Niemals in der Geschichte der Menschheit waren so viele Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht wie gegenwärtig. Grund genug, die Welt darauf aufmerksam zu machen. Der „World Wildlife Conservation Day” soll künftig jährlich daran erinnern, wie ernst die Lage für unsere Natur ist. Pünktlich zum ersten “Welttag zur Erhaltung wildlebender Tiere und Pflanzen” am 4. Dezember 2017 konnte BOS fünf Menschenaffen aus dem Schutzzentrum Samboja Lestari wieder in die Freiheit entlassen. Mit der nunmehr 14. Auswilderung seit 2012 leben nun auch die zwei Orang-Utan-Männchen Tiny und Ivan sowie die drei Weibchen Ingrid, Yuniar und Santa im Regenwald von Kehje Sewen, darunter auch ein Mutter-Kind-Gespann.
Auch Weibchen Santa pünktlich zu Weihnachten freigelassen
Unter den ausgewilderten Menschenaffen befindet sich auch Santa, die 2014 in Muara Wahau gerettet wurde. Damals zeigte sie zwar ganz natürliches, wildes Verhalten. Sie war aber zu jung, um unmittelbar in die Wildnis zurückzukehren. Mit sechs Jahren darf das junge Weibchen rechtzeitig zum Weihnachtsfest heim in den Regenwald.
Mit der jetzigen Auswilderung steigt die Zahl der freigelassenen Menschenaffen in Kehje Sewen auf 80. Ein Erfolg, aber BOS will mehr! „BOS möchte allen verwaisten und heimatvertriebenen Orang-Utans die Freiheit zurückzugeben“, sagt Dr. Ir. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation. „Sie haben es verdient, ein sicheres, würdevolles Leben in ihrem natürlichen Lebensraum zu führen. Kampagnen wie #OrangutanFreedom machen darauf aufmerksam, wie viel Hilfe und Unterstützung sie noch brauchen.“
Die 2017 von BOS geschaffenen Vorauswilderungsinseln sind ein sicherer Ort, an dem die Menschenaffen ihre in den Schutzzentren erworbenen Fähigkeiten ausbauen und schon mal das unabhängige Leben proben können. Hierher können hoffentlich im kommenden Jahr noch mehr „Neue Wilde“ in die Freiheit entlassen werden.
Erfolg nur durch Zusammenarbeit möglich
Anlässlich der Auswilderung betonten die indonesischen Partner BOS Foundation und die Umweltschutzbehörde BKSDA gleichermaßen die Wichtigkeit einer konsequenten Zusammenarbeit. „Solche Erfolge sind nur durch das Zusammenspiel der Partner weltweit mit den vor Ort agierenden Behörden, Organisationen und einzelnen Menschen, die sich mit dem Schutz der Orang-Utans beschäftigen, möglich“, mahnt Jamartin Sihite.
„Es gibt nur wenige verbleibende Wälder von guter Qualität in der Provinz. Gemeinsam müssen wir diese Waldgebiete retten und helfen, die bereits zerstörten wieder aufzuforsten“, fügt Ir. Sunandar Trigunajasa N., vom BKSDA in Ost-Kalimantan hinzu. „Es ist unsere kollektive Pflicht, unsere verbleibenden Wälder und die darin befindliche Artenvielfalt zu schützen.“
Kehje Sewen muss wachsen
Der Regenwald von Kehje Sewen ist ein 86.450 Hektar großes Gebiet in Ost-Kalimantan. Seit 2010 wird es speziell für die Auswilderung resozialisierter Orang-Utans aus Samboja Lestari genutzt. Die ersten Auswilderungen starteten 2012. Experten zufolge kann Kehje Sewen 150 Menschenaffen ein Zuhause bieten.
Bislang wurden 80 Tiere wieder angesiedelt. Die Kapazitäten reichen also noch für 70 weitere. Im Rehabilitationszentrum von Samboja Lestari warten jedoch noch 155 Orang-Utans auf ihre Freilassung. Kurz gesagt, BOS benötigt noch mehr Wald, um alle Orang-Utans, die aktuell gepflegt werden, auswildern zu können.
Bislang wurden zwei erfolgreiche Geburten in Kehje Sewen verzeichnet, ein Zeichen dafür, dass der Prozess der Wiederansiedlung im wahrsten Sinn Früchte trägt. Unser nächstes großes Ziel ist es, die Genehmigung für ein weitaus größeres Areal zu bekommen. Auf dass wir noch mehr Artverwandte endgültig in die Freiheit entlassen können.
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Vor kurzem war unser Beobachtungsteam in Kehje Sewen ganz aus dem Häuschen. Bei einem Kontrollgang durch den Wald ertönte auf einmal das Signal von Kumars Radio-Tracker.
Da es an diesem Tag schon zu spät war, dem Signal zu folgen, brach das Team am nächsten Tag auf, um am Ausgangspunkt des Vortages nochmals genauer nachzuforschen. Kumar, der „König des Waldes“, war schon längere Zeit nicht mehr gesichtet worden. Neues über ihn zu erfahren, wäre großartig!
Sie erinnern sich an Kumar? Er ist der extrem backenwülstige Orang-Utan, der im Juli 2017 ausgewildert wurde. Zum Zeitpunkt seiner Auswilderung war er bereits 23 Jahre alt, der älteste Orang-Utan, der je in die Freiheit entlassen wurde. Aufgrund seines Alters und seiner stark ausgeprägten Backenwülste wird er von uns „König des Waldes“ genannt. Das letzte Signal seines Halsbandes empfingen wir im September. Kumars Streifzüge in die tiefsten Tiefen des Urwalds machten eine „Verfolgung“ für uns unmöglich.
Umso spannender das Auftauchen des Signals an diesem Novembertag. Tief im Regenwald wurde es immer stärker. Kumar ist bekannt dafür, dass er die Anwesenheit von Menschen nicht mag. Darum war unser Team jetzt ganz besonders aufmerksam und achtete auf jede noch so kleine Bewegung in den Bäumen. Plötzlich war das Knacken von abbrechenden Ästen zu hören. Kurz darauf landete ein großer Ast unmittelbar neben unseren Mitarbeitern. Dann endlich erschien er: Kumar! Er stand auf einem dicken Ast und schaute auf das Team wie ein König auf seine Untertanen.
Schnell wurden ein paar Fotos gemacht und aus sicherer Entfernung die neuen Beobachtungen notiert. Eine Woche lang konnte unser ehemaliger Schützling beobachtet werden. Er sieht gesund aus und hat einen guten Appetit. Unsere „Majestät“ hält sich hoch oben in den Baumwipfeln auf und baut seine Nester für die Nacht und den Tag in unterschiedlichen Bäumen. Außerdem ist er ein ausgezeichneter Futtersammler. Am liebsten schlemmt er Ficusfrüchte und Lianenrinde. Von beidem gibt es reichlich in Kehje Sewen. Kühn wie ein König markiert Kumar sein Revier. Er macht laute Schmatzgeräusche in Richtung seiner ungebetenen Besucher. Ergänzend stößt er weit hallende Rufe aus und antwortet auch lautstark auf solche Laute anderer Orang-Utan-Männchen.
Es ist wunderbar und erleichternd, Kumar so in seinen neuen Lebensraum eingewöhnt zu sehen. Gut gemacht, Waldkönig!
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Vom 10. November 2017 bis zum 29. März 2018 zeigt das Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg im Zoologischen Museum der Hansestadt die Sonderausstellung “Verschwindende Vermächtnisse: Die Welt als Wald”.
Für diesen Zeitraum verwandeln audiovisuelle Installationen, Fotografien, Filme und Skulpturen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler die Ausstellungshalle in den bedrohten Lebensraum Wald.
Was für ein Erfolg! Seit 2016 konnten wir schon 71 Menschenaffen erfolgreich im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark auswildern. Doch vor dem endgültigen Schritt in die Freiheit erwartet unsere Schützlinge eine echte Bewährungsprobe: das Leben auf einer sogenannten Vorauswilderungsinsel. Eine von ihnen ist Bangamat.
Bevor unsere Orang-Utans diese Insel betreten dürfen, durchlaufen sie ein Programm nach Art der Schullaufbahn eines Menschen. Gestartet wird im Kindergarten. Danach geht´s in die Waldschule, die wie bei uns aus mehreren Klassen besteht. Dort lernen die Jungspunde alles, was sie für ein Überleben in Freiheit benötigen: Was darf ich essen? Was nicht? Wie baue ich ein Nest? Wie durchquere ich die Bäume oder schütze mich vor Feinden?
Erst wenn alle Schulklassen erfolgreich durchlaufen wurden, geht´s ab auf die Vorauswilderungsinsel. Wie auf einer Universität stehen die „Studenten“ hier noch unter Beobachtung und lernen immer noch, werden aber immer selbständiger und erproben zunehmend ihre Unabhängigkeit. Die jetzige Entwicklung bestimmt dann endgültig den Zeitpunkt ihrer Auswilderung.
Umzug nach Bangamat
Unsere Schützlinge Petto, Toby, Tarwan, Uje und Mia hatten ihren großen Tag am 23. November 2017. Alle fünf hatten bis dato einen langen Lernprozess hinter sich. Jetzt endlich erfolgte der Umzug auf die Vorauswilderungsinsel Bangamat. Sobald sich die Türen der Transportkäfige öffneten, sausten alle fünf los, um auf Bäume zu klettern und ihre neue Umgebung zu erkunden, ihre neue Heimat für die nächste Zeit!
Und noch ein Duo hat sich für Bangamat qualifiziert: das Mutter-Kind-Gespann Clara und Clarita. Baby Clarita wurde für uns alle unerwartet geboren und das erste Mal im frühen Juli 2017 auf Salat Island gesichtet. Kurze Zeit später beobachtete unser Team Mama Clara, allerdings allein. Wo war das Baby? Nach längerer Suche fand man das Kleine bei Rizki, einem 14-jährigen Orang-Utan-Männchen. Er hatte gemeinsam mit einer Gruppe Affen Clarita in Obhut.
Es dauerte mehrere Tage, bis es unserem Team gelang, Baby Clarita zu retten. Als man sie schließlich Mitte Juli in Obhut nehmen konnte, hatte sie einen bösen Hautausschlag, vermutlich durch eine giftige Pflanze verursacht. Sie war stark unterernährt, da sie schon länger nicht gestillt wurde. Auf unserer Krankenstation in Nyaru Menteng wurde die Kleine schließlich intensiv gepflegt und wieder aufgepäppelt. Ihre Mutter blieb jedoch vorerst verschollen.
Anfang August tauchte Clara dann wieder auf. Sie schien sich vor den anderen Orang-Utans versteckt zu haben, ganz besonders vor Rizki. Der hatte wahrscheinlich ihre Tochter entführt. Auch Clara wurde jetzt nach Nyaru Menteng gebracht und mit ihrer Tochter wieder vereint.
Bewegendes Wiedersehen
Obwohl das Duo in dieser frühen Lebensphase des Babys mehrere Wochen lang getrennt war, schien das nichts an der Mutter-Kind-Bindung geändert zu haben. Gleich als Clarita ihrer Mama gebracht wurde, nahm diese ihre Tochter in den Arm und drückte sie ganz fest an sich. Nie wieder würde sie ihr Kleines loslassen! Um nicht eine erneute Entführung auf Salat Island zu riskieren, beschloss unser Team, die beiden nach Bangamat zu bringen.
Mit den sieben neuen leben jetzt insgesamt 34 Orang-Utans auf der Insel. Unsere Mitarbeiter werden ihre Fortschritte auch weiterhin genau beobachten und, wenn nötig, noch unterstützend tätig sein. Wir sind zuversichtlich, dass alle Tiere sich gut entwickeln und zu selbständigen, völlig unabhängigen Orang-Utans heranwachsen, damit auch sie eines Tages in Freiheit leben können!
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In Bukit Batikap ist ordentlich was los! Vor einigen Wochen entdeckte unser Team vor Ort, dass gleich zwei unserer ausgewilderten Orang-Utan-Damen trächtig sind. Wir hatten Ihnen ja bereits über den Babyboom in Kehje Sewen berichtet, hier können Sie den Beginn der Geschichte noch einmal nachlesen. Jetzt gibt es Neuigkeiten von den werdenden Müttern Meklies und Ebol.
Unser Team versucht mit allen Kräften, die beiden auf ihrem Weg der bevorstehenden Mutterschaft zu begleiten. Im tiefen Urwald gestaltet sich so etwas aber manchmal recht schwierig, besonders wenn, wie im Fall von Ebol, die Batterien im Sendehalsband leer sind. So kann sie nicht mehr geortet werden, und wir sind auf zufällige Begegnungen angewiesen. Andere Tiere wie beispielsweise Meklies sind Meister im Verstecken, also ebenfalls nicht einfach zu beobachten,
Letzte Woche hatte unser Team jedoch das Glück, bei einem Kontrollgang gleich beide Damen zu beobachten. Das Schöne: Meklies und Ebol sind offenbar bei bester Gesundheit!
Meklies verbringt immer noch die meiste Zeit hoch in den Bäumen und sieht richtig fit aus. Kein Wunder: Sie frisst große Mengen Waldfrüchte, quasi für zwei. Unser Tierarzt Maryos Tandang meint, Meklies sei gut versorgt mit allen wichtigen Nährstoffen. Wo sie allerdings ein Nest für die bald bevorstehende Geburt baut, konnte er noch nicht herausfinden.
Ebol siedelte ein wenig um. Zuletzt wurde sie noch mit Orang-Utan-Männchen Lamar zusammen gesichtet. Unsere Mitarbeiter registrierten nach eingehenden Vergleichen mit früheren Fotos, dass auch sie kurz vor der Geburt steht.
Also, die Voraussetzungen für die Geburt sind gut. Wir hoffen jetzt, dass unsere beiden Schützlinge gesunde und kräftige Babies zur Welt bringen. Sobald es News gibt, informieren wir Sie hier auf dieser Seite.
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Da die Regenzeit in Kehje Sewen eingesetzt hat, verfinstert sich der helle Morgenhimmel fast täglich gegen Nachmittag. Anhaltender Regen weicht dann die Böden des Waldes auf und macht es unseren Monitoring-Teams nicht immer ganz leicht, den ausgewilderten Orang-Utans zu folgen.
Letzten Mittwoch, um 8 Uhr morgens, machte sich unser Team aus Kehje Sewen dennoch hoch motiviert auf den Weg, um Robert, den 9‑jährigen Orang-Utan, welcher im April diesen Jahr ausgewildert wurde, zu beobachten.
Nach vier Kilometern durch hügelige Landschaft und über matschigen Boden entdeckten sie Robert in einem der Bäume – und er war nicht alleine …
Ajeng, eine 11-jährige Orang-Utan-Dame, welche vor zwei Jahren ausgewildert wurde, war wie aus dem Nichts zu ihm gestoßen. Sie näherte sich Robert langsam an, der sich erst einmal völlig unbeeindruckt zeigte und ruhig und gelassen blieb.
Robert und Ajeng verbrachten die folgende Zeit damit gemeinsam Früchte zu suchen, diese dann zu verspeisen und genossen offensichtlich die Zweisamkeit. In einer liebevollen Geste ergriff Robert dann plötzlich Ajengs Hand, und die beiden aßen Händchen haltend zusammen weiter. Robert, den sein Selbstbewusstsein vielleicht etwas „übermannte“ und vom Moment mitgerissen wurde, umarmte Ajeng, um die Kopulation zu beginnen. Unsere Orang-Utan-Dame stieg auf diese ungestüme Art allerdings nicht ein und Roberts akzeptierte den ignorierten Annäherungsversuch und wandte sich wieder dem Essen zu. Kurz danach ergriff dann Ajeng die Initiative und streckte nun wiederum nach Robert die Hand aus. Dieser erwiderte nun seinerseits das Händehalten nicht – Gleichstand im Punktevergleich der Ablehnungen.
Der unbeholfene Moment dauerte eine ganze Weile an, bis die beiden sich langsam trennten und in verschiedenen Richtungen in den Bäumen entschwanden. Das Team teilte sich, um den beiden Orang-Utans jeweils zu folgen, in der Hoffnung, dass sich Robert und Ajeng nochmals treffen würden und vielleicht doch noch Zeugen eines Happy Ends zu werden. Doch der starke Regen machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, sodass das Team den Monitoringausflug abbrechen musste.
Bedauerlicherweise wissen wir nicht ob sich Ajeng und Robert an diesem Tag nochmal getroffen haben, sind allerdings sehr dankbar dafür, dass wir sehen durften wie gut sich die beiden im Wald eingelebt haben.
Wir hoffen vom ganzen Herzen, dass Robert und Ajeng sich bald wiederbegegnen – vielleicht tragen ja auch bald diese beiden dazu bei eine neue wilde Orang-Utan-Population in Kehje Sewen aufzubauen.
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