by Denitza Toteva | 4 Mai 2016 | Alt, News
Benni und seine Familie werden vom Häuptling der Dayaks begrüßt und besuchen eine Fabrik, die Öl aus der Penkawang Frucht gewinnt.
28. April / Ankommen bei den Dayaks / Fabrik-Besuch: Der Häuptling des Dorfes beginnt mit dem Begrüssungsritual und spricht fortwährend Gebete. Benni, dem Ehrengast, wird eine typische Dayak-Kopfbedeckung aufgesetzt, welche mit Federn geschmückt ist. Die Gebete spricht der Häuptling mit einer rasend schnellen Geschwindigkeit, ohne sichtbar Luft zu holen. Später frage ich ihn, welche Atemtechnik er anwendet.
In seiner rechten Hand hält er schwarzes Huhn, das er in Intervallen kreisend durch die Luft wirbelt. Nein, das Huhn ist nicht tot — es lebt, zeigt aber keinerlei Lebenszeichen. Mit Rücksicht auf Benni und die hohen Temperaturen reduziert der Häuptling die Gebete auf eine halbe Stunde.
Dann gibt es Reiswein, an dem man sich als bekennender Weinliebhaber gewöhnen muss, der aber recht schnell Wirkung zeigt.
Wir tauschen uns aus und erzählen über das Leben in Deutschland. Es regnet mittlerweile in Strömen. Aber auch der Regen ist nicht wirklich kühl. Als der Regen nachlässt, fahren wir zur Fabrik, in der mit der Penkawang Frucht ein Alternativöl zum Palmöl produziert wird. Es ist eines von Willies vielen Projekten, nachhaltig etwas auf den Weg und Menschen in Arbeit und Brot zu bringen. Dirk Jan, ein auch aus den Niederlanden stammender Mitarbeiter in Willies Team und Projektleiter der Fabrik, erläutert uns das Projekt.
Mich interessiert die Produktion des Alternativöles sehr und ich darf beim Filtern mal anpacken. Mittlerweile sind rund 70 Tonnen produziert und in Fässern abgefüllt. Ich frage, ob es schon einen Abnehmer gäbe und wie sie dann das Öl (man denke an die eingestürzte Brücke, deren Wiederaufbau völlig ungewiss ist) rausbringen werden. Einen Abnehmer gäbe es noch nicht und die Brücke…? Mehr und mehr wird klar, unter welchen Umständen hier versucht wird, Menschen zu helfen. „Wie gut geht es uns da zu Hause…?”
Wir sehen und fühlen das gebundene Penkawang Öl, das sich viermal gefiltert in weiß verwandelt, sich angenehm anfühlt und zum Beispiel für Seife und viele andere Bestimmungen einsetzen lässt. Sobald die Produktion optimiert und save ist und sobald die Logistik (Abnehmer, Lieferkette, etc.) aufgebaut sei, möchte man das Unternehmen in die Hände der Einheimischen übergeben. „Entwicklungsarbeit pur“, geht es mir durch den Kopf. “Könnte ich in Deutschland ggf. einen Abnehmer finden, der in einem Pilotprojekt die Alternative zu Palmöl mal ausprobiert?“, geht es mir durch den Kopf. Es ist reinstes Öl, das keine Umwelt zerstört.
Fortsetzung mit Teil 3 zu „Besuch bei den Dayaks) folgt
by Denitza Toteva | 3 Mai 2016 | Alt, News
Benni und seine Familie machen sich auf den Weg in ein entlegenes Dayak-Dorf. Der Weg dorthin gestaltet sich voller Hindernisse. Kommen die Overs heil im Dorf an?
28. April / Gepäck verladen / Eine abenteuerliche Reise beginnt: Morgens um sieben Uhr starten wir zu einer etwas anderen Reise. So richtig wissen wir nicht, was uns in den kommenden zwei Tagen erwartet? Es soll auf jeden Fall noch heißer werden, weil es absolut windstill im Dorf der Dayaks sei.
Das Gepäck ist verstaut und mit eine Plane vor Regen geschützt. Florian und Alexandra sichern die Ladung, damit nichts verloren geht; vor allem Bennis auseinander gebauter Rollstuhl. Florian wird sich auf die Ladefläche zwängen müssen, vorne im Fahrerhaus sitzen Willie und Klaus, dahinter Connie und Benni. Alexandra und Dirk Jan fahren auf dem Moped voraus. Willie sagt uns, dass wir zunächst noch Asphalt befahren werden.
Bevor wir von der Hauptstraße abbiegen, frühstücken wir in einem typischen Straßenbistro. Dann ein kurzer Check und wir biegen ab in Richtung Tembak, ein kleines 300 Seelen zählendes Dayak-Dorf (Ureinwohner, welche von katholischen Priestern missioniert wurden). Noch ist die Fahrbahn eben. Das wird sich bald ändern…
Wir fahren kilometerlang durch Palmölplantagen. Willie erzählt uns auch, dass man bei schlechtem Wetter bis zu acht Stunden braucht (weil tiefe Schneisen und extrem glatte Fahrbahnen), um das Dayakdorf zu erreichen. Weil alles trocken ist, könnten wir es heute vielleicht in drei Stunden schaffen. Mittlerweile sind wir ordentlich durchgerüttelt. Wir verstehen, was Willie uns am Morgen sagte: „Es wird wie ein Dauerticket auf einer Achterbahn werden.“
Dann ein großer Schock. Wir stehen vor einer eingestürzten Brücke, wenige Kilometer von Tembak entfernt. Wir steigen aus und hören von den Einheimischen, dass dies erst gestern passiert sein muss, weil immer wieder Achttonner darüber gefahren seien, obwohl die Brücke nur für fünf Tonnen gebaut wurde. Was jetzt? Zurück?
Wir schauen uns die alte Behelfsbrücke und den Weg dorthin an. Es ist schwindelerregend heiß. Ich gehe die Strecke ab, mache Fotos, gehe zu Benni und erkläre ihm den möglichen Weg. Es würde ziemlich matschig werden. Wir würden ihn im Rollstuhl auf die andere Seite tragen. „Sollen wir?“ Benni sagt: „Ja.“ Zuerst bringen wir das ganze Gepäck auf die andere Seite. Dort wartet ein Pick up auf uns. Diesen samt Fahrer haben die Dayaks schon am frühen Morgen positioniert, denn im Dayakdorf wartet man auf uns. Eine Funkverbindung, über die man uns hätte informieren können, gibt aber es nicht.
Wir sind „pitschnass“ vom Gepäcktragen, bevor wir Benni in den Rollstuhl setzen.
Auf dem Weg zur anderen Seite kommen uns Träger von Brettern und Säcken entgegen. Auch sie bringen wertvolles Gut jeweils zur anderen Seite des Flusses. Nach einer guten Stunde sitzen wir wieder, jetzt in einem anderen Auto. Ab hier verstehen wir dann wirklich, was Willie mit „Dauerticket auf einer Achterbahn“ meinte. Aber wir werden belohnt…
Das Eingangstor zum Dorf ist mit einem Banner und einer an uns gerichteten Begrüßung geschmückt. Wir sind baff und können es nicht fassen. Kleine Mädchen warten schon lange Zeit mit ihrem Begrüßungstanz auf uns. Eigentlich möchten wir nur noch den Schatten. Aber jetzt beginnt erst mal das Begrüßung-Ritual.
Wieder darf und muss Bennis Papa mit einer überreichten Machete das verzierte Holz des Eingangstores durchtrennen. Gott sei Dank geschafft, weil die weitere Zeremonie in das Longhouse und damit in den Schatten verlegt wird.
Fortsetzung mit Teil 2 zu „Besuch bei den Dayaks) folgt
by Denitza Toteva | 2 Mai 2016 | Alt, News
700 Schülerinnen und Schüler der Panca Setya School empfangen Benni und möchten zusammen mit ihm eine Deutsch-Indonesische Schulpartnerschaft gründen. Tränen fließen, als am Ende der Begrüßungszeremonie das Lied „We are the world“ gesungen wird.
27. April / Panca Setya School / Besichtigung illegaler Goldminen:
„Das habe ich nicht gebucht“, so Bennis kurzer und cooler Kommentar in dem Moment, als wir auf den Schulhof der Panca Setya School auffahren. Wir alle trauen unseren Augen nicht und können kaum glauben, dass dies Benni und uns gilt. Wir schreiten langsam auf das traditionell errichtete Eingangstor zu und sind froh, dass Willie uns sagt, wie wir uns verhalten sollen…
Ein Tänzer überreicht Bennis Papa Klaus eine Machete, mit der das bunt verzierte Holz durchschlagen werden muss. Lauter Applaus erschallt, denn es muss beim ersten Schlag durchtrennt werden. Es ist unserm Gastgeber Willie Smits eine große Ehre, mit Benni über die Schwelle zu gehen. Für uns ist es ein recht fremdes und gleichermaßen anmutendes Gefühl, Mittelpunkt eines solches Rituales zu sein. Benni und Willie genießen sichtlich die Begrüßungszeremonie und werden dabei mit einem Sonnenschirm vor der Hitze geschützt.
Am Ende der Begrüßungszeremonie singt der Schulchor „We are the world“. Alle stimmen ein und es ist, als würden sich die Kinder dieser Welt verbünden. Tränen fließen. Wir sind in Indonesien angekommen.
Vor der ausgewählten Klasse für die geplante Schulpartnerschaft stellen wir Bennis Projekt vor und schauen uns selbstverständlich „Henry rettet den Regenwald“ an. Es sind 16-jährige Schüler, die den Englisch untertitelten Film verfolgen und Benni zu seinem Projekt gratulieren. Es werden viele Fragen zum Projekt beantwortet und alle sagen „JA“ zur Gründung einer Schulpartnerschaft mit einer Deutschen Schule. Dies wir besiegelt, indem sich alle einen Button mit der Aufschrift „Together we will save the orangutan“ anstecken.
Auf Deutscher Seite ist es die IGS Johanna Löwenherz Schule in Neuwied, die eine Woche vor unserer Abreise nach Indonesien ihre Absicht zu einer Partnerschaft mit einer indonesischen Schule erklärt hat. Nach Bennis Rückkehr sollen die ersten Aktivitäten starten.
Zur Verabschiedung werden Benni mehrere Geschenke überreicht.
Benni und sein Projekt scheinen Eindruck gemacht zu haben und zeigen Wirkung. Er kommt nicht so schnell wieder weg vom Schulhof. Küsschen, herzliche Umarmungen und nicht enden wollende Fotowünsche…
Am Nachmittag unternehmen wir zusammen mit Willie eine Bootstour. Er zeigt uns die vielen illegalen Goldminen um Sintang herum. Diese sind ein weiteres großes Übel für die Umwelt.
by Denitza Toteva | 29 Apr 2016 | Alt, News
Familie Over besucht das Sintang Orangutan Center (SOC) und Benni trifft auf die ersten Orang-Utans.
26. April / Sintang Orangutan Center (SOC) / Treffen mit Pastor Maessen (direkt am SOC):
Zunächst führt uns Willie Smits durch das Orang-Utan-Center und erläutert die Arbeit des SOC. Man hat den Eindruck, dass Willie mit jedem dieser kleinen oder auch größeren Wesen spricht und diese Willie verstehen.
Der Pfleger und Betreuer bringt Bennis zwei neue Patentiere auf eine große Wiese. Die beiden kleinen Mädchen Selly und Maya sind wie siamesische Zwillinge und nicht zu trennen. Immer, wenn die neugierige und freche Selly Interesse an Benni zeigt, wird sie von der ängstlichen Maya wieder zurück gezogen. Dabei waren sie doch — so Willie — beim ersten Kennenlernen recht zickig zueinander.
Der kleine Orang-Utan-Junge Boy zeigt recht schnell Interesse an Benni und reicht ihm die Hand. Boy wurde als Haustier gehalten und von Willie befreit. Man hat lange gebraucht, Boy wieder in seine eigentliche Bestimmung zu führen. Er wurde über Jahre wie ein Mensch erzogen und regelrecht vom Mittagstisch einer Menschen-Familie ernährt. Er war verstört, als er zu seinen Artgenossen in das SOC kam. Umso erstaunlicher ist es, dass Boy recht schnell Vertrauen zu Benni gewann. Und dann kam auch noch die kleine einjährige Mona …
Wenn man solche Bilder sieht, dann geht das Herz auf. Um so unbegreiflicher ist es, dass man die Mamas der Orang-Utan-Kinder wegen der Abholzung des Regenwaldes einfach tötet und die Babies zurück lässt oder als Haustiere verkauft. Die Arbeit des SOC, der BOS Foundation und anderer Hilfsorganisationen kann gar nicht hoch genug geschätzt werden; denn wie in dem Trickfilm „Henry rettet den Regenwald“ gilt: „Wenn du die Orang-Utans rettest, dann rettest du auch die Menschen“. Die Vernichtung des Regenwaldes ist nicht nur ein riesengroßes Problem in Indonesien selbst, sondern steht durch die Folgen für das Klima direkt vor unserer Haustür im 15.000 Kilometer entfernten Deutschland.
Hinweis: Es ist völlig unüblich, dass man „Fremde“ in die Begegnung mit Orang-Utans in den Rescue Camps zulässt (Benni trägt zum Schutz der Orang-Utans einen Mundschutz). Nur aufgrund des großen Engagements von Bennis Projekt und um Bennis großen Herzenswunsch zu erfüllen, hat Willie Smits eine Ausnahme gemacht und „Ja“ gesagt. Willie und Benni sind wohl schon ganz gute Freunde geworden; wenn auch in völlig unterschiedlichen Welten, dafür aber im gemeinsamen Anliegen um die Orang-Utans unterwegs.
Am Nachmittag besuchen wir Bruder Piet, ein 68 Jahre alter Holländer und seit vielen Jahren in Indonesien. … Fortsetzung folgt!
by Denitza Toteva | 28 Apr 2016 | Alt, News
Jetzt sind sie draußen. Sofi, Belli, Nobri, Suta, Olbert, Gina, Zakia, Olivia, Sule, Kevin, Ella und Lomon sind endlich zuhause.
Lomon war übrigens eines unserer bekanntesten Patentiere. Wie die meisten unserer Schützlinge kam auch Lomon als krankes Waisenbaby zu BOS – befreit aus quälender Gefangenschaft. Nach langen Jahren der Fürsorge und des Trainings in Nyaru Menteng wird der nunmehr 14-Jährige zusammen mit seinen elf Freunden im Wald von Butik Batikap wieder ein richtiger Orang-Utan sein dürfen.
Ein richtiger Orang-Utan zu sein… Ihre Mütter haben sie das nicht mehr lehren können. Sie wurden erschlagen oder erschossen. Menschliche Pfleger und „Baby-Sisters“ brachten den kleinen Schützlingen dann aber auch alle notwendigen Fertigkeiten und Kenntnisse bei, die ein Orang-Utan zum Leben und Überleben braucht. Und Menschen aus aller Welt helfen durch ihre Spenden, diese kleine Wiedergutmachung an unseren rothaarigen Vettern zu ermöglichen. Seit 2012 konnte BOS 207 Orang-Utans die Freiheit wiedergeben.
Mehr über die einzelnen Kandidaten können Sie hier lesen.
by Denitza Toteva | 26 Apr 2016 | Alt, News
Benni Over und seine Familie verbringen ihren ersten Tag in Indonesien. Hier berichten Sie von ihren Reiseerlebnissen im Land der Orang-Utans.
25. April / Weiterflug nach Sintang / Treffen mit Willies Team und Pastor Maessen: Erstaunlicherweise sind wir am ersten Morgen in Indonesien recht fit; wohl auch, weil wir ein paar Stunden durchgehend geschlafen haben. Zum Frühstück entscheiden wir uns mehr für exotische Fruchtsäfte als für Eier mit Speck — und impfen uns so die wichtigen Vitamine ein. Ohnehin haben wir mehr Durst als Hunger.
Um 07.00 Uhr stehen wir mit unseren vier großen Koffern und zehn Handgepäckstücken in der Lobby des Hotels. Willie begrüßt uns und los gehts …
Der Weiterflug von Pontianak nach Sintang verschiebt sich wegen eines Gewitters um eine Stunde, sodass Zeit für einen Snack und das Gespräch bleibt. Willie Smits erzählt Benni und Connie von seinen vielen Erfahrungen mit den Orang-Utans. Im Hintergrund Wisnu (Assistent von Willie) mit Bennis Papa Klaus unterhält sich mit Willies Assistent Wisnu über das Leben in Indonesien.
Gegen 17.00 Uhr treffen wir ein zu einem Meeting mit Priestern, Lehrern und Schülern, zu welchem der 76jährige und mittlerweile 48 Jahre in Indonesien tätige katholische Pastor Maessen eingeladen hat. Willie Smits und Pastor Maessen stammen beide aus den Niederlanden und sind alte Weggefährten. Beide setzten sich ein für den Schutz der Orang-Utans und zudem für ganzheitliche Projekte, um „Einheimische in Arbeit und Brot zu bringen“. Willie ist regelmäßig Redner auf den Meetings von Pastor Maessen.
Es ist eine große Ehre, dass wir Bennis Projekt vor diesem Kreis vorstellen dürfen.
Man ist beeindruckt, dass sich Menschen aus Europa bzw. Deutschland für die Orang-Utans und deren Lebensraum auf diese Art und Weise einsetzen — und man freut sich mit Benni, dass sich sein Herzenswunsch, den Orang-Utans direkt begegnen zu können, in Erfüllung gehen wird.
Es werden viele Fotos geschossen und manch´ Adresse ausgetauscht.
Den Abend verbringen wir zusammen mit dem beeindruckenden und lebenserfahrenen Pastor Maessen, der uns zum Essen eingeladen hat.
Und morgen?
Willie hat wohl den Plan geändert und eine Überraschung für Benni vorbereitet …