Lange nicht gesehen, Leonie!

Lange nicht gesehen, Leonie!

In unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen traf unser Post-Release Moni­to­ring (PRM) Team kürz­lich auf Leonie, ein Orang-Utan-Weib­chen, dass zuletzt 2021 gesichtet worden war. 19 Jahre ist sie inzwi­schen alt und – wie die Beob­achter fest­stellen konnten – bestens im Regen­wald heimisch geworden.

2006 kam Leonie im Alter von zwei Jahren in unser Rettungs­zen­trum Samboja Lestari. Ein Mann hatte sie, wie er behaup­tete, in der Nähe einer Mine gefunden. Von Menschen hatte Leonie damals so richtig die Nase voll, was darauf schließen lässt, dass das Orang-Utan-Klein­kind bis dahin nicht die besten Erfah­rungen gemacht hatte. In der Wald­schule erwies sie sich als eine der cleversten Schü­le­rinnen ihrer Gruppe, die immer wieder versuchte, die anderen mitzu­ziehen, zu moti­vieren und ihnen etwas beizubringen.

Seit acht Jahren in Freiheit

Im Alter von elf Jahren wilderten wir Leonie 2015 in Kehje Sewen (Ost-Kali­mantan) aus. Einige Male ist sie uns dort wieder­be­gegnet, häufig in Beglei­tung anderer Orang-Utans. Doch dann tauchte sie über zwei Jahre in den Tiefen des Dschun­gels ab.

Umso größter war die Freude, als unser PRM-Team ihr nun zufällig bei Markie­rungs­ar­beiten an den Tran­sekt­pfaden über den Weg lief. Ein erstes Zeichen für die Präsenz eines Orang-Utans im Gebiet, waren frische Reste von Combrang-Stöcken (Etlin­gera) – ein wilder Ingwer und beliebtes Orang-Utan-Futter. Nur kurz darauf entdeckte das PRM-Team Leonie.

Orang-Utan-Weibchen hockt im Regenwald auf dem Boden
Leonie geht es auch acht Jahre nach ihrer Auswil­de­rung gut im Regen­wald Kehje Sewen

Eine Zeit­lang hatten unsere Mitar­beiter das Glück, das Orang-Utan-Weib­chen beob­achten zu können. Dabei war Leonie auf Nahrungs­suche, naschte Lianen, schwang von Baum zu Baum und gönnte sich eine ausgie­bige Mittags­ruhe. Gestärkt und erholt machte sich Leonie dann wieder auf den Weg. Leider so schnell, dass das PRM-Team ihr nicht hinter­herkam. Doch eines konnten sie von der Begeg­nung sicher berichten: Leonie ist voll und ganz in ihrem wilden Leben in Kehje Sewen ange­kommen. Und wir freuen uns schon auf das nächste Treffen mit ihr.

Jede Spende hilft. Den Orang-Utans und dem Regenwald.

„Lintas Alam“: Quer­feldein für Umwelt­bil­dung und Orang-Utan-Schutz

„Lintas Alam“: Quer­feldein für Umwelt­bil­dung und Orang-Utan-Schutz

Jedes Jahr findet in Indo­ne­sien das landes­weite Event „Lintas Alam“ statt. Auch BOS nahm daran als Gast­geber teil. Bei einer Quer­feldein-Schnit­zel­jagd im Wald rund um unser Rettungs­zen­trum in Samboja Lestari hatten 200 Schü­le­rinnen und Schüler und ihre Lehr­kräfte jede Menge Spaß und haben dabei viel über Umwelt- und Arten­schutz gelernt.

Schü­le­rinnen und Schüler von über 20 Schulen aus benach­barten Gemeinden haben an dem landes­weiten Event teil­ge­nommen, das erst­mals auch auf dem Gelände unseres Samboja Lestari Rettungs­zen­trums stattfand.

Querfeldeinlauf Lintas Alam
Rein in die Mann­schafts-Shirts und los geht’s

Zur Begrü­ßung haben die Kinder und Jugend­li­chen T‑Shirts und Kappen unseres Rettungs­zen­trums mit einem Orang-Utan darauf und dem Schriftzug Samboja Lestari bekommen, die sie als Erin­ne­rung behalten dürfen.

Bäume pflanzen und Müll­sam­meln gibt Bonusunkte

Dann ging es auch schon los mit dem acht­ein­halb Kilo­meter langen Parcours, der an vier Wege­punkten vorbei führte: an einer ehema­ligen Kohle­mine, unserem Rettungs­zen­trum, am Ufer gegen­über unserer Voraus­wil­de­rungs­insel und schließ­lich am Schutz­zen­trum für Malai­en­bären. Jeder Wege­punkt musste inner­halb einer fest­ge­legten Zeit erreicht werden.

Querfeldeinlauf Lintas Alam
Wer kennt sich aus mit Natur und Umwelt?

Um den Wett­be­werb zu gewinnen, reichte es jedoch nicht, den Parcours schnellst­mög­lich zu durch­laufen. Weitere Punkte gab es nämlich für richtig beant­wor­tete Fragen sowie für Aktionen entlang des Weges wie zum Beispiel Müll aufsam­meln oder einen Baum pflanzen.

Tolles Ergebnis des „Lintas Alam“ in Samboja Lestari

Die Kids waren unglaub­lich schnell und erreichten die Ziel­linie viel früher als erwartet. Am ehrgei­zigsten waren die Grund­schul­kinder! Am Ziel wurden die Gruppen mit großem Jubel erwartet und mit einem leckeren Lunch belohnt, ehe die Gewinner bekannt gegeben wurden. Natür­lich gab es für alle Teil­nehmer auch eine Urkunde.

Kinder vom Querfeldeinlauf Lintas Alam
Für das nächste Jahr wünschen sich die Kinder eine Wieder­ho­lung des Events

Am Ende des Tages waren sich alle Kinder einige: Das wollen wir im nächsten Jahr unbe­dingt wieder­holen! Auch die Lehrer waren vom Event begeis­tert. Und wir von BOS freuen uns, wie viel Freude und Inter­esse sich die Kinder aus den Commu­ni­ties rund um unser Rettungs­zen­trum mit Umwelt- und Orang-Utan-Schutz beschäf­tigt haben.

Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

Es brennt auf Borneo

Es brennt auf Borneo

Wir hatten es befürchtet. Und nun ist es einge­treten: Auf Borneo brennt es wieder. Auch auf BOS-Arbeits­ge­bieten kam es schon zu ersten Feuer­aus­brü­chen. Ange­sichts des globalen Klima­wan­dels, der seit Wochen herr­schenden massiven Trocken­heit und dem gerade begin­nenden El-Niño-Ereignis sind wir in großer Sorge, was uns in den kommenden Wochen und Monaten noch bevor­stehen könnte. Natür­lich haben wir die vergan­genen Jahre genutzt und uns so gut wie möglich vorbe­reitet. Aber Hilfe ist für die gerade erst einset­zende Feuer­saison dennoch drin­gend nötig.

Ende August brach in unserem Auffors­tungs­ge­biet Mawas ein Feuer aus. Unser Team handelte schnell und konnte den Brand – der rund 50 Hektar Torf­moor­wald zerstörte – mit Unter­stüt­zung der lokalen Gemeinden löschen. Fast eine Woche dauerten die Lösch­ar­beiten, denn der Zugang zum Gebiet ist begrenzt und das Torf­moor in diesem Gebiet tief. Das führt dazu, dass Brände sich unter der Ober­fläche fortsetzen.

Erste Brände 2023 in Kalimantan, Löscharbeiten bei Nacht
Fast eine Woche dauerten die Lösch­ar­beiten in Mawas

Diese Boden­brände, bei denen die Flammen auf den ersten Blick nicht sichtbar sind, sind unglaub­lich schwierig zu löschen und können, wenn sie nicht gründ­lich behan­delt werden, die Ursache für immer wieder­keh­rende Brände sein.

Wald­brände kommen in der Trocken­zeit auf Borneo immer wieder vor. Aber gerade El-Niño-Jahre sind für die tropi­schen Regen­wälder am verhee­rendsten, für die Menschen am gefähr­lichsten und für die Tier­welt Borneos am tödlichsten. Auch für die Orang-Utans.

Grafik Niederschlangsmengen Mawas
Nieder­schlags­ent­wick­lung im Tuanan-Forschungs­ge­biet von Mawas. Zu erkennen ist die geringe Nieder­schlags­menge im Jahr 2023, ähnlich wie in den Jahren 2019 und 2015, als es zu extremen Bränden kam. Quelle: Tuanan Rese­arch Station/Rebecca Brit­tain (Juli 2023)

Die Gefahr durch das El-Niño-Phänomen

El Niño ist ein natür­li­ches, unre­gel­mäßig auftre­tendes Phänomen, bei dem in Indo­ne­sien die Kombi­na­tion aus hohem Luft­druck und extremer Meer­was­ser­tem­pe­ratur zu lang­an­hal­tender Hitze und Trocken­heit führt, was das Brand­ri­siko dras­tisch erhöht. Insbe­son­dere in den El-Niño-Jahren 2015 und 2019 kam es zu schweren Wald- und Torf­moor­bränden, deren Auswir­kungen weit über die Insel Borneo hinaus zu spüren waren.

Jetzt, im Jahr 2023, besteht erneut ein hohes Risiko für extreme Feuer, da wir in ein neues El-Niño-Jahr eintreten – mit drohenden Folge­schäden nicht nur für die Natur, sondern auch für die mensch­liche Gesund­heit, die Wirt­schaft und das globale Klima.

Die Horror­jahre 2015 und 2019

Im Jahr 2015 kam es in Zentral-Kali­mantan auf einer Fläche von rund 584.000 Hektar zu Wald- und Torf­bränden. Dichter Rauch (Haze genannt) verdun­kelte die Luft, verur­sachte bei Mensch und Tier Atem­pro­bleme und führte zum massiven Verlust von Lebens­raum und lang­fris­tigen Auswir­kungen für viele Tier- und Pflan­zen­arten, darunter auch Orang-Utans. Zwischen November 2015 und Februar 2017 musste BOS fast 90 wild lebende Orang-Utans aufgrund der durch die Flammen verur­sachten Verwüs­tungen umsie­deln. Auch viele Babys mussten nach den Bränden gerettet werden.

Vier Jahre später, im Jahr 2019, kam es erneut zu heftigen Bränden. Obwohl die Inten­sität nicht ganz so hoch war wie im Jahr 2015, stellten diese Feuer immer noch eine große Bedro­hung für die Umwelt, die Gesund­heit und unsere Arbeit dar.

Ein „bren­nendes“ Thema

Nun haben wir 2023 und wieder sind Wald­brände für uns ein „bren­nendes“ Thema. Extreme Wetter­ereig­nisse, der immer spür­ba­rere Klima­wandel und nicht-nach­hal­tige land­wirt­schaft­liche Prak­tiken sind die Haupt­ur­sa­chen für Wald­brände. Und die führen nicht nur zu wirt­schaft­li­chen und ökolo­gi­schen Verlusten, sondern gefährden auch die welt­weiten Bemü­hungen zur Redu­zie­rung der Treib­haus­gas­emis­sionen.

Wir beugen vor – so gut es geht

BOS ergreift schon seit Jahren verschie­dene Präven­ti­ons­maß­nahmen im Kata­stro­phen­schutz, um die Auswir­kungen der Brände in Kali­mantan zu verrin­gern. Mit regel­mä­ßigen Patrouillen über­wa­chen wir unsere Arbeits­ge­biete. Zusätz­lich setzen wir Drohnen ein, um mögliche Brand­herde so früh wie möglich zu erkennen und schnell bekämpfen zu können.

Mann im Boot auf engem Kanal mit Löschschläuchen auf Feuerpatrouillie
Aufgrund der anhal­tenden Trocken­heit führen die Kanäle, auf denen wir Patrouillen unter­nehmen, kaum Wasser

Ein wich­tiger Schritt zur Vermei­dung von Bränden ist die Wieder­vernäs­sung von trocken­ge­legten Torf­moor­ge­bieten wie in Mawas, wo wir Stück für Stück die kilo­me­ter­langen, künst­lich ange­legten Kanäle blockieren und so das kohlen­stoff­reiche Gebiet wieder fluten und aufforsten. In den Gebieten, wo bereits Dämme die Kanäle blockieren, konnten wir auch in der Trocken­zeit einen signi­fi­kanten Anstieg des Wasser­ni­veaus fest­stellen. Im Falle eines Brandes kann das die Rettung für dieses Gebiet bedeuten. Doch viele Kilo­meter Kanal warten noch auf uns.

Staudammbau um trockengelegtes Torfmoor auf Borneo wiederzuvernässen
Stau­dämme sind ein Mittel zur Wieder­vernäs­sung des Torf­moors und helfen, die Gefahr von Bränden zu verringern

Wir arbeiten eng mit lokalen Gemeinden zusammen, die wir auch in der Brand­be­kämp­fung schulen und sensi­bi­li­sieren. Gegen­wärtig haben wir in acht Dörfern Brand­be­kämp­fungs­teams, wobei in jedem Dorf zwei bis drei Teams tätig sind. Die Teams über­wa­chen den Wasser­stand des Torfs, räumen Schneisen, checken die Brand­be­kämp­fungs­aus­rüs­tung und bauen Brunnen und „Beje“ (Fisch­teiche, die auch als Wasser­re­ser­voir dienen), die dann als Wasser­quellen für die Brand­be­kämp­fung genutzt werden können.

Unter­stützen Sie uns bei unseren Maßnahmen gegen die drohenden Brände! Jede Spende hilft, die Gefahr für die Orang-Utans auf Borneo zu verrin­gern. Vielen Dank!

Anfassen verboten! Das gilt für Mensch – und Wildtier

Anfassen verboten! Das gilt für Mensch – und Wildtier

Ein Kommentar von Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutschland

Seit Tagen hagelt es Kritik an der vermeint­li­chen Grenz­über­schrei­tung von Deutsch­lands bekann­testem Tier­filmer Andreas Kieling gegen­über Teil­neh­me­rinnen beim YouTube-Format „7 vs. Wild“. Im Neusprech verkürzt als Shit­s­torm zu bezeichnen. Und der hat es in sich. Hatte doch Herr Kieling als einer der wenigen Fern­seh­pro­mi­nenten die Chance, auch im bei der jungen Ziel­gruppe unver­gleich­lich belieb­teren YouTube Bekannt­heit zu erlangen. Dieser Spagat von alten zu neuen Unter­hal­tungs­for­maten gelingt nur den Aller­we­nigsten und so waren alle sehr gespannt auf das Abschneiden von Herrn Kieling im YouTube-Format „7 vs. Wild“. Leider ist der Versuch gehörig schief­ge­laufen und Kieling wurde noch vor dem eigent­li­chen Beginn der Serie nach Hause geschickt.

Mindest­ab­stand auch bei Wild­tieren einhalten

Die Vorwürfe beschäf­tigen mitt­ler­weile auch Anwälte und handeln von verbalen und körper­li­chen Über­griffen auf junge Seri­en­teil­neh­me­rinnen. Zusam­men­ge­fasst geht es um die unge­fragte Über­schrei­tung von körper­li­cher Privat­sphäre. Und da sind mir sofort verschie­dene Bilder in den Kopf geschossen, denn seit Jahren möchte ich mit Herrn Kieling über das Thema Mindest­ab­stand und Respekt ins Gespräch kommen – in Bezug auf Wild­tiere. Ausge­hend von Aufnahmen, in denen er ohne Gesichts­maske Orang-Utans trägt, hält und anfasst.
Ich traf ihn kurz bevor diese Aufnahmen entstanden waren zufällig auf dem Flug­hafen in Jakarta. Er war gerade in Indo­ne­sien ange­kommen und wollte weiter nach Sumatra, ich war auf meiner Rück­reise von Borneo. Ganz abge­sehen von der Frage, ob er die von der IUCN bei Kontakt mit Menschen­affen empfoh­lenen zehn bis 14 Tage Quaran­täne im Land einge­halten hat – der Abstand zum Wild­tier, sozu­sagen die gesunde Privat­sphäre, hat er nicht gewahrt. Für gute Bilder stürzte er sich also voller west­li­cher Keime (kein Mund­schutz) auf wehr­lose Wildtiere.

Kontakt zum Wild­tier kann schlimme Folgen haben

Das würde ich nie machen. Selbst wenn ein Orang-Utan auf mich zukommt, spielen oder auf den Arm möchte, halte ich Abstand. Denn das Risiko einer Mensch-Tier-Anste­ckung ist unge­mein hoch und auch neueste Lang­zeit­aus­wer­tungen aus unseren Schutz­zen­tren zeigen dras­tisch, dass JEGLICHER Mensch-Tier-Kontakt die späteren Auswil­de­rungs­chancen negativ beein­flussen. Je weniger mensch­li­cher Kontakt in einer Orang-Utan-Biografie vorkam, desto höher die Auswilderungserfolge.

Junge Orang-Utans in BOS Waldschule mit Babysitterin
So wenig mensch­li­cher Kontakt wie möglich, nur durch Baby­sit­te­rinnen und Tier­ärzte und auf jeden Fall mit Mund­schutz – so soll es sein

Aber eigent­lich auch mehr als logisch, sagen doch bereits alle ernst­zu­neh­menden Wild­tier­ex­perten, dass Tiere entspre­chenden Abstand brau­chen und nicht berührt werden dürfen. Da geht es auch um viel mehr als über­trag­bare Krank­heiten. Es geht um ein tiefes Verständnis von Schutz­zonen, denn Wild­tiere wurden über all die Jahre gejagt, gefangen und vertrieben, d. h. sie haben nur eine Über­le­bens­chance, wenn sie den Menschen lang­fristig aus dem Weg gehen.

Keine Kuschel­tiere

Wir sind keine Freunde, sondern Konkur­renten um Lebens­raum, von dem wir bereits mehr als genug den Tieren gestohlen haben. Und Wild­tiere wie Orang-Utans sind eben keine Kuschel­tiere, mit denen wir auf gemein­samen Fotos oder Film­auf­nahmen Einschalt­quote, Likes oder Reich­weite erzeugen sollten. Ganz gleich, wie verlo­ckend das sein mag. Nicht zuletzt deswegen verstören mich Aufnahmen wie die von Herrn Kieling oder anderen Tier­fil­mern, Influen­cern oder letzt­lich Touristen. Leider gibt es immer noch Zoos, Parks und sogar immer wieder Schutz­zen­tren, die offen­sicht­lich für gute Bilder und mehr Besu­che­rinnen und Besu­cher laxere Verhal­tens­re­geln pflegen, was uns dann wieder auf die Füße fällt. Denn wenn wir Gäste unserer Rettungs­zen­tren mit unserem strengen Regel-Katalog quälen, werden die Gesichter immer länger.

Umdenken muss statt­finden – und findet statt

Ich vermisse mehr und mehr den Respekt für andere Lebe­wesen – gleich welcher Spezies –, die auch ein Anrecht auf einen gebüh­renden Abstand haben. Ob Wild­tier oder weib­liche Influencer. Der „alte weiße TV-Mann“ muss endlich umdenken und seine Hand­lungen hinterfragen.

Die gute Nach­richt aber zum Schluss: Meine Hoff­nung ruht in der nächsten Gene­ra­tion von Filme­ma­chern wie Robert Marc Lehmann oder Manuel Berg­mann, die immer wieder einen respekt­vollen Abstand zu Wild­tieren predigen und die damit unsere Arbeit enorm unter­stützen. Vielen Dank dafür.

Wie begegnet man einer Schlange im Wald

Wie begegnet man einer Schlange im Wald

Das Verhältnis zu Schlangen ist bei vielen Menschen vor allem durch Angst geprägt. Und das ist durchaus berech­tigt. Denn aufge­schreckte Schlangen vertei­digen sich gegen Raub­tiere oder Bedro­hungen wie den Menschen, was durchaus lebens­be­droh­liche Folgen haben kann. Unsere Post-Release-Moni­to­ring-Teams (PRM) leben mitten im Regen­wald, in Hotspots der Arten­viel­falt. Da gehören auch Schlangen zu ihren direkten Nach­barn und Begeg­nungen mit teil­weise sehr giftigen Exem­plaren sind immer möglich.

Aus diesem Grund hat BOS in Zusam­men­ar­beit mit der indo­ne­si­schen Snake Sioux Foun­da­tion kürz­lich eine Schu­lung zum rich­tigen Umgang mit Schlangen im Camp Nles Mamse in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen (Ost-Kali­mantan) für die PRM-Team­mit­glieder durch­ge­führt. Dabei konnten die Schu­lungs­teil­nehmer eine Menge über Schlangen und den rich­tigen Umgang mit ihnen erfahren.

Post-Release Monitoring Team wird im Umgang mit Schlangen geschult. Schlange mit Giftzähnen
Was passiert, wenn die Schlange zuschnappt? Auch darüber wurde unser Team aufgeklärt

So lernte unser Team, dass Schlangen je nach Stärke und Art ihres Giftes in drei Gruppen einge­teilt werden: neuro­to­xisch (giftig für das Nerven­system), hämo­to­xisch (Gift, das die Blut­zellen schä­digt) und zyto­to­xisch (Gift das Gewebe und Zellen schä­digt). Aus jeder dieser Gruppen gibt es in Indo­ne­sien ende­mi­sche Schlangen mit schwa­chem bis zu sehr starkem Gift, wie z. B. Kobras und Vipern.

Wissen gibt Sicherheit

Während der Schu­lung wurde unseren PRM-Team­mit­glie­dern beigebracht, wie sie die unter­schied­li­chen Schlangen iden­ti­fi­zieren und bei Bedarf sicher mit ihnen umgehen können. Denn je besser sich unsere Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter mit den Lebens­ge­wohn­heiten, Verhal­tens­weisen und poten­zi­ellen Gefahren der verschie­denen Schlan­gen­arten auskennen, umso besser können sie bei mögli­chen Begeg­nungen reagieren.

Dendrelaphis caudolineatus Schlange im Glas
Die Dendrel­aphis caudo­li­neatus ist recht verbreitet und ungiftig

Doch was tun, wenn es mal zum Äußersten kommt und ein Team­mit­glied von einer Schlange gebissen wird? Auch das wurde in der Schu­lung vermit­telt. Denn erste Hilfe in so einem Notfall ist in den entle­genen Regen­wald­camps noch entscheidender.

Mit einer Spende unter­stützen Sie unsere Arbeit für die Orang-Utans und ihren Lebensraum.