Kheals Einfalls­reichtum beein­druckt uns

Kheals Einfalls­reichtum beein­druckt uns

Unter den dichten Baum­kronen der Voraus­wil­de­rungs- und Schutz­insel Badak Kecil, lebt eine wirk­lich bemer­kens­werte Orang-Utan-Dame, die uns immer wieder mit ihren pfif­figen Ideen und ihrem wachen Verstand beein­druckt und inspi­riert. Ihr Name ist Kheal.

So auch an diesem wunder­schönen Morgen. Die Sonne scheint bereits warm auf Platt­form Nummer 6. Da erscheinen Kheal und einige weitere Orang-Utans hier, um das ange­bo­tene, zusätz­liche Futter in Augen­schein zu nehmen. Unser Moni­to­ring-Team notiert zufrieden, das Kheal gesund und kräftig wirkt und sich mit gutem Appetit an den Früchten und dem Gemüse bedient.

Aufmerksam beob­achten unsere Ranger, was auf der Platt­form passiert, und werden wieder einmal von Kheal in Staunen versetzt. Die Orang-Utan-Dame schnappt sich kurzer­hand Büschel großer Spinat­blätter und langer Bohnen und setzt sich diese geschickt auf den Kopf. Ein hervor­ra­gender Schutz vor der bren­nenden Sonne!

Gute Idee, Kheal!

Die Orang-Utan-Dame beweist damit nicht nur ihre Fähig­keit, sich Werk­zeuge zu Nutzen zu machen. Sie zeigt auch ein waches Bewusst­sein für Umwelt­fak­toren und vor welchen es sich zu schützen gilt.

Orang-Utan nutzt Blätter als Sonnenschutz auf dem Kopf
Gemüse als Sonnenhut – Kheal weiß sich zu helfen

Als Kheal ihr Mahl auf der Platt­form beendet hat, schwingt sie sich elegant von Ast zu Ast hinauf in die Bäume. Den Sonnenhut trägt sie dabei fest auf dem Kopf. Das Moni­to­ring-Team fügt zufrieden eine weitere Notiz für diesen Tag hinzu: Kheal navi­giert geschickt, kraft­voll und mit ausge­prägtem Sinn für Balance durch den Wald. Und das, obwohl sie unter Grauem Star leidet, was eine Auswil­de­rung zum aktu­ellen Stand leider unmöh­lich macht.

Etwas später am Tag entdeckt unser Team Kheal ein weiteres Mal. Diesmal in der Nähe der Platt­form Nummer 3, die umgeben ist von dichtem Wald. Die Nach­mit­tags­sonne bringt ihr Haar­kleid zum Schim­mern, das dicht und lang den Körper bedeckt. Ein weiteres Zeichen dafür, dass diese Orang-Utan-Dame sich trotz ihrer Augen­krank­heit bester Gesund­heit erfreut und sich gut und ausge­wogen ernährt.

Orang-Utan im Geäst auf Vorauswilderungsinsel
Stark und geschickt navi­giert Kheal durch die Baumwipfel

Davon kann sich das Team dann auch selbst über­zeugen. Kheal bleibt lange Zeit in ihrem Blick­feld, während sie sich geschickt von Baum zu Baum bewegt. Dabei pflückt und knab­bert sie, was ihr an Essbarem begegnet: junge Blätter von einem Guaven­baum zum Beispiel und saftige Banyan-Feigen.

Kheal hat in der Wald­schule gut aufgepasst

Und noch etwas zeigt die junge Orang-Utan-Dame unserem Team an diesem Tag: Sie ist in der Lage, mit sich ständig ändernden Umwelt­be­din­gungen umzu­gehen und beweist damit einen bemer­kens­werten Einfalls­reichtum. Geschickt bewegt sie sich durch ihren natür­li­chen Lebens­raum, als hätte sie nie etwas anderes getan.

Lassen wir uns inspi­rieren von Kheals Resi­lienz – und wünschen wir ihr noch viele clevere Einfälle für ein schönes Leben im sich ständig verän­dernden Regenwald!

Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, auch Orang-Utans wie Kheal ein möglichst freies Leben zu schenken. Jeder Beitrag hilft.

Umwelt­bil­dung an Schulen auf Borneo

Umwelt­bil­dung an Schulen auf Borneo

Seit 2022 arbeitet BOS mit zwei Gemeinden zusammen, die sich in der Nähe unseres Schutz­ge­bietes Mawas befinden und deren Einwohner der indi­genen Bevöl­ke­rung Borneos ange­hören. Projekt­ma­na­gerin Nina-Maria Gaiser von BOS Deutsch­land berichtet von den Entwick­lungen, die sie bei ihrem Besuch im Früh­jahr 2024 erleben und beob­achten konnte.

Entlang des Flusses Kapuas, im Herzen des indo­ne­si­schen Teils von Borneo, liegen die zwei Gemeinden Timpah und Lawang Kajang. Die Mehr­heit der rund 4.000 Einwohner gehört der ethni­schen Gruppe der Dayak, der indi­genen Bevöl­ke­rung Borneos, an. Auch wenn beide Dörfer inzwi­schen durch eine Land­straße mit dem Auto gut erreichbar sind, ist auch der Torf­moor­re­gen­wald mit wild­le­benden Orang-Utans nicht weit.

Das BOS-Schutz­ge­biet Mawas befindet sich eben­falls in der Nach­bar­schaft. Die groß­flä­chigen Ölpal­men­plan­tagen, die in weiten Regionen Kali­mantans die Land­schaft domi­nieren, haben die Gegend um Timpah und Lawang Kajang glück­li­cher­weise noch nicht erreicht.

Eine von Armut geprägte Region

Dennoch stehen die Menschen in der Region ebenso wie die Natur vor Heraus­for­de­rungen. Land­wirt­schaft und Fisch­fang stellen die Haupt­ein­nah­me­quellen der Einwohner von Timpah und Lawang Kajang dar. Aber Land ist inzwi­schen knapp. Und so dienen der ille­gale Abbau von Gold, ille­galer Holz­ein­schlag oder Wilderei zur Aufbes­se­rung des Lebens­un­ter­haltes in einer von Armut geprägten Region, in der Verdienst­mög­lich­keiten fehlen und die Wälder durch den Staat verwaltet werden. Die Menschen in Timpah und Lawang Kajang nutzen den Fluss Kapuas als Wasser- und Nahrungs­quelle. Ein Gesund­heits­ri­siko, da die ille­galen Gold­minen die Flüsse mit Queck­silber verschmutzen.

Minen auf Borneo Luftaufnahme
Minen zerstören auf Borneo immer noch das Land

Seit einigen Jahren arbeitet BOS mit den beiden Gemeinden zusammen. Ziel ist es, Einkom­mens­quellen für die Menschen zu schaffen, ohne dass dabei die Natur zerstört wird. Inzwi­schen gibt es zum Beispiel ein Projekt für den nach­hal­tigen Anbau von Kautschuk­bäumen in Agro­forst­sys­temen oder für die Etablie­rung von Gemein­de­wäl­dern. Unsere Projekte werden durch Spenden unserer Unter­stüt­ze­rinnen und Unter­stüt­ze­rinnen und öffent­liche Entwick­lungs­gelder aus Europa finan­ziert, da die lokalen Regie­rungen in Indo­ne­sien meist unzu­rei­chende Mittel zur Verfü­gung haben.

Natur­schutz für Kinder erlebbar machen

Damit auch schon junge Menschen beim Schutz der Natur mitma­chen können, hat BOS im Jahr 2022 die Zusam­men­ar­beit mit Schulen in Timpah und Kajang Lawang gestartet. Neun Schulen nehmen an unserem Projekt „̈Stär­kung von Umwelt­bil­dung an Schulen im Distrikt Kapuas in Zentral­ka­li­mantan“ teil, das durch das Bundes­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit und Entwick­lung (BMZ) teil­fi­nan­ziert wird. Ziel ist es, Natur erlebbar zu machen und die Kinder und Jugend­li­chen auf Borneo für den Natur­schutz zu begeistern.

Schüler auf Borneo stellen Kompost her
In unserem Projekt stellen Schü­le­rinnen und Schüler u. a. selbst orga­ni­schen Dünger her

In der Tat enthalten die Lehr­pläne an Schulen in der Region kaum Antworten auf die Fragen „Wie schütze ich die Natur in einer modernen Welt und was bedeutet die Natur für mich als Dayak?“. Denn die Lebens­weise der Dayak, der ursprüng­li­chen Bevöl­ke­rung Kali­mantans, war einst sehr eng mit der Natur und ihrem Erhalt verknüpft. Eine Lebens­weise, die nach und nach in Verges­sen­heit gerät. Die Schüler wissen, laut einer Lehrerin einer Grund­schule in Timpah, mehr über Haie als über Orang-Utans.

Kinderzeichnungen
Zeich­nungen von Grund­schü­lern aus Timpah

Neue Lehr­bü­cher verbinden Umwelt­schutz mit Dayak-Traditionen

In einer globa­li­sierten Welt rückt die Tradi­tion der Dayak oft in den Hinter­grund. Und so lernen auch die Lehre­rinnen und Lehrer im Rahmen des Umwelt­bil­dungs­pro­jektes Neues. Eine junge Grund­schul­leh­rerin berichtet: „Ich bin selbst Dayak, aber ich wusste nicht, dass es Dayak gibt, die immer noch unsere Natur und die Tiere nutzen. Ich zähle mich schon zu den modernen Dayak. (…) Ich habe gemerkt, dass ich die Umwelt um mich herum selbst nicht verstand. Das hat mich verwirrt, als hätte ich meine eigene Kultur hinter mir gelassen. Das heißt ich lerne hier selbst viel dazu. Nicht nur die Schüler lernen, wir lernen gemeinsam.“

Junge Lehrerin auf Borneo
Eine Lehrerin an einer unserer Projekt­schulen: Wir lernen gemeinsam

Auf dem Schulhof einer Grund­schule in Timpah brennt die Vormit­tags­sonne bereits heiß vom Himmel. Auf dem Schulhof stehen keine Bäume, obwohl Timpah am Rand des Mawas-Schutz­ge­bietes liegt. Im Projekt pflanzen die Schüler und Lehrer deshalb gemeinsam Obst­bäume auf dem Schul­ge­lände und stellen Bio-Kompost für sie her, um die Natur mit ihren eigenen Händen – und Nasen, denn der Kompost stinkt! – zu erleben. Aber auch, um irgend­wann einmal – denn noch sind die Bäum­chen klein – Schatten und Früchte zu genießen. Ein Geben und Nehmen.

Neben der Baum­pflanz- und Kompost­ak­tion nahmen die Schü­le­rinnen und Schüler der neun Projekt­schulen bisher auch an Campingaus­flügen, Recy­cling-Work­shops, einem Besuch im BOS-Orang-Utan-Rettungs­zen­trum und an Dayak-Tanz­wett­be­werben teil.

Schüler bei Dayak Tanzwettbewerb
Tradi­tion am Leben erhalten: Unsere Projekt­schulen nahmen an einem Dayak-Tanz­wett­be­werb teil

„Inzwi­schen haben unsere Schüler glück­li­cher­weise ein sehr viel besseres Verständnis davon, wie wichtig Umwelt­schutz ist. Hoffent­lich werden sie ihr Wissen zur Achtung unseres Waldes mit ihren Eltern und ihrer Familie teilen“, so ein Lehrer einer weiter­füh­renden Schule.

Bessere Ausstat­tung für BOS-Projektschulen

In den bisher zwei Jahren seit Beginn des Projektes konnte bereits wich­tige Infra­struktur an den neun Schulen geschaffen werden: So verfügen die Schulen nun über Zugang zu sauberem Wasser, über Toiletten, Müll­eimer und Müll­sam­mel­plätze, einem Über­schwem­mungs­schutz sowie Solar­pa­neele. Eine entschei­dende Verbes­se­rung für den Alltag der Schüler und Lehr­kräfte sowie für den Umwelt­schutz. Denn in den Dörfern Timpah und Lawang Kajang gibt es nur nachts Strom, solange es dunkel ist. Sie sind bislang auch nicht an eine öffent­liche Wasser­ver­sor­gung ange­schlossen. „Dank der durch das Projekt instal­lierten Solar­pa­neele kann ich jetzt im Lehrer­zimmer auch mal etwas ausdru­cken. Das ist sehr hilf­reich“, berichtet eine Lehrerin begeistert.

Seit Projekt­start fanden Weiter­bil­dungen mit 19 Lehre­rinnen und Lehrern zum Unter­richten von Umwelt­bil­dung statt. Ein Lehr­modul für Umwelt­bil­dung für die Klas­sen­stufen 4 bis 9 wurde in Zusam­men­ar­beit mit den Schulen und der lokalen Bildungs­be­hörde entwi­ckelt und wird seit 2023 an sieben Schulen unter­richtet. Schon über 650 Schü­le­rinnen und Schüler haben am Unter­richt teilgenommen.

Alter­na­tive Einkom­mens­quellen sind rar

BOS setzt sich dafür ein, dass Umwelt­bil­dung lang­fristig in die offi­zi­ellen Lehr­pläne für alle Schulen im Distrikt Kapuas aufge­nommen wird. Ein junger Lehrer an einer Berufs­schule erzählt uns auch von den Heraus­for­de­rungen, die er beim Vermit­teln von Natur­schutz erlebt: „Die Jobs hier in der Gegend sind rar, und meis­tens haben sie etwas mit Ressour­cen­aus­beu­tung zu tun. Meine Schüler fragen mich, welche Arbeit sie ergreifen können, die die Natur nicht zerstört. Hier bin ich oft über­fragt, denn wir haben noch zu wenige Alter­na­tiven bei uns in der Region.“

Damit es zukünftig mehr umwelt­freund­liche Einkom­mens­al­ter­na­tiven gibt, koope­riert die BOS Foun­da­tion inzwi­schen mit 17 Dörfern, die am Rande des Schutz­ge­bietes Mawas liegen. Gemeinsam mit den dort lebenden Menschen sowie lokalen Entschei­dungs­trä­gern arbeiten wir daran, die Lebens­be­din­gungen für die Dorf­be­wohner zu verbessern.

Auf diese Weise setzen wir uns für eine nach­hal­tige Entwick­lung ein, die auch dem Regen­wald und seinen tieri­schen Bewoh­nern zugu­te­kommt. Mehr dazu hier auf unserer Website.

Auch Sie können mit Ihrer Spende unsere Arbeit für die Menschen auf Borneo unter­stützen. So helfen Sie auch dem Regen­wald und den Orang-Utans.

Orang-Utan-Senior Papa

Orang-Utan-Senior Papa

Fast 30 Jahre lebt Papa inzwi­schen in unserer Obhut. Am 1. September 1994 kam er im Alter von fünf Jahren aus Taiwan in unser Rettungs­zen­trum Samboja Lestari in Ost-Kali­mantan. Leider gehört er zu den Tieren, die aufgrund einer Infek­tion mit Hepa­titis B nie für die Reha­bi­li­ta­tion und damit auch nie für eine Auswil­de­rung in Frage kamen. Doch seit sieben Jahren darf er seinen Ruhe­stand auf einer unserer Inseln genießen.

Papa mag es gemüt­lich. Seinen schweren, massigen Körper hält er lieber am Boden, als dass er ihn hoch in die Bäume wuchtet. Er ruht gern und viel, sitzt entspannt am Ufer von Insel #4 und beob­achtet die Umge­bung. Seine beiden Mitbe­woh­ne­rinnen Citra und Vera lässt er in Frieden. Und auch männ­liche Macht­spiele wie Droh­ge­bärden, Patrouillen über die Insel oder Longcall-Rufe gibt es von ihm nicht. Einzig, wenn das Boot mit der tägli­chen Futter­lie­fe­rung naht, kommt Bewe­gung in den impo­santen Wald­men­schen. Dann macht er sich recht zügig auf den Weg, nimmt seine Ration an Lecke­reien entgegen, um dann zufrieden wieder abzu­ziehen. Papa ist ein durch und durch gechillter Orang-Utan-Rentner.

Orang-Utan Big Male Papa und Orang-Utan Weibchen
Die Ruhe selbst: Papa resi­diert am Ufer der Insel und lässt sich von nichts stören. Auch nicht von seiner Mitbewohnerin

Das entspannte Insel­leben hat Papa sich auch verdient. Als Opfer des ille­galen Wild­tier­han­dels verbrachte Papa seine ersten Lebens­jahre in Taiwan in Gefan­gen­schaft. Erst im Alter von fünf Jahren konnte er gerettet und nach Indo­ne­sien zurück­ge­bracht werden. Seither lebt er in Samboja Lestari. Aufgrund einer damals diagnos­ti­zierten Infek­tion mit Hepa­titis B musste er hier leider viele Jahre in Einzel­qua­ran­täne verbringen. Erst viele Jahre später stellte sich heraus, dass diese Infek­tion keine Gefahr für andere Orang-Utans darstellt, so dass wir Papa verge­sell­schaften konnten. Doch eines war klar: In den Regen­wald würden wir Papa nie auswil­dern können, denn er hatte die dafür notwen­digen Fähig­keiten nie erlernen können.

Eine Insel für Papa

Damit auch Orang-Utans wie Papa ein gutes Leben führen können, bemühen wir uns, für sie Dauer­plätze auf Inseln zu errichten. Hier können sie so frei wie möglich, auf – oder unter – Bäumen leben, das Gras unter den Füßen und Sonne und Regen auf der Haut spüren. Sie haben Raum, um sich zu bewegen, Kontakt zu Artge­nossen und anderen Tieren. Und doch leben sie unter unserer Fürsorge. Für Papa kam der Umzug 2017.

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Mehr Infor­ma­tionen
2017 begann Papas Inselleben

Auf Insel #4 führt Papa – übri­gens mit 35 Jahren nach Romeo der zweit­äl­teste Orang-Utan in Samboja Lestari – seither ein zufrie­denes, ausge­gli­chenes Leben.

Hoffent­lich noch gute Jahre vor sich

Unsere älteren, männ­li­chen Schütz­linge schlafen auf den Inseln gerne auf dem Boden, weil es dort oft kühler ist als in den Baum­kronen. So können sie sich am besten vor der Hitze schützen. Außerdem haben sie hier auch leichten Zugang zu Nahrungs­quellen, die auf dem Wald­boden zu finden sind, wie Ameisen, Termiten und andere krab­belnde Insekten.

Orang-Utan Big Male Papa
Auf den Inseln begegnen die Orang-Utans auch anderen Tieren wie Vögeln oder Hörnchen

In freier Wild­bahn können männ­liche Orang-Utans bis zu 40 Jahre alt werden. Dieses Alter können Tiere in Rettungs­zen­tren durchaus toppen, da sie immer genü­gend Nahrung bekommen, kaum Wett­be­werb aushalten müssen, vor Raub­tieren geschützt leben und immer hervor­ra­gend medi­zi­nisch versorgt werden. Papa hat also durchaus die Chance, noch einige gute Jahre vor sich zu haben. Lang lebe Papa!

Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, auch Orang-Utans wie Papa ein gutes Leben zu ermöglichen!

Männ­liche Orang-Utans wie Touris unterwegs

Männ­liche Orang-Utans wie Touris unterwegs

Man stelle sich vor, man ist ohne jegliche Sprach­kennt­nisse in einem fremden Land. Wie können wir uns vor Ort orien­tieren? Natür­lich nur mittels Beob­ach­tung und Nach­ah­mung der „Einhei­mi­schen“. Nicht viel anders machen es männ­liche Orang-Utans in ihnen fremden Gebieten.

Dank einer Lang­zeit­studie des Max-Planck-Insti­tuts für evolu­tio­näre Anthro­po­logie (MPI-EVA) und Verhal­tens­bio­logie (MPI-AB) und der Univer­sität Leipzig (UL) wissen wir jetzt, warum selbst der größte Orang-Utan-Einzel­gänger auf soziale Mindest­kon­takte ange­wiesen ist. Wie Touristen auf fremdem Boden müssen sie genau beob­achten, wie es vor Ort abläuft.

Es liegt an der Nahrung

Dabei stellten die Forsche­rinnen und Forscher in der 18 Jahre dauernden Studie an wilden Orang-Utans fest, dass die Antwort auf die Frage, welche Kräfte die soziale Über­tra­gung voran­treiben, in dem ökolo­gi­schen Habitat und der entspre­chenden Nahrungs­ver­füg­bar­keit eines Tieres zu finden ist. Sie unter­suchten, wie männ­liche Orang-Utans von anderen lernen und fanden heraus, dass Indi­vi­duen, die in Lebens­räumen mit reich­lich Nahrung aufwuchsen, eine höhere Neigung zum sozialen Lernen hatten.

Männlicher Orang-Utan im Regenwald
Männ­liche Orang-Utans durch­streifen große Areale

Männ­liche Orang-Utans, die in Habi­taten mit reich­lich Nahrung aufwuchsen, neigten dazu, mehr Zeit im engen Kontakt mit anderen zu verbringen und häufiger soziales Lernen zu prak­ti­zieren. Dies deutet darauf hin, dass die ökolo­gi­sche Ressour­cen­ver­füg­bar­keit eines Habi­tats das soziale Lernen eines Tieres modu­lieren kann.

Unter­schiede zwischen Sumatra- und Borneo-Orang-Utans

Die Studie verglich männ­liche Migranten aus Sumatra und Borneo und stellte fest, dass Sumatra-Orang-Utans, die in Habi­taten mit hohem Nahrungs­an­gebot leben, eine höhere Neigung zum sozialen Lernen hatten als ihre Artge­nossen aus Borneo. Dieser Unter­schied blieb bestehen, auch nachdem die Auswir­kungen der unter­schied­li­chen Nahrungs­ver­füg­bar­keiten berück­sich­tigt wurden.

Die Studie zeigt, dass die ökolo­gi­sche Nahrungs­ver­füg­bar­keit die Möglich­keiten des sozialen Lernens beein­flusst und damit die Wahr­schein­lich­keit, dass neue Verhal­tens­weisen kultu­rell werden. Die Ergeb­nisse weisen darauf hin, dass die ökolo­gi­sche Ressour­cen­ver­füg­bar­keit einen tiefen evolu­tio­nären Ursprung hat und sich auf die Neigung zum sozialen Lernen inner­halb der Abstam­mungs­linie der Homi­niden auswirken kann.

Quelle:
Oran­gutan males make increased use of social lear­ning oppor­tu­ni­ties, when resource avai­la­bi­lity is high | Julia Mörchen et al. | iScience

Für Ersatz­mama Sri lässt Bumi sogar den Unfug sein

Für Ersatz­mama Sri lässt Bumi sogar den Unfug sein

Als zwei Wochen alter Säug­ling kam Bumi im Juni 2016 zu BOS. Damals war es Baby­sit­terin Sri die sich in den ersten Jahren intensiv um den Orang-Utan-Waisen geküm­mert hat. Sie wurde seine Ersatz­mutter. Und auch wenn das Band zwischen den beiden mitt­ler­weile lange nicht mehr so eng ist – wenn Sri in Bumis Nähe auftaucht, ist für den Orang-Utan-Jungen alles andere zweitrangig.

Bumi ist sicher­lich einer der klügsten und neugie­rigsten Schüler der Wald­schule. Was sich unter anderem darin zeigt, dass er sich keine Gele­gen­heit entgehen lässt, Unfug anzu­stellen. Auch ist er inzwi­schen sehr selbst­ständig geworden und sucht nur noch selten die Gesell­schaft der Baby­sit­te­rinnen auf dem Wald­boden. Viel lieber turnt er durch die Bäume. Gerne auch außer­halb des Wald­schul­areals. Am liebsten schleicht er sich still und heim­lich in Rich­tung Spiel­platz davon, um ganz allein und unge­stört dort herum­zu­toben – während seine Kame­raden in der Wald­schule sind.

Waldschüler Bumi
Was heckt Bumi nun wohl wieder aus

So auch neulich. Doch dann ließ er plötz­lich von seinem Vorhaben ab und kehrte ganz frei­willig zur Gruppe auf dem Wald­boden zurück. Denn er sah, dass seine Ersatz­mutter Sri auf einen Besuch vorbeikam. Sri ist inzwi­schen Koor­di­na­torin der Baby­sit­te­rinnen von Nyaru Menteng und nur noch selten zu Gast in Bumis Waldschulgruppe.

Bumi flitze direkt zu Sri, um sich ein paar Strei­chel­ein­heiten abzu­holen und sie zum Spielen aufzufordern.

Ein enges Band

Als kleiner Orang-Utan-Junge hing Bumi sehr an seiner mensch­li­chen Ersatz­mutter Sri. War sie nicht in seiner Nähe oder schenkte sie womög­lich einem anderen Orang-Utan-Kind ihre Aufmerk­sam­keit, dann regte er sich schnell auf. Da sind Orang-Utan-Klein­kinder ihren mensch­li­chen Verwandten sehr ähnlich. Je jünger sie sind, umso enger ist das Band zu ihren Müttern. Und umso größer das Bedürfnis nach Nähe, Sicher­heit und Trost.

Und wie Menschen haben auch Menschen­affen eine lange Kind­heit – sechs bis acht Jahre sind es bei Orang-Utans – in der sie in hohem Maße von ihren Müttern bzw. ihren Fami­lien abhängig sind, die sie beschützen, ernähren und erziehen. Um geret­teten, verwaisten Orang-Utans die beste Über­le­bens­chance zu geben, folgt unser Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm den natür­li­chen Entwick­lungs­sta­dien, die ein junger Orang-Utan mit seiner Mutter in freier Wild­bahn durch­laufen würde. Verwaiste Orang-Utans können erst dann für eine Auswil­de­rung in Betracht gezogen werden, wenn sie alle Fähig­keiten erlernt haben, die für ein eigen­stän­diges Über­leben notwendig sind.

Waldschüler Bumi
Bumi ist auf dem Weg, erwachsen zu werden

Während der Entwöh­nung nehmen junge verwaiste Orang-Utans im Alter von vier bis sieben Jahren einen typi­schen Orang-Utan-Lebens­stil an: Sie inter­agieren weniger mit ihren mensch­li­chen Ersatz­müt­tern und Gleich­alt­rigen und verbringen die meiste Zeit hoch oben in den Baum­kronen der Wald­schule. Hier suchen sie nach Nahrung und ruhen sich in ihren selbst­ge­bauten Nestern aus.

Waldschüler Bumi
In den Baum­wip­feln fühlt Bumi sich wohl

Auch Orang-Utan-Babys, die in freier Wild­bahn geboren wurden, treffen, wenn sie selbst­ständig geworden sind, gele­gent­lich auf ihre Mütter. Und auch sie verbringen dann gern etwas Zeit mit ihnen – genau so, wie es Bumi in der Wald­schule mit Sri getan hat.

Leider weilte Sri an diesem Tag nur kurz in Bumis Gruppe, da sie noch zu einer anderen Wald­schul­gruppe musste. Nachdem Sri aufge­bro­chen war, fiel Bumi auch gleich ein, dass er eigent­lich vorhatte, zum Spiel­platz auszu­büxen. Sofort flitze er los. Doch zu seinem Pech wurde er von einem Mitar­beiter abge­fangen. Ehe es ihm aber gelang, Bumi zu schnappen, um ihn direkt in den Schlaf­kom­plex zu bringen, machte Bumi fix kehrt und hangelte zurück zur Wald­schule. Wie frech – und clever – von ihm!

Mit einer Paten­schaft unter­stützen und begleiten Sie unsere Waisen durch die Waldschule!