Besuch bei den letzten Orang-Utans
Anfang 2019 reiste tz-Politikchef Klaus Rimpel, der BOS seit vielen Jahren unterstützt, nach Indonesien, um sich selbst ein Bild von der Bedrohung der Orang-Utans und ihres Lebensraumes zu machen. Dort besuchte er auch die Projekte von BOS.
In einem spannenden Dia-Vortrag berichtet er nun von seinen Reiseerlebnissen mit den vom Aussterben bedrohten Menschenaffen. Ein Augenzeugenbericht der besonderen Art.
Am 4. Dezember, 20 Uhr im Bildungszentrum Einstein 28 der Münchner Volkshochschule, Einsteinstr. 28. Karten gibt es für 10 Euro.
https://www.mvhs.de/programm/naturwissenschaft-aktuell.18440/J312410
Eine Millionen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht
Die Zeit der Ausreden und des Aussitzens muss endlich vorbei sein, denn um die Zukunft unseres Planeten sieht es so dramatisch aus, wie noch nie: Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten könnten in den kommenden Jahrzehnten für immer verschwunden sein – wenn wir nicht schnell und konsequent handeln.
Diese Zahl des Grauens veröffentlichten nun Wissenschaftler des Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) in ihrem ersten globalen Bericht zum Zustand der Artenvielfalt. Danach sind von den geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten die es auf der Welt gibt, rund eine Million vom Aussterben bedroht – der Orang-Utan ist eine davon. Und langfristig kann auch der Mensch nicht überleben.
Noch nie zuvor sei das Ausmaß des Artensterbens so groß gewesen wie heute. Und Schuld hat der Mensch, der gerade in den vergangenen 50 Jahren immer mehr Flächen für sich beansprucht, die anderen Lebewesen fehlen. So sind inzwischen 75 Prozent der Landflächen stark verändert, 66 Prozent der Meere belastet, über 85 Prozent der Feuchtgebiete zerstört.
Der Weltbiodiversitätsrat hat ermittelt, dass 100 Millionen Hektar intakter Regenwald in den Jahren von 1980 bis 2000 gerodet wurde – unter anderem um Ölpalmplantagen in Südostasien (7,5 Millionen Hektar) oder Viehweiden in Lateinamerika (rund 42 Millionen Hektar) anzulegen.
Zwischen 2010 und 2015 wurden in den Tropen mit ihrem hohen Artenreichtum 32 Millionen Hektar Primärwald zerstört. Mit der Zerstörung der Lebensräume sank die Zahl natürlich vorkommender Arten um mindestens 20 Prozent, so die Wissenschaftler in ihrem Bericht. Den größten Einfluss auf das Sterben der Arten haben neben der veränderten Nutzung von Land und Meer die direkte Ausbeutung von Lebewesen, der Klimawandel und die Umweltverschmutzung. Dabei wird die Rolle des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten immer größer werden.
Auch unser Überleben ist gefährdet
Der Weltbiodiversitätsrat IPBES ist eine UN-Organisation mit aktuell 132 Mitgliedsstaaten. Seine Aufgabe ist es, im Bereich biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen (Vorteile, die Menschen von Ökosystemen beziehen) wissenschaftlich zu beraten. Für den Bericht haben mehr als 150 Wissenschaftler und Experten drei Jahre lang 15.000 Quellen ausgewertet. Die Forscher und der Weltbiodiversitätsrat hoffen, dass aus diesem Bericht bis 2020 ein gemeinsames, politisch bindendes Abkommen zum Schutz der Artenvielfalt entsteht. Denn 2020 findet die 15. Weltnaturschutzkonferenz in China statt.
Die Wissenschaftler des IPBES haben nicht nur Daten ausgewertet, sondern auch sechs mögliche Handlungsszenarien von „Weiter wie bisher“ bis zu „lokaler Nachhaltigkeit“ entwickelt und vorgestellt. Ein Überleben der Menschheit über die nächsten 100 Jahre hinaus sehen die Wissenschaftler nur in den drei nachhaltigen Szenarien – und die bedürfen eines tiefgreifenden Systemwechsels. „Wir zerstören die Basis unserer Wirtschaft, Lebensgrundlage, Nahrungssicherheit, Gesundheit und Lebensqualität weltweit“, sagt Robert Watson, Vorsitzender des Weltbiodiversitätsrates. „Nur mit einem tiefgreifenden Wandel können wir die Natur noch erhalten, wiederherstellen und nachhaltig nutzen. Es ist noch nicht zu spät, um einen Unterschied zu machen – aber nur wenn wir jetzt anfangen, jeden Bereich lokal und global zu verändern.“
Die Aufgabe ist klar: Alle Bereiche in Politik und Wirtschaft müssen zusammenarbeiten. Und der Erhalt der biologischen Vielfalt muss als Überschrift über allen Beschlüssen, Abkommen, Gesetzen, Absprachen stehen. Es fängt beim Konsum jedes einzelnen an und hört bei einem gerechten und nachhaltigen Welthandel nicht auf. Denn wenn auf Borneo die Regenwälder brennen, damit auf noch mehr Flächen Palmöl für Biosprit in Europa angebaut werden kann, dann wird auf kurze oder lange Sicht nicht nur die Zukunft des Orang-Utans zerstört. Sondern auch unsere. Und zwar weltweit.
Helfen Sie uns, den Lebensraum und die Artenvielfalt der Regenwälder zu schützen. Ihre Spende hilft!
Mit dem Zug auf …
Terra Mater
Die spezielle Lage der tropischen Insel Borneo sorgt für einen unvergleichlichen natürlichen Reichtum und eine Vielzahl biologischer Kuriositäten. Hier leben Orang-Utans und die kleinsten Bären der Welt, tödliche Pflanzen und Quallen, die Algen züchten.
Mysteriöse Begegnung im Regenwald (Teil 1)
In unseren Schutzgebieten im Regenwald Borneos gleicht kein Tag dem anderen. Selbst langjährige Mitarbeiter werden immer wieder überrascht, wie dieser Bericht unseres Post-Monitoring-Teams aus dem Bukit Batikap-Schutzwald zeigt.
An einem Dienstagnachmittag relaxte unser Team im Camp Totat Jalu und genoss die kühle Brise, die durch die Räume zog. Die Ruhe wurde jäh durch ein verdächtiges Knacken unweit des Camps unterbrochen. „Ada orangutan!“, rief eine der Mitarbeiterinnen. Das ist indonesisch für „Da ist ein Orang-Utan!“ Und tatsächlich bewegte sich ein rothaariger Menschenaffe durch die Bäume.
Solch eine Sichtung ist für unsere Teams das Signal zum schnellen Aufbruch, schließlich wollen wir bei BOS so viel wie möglich über das Leben unserer ausgewilderten Schützlinge wissen. Mithilfe von Peilsendern versuchte das Team herauszufinden, welcher Orang-Utan in der Nähe war. Die Verblüffung war groß, denn der Menschenaffe, den unsere Mitarbeiter zu Gesicht bekamen, war ihnen vollkommen unbekannt. Und er war nicht allein: Ihm folgte eine Mutter mit ihrem Kind!
Kurze Zeit später näherte sich den dreien ein weiteres Mutter-Kind-Duo: Cindy und ihre Tochter Riwut.
Während das unbekannte Orang-Utan-Kind mit Riwut und dem ersten, unbekannten Orang-Utan spielte, entspann sich zwischen den zwei Müttern ein Streit. Auf Kuss-Schmatz-Geräusche, die abschreckend wirken sollen, folgte eine handfeste Rangelei zwischen den Damen, aus der Cindy zwar als Verliererin, aber ohne Verletzungen, hervorging.
Sie trollte sich mit ihrem Nachwuchs in die Tiefen des Waldes, während unser Team weiterhin versuchte, so viele Fotos wie möglich zu schießen. Schließlich galt es immer noch herauszufinden, wer das unbekannte Trio war. Als der Abend nahte, wurden die Positionen der Schlafnester notiert mit der Hoffnung, die Menschenaffen am nächsten Tag weiter beobachten zu können.
Nach starken Regenfällen am anderen Morgen ging es zurück in den Wald. Die drei Orang-Utans waren noch am selben Ort. Aber wer waren sie?
Fortsetzung folgt! Die Auflösung lesen Sie in unserem nächsten Bericht!
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