by Denitza Toteva | 13 Mai 2016 | Alt, News
Wer könnte ihn vergessen? Der kleine Orang-Utan George, der im Mai 2015 vom Team aus Samboja Lestari gerettet wurde. Mittlerweile zu einem wunderbaren kleinen Orang-Utan herangewachsen, ist er nun in der Babygruppe der Waldschule.
Im Gegensatz zu seinen gleichaltrigen Artgenossen ist George lieber mit sich allein und möchte nur selten von den Babysittern verhätschelt werden. Mit nur 18 Monaten ist er schon ziemlich reif und klettert auf fünf Meter hohe Bäume. Beim Hangeln von Ast zu Ast ist er noch etwas zögerlich, aber gemütlich herunterzuhängen scheint ihm sehr gut zu gefallen.
Orang-Utans lernen in der Wildnis von ihren Müttern alles, was sie zum Überleben brauchen. Überlebenswichtig ist unter anderem die Futtersuche. Diese Aufgabe wird nun von den Babysittern übernommen und George reagiert sehr schnell auf das was ihm gezeigt wird. Er wird immer besser darin, essbare Früchte, die sich in der Umgebung befinden, zu erkennen.
Sein Körper ist schon sehr stark und muskulös. Hinzu kommt eine gleichmütige Natur, die ihn sehr liebenswert macht.
Deshalb möchte ihn auch jeder knuddeln, aber er ist lieber allein in den Bäumen. Jedenfalls, George entwickelt sich prächtig und wird in einiger Zeit wieder in seinen natürlichen Lebensraum, den Wald, zurückkehren können.
Text and photos: Suwardy, BOSF Samboja Lestari Communication Staff
2016 feiert BOS Deutschland sein 15jähriges Jubiläum. Das sind 15 Jahre erfolgreicher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habitate! Werden Sie jetzt Pate eines der rotbraunen Menschenaffen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vorm Aussterben zu bewahren.
by Denitza Toteva | 12 Mai 2016 | Alt, News
Wiedereinmal leistet Familie Over einen Beitrag zur Völkerverständigung, indem eine Schulpartnerschaft — im Beisein einer Vertreterin der Deutschen Botschaft — zwischen Indonesien und Berlin ins Leben gerufen wird.
2. Mai / Feierliche Gründung einer Schulpartnerschaft zwischen der Bina Cita Utama Schule und der Königin Luise Schule Berlin / Erstaunt über Anmut und Disziplin der Kinder / Ein Baum wird gepflanzt: Der heutige Tag steht ganz im Zeichen einer weiteren (dritten) Schulpartnerschaft. Es ist die Bina Cita Utama Schule, eine private Schule mit 120 Kindern, welche mit der Königin Luise Schule in Berlin eine Partnerschaft eingehen wird. Wenngleich Benni auch heute der Ehrengast ist, ist diese Partnerschaft von BOS Deutschland in Berlin initiiert — und so werden die Urkunden von Daniel Merdes (Geschäftsführer BOS Deutschland) und Utami Geiger (Principal der Schule) in Anwesenheit von Ina von Frantzius (Deutsche Botschaft Jakarta) und Benni unterzeichnet. Wir erleben ein überaus feierliches Zeremoniell mit Flaggenparade, Singen der Nationalhymne, dem Verlesen der Werte und Verhaltensregeln für die Schule und dem Pflanzen eines Baumes zu Ehren von Benni. Alle Kinder, Lehrerinnen, Lehrer und Offizielle nehmen sich an die Hand und singen während dem Pflanzen des Baumes das berührende Lied der Schule.
Die Begrüssung folgt einem offiziellen Protokoll. Benni und seine Delegation aus Deutschland und der Schweiz werden offiziell begrüsst. Auch Ina von Frantzius (verantwortlich für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Naturschutz) von der Deutschen Botschaft in Jakarta ist seit gestern mit Bennis Delegation unterwegs — und wird uns drei Tage lang begleiten. Wir alle haben uns sehr über diese Wertschätzung an Bennis Projekt gefreut, als der Botschafter, Herr Dr. Witschel (terminlich leider verhindert), die Begleitung vor Ort spontan zusagte. Ina von Frantzius äußerte sich sehr lobend und anerkennend über Bennis Aktivitäten. Man würde diese seitens der Botschaft auf jeden Fall weiterhin unterstützen. Dazu werde es separate Gespräche geben.
Nach der Flaggenparade und dem Singen der Nationalhymne, bedanken sich Ina von Frantzius und Bennis Papa Klaus bei Utami und dem Schulleiter für den feierlichen Empfang und die herzliche Gastfreundschaft. Bennis Projekt wird vorgestellt. Der Trickfilm „Henry rettet den Regenwald“ versetzt die Kinder in Erstaunen.
Dann wird Benni feierlich der ausgesuchte Baum überreicht, welcher zu seinen Ehren auf der Wiese direkt vor der Schule gepflanzt werden soll. Für den passionierten Hobbygärtner Klaus ist es ein großes Geschenk, Bennis Baum einpflanzen zu dürfen. Möge er viele Wurzeln schlagen und so auch die Schulpartnerschaft reich an Gemeinsamkeiten werden lassen.
Danach werden die Urkunden zur Gründung der Indonesisch-Deutschen Schulpartnerschaft unterschrieben.
Wir sind zum Lunch in Utamis Haus eingeladen. Wir genießen das Zusammensein. Gespräche werden geführt. Der interkulturelle Austausch hat begonnen — und Daniel bedankt sich bei Utami und ihrer Familie.
Utami erzählt aus ihrem Leben: Sie sei als Kind in Hamburg zur Schule gegangen — zunächst in die Grundschule in Fuhlsbüttel und dann auf das Albert-Schweitzer Gymnasium. Als sie nach einigen Jahren nach Indonesien zurückgekehrt sei, wäre sie geschockt gewesen von dem Schulsystem in ihrer Heimat. Seitdem habe sie den Wunsch in sich getragen, eines Tages eine Schule zu gründen, welche die Veränderung hin zu einer besseren Welt bewegen soll. Mit einem strahlenden Lächeln sagt sie zu mir: „It is good to have dreams … and we have to keep on dreaming.“
Mit Benni scheint Utami vom ersten Moment an verbunden. Von so viel Nähe und Herzlichkeit ergriffen, könnte Bennis typischer Kommentar: „Dann lass´ uns was klar machen“ die Atmosphäre jetzt etwas auflockern. Aber dieses Mal schweigt auch Benni; denn auch er genießt den Moment der Begegnung.
Der Besuch und die Verabschiedung werden sicher auch in den Film „Benni meets Henry“ einfließen. Und auch wenn es so erscheinen mag: die Szenen sind nicht gestellt, sondern echt! Danke liebe Utami, dir und deiner Familie. TERIMA KASIH — DANKE — THANK YOU
by Denitza Toteva | 12 Mai 2016 | Alt, News
Endlich ist Benni mit seiner Familie in der BOS-Station Nyaru Menteng angekommen. Hier wird er vom BOS-Team nicht nur zum offiziellen Orang-Utan-Kämpfer ernannt, sondern auch noch tierisch überrascht. Begleitet wird die Reisegruppe ab jetzt auch von einem Filmteam.
1. Mai / Herzlicher Empfang durch Dr. Jamartin Sihite und Denny Kurniawan bei der BOS Foundation / Überraschung für Benni / Ein Film wird gedreht: Noch im Flugzeug von Pontianak nach Palangkaraya und mit Blick auf das Programm für unsere zweite Woche in Indonesien, sagen wir uns: „Die kommende Woche können wir etwas ausruhen, relaxen und vor allem länger schlafen …“. Das mit dem Schlafen stimmt zwar ein bisschen, alles andere aber nicht. Denn in dieser Woche steht die Produktion eines Reise- und Dokumentationsfilms mit dem Titel „Benni meets Henry“ auf dem Programm. Björn Vaughn (BPI) hat dazu den Auftrag von BOS Deutschland und BOS Schweiz erhalten. Björn, ein super Typ, produziert bereits alle Filme für die BOS Foundation, kennt also das Team und vor allem die Verhaltensregeln im Umgang mit den Orang-Utans. Das Storyboard für den Film hatten wir Wochen zuvor in mehreren Skype Konferenzen (Borneo-Berlin-Zürich-Ludwigshafen-Niederbreitbach) gefertigt.
Vom Hotel geht es noch gemeinsam mit Willie Smits in die Rettungsstation Nyaru Menteng. Dr. Jamartin Sihite (CEO der BOSF) und sein Team warten schon auf uns. Willie, der auch Vorstandsmitglied der BOSF ist, und Jamartin umarmen sich herzlich — und Willie übergibt die „Benni-Reise-Gruppe“ an Jamartin. Jetzt heißt es Abschied nehmen. Benni und Willie sind echte Freunde geworden. Willie, erfreut über die professionelle Arbeit in der Rettungsstation Nyaru Menteng, verabschiedet sich von Benni. Sie verabreden sich für Besuche im Sommer bei Benni zu Hause. Beide sind etwas traurig, weil die gemeinsame Zeit zu Ende ist.
Doch es bleibt keine Zeit, um lange traurig zu sein. Jamartin nimmt Benni zur Begrüßung in den offiziellen Kreis der BOS-Orang-Utan-Kämpfer auf und übergibt ihm das Shirt der Warrior, den dazugehörigen Button und Jamartins typische Kopfbedeckung. Eine große Ehre. Benni übergibt an Denny (Leiter des Camps Nyaru Mententg), Sri (Betreuerin von Henry) und Jamartin die — zusammen mit Kathrin Britscho — gemalten Porträts. Die Freude ist groß, weil man sich tatsächlich auf den Kunstwerken wieder erkennt.
Auf dem Weg zum Spielplatz der Orang-Utans bittet uns Jamartin stehen zu bleiben und lenkt unsere Blicke auf einen winzig kleinen Orang-Utan. Dieser sei erst ein paar Tage im Camp, noch in Quarantäne und das BOS-Team hätte sich überlegt, ob denn der kleine Waise ab sofort „Benni“ heißen soll. Benni freut sich über sein neues Brüderchen — und Bennis Eltern über den Familienzuwachs.
Eine liebevolle Ersatzmutter kümmert sich in den ersten Wochen den ganzen Tag (in Quarantäne) um den kleinen, geretteten Waisen, der ab heute mit dem Namen „Benni“ angesprochen wird.
Und dann stehen wir unmittelbar am Spielplatz der zotteligen Waldmenschen. Diese kommen am Nachmittag und auf Rufen der Betreuer aus der Waldschule (mehrere Hektar hinter dem Haus) zurück, werden gefüttert mit allerlei Leckereien. Vor allem Milch mögen sie besonders gern. Auf dem Spielplatz turnen sie, tollen miteinander herum, setzen sich zur Abkühlung in einen Wasserbottich und sind sehr neugierig, wer denn die fremden Menschen sind.
Es sei noch einmal erwähnt, dass es völlig tabu und unüblich ist, dass Fremde in die Rettungsstation und nahe an die Orang-Utans heran gelassen werden. Das alles und dazu mit einem sehr hohem Aufwand tut man für Benni. Denn das Ziel ist es, dass die Waisen nach ihrer Rettung über die einzelnen Stationen (Quarantäne, Babygruppe, Waldkindergarten, Waldschule, Auswilderung-Gewöhnungs-Insel) sich nicht an Menschen gewöhnen — um nach fünf bis sieben Jahren in geschützte Regenwald-Gebiete ausgewildert werden zu können. Das ist eine sehr, sehr aufwendige und liebevolle Arbeit, die geleistet werden muss. Alle Achtung!
Um die liebevollen und sehr friedlichen Waldmenschen zu schützen, mussten wir uns im Vorfeld bestimmten Gesundheitstests unterziehen — und tragen einen Mundschutz, um keine Infektionen auf die Tiere zu übertragen. Das gilt auch für alle Betreuer und Pfleger.
Die Kamera und die Regie-Anweisungen von Björn wegen des Films bekommen wir kaum noch mit, weil wir so fasziniert sind von dem Treiben auf dem Spielplatz. Es ist wie ein mentales Entspannungsprogramm, was einen zu den wesentlichen Dingen des Lebens führt und erdet.
Und dann gibt es die Spaßvogel-Bande mit Jumbo, Odan, Obama und Cinta, die ständig ausbüchsen und mit den Betreuerinnen und Betreuern Verstecken spielen, auf uns zu watscheln und wieder eingefangen werden. Dann schlagen sie Purzelbäume, drehen sich um die eigene Achse … und sind schon wieder unterwegs. Man könnte stundenlang zuschauen…
by Denitza Toteva | 9 Mai 2016 | Alt, News
Familie Over verabschiedet sich von Willies Team in Sintang und reist zur BOS Foundation nach Palangkaraya. Benni lädt alle Orang-Utan-Schützer zu einem gemeinsamen Essen.
30. April / Halbzeit / Abschied von Sintang / Ankunft bei der BOS Foundation:
Heute werden wir uns von Willies Team verabschieden und via zwei Flügen von Sintang (westliches Borneo) ins südliche Palangkaraya reisen. Was für eine Woche geht jetzt zu Ende? Das werden wir wohl erst später wirklich verarbeiten können. In Palangkaraya wartet das Team der BOS Foundation (BOSF) auf uns. Und alle werden gespannt sein, ob es wirklich zur Begegnung von Benni mit Orang-Utan Henry kommen wird. Denn Henry ist mittlerweile fast sieben Jahre alt, kehrt nicht immer am Abend aus der Waldschule zurück und verbringt mit seinen Kumpels auch schon mal die eine oder andere Nacht im Wald.
Auch am letzten Tag in Sintang sind wir früh auf den Beinen. Schließlich müssen die vier großen Koffer, zehn Handgepräckteile und vor allem Bennis Rollstuhl gut auf die zwei Flüge am heutigen Tage vorbereitet sein. Um sieben Uhr und mit herrlichem Blick auf den Garten von Pastor Maessen (dahinter ist das Sintang Orangutan Center und dann gleich der Regenwald) nehmen wir das letzte gemeinsame Frühstück ein. Heute wird ein europäisches Frühstück (u.a. mit Marmeladen) serviert. Um acht Uhr müssen wir fertig sein, weil Pastor Maessen und Willie hohen Besuch erwarten. Der Bupati des Districts Eintang (vergleichbar zwischen dem OB einer großen Stadt und dem Ministerpräsidenten eines Bundeslandes) hat sich für Gespräche angesagt. Wir hören Sirenen und dann ist da vor uns ein ganzer Tross von Menschen und Security, die den Bupati begleiten. Willie macht uns mit ihm bekannt und erläutert Bennis Projekt. Er erkundigt sich nach Bennis Erkrankung, da er Arzt sei und fragt, wo wir in Deutschland wohnen. Er kenne Düsseldorf und sei dort schon Gast auf Messen gewesen. Wir plaudern noch etwas und ich überreiche ihm eine DVD mit Bennis Trickfilm. Dann lassen wir die Runde allein und treffen uns auf Pastor Maessens´ Balkon. Die Verabschiedungsrunde wird eingeläutet, denn wir müssen bald zum Flughafen.
Der quirlige, liebenswerte und weise wirkende Pastor überreicht Benni sein Abschiedsgeschenk. „Ihr müsst unbedingt wieder kommen“, sagt er. Dann verabschieden sich die einzelnen Mitarbeiter des Sintang-Centers von Benni. Alle möchten, dass Benni wieder nach Indonesien kommt. Irgendwie hat Benni wohl die Herzen der Menschen berührt.
Mittlerweile ist das Meeting mit dem Bupati zu Ende. Willie sagt mir, es sei ein gutes Meeting mit Perspektiven gewesen. Die Gespräche hätten wohl unter einem guten Stern gestanden. Bennis Anwesenheit hätte eine sehr positive Atmosphäre bewirkt. Dann sagt er zu Benni: „Jetzt müssen wir uns noch von den Orang-Utans verabschieden“, denn auch er werde jetzt für längere Zeit auf Reisen sein. Die orangefarbenen Zottel kommen gleich auf uns zu, als sie Willie erkennen. „Tschüss Selly & Maya, tschüss Boy, tschüss Mona“, sagt Benni leise in Richtung der kleinen Waldmenschen.
In der Halle vor dem Gate sagen Alexandra und Dirk Jan „Tschüss Benni”. Wir spüren, auch ihnen ist es schwer ums Herz. Die beiden haben die ganze Tour organisiert, gemanagt — und waren quasi rund um die Uhr mit dabei: einfach professionell und sehr, sehr herzlich. Ganze liebe Menschen, die beiden. Wir wissen nicht, wie man dies alles in Dankesworte formulieren kann. Besser erst gar nicht versuchen. So sprechen wir an alle eine Einladung zu uns nach Hause aus. Wir merken, dass es genau das ist — und Benni freut sich schon heute auf den Besuch der neuen Freunde aus dem 15.000 Kilometer entfernten Indonesien. Willie möchte gleich zweimal in diesem Jahr im Rahmen seiner Reisen zu uns kommen. Auch Alexandra und Dirk Jan wollen uns im Rahmen ihres Vier-Wochen-Aufenthaltes in den Niederlanden im idyllischen Dorf (Niederbreitbach) besuchen. Supi.
Gegen 12.30 Uhr hebt der Flieger nach Pontianak ab. Willie begleitet uns, denn er ist Vorstandsmitglied der BOSF und nutzt die Reise für Gespräche mit den Verantwortlichen vor Ort in der Rettungsstation Nyaru Menteng.
Mit dem zweiten Flug landen wir gegen 17 Uhr in Palangkaraya. Dort werden wir empfangen von Dr. Jamartin Sihite (CEO der BOSF) und Denny Kurniawan (Leiter der BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng) mit dem gesamten Team, Daniel Merdes von BOS Deutschland, Thomas Kamm von BOS Schweiz sowie Björn Vaughn von BPI. Er wird unseren Aufenthalt bei der BOS Foundation filmisch begleiten und unter dem Titel „Benni trifft Henry“ einen Reise- und Image-Film zu produzieren. Dazu dann später…
Für den Abend lädt Benni alle Orang-Utan-Sympathisanten, ‑Retter und ‑Helfer zum Abendessen ein — und bittet seinen Daddy ein paar Worte zu sagen. So mögen sich doch alle Organisationen ohne Wenn und Aber verbünden, damit der Regenwald und die Orang-Utans eine Chance in der Zukunft haben. Allen Anwesenden überreicht Benni einen Button mit der Aufschrift „together we will save the Orang-Utan“.
In diesem Sinne genießen wir das erste Zusammentreffen und sind gespannt auf die nächsten Tage.
by Denitza Toteva | 9 Mai 2016 | Alt, News
Die Overs gründen eine Grundschulpartnerschaft, pflanzen einen Baum und verabschieden sich von den Dayaks. Zum Abschluss des Berichts über den Ausflug zu den Dayaks nun auch das Videotagebuch.
29. April / Letzte Nacht im Longhouse / Gründung Schulpartnerschaft mit Grundschule Straßenhaus (Kreis Neuwied) / Abschied
Gegen sechs Uhr früh werden wir wach. Benni hat im Longhouse der Dayaks besser geschlafen als im Hotel und ist gut drauf. Alle freuen sich auf frischen Kaffee. Die Dayaks bringen das Frühstück auf die Holzdielen. Es gibt — wie jeden Morgen — nur Herzhaftes (auch Hühnchen mit Currysoße) und nichts Süßes.
Durch das Dorf fahren Kinder mit ihren Mopeds. Einen Führerschein braucht man hier nicht wirklich. Diesen kann man wie eine Lizenz kaufen.
Gegen acht Uhr fahren wir zur Primary School (Grundschule) von Tembak, wo wir eine weitere Schulpartnerschaft ins Leben rufen werden. Die Schülerinnen und Schüler (Klasse 1 bis 4) versammeln sich im größten Klassenraum der Schule und schauen neugierig, wer sie da besucht und warum? Wir erläutern Bennis Projekt. Willie übersetzt in die indonesische Sprache, auch jeden Satz des Trickfilms „Henry rettet den Regenwald“. Es kommt wohl selten vor im Dayak-Dorf, dass ihre Schule Besuch hat von so weit her. Alle folgen gespannt und sehr aufmerksam dem Trickfilm. „Nein“, einen Orang-Utan hätten sie noch nicht gesehen, antworten sie auf unsere Frage.
Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich geehrt, als wir ihnen am Ende einen Button mit der Aufschrift „Together We Will Save The Orang-Utan“ überreichen. Auch jedes der Kinder erhält einen Button. Man spürt, wie stolz sie sind über diese Wertschätzung.
Dann kommt der feierliche Moment. Mit einem Foto grüßt die Grundschule Tembak alle Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer der Grundschule Strassenhaus im Kreis Neuwied (Schulleitung Melanie Freiholz, Stv. Schulleiter Oliver Kren) und freut sich über die Gründung ihrer Indonesisch-Deutschen Schulpartnerschaft. „Lasst uns was klar machen!“
Im Februar hatten das Team Benni das Projekt und den Trickfilm in der Grundschule Strassenhaus vorgestellt. Man war gleichermaßen begeistert und betroffen und alle haben gesagt: „Wir möchten Benni und Henry helfen und uns der „Affen-Menschen-Kette“ anschließen. Herzlichen Gruß nach Strassenhaus und ganz lieben Dank. Das sagen Benni und seine Familie.
Wir verabschieden uns von der Schule und man winkt Benni und uns noch lange Zeit hinter her. Unsere Fahrt geht nochmals zur Öl-Gewinnungs-Fabrik. Dort angekommen, wissen wir welche Bestimmung die von Sintang mitgereisten vier Jungbäume haben sollen. Jeder von uns darf einen Baum direkt neben die Fabrik pflanzen. Wir fühlen uns sehr geehrt. Es bedeutet auch, dass wir wiederkommen müssen.
Dann wird gepackt und alles verstaut, denn in wenigen Minuten treten wir die Rückreise an.
Nach dem gemeinsamen Abschiedsfoto umarmen wir uns herzlich; so, als würde man sich schon seit langer Zeit kennen, hätte sich seit langer Zeit mal wieder gesehen und würde sich für lange Zeit nicht mehr begegnen.
Kurz vor der Abreise ruft Willie nochmal alle zusammen und wendet sich an Benni. Die folgenden Minuten bewegen uns sehr. Wir müssen weinen, als Willie einen Brief von Jessy, einer Betreuerin im Orang-Utan Camp die wir tags zuvor kennen gelernt haben, vorliest. Der Text ist so persönlich und ein solch großes Geschenk, dass wir diesen für uns behalten möchten. Dem Brief ist ein Geldbetrag beigefügt, der dem Monatsgehalt von Jessy entspricht. Benni möge das Geld für sein Projekt einsetzen. Uns fehlen die Worte.
Mit dem Gefühl großer Berührtheit und Demut verlassen wir das Dayak-Dorf. Keiner sagt ein Wort.
Ohne Panne schaffen wir es über die Behelfsbrücke und den holperigen Weg zurück zu unserm Auto auf die andere Seite der eingestürzten Brücke. Das Gepäck wird umgeladen. In dem kleinen Laden versorgen wir uns mit Wasser und begeben uns auf die rund zweistündige Fahrt nach Sintang. Unterwegs sagt Willie zu Benni: „Ich bin so stolz auf dich, dass du es bis nach Indonesien und dann auch noch in das Dayak-Dorf geschafft hast. In Sintang möchte ich dich mit einer Überraschung belohnen“.
Wieder bei Pastor Maessen und im Orang-Utan-Center angekommen, verschwindet Willie für eine halbe Stunde und kommt auf einmal mit dem kleinen Boy an der Hand zu Benni. Tage und Momente in unserem Leben, die wir nie mehr vergessen werden. Danke.
by Denitza Toteva | 4 Mai 2016 | Alt, News
Familie Over trifft auf Orang-Utans und stellt Bennis Projekt bei den begeisterten Dayaks vor. Sie werden herzlich in der Gemeinschaft aufgenommen.
28. April / Besuch einer Rettungsstation / bei den Dayaks: Zu Mittag haben die Dayaks wieder für uns gekocht. Es schmeckt einfach nur gut. Dann brechen wir auf zum Sekolahtuan Tembak, einer weiteren Rettungsstation für Orang-Utan-Waisen. Der Weg dorthin ist steil und schwieriges Gelände. Teilweise müssen wir Benni in seinem Rollstuhl tragen. Wir alle triefen nur so, aber wir werden mal wieder belohnt. Wir dürfen erleben, wie Willie mit jedem einzelnen Orang-Utan Kontakt aufnimmt, mit ihnen spricht und diese auf ihn reagieren. Das alleine ist schon ein großes Geschenk, erleben zu dürfen.
Selten erleben wir Benni in einer solch´ großen Ruhe mit sich selbst. Er könnte — trotz Mundschutz und hohen Temperaturen — stundenlang hier sitzen und zuschauen. Benni geht es gut.
Zum Abschied vom Sekolahtuan machen wir ein Foto mit dem Team. Was wir spüren, ist ehrliche und gelebte Herzlichkeit. Auch an diesem Ort sagen uns die Menschen, dass sie es nicht fassen können, dass jemand (Benni) im Rollstuhl 15.000 Kilometer und viele weitere Kilometer auf sich nimmt, um sich mit seinem Besuch für die Orang-Utans einzusetzen.
Jeder kennt das Gefühl, wenn man sich im Sommer nur noch auf eine Abkühlung und ein zischendes Radler freut. Radler gibt es nicht, aber einen sauberen und kühlen Fluss, in dem die einheimischen Kinder baden. Ich selbst springe mit allem gleich rein. Dann bringen uns die Nichtschwimmer zwar kein Radler, dafür aber einen gekühlten Mangosaft.
Am Abend sind wir zu Hause bei einer Dayak-Familie in ihr Mehrgenerationenhaus eingeladen. Wir genießen köstliches Essen, vor allem die wilden Salate und Gemüse. Zwischenzeitlich hat man im Dorf bekannt gegeben, dass alle zur Kirche kommen sollen. Denn dort würden Benni und sein Papa Bennis Projekt vorstellen und als Überraschung würde der Trickfilm „Henry rettet den Regenwald“ vorgeführt. Ich werde gefragt, ob das ok sei. „Ja klar“, antworte ich. Alex und Dirk wussten wohl schon vor der Abreise von dem Plan und haben vorsorglich einen Beamer dabei. Außerdem ist die Kirche mit Strom versorgt.
Nach der Präsentation und dem Film stellen die Dayaks Fragen an Benni. Willie übersetzt. Der Häuptling und weitere Obere des Dorfes sprechen für die Gemeinde. Eine ältere Frau (sehr weise wirkend) sagt, dass Benni von Gott zu ihnen geschickt wäre, um ihnen eine Botschaft zu übermitteln. Die ganze Gemeinde würde für Benni beten. Sie verneigt sich vor Benni. Beim Verlassen kommen alle und verabschieden sich persönlich bei uns und untereinander.
Wie schön, wenn es so etwas in Deutschlands Kirchengemeinden gäbe, denke ich in diesem Moment: diese achtsame Zuwendung, dieses Gemeinschaftsgefühl…
Das alles ist sehr emotional und kaum in Worte zu fassen. Daher belasse ich es dabei.
Dann kehren wir zurück in das Heim der Dayak Familie. Wir sitzen drinnen und draussen. Es es diese gefühlte Atmosphäre, als wären wir schon lange Zeit hier zu Hause. Die Familie möchte uns gar nicht gehen lassen — ich bleibe einfach alleine zurück. Die ganze Nacht hätte ich hier bleiben und im Gespräch sein können. Aber irgendwann — durch Bier, Reiswein und Reisschnaps etwas beschwippst — entschließe auch ich mich, zu gehen. Denn wir werden heute Nacht auf Matratzen auf dem Boden und unter einem Moskitonetz in einem Longhouse schlafen — dies bei anhaltend sehr hohen Temperaturen.
Mal schauen, wie das wird und wie Benni damit zurecht kommt…
Fortsetzung mit Teil 4 “Zu Besuch bei den Dayaks“ folgt