produ­zieren Sauer­stoff und spei­chern große Mengen Kohlen­stoff­di­oxid. Durch den Klima­wandel sind unsere Wälder akut bedroht. Wie können sie gerettet und fit für die Zukunft gemacht werden? Samen-Sammler bringen in großen Mengen Samen gefähr­deter Bäume in Samen­banken zusammen.

Können die helfen, Wälder zu retten? Gleich­zeitig wird mit nicht­hei­mi­schen Baum­sorten expe­ri­men­tiert. Welche fühlen sich bei uns wohl und wie reagieren heimi­sche Tier­arten auf sie? In Städten sollen Wald­gärten entstehen, in denen Bäume, Früchte und Gemüse eng beiein­ander wachsen, die nicht nur das Mikro­klima günstig beein­flussen, sondern auch Menschen zusam­men­bringen können. Auch das Holz der Bäume als nach­hal­tige Ressource rückt immer stärker in den Blick, z.B. als Baustoff. Forscher haben aus Beton und Holz einen Verbund­stoff entwi­ckelt, der genauso stabil wie reiner Beton ist, aber weniger davon verbraucht. Und in der Medizin sorgen die verschie­denen Fähig­keiten einzelner Bäume, wie z.B. der Birke für Hoff­nungen. Einer ihrer Wirk­stoffe könnte mögli­cher­weise Krebs­the­ra­pien sinn­voll unter­stützen. Unsere Repor­terin Nina Schmidt geht auf eine span­nende Recherchereise.