Der wilde Norden Sumatras

Sumatra, eine indo­ne­si­sche Haupt­insel, ist die sechst­größte Insel der Welt. Sie erstreckt sich über 1700 Kilo­meter von Nord­west nach Südost und ist bis zu 370 Kilo­meter breit.Der Äquator über­quert die Mitte der Insel. Sumatra ist größ­ten­teils von tropi­schem Regen­wald bedeckt, der 2004 in die Liste des UNESCO-Welt­na­tur­erbes aufge­nommen wurde.

Entspre­chend viel gibt es zu entde­cken. Der Film lädt zu einer Reise durch den Norden ein.In den Wäldern lebt eine große Viel­falt von Tieren und Pflanzen. 3500 Pflan­zen­arten wurden im Park gezählt, darunter viele ende­mi­sche Orchi­deen und Farne. Hier ist auch der durch Jagd, Abhol­zung und Tier­handel vom Aussterben bedrohte Sumatra-Orang-Utan zu Hause. Bukit Lawang, ein kleiner Ort am Rande des Natio­nal­parks, ist bekannt für seine Projekte zum Schutz der Affen. Das machte den Ort zur belieb­testen Touris­ten­at­trak­tion in Sumatra. Von dort starten Dschungel-Touren, bei denen man die Orang-Utans, die soge­nannten Wald­men­schen, hautnah erleben kann.Sehenswert ist auch der Tobasee, einer der größten und tiefsten Berg­seen der Welt. Der größte See in Südost­asien liegt in 900 Meter Höhe und ist mehr als doppelt so groß wie der Bodensee. Vor etwa 75 000 Jahren ist er durch einen gewal­tigen Vulkan­aus­bruch entstanden. Der See inmitten einer bein­dru­ckenden tropi­schen Vege­ta­tion ist ein beliebtes Urlaubs­ziel für Ausländer und Indo­ne­sier. Die Insel Samosir, mitten im Tobasee, ist das kultu­relle Zentrum der Toba-Bataker. Ihre Schiffs­häuser sind aus Holz und auf Stelzen gebaut und mit weit ausla­denden, geschwun­genen Dächern pracht­voll verziert. Die Tochter des Königs ist Frem­den­füh­rerin und zeigt gerne ihr Haus.Die Film­reise durch den Norden Suma­tras führt weiter zur südli­chen Insel Beli­tung. Dort gibt es angeb­lich die schönsten Strände im ganzen Insel­reich. Bei einem Insel­hop­ping auf die kleinen vorge­la­gerten Inseln kann man die beein­dru­ckenden Fels­for­ma­tionen aus Granit bestaunen. Sie sehen aus wie Tiere: über­di­men­sio­nale Vögel, Schild­kröten, Tiger, dazwi­schen strah­lend weiße Sand­bänke. Das kris­tall­klare Meer lädt zum Schnor­cheln ein. Zu sehen sind zahl­reiche Koral­len­bänke und bunte Fischschwärme.

Die Beschützer und Gärtner des Regenwaldes

Die Beschützer und Gärtner des Regenwaldes

Orang-Utan-Schutz ist Arten- und Biodi­ver­si­täts­schutz. Doch warum gelten Orang-Utans als die Beschützer und Gärtner des Regen­waldes? Borneo ist ein Hotspot der Biodi­ver­sität. Hoher Arten­reichtum lässt sich beson­ders in der Nähe des Äqua­tors beob­achten. Wenn man die Erde betrachtet, so nimmt die Anzahl der Tier-und Pflan­zen­arten von den beiden Polen zum Äquator hin zu. Doch was macht die Äqua­tor­ge­biete so beson­ders? Im Gegen­satz zu arten­armen, von extremen Wetter­be­din­gungen geprägten Gegenden, wie Wüsten oder vereisten Gebieten, herr­schen in den Tropen­wäl­dern der Äqua­tor­ge­gend ganz­jährig relativ hohe Tempe­ra­turen. Dazu eine hohe Luft­feuchte und starke Nieder­schläge. Diese Bedin­gungen ermög­li­chen die Entste­hung von tropi­schen Regen­wäl­dern – dem soge­nannten Tropen­gürtel. Schät­zungen zufolge kommen in den Tropen­wäl­dern zwei Drittel aller auf der Erde lebenden Tier- und Pflan­zen­arten vor.

Ökosystem Regenwald

Der tropi­sche Regen­wald, die grüne Lunge der Erde, ist eine der letzten Zufluchts­stätten der Arten­viel­falt und spielt eine zentrale Rolle für das Ökosystem und unser Klima. Durch das faszi­nie­rende Zusam­men­spiel jedes einzelnen Teiles — von der kleinsten Mikrobe bis zu den größten Tieren wie Orang-Utan — wird ein empfind­li­ches Gleich­ge­wicht herge­stellt. Jedes Glied im Ökosystem Regen­wald ist wichtig, um die natür­liche Balance zu erhalten.

Orang-Utans sind Baumbewohner
Orang-Utans sind Baumbewohner

Je komplexer ein Lebens­raum struk­tu­riert ist, umso mehr ökolo­gi­sche Nischen für Pflanzen und Tiere sind vorhanden. Ein intakter Regen­wald besteht aus mehreren Schichten. Die oberste Schicht ist das Kronen­dach in rund 15 bis 45 Metern Höhe. Aus ihr ragen soge­nannte „Über­ständer“. Das sind Urwald­riesen, deren Stämme einen Durch­messer von mehreren Metern und eine Höhe von bis zu 60 Metern errei­chen können. Doch es geht noch höher. Im Regen­wald des Danum-Tals auf Borneo gibt es ein Gebiet, in dem einige der höchsten Bäume der Welt stehen – Der neue Welt­re­kord­halter unter den Regen­wald­bäumen (Stand 2019) ist ein Gelber Meran­ti­baum (Shorea fague­tiana) mit 100,8 Meter Höhe (1)!

Das dichte Kronen­dach schließt die Feuch­tig­keit unter sich ein. Die Stämme der Regen­wald­bäume sind daher aufgrund der hohen Luft­feuch­tig­keit von Epiphyten (Aufsit­zer­pflanzen), wie verschie­dene Brome­lien- oder Orchi­deen­arten, Lianen und Moosen bewachsen.
Das Blät­ter­dach ist so dicht, dass es nur relativ wenig Licht durch­lässt. Daher ist es darunter relativ wind­still und dämmrig. Nur ca. 1–2 % des Lichts erreicht den Boden, der mit Farnen, Pilzen und Blüten­pflanzen bewachsen ist. Junge Bäume können erst empor­wachsen, wenn eine Lücke im Blät­ter­dach entsteht und somit genug Licht zum Boden hin strahlt.

Gärtner des Regenwaldes

Orang-Utan heißt aus dem malai­ischen über­setzt „Mensch des Waldes“ – und diesen Namen haben sie nicht von unge­fähr. Orang-Utans verbringen die meiste Zeit hoch oben in den Bäumen. Wenn sich ein Orang-Utan fort­be­wegt, so bricht er dabei oft nebenbei morsche Äste von den Bäumen. Denn nur stabile Äste können, die bis zu 90kg schweren roten Menschen­affen sicher tragen. Auch der oft tägliche Bau ihrer Schlaf­nester hat einen posi­tiven Neben­ef­fekt. Das Abbre­chen der Äste als Bett­ma­te­rial reißt ein Loch in das Blät­ter­dach und bewirkt, dass auch die Boden­schicht nun mit Licht durch­flutet wird. So können junge Bäume schneller hoch­wachsen und einen Platz an der Sonne erreichen.

Orang-Utans bauen täglich ein neues Schlafnest
Orang-Utans bauen täglich ein neues Schlafnest

Da sich Orang-Utans haupt­säch­lich von Früchten ernähren und relativ große Reviere haben, tragen sie einen maßgeb­li­chen Teil zur Samen­ver­brei­tung bei. Stein­früchte, wie z.B. Mangos, werden oft mitsamt den Kernen verspeist (keine Sorge – die im Wald vorkom­menden Mango Arten sind nicht so groß wie die Kulturm­angos, die es bei uns zu kaufen gibt!). Nach der Darm­pas­sage landen die Kerne dann schließ­lich am Regen­wald­boden und können dort zu keimen beginnen. So tragen Orang-Utans sogar zur Wieder­auf­fors­tung des Regen­waldes bei.

Beschützer des Waldes

Orang-Utans gelten als „Umbrella species“ (Schirmart). Damit ist gemeint, dass durch den Schutz ihres Lebens­raumes auch auto­ma­tisch zahl­reiche andere Tier- und Pflan­zen­arten geschützt werden. Tiere, die in manchen Verbrei­tungs­ge­bieten der Orang-Utans zu finden sind, sind unter anderem:
—    der vom Aussterben bedrohte Nebel­parder (laut IUCN, der Roten Liste der gefähr­deten Tier­arten, ist die Groß­katze als gefährdet einge­stuft (2)),
—    der Borneo Zwerg­ele­fant (in einer Schät­zung von 2010 kam man auf nur noch ca. 2000 Tiere (3)),
—    verschie­dene klei­nere Prima­ten­arten wie der Borneo Gibbon (Status: gefährdet (4)),
—    Nashorn­vögel (Status: gefährdet (5)) und
—    Malai­en­bären (Status: gefährdet (6)).

Das Sumatra Nashorn, das kleinste und haarigste Nashorn der Welt, hat es leider nicht geschafft: Es gilt seit 2019 auf Borneo als ausge­storben. Des Weiteren werden indi­rekt auch eine große Anzahl von bedrohten Repti­li­en­arten, wie verschie­dene Geckos und Frösche, Vögel und andere Tier- und seltene ende­mi­sche Pflan­zen­arten, die nur in den Regen­wäl­dern Borneos vorkommen, geschützt. Das die roten Menschen­affen große Wald­ge­biete zum Über­leben benö­tigen, und es daher nötig ist, große Wald­flä­chen zu Schutz­wald umzu­wan­deln, ist für den Biodi­ver­si­täts­schutz von Vorteil.

Orang-Utan Schutz ist auch Klimaschutz

Beson­ders in den verblei­benden Moor­wälder auf Borneo sind enorme Mengen an Kohlen­stoff­di­oxid gebunden. Die Moor­wälder zu erhalten, ist daher wichtig, um der voran­schrei­tenden Klima­er­wär­mung gegen­zu­steuern und eines der letzten Verbrei­tungs­ge­biete der Orang-Utans zu erhalten.

Zahlen und Fakten

Im Jahr 2016 wurde der Borneo Orang-Utan von der IUCN (Inter­na­tional Union for Conser­va­tion of Nature) als “vom Aussterben bedroht” einge­stuft (zuvor “gefährdet”). Es wird geschätzt, dass die Popu­la­tion über drei Gene­ra­tionen hinweg um mehr als 75 Prozent zurück­ge­gangen ist (7). Haupt­gründe sind der schwin­dende Lebens­raum und die Beja­gung. Fast 90 % der Land­fläche von Indo­ne­sien waren bis vor kurzem noch von tropi­schem Regen­wald bedeckt. Von 1880 bis 1980 verlor Indo­ne­sien bereits 25 % seiner Wald­flä­chen (8). Die Entwal­dung schreitet unglaub­lich schnell voran – mit schlimmen Folgen für die Orang-Utans und die Arten­viel­falt auf Borneo. Hier sind zwei Karten von Borneo aus dem Jahr 2016, die im Wissen­schafts­ma­gazin Scien­tific Reports (9) veröf­fent­licht wurden.

Entwicklung der Entwaldung auf Borneo
Entwick­lung der Entwal­dung auf Borneo

In der linken Grafik sieht man, wie die Entwal­dung auf Borneo im Zeit­raum von 1973 bis Dezember 2015 alar­mie­rend schnell voran­schreitet. Dunkel­grüne Bereiche zeigen die zu diesem Zeit­punkt noch intakten Wälder an. In der rechten Grafik ist die Errich­tung neuer Palm­öl­plan­tagen ab 1970 darge­stellt. Rote und pinke Bereiche sind Plan­tagen, die erst kürz­lich, in den Jahren von 2010 bis 2015, errichtet wurden. Daraus wird deut­lich, wie stark die Palm­öl­in­dus­trie — und damit die Lebens­raum­zer­stö­rung — in den letzten Jahren zuge­nommen hat.

Mehr als 100.000 Borneo Orang-Utans sind zwischen 1999 und 2015 verschwunden (Voigt et al., 2018, Fach­zeit­schrift Current Biology 10). Leider sind nur ca. 20% des Regen­waldes in Sabah, im Norden Borneos, und ca. 80% des Regen­waldes in Kali­mantan, Zentral­borneo, geschützt (11). Aber es ist noch nicht zu spät, diese beson­deren und einzig­ar­tigen Tiere zu retten und vor dem Aussterben zu bewahren.

Eines unserer wich­tigsten Ziele ist es, mehr Regen­wald­flä­chen zu erwerben, und zu Schutz­wald für unsere Orang-Utans und andere seltene Tiere umzu­wan­deln. Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

Refe­renzen:

1.    Shenkin A, Chandler CJ, Boyd DS, Jackson T, Disney M, Majalap N, Nilus R, Foody G, bin Jami J, Reynolds G, Wilkes P, Cutler MEJ, van der Heijden GMF, Burslem DFRP, Coomes DA, Bentley LP and Malhi Y (2019) The World’s Tallest Tropical Tree in Three Dimen­sions. Front. For. Glob. Change 2:32.

2.    Hearn, A., Ross, J., Brodie, J., Cheyne, S., Haidir, I.A., Loken, B., Mathai, J., Wilting, A. & McCarthy, J. (2015). Sunda clouded leopard, Neofelis diardi (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threa­tened Species 2015: e.T136603A97212874.

3.    Alfred R, Ahmad AH, Payne J, Williams C & Ambu L (2010) Density and popu­la­tion esti­ma­tion of the Bornean elephants (Elephas maximus borneensis) in Sabah. OnLine Journal of Biolo­gical Sciences 10: 92–102.

4.    Marshall, A.J., Nijman, V. & Cheyne, S.M. 2020. Bornean Gibbon, Hylo­bates muel­leri. The IUCN Red List of Threa­tened Species 2020: e.T39888A17990934.

5.    Bird­Life Inter­na­tional. (2020). Rhino­ceros horn­bill, Buceros rhino­ceros. The IUCN Red List of Threa­tened Species 2020: e.T22682450A184960407.

6.    Scotson, L., Fred­riksson, G., Augeri, D., Cheah, C., Ngopra­sert, D. & Wai-Ming, W. (2017). Sun bear, Helarctos mala­yanus (errata version published in 2018). The IUCN Red List of Threa­tened Species 2017: e.T9760A123798233.

7.    Ancrenaz, M., Gumal, M., Marshall, A.J., Meijaard, E., Wich , S.A. & Husson, S. (2016). Pongo pygmaeus. The IUCN Red List of Threa­tened Species 2016: e.T17975A17966347.

8.    Richards J.F., Flint E.P. (1994) A Century of Land-Use Change in South and Southeast Asia. In: Dale V.H. (eds) Effects of Land-Use Change on Atmo­spheric CO2 Concen­tra­tions. Ecolo­gical Studies (Analysis and Synthesis), vol. 101. Springer, New York, NY.

9.    David L. A. Gaveau, Douglas Sheil, Husna­yaen, Mohammad A. Salim, Sanji­wana Arja­s­akusuma, Marc Ancrenaz, Pablo Pacheco & Erik Meijaard (2016) Rapid conver­sions and avoided defo­re­sta­tion: exami­ning four decades of indus­trial plan­ta­tion expan­sion in Borneo. Scien­tific Reports, 6:32017.

10.    Maria Voigt, Serge A. Wich, Marc Ancrenaz, …, Jessie Wells, Kerrie A. Wilson, Hjalmar S. Kühl (2018) Global Demand for Natural Resources Elimi­nated More Than 100,000 Bornean Oran­gutans. Current Biology 28, 761–769.

11.    Wich, S.A., Gaveau, D., Abram, N., Ancrenaz, M., Baccini, A. et al.. (2012) Under­stan­ding the impacts of land-use poli­cies on a threa­tened species: is there a future for the Bornean oran­gutan? PLoS One 7(11): e49142.

 

Orang-Utans sind eine außer­ge­wöhn­liche Spezies

Orang-Utans sind eine außer­ge­wöhn­liche Spezies

Man muss kein Lego-Fan sein, um sich von den lebens­nahen Modellen des Künst­lers Felix Jaensch faszi­nieren zu lassen. Uns haben natür­lich vor allem seine realis­ti­schen Orang-Utan-Skulp­turen begeis­tert – zumal wir wissen, wie schwierig es sich gestaltet, die ausdrucks­starken Gesichter natür­lich abzu­bilden. So haben wir beim Künstler nach­ge­fragt, wie er eigent­lich auf den Orang-Utan kam und was ihn an den Tieren so inspiriert.

Herr Jaensch, Sie haben (fast) lebens­große, sehr beein­dru­ckende Modelle von Orang-Utans aus Lego gebaut. Wieso ausge­rechnet von diesen Tieren?
Ich habe zwar schon viele verschie­dene Tiere gebaut, aber ich finde Orang-Utans beson­ders inter­es­sant und sympa­thisch. Daher wollte ich unbe­dingt ein großes Modell von diesen Tieren bauen.

Und wieso nutzen sie ausge­rechnet eckige Plas­tik­steine, um Ihre Skulp­turen zu erstellen?
Die meisten kennen Lego vor allem aus ihrer Kind­heit. Aller­dings ist Lego auch ein sehr gutes (und benut­zer­freund­li­ches) Medium, um Plas­tiken zu erstellen. Es ist jedoch sehr heraus­for­dernd, orga­ni­sche Formen mit eckigen Steinen zu schaffen. Mich reizt diese Heraus­for­de­rung. Und mich faszi­niert das ganz­heits­psy­cho­lo­gi­sche Phänomen, das unser Gehirn, unge­achtet aller Ecken und Kanten, das Ergebnis zu einem sinn­vollen orga­ni­schen Bild zusammenfügt.

Legosteine zum Leben erweckt
Lego­steine zum Leben erweckt

Was faszi­niert Sie an Orang-Utans?
Mich faszi­nieren gene­rell intel­li­gente Tiere. Vom Kopf­füßer bis zum Raben­vogel. Aller­dings sind Orang-Utans eine außer­ge­wöhn­liche Spezies. Selbst unter den Primaten. Insbe­son­dere die tech­ni­sche Intel­li­genz ist ganz beson­ders ausge­prägt. Ihre Neugier und die Fähig­keit zur Anti­zi­pa­tion sowie zur Problem­lö­sung sind bemer­kens­wert. Aller­dings mag ich Orang-Utans auch wegen ihres Sozi­al­ver­hal­tens. Natür­lich ist das aggres­sive Poten­tial bei Menschen und anderen Primaten manchmal ein evolu­tio­närer Vorteil. Aller­dings finde ich das Wesen des Orang-Utans sehr viel sympathischer.

Wie lange arbeiten Sie an einem so großen Modell? Und was sind die größten Herausforderungen?
Ich brauche Monate für ein großes Projekt. Die effek­tive Zeit kann ich nicht benennen.
Da ich kein Digi­tal­pro­gramm benutze, ist die Form zunächst gene­rell ein Problem. Man kann sagen, dass ich jedes Körper­teil mindes­tens zweimal gebaut habe, bis ich zufrieden bin. Aller­dings machen mir die Maße beson­ders zu schaffen. Ich versuche mitt­ler­weile immer in Origi­nal­größe zu bauen. Dafür braucht man relativ eindeu­tige Maßan­gaben. Diese sind jedoch schwer zu recher­chieren und auch schwer umzu­setzen. Meis­tens gibt es nur Angaben zur Kopf-Rumpf­länge. Häufig nicht einmal das! Ich muss sehr viel abschätzen. Außerdem bin ich auf die Form und Größe der Steine zurück­ge­worfen. Da muss ich manchmal Kompro­misse machen. Am Ende zählt der Gesamteindruck.

Die Natur zum Vorbild
Die Natur zum Vorbild

Was sind Ihre Vorlagen? Wie gehen Sie so ein Projekt an?
Wenn ich eine Idee für ein Modell habe, sammle ich Fotos aus Büchern und dem Internet. Ich suche verschie­dene Quellen mit Größen­an­gaben. Aber die sind, wie bereits gesagt, meis­tens unbe­frie­di­gend. Manchmal fertige ich auch einfache, lebens­große Skizzen an, um die Propor­tionen einzu­schätzen. Die endgül­tige Haltung und die Größe können aber während des Entste­hungs­pro­zesses leicht abweichen.

Wir haben gelesen, dass Sie Ihre Tier- und Mensch­mo­delle mit dem Gesicht starten. Warum bauen Sie nicht von unten nach oben?
Von unten nach oben zu bauen macht natür­lich Sinn, wenn man eine Anlei­tung hat. Aber ich stehe erst einmal vor dem „Nichts“ und muss einen Anfang finden. Also fange ich mit dem Wich­tigsten an. Wenn das dann nicht funk­tio­niert, brauche ich gar nicht erst weiter­zu­ma­chen. Und das Gesicht, insbe­son­dere die Augen, sind für uns Menschen nun mal am wich­tigsten, um das Gegen­über als Lebe­wesen wahrzunehmen.
Der Rest wächst dann meis­tens von oben nach unten. Ich schätze dabei die Größe und die Propor­tion anhand der bereits gebauten Partien ab. 

Das Modell ist fast lebensgroß
Das Modell ist fast lebensgroß

Von anderen Künst­lern hören wir immer wieder, wie schwierig es ist, gerade einen Orang-Utan ausdrucks­stark abzu­bilden. Können Sie davon auch ein Lied­chen singen?
Ehrlich gesagt nicht. Wenn man sich mit der Spezies beschäf­tigt und genau hinsieht, gibt es eigent­lich keinen Unter­schied zu der Darstel­lung von anderer Primaten. Alle haben eine spezi­fi­sche Physio­gnomie und eine typi­sche Mimik. Aller­dings sehe ich mir fast jeden Tag Bilder von Primaten und insbe­son­dere Orang-Utans an. Viel­leicht habe ich daher mehr Erfahrung. 

Bauen Sie nur zum Spaß und Zeit­ver­treib oder haben Sie eine Intention? 
Ich bin Künstler, daher ist das Bauen mit Lego­steinen mitt­ler­weile sehr viel mehr als ein Zeit­ver­treib. Meine Inten­tion ist es haupt­säch­lich Werke zu schaffen, die die Menschen faszi­nieren und unter­halten. Wenn ich dabei das Inter­esse für Zoologie wecke oder stärke, finde ich das sehr gut. Wenn ich sie auf die Bedro­hung von Orang-Utans aufmerksam machen sollte, umso besser! Aber ich möchte mit meiner Kunst nicht aufdring­lich sein. Ich habe eine Abnei­gung gegen Kunst, die dem Publikum eine Aussage aufdrängt. Das finde ich mehr als anma­ßend. Sogar respektlos, wenn sich der Künstler dabei für die hand­werk­li­chen Ausfüh­rung noch nicht einmal Mühe gibt und die Schöp­fungs­höhe allein in der Meta­ebene sieht.

Stellen Sie Ihre Modelle auch aus? Kann man sie irgendwo in natura bewundern?
Zurzeit nicht. Mal sehen, ob es viel­leicht nächstes Jahr die Möglich­keit gibt.

Stehen Sie in Kontakt zum Lego-Konzern? Haben die Inter­esse, Ihre Modelle in Parks, Läden o. ä. auszustellen?
Ich bin freier Künstler und habe bisher keinen Kontakt zum Legokonzern. 

Was sind Ihre nächsten Baupläne?
Ich habe noch einige unvoll­endete Projekte. Zum Beispiel einen Marabu, einen Kolk­raben und mehrere Personen. 

Bei so großen Modellen braucht man ja tausende von Steinen. Und sind sie fertig, nehmen sie viel Raum in der Wohnung ein. Wie muss man sich das bei Ihnen vorstellen? Begegnet man in Ihrer Wohnung überall Affen, Vögeln, Hunden und anderen Lego-Objekten? Oder nehmen Sie die Modelle nach einiger Zeit wieder auseinander?
Ich habe tatsäch­lich viele meiner Modelle hier in der Wohnung stehen. Teil­weise erin­nert es an Taxi­dermie. Wenn ich ein Modell voll­endet habe, nehme ich es in der Regel nicht mehr auseinander.
Ich bin jedoch selten endgültig mit einem Modell zufrieden. Daher kann es sein, dass ich später noch kleine Verän­de­rungen vornehme.

Noch mehr Modelle von Felix Jaensch können auf seiner Website und auf seinem Insta­gram-Profil bewun­dert werden.

 

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Schwer­punkt: Welt­kli­ma­kon­fe­renz — Die große Herausforderung

Nach drei Jahren extremer Trocken­heit kämpft Europa diesen Sommer mit Stark­regen und Wald­bränden. Spielt das Klima verrückt? Der Klima­gipfel in Glasgow steht unter Erfolgs­druck: Wird es gelingen, die selbst­ge­steckten Ziele zeitnah einzu­lösen? ARTE sendet einen Schwer­punkt mit zwei Themen­abenden: Wir schauen zurück auf 30 Jahre Welt­kli­ma­kon­fe­renz und ziehen Bilanz.

Außerdem suchen wir Antworten auf die drän­genden Fragen: Wie werden wir in Zukunft mit Extrem­wetter wie Dürre und Stark­regen umgehen? Wozu führt es, wenn wir unser Grund­wasser großen Konzernen über­lassen? Wie sieht der Kampf junger Menschen für das Klima aus? Und was bringt eigent­lich die Redu­zie­rung des CO2-Verbrauchs im privaten Bereich?

Nach drei Jahren extremer Trocken­heit kämpft Europa diesen Sommer mit Stark­regen und Wald­bränden. Spielt das Klima verrückt? Wird das Wetter immer extremer? Der Klima­gipfel in Glasgow steht unter Erfolgs­druck: Wird es gelingen, die selbst­ge­steckten Ziele zeitnah einzu­lösen? ARTE widmet dem Ereignis einen Schwer­punkt mit zwei Themen­abenden. Wie werden wir in Zukunft mit Extrem­wetter und Dürre umgehen? Und wozu führt es, wenn wir unser Grund­wasser großen Konzernen über­lassen? Die Doku­men­ta­tionen „Dürre in Europa“, „Auf dem Trockenen“ und „Up to the last drop“ liefern über­ra­schende Antworten. Der Klima­wandel beschleu­nigt auch die Land­flucht und das Wachsen der Städte. „Urban Genesis“ stellt eine moderne nach­hal­tige Modell­stadt in Äthio­pien vor, die diesen Trend stoppen will. Zur Entste­hung der aktu­ellen Klima­ka­ta­strophe zeigen wir die Doku­men­ta­tion „Die Erdzer­störer“ mit Archiv­auf­nahmen aus aller Welt. Die Geschichte der letzten beiden Jahr­hun­derte, von der Kohle-Ära bis in die Zeit von Big Data. Ein zweiter Themen­abend schaut mit „Aufge­heizt — Der Kampf ums Klima“ zum einen zurück auf 30 Jahre Welt­kli­ma­kon­fe­renzen und zeigt darüber hinaus in einem sehr persön­li­chen Versuch, welche Bemü­hungen unseren CO‑2 Verbrauch tatsäch­lich redu­zieren. Und ARTE stellt vier Mädchen in unter­schied­li­chen Konti­nenten mit ernster Mission vor: „Kinder der Klima­krise“. Während die Erkennt­nisse der Klima­wis­sen­schaft immer alar­mie­render wurden und sich die meisten Indus­trie­länder im Kyoto-Proto­koll 1997 zur Redu­zie­rung der Emis­sionen verpflich­teten, betrieben einige große Erdöl­kon­zerne und Inter­es­sen­ver­bände offenbar gezielt Lobby­ar­beit, um die öffent­liche Meinung zu mani­pu­lieren. Mehr dazu in: „Die Macht der Lobbyisten“.

Karibik — Koral­len­ret­tung und Klimawandel

Die Karibik-Staaten leiden am meisten unter dem Klima­wandel, obwohl sie zur Erder­wär­mung so gut wie nichts beigetragen haben. Die Karibik mit ihren unzäh­ligen Inseln gehört aber zu den Regionen, die am stärksten darunter leiden. Der Klima­wandel erwärmt die Meere, der Meeres­spiegel steigt, die Unwetter werden stärker.

Betroffen sind Menschen und das gesamte Ökosystem der Meere. In Panama fürchtet das indi­gene Volk der Kuna den Unter­gang seiner kleinen Insel, immer öfter schwappt das Meer in die Häuser. Die Kuna werden ihre Heimat wohl verlassen müssen, ihr Kampf ist so gut wie verloren. In Belize haben sie aber noch eine Chance: Das Team von „Frag­ments of Hope“ arbeitet daran, das zweit­größte Koral­len­riff der Welt wieder aufzu­forsten — mit Erfolg. Die Koral­len­frag­mente, die sie „pflanzen“, wachsen, das einst blei­chende Riff erblüht in neuen Farben, Fische kommen zurück. Es sei ein Pflaster, sagen die Riff­retter. Menschen, die Hoff­nung machen. Der Kampf gegen den Klima­wandel ist ein Kampf gegen einen riesigen Gegner und den kann niemand in der Karibik mehr igno­rieren. Auch Curacao kämpft mit den Folgen der Meeres­er­wär­mung: Riesige Algen­tep­piche schwämmt das Meer jedes Jahr an die Stände. Meeres­schild­kröten verhed­dern sich darin und verenden in den dichten, stin­kenden Algen. Das Turtle-Rescue Team rückt aus, kämpft sich durch den Morast und starke Wellen, um die Schild­kröten zu retten und gesund zu pflegen. Aufpäp­peln ist der Job von Odette Doest. Die Tier­ärztin rettet nicht nur Wild­vögel und Schild­kröten, sie kämpft auch für Aufklä­rung und nutzt dafür ihren tieri­schen Kollegen: Flamingo-Bob. Der Flamingo kann wegen einer Verlet­zung nicht mehr zurück in die Natur, darum zieht er jetzt mit Odette als „Botschafter der Wild­tiere“ von Schule zu Schule. Flamingo Bob wirkt, die Kinder sind vernarrt in den pink­far­benen Vogel. Und wer verliebt ist, der will, dass es den Tieren gut geht, sagt Odette

Faszi­na­tion Erde — mit Dirk Steffens

Die Insel­welt Südost­asiens ist ein Eldo­rado für Natur­for­scher. Schon vor Charles Darwin brachte der Reichtum des Malai­ischen Archi­pels einen anderen Mann auf die Spur der Evolu­tion. Schon bevor Charles Darwin seine Gedanken zur Entste­hung der Arten veröf­fent­lichte, führte die über­wäl­ti­gende und viel­fäl­tige Natur des Archi­pels einst einen gewissen Alfred Russel Wallace zur Antwort auf die Frage: Woher kommt die Fülle der Arten? Und daraus entwi­ckelte sich schließ­lich zwangs­läufig die Frage aller Fragen: Woher kommen wir selbst? Auf den über 17 000 Inseln des Malai­ischen Archi­pels scheint die Schöp­fung verrückt­zu­spielen und das Leben gera­dezu zu explodieren.

Was für Charles Darwin seine Reise zu den Gala­pa­gos­in­seln war, waren für Alfred Russel Wallace seine Expe­di­tionen durch die südost­asia­ti­sche Insel­welt. Noch heute ein Aben­teuer, waren die Reisen zu Zeiten von Wallace lebens­ge­fähr­lich. Die unbe­kannte Tier­welt und Infek­ti­ons­krank­heiten hielten ihn nicht auf. Das Studium unge­wöhn­li­cher Insekten, die sich zum Teil sehr ähnlich sind, ließ in ihm die Über­zeu­gung reifen: Da muss es Über­gänge geben, irgend­etwas, das eine Entwick­lung von einer zur anderen Insek­tenart trig­gert. Und der Blick in die Gesichter der „Wald­men­schen“, der Orang-Utans, ließ ihn womög­lich ahnen: Auch der Mensch gehört in eine solche Entwick­lungs­reihe. Anders als der Gelehrte Darwin war Wallace ein Schul­ab­bre­cher, Auto­di­dakt und Aben­teurer. Dennoch leis­tete er einen entschei­denden Beitrag zur Erkenntnis: Unter­schied­liche Arten sind das Ergebnis der Evolu­tion. Wie konnte ein Mann wie er vor 150 Jahren diese entschei­denden Einblicke gewinnen, das Welt­bild seiner Zeit infrage stellen und dennoch in den Annalen der Geschichte verloren gehen? Immerhin erin­nern Namen wie „Wallace-Frosch“ oder „Wallace-Linie“ an den begna­deten Beob­achter, durch den sich Charles Darwin erst veran­lasst sah, seine Erkennt­nisse zur Entste­hung der Arten zu publi­zieren. Dirk Stef­fens folgt den Spuren von Wallace durch die sagen­hafte Insel­welt Indo­ne­siens und Malay­sias. Er begegnet „Wald­men­schen“, erklimmt Urwald­riesen und harrt für seine Beob­ach­tungen aus auf einer wack­ligen Platt­form inmitten einer riesigen Höhle. Er erkundet Orte, die wirken, als seien sie Spiel­plätze der Evolu­tion: mit flie­genden Fröschen, riesigen Echsen und Kängurus in Bäumen. Alfred Russel Wallace halfen die Inseln mit ihren unge­wöhn­li­chen Bewoh­nern zu Einsichten, die die Welt verän­derten. Und bis heute geht von dieser Welt eine beson­dere Faszi­na­tion aus.