Neun neue Wald­stu­denten starten ihr Unileben

Neun neue Wald­stu­denten starten ihr Unileben

Vor zwei Tagen haben neun reha­bi­li­tierte Orang-Utans ein neues Leben auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Pulau Bangamat in Zentral-Kali­mantan begonnen. Einer von ihnen ist Erik, der durch die TV-Doku “Oran­gutan Jungle School” trau­rige Berühmt­heit erlangte. Eine drama­ti­sche Infek­tion am Kopf bedrohte damals sein Leben. Glück­li­cher­weise konnten unsere Tier­ärzte ihn retten. Und nun muss er — wie auch die anderen acht Primaten — auf der Wald­uni­ver­sität beweisen, dass er bereit ist für die große Frei­heit Regen­wald. In einer Bilder­ge­schichte begleiten wir die Wald­stu­denten in ihr neues Zuhause.

Unge­duldig haben die Wald­men­schen auf diesen Tag gewartet. Sie waren bereit für ihre letzte große Prüfung vor der Auswil­de­rung. Bereit, sich auf der Insel zu beweisen. Doch dann kam der große Regen. Hoch­wasser über­flu­teten weite Teile Borneos. Auch unsere Inseln waren betroffen. Und so verschob sich die geplante Voraus­wil­de­rung von neun reha­bi­li­tierten Orang-Utans um mehr als eine Woche. Doch schließ­lich zog sich das Wasser zurück. Und die Teams in Nyaru Menteng legten sich ins Zeug, damit die Voraus­wil­de­rung gut über die Bühne gehen konnte.
Zunächst standen die letzten medi­zi­ni­schen Checks an. Mit einer leichten Sedie­rung ließen die vier Männ­chen und fünf Weib­chen diese entspannt geschehen — und fanden sich sodann in ihren Trans­port­boxen wieder.

 Nach den letzten medizinischen Checks, werden die Orang-Utans zu den Transportboxen chauffiert
Vorbe­rei­tung: Nach den letzten medi­zi­ni­schen Checks, werden die Orang-Utans zu den Trans­port­boxen chauffiert
Alles ist bereit, gleich geht es los. Jetzt müssen die Kisten mit der wertvollen Fracht noch auf die Geländefahrzeuge verladen werden
Alles ist bereit, gleich geht es los. Jetzt müssen die Kisten mit der wert­vollen Fracht noch auf die Gelän­de­fahr­zeuge verladen werden

Nach einer kurzen Auto­fahrt ging es per Boot weiter. Noch immer führen die Flüsse reich­lich Wasser. Damit die Orang-Utans, die nicht schwimmen können, diese Reise sicher über­stehen, wird jede Trans­portbox mit Schwimm­hilfen gesichert.

Im Wassertaxi geht es dann auf zur Vorauswilderungsinsel Pulau Bangamat
Im Wassertaxi geht es dann auf zur Voraus­wil­de­rungs­insel Pulau Bangamat
Vor einer Woche herrschte auf der Insel noch teilweise Land unter wegen des Hochwassers. Noch immer führen die Flüsse reichlich Wasser. Doch die Transportboxen sind mit Schwimmhilfen gesichert
Vor einer Woche herrschte auf der Insel noch teil­weise Land unter wegen des Hoch­was­sers. Noch immer führen die Flüsse reich­lich Wasser. Doch die Trans­port­boxen sind mit Schwimm­hilfen gesichert

Ein kleiner Rückblick

Unter den neuen Waldstudent:innen ist Erik eine kleine Berühmt­heit. Denn während der Dreh­ar­beiten zur “Oran­gutan Jungle School” 2017 und 2018 erkrankte er schwer. Die Zuschauer bangten mit dem armen Wicht, um den es wirk­lich drama­tisch schlecht stand. Eine gefähr­liche Entzün­dung berdohte sein Leben. Doch unsere erfah­renen Tier­ärzte konnten ihn retten. Und so konnte er sich glück­li­cher­weise komplett erholen.
Unver­gessen, wie Erik mit kahl­ge­scho­renem Schädel zurück in die Wald­schule kam. Und ihn seine Klas­sen­ka­me­raden mit ungläu­bigem Staunen wieder in ihrer Mitte begrüßten. Puh, was für eine Erleichterung.

 So haben wir Erik in Erinnerung. In der "Orangutan Jungle School" wurden wir Zeuge, wie er aufgrund einer dramatischen Entzündung an den Ohren, um sein Leben kämpfen musste. Und - als alles überstanden war - glatzköpfig in die Waldschule zurückkehrte
Ein Blick zurück: So haben wir Erik in Erin­ne­rung. In der “Oran­gutan Jungle School” wurden wir Zeuge, wie er aufgrund einer drama­ti­schen Entzün­dung an den Ohren, um sein Leben kämpfen musste. Und — als alles über­standen war — glatz­köpfig in die Wald­schule zurückkehrte

Nun hat er die Wald­schule abge­schlossen und darf endlich auf der Voraus­wil­de­rungs­insel beweisen, dass er bereit ist für den Regenwald.

Erik kurz vor seinem Umzug auf die Insel. Sehnsüchtig blickt er Richtung Freiheit
Erik kurz vor seinem Umzug auf die Insel. Sehn­süchtig blickt er Rich­tung Freiheit
 Das Abenteuer Walduniversität
Und los geht es für Erik: Das Aben­teuer Walduniversität
Der frisch immatrikulierte Student gönnt sich erstmal einen Snack, bevor der Ernst des Insellebens beginnt
Der frisch imma­tri­ku­lierte Student Erik gönnt sich erstmal einen Snack, bevor der Ernst des Insel­le­bens beginnt

Und so verliefen die ersten Insel­schritte der anderen acht Waldmenschen

Mit einem beherzten Sprung erreicht Svenja das Ufer ihrer neuen Heimat
Mit einem beherzten Sprung erreicht Svenja das Ufer ihrer neuen Heimat
Das Männchen Blegi startet mit viel Elan ins Unileben. Am Ufer erkennt man noch die Schäden, die das Hochwasser hinterlassen hat
Das Männ­chen Blegi startet mit viel Elan ins Unileben. Am Ufer erkennt man noch die Schäden, die das Hoch­wasser hinter­lassen hat
Das Orang-Utan-Weibchen Sahrini schaut sich erstmal vorsichtig in ihrem neuen Revier um, ehe sie sich in die Baumwipfel schwingt
Das Orang-Utan-Weib­chen Sahrini schaut sich erstmal vorsichtig in ihrem neuen Revier um, ehe sie sich in die Baum­wipfel schwingt
So einen reichlich gedeckten Tisch lässt sich Noni nicht entgehen. Das Weibchen unternimmt zunächst ein ausgiebiges Picknick. Mit gut gefülltem Bauch, studiert es sich auch besser
So einen reich­lich gedeckten Tisch lässt sich Noni nicht entgehen. Das Weib­chen unter­nimmt zunächst ein ausgie­biges Pick­nick. Mit gut gefülltem Bauch, studiert es sich schließ­lich auch besser
Sehr zielstrebig macht sich Yoko an die Erkundung seines neuen Zuhauses. Raus aus der Transportbox...
Sehr ziel­strebig macht sich Yoko an die Erkun­dung seines neuen Zuhauses. Raus aus der Transportbox…
...und rauf ins Geäst. Yoko will nicht länger warten
…und rauf ins Geäst. Yoko will nicht länger warten
Auch Orang-Utan-Dame Fatia hat es eilig, auf die Vorauswilderungsinsel zu kommen
Auch Orang-Utan-Dame Fatia hat es eilig, auf die Voraus­wil­de­rungs­insel zu kommen
Mutig und ohne zu zögern beginnt Tomag sein neues Leben...
Mutig und ohne zu zögern beginnt Tomag sein neues Leben…
...und scheint sich direkt sehr wohl zu fühlen auf der Insel
…und scheint sich direkt sehr wohl zu fühlen auf der Insel
 Wie gut kommen die Waldstudenten mit ihrem neuen Leben zurecht? Beginnen sie die Insel zu erkunden? Suchen sie sich Futter? Bauen sie Schlafnester?
Unsere Mitar­beiter haben viel zu tun, die neuen Insel­be­wohner im Blick zu behalten. Sie beginnen direkt mit der Samm­lung von Daten: Wie gut kommen die Wald­stu­denten mit ihrem neuen Leben zurecht? Beginnen sie die Insel zu erkunden? Suchen sie sich Futter? Bauen sie Schlafnester?
Weibchen Lala macht auf jeden Fall einen sehr selbstsicheren Eindruck. Macht es gut, Waldstudenten! Denn dann wartet bald die Freiheit des Regenwaldes auf euch
Weib­chen Lala macht auf jeden Fall einen sehr selbst­si­cheren Eindruck. Macht es gut, Wald­stu­denten! Denn dann wartet bald die Frei­heit des Regen­waldes auf euch

 

Möchten Sie einen Orang-Utan auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.

Haben Orang-Utans ein dem Menschen ähnli­ches Gedächtnis?

Haben Orang-Utans ein dem Menschen ähnli­ches Gedächtnis?

Bis vor kurzem wurde noch von manchen Forschern argu­men­tiert, dass Tiere “stuck in time” wären, also nicht fähig, die Welt in voller zeit­li­cher Komple­xität mit Vergan­gen­heit und Zukunft wahr­zu­nehmen. Jedoch gibt es mitt­ler­weile einige Studien, die dies wider­legen. Menschen­affen haben eine sehr gute Erin­ne­rungs­fä­hig­keit. Sie können viele Jahre zuvor erlernte Infor­ma­tionen und Fähig­keiten abrufen, wie beispiels­weise die Technik, um ein bestimmtes Werk­zeug herzu­stellen (1). Doch was für Formen von Gedächtnis gibt es über­haupt? Und wie versu­chen Forscher, dieses bei unseren nächsten Verwandten nachzuweisen?

Gedächtnis bezeichnet die Fähig­keit — bewusst oder unbe­wusst — Infor­ma­tionen umzu­wan­deln, zu spei­chern und sie wieder abzu­rufen. Dabei werden Infor­ma­tion entweder kurz­zeitig im Kurz­zeit­ge­dächtnis, oder für einen längeren Zeit­raum im Lang­zeit­ge­dächtnis abge­spei­chert. Eine Subkom­po­nente des Lang­zeit­ge­dächt­nisses ist das Episo­dische Gedächtnis. In diesem kann abge­rufen werden, „was“, „wo“ und „wann“ passiert ist. Da Tiere uns nicht verbal mitteilen können, an was genau sie sich erin­nern können, sind erfah­rene Kogni­ti­ons­bio­logen und Prima­to­logen gefragt.

In Bezug auf das „wann“, so konnte gezeigt werden, dass ein Gorilla namens King sich daran erin­nern konnte, was er vor kurzem (vor ca. 7 Minuten) und 24 Stunden zuvor gegessen hatte (2). King erhielt von der Forscherin entweder einen Apfel, eine Banane, eine Birne, eine Orange oder Wein­trauben. Nach dem Zeit­in­ter­vall reichte ihm der Tier­pfleger, der bei der Fütte­rung nicht anwe­send war, fünf verschie­dene Symbol­karten, die das jewei­lige Futter darstellten. King konnte sich sowohl nach der kurzen, als auch nach der längeren Zeit­dauer an das jewei­lige Obst erin­nern. Auf die Frage „Was hast du gegessen?“, gab er dem Pfleger die rich­tige Karte zurück. Und er konnte sich sogar an die jewei­lige Person erin­nern, die ihm das Obst gegeben hatte. Auf die Frage „Wer hat dir das Futter gegeben?“ wählte er nach der kurzen, sowie nach der langen Zeit­spanne die rich­tige Symbol­karte für einen der zwei Forscher aus.

Orang-Utans teilen 97 Prozent ihrer DNA mit uns Menschen
Orang-Utans teilen 97 Prozent ihrer DNA mit uns Menschen

In einer weiteren Studie konnten Orang-Utans, Schim­pansen und Bonobos beob­achten, wie zwei Lecker­bissen, eine Wein­traube und Fruchteis („was“), getrennt vonein­ander versteckt wurden (“wo“; 3). Nach fünf Minuten konnten die Menschen­affen zwischen den beiden Verste­cken wählen. Nach dieser kurzen Zeit­dauer entschieden sie sich für das schnell schmel­zende Fruchteis. Nach einer Stunde Warte­zeit („wann“) wählten sie das Versteck mit der Wein­traube. Eine kluge Entschei­dung, denn das Fruchteis war zu diesem Zeit­punkt längst geschmolzen und nicht mehr verfügbar.

Spon­tane episo­dische Erin­ne­rungen, sind Erin­ne­rungen an persön­liche vergan­gene Ereig­nisse, die spontan ins Gedächtnis gerufen werden, ohne dass die Infor­ma­tion vorher abge­rufen wurde (4). Zum Beispiel kann ein einziger Hinweis, wie etwa ein Duft oder eine andere Wahr­neh­mung bei uns Menschen eine spon­tane auto­bio­gra­fi­sche Erin­ne­rung an etwas Vergan­genes auslösen. Ist das bei Menschen­affen auch der Fall?

Orang-Utans und Schim­pansen des Leip­ziger Zoos erin­nerten sich nach drei Jahren an ein bestimmtes Werk­zeug-Versteck Ereignis, als sie mit derselben Wissen­schaft­lerin, am selben Ort mit einer Werk­zeug­auf­gabe konfron­tiert wurden, die sie drei Jahre zuvor schon einmal erlebt hatten: ein Bana­nen­stück auf einer Platt­form außer­halb des Innen­ge­heges (5). Ziel­strebig suchten sie sofort in einem der Neben­räume in einer von zwei mögli­chen Boxen nach einem langen Stab, mit dem sie vor drei Jahren ein Stück Banane von genau dieser Platt­form angelten. Dann trans­por­tierten sie es zur Platt­form, um das Werk­zeug zu verwenden und an den Lecker­bissen heran­zu­kommen. Und dies, obwohl sie in den vergan­genen drei Jahren an anderen Aufgaben mit derselben Forscherin teil­ge­nommen hatten. Erst die spezi­elle Werk­zeug­auf­gabe löste dieses erstaun­liche Verhalten aus, bei dem anschei­nend die Erin­ne­rung an das lang zurück­lie­gende Verste­ck­ereignis getrig­gert wurde (5).

 Martin-Ordas et al., 2013).
Grafi­sche Darstel­lung der Aufgabe. Ein Schim­panse verwendet den Stab um an ein Stück Banane heran­zu­kommen. (Bild: Martin-Ordas et al., 2013).

Zusam­men­fas­send legen diese Ergeb­nisse nahe, dass mindes­tens zwei Menschen­af­fen­arten, Orang-Utans und Schim­pansen, sich für eine lange Zeit­dauer an bestimmte Ereig­nisse erin­nern und diese Erin­ne­rung spontan abrufen können, um ein bestimmtes Problem zu lösen (5). Drei Jahre ist eine sehr lange Zeit­spanne – nicht nur für Menschen­affen, sondern auch für uns Menschen.

Eines unserer wich­tigsten Ziele ist es, mehr Regen­wald­flä­chen zu erwerben und zu Schutz­wald für unsere Orang-Utans umzu­wan­deln. Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

Text: Dr. Isabelle Laumer

Refe­renzen:

1.    Vale, G. L., Flynn, E. G., Pender, L., Price, E., Whiten, A., Lambeth, S. P., Kendal, R. L. (2016). Robust reten­tion and transfer of tool cons­truc­tion tech­ni­ques in chim­pan­zees (Pan troglo­dytes). Journal of Compa­ra­tive Psycho­logy, 130(1), 24–35.

2.    Schwartz B.L., Colon, M.R., Sanchez I.C., Rodri­guez I.A., Evans S. (2002) Single-trial lear­ning of “what” and “who” infor­ma­tion in a gorilla (Gorilla gorilla gorilla): impli­ca­tions for episodic memory. Animal Cogni­tion, DOI 10.1007/s10071-002‑0132‑0.

3.    Martin-Ordas G., Haun D., Colmenares F., Call J (2010) Keeping track of time: evidence for episodic-like memory in great apes. Anim Cogn 13:331–340.

4.    Berntsen, D. (1996). Invol­un­tary auto­bio­gra­phical memo­ries. Applied Cogni­tive Psycho­logy, 10(5), 435–454.

5.    Martin-Ordas G., Berntsen D., Call J. (2013) Memory for distant past events in chim­pan­zees and oran­gutans. Current Biology 23, 1438–1441.

Der Mensch, die Natur, das Abenteuer

Im König­reich Bhutan müssen buch­stäb­lich Berge versetzt werden, um ange­sichts der drohenden Klima­ka­ta­strophe durch Glet­scher­schmelzen im Hima­laya Zeit zu gewinnen. Wälder spielen als CO2-Spei­cher eine wich­tige Rolle.

Durch Auffors­tungen ließen sich große Mengen Treib­hausgas binden. Dieses Poten­zial wird in umfang­rei­chen Forschungs­pro­jekten karto­gra­phiert, um Instru­mente für die Zukunft zu entwi­ckeln. Doch die Forschung zeigt auch, dass das Vorgehen wohl­über­legt sein will: Damit Wälder ihre Funk­tion erfüllen und künf­tigem Wandel stand­halten können, müssen sie an geeig­neten Stand­orten gepflanzt werden und vor allem biolo­gisch viel­fältig sein. Die Viel­falt unter­schied­li­cher Arten ist der eigent­liche Schlüssel zu einer gesunden Natur. Zum einen muss die Biodi­ver­sität an vielen Orten der Erde wieder­her­ge­stellt werden, zum anderen kommt es darauf an, die noch intakten Gebiete zu schützen, wie etwa den Bialowieza-Urwald in Polen. Heute ist bekannt, dass neben Wäldern auch andere Ökosys­teme wie Torf­moore oder Seegras­wiesen riesige CO2-Spei­cher sind. Da ihre Zerstö­rung direkt zur Erder­wär­mung beiträgt, muss es höchste Prio­rität haben, diese Lebens­räume zu bewahren. Auch hier gilt es, die biolo­gi­sche Viel­falt zu erhalten, damit ihr fragiles Gleich­ge­wicht gewahrt bleibt. In Austra­lien hat man es geschafft, durch das Wieder­an­sie­deln von Haien die Schild­krö­ten­po­pu­la­tion zu regu­lieren. Dort können nun die Seegras­wiesen wieder gut gedeihen. Die Mensch­heit hängt von der Natur und ihren Ökosys­temen ab — und die Natur von uns. Es bleibt noch sehr viel zu tun, um sie zu schützen. In der Antarktis wurde ein beispiel­hafter Beschluss gefasst: Das Ross­meer, dessen Phyto­plankton eben­falls eine wich­tige Rolle als Kohlen­stoff­senke spielt, wurde zum Meeres­schutz­ge­biet erklärt. Damit ist gewähr­leistet, dass das marine Ökosystem dort auch in Zukunft intakt bleibt.

Klima­wandel — Die Fakten mit Harald Lesch

Rekord­hitze, Über­flu­tungen, Dürre: normale Wetter­phä­no­mene oder bereits die Folgen des Klima­wan­dels? Die Doku­men­ta­tion mit Harald Lesch fasst den Stand der welt­weiten Klima­for­schung zusammen.

Schon seit Langem beob­achten Forscher einen globalen Tempe­ra­tur­an­stieg. Glet­scher schmelzen, der Meeres­spiegel steigt, in Deutsch­land droht ein neues Wald­sterben. Steuert die Mensch­heit auf eine neue Heiß­zeit zu? Oder lässt sich die globale Erwär­mung noch begrenzen? Die Doku­men­ta­tion zieht mithilfe inter­na­tio­naler Experten Bilanz. Um die globale Erwär­mung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, müssten die stetig stei­genden CO2-Emis­sionen in den nächsten zehn Jahren halbiert und bis 2050 komplett gestoppt werden. Notwendig wäre ein weit­ge­hender Verzicht auf fossile Brenn­stoffe wie Kohle oder Erdöl zur Ener­gie­ge­win­nung. Wenn das nicht gelingt, wird sich die Erde weiter erwärmen — darin ist sich die über­wie­gende Zahl der Wissen­schaftler einig. Auch, wenn einige den menschen­ge­machten Klima­wandel infrage stellen — welt­weit häufen sich die Wetter-Extreme. In Deutsch­land haben die zurück­lie­genden trockenen Sommer den Wald bereits massiv geschwächt — Borken­käfer haben leichtes Spiel und vernichten ganze Fich­ten­wälder. Hinzu kommt, dass Klima­sys­teme nicht immer linear reagieren. Sie können sich auch sprung­haft verän­dern, wenn ein bestimmtes Belas­tungs­ni­veau über­schritten ist. Wissen­schaftler spre­chen von soge­nannten Kipp­punkten. Momentan sind es unsere eigenen Emis­sionen, die den Klima­wandel befeuern. Kipp­punkte jedoch können Domi­no­ef­fekte auslösen, die den Klima­wandel drama­tisch beschleu­nigen. Eine tickende Zeit­bombe haben Forscher im Perma­frost der Arktis ausge­macht. Was können wir tun, um den Klima­wandel zu begrenzen? Anders Lever­mann vom Potsdam-Institut für Klima­fol­gen­for­schung sagt: „Natür­lich ist es toll, wenn jeder Einzelne weniger Auto fährt, weniger fliegt, weniger Fleisch konsu­miert. Aber entschei­dend ist, dass jeder Einzelne von der Politik über die nächsten 30 Jahre einfor­dert, dass dieses Problem global gelöst wird. Denn das ist es, was wir brauchen.“

Borneos geheime Wildnis

Der Kina­ba­tangan fließt mitten durch Borneo und dient den verschie­densten Spezies als unver­sieg­bare Lebens­ader. Fast so alt wie der Fluss selbst ist das Krokodil — ein Reptil, dessen Gestalt sich in über 100 Millionen Jahren kaum verän­dert hat. Während die Urzeit­echse in den Gewäs­sern des Kina­ba­tangan nach Beute jagt, streifen Nebel­parder durch das undurch­dring­liche Wald­reich. Die akro­ba­ti­schen Raub­katzen bewohnen vorwie­gend Bäume und sind stets auf der Suche nach Nahrung. Vögel, Hörn­chen und Nasen­affen zählen ebenso zu ihren Opfern wie junge Borneo-Orang-Utans.

Im Herzen von Sabah, dem malay­si­schen Bundes­staat auf der südost­asia­ti­schen Insel Borneo, entspringt ein wahrer Quell des Lebens: der Kina­ba­tangan. Über eine Strecke von rund 600 Kilo­me­tern schlän­gelt sich der Fluss aus dem Hoch­land bis zur Mündung in die Sulusee und bietet einer Arten­viel­falt ein Zuhause, wie sie auf der Erde kaum irgendwo sonst zu finden ist. Die einma­lige Tier- und Pflan­zen­welt des Kina­ba­tangan steht im Fokus der Serie „Borneo‘s Secret Kingdom“ — ange­fangen bei einer Urzeit­echse: Das Krokodil ist fast so alt wie der Fluss selbst und hat sich in den letzten 100 Millionen Jahren kaum verän­dert. Während das gefürch­tete Reptil an den Ufern und im Wasser seinen Opfern auflauert, durch­streifen Raub­katzen und Elefanten das Land rund um den magi­schen Strom. Die umlie­genden Regen­wälder sind außerdem Heimat eines der nächsten Verwandten des Menschen, des Oran-Utans. Hier, auf Borneo, befindet sich einer der letzten Rück­zugs­räume der akut vom Aussterben bedrohten Primaten. „Borneo‘s Secret Kingdom“ zeigt, wie sich die verschie­denen Tiere des Kina­ba­tangan tagtäg­lich aufs Neue dem Kampf ums Über­leben stellen — und dabei dem Natur­phä­nomen El Niño ebenso wie dem globalen Klima­wandel und der fort­schrei­tenden Urwald­ro­dung trotzen müssen. Jede einzelne Folge erzählt in bril­lanten Bildern eine neue Geschichte von einem der aufre­gendsten Natur­schau­plätze des Planeten.Deutsch/Englisch.

GEO-Repor­tage

Die zier­liche Indah und der statt­liche Azy sind die Stars des „Think Tank“, der Sprach­schule für Orang-Utans im Zoo von Washington. Menschen­affen können zwar aufgrund ihrer Anatomie nicht wirk­lich spre­chen, aber immer mehr Forscher wollen trotzdem mit den Tieren kommu­ni­zieren, um deren komplexe Denk­struk­turen zu verstehen.