Unkraut, Snack, Wild­blume oder Heilpflanze?

Unkraut, Snack, Wild­blume oder Heilpflanze?

Was Sie auf diesem Foto sehen, ist eine Pflanze mit dem wissen­schaft­li­chen Namen Melastoma mala­bath­ricum, im Deut­schen als Indi­scher oder Singapur-Rhodo­den­dron bekannt, in Indo­ne­sien als Seng­gani. Auf Borneo ist die zur Familie der Schwarz­mund­ge­wächse gehö­rende Pflanze weit verbreitet. Sie wächst dort in feuchten Gegenden ebenso, wie in den Wäldern des Tief- und Hoch­landes, und breitet sich auch gerne auf Plan­tagen, Feldern und in Gärten aus.

Der buschige, immer­grüne Strauch wächst zwischen einem halben und bis zu drei Metern hoch und trägt dabei wunder­schöne, poppig-bunte Blüten, die in zwei Farben auftreten: dunkel­lila-magenta oder hell­rosa-magenta. Ganz selten blüht er euch in reinem Weiß. Seine Beeren­früchte sind an der Spitze wie kleine Trom­peten geformt und verfärben sich mit der Reife dunkel­lila. Sie schme­cken leicht säuerlich.

Orang-Utan im Regenwald betrachtet Melastoma malabathricum
Wissen Orang-Utans um die heilenden Eigen­schaften dieser Pflanze?

Wenn eine Pflanze sich so stark vermehrt und ausbreitet, dass sie andere domi­niert, spricht man übli­cher­weise von einem Unkraut. Die Seng­gani-Büsche sind in dieser Hinsicht sehr erfolg­reich, was sie bei Land­wirten nicht gerade beliebt macht.

Sie haben jedoch auch sehr nütz­liche Eigen­schaften! Orang-Utans und andere Wild­tiere schätzen ihre Blätter, Früchte und Samen als Snack. Und auch in der tradi­tio­nellen Medizin spielen die Seng­gani-Büsche eine wich­tige Rolle: Sie enthalten viel Flavo­noid und haben anti­oxi­da­tive Eigen­schaften, die etwa bei Magen­be­schwerden und der Wund­hei­lung helfen können.

Eine neue Studie der Verhal­tens­for­scherin Dr. Isabell Laumer zur Selbst­hei­lung eines Orang-Utans lässt vermuten, dass diese auch um die Heil­kräfte des Seng­gani und anderer Wild­pflanzen wissen könnten.

BOS rettet und schützt nicht nur Orang-Utans, sondern auch ihren wilden Lebens­raum in den Regen­wäl­dern von Borneo. Helfen Sie uns dabei – jede Spende kommt direkt unseren Projekten zugute!

Raymond macht Randale

Raymond macht Randale

BOS rettet nicht nur verletzte und verwaiste Orang-Utans. Ein wich­tiger Teil unserer Arbeit besteht auch darin, Mensch-Tier-Konflikte zu verhin­dern. Dazu betreiben wir Bildungs­ar­beit und greifen ein, bevor ein Orang-Utan zu Schaden kommt.

So geschehen im Fall von Raymond, den wir 2016 in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen frei­ge­lassen haben. Er hatte in einem Dorf immer wieder für Unruhe gesorgt und war den Bewoh­nern und ihren Häusern deut­lich zu nah gekommen. Die Serie von Vorfällen hatte im August 2023 begonnen, als Raymond zusammen mit dem Orang-Utan-Weib­chen Bungan in der Gegend von Pelang­siran auftauchte. Beide waren echte Unru­he­stifter und störten den Dorffrieden.

Die beiden Orang-Utans hatten Glück

In solchen Fällen von Mensch-Tier-Konflikten kommt es leider immer wieder vor, dass die Menschen zuerst versu­chen, die Orang-Utans aus ihren Dörfern oder von ihren Feldern zu verscheu­chen. Wenn ihnen dies nicht gelingt, greifen sie oft zu dras­ti­scheren Maßnahmen, verletzen oder töten gar die Tiere. In diesem Fall jedoch wurden unsere Ranger zur Hilfe gerufen.

Fünf Männer im Regewald Borneos vor Orang-Utan-Transportbox
Die BOS-Task Force hat Erfah­rung darin, Orang-Utans sicher an einen neuen Ort zu bringen

Im September 2023 wurde zunächst Bungan einge­fangen und in die Gegend von Gunung Bagong, weit entfernt von mensch­li­chen Sied­lungen, umge­setzt. Doch obwohl man die beiden getrennt hatte, setzte Raymond seine Aktionen im Dorf fort. Nach einigen Wochen war die Geduld der Bewohner am Ende und sie baten BOS erneut um Hilfe.

Bei Mensch-Tier-Konflikten greift BOS ein

In solchen Fällen bildet unser Post-Release Moni­to­ring-Team eine Task Force, die zunächst einen Ort sucht, an den der Orang-Utan umge­sie­delt werden kann. Dann wird im betrof­fenen Dorf und im Gespräch mit den Bewoh­nern eine Stra­tegie entwi­ckelt, um den Orang-Utan einzu­fangen. Und schließ­lich wird alles vorbe­reitet, was unser Team benö­tigt, um das gefan­gene und sedierte Tier an den neuen Ort zu transportieren.

In Pelang­siran drängte die Zeit, denn die Dorf­be­wohner hatten ein für alle Mal genug von der Orang-Utan-Randale. Glück­li­cher­weise gelang es unserem Team sehr schnell, Raymond aufzu­spüren, denn er hielt sich im Garten eines Dorf­be­woh­ners, direkt hinter dessen Haus, auf.

Ein solches Verhalten ist äußerst unty­pisch für Orang-Utans. Wenn es – wie im Fall von Raymond – doch vorkommt, liegt es sehr wahr­schein­lich daran, dass dieser Orang-Utan im Kindes­alter Erfah­rungen gemacht hat, durch die er seine natür­liche Scheu vor Menschen verloren hat.

Medi­zi­ni­scher Check-Up

Der BOS-Tier­arzt sedierte Raymond und nutzte die Gele­gen­heit für einen raschen medi­zi­ni­schen Check-Up: Er über­prüfte Raymonds körper­liche Verfas­sung, hörte sein Herz und seine Atmung ab und nahm einige Proben.

Dann wurde er sicher in eine Trans­port­kiste gelegt und per Boot in die Perse­maian-Region gebracht. Zügig nach der Ankunft durfte Raymond den Käfig bereits wieder verlassen. Die Umsie­de­lungs­ak­tion war inner­halb eines Tages ohne Zwischen­fälle über die Bühne gegangen. Nun hoffen wir, dass Raymond in seinem neuen Revier gut ankommt und fernab von mensch­li­chen Kontakten ein langes und gesundes Leben führen wird. Alles Gute, Raymond!

Regen­wald­schutz ist Orang-Utan-Schutz ist Arten­schutz. Denn nur wenn wir den Lebens­raum der bedrohten Arten bewahren, können diese gerettet werden. Wir danken Ihnen für Ihr Inter­esse und Ihre Unter­stüt­zung: Jeder Beitrag hilft!

Ein bezau­bernder Blickfang

Ein bezau­bernder Blickfang

Wo auch immer sich dieser Schmet­ter­ling nieder­lässt, zieht er alle Blicke auf sich – so auch in unserem Camp Nles Mamse in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen. Gerade erst durfte unser Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team ein Exem­plar aus der Pier­idae-Familie bewun­dern, das sich auf einer Kinikir Blüte (Cosmos caudatus) nieder­ge­lassen hatte.

Der Name dieses Schmet­ter­lings lautet Gemeiner Wanderer (Pare­ronia valeria). Auf Indo­ne­sisch wird er auch Kembara genannt. Eine Beson­der­heit dieser Art ist, dass sie in zwei Farben vorkommen, entspre­chend ihrem Geschlecht.

Die Flügel der Männ­chen sind von einem klaren Türkis­blau, das durch die schwarze Äderung und Einfas­sung noch auffäl­liger leuchtet. Die Weib­chen hingegen haben eine sehr viel hellere Färbung, manchmal auch ins Hell­gelb gehend. Beide besitzen weiße Flecken an den Rändern ihrer Flügel, die eine Spann­weite von 60–80 Milli­me­tern erreichen.

Der Kembara-Schmet­ter­ling kommt in den tropi­schen Regionen Asiens vor, von Indien bis Südost­asien. Ausschließ­lich auf der Insel Borneo gibt es eine Unterart namens Pare­ronia valeria lute­s­cens.

Der Klima­wandel hinter­lässt Spuren

Wir wissen nicht, wie stark diese Schmet­ter­lingsart bereits vom Aussterben bedroht ist, da die Inter­na­tio­nale Union zur Bewah­rung der Natur (IUCN) noch keine Beob­ach­tung und Einstu­fung vorge­nommen hat. Fest steht jedoch, dass sie eine wich­tige Rolle spielt als Indi­kator der Umwelt­be­din­gungen einer Region. Leider beein­träch­tigt der Klima­wandel bereits jetzt die Blüh­zeiten, was wiederum großen Einfluss hat auf das Nahrungs­an­gebot dieser zarten und doch so starken Insekten und damit auf die Größe ihrer Population.

Unser PRM-Team ist jedesmal glück­lich, wenn sich ein leuch­tend­blauer Schmet­ter­ling auf der Wald­lich­tung rund um unser Camp Nles Mamse niederlässt.

Helfen Sie uns, den Regen­wald und seine Biodi­ver­sität zu schützen! Er ist nicht nur Lebens­raum für Orang-Utans, sondern auch für viele andere Wild­tiere. Jeder Beitrag hilft!

Die Dayak: nach­haltig aus Tradition

Die Dayak: nach­haltig aus Tradition

Die Wehea Dayak und Ngaju Dayak sind indi­gene Volks­gruppen, die in Ost- bezie­hungs­weise Zentral-Kali­mantan zuhause sind und tradi­tio­nell im Einklang mit der Natur leben. Dieser nach­hal­tige Umgang mit der Umwelt wird seit Urzeiten von Gene­ra­tion zu Gene­ra­tion weiter­ge­geben und ist bis in die heutige Zeit fest in ihrer Lebens­weise verankert.

So werden in ihren Dörfern noch immer Riten und Rituale prak­ti­ziert, die spiri­tu­ellen Wesen­heiten huldigen, welche sich, dem Glauben des Volkes gemäß, in der Natur zeigen: in der Erde, Flora und Fauna.

Im Rahmen verschie­dener Programme arbeiten die BOS Foun­da­tion und RHOI mit verschie­denen Gemeinden der Dayak in Ost- und Zentral-Kali­mantan zusammen. Dabei kommt unser Team immer wieder in Berüh­rung mit ihren über­lie­ferten Tradi­tionen und Praktiken.

Der Wald als heiliger Ort und Reis als Quelle des Lebens

So betreiben die Wehea Dayak etwa Land­wirt­schaft in einem Zyklus aus Anbau und Ruhe­zeiten. Nach der Ernte dürfen die Felder einige Jahre lang brach liegen und können sich erholen, ehe sie erneut bestellt werden. Neue Anbau­flä­chen werden durch Brand­ro­dung gewonnen. Dabei gilt der Wald den Wehea Dayak jedoch nicht nur als Ressource. Er ist auch ein heiliger Ort, der durch Rituale geehrt wird, um die Harmonie zwischen Mensch und Land zu erhalten.

Reisernteritual der Dayaks
Tradi­tio­nelle Reis­ernte in einem Dorf der Wehea Dayak

Auch der Reis hat für das indi­gene Volk eine beson­dere, spiri­tu­elle Bedeu­tung. Für die Wehea Dayak ist er nicht nur Grund­nah­rungs­mittel, sondern gilt als Mittel­punkt und Quelle des Lebens. Unser Team durfte zur Reis­ernte an einem Ritual teil­nehmen, das die Reis­göttin ehrt und ihr für ihre Gaben dankt.

Die Zusam­men­ar­beit mit den Gemeinden hat eine Schlüs­sel­rolle in den Anstren­gungen von BOS und RHOI, Orang-Utans zu schützen und den Regen­wald als Lebens­raum, auch für andere Wild­tier­arten, zu erhalten. Ziel der Programme ist es, die Gemeinden darin zu unter­stützen, ihre tradi­tio­nelle Lebens­weise in die Moderne mitzunehmen.

Rituale zum Schutz vor Mensch-Wildtier-Konflikten

Der schwin­dende Lebens­raum, das Bevöl­ke­rungs­wachstum und die dadurch entste­hende Konkur­renz um Ressourcen hat zur Folge, dass die Zahl der Konflikte zwischen Menschen und Wild­tieren zunimmt – mit oftmals tödli­chem Ausgang für die betei­ligten Tiere. Im Rahmen eines Trai­nings, das die BOS Foun­da­tion gemeinsam mit der Natur­schutz­be­hörde BKSDA Zentral-Kali­mantans in zwei Dörfern der Ngaju Dayak durch­führte, erfuhr unser Team von tradi­tio­nellen Bräu­chen, die solche gewalt­samen Ausein­an­der­set­zungen verhindern.

Malaienbär
Begeg­nungen von Menschen und Wild­tieren können auch fried­lich ablaufen

So berich­teten die Einwoh­ne­rinnen und Einwohner aus Tumbang Mantuhe beispiels­weise, dass sie regel­mäßig Malai­en­bären im Wald begegnen. Zu Konflikten führt dies jedoch nicht. Grund dafür sei folgendes Ritual: Wann immer sie im Wald sind, tragen sie die Mittel­rippe der Blätter des Betel­nuss­baumes mit sich, die am Freitag zu Boden gefallen sind. Solange sie dies tun, seien sie vor den Bären geschützt.

Im Rahmen des Trai­nings wurden ergän­zende Schutz­maß­nahmen wie etwa das Mitführen einer Licht­quelle oder die Beglei­tung durch einen Hund erar­beitet. Diese Maßnahmen helfen dabei, es gar nicht erst zu poten­ziell gefähr­li­chen oder gar tödli­chen Begeg­nungen mit Malai­en­bären kommen zu lassen. Am Ende des Work­shops, an dem 52 Bäue­rinnen und Bauern sowie Mitar­bei­tende von Plan­ta­gen­firmen der Holz- und Palm­öl­wirt­schaft teil­ge­nommen hatten, gingen sowohl die Dorf­be­wohner als auch die Projekt­lei­tung mit neuen Erkennt­nissen auseinander.

Tradi­tio­nelle Fisch­teiche für ein nach­hal­tiges Einkommen

Natür­lich beein­träch­tigt die Land­ent­wick­lung auf Borneo, welche mit der Rodung des Regen­waldes für Straßen, Sied­lungen und Plan­tagen einher­geht, auch die Lebens­weise der Dayak, ganz gleich wie abge­schieden ihre Dörfer liegen mögen. Sie beweisen jedoch eine erstaun­liche Wider­stand­fä­hig­keit, indem sie ihr über­lie­fertes Wissen an die neuen Bedin­gungen anpassen.

Menschen vor Fischteich in Kalimantan
Fisch­teiche als Spei­se­kammer, zur Bewäs­se­rung der Äcker und zum Schutz vor Bränden

So betreiben die indi­genen Gemeinden Land­wirt­schaft und Jagd nur in einem Umfang, den sie für ihre eigenen Bedürf­nisse benö­tigen. Ein Beispiel hierfür ist die oben beschrie­bene Nutzung land­wirt­schaft­li­cher Flächen. Auch die Jagd erfolgt bis heute mit tradi­tio­nellen Waffen und Methoden, wodurch die Wehea Dayak nur so viele Tiere erlegen, dass ihr Bestand nicht gefährdet wird.

Die Methode der Ngaju Dayak, Fisch­teiche in natür­lich entstan­denen Regen­was­ser­tüm­peln anzu­legen und dadurch die Versor­gung der Dorf­be­wohner mit frischem Fisch zu sichern, wurde nun Teil eines BOS-Projektes in der Region Mawas.

Was wir von der Lebens­weise der Dayak lernen können

Tradi­tio­nell nutzen die Gemeinden Vertie­fungen, die während der Trocken­zeit durch klei­nere Brände entstehen und während der Regen­zeit durch den nahen Fluss mit Wasser und Leben gefüllt werden. Während des Projektes machten sich die Gemeinden ihr Wissen zunutze und legten größere Fisch­teiche von Hand an. Diese dienen nun nicht mehr nur als Vorrats­kammer für das Dorf selbst. Sie ermög­li­chen den Projekt­teil­neh­mern, mit über­zäh­ligen Fischen Handel zu betreiben. Außerdem halten die größeren Teiche auch in der Trocken­zeit noch Wasser, das für Gärten und Äcker sowie zum Löschen even­tu­eller Brände genutzt werden kann.

Die Zusam­men­ar­beit der BOS Foun­da­tion mit Gemeinden der Dayak macht eines immer wieder deut­lich: In Zeiten des Arten­ster­bens und des Klima­wan­dels ist ihre indi­gene Kultur und ihr über­lie­fertes Wissen um ein Leben im Einklang mit der Natur eine Inspi­ra­tion für unsere „moderne“ Zivilisation.

Unter­stützen Sie uns dabei, die lokalen Gemeinden zu stärken und ihr Wissen zu bewahren: Jeder Beitrag hilft!

Sind Orang-Utans einfühlsam?

Sind Orang-Utans einfühlsam?

Es war ein ganz normaler Tag in der Wald­schule, der in unserem Team diese Frage aufwarf: Verhalten sich Orang-Utans empa­thisch? Sind sie in der Lage, sich in die Empfin­dungen anderer einzufühlen?

An diesem Tag spielten die Orang-Utan-Kinder in den Bäumen der Wald­schule, während ihre Ersatz­mütter vom Wald­boden aus zusahen. Als es Zeit war für eine Pause und einen kleinen Snack, klet­terten alle Wald­schüler von den Bäumen herunter bis auf einen: Uru blieb oben sitzen, brach Zweige vom Baum ab und warf diese auf die Gruppe, die sich unter ihm befand.

Einer dieser Zweige traf Baby­sit­terin Eva am Kopf und verur­sachte eine Platz­wunde. Die Stelle blutete so stark, dass ihre Kolle­ginnen das Erste-Hilfe-Team alarmierten.

Die Orang-Utan-Kinder bemerken, dass es Eva nicht gut geht

Medi­zi­nisch gut versorgt, kam Eva bereits am nächsten Tag wieder zur Arbeit und beglei­tete ihre Schütz­linge zur Wald­schule. Doch nachdem sie „ihre“ Orang-Utan-Kinder abge­lie­fert hatte, setzte sie sich abseits der Gruppe an den Rand, um sich noch ein wenig zu schonen. Denn die Wunde an ihrem Kopf schmerzte sie nach wie vor.

Babysitterin Eva inmitten einer Gruppe Orang-Utan-Waldschülern
Irgend­etwas ist heute anders als sonst: die Wald­schüler mit Ersatz­mama Eva

Die kleinen Orang-Utans schwärmten wie jeden Morgen in die Bäume aus und begannen mit dem Unter­richt. Einer von ihnen bemerkte jedoch, dass an diesem Tag etwas anders war als sonst. Warum saß Mama Eva am Rand? Neugierig näherte er sich der Baby­sit­terin und nahm wahr, dass es Eva nicht gut ging. Plötz­lich schlang er die Arme um seine Ersatz­mama und gab ihr eine liebe­volle Umarmung.

Eva bekommt den ganzen Tag beson­dere Aufmerk­sam­keit von den Orang-Utans

Der Rest der Schü­ler­gruppe hatte die Situa­tion offenbar beob­achtet, denn nun klet­terten auch sie von den Bäumen herunter und scharten sich um Baby­sit­terin Eva. Ein Orang-Utan-Kind nach dem anderen umarmte Eva, als wollten sie sie trösten, was ihnen tatsäch­lich auch gelang.

Und die beson­dere Fürsorge setzte sich fort. Als sich die Gruppe am Ende des Schul­tags auf den Rückweg machte, entschieden sich alle Orang-Utan-Kinder, mit Eva zurück­zu­laufen. Umringt von ihren Schütz­lingen endete also ihr Arbeitstag.

Orang-Utan-Mutter im Käfig mit zwei Babys
Tiefe Mutter­liebe auch für ein adop­tiertes Waisen­kind: Mama Du und Babys

Orang-Utans zeigen oft Verhal­tens­weisen, die darauf schließen lassen, dass sie komplexe Gefühle wie etwa Empa­thie oder auch Trauer spüren. Wir haben in unserem Rettungs­zen­trum sogar ein ganz wunder­bares Beispiel von altru­is­ti­schem Verhalten beob­achten dürfen, als Orang-Utan-Dame Du ein Waisen­kind adop­tierte und es als ihr eigenes Kind aufzog.

Studien zeigen: Orang-Utans können die Gefühle anderer wahrnehmen

Situa­tionen wie die oben geschil­derten ermög­li­chen uns immer wieder tiefe Einblicke in die Gefühls­welt der Orang-Utans.

Wissen­schaft­liche Unter­su­chungen zu diesem Thema durch­zu­führen, ist heraus­for­dernd und aufwändig. Eine wach­sende Anzahl beob­ach­tender Studien kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass Orang-Utans in der Lage sind, die Gefühle anderer wahr­zu­nehmen und – wie in der oben beschrie­benen Situa­tion – Empa­thie zu zeigen. Zahl­reiche Unter­su­chungen haben zudem gezeigt, dass Affen auf Angst und Schmerzen anderer Lebe­wesen reagieren und auch Situa­tionen von Unge­rech­tig­keit oder Verlust bei ihnen Emotionen auslösen. Orang-Utans teilen also nicht nur 97 Prozent unserer DNA, auch in ihrem Verhalten und ihrer emotio­nalen Intel­li­genz gibt es durchaus Ähnlichkeiten.

Sie können unsere Arbeit in der BOS-Wald­schule unter­stützen, indem Sie eine Woche Baby­sit­ting. Aber auch klei­nere Beiträge helfen, den geret­teten Orang-Utan-Waisen­kin­dern einen best­mög­li­chen Start ins zweite Leben zu schenken. Denn bei BOS kommt Ihr Geld genau dort an, wo es benö­tigt wird.