Honig von wilden tropi­schen Bienen

Honig von wilden tropi­schen Bienen

Natür­lich süß und geschmack­lich unglaub­lich viel­fältig: Es gibt wohl kaum jemanden, der Honig nicht liebt. Vor Begeg­nungen mit Bienen jedoch haben die meisten Menschen Respekt – das gilt auch für unsere Ranger.

Das Post-Release Moni­to­ring Team im Camp Nles Mamse in Kehje Sewen hat summende Nach­barn bekommen. Plötz­lich waren sie da. Schwirrten hier und dort an unseren Rangern vorbei, die im Camp ihrem Tage­werk nach­gehen. Verirrten sich sogar Mal ins stille Örtchen. Und leider passierte es auch mehr als einmal, dass jemand aus dem Team gesto­chen wurde.

Wer schon Mal einen Bienen­stich hatte, weiß, wie schmerz­haft das sein kann und wie dick der gesto­chene Körper­teil anschwillt. Ganz beson­ders in der tropi­schen Hitze des Regen­waldes von Borneo.

Bienen­völker in der Nähe unseres Post-Release Moni­to­ring Camps

Unser PRM-Team fasste daher einen Plan: Der Bienen­stock sollte aufge­stö­bert und umge­sie­delt werden. Und viel­leicht, sinnierten die Ranger, könnte bei der Gele­gen­heit sogar etwas Honig geerntet werden.

Wie groß war die Über­ra­schung, als unser Team nicht nur einen, sondern gleich mehrere, noch dazu sehr große, Bienen­stöcke in den Bäumen gleich hinter dem Camp entdeckten. Einige von ihnen befanden sich in den Baum­wip­feln, rund 30 Meter über dem Boden. Unmög­lich für unsere Ranger, dort hinaufzugelangen.

Andere jedoch waren in Reich­weite. Und so machte sich das Team daran, die Bienen­völker an einen Ort umzu­sie­deln, der sich weiter weg vom Camp befindet, um die tägli­chen Begeg­nungen und die Gefahr weiterer Bienen­stiche zu reduzieren.

Dabei konnte tatsäch­lich auch Honig geerntet werden — tropi­scher Wildblütenhonig!

Natur­be­las­sener Honig schmeckt intensiv nach den Blüten­pollen und dem Nektar, die die Bienen dafür gesam­melt haben. Er wird in Indo­ne­sien gerne als natür­liche Süße verwendet. Jedoch nicht nur: Die wert­vollen Eigen­schaften der unzäh­ligen Wild­blüten, welche von den Bienen im Regen­wald gesam­melt werden, finden sich auch im Honig wieder. Und so kommt er auch in der tradi­tio­nellen Medizin zum Einsatz.

Wer schon einmal in einem tropi­schen Regen­wald war, kann sich viel­leicht vorstellen, wie wohl Honig schmeckt, der in solch einem Biodi­ver­si­täts­hot­spot gesam­melt wurde. Unsere Ranger, die in der Region aufge­wachsen sind, wissen natür­lich um diese Deli­ka­tesse. Und ließen sich die Chance nicht entgehen, beim Umsie­deln der Bienen­völker auch etwas Honig zu ernten. Was für ein Genuss!

Schützen auch Sie den Regen­wald und seine Biodi­ver­sität, indem Sie unsere Arbeit unter­stützen: Jeder Beitrag hilft!

Orang-Utans verwenden Pflaster

Orang-Utans verwenden Pflaster

Biologen des Max-Planck-Insti­tuts für Verhal­tens­bio­logie, Konstanz und der Univer­sitas Nasional, Indo­ne­sien beob­ach­teten einen männ­li­chen Sumatra-Orang-Utan mit einer Gesichts­ver­let­zung dabei, wie er die klaf­fende Wunde selbst mit einer Heil­pflanze behan­delte. Aus Pflan­zen­brei stellte der Wald­mensch ein medi­zi­nisch wirk­sames Pflaster her, mit dem er die Wunde erfolg­reich versorgte. Nach wenigen Tagen war die Verlet­zung abgeheilt.

Minu­ten­lang kaute der Orang-Utan namens Rakus die Blätter einer Klet­ter­pflanze, die übli­cher­weise nicht auf seinem Spei­se­plan steht, die aber entzün­dungs­hem­mende und schmerz­lin­dernde Eigen­schaften besitzt. Zunächst bestrich er die offene Wunde immer wieder mit dem beim Kauen ausge­tre­tenen Saft der Pflanze. Zum Schluss bedeckte er die gesamte Verlet­zung mit dem zerkauten Pflanzenbrei.

Heil­kunde bei Menschenaffen

Schon länger bekannt ist, dass Menschen­affen bestimmte Pflanzen zur Behand­lung von Para­si­ten­in­fek­tionen verzehren und Pflan­zen­ma­te­rial auf ihre Haut reiben, um Muskel­schmerzen zu lindern. In der jetzt in der Fach­zeit­schrift „Scien­tific Reports“ veröf­fent­lichten Studie konnten die Forsche­rinnen und Forscher – darunter Dr. Isabelle Laumer, die BOS Deutsch­land seit vielen Jahren wissen­schaft­lich begleitet – erst­mals eine aktive Wund­be­hand­lung mit einer biolo­gisch aktiven Substanz bei einem wilden Tier dokumentieren.

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Mehr Infor­ma­tionen
Das Video zeigt den Orang-Utan-Mann Rakus mit der frischen Wunde und im Laufe seiner Behand­lung mit der Heilpflanze

„Seit 1994 beob­achten wir wilde Sumatra-Orang-Utans am Forschungs­standort Suaq Balim­bing, einem geschützten Regen­wald­ge­biet, das haupt­säch­lich aus Torf­sumpf­wald besteht und die Heimat von ca. 150 vom Aussterben bedrohten Sumatra-Orang-Utans ist“, berichtet Isabelle Laumer. „Bei der tägli­chen Beob­ach­tung der in der Gegend lebenden Orang-Utans fiel uns auf, dass der männ­liche Orang-Utan Rakus eine Gesichts­wunde erlitten hatte, höchst­wahr­schein­lich während eines Kampfes mit einem benach­barten männ­li­chen Artgenossen.“

Schmerz­stil­lend und fiebersenkend

Drei Tage nach der Verlet­zung begann Rakus die klaf­fende Wunde mit dem Saft und Pflan­zen­brei der Lianenart Akar Kuning (Fibraurea tinc­toria) zu behan­deln. „Diese und verwandte Lianen­arten sind für ihre schmerz­stil­lende und fieber­sen­kende Wirkung bekannt und werden in der tradi­tio­nellen Medizin zur Behand­lung verschie­dener Krank­heiten wie Malaria einge­setzt“, erklärt Laumer. „Analysen pflanz­li­cher chemi­scher Verbin­dungen zeigen das Vorhan­den­sein von Furano­di­ter­pen­o­iden und Protober­be­ri­nal­ka­lo­iden, von denen bekannt ist, dass sie anti­bak­te­ri­elle, entzün­dungs­hem­mende, anti­my­ko­ti­sche, anti­oxi­da­tive und andere biolo­gi­sche Akti­vi­täten haben, die für die Wund­hei­lung rele­vant sind.“

Männlicher Sumatra Orang-Utan frisst Blätter zur Behandlung einer Wunde
Einen Tag nachdem Rakus sich das Pflaster aus Pflan­zen­brei aufge­tragen hat, verspeist er auch Blätter der Heil­pflanze © Saidi Agam / Suaq-Project

Die Beob­ach­tungen Rakus in den folgenden Tagen zeigten keine Anzei­chen einer Wund­in­fek­tion. Und nach fünf Tagen war die große Fleisch­wunde bereits geschlossen. „Inter­es­san­ter­weise ruhte Rakus auch mehr als sonst, als er verletzt war. Schlaf wirkt sich positiv auf die Wund­hei­lung aus, da die Frei­set­zung von Wachs­tums­hor­monen, die Prote­in­syn­these und die Zell­tei­lung im Schlaf gestei­gert ist“, berichtet die Wissenschaftlerin.

War das Zufall oder Absicht?

Die Frage ist nun, war das Verhalten des Orang-Utans beab­sich­tigt oder doch nur reiner Zufall? „Das Verhalten von Rakus schien absicht­lich zu sein, da er selektiv seine Gesichts­wunde an seinem rechten Backen­wulst mit dem Pflan­zen­saft behan­delte und keine anderen Körper­teile“, erläu­tert Isabelle Laumer und ergänzt: „Das Verhalten wurde mehr­mals wieder­holt, und dabei nicht nur der Pflan­zen­saft, sondern später auch das zerkaute Pflan­zen­ma­te­rial aufge­tragen, bis die Wunde voll­ständig bedeckt war und der gesamte Vorgang nahm eine beträcht­liche Zeit in Anspruch.“

Männlicher Sumatra Orang-Utan mit verheilter Gesichtswunde
Zwei Monate später ist von der Verlet­zung kaum noch etwas zu erkennen © Safruddin / Suaq-Project

Für die Forsche­rinnen und Forscher liefert ihre Studie nicht nur neue Einblicke in das Selbst­me­di­ka­ti­ons­ver­halten bei unseren nächsten Verwandten, sondern auch in die evolu­tio­nären Ursprünge der Wund­me­di­ka­tion. „Die Behand­lung mensch­li­cher Wunden wurde höchst­wahr­schein­lich erst­mals in einem medi­zi­ni­schen Manu­skript aus dem Jahr 2200 v. Chr. erwähnt, das das Reinigen, Pflas­tern und Verbinden von Wunden mit bestimmten Wund­pfle­ge­mit­teln umfasste“, sagt die eben­falls an der Studie betei­ligte Verhal­tens­bio­login Dr. Caro­line Schuppli. „Da Formen der aktiven Wund­be­hand­lung nicht nur beim Menschen, sondern auch bei afri­ka­ni­schen und asia­ti­schen Menschen­affen vorkommen, ist es möglich, dass es einen gemein­samen zugrunde liegenden Mecha­nismus für die Erken­nung und Anwen­dung von Substanzen mit medi­zi­ni­schen oder funk­tio­nellen Eigen­schaften auf Wunden gibt und dass unser letzter gemein­samer Vorfahre bereits ähnliche Formen des Wund­pfle­ge­ver­hal­tens zeigte.“

Weil sie unsere nächsten Verwandten sind. Bitte helfen auch Sie den vom Aussterben bedrohten Orang-Utans.

Der myste­riöse Malaienkauz

Der myste­riöse Malaienkauz

Nicht nur Orni­tho­logen sind von dieser auffäl­ligen Spezies faszi­niert, die in den tropi­schen Wäldern Südost­asiens vorkommt. Sein auffäl­liger Ruf ist nachts weithin hörbar.

Der Malai­en­kauz (Strix lepto­gram­mica) ist eine recht große Eulenart, die bis zu 57 Zenti­meter Körper­länge und ein Gewicht von bis zu 1000 Gramm erreicht. Während die Federn auf Kopf und Flügeln braun bis dunkel­braun sind mit dunklen Flecken, ziehen sich über Brust und Bauch­kleid hell­braune und weiße Linien. Das Gesicht wird von einem Kranz zarter Feder geschmückt.

Der Malai­en­kauz besitzt beein­dru­ckende Ohren mit einem scharfen Gehör, das es ihm ermög­licht, Beute bei Nacht aufzu­spüren. Er ist, wie die meisten Eulen­arten, ein geschickter Jäger, der in einem guten Versteck lauert und dann blitz­schnell mit mäch­tigen Krallen seine ahnungs­lose Beute greift. Auf dem Spei­se­plan des Malai­en­kauzes stehen eine Viel­zahl von Klein­tieren: Ratten, Hasen und Eich­hörn­chen ebenso wie kleine Vögel, Repti­lien und Insekten.

Malaienkauz
Scharfe Ohren, perfekte Nacht­sicht: Der Malai­en­kauz ist ein geschickter Jäger

Die Brut­zeit dieser Eulenart liegt zwischen Januar und April. Dann baut sie bevor­zugt in hohlen Baum­stämmen, Fels­spalten und ähnlich offenen Struk­turen ein Nest. Hier legt sie ein bis zwei Eier, die etwa dreißig Tage lang bebrütet werden.

Wild­tier­handel stellt eine Bedro­hung dar

Der Malai­en­kauz ist in Südost­asien heimisch und von Indien über Nepal und Buthan bis nach Indo­ne­sien verbreitet. Dabei kommt er sowohl im Tief­land wie auch in Gebirgs­wäl­dern sowie auch in weiten, offenen Flächen vor.

Aktuell gehört er glück­li­cher­weise nicht zu den bedrohten Arten. Dennoch leidet auch der Malai­en­kauz unter dem Schrumpfen seines Lebens­raumes. Auch der ille­gale Wild­tier­handel ist an der Eulenart mit dem auffällig schönen Feder­kleid interessiert.

Mit unseren Auffors­tungs­pro­jekten und dem Schutz des Lebens­raumes für Orang-Utans und andere Wild­tiere sorgen wir dafür, dass auch der Malai­en­kauz geschützt wird. Helfen Sie uns dabei – damit wir auch in Zukunft diese auffäl­lige Eulenart beob­achten und bewun­dern können!

Kopral hat Fußprobleme

Kopral hat Fußprobleme

Eine Auszeit von seinem könig­li­chen Insel­leben muss seit einigen Wochen unser Lang­zeit­be­wohner Kopral nehmen. Denn der 17 Jahre alte Orang-Utan-Mann hatte sich an den Füßen verletzt. Jetzt sorgt unser medi­zi­ni­sches Team dafür, dass Koprals Füße wieder voll­ständig verheilen. Denn sie sind seine einzig verblie­bene Möglich­keit, sich fortzubewegen.

Auf unseren „Inseln für betreutes Wohnen“ bekommen nicht-auswil­der­bare Orang-Utans wie Kopral nicht nur tägliche Essens­lie­fe­rungen. Sie werden auch genau­es­tens beob­achtet von den BOS-Mitar­bei­tern. So fiel es vor einigen Wochen schnell auf, als Kopral plötz­lich anfing zu humpeln.

Orang-Utan-Männchen Kopral sitzt im Gras auf seiner Insel
Hoffent­lich kann Kopral bald auf seine Insel zurückkehren

Umge­hend wurde der Big Male daraufhin in unsere Orang-Utan-Klinik gebracht und umfas­send unter­sucht. Die Diagnose: Kopral hatte sich am rechten Fuß Wunden zuge­zogen. Und sich außerdem noch einen Fußpilz zwischen den Zehen einfangen. Also blieb der Orang-Utan in medi­zi­ni­scher Behand­lung in den kompe­tenten Händen der BOS-Tierärzte.

Klinik­auf­ent­halt für Kopral

Die Wunden am rechten Fuß sind glück­li­cher­weise schnell verheilt. Und der Pilz spricht auf die fort­lau­fende Behand­lung mit den Anti­my­ko­tika und dem anti­mi­kro­biellen Desin­fek­ti­ons­mittel gut an. Ein größeres Problem blieb aller­dings: Seine Knöchel waren durch die Schon­hal­tung und mangelnde Bewe­gung noch steif. Und Kopral vermied es sicht­lich, auf seinen Fußballen zu laufen.

Orang-Utan-Männchen Kopral sitzt im vergitterten Gehege der Tierklinik
In seinem „Kran­ken­zimmer“ in der Tier­klinik muss Kopral ausharren, bis seine Füße geheilt sind

Darum hat sich unser Vete­ri­när­team mit Human­me­di­zi­nern aus der Ortho­pädie ausge­tauscht. Um zu vermeiden, dass sich Koprals Bein­mus­keln versteifen, was ihn lang­fristig in seiner Mobi­lität einschränken würde, wurde dem Orang-Utan eine Infra­rot­licht-Therapie verschrieben. Außerdem werden seine geplagten Füße regel­mäßig mit Kokos­nussöl eingerieben.

Physio­the­rapie mit Belohnung

Zur Unter­stüt­zung seiner Reha­bi­li­ta­tion, haben unsere Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng eine tägliche Workout-Routine als Physio­the­rapie ausge­tüf­telt. So muss Kopral z. B. mit seinen Füßen verschie­dene Gegen­stände mit einem Stock angeln.

Orang-Utan-Männchen Kopral während der Physiotherapie mit Mitarbeiter der BOS Foundation
Fleißig trai­niert Kopral seinen kranken Fuß

Kopral erfüllte jede an ihn gestellte Aufgabe mit großem Eifer. Was viel­leicht auch daran liegt, dass seine Mitar­beit mittels köst­li­cher Beloh­nungen positiv verstärkt wird. Dabei achten wir aber darauf, dass die Beloh­nungen nicht zusätz­lich auf Koprals Hüften schlagen. Denn bei der medi­zi­ni­schen Unter­su­chung wurde auch fest­ge­stellt, dass der Orang-Utan-Mann mit 67 Kilo­gramm an Über­ge­wicht leidet. Also wird die Zeit, die Kopral im Medi­zin­kom­plex verbringt, gleich genutzt, um den gefrä­ßigen Menschen­affen wieder in eine bessere Form zu bringen. Auf dem Spei­se­plan stehen jetzt täglich ein Kilo­gramm Früchte und drei Kilo­gramm Gemüse. Doch Kopral trägt seine Situa­tion mit Gelas­sen­heit. Nimmt er nicht an physio­the­ra­peu­ti­schen Übungen teil, entspannt er meis­tens in seiner Hänge­matte. Wir hoffen, dass Kopral bald wieder genesen ist und zurück auf seine Insel kehren kann. Dort wartet seine Mitbe­woh­nerin Lesley, eine 14-jährige Orang-Utan-Dame, bestimmt schon auf ihren Freund! 

Helfen Sie uns, nicht-auswil­der­baren Orang-Utans wie Kopral und Lesley ein sicheres Zuhause auf unseren Schutz­in­seln zu schenken. Jede Spende hilft.

Aller guten Dinge sind drei: Begeg­nung mit Suci

Aller guten Dinge sind drei: Begeg­nung mit Suci

Seitdem wir Suci Ende 2021 ausge­wil­dert haben, hat sie sich rar gemacht und wurde vom Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team selten gesichtet. Umso mehr freuen wir uns, dass die BOS-Ranger das Orang-Utan-Weib­chen nun gleich drei Mal ausgiebig beob­achten konnten. Denn es gibt Schönes zu berichten!

Es war ein freu­diger Moment, als unser PRM-Team Suci bei einem seiner Kontroll­gänge im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park (Zentral-Kali­mantan) entdeckte. Zufrieden knab­berte sie Triebe einer wilden Ingwer­pflanze (Etlin­gera trior­gyalis) und ließ sich dabei nicht stören. Mehrere Stunden lang folgte unser Team dem jungen Orang-Utan und konnte dabei beob­achten, wie Suci sich am reich­hal­tigen Buffet des Regen­waldes satt aß: Nach dem Ingwer knab­berte sie die zarte Schicht unter der Rinde eines Baumes, pflückte dann einige wilde Feigen (Ficus sp.) und sammelte schließ­lich Termiten. Am frühen Nach­mittag kam ein Sturm auf und unser Team zog sich ins Camp Himba Pambelum zurück.

Orang-Utan-Weibchen Suci im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya
Junge Blätter, Baum­rinde und reife Früchte: Suci ist eine Feinschmeckerin

Nur drei Tage später traf das Beob­ach­tungs­team Suci erneut, diesmal in der Nähe des Hiran Flusses. Auch bei dieser Begeg­nung zeigte sich das Orang-Utan-Mädchen als Fein­schme­ckerin, denn sie futterte gerade die Blätter eines Akazi­en­baumes (Vachellia leuco­phloea). Unser Team beob­ach­tete Suci, bis diese sich bei Einbruch der Dämme­rung ein Schlaf­nest in einem Feigen­baum baute, und kehrte dann ins Camp zurück.

Orang-Utan-Mädchen Suci beweist ihr Wissen um essbare Pflanzen

Und dann kam es ganz uner­wartet zu einer dritten Begeg­nung, nur zwei Tage später, jedoch in einem weit entfernten Teil des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks. Viel­leicht hat ihr Appetit Suci dorthin geführt? Es ist bekannt, dass sich Orang-Utans nicht nur die Stand­orte von Futter­bäumen merken können, sondern sogar, wann diese reife Früchte oder junge Blätter tragen. Eine außer­or­dent­liche Leistung!

Orang-Utan-Weibchen Suci im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya
Weite Entfer­nungen sind für Suci, die so geschickt klet­tert, kein Problem

Denn auch bei dieser dritten Begeg­nung genoss Suci eine Viel­zahl unter­schied­li­cher Nahrungs­mittel: Sie pflückte die Blätter einer Palme und eines Johan­nis­brot­baumes (Koom­passia excelsa), knab­berte dann einige Bambusstengel und pulte schließ­lich Termiten aus einem morschen Baumstamm.

Sucis Kompe­tenz und Einfalls­reichtum macht unser PRM-Team stolz

Nach dem ausgie­bigen Mahl begab sich Suci hinunter zum Fluss, um sich zu erfri­schen. Dazu nahm sie sich einige Blätter und wusch damit ihren Körper – mit offen­sicht­lich größtem Vergnügen.

Orang-Utan-Weibchen Suci im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya
Herr­lich erfri­schend: Suci am Flussufer

Mit ihrem Wasch­ri­tual über­raschte Suci unsere Ranger und machte sie sehr stolz. Denn sie beweist damit sehr viel Krea­ti­vität und ihre Fähig­keit, sich an das Leben in freier Wild­bahn anzupassen.

Suci war unge­fähr 18 Monate alt, als sie in die BOS-Rettungs­sta­tion kam, und durch­lief nach ihrer Quaran­täne die Wald­schule und Wald­uni­ver­sität im Rekord­tempo. Es schien fast so als könnte sie es nicht abwarten, endlich zurück in die Wildnis zu kommen. Und weil sie ziem­lich clever ist, hatte sie mit knapp sieben Jahren schon alle nötigen Fähig­keiten für die Auswil­de­rung erworben – also in einem Alter, in dem junge Orang-Utans sich gerade so von ihren Müttern abna­beln, mit denen sie seit ihrer Geburt unzer­trenn­lich zusammen gelebt hatten.

Die drei Begeg­nungen inner­halb kurzer Zeit sowie die Möglich­keit, Suci über viele Stunden hinweg beob­achten zu können, haben bei unserem PRM-Team einen sehr zufrie­den­stel­lenden Eindruck hinterlassen.

Die inzwi­schen Neun­jäh­rige Suci hat sich bestens im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park einge­lebt. Und wird nun hoffent­lich noch viele, viele Jahre dazu beitragen, als natür­liche „Gärt­nerin des Waldes“ das ökolo­gi­sche Gleich­ge­wicht im Regen­wald durch ihr Dasein zu erhalten. Und mit etwas Glück die Orang-Utan-Popu­la­tion zu vergrößern.

BOS setzt sich Tag für Tag dafür ein, die letzten Orang-Utans ihrer Art vor dem Aussterben zu bewahren. Helfen Sie uns dabei – jede Spende zählt!