Gefähr­liche Glet­scher­schmelze — Klima­wandel im Hochgebirge

In den vergan­genen fünf­zehn Jahren haben die Glet­scher in den Alpen ein Achtel ihres Eisvo­lu­mens verloren. Das Verschwinden der Glet­scher hat nicht nur weit­rei­chende Folgen für Ökologie und Wirt­schaft. Fels­mas­sive werden brüchig und immer häufiger kommt es zu Über­schwem­mungen und Berg­stürzen, die auch besie­delte Gebiete bedrohen können. Sind die Alpen­glet­scher noch zu retten?

Der Klima­wandel ist längst in den Hoch­alpen ange­kommen. Nach und nach schmelzen die Alpen­glet­scher — in immer rasan­terem Tempo. Doch was passiert, wenn die Riesen aus Eis verschwinden? Glet­scher sind wich­tige Wasser­spei­cher. Wenn sie weiter schrumpfen, führen auch Flüsse weniger Wasser. Im Hoch­sommer stammt heute bis zu einem Viertel des Wassers in Rhone, Rhein, Donau und Po aus der Schmelze der Alpen­glet­scher. Versiegen diese Wasser­quellen, könnten Europas Flüsse schwerer schiffbar, teil­weise sogar unbe­fahrbar werden. „Die großen Glet­scher­zungen, die weit ins Tal reichen, werden wir in den nächsten Jahr­zehnten mit hoher Wahr­schein­lich­keit verlieren“, erzählt Prof. Matthias Huss, Glazio­loge an der ETH Zürich. Klei­nere Glet­scher trifft es dabei zuerst. 500 sind in den letzten Jahr­zehnten schon komplett verschwunden, viele weitere werden bereits in den kommenden 30 Jahren folgen. Am Morte­ratsch­glet­scher im Schweizer Kanton Grau­bünden verfolgt der Glazio­loge Dr. Felix Keller ein ehrgei­ziges Projekt. Er will die Lebens­dauer des Glet­schers verlän­gern. Um ein schnelles Abschmelzen des Glet­schers zu verhin­dern, müsse man ihn „pflegen“. Darunter versteht er das künst­liche Beschneien des Eisriesen. Gelingt es, würde dem Morte­ratsch etwas Zeit geschenkt. Zeit, die man dafür nutzen könnte, den Klima­schutz voran­zu­treiben und die alar­mie­rende Schmelze aufzuhalten.

plan b

Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht — und als Folge davon auch unsere Ernäh­rung, sauberes Wasser und der Sauer­stoff zum Atmen. Was tun, damit die biolo­gi­sche Viel­falt neu auflebt? Rewil­ding heißt ein neuer Trend: Wildnis wagen. Ob im eigenen Vorgarten oder in einer großen Region: Zur Arten­viel­falt trägt jedes noch so kleine Ökosystem bei.

Welt­weit sprießen Ideen aus dem Boden, wie Pflanzen, Tiere und Menschen mitein­ander leben können. Iwona Krepic und Jona­than Rauhut wollen die Wildnis nach Europa zurück­bringen. Die beiden leben im Grenz­ge­biet am Stet­tiner Haff — sie auf der polni­schen, er auf der deut­schen Seite — und enga­gieren sich für die Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tion „Rewil­ding Europe“. Die will keine Natur­schutz­ge­biete, in denen der Mensch nicht erwünscht ist. „Das ist das Entschei­dende: gemein­samen Platz schaffen und dafür sorgen, dass die Menschen und die Natur versöhnt werden“, sagt der Umwelt­schützer. Bei ihnen im Oder-Delta heißt das womög­lich: leben auch mit wilden Wisenten, die durch den Garten streifen. Jetzt gilt es, die Einhei­mi­schen von ihrer Vision zu über­zeugen. Im frän­ki­schen Aufkir­chen wagt Nicole Amslinger ein Expe­ri­ment. „Ich möchte nicht auf meiner Welt herum­tram­peln“, sagt sie. „Und deshalb ist ein Garten für mich ein ganz, ganz, ganz wich­tiges Projekt, um den Tieren ein Zuhause zu geben.“ Bei der Umge­stal­tung orien­tiert sie sich an den Ideen von Garten-Experte Markus Gastl. Ein wilder, viel­fäl­tiger Natur­garten soll es werden. Was braucht es, um ein Arten­pa­ra­dies zu schaffen? Die Kluft zwischen Mensch und Natur ist nirgendwo so deut­lich wie in einer Groß­stadt. München aber hat es geschafft, mitten im Zentrum ein gesundes Ökosystem wieder­her­zu­stellen: eine Isar, so wild wie ehedem. „Früher war das die Leiche eines Flusses, ein Kanal“, sagt Gewäs­ser­öko­loge Tobias Ruff. „Das kann keinem gefallen, der an Flüssen zu Hause ist und sich immer Natur­nähe wünscht.“ Die Rena­tu­rie­rung der Isar hat viel Zeit und Geld verschlungen, doch dafür hat die Stadt nun auch einen besseren Hoch­was­ser­schutz, ein Naherho­lungs­ge­biet in U‑Bahn-Nähe. Mitver­ur­sa­cher für den Verlust der Arten­viel­falt ist die Land­wirt­schaft. Der engli­sche Farmer Derek Gow möchte der Natur etwas zurück­geben. Deshalb zieht er Tiere heran, die in Groß­bri­tan­nien ausge­storben sind, um sie auszu­wil­dern — darunter Weiß­störche, Wild­katzen und Biber. „Dieses Tier ist eine große Hoff­nungs­ge­schichte“, sagt er. Mit ihm entwi­ckelt die Natur wieder ihre Fähig­keit, sich selbst zu heilen. Wir müssen diese Tiere zurück in die Land­schaft bringen.” Sein Taten­drang ist anste­ckend: Immer mehr Groß­grund­be­sitzer schließen sich ihm an und lassen Teile ihres Landes verwil­dern — inklu­sive Biber. Wo sie sind, finden bald auch andere Arten einen Lebensraum.

Gute Nach­richten vom Planeten

Natur und Mensch passen für viele nicht zusammen, weil der Mensch Tieren und Pflanzen den Lebens­raum nimmt. Doch es geht auch anders! Die Repu­blik Kongo zeigt, dass gerade Holz­fäl­ler­ar­beiten im Regen­wald die dort behei­ma­teten Gorillas schützen. Und die Arten­viel­falt der Alpen wird nur erhalten, wenn Berg­bauern weiterhin ihr Vieh in die Berge treiben.

Wissen macht Ah!

Clarissa und Ralph widmen die heutige Sendung einem ganz beson­deren Natur­for­scher: Alex­ander von Humboldt. Schon vor über 200 Jahren hat Humboldt vieles von dem entdeckt, verstanden und voraus­ge­sehen, mit dem sich die Menschen heute noch beschäf­tigen. Es gibt kaum ein Wissens­ge­biet, das ihn nicht inter­es­siert hat: Tiere, Menschen, Wetter, Land­schaften, und wie alles mit allem zusammenhängt.

Deshalb ging er auf mehr­jäh­rige Forschungs­reisen und notierte alles, was ihm auffiel. Auf ihrer eigenen Forschungs­reise durch den Urwald verraten Clarissa und Ralph noch mehr Gründe, warum Humboldt ein ziem­lich toller und heute noch aktu­eller Natur­for­scher war und warum so vieles nach ihm benannt wurde. — Was ist Arten­viel­falt? Auf der Erde gibt es mehr als 10 Millionen verschie­dene Arten und Orga­nismen. Das ist eine ganze Menge. Und die Wissen­schaft geht davon aus, dass es noch viel mehr sind und wir noch lange nicht alle kennen. Aber wo gibt es viele Pflanzen und Tiere und warum? Und wo gibt es wenige und warum? Und wie hängen sie alle mitein­ander zusammen? Clarissa kennt die Antworten auf diese span­nenden Fragen rund um die Arten­viel­falt. — Sind Dschungel, Urwald und Regen­wald das gleiche? — Wer war Humboldt, und warum heißt so viel nach ihm? — Was sind diese Linien, die man auf Wetter­karten sieht? — Warum können Papa­geien sprechen?

Rettet die Artenvielfalt

1,7 Millionen Bayern unter­schrieben für das Volks­be­gehren „Rettet die Bienen“. Damit betei­ligten sich so viele Menschen wie noch nie an der Abstim­mung zu einem Volks­be­gehren. Und jetzt? Zu welchen Maßnahmen für mehr Arten­viel­falt sich die Politik durch­ringen kann, bleibt abzu­warten. Aber was kann man jetzt schon tun? In diesem Film ist Bayern zu erleben, dem Arten­viel­falt, Nach­hal­tig­keit und Natur wichtig und wert­voll sind.

Der Film begleitet Menschen, die in Sachen „Rettet die Arten­viel­falt“ schon jetzt enga­giert sind: Die ober­baye­ri­sche Familie Rathert will ihren Garten im Münchner Süden naturnah umge­stalten und ein Zuhause bieten für Insekten, Vögel und Frösche. Alles, was so kreucht und fleucht soll hier Nahrung und Unter­schlupf finden. Aber ist das in einem mittel­großen Garten einer Doppel­haus­hälfte im Wohn­ge­biet über­haupt möglich? Nachdem sie sich ausführ­lich erkun­digt haben, machen sich die Ratherts an die Umge­stal­tung ihres Gartens.Benjamin Vogt und seine Frau Ildikó Reményi-Vogt sind die Begründer des Projekts City Farm, die am Rand der Schwa­ben­me­tro­pole Augs­burg biolo­gisch alte Gemü­se­sorten anbauen: Sie wollen nicht von Garten und Natur leben, sondern dafür. Oder, wie sie es selbst beschreiben, ‘Lebens­räume nutzen und erhalten, statt sie zu zerstören!‘.In Franken, an der Baye­ri­schen Landes­an­stalt für Wein- und Gartenbau Veits­höch­heim, will man heraus­finden, wie sich Insekten verhalten in Bezug auf „exoti­sche“ versus heimi­sche Bäume: Welche Bäume besser geeignet sind als Lebens­raum, welche wider­stands­fä­higer gegen Schäd­linge und Klima­ver­än­de­rungen. Das ist die Studie „Stadt­grün — Neue Bäume braucht das Land“, für einen intakten Lebens­raum in den Städten

Jejes lang ersehnte Augen­ope­ra­tion war erfolgreich

Jejes lang ersehnte Augen­ope­ra­tion war erfolgreich

Viele der Orang-Utans, die in unsere Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren kommen, befinden sich in einem schlechten Gesund­heits­zu­stand. Einige leiden sogar an schweren Krank­heiten oder Störungen, die eine beson­dere Pflege oder Behand­lung erfor­dern. So war es auch bei dem Männ­chen Jeje, der im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum in Samboja Lestari lebt.

Gefan­gen­schaft machen die Reha­bi­li­ta­tion schwieriger

Jeje war schät­zungs­weise fünf Jahre alt, als das Teng­ga­rong Natural Resources Conser­va­tion Office (BKSDA) ihn im September 2016 an uns übergab. Das Rettungs­team hatte das junge Männ­chen zuvor in einem Dorf im Bezirk Barong Tongkok beschlag­nahmt. Ein Dorf­be­wohner hatte Jeje als Haus­tier gehalten seitdem er ein Säug­ling war. Damit war leider zu erwarten, dass eine Reha­bi­li­ta­tion nach so vielen Jahren schwierig werden würde.

Eine Augen­ver­let­zung machte ihm zu schaffen

Dann kam Jeje nach Samboja Lestari. Schon bei seiner Ankunft fiel auf, dass mit seinem linken Auge etwas nicht in Ordnung war. Das Ärzte­team erkannte, dass sein Augapfel irgend­wann einmal durch einen scharfen Gegen­stand verletzt worden war. Das Auge wurde medi­zi­nisch versorgt und Jeje weiter beob­achtet. Ein wundes Auge kann zu ernsten und lang­fris­tigen Problemen führen.

Schon als Jeje zu uns kam war sein Auge beeinträchtigt
Schon als Jeje zu uns kam war sein Auge beeinträchtigt

Nach seiner Quaran­täne kam der junge Orang-Utan in die Wald­schule. Es fiel auf, dass er neue Fähig­keiten im Vergleich zu den Gleich­alt­rigen deut­lich lang­samer erlernte. Außerdem war er schüch­tern und suchte eher selten Kontakt zu anderen Orang-Utans. Jeje mied die Nähe zu Menschen und verhielt sich ihnen gegen­über manchmal sogar leicht aggressiv. Wenn er den Wald erkun­dete, blieb er am liebsten auf dem Boden. 

Dann musste Jeje auf die Krankestation

Im März letzten Jahres wurde bei Jeje dann das „Oran­gutan Respi­ra­tory Disease Syndrome“ diagnos­ti­ziert. Diese Erkran­kung des Atmungs­sys­tems wird in der Regel durch eine bakte­ri­elle Infek­tion verur­sacht – in einigen Fällen kann sie sogar tödlich enden. Vier Monate musste Jeje auf der Kran­ken­sta­tion bleiben und wurde dann zur weiteren Gene­sung in einen Einzel­käfig verlegt.

Die Unter­brin­gung ganz alleine schien Jeje zu gefallen. Das junge Männ­chen wurde deut­lich ruhiger und verhielt sich seinen Betreuern gegen­über auch nicht mehr aggressiv. Lieber beob­ach­tete er still seine Umge­bung, wartete geduldig auf sein Futter und beschäftgte sich mit seinen „enrich­ment tools“.

Die Entfer­nung des verletzten Augap­fels als letzte Lösung 

Was leider nicht besser wurde, war Jejes Auge. Es produ­zierte immer wieder infek­tiösen Schleim, so dass die Tierärzt:innen eine schwere Entschei­dung trafen: Der linke Augapfel sollte entfernt werden. Dies wäre der Schlüssel, um das Risiko einer Infek­tion zu verrin­gern und sein allge­meines Wohl­be­finden zu verbes­sern. Da dem Team jedoch die Erfah­rung in der Augen­chir­urgie fehlte, bat es einen externen Experten um Unterstützung.

Jeder Schritt wird genau dokumentiert
Jeder Schritt wird genau dokumentiert

Und genau dieser Experte war glück­li­cher­weise schon vor Ort: Der renom­mierte und auf Opera­tionen bei Primaten spezia­li­sierte Tier­arzt Joost Phil­ippa unter­stützte bereits mehrere Monate das Vete­ri­när­team für die Malai­en­bären mit seiner Exper­tise. Dr. Joost hatte den kompli­zierten Eingriff zur Entfer­nung des Augap­fels schon mehr­fach durch­ge­führt und war nun der rich­tige Mann am rich­tigen Ort. Während der Opera­tion erläu­terte er seine Schritte sehr genau und schulte die anderen Tierärzt:innen darin, wie sie zukünftig so einen Eingriff selbst durch­führen könnten. Glück­li­cher­weise verlief alles verlief reibungslos, und Jejes Augapfel konnte sicher und ohne Kompli­ka­tionen entfernt werden.

Am Ende wurde die Wunde genäht
Am Ende wurde die Wunde genäht

Die Opera­tion ist jetzt zwei Monate her und die Narben verheilt. Jejes allge­meiner Gesund­heits­zu­stand hat sich deut­lich verbes­sert und er spielt sogar mit den anderen!

Weiterhin gute Besse­rung, Jeje.

 

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