Das laute Schweigen — Ein Kommentar von BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes

Das laute Schweigen — Ein Kommentar von BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes

BOS Deutsch­land war nie eine Orga­ni­sa­tion mit einer einheit­li­chen Meinung zu Zoos. Wollte jemand Streit, konnte er einfach diese Frage aufma­chen. In unseren Reihen tummeln sich Hard­core-Zoogegner. Aber auch Menschen mit Zoo-Jahres­karten und nicht zuletzt haben einige BOS-Regio­nal­gruppen ihre Infor­ma­ti­ons­stände in Zoos und pflegen ein part­ner­schaft­li­ches Verhältnis. BOS hat auch schon Spenden von Zoos empfangen, die wir direkt und 1:1 an unsere Rettungs­zen­tren weiter­ge­leitet haben. Bisweilen habe ich mich sogar gewun­dert, dass nicht mehr zoolo­gi­sche Einrich­tungen unsere Arten­schutz­ar­beit unter­stützen, denn das Label „Arten­schutz“ tragen sie mitt­ler­weile alle sehr gerne und immer lauter. Und genau hier beginnt in der Regel die Diskus­sion. Denn während es unbe­stritten ist, dass BOS mit seiner Reha­bi­li­ta­tions- und Auswil­de­rungs­ar­beit auf Borneo aktiv zum Erhalt des Borneo-Orang-Utans beiträgt, bleiben Zoos den Nach­weis von Arten­schutz­ar­beit meist schuldig. Darum kann man zurecht die Frage stellen: Welchen Sinn haben Zoos überhaupt?

Die Tötung eines Orang-Utan-Babys im Basler Zoo hat diese Diskus­sion auch in unseren Reihen wieder hoch­ko­chen lassen. Es scho­ckiert uns, dass dieses verwaiste Tier in unserem Rettungs­zen­trum in Borneo zu einem gesunden und Wildnis taug­li­chen Vertreter seiner gefähr­deten Art hätte heran­wachsen können, während es in der Schweiz noch nicht einmal versucht wurde.

Scho­ckiert sind wir aber auch davon, wie andere Orga­ni­sa­tion mit Tier- und Arten­schutz im Satzungs­zweck einfach schweigen. Wegen unserer ambi­va­lenten Haltung zu Zoos wurden wir in der Vergan­gen­heit schon oft von anderen Orgas kriti­siert, die Zoos vehe­ment ablehnen. Doch nun, wo ein Zoo das Baby einer hoch­ge­fähr­deten Art getötet hat, bleibt der große Aufschrei aus. Keine großen Kampa­gnen, keine glühenden State­ments. Wir fühlen uns in unserem Entsetzen über diesen Vorfall im Zoo Basel ziem­lich allein gelassen von den Orgas, die sonst schnell dabei sind, zu kriti­sieren und anzu­pran­gern. Noch schlimmer: auf RTL wird von einer bekannten Tier­rechts­or­ga­ni­sa­tion ohne Exper­tise zu Orang-Utans und deren Hand­auf­zuchten dem Zoo Basel sogar zuge­stimmt. Zoos würden zurecht „Hand­auf­zuchten vermeiden“, da sie zu „aufwendig“ sind und zu „späteren Inte­gra­ti­ons­pro­blemen“ führen.

Wir spre­chen noch immer von Zoos, also von wider­na­tür­li­chen Umge­bungen, und nicht vom Dschun­gel­buch, wo Mogli mit anfäng­li­chen „Inte­gra­ti­ons­pro­blemen“ kämpft. Sprich, in nicht opti­maler Umge­bung, sollen vermeint­lich opti­male Sozi­al­ver­bin­dungen entstehen? Hinweis: Orang-Utans leben in Frei­heit semi-solitär, da gibt es über­haupt kein Bedürfnis nach Gruppe und Mitein­ander. Da kann der Basler Zoo noch so oft Beispiele von kurz nach dem Krieg mit Gorillas bemühen, die tatsäch­lich in Grup­pen­ver­bänden leben.

Ich empfehle allen vermeint­li­chen Experten Fach­li­te­ratur oder noch besser einen fach­li­chen Austausch mit Arten­schutz­or­ga­ni­sa­tionen, die Programme vor Ort finan­zieren, denn dieses Unwissen kann Leben kosten, wie wir jetzt schmerz­haft sehen mussten.

Mitt­ler­weile hat BOS Deutsch­land e.V. eine Peti­tion an Zoo Basel gestartet! Bitte unter­stützen Sie uns in unseren Forderungen.

Erneut Nach­wuchs in Kehje Sewen

Erneut Nach­wuchs in Kehje Sewen

Was für eine schöne Meldung: Der Kehje Sewen Wald hat einen neuen Bewohner! Bereits im Oktober letzten Jahres hatte unser Tier­arzt bestä­tigt, dass Orang-Utan-Weib­chen Lesan trächtig war. Nachdem wir sie eine Weile nicht mehr gesehen hatten, vermu­tete unser Team schon, dass sie mitt­ler­weile ihr Baby auf die Welt gebracht hatte. Und nun haben wir endlich Gewissheit!

Lesans Baby kuschelt sich eng an Mama
Lesans Baby kuschelt sich eng an Mama

Mama und Schwester lieben das Neugeborene

Anfang Januar 2023 entdeckten wir Lesan mit ihrer Erst­ge­bo­renen Ayu, die inzwi­schen rund fünf Jahre alt ist, in der Nähe des Camp Lesiks. Und diesmal trug Mama Lesan ein Baby! Fest hielt sie das Kleine an sich gepresst, zeigte deut­lich ihre Mutter­in­stinkte und ihre Zunei­gung gegen­über ihrem jüngsten Kind.

Als unser Team versuchte, Fotos zu machen, drehte Lesan sich weg, um ihr Baby zu verste­cken. Auch die große Schwester Ayu zeigte ihre Beschüt­zer­instinkte: Sie versuchte, unsere Team­mit­glieder zu verjagen, indem sie an Bäumen rüttelte und sich unserem Team mit gebleckten Zähnen näherte. Es scheint, als seien Mama und große Tochter bereits ein einge­spieltes Team in der neuen Familienkonstellation!

In Mamas Armen ist es sicher

Lesans Auswil­de­rung beweist erfolg­reiche Rehabilitation

Orang-Utan-Dame Lesan ist eine echte Erfolgs­ge­schichte für unser Auswil­de­rungs­pro­gramm. Seit wir sie 2012 in Kehje Sewen ausge­wil­dert haben, hat sie immer wieder bewiesen, dass sie in der BOS Wald­schule und Wald­uni­ver­sität alles gelernt hat, was sie zum Über­leben im Dschungel braucht. Lesan besitzt nicht nur selbst die Fähig­keit, in der Wildnis zu über­leben – sie hat dieses Wissen auch an ihre Tochter Ayu weiter­ge­geben: Das Orang-Utan-Mädchen geht bereits jetzt selb­ständig auf Nahrungs­suche und kann sich ein eigenes Schlaf­nest bauen.

Unsere Post-Release-Moni­to­ring-Teams vor Ort haben Lesan außerdem dabei beob­achtet, wie sie sich mit anderen Orang-Utans anfreundet, sich bei Begeg­nungen mit Menschen artge­recht verhält, ihr Revier erkundet und nicht zuletzt in der Lage ist, sich zu paaren. Dank Lesan erblickten bereits zwei Babys einer neuen Gene­ra­tion von im Wald gebo­renen Orang-Utans das Licht der Welt. Was für ein wunder­barer Erfolg für unser umfang­rei­ches Rehabilitationsprogramm.

Orang-Utans sind welt­weit nur noch auf den Inseln Borneo und Sumatra behei­matet und vom Aussterben bedroht. Helfen Sie uns dabei, Orang-Utans zurück in ihr Zuhause, den Regen­wald, zu bringen: Unter­stützen Sie das Reha­bi­li­ta­tions- und Auswil­de­rungs­pro­gramm von BOS! Jeder Beitrag hilft.

Ayu wird eine große Schwester

Ayu wird eine große Schwester

In unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen ist unser Beob­ach­tungs­team nach längerer Zeit wieder einmal der 20-jährigen Lesan und ihrer sechs­jäh­rigen Tochter Ayu begegnet – und hat eine wunder­bare Entde­ckung gemacht.

Das kleine Orang-Utan-Mädchen Ayu gehört zu unseren Stars in Kehje Sewen. Wie glück­lich waren wir, als wir 2016 von ihrer Geburt erfuhren: Sie war das zweite wild gebo­rene Baby einer ausge­wil­derten Orang-Utan-Dame aus unserem Rettungszentrum.

Lesan ist eine vorbild­liche Mama für Ayu

Mama Lesan entpuppte sich als ganz wunder­bare Mutter. Über die Jahre wuchs Ayu zu einem starken und gesunden Orang-Utan-Kind heran, das immer mehr über­le­bens­wich­tige Fähig­keiten für ein Leben im Dschungel erlernte.

Dies konnte unser Post-Moni­to­ring-Team beob­achten, wann immer es ihnen gelang, die beiden im Wald zu entde­cken. Denn Lesan und Ayu sind auch sehr gut darin, sich vor mensch­li­chen Blicken tief im Regen­wald zu verbergen – was wir natür­lich begrüßen, schließ­lich ist genau das artge­rechtes Verhalten und schützt die beiden vor poten­ziell gefähr­li­chen Begeg­nungen mit Menschen.

Hurra, Lesan ist schwanger!

Kürz­lich hatte unser Team wieder einmal das Glück, Lesan und Ayu im Kehje Sewen Wald zu entde­cken. Dabei machten die Kolle­ginnen und Kollegen eine ganz wunder­bare Beob­ach­tung: Lesan erwartet erneut ein Baby! Die Diagnose ist eindeutig, haben unsere Tier­ärzte bestä­tigt, denn es sind bereits körper­liche Verän­de­rungen sichtbar.

Ayu scheint die Verän­de­rung zu spüren

Auch Ayu bemerkt offenbar, dass sich bei ihrer Mama etwas verän­dert. Während sie früher sehr anhäng­lich war, wirkt sie nun viel selb­stän­diger, bewegt sich auch weiter von ihrer Mutter weg und macht dabei einen sehr selbst­be­wussten und zufrie­denen Eindruck. Sie ist inzwi­schen auch voll­ständig abgestillt.

Durch ihre zuneh­mende Unab­hän­gig­keit lässt die bald Sieben­jäh­rige ihrer Mama den Raum, den sie nach der Geburt brau­chen wird, um sich um ein Neuge­bo­renes zu kümmern. Unser Team ist sich sicher: Ayu wird eine tolle große Schwester!

Noch genießt Ayu Lesans komplette Aufmerksamkeit

Einige Monate lang bleibt es auf jeden Fall noch span­nend: Mit 37 Wochen Trage­zeit sind Orang-Utans fast genauso lange schwanger wie Menschen. Und natür­lich wissen wir nicht, wie schnell nach der Geburt Mama Lesan unserem Post-Moni­to­ring-Team wieder begegnen wird.

Und auch für Ayu bleibt noch etwas Zeit, um die unge­störte Zwei­sam­keit mit Mama Lesan zu genießen.

Im Reich der Orang-Utans

Im Reich der Orang-Utans

Die Kolli­sion zwischen Austra­lien und Asien hatte auch enorme Auswir­kungen auf die Inseln Java, Sumatra und Borneo. Hier glühen Vulkane mit unheim­li­chem blauen Licht, und der größte Vulkan­aus­bruch, seit es Menschen gibt, hat eines der reichsten Ökosys­teme des Planeten geschaffen. Diese Inseln liegen auf dem asia­ti­schen Teil der Erdkruste, daher stammen auch Orang-Utans und Nashörner.

So 22.1., 20:15 Uhr, RBB

Im Reich der Orang-Utans

Aben­teuer Borneo mit Judi Dench

Die briti­sche Schau­spie­lerin Judi Dench reist ins Herz von Borneo, zu den ältesten und arten­reichsten Regen­wäl­dern der Erde. Sie begegnet wilden Orang-Utans und entlässt kleine Malai­en­bären zurück in die Freiheit.

Sa 14.1., 07:00 Uhr, GEO Television